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Tee in der Literatur/Poesie


Empfohlene Beiträge

@Seit und Paul (in chronologischer Reihenfolge der Beiträge, nicht der Zeugung):


Werde im gegebenen Moment (was ist in der Bibliothek) danach Ausschau halten!



@Paul: Gehts denn darin auch tatsächlich um richtigen Tee,


oder ist das mehr so eine Kräutertee-Geschichte?




@Topic: Ich bin derzeit endgültig verfolgt vom Tee. Egal welchen Titel ich anfasse -


ganz aktuell Martin Suter's neueste Zangengeburt "Montecristo" - die beiden oberböse(ge-)wichtigen


Bankmanager süffeln am Nachmittag gemeinsam Lung Ching in hauchdünnen Porzellantässchen.


So wird das natürlich nichts - hätte ich ihnen auch schon vorher sagen können.


Hätten sie sich besser einen arschpfeiffendherben Beeng hinter die Binde gekippt,


damit wären sie vielleicht etwas mehr auf dem Boden geblieben (gem. X. zumindest ; ),


aber so nimmt das für die Beiden bestimmt kein gutes Ende.


Bearbeitet von GoldenTurtle
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  • 4 Wochen später...

Sarah Kirsch, Englisch Prosa, DVA



Die Teewelt fährt meist nach China oder wie "Madam X" gerade mit einer Gefolgschaft nach Taiwan (http://tee.kaywa.com/ oder länger: https://www.teehaus.com/blog/) um wieviel lustiger eine Reise in das Mutterland des Tees ist kann man mit Sarah Kirsch erleben.



Frau Kirsch braucht man nicht vorzustellen, eine "Klassikerin zu Lebzeiten" da hat der Westdeutsche Rundfunk recht!


http://www.randomhouse.de/SPECIAL_zu_Sarah_Kirsch/aid20896.rhd?aid=20896



Eine Frau, die für ihre Gedichte berühmt ist schreibt eine Reiseerzählung, kann das was werden? Kommt drauf an, was man unter Gedicht versteht :-)


Ich würde es als ein 67 Seiten langes Gedicht bezeichnen! Geht denn das? Klar, und wie man lesen kann ist es sehr hübsch.



Was passiert, fragt der kleine Fritz?



Frau Kirsch reist im Jahr 2000 mit ihrem Sohn nach Cornwall  und Devon. Davon schreibt sie, und das auf eine sehr spezielle Art, so gut, daß man das Buch nur jedem Teetrinker, Reisenden, SüdenglandLiebhaber und  GedichtelesendemEigenbrötler empfehlen kann!



Sarak Kirsch wäre am 16. April 80 Jahre alt geworden, DVA hat dieses Buch als posthumes Geburtstagsgeschenk an sie herausgebracht. Dem Verlag ist dafür zu danken!


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Ich staune ganz ehrlich wie ausführlich der Cölner und der Schnorrer quasi live


von der Taiwan-Reise berichten. Bravo, Hut ab!



Und ... die Berichte von den Tees aus der Schatzkammer Atongs ... Sabber!!!


 

 

@Paul: Auf welchen Wegen kommst du eigentlich stets zu deinen sehr besonderen Literaturtipps?

Sie sind ja meist ziemlich abseits der breitgetretenen Massenliteraturpfade.

Von Zufallsfunden wie bei mir gehe ich bei dir zudem auch nicht aus.

 

 

@Topic: John Dos Passos' "Orient-Express"

 

Spielt ca. im Jahre 1920, sie süffeln eigentlich die ganze Zeit auf ihrer Reise Tee,

rundherum sterben die Menschen wie die Fliegen.

Eindrücklicher, tiefschürfender Titel.

 

Eine hingegen amüsante Stelle zum Tee möchte ich daraus beizeiten mal noch niederschreiben.

Bearbeitet von GoldenTurtle
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  • 1 Monat später...
  • 1 Monat später...

Mal ein wenig erstklassige Lyrik, die werten Damen und Herren?

"And then one day they came and took us off.
Now I live here, another island,
that doesn't seem like one, but who decides?
I'm old.
I'm bored, too, drinking my real tea,
surrounded by uninteresting lumber.
The local museum's asked me to
leave everything to them:
the flute, the knife, the shrivelled shoes,
my shedding goatskin trousers
(moths have got in the fur).
How can anyone want such things?
– And Friday, my dear Friday, died of measles
seventeen years ago come March."

Elisabeth Bishop, die hat's gekonnt die Gute.

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  • 3 Wochen später...

Ruth Fend:  Wok 'n' Roll, Wie ich kochen lernen wollte und China entdeckte; Aufbau Verlag Berlin 2015



Ich gebe es zu, ich lese lieber über ferne Länder als hinzufahren. Der ein oder andere hat sicherlich schon mitbekommen, daß die Reiseerlebnisse von Teehändlern und deren Eleven in ihren Blogs zu einem Quell ständiger Freude und Unterhaltung  bei mir geworden sind. Somit liegt ein  Schwerpunkt meiner Lektüre auf China.



Ruth Fend, geboren 1979, arbeitete als Journalistin in China. Als ihr Auftraggeber ihr Büro schloß, war sie arbeitslos, hatte aber durch Zufall ihre Akkreditierung für ein Jahr verlängert bekommen. Da sie gerne ihren Teller und den von anderen leer ißt, beschloß sie chinesisch kochen zu lernen und eventuell nach einem Jahr ein chinesisches Nudelhaus in Europa zu eröffnen. Die gute Nachricht vorne weg: sie arbeitet wieder als Journalistin und hat kein Restaurant eröffnet.



Die gemischte Penisplatte im ersten Kapitel hätte ihr ein wohlmeinender Lektor sicherlich gestrichen, aber was soll's? Ein wenig pupertär der Einstieg, aber somit kann es nur besser werden.



Sehr hübsch finde ich, daß sie sich die einzelnen Provinzen Chinas gesondert vornimmt und daß sie mit Yunnan beginnt verschafft ihr das Wohlwollen aller Pu-erh Trinker!


Sie hat keine Ahnung vom Kochen und steht natürlich ständig im Weg rum. Bewundernswert, die Gastfreundschaft und Rücksicht der Chinesen. Bemerkenswert auch die Ehrlichkeit von Frau Fend, daß sie hier nichts schönt.


Was das Buch auf jeden Fall lesenswert macht, ist daß man als Ausenstehender mitbekommt wie es heutzutage um die Recherche im Journalismus bestellt ist.


Früher hätte man sich ein paar Spitzenköche gesucht  und um zehn Ecken herum versucht mit ihnen Kontakt aufzunehmen,  natürlich nicht ohne selbst vorher mindestens zwanzig Jahre halbprofessionel gekocht zu haben.


Heute reicht es gerne zu essen und das Internet um mit Couchsurfing Übernachtung und Leute zu suchen, die von sich glauben kochen zu können. Was dabei herauskommt ist äußerst amüsant.


Da wird in einer chinesischen WG gekocht, in einem Schlafsaal von Studentinnen (der Tisch sind zwei zusammengeschobene Stühle) in einem Tempel, auf einem Berg, wo die Autorin die Zutaten im Rucksack mitbringen muß (Berauf und zu Fuß - was sie schwer verblüfft) usw.



Fazit: Ein sehr amüsantes Buch. Man erfährt viel über junge Leute in China wie Ruth Fend sie sieht; man lernt, daß man solche Bücher heute nur mit einem Smartphone schreiben kann, weil es nur mit diesem Gerät möglich ist all die Leute zu treffen über die man schreibt.



Da ich ein älterer Herr bin und schon das ein oder andere Kochbuch gelesen habe, kann ich auch hier mit GroßvatersErinnerungen aufwarten: Es gab mal eine Taschenbuchreihe bei rororo die hieß: koche froh mit rororo. Kein Witz nicht ausgedacht, meine jungen Leser. Das war der Humor der sechziger Jahre. 1968 erschien "Ganz einfach chinesisch" von Wolfgang Menge.



Man sollte beide Bücher nebeneinander lesen und man wird eine Menge lernen über China, über das Kochen und über den Wandel der Zeiten.

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Zunächst mal vorweg: klingt recht interessant, vielleicht kann ich die örtliche Bücherei zur Anschaffung animieren ;)


Die gemischte Penisplatte im ersten Kapitel hätte ihr ein wohlmeinender Lektor sicherlich gestrichen, aber was soll's? Ein wenig pupertär der Einstieg, aber somit kann es nur besser werden.

So, Paul, und jetzt nicht sauer werden, aber von dir hätte ich diesen - im übrigen sehr häufigen! - Lapsus irgendwie nicht erwartet ;) "Pubertär" kommt von lat. pubertas, pubes usw. Nur ein "p" am Anfang des Wortes :D

So, und nun genug der Klugscheißerei meinerseits :)

P.S.: Nur eins noch - und die Platte... von welchen Tieren stammten denn besagte Geschlechtsteile? Nur falls die Bücherei das Werk nicht anschafft... :ph34r:

Bearbeitet von seti17
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Arbiträres Fundstück, das Buch tut nichts zur Sache. Es handelt nicht von Tee und auch, wenn ich es noch nicht durchhabe, fällt es in eine "geht so"-Kategorie oder darunter. Ich bin ein Vielleser und Lesefutter ist gerade etwas knapp  :ph34r:  Aber die zitierten Sätze werden sicher dem einen oder anderen aus eigenen Erfahrungen bekannt vorkommen ;)



"N. offered her tea. He had a special thermometer measuring the exact temperature of the water. 'Are you a connoisseur?' she asked. 'I'm a pedant.' The tiny china cups looked as though they belonged in a dolls house. [...] N. poured another cup of tea, using a silver strainer to capture the leaves. [...]"


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  • 2 Wochen später...

Ungefähr rezitiert:



"Um diesen doppelten Sonnenaufgang geniessen zu können fehlte etwas.


Gibt es Tee auf diesem Raumschiff?"



Er findet dann auch tatsächlich etwas, das "ein bisschen (aber eben nicht ganz) anders als Tee schmeckte":



... der Nutri-Matic-Getränke-Synthesizer, der eine Flüssigkeit herstellen konnte, „die ein bisschen (aber eben nicht ganz) anders als Tee schmeckte“.


Die Beschwerdeabteilung ist einer der größten Geschäftsbereiche der Sirius-Kybernetik-Corporation, sie umfasst drei Planeten.


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  • 1 Monat später...

War gestern Abend spät noch an Dostojewski's Dämonen.


Das Buch hat mindestens eine ganz tolle Tee-Szene:



Also, trinken zwei, die sich kaum kennen, zusammen Tee, da erzählt der eine,


ein etwas sonderbarer Typ (aber, wer ist schon nicht etwas sonderbar)


dass er jeweils die ganze Nacht bis in den Morgengrauen Tee trinkt


und über verworrene Dinge nachdenkt.


Fragt ihn der Andere: "Das muss doch schon ziemlich langweilig sein,


die ganze Nacht mit ihrem Tee."


Darauf der etwas Sonderbare: "Warum meinen sie?"



Hahaha! Ich musste natürlich grad an Tobias denken,


also nicht wegen der Sonderbarkeit, sondern wegen seinen


Nacht-Sessions. Ach, ich trinke ja auch liebend gerne Tee


in der Nacht, aber ich kann es mir nicht mehr "leisten" vom


Tagesablauf her, nicht mal am Wochenende.


Bearbeitet von GoldenTurtle
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Die reine Wahrheit: Youtube hat mir diesen Tee-Hörbuch-Roman selbst empfohlen.


Ich habe erst ca. 15, 20 Minuten darin begonnen, es kommen aber bereits ein paar


interessante Dinge vor.



Er handelt zur Zeit der Opiumkriege und beginnt bei einem Teehändler im Norden Deutschlands.


Die Preise haben sich gerade einmal wieder verdoppelt ... :rolleyes:


Der Raum, wo früher die wirklich gute chinesische Ware aufbewahrt wurde ist leer,


es herrscht eine Abhängigkeit von England.


Holland produziere auf Java nur noch für sich selbst.


Japan schicke alle paar Jahre mal genug, dass man sich davon


eine halbe Tasse brauen könne, trotzdem fragt einer immer wieder


nach diesem Schattentee, den er erst einmal im Leben probieren konnte.


Da will ein junger Typ auf Darjeeling tatsächlich Tee anbauen,


den er sich selbst als den Champagner des Tees ausmalt.


Und wie ich in der Beschreibung lesen konnte, regiere dessen Mutter


nichts weniger als die chinesische Teemafia.



Wie ihr sehr, zum Bersten gespickt, vielleicht aber über einem guten Tässchen


ganz unterhaltsam, natürlich ist das Ganze um sogenannte Liebe gesponnen,


schliesslich ist das Buch empfohlen für Mädchen ab 12 Jahren. :ph34r:



>https://www.youtube.com/watch?v=d7t0nn19Jik


Bearbeitet von GoldenTurtle
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  • 2 Monate später...

So, dann mag ich doch diesen Faden ein bisschen beleben, und zwar mit meinem neuesten Fund.
Im Gegensatz zu dem was man zuerst denken könnte, ist der Autor Amerikaner (gewesen), hat allerdings den größten Teil seines Lebens in England verbracht.
Genau das Zusammentreffen dieser beiden Welten thematisiert er (unter anderem, natürlich) in dem vielschichtigen Klassiker "The Portrait of a Lady" (1881), der folgendermaßen beginnt:

Zitat

Under certain circumstances there are a few hours in life more agreeable than the hour dedicated to the ceremony known as afternoon tea. There are circumstances in which, whether you partake of the tea or not - some people of course never do,- the situation is in itself delightful. Those that I have in mind in beginning to unfold this simple history offered an admirable setting to an innocent pastime. The implements of the little feast had been disposed upon the lawn of an old English country house....

Das kleiner geschriebene stellt dann den Übergang zur eigentlichen Geschichte dar, drum hab ichs mal ein bisschen ausgeblendet.

 

auf Deutsch ungefähr so:

Zitat

Unter gewissen Umständen gibt es weniger Zeitpunkte im Leben, die angenehmer sind als die Stunde, die man der als Nachmittagstee bekannten Zeremonie widmet. Es gibt Umstände unter denen, egal ob man am Tee teilnimmt oder nicht - manche Leute tun das natürlich nie -, die Situation an sich erfreulich ist. Diejenigen (Stunden), die ich mir vorstelle, um diese kleine Geschichte zu beginnen, boten einem unschuldigen Zeitvertreib einen entzückenden Hintergrund. Die Bestandteile der kleinen Zusammenkunft waren im Garten eines alten englischen Landhauses...

 

Übersetzung von mir, hab sie jetzt nicht sorgfältig ausgearbeitet, also seien mir Fehler und Ungenauigkeiten nachgesehen -_-

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Ambootia Puttabong Makaibari Risheehat Margarets Hope Singbulli Namring Tumsong

Wir kennen alle den Beginn des Teetrinkermantras; (Profis können sich einen ganzen Abend nur mit der Nennung der  Namen  großer Teeplantagen Indiens unterhalten - und diese Abende zählen zu den unterhaltsamen!).

Morgen ist der 18. Januar. Rudyard Kipling starb an diesemm Tag im Jahr 1936 in London. Am 30. Dezember vergangenen Jahres feierten wir seinen 150. Geburtstag. Zeit also sich eine Kanne Tee zu kochen - Tee von Margarets Hope, meinem Lieblingsgarten - und die Leselampe anzumachen, das Kissen zurechtrücken und eins der schönsten Bücher in die Hand zu nehmen, das mich in dieser dunklen Zeit der Kälte, Nässe und des Schauderns entführt in die Wärme Indiens:

Rudyard Kipling: Das Dschungelbuch 1&2, erschienen im Steidl Verlag Göttingen. Neuübersetzt von Andreas Nohl und herrlich illustriert von Sarah Winter.

Kaufen, kaufen und lesen! Meine Freunde, die Rats von mir annehmen brauchen nicht weiter lesen, sie gehen in die nächste Buchhandlung und kaufen dort diesen schönen grünen Band  - die Anderen, die Skeptischen lesen weiter und erinnern sich vielleicht an Mogli, Balu und sein: "Probiers mal mit Gemütlichkeit....." und da sind wir schon an der Quelle des Schmerzes! Diese Zeichentrickschmonzette, war ein unvergeßliches Verbrechen, das die Disneystudios an diesem - wie auch an vielen anderen Büchern beginngen. Schande über sie!

Das Dschungelbuch ist Weltliteratur, Kipling bekam 1907 dafür als erster Brite und jüngster Preisträger den Literaturnobelpreis; und das mit Recht. Es ist eine Sammlung von Geschichten über Mogli hinaus, es ist gewalttätig und gewaltig es ist großartig im wahrsten Sinne des Wortes.

Es ist in der Geschichte der Literatur ein vollkommen neue Darstellung des Tiers und eine Würdigung ohnegleichen.

Bis hierher, der zweite Teil der Besprechung folgt morgen.

P.S. miig, der Brautführer von Kipling war übrigens Henry James! Du hast ein beneidenswertes Näschen

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Aha, Paul ist begeistert vom Dschungelbuch - nach dem Film muss man zugegeben erst einmal auf die Idee kommen, das kann natürlich ein paar Jahre dauern. Vielleicht vergleichbar mit Moby Dick? Jeder kennt den Namen, aber kaum einer hat das Buch gelesen. Werde auf jeden Fall nach dem Dschungelbuch Ausschau halten ...

Ich war letztes Jahr, und bin es noch, sehr, sehr begeistert von J. K. Rowling's "Ein plötzlicher Todesfall". Ich muss sagen, dieses Buch ist meiner Meinung nach von allen säkularen Titeln die ich kenne (und das sind alleine schon sprichwörtlich Hunderte der Literaturklassiker, bei welchen ich mich auch am meisten zu Hause fühle), das einfühlsamste und menschenverstehendste Werk. Ich habe gelacht und geweint. Und das passiert mir bei Büchern eigentlich nie. Abgesehen von gelegentlichem Kichern bei dem einen oder anderen Titel natürlich. Das Buch hat mir in einer schwierigen Phase gegen Ende des vergangenen Jahres sogar etwas gegeben, was ich gebraucht habe. Es ist radikal ungeschminkt, aber nicht reisserisch, es geht auch nicht darum, sondern dient als Mittel zum Zweck. Aus der einen Perspektive hasst man eine fokussierte Person, aus einer anderen Perspektive versteht und liebt man sie. Darum geht das Buch im halbwegs Verborgenen, quasi durch ein halbes Dorf. Derart brillant haben diese Disziplin (eine der allerhöchsten im säkularen Literaturbereich) weder Dostojewski, Mann noch Grass verstanden, gut, vielleicht aus ihrer damaligen Zeit betrachtet schon, aber nicht gleichgesetzt. Ach, wenn ich schon nur wieder darüber nachdenke, denke ich, dass man es eigentlich in die Hand eines jeden Erdenbürgers drücken sollte - am Ende beginnen sich die Menschen vielleicht sogar noch gegenseitig schrankenüberwindend zu verstehen ... und zu mögen.

Bearbeitet von GoldenTurtle
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@GoldenTurtle Ich habe hunderte von Büchern in meiner Jugend gelesen, dabei natürlich auch Moby Dick. Heute fehlt mir Leider teils der Ansporn.

Doch keines kam nur annähernd an Hermann Hesses Siddharta heran. Das Buch hat etwas reines und klares, ist mehr Märchen als was anderes. Hat mehr Tiefe als es vermuten lässt, ich trage ein Exemplar immer bei mir.

Bearbeitet von Cel
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Zweiter Teil der Dschungelbuchbesprechung:

Dieses Buch ist eine Sammlung von verschiedensten Tiergeschichten. Im ersten Teil überwiegt Mogli und der Dschungel, im zweiten Teil findet man den heroischenKampf des Mungos Rikki-Tikki-Tavi - Kipling wäre zu Recht unsterblich geworden, hätte er nicht mehr als diese eine Geschichte geschrieben; 'Quiquern' eine Hunde/Menschengeschichte aus dem Leben der Inuit; 'Der Leichenbestatter`eine Geschichte über Schmeichelei und die Dummheit des Alters mit einem HitchcockEnde; 'Das Wunder des Purun Bhagat' einer Geschichte von seltener Kostbarkeit und meine Lieblingsgeschichte: Die Diener ihrer Majestät.

Allen Geschichten des Buches eigen ist, daß sie "ein Vademecum gegen die Angst" sind, wie Andreas Nohl, der Übersetzer so hübsch in seinem Nachwort schreibt.

Der Steidl Verlag in der Düstern Straße in Göttingen ist nicht genug zu loben für diese biblophile Kostbarkeit! Gutes Papier, guter Druck, Lesebändchen, hervorragende Illustrationen von Sarah Winter die um Lichtjahre mehr verstanden hat von den archetypischen Bildern Kiplings als die Herrn der Disneystudios und gute Anmerkungen da wo sie hingehören: am Ende des Buches. Ich zähle Selbstverständlichkeiten auf? Mitnichten, selten sind sie geworden in der deutschen Buchlandschaft.

Ich weiß nicht ob Gerhard Steidl Tee trinkt, aber falls ja und er das hier liest, soll er sich bei mir melden und ich werde ihm von einem besten Tee ein Täschen kochen, das ihm hoffentlich so viel Freude machen wird wie sein Buch mir.

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Ich gehöre spätestens seit der Buchvorstellung von "Grimpel" zu den Jüngern von Paul und möchte mich auf diesem Weg einmal ganz herzlich bedanken, dass in diesem Zweig des Forums so wertvolle Hinweise gegeben werden. Auch mein Sohn, 10 Jahre, hat das Buch genüsslich gelesen, wirklich etwas besonderes.

Morgen werde ich in den Buchladen gehen und das Dschungelbuch bestellen, bin schon gespannt, denn von allein wäre ich da wieder nie zu gekommen...aber nach der Besprechung läuft einem ja schon das Wasser im Mund zusammen...

Ich würde mich auch gern mit Henry James befassen, dazu gibt es auf der LitCologne im Frühjahr auch einen interessanten Abend. Was schlagt ihr denn da als Einstieg vor, falls man das so pauschal sagen kann? Ich dachte, das oben zitierte "Portrait of a Lady", in welcher Übersetzung, denn mein Englisch ist nicht so fabelhaft, das es für Romane ausreicht...

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@TeeTaster danke für die Blumen. `Grimpels Weihnachtsüberraschung` ist auch gut, vielleicht was für den Sommerurlaub am Strand?

Beim Dschungelbuch nimm die Steidl Ausgabe, die ist ihr Geld wert; übrigens eignet sich das Buch hervorragend zum vorlesen! Angela Thirkell erinnerte sich noch daran wie Kipling vorlas.

Henry James hat seine Tücken. 2015 ist:  'Das Tagebuch eines Mannes von fünfzig Jahren' im Manesse Verlag erschienen. Sechs Erzählungen zum ersten Mal übersetzt von Friedhelm Rathjen.

Ein Schmankerl: 'Die mittleren Jahre' ist von Walter Kappacher übersetzt (und der Name bürgt für Qualität)!!

 

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Hi,

das ist natürlich sehr zu befürworten :) Prinzipiell ist natürlich immer zu empfehlen, es mal mit dem Original zu versuchen, wobei grade James, wie Paul sagt, nicht ganz ohne ist. Drum wäre hier eine Übersetzung schon keineswegs ehrenrührig *g*

Warum auch nicht mit "Portrait of a Lady" anfangen? Es ist ja auch das erste Buch von James, und steht grad an der Grenze zwischen Realismus und modernem psychologischem Roman. Man könnte sagen dass auf den 500 Seiten nicht besonders viel 'passiert' - dafür gibt es faszienierende Analysen aus verschiedenen Perspektiven und bis ins Detail ausgefeilte Dialoge. Wenn man etwas Geduld hat ist das herrliche Lektüre!

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  • 2 Wochen später...

76 Franziskas quälten von 1938 bis 2004 an jedem 5. Werktag vollendet Bach per Xylophon!

Mit diesem Pangramm verschlüsselt das Vorstandsmitglied von IBT, Richard Westermann, den Zugang zum super geheimen Krypto-Box-Projekt  des Weltkonzerns.

Alles noch im grünen Bereich, außer vielleicht, daß dieser IT-Vorstand ungewöhnliches Spezialwissen hat, aber er schreibt diesen Schlüssel mit einer Schreibmaschine! und das sind wir mitten drin in Katharina Münk's neuem Roman: Westermann & Fräulein Gabriele, erschienen bei dtv zum Preis von 15,40 €.

Wer sich schon immer Mal für die abgeschlossene geheime Welt der Top Manager und Vorstandsetagen interessiert hat ist hier genau richtig. Was reden solche Leute auf der Toilette, was sind deren abstruse Perversionen, wie ticken die, was treibt sie an?

Richard Westermann, frisch verlassen von der Gattin, verliebt sich in Gabriele auf einer Beerdigung. Gabriele ist natürlich eine Schreibmaschine und damit nimmt das Verhängnis seinen Lauf.

Tee, wo bleibt der Tee? schreien meine werten Leser:

"Sie trug einen hellgrauen Mohairpulli zu der hellen Jeans dieses Mal, die brünetten Haare waren nach hinten locker zusammengebunden und sie roch nach grünem Tee. Westermann mochte grünen Tee." Seite 281

Sehr amüsant zu lesen, die Welt der Vorstände, die Welt der Computer und die Welt der Schreibmaschinen.

Frau Katharina Münk, der Name ist ein Pseudonym und ihr Klarname nur einen Klick bei "Stroodel" entfernt, ist zertifizierter Personal Coach wie man auf ihrer homepage erfährt. (übrigens ist sie auch noch `toujours Charlie` was aber nicht hierher gehört) . Zwei Romane von ihr wurden schon für das Fernsehen verfilmt und es ist zu befürchten, daß sie es wieder tuen.

 

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Studiert man nicht das "Buch der Lieder", hat man nichts, um damit über die Welt zu sprechen.  Konfuzius (Gespräche XVI, 13)

Wie wir alle wissen, ist für die meisten von uns, die wir auf einem gewissen Niveau Tee trinken, dies ein einsames Geschäft. Von durchreisenden Teefreunden und gelegentlichen Teetreffen abgesehen sitzen wir doch oft allein am Teetisch - "und das ist gut so". Aber ab und an möchte man die manchmal lastende Stille doch durchbrechen. Endlich hat uns der Reclam Verlag dazu ein probates Mittel in die Hand gegeben:

Shijing. Das altchinesische Buch der Lieder. Chinesisch/Deutsch. Übersetzt und herausgegeben von Rainald Simon. Reclam Verlag, Stuttgart 2015. 856 Seiten, 49,95 Euro

305 Gedichte/Lieder, entstanden zwischen dem 11. und 7. Jahrhundert v. Chr. Sie zählen als  Shijing zu den sogenannten Fünf Klassikern der chinesischen Literatur. Dreitausend Jahre alte Gedichte spiegeln das damalige Leben und sind frisch und gegenwärtig geblieben.

Grashüpfer zirp, zirp,/ Grillen spring, spring,/ sah nicht den Herrn,/ traurig mein Herz der Sorgen so voll./ habe ihn nun gesehen, / habe ihn nun getroffen, /voller Ruhe mein Herz.

(Die alten Hasen des Forum wissen natürlich, daß ich eine sehr hübsche Porzellankanne mit Gras/Blumen/Grille mein Eigen nenne; welch eine Freude aus ihr meinen Tee zu trinken und dieses Gedicht zu zitieren!)

305 Gedichte, die zum lyrischen Schatz der Welt gehören. Ein herrlich gemachtes Buch, Reinhard Brembeck von der SZ nennt es "fast eine Prachtausgabe", das uns das Original des Gedichts in Chinesisch zeigt, in Pinyin-Umschrift und in der ersten vollständigen Neuübersetzung von Rainald Simon und dazu einen lesbaren Kommentar bietet. Ein haptisches Vergnügen über 855 Seiten und ein Lesevergnügen der besonderen Art. Um das Füllhorn des Glücks zum Überlaufen zu bringen findet man im Anhang ein ein intelligentes Nachwort (was sehr sehr selten ist!) eine Bibliographie und das Beste: ein Motiv und Themenindex!!

Also, kaufen kaufen kaufen. Auswendig lernen (so viel wie möglich) und die lastende Stille am Teetisch ist vorbei.

 

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  • 2 Wochen später...

"... Penthesilea, hieß es,

Sei in den skythschen Wäldern aufgestanden,

Und führ ein Heer, bedeckt mit Schlangenhäuten,

Von Amazonen, heißer Kampflust voll,

Durch der Gebirge Windungen heran,"

 

Es wurde von  @GoldenTurtle mal gefragt, wie ich denn auf die Bücher käme, die ich hier bespreche.

Träume, Kröte, Träume!

Sitzend in einer  teuren Tee-Lounge sah ich die Damenwelt zwischen zwei Geschäftsterminen Grünen Tee zu sich nehmen; schlechten Gewissens voll ob der Mahnungen der reitenden, weiblichen, Grüntee liebenden Mitgliedern unseres Forums verwischte sich die Grenze zwischen Traum und Wirklichkeit und Penthesilea  erschien mir,  machte einen Vorschlag, den ich nicht ablehnen konnte: Pferde!

Ein Buch über Pferde muß besprochen werden, natürlich oh Königin. Ohne Pferde kein Pu-erh! (Was gäbe ich darum einmal einen Tee zu trinken, der 3000 km auf dem Rücken eines Pferdes zurückgelegt hat, Träume, Kröte, Träume).

Freut euch auf:

Das letzte Jahrhundert der Pferde, von Ullrich Raulff, C.H.Beck

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