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Tee in der Literatur/Poesie


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"It could be worse",  Tee im  irischen Tagebuch von Heinrich Böll. Nach Lucky Luke nun mal ein "Dickschiff" der deutschen Literatur hier im Teetalk. Böll, bei allen literarischen Petitessen eins bleibt unbestreitbar: Böll war ein Guter!


Immerhin Nobelpreis 1972, heißt nix sagen die Nörgler, hat auch die Jelinek bekommen; die hat aber nicht das Irische Tagebuch geschrieben. Zuckmayer hielt es für eines der schönsten und wertvollsten Bücher, die in den letzten fünfzig Jahren geschrieben worden sind. Und Zuckmayer hat Recht! Wer wissen will warum wir Deutschen von Irland träumen, woher die Bilder kommen, wenn wir die Dubliners hören der wird fündig bei Böll.


Nun aber hurtig zum Tee:



"Gleicht der kontinentale Tee einem vergilbten Postscheckbrief, so gleicht er auf diesen Inseln westlich von Ostende den dunklen Tönen auf russischen Ikonen, durch die es golden durchschimmert, bevor die Milch ihm eine Farbe ähnlich der Hautfarbe eines überfütterten Säuglings verleiht; auf dem kontinent serviert man den Tee dünn, aber aus kostbarem Porzellan, hier gießt man aus ramponierten Blechkannen gleichgültig ein Engelgetränk zu des Fremden Labsal, und spottbillig dazu, in dicken Steintassen"



Da muß man doch in die Küche gehen, einen irischen Tee suchen, aufgießen, Milch rein, zum Bücherschrank und lesen, wie Böll in den  50. ern Irland durch seine Böllsche Brille sah. Es war sicherlich schon damals anders, es ist heute sicherlich anders - wen diese Veränderungen  interessieren, der lese den intelligenten Artikel von Frau Gabrielle Alioth in der NZZ http://www.nzz.ch/aktuell/feuilleton/uebersicht/neues-altes-irland-1.7377164 - aber wenn Gott vor der Erschaffung Irlands Böll gelesen hätte, hätte er es sicherlich so gemacht wie im Irischen Tagebuch beschrieben.


Zwei Dinge bleiben zum Schluß: die wenig elegante Übersetzung Bölls von W. B. Yeats Grabinschrift und das schreckliche Grabkreuz, das sie auf sein Grab gesetzt haben!


Allein es ist egal; Böll sitzt sicherlich im Himmel mit Yeats in einem Pup im County Mayo raucht eine Zigarette, trinkt ein Bier und sagt: "It could be worse"




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  • 3 Wochen später...

Jaromir von Eynhuf Sekretär des Hoftrommel-Depots, dessen Lieblingsaufgabe das Weichkneten des Klopapiers seines Vorgesetzten ist hat ein Problem: Er  beschließt, seinem Landesvater zu dessen Regierungsjubiläum eine Milchzahnsammlung zu verehren. Doch die Sammlung ist nicht komplett. Ein Zahn fehlt noch und damit fängt der ganze Ärger an.

 

Ach ja, Tee! Natürlich Tee! Kommt nicht vor!

 

 

Man ist in Wien, da drinkt man Kaffee! Mit zwei f und zwei e! Fritz von Herzmanovsky-Orlando, der Name ist nicht ausgedacht, der Mann hieß wirklich so hat mit "Der Gaulschreck im Rosennetz" dem kaiserlichen Alt- Österreich "... ein unvergessliches Denkmal geschaffen. Grotesk, satirisch und unglaublich komisch." So ein Quatsch, kein Denkmal sondern eine Neuschöpfung! Herzmanovsky-Orlando hat nicht abgebildet, sondern gebildet. Für ihn gibt man alle Musils und Roths  ohne Bedauern hin, alle Sissis, alle Sachertorten und Mozartkugeln. Ein guter Rat an alle Teetrinker: Die Gesamtausgabe seines Werkes im Residenzverlag kaufen, einen  blumigen Schwarztee aufbrühen und lesen, lesen, lesen.

 

 

 

P.S. von Eynhhuf wohnt in einer Wohnung "...dessen Fenster ins Sodomittergasserl gingen, so genannt nach der Bruderschaft  "Der fortwährenden Beweinung der Greule Sodoms"

 

 

 

 

P.P.S Friedrich Torberg sei an dieser Stelle noch erwähnt, der sich für ewig verdient gemacht hat,  Herzmanovsky-Orlando vor dem Vergessen zu retten, seine Verhunzung des Maskenspiels der Genien sei ihm posthum als menschlich-allzumenschliche Schwäche verziehen.

 

 

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Denkwürdige Teegeschichten aus Petersburg:



Fjodor Dostojewski "Arme Leute"



"Bei uns hier kostet selbst das kleinste Zimmer mit der Beköstigung zusammen fünfunddreißig Rubel monatlich. Das ist nichts für meinen Beutel! Mein Winkelchen aber kostet nur sieben Rubel, und für die Beköstigung zahle ich fünf, während ich früher für alles in allem runde dreißig Rubel zahlte, dafür aber auf vieles verzichten mußte: so konnte ich nicht immer Tee trinken, jetzt dagegen, oh, da bleibt mir noch genug für Tee und Zucker. Es ist, wissen Sie, doch so – tatsächlich: man schämt sich irgendwie, wenn man keinen Tee trinken kann, Warinka. Hier wohnen nur Leute, die ihr Auskommen haben, und da geniert man sich eben. Und eigentlich: nur wegen der anderen trinkt man ihn, den Tee, Warinka, nur des Ansehens wegen, weil es hier zum guten Ton gehört. Mir wäre es ja sonst ganz gleich, ich bin nicht einer, der viel auf Genüsse gibt."



"Vom frühesten Morgen an, Warinka, beginnt bei uns das Leben, da steht man auf, geht, lärmt, poltert, – dann stehen nämlich alle auf, die einen, um in den Dienst zu gehen oder sonst wohin, manche nur so aus eigenem Antriebe: und dann beginnt das Teetrinken. Die Samoware gehören fast alle der Wirtin, es sind ihrer aber nur wenige, deshalb muß ein jeder aufpassen, wann die Reihe an ihn kommt; wer aus der Reihe fällt und mit seinem Teekännchen früher geht, als er darf, dem wird sogleich, und zwar tüchtig, der Kopf zurecht gerückt. Das geschah mit mir auch einmal, gleich am ersten Tage … doch was soll man davon reden!"

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@KlausO


Beim Herr der Ringe kenne ich mich nicht so aus, aber bei einem Hobbit tippe ich doch auf Kräutertee, oder Schlimmeres. :)



@michdal


Die Russen, die Russen,  Dostojewskij im besonderen, sind mir immer fremd geblieben. "Die russische Seele" ist nicht meins; Gogol mit seinen Toten Seelen mag noch angehen - da wird natürlich auch viel Tee getrunken - Bulgakows Meister und Margarita ragt aus dem See der russischen Selbstbezogenheit heraus und ist witzig und fast schon europäisch. Aber vielleicht fang ich im Alter noch mal damit an. ;)


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Auf vielfältigen Wunsch mal ein Stückchen "TeeLiteratur" aus dem Reich der Mitte:



Die "Richter Di Geschichten" von Robert van Gulik. Ein Kabinettstückchen der Kriminalliteratur mit volkskundlichem Einschlag.


Robert van Gulick (1910 - 1967) war ein niederländischer Sinologe, Diplomat, Schriftsteller, Musiker und Zeichner. Er erfand/entdeckte/wiederbelebte die Figur des Richter Di, der Kriminalfälle löst, die in der Tang Zeit spielen.


Bei den vielen Sinologen hier im Forum spare ich mir Einzelheiten über die Keramik dieser Zeit, die politischen Zusammenhänge, Religion und Gebräuche. Nur so viel sei erwähnt: Richter Di ist natürlich Beamter, Konfuzianer, staatstragend, der kaiserlichen Autorität unbedingt ergeben und angeekelt von der neuen, sich gerade etablierenden,  Glaubensrichtung des Buddhismus; sehr spaßig zu lesen dieser Konflikt - besonders für unsere heutigen "Schönwetterbuddhisten" in Europa.


Es gibt 14 Romane über den Richter Di, beginnen sollte man mit: "Geisterspuk in Peng-lai", der Richter kommt zu seinen beiden Assistenten ( vom outlaw zum Beamten - Spitzengeschichte) und übenimmt seinen ersten drei Fälle in der Provinz. Es ist alles da: crime - sowieso, Sex - natürlich, Spione, Gold, miese Großreeder, eine junge schöne Frau, starke  Männer, Messerstechereien, Essen, Kämpfe,  Intrigien, Verwicklungen - ein großartiges Lesevergnügen.


Die Bücher sind  von van Gulik selbst illustriert.  Ich habe noch die alten Taschenbuchausgaben von Diogenes mit einem Nachwort von van Gulik selbst, die sollten aber über das ZVAB noch zu haben sein.


Ach, übrigens Tee wird natürlich ständig getrunken!


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Hallo Paul, da ich ja jetzt schon 35 Jahre Tee trinke war ich schon auf dem "Tee-Trip!". Aber irgendwie ist das bei Richter Di in den Hintergrund getreten, anders als bei den Hobbits. ;)


Die Bücher sind wirklich Klasse, ich denke ich habe auch alle. Die sind ja zu den unterschiedlichsten Zeiten erschienen und ich meinen auch von insgesamt 3 Verlagen, zumindest meine Sammlung. Ein Buch ist auch verfilmt worden, ich habe aber leider nur das letzte Drittel im Schweizer Fernsehen vor Jahren gesehen. :(


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Jetzt kommt was klassisches aus dem "Ursprungsland" des Tees:



"So etwas kann nicht einmal die Beschaffenheit von Teewasser herausschmecken! Das Wasser, mit dem dieser Tee bereitet ist, habe ich vor fünf Jahren, als ich im Tempel der dunklen Gräberweihrauchkringel weilte, aus dem Schnee von verschneiten Pflaumenblüten gewonnen. Ich habe den Schnee in jenem blauglasierten Krug mit den Geisterköpfen eingesammelt und den Krug unangetastet fünf Jahre lang tief im Erdboden aufbewahrt. Erst in diesem Sommer habe ich ihn ausgegraben und von dem Schneewasser entnommen. ... "



Welches Buch könnte das sein? Von mir natürlich in deutscher Übersetzung von Franz Kuhn gelesen.



Gruß Krabbenhueter


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Da werden wir so lange nicht schlafen können bis Krabbenhueter es auflöst :)


Es könnte natürlich auch aus dem Kin Ping Meh sein, aber das sind rund 1000 Seiten, und es ist 30 Jahre her, daß ich es gelesen habe, da krieg ich gerade mal die grobe Handlung zusammen, aber nicht mehr die Feinheiten.


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  • 2 Wochen später...

Oh! so lange musste Paul ohne Schlaf auskommen.



Der Beitrag ist mir etwas aus den Augen geraten.



Das Buch nenn sich: Der Traum der roten Kammer



Und das Buch ist hinterhältig klein, aber dünnes Papier.



" Man setzte sich zur Tafel und trank Tee von so köstlichem Wohlgeschmack, wie ihn Pao Yü bisher nicht gekannt hatt.


Wie heißt diese Teesorte? fragte er.


Tausend rote Tropfen in einem Schlund erwiderte die Fee.


Der Strauch wächst bei den Grotten des unvergänglichen Duftes auf den Höhen des befreiten Lenzes, seine Blätter sind im Morgentau von Wunderblume und Zauberkräutern gekocht ..."



Gruß Krabbenhueter


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ich muss sagen, dass ich klassische literatur aus china nicht unbedingt gemocht habe, ich habe die 4 klassiker noch irgendwo in dezhou bei meinen schwiegereltern liegen - gabs als hochzeitsgeschenk und verstaubt seit dem. vielleicht sollte ich mir doch mal erst die übersetzungen besorgen - im original ist das doch dann zu schwere kost!



Der Richter Di ist auch eine Übesetzung? Ich kenne mich zwar mit der Historie aus (wieviel Sinologen gibts denn hier? Sind doch nur Conny und ich - und wir sinds ja auch nur 3/4 - Japanologen gibts hier viel mehr :P  )

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Ich kenne mich zwar mit der Historie aus (wieviel Sinologen gibts denn hier? Sind doch nur Conny und ich - und wir sinds ja auch nur 3/4 - Japanologen gibts hier viel mehr :P  )

Sorry fuer offtopic, aber das wuerde mich auch mal interessieren. Ich oute mich als nicht-Japanologe. :PAuch wenn ich Japanisch im Hauptfach hatte...

Bearbeitet von seika
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So, bitte -  Herr der Ringe - gesucht und gefunden:



"Meine Herren, wir machen erst halt wenn die Nacht hereinbricht." - "Und was ist mit dem Frühstück?!" - "Das hattet ihr." - "Wir hatten das erste, ja... aber was ist mit dem zweiten Frühstück?" - "Ich glaube nicht, dass er weiß, dass es sowas gibt." - "Und der elf Uhr Imbiss?! Mittagessen?! Vier Uhr Tee?! Abendessen, Nachtmahl?! Das kennt er doch wohl, oder?" - "Ich würde mich nicht darauf verlassen."



und



Gandalf: Schön, dich zu sehen! 111 Jahre alt, ist das zu glauben?! Du bist um keinen Tag gealtert. (lacht)


Bilbo: Komm, komm rein! Willkommen, willkommen, schön dich zu sehen! Tee? Hm, vielleicht doch etwas Stärkeres. Ich habe noch ein paar Flaschen alter Willert übrig, 1296er, sehr guter Jahrgang, fast so alt wie ich selber bin. Den hat noch mein Vater gekelltert. Was meinst du, machen wir eine auf, he?



Gandalf: Nur Tee, vielen Dank. (stößt sich an einer Lampe an) Autsch! Oh. (dreht sich um, stößt sich an einem Balken) Ou!



Bilbo: Ich hatte dich letzte Woche erwartet, aber du kommst ja sowieso wie es dir passt. So war´s und so wird es auch immer bleiben.Ich bin ein wenig unvorbereitet. Ich fürchte ich hab noch gar nicht ??? , Essiggurken. Ah! Hier ist ja noch ein bisschen Käse! Oh, nein, der ist nicht mehr gut. Ah! Wir haben aber noch Himbermarmelade da und einen Apfelkuchen! ??? als Nachtisch ???. Oh, nein, wir sind sind gerettet! Ich hab' noch einen Bisquitkuchen entdeckt. Das ist doch was, ein leckerer kleiner Imbiss. Ich könnte dir auch ein paar Eier braten, wenn ... oh, Gandalf?



Gandalf: Nur Tee, vielen Dank!



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Und dann noch ... siehe meine Signatur ;)

Bearbeitet von Charlotte
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äh, ja danke Klaus - ich weiß jetzt zwar nicht so genau, was du meinst - aber gute Krimis lese ich auf jeden Fall gerne. Nach diesen habe ich gleich geschaut, doch gibt es sie leider (noch) nicht als Kindle-ebook Version :(

Und seit ich meinen Kindle habe (so ca. ein gutes Jahr) liebe ich das Teil. Nur noch wenige Bücher kaufe ich als Print - zum Beispiel, weil sie schöne Illustrationen oder Fotos haben oder, weil ich sie auch in zwanzig Jahren noch gerne in meinem Regal stehen sehen möchte.



ahh, du meintest die Herr der Ringe Passage ;) , alles klar.



kurz offtopic: Wieso kann ich eigentlich in manchen Rubriken meine Posts editieren und in anderen nicht, wie z.B. hier?

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