Puerh - wohin will ich eigentlich? - 1
Als ich meinen ersten Puerh wahrnahm, einen Tee also, der sich eigentlich nicht Puerh nennen durfte, weil er aus dem Bergland von Thailand kam, der mir aber zum ersten Mal diesen typischen Geschmack in den Mund brachte, der sich erst im Nachhinein als Puerh – Geschmack zu erkennen geben sollte ...
Mal davon abgesehen, dass ich kleine schwarze in einen Fingerhut gepresste Krümel eher als schlechten schwarzen Kaffee deklarierte, obwohl Puerh auf dem Karton stand und die gleichen allerdings grünen Krümel, die mir von einem Chinesen geschenkt wurden, eher als gesunde Kräuter ansah.
Also, da ist ein echt eigenartiger Geschmack, der mir ehrlich ins Gesicht schreit, dass er eben kein lieber gerollter Bergtee von der Insel ist, der mir, so ich ihn falsch behandle, auch mal den Hals kratzt und mir direkt ins Gesicht schlägt.
Ich sehe durch ein Schlüsselloch an einer Tür, an der 10 000 andere Menschen einfach achtlos vorbeigehen und sehe eine Welt, die mit jedem Blick größer und immer größer wird. Und je genauer ich hinsehe, mir immer mehr Facetten offenbart, die ich zum Teil auch nicht sehen will.
Ich bin schon durch das Schlüsselloch hindurch und hinterlasse vor der Tür eine Welt, die mich sowieso nicht versteht, die den Tee nicht versteht und weshalb ich selbst diesen Tee auch nicht verstehe.
Und greife ich zu, fange ich an etwas zu begreifen, so entschlüpft es mir doch sogleich wieder,zieht sich zurück hinter eine Wand aus Show und Urteilen, Vorurteilen und Meinungen anderer.
Ich sage einfach, der Tee ist schön, er gefällt mir oder er gefällt mir nicht, manchmal beides zugleich.
Ich denke an den Klotz alter Blätter, wie zusammengefegt im Herbst, der mir gefällt. Blätter, die zum Teil nur noch Gerippe sind, so zart, dass sie im Wind zerfallen würden. Ist das Puerh?
Muss der Tee duften und schmecken, als würde ich an einem alten Schuppen die Tür öffnen und ins Dunkle starren, sich mir leicht die Nackenhaare aufrichtend, weil ich die Mäuse leise trippeln höre?
Der Weg führt mich zurück ins Grüne. Der Tee wird jünger, strenger und plötzlich überlege ich, weshalb Puerh eigentlich so jung schon verkauft werden muss, warum ich solchen jungen Tee eigentlich kaufen sollte, wenn ich nichts weiter vorhabe, als ab und zu mal diesen Geschmack zu erleben, der in diesem jungen Gemüse einfach noch nicht enthalten ist.
Nun ist das Abenteuer so weit vorangetrieben, dass ich mir erlaube, einen eigenen Geschmack zu entwickeln.
Muss ich alles probieren, nur weil es Puerh genannt wird?
Ja, es macht Spaß und zeigt mir, wie weit diese Welt reicht. Und doch kreist alles immer wieder um diesen Geschmack, den ich vermisse, entdecke, nicht fasse, verliere,...
Ich denke, es ist Zeit Geschmack zu entwickeln. Weniger Vielfalt, öfters den gleichen probieren, mit verschiedenen Methoden den Tee zu behandeln. Auch einfach mal nur den Tee zu gießen ohne Beurteilung, ohne Bewertung, Vergleich, einfach Ritual und genießen.
Warum trinke ich Tee?
Nicht um Erbsen zu zählen!
Zwischen Extremen wandernd versuche ich meinen Geschmack zu finden, einen Geschmack, der mich begleiten darf, dem ich dann auch ein eigenes Kännchen widmen würde. Jeder Geschmack ein Kännchen bis das der Kuchen verbraucht ist. Nun das ist vielleicht Zukunft nur wage vorstellbar.
Tee der mir heute gefällt ist morgen geschmacklich vergangen. Warum sich da mit einer Menge eindecken, die später vielleicht unberührt verstaubt?
Also, weiter geht’s auf dem Weg ...
- Magic Jenny reagierte darauf
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