Zum Inhalt springen

Einen guten Geschmack entwickeln


Empfohlene Beiträge

Geschätzte Teefreunde

Wegen diesem Bubble Tea Video, bei dem gleich zu Beginn die eine sehr ehrlich erzählt, was ihr dabei wichtig ist - nämlich nur das Süsse und Fruchtige, und meinem darauffolgenden Kommentar, dass eine positive Geschmacksentwicklung Monate oder Jahre braucht, bis man das hochqualitativ Natürliche, Gesunde wirklich geniessen kann, wollte ich gerne ein ausführliches Thema darüber schreiben.

vor 13 Stunden schrieb GoldenTurtle:

Mit den Beiden würde ich zwar gerne mal eine richtige Teerunde machen, weil ich auch einen starken Kontrast unterhaltsam finde, aber so einen Bubble Tea ... nee ... das würde ich meinem gepflegten Geschmackssinn nicht antun wollen.
Man kann sich den guten Geschmack auch mit industriellen Produkten verderben, und dann schmeckt einem nur noch künstliches richtig gut, unnatürlich stark süsses z.B., und auf keinen Fall richtig bitteres ... aber so schnell geht eine negative, als auch eine positive Geschmacksentwicklung nicht ... das ist eine Frage von Monaten und Jahren.

Viele Menschen sind stets auf der Suche nach dem Besten, oder träumen davon, dies in der einen oder anderen Kategorie irgendwann zu besitzen, denn wie die Illusion ihnen vorgaukelt, wären sie dann ja soooo glücklich!

Aber wenn einige dies dann tatsächlich einmal vor sich haben, ist es meist ganz anders und schmeckt ihnen viel weniger als wie die Vorstellung davon war.

Z.B. sitzen sie dann vor einem Château Pétrus, aber was ihnen am meisten daran gefällt ist das Selfie, wodurch sie sich bei einigen Anerkennung zu verdienen glauben. Aber wenn sie ehrlich wären, hätten die meisten lieber einen fruchtigeren, süsseren Wein. Das ist auch auf Tee übertragbar, aber ich möchte nicht das schon bereits auf diese oberflächliche Weise sehr Gesuchte noch mehr in den Mittelpunkt stellen.

Aber woran liegt das, dass der Name viel besser erscheint, als wie das Produkt den meisten letztlich schmeckt?

Initial hochgejubelt wurde es von Kennern, die sich etliche Jahre, wenn nicht Jahrzehnte innigst mit der Thematik beschäftigen, deren Genuss sich ganz andere Spähren geöffnet haben, die man nicht ohne Erfahrung gleichermassen geniessen kann.

Wenn ich z.B. beim Essen etwas bitteres, intensiv würzig-scharfes geniesse, gucken mich meine Mädels ungläubig an, ob das wirklich mein Ernst sein kann, weil sie selbst es kaum runterbringen können.

Von Natur aus wollen die Menschen meist das Schlechte, und zwar von Kind an - ungesunde Abkürzungen für ein schnelles, aber nur temporäres Hoch.
Sie wollen z.B. süsses, aber ja nichts bitteres - und die Industrie liefert ihnen was sie wollen und verdient daran, egal ob es den Konsumenten gut tut oder nicht.
Oder um ein anderes Beispiel zu machen - der Mensch sucht von Natur aus Erfüllung im Nehmen, im selbst immer irgendwas wollen, statt im Geben, im Fokus darauf, einander gegenseitig glücklich zu machen, worin eine viel höhere Erfüllung liegt (was aber nur für die Gegenseitigkeit konzipiert ist).

Die meisten Menschen meinen, sie würden etwas lieben, wenn sie es unbedingt haben wollen, dabei ist dies nur Begierde, ein Haben-Wollen, aber das ist keine Liebe für etwas oder jemanden.

Es dauert Zeit, bis man vom dankbar für etwas zu werden dazu gelangt, es richtig schätzen zu können, bis man es letztlich innigst geniessen kann und es wirklich liebt.

Dafür gibt es keine Abkürzung, es ist eine Entwicklung!

Link zu diesem Kommentar

Ich habe den Eindruck, daß es außerdem im Laufe des Lebens vielfach eine Geschmacksentwicklung gibt vom Einfachen, Gefälligen hin zum Komplexen, Unzugänglicheren. Zuerst erkundet man die Grundform, dann die komplizierteren Strukturen.

Auch dafür gibt es nicht wirklich eine Abkürzung. Würdigen kann man das Komplexe eben auch erst, wenn man die Grundform kennt.

Link zu diesem Kommentar
vor 7 Stunden schrieb GoldenTurtle:

[...]dass eine positive Geschmacksentwicklung Monate oder Jahre braucht, bis man das hochqualitativ Natürliche, Gesunde wirklich geniessen kann[...]

Beim Thema Tee wage ich es noch nicht, mich final dazu zu äußern, da ich erst ein paar Monate dabei bin. Bis jetzt merke ich aber auf jeden Fall, dass eine schnelle Entwicklung vollzieht. Am Anfang dachte ich, japanische Grüntees sind das Nonplusultra. Mittlerweile trinke ich kaum noch welchen. Und die Qualität der Tees aus dem örtlichen Teeladen, die ich anfangs so bejubelt habe, bezeichne ich heute nur noch als "trinkbar". Mittlerweile sind chinesische Oolongs meine Favoriten. Aber es gibt natürlich auch noch viele Pu'Erhs, die probiert werden wollen... Mal sehen, wo die Reise hingeht. 😉

Wo ich aber auf jeden Fall ein finales Urteil habe, ist Pfeifentabak. Angefangen habe ich vor vielen Jahren mit dem billigen Tabak aus dem Kiosk. Dann kamen auch mal hochwertigere Produkte von z. B. Vauen oder Stanwell dazu. Mittlerweile rauche ich fast ausschließlich Tabake von John Aylesbury, da diese die einzigen sind, die mich von der Qualität her nie enttäuscht haben. Da bezahle ich lieber auch mal 25-30 € für 100 Gramm und rauche dann eben nur alle paar Wochen ein Pfeifchen.

(Natürlich will ich damit nicht sagen, dass rauchen gesund ist! Ich bezog das nur auf den Genussaspekt.)

 

Zitat

Die meisten Menschen meinen, sie würden etwas lieben, wenn sie es unbedingt haben wollen, dabei ist dies nur Begierde, ein Haben-Wollen, aber das ist keine Liebe für etwas oder jemanden.

Höre ich da ein bisschen Schopenhauer durch? 😋

Bearbeitet von Salad Fingers
Link zu diesem Kommentar

Danke euch beiden für die sehr anschaulichen Kommentare aus euren Leben und Entwicklungen! 👍

vor 1 Stunde schrieb Salad Fingers:

Und die Qualität der Tees aus dem örtlichen Teeladen, die ich anfangs so bejubelt habe, bezeichne ich heute nur noch als "trinkbar".

 Das ist echt witzig und ein regelmässig vorkommendes Natur-Phänomen, vergleichbar mit der Eiablage der Schildkröten, wobei es gleichermassen vorkommt, dass manche von strahlenden Irrlichtern in die falsche Richtung verlockt werden.

vor 1 Stunde schrieb Salad Fingers:

Mittlerweile rauche ich fast ausschließlich Tabake von John Aylesbury, da diese die einzigen sind, die mich von der Qualität her nie enttäuscht haben. Da bezahle ich lieber auch mal 25-30 € für 100 Gramm und rauche dann eben nur alle paar Wochen ein Pfeifchen.

(Natürlich will ich damit nicht sagen, dass rauchen gesund ist! Ich bezog das nur auf den Genussaspekt.)

Möglicherweise wird da @Anima_Templi in Versuchung geführt 😬 ... aber sagen wir es so ... ein Pfeifchen alle paar Wochen ist gesundheitlich vielleicht sogar noch relativ akzeptabel ... und generell bei gesundheitlich kritischen Genüssen ist weniger und seltener, dafür wenn, dann umso bessere Qualität bestimmt die beste Devise ... ähnlich auch bei Schokolade - richtig gute Qualität und hochprozentig sättigt schnell, hingegen von mit viel Zucker gepanschter Schokolade stopfen die Leute oft viel zu viel davon rein, weil sich nicht ein natürliches Sättigungsgefühl einstellt, wie es bei hochwertigen, relativ naturreinen Produkten der Fall ist.

Bearbeitet von GoldenTurtle
Link zu diesem Kommentar

PS: Wichtiger Nachtrag zu den Irrlichtern:

Jeder kann die Rolle eines Irrlichts übernehmen, aber der Fehler ist weniger bei dieser Person zu suchen, als vielmehr bei der Person, die der Meinung einer anderen, erfahreneren Person mehr vertraut als dem eigenen Geschmack, und so möglicherweise unbewusst eine Abkürzung auf dem Weg der Entwicklung des eigenen Geschmacks zu gehen versucht. Sich zum Guten zu zwingen bringt nichts, wenn man es nicht von innen heraus will und tut.

vor 6 Minuten schrieb Anima_Templi:

Was aber nicht heißt, dass ich den großen Genuß, welcher beim Zigarren und Pfeife rauchen entsteht, nicht zu schätzen wüsste.

Also du geniesst es quasi in der Erinnerung ... sehr klever!!

Nachtrag, dies war nicht ganz korrekt formuliert:

vor 26 Minuten schrieb GoldenTurtle:

Jeder kann die Rolle eines Irrlichts übernehmen, aber der Fehler ist weniger bei dieser Person zu suchen, als vielmehr bei der Person, die der Meinung einer anderen, erfahreneren Person mehr vertraut als dem eigenen Geschmack, es mit dem eigenen Herzen harmoniert und so möglicherweise unbewusst eine Abkürzung auf dem Weg der Entwicklung des eigenen Geschmacks zu gehen versucht. Sich zum Guten zu zwingen bringt nichts, wenn man es nicht von innen heraus will und tut.

Bearbeitet von GoldenTurtle
Link zu diesem Kommentar

Dein Kommentar

Du kannst jetzt schreiben und Dich später registrieren. Wenn Du ein Konto hast, melde Dich jetzt an, um unter Deinem Benutzernamen zu schreiben.
Hinweis: Dein Beitrag muss vom Moderator freigeschaltet werden, bevor er sichtbar wird.

Gast
Auf dieses Thema antworten...

×   Du hast formatierten Text eingefügt.   Formatierung jetzt entfernen

  Nur 75 Emojis sind erlaubt.

×   Dein Link wurde automatisch eingebettet.   Einbetten rückgängig machen und als Link darstellen

×   Dein vorheriger Inhalt wurde wiederhergestellt.   Editor leeren

×   Du kannst Bilder nicht direkt einfügen. Lade Bilder hoch oder lade sie von einer URL.

×
×
  • Neu erstellen...