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Chinesische Teezubereitung / Teezeremonie - Eine echte Sauerei?


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Man muss bei chinesischen Teezeremonien zwei Stile unterscheiden: Gan Pao (干泡 - trockene Zeremonie) und Shi Pao (湿泡 - nasse Zeremonie). Die Videos, die hier zirkulieren, zeigen alle Shi Pao, sodass einige das Gefühl haben, es sei ein ziemliches Geplansche. Gan Pao, was oft in Taiwan betrieben wird, verfügt über keinen Teetisch, der das Wasser auffängt. Daher muss der Teemeister (茶主) sehr viel vorsichtiger mit dem Wasser umgehen, da Spritzer und nasse Oberflächen in keinster Weise willkommen sind und auf kein hohes Niveau des Meisters schließen lassen. Aber auch bei Shi Pao Zeremonien achten erfahrene Meister darauf, dass nicht zu viel Wasser verschwendet und verspritzt wird. Auch hier gehört das nämlich nicht zum guten Ton.



Zum Begießen der Kannen: Wie oben bereits gesagt wurde, werden 3 Zwecke erfüllt. 


1. Die Temperatur wird konstant gehalten


2. Die Poren der Zi Sha Hus oder anderer Tonkannen werden für kurze Zeit verstopft, sodass am Anfang des Aufgusses noch keine Luft mit dem Tee in Verbindung kommt


3. Zi Sha Hus und andere Tonkannen müssen gemäß chinesischer Teekultur gepflegt werden. Im Chinesischen spricht man von 养 (yang3). Das gleiche Wort wird auch für das Pflegen von Menschen oder das Aufziehen von Kindern und Haustieren benutzt. Das zeigt, wie wichtig die Bedeutung ist. Richtig gepflegt, verändern Zi Sha Hus und Tonkannen mit der Zeit ihre Farbe und fangen zu glänzen an. Gute Kannen sind sündhaft teuer und Experten würden sich niemals mit einer schlecht gepflegten Kanne blicken lassen.  



Liebe Grüße,



Moritz


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ein grund mehr, neutrales geschirr wie glas oder porzellan zu verwenden, zumindest für einsteiger.

Das sehe ich ganz genau so. Außerdem ermöglicht solch neutrales Geschirr es einem, den Charakter eines Tees schneller und sicherer zu bestimmen. Ich selbst arbeite nur mit 2 Zi Sha Hus. Aus 2 Gründen. 1. Geld :D. 2. Ich bin nicht sehr erfahren im Umgang mit ihnen. Besonders wenn ich einen Tee zum ersten Mal trinke, benutze ich immer Porzellan. Damit fühle ich mich einfach sicherer bei der Beurteilung von neuem Tee.

Ton ist wirklich ne Kunst für sich. 

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Danke, chenshi-c.



ich habe erst wirklich vor kurzem überhaupt mitbekommen, dass es sowas wie eine chinesische Tee-Zeremonie oder Zubereitungsart gibt. eines der ersten Videos (oder das erste), dass ich dazu gesehen hatte, war von 'die Kunst des Tees'. das hat mir auch sehr gut gefallen: die Handlungen haben unmittelbar mit der Teezubereitung zu tun, aber die Konzentration hat für mich gleichzeitig das Zeremonielle ausgemacht. das fand ich sowohl 'einleuchtend' als auch sehr beeindruckend.



aber mein lieblingsvideo ist z.Z. dieses hier:



>http://www.youtube.com/watch?v=AGP5bzGtoE4



ich verstehe zwar kein Wort (wobei ich sehr neugierig bin was da erzählt und erklährt wird) aber dennoch gefällt es mir, weil ...  


weil es so einen kontrast z.b. zu den videos von  der 'Kunst des Tees' bildet, aber auf seine art auch sehr konzentriert ist. ein besseres wort fällt mir grade nicht ein.

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ich muss gestehen, dass ich auch voll der fan von diesen verhuzelten kleinen dingern bin. porzellan und glas mögen zwar geschmacklich viel neutraler sein, aber sie sind eher was wenns schnell und unkompliziert sein soll.



aber wie gesagt, ist halt eben sowas gefühlsmäßiges die kannen über die zeit kennenzulernen wie fein sind die poren, wie stark wird der geschmack verändert, welche eignet sich am besten für was. jede hat so ihren tee bei mir und die farben erst ... DAS ist für mich TEEPORNO  :lol:


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Für mich gibt es die key-Tage und dann wieder die Chris-Tage, d.h. mal scheint mir Porzellan passend und an anderen Tagen muss es ein Tonkännchen sein.



Das Video von Frau Rottenmeier war früher schonmal gepostet worden - jetzt ist es für mich noch ungefähr so gruselig wie damals.


Mein Ideal ist taiwanesisch geprägt und ist hier sehr schön beschrieben:


http://teamasters.blogspot.de/2005/01/learn-gong-fu-cha-with-tea-masters.html



Danke an Moritz für die Bezeichnungen - ganpao 干泡 ist also mein Weg.


Übrigens für die Japanophilen: aus ganpao hat sich Senchadô entwickelt.


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  • 2 Wochen später...

Zi Sha bedeutet übersetzt "purpurner Sand" und ist eine Art Ton, die angeblich nur in China vorkommt. Und angeblich auch nur in Yixing, einer Stadt am Tai Hu See. Ob das wirklich stimmt sei dahingestellt, aber auf jeden Fall gilt Yixing seit der Song Dynastie als die Wiege dieser Teekannen. Die genaue Herstellung ist bis heute ein Geheimnis. So wie Coca Cola... :) Und jeder Meister hat seine eigenen Tricks.



Es gibt natürlich noch andere Ton Arten, wie z.B. 


朱砂 - Zhu Sha (zinnoberroter Sand) 


鍛泥 - Duan Ni (geschmiedeter Ton)


绿泥 - Lv Ni (Grüner Ton)



All diese Tonarten unterscheiden sich in ihrer chemischen Zusammensetzung, was wiederum zu unterschiedlichen Farben etc. führt.



Ich kann das oben gepostete Video leider nicht sehen, da ich China gerade kein VPN habe. Aber ich dachte mir, ich filme kommenden SAmstag, wenn ich wieder in Shanghai bin, meine Lehrerin. Sie folgt der Gan Pao Philosophie, wie sie zum Beispiel auch vom Wistaria Tea House in Taipei praktiziert wird. Ich bin der Meinung, dass ihre Art der Teezeremonie die traditionelle Philosophie des Tees sehr stark widerspiegelt. Bin gespannt, was ihr davon halten werdet. 



Bis Samstag!!



Ciao,



Mo


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@moritz

da das duanni hier so wellen schlägt: bist du dir bei der schreibweise gaaanz sicher? ich kenne es nur als 段泥. vgl mal baidu und taobao! ohne metall radikal 鍛 findest du bedeutend mehr zu dem thema! kann aber auch sein (das ist ja nicht grade selten der fall) das die das selbst nicht richtig schreiben... wenn aber fast alle händler es falsch schreiben... ?!

demnach wäre es auch ne andere bedeutung beim duan ... weil geschmiedet... hmm macht nicht wirklich sinn!

und gibt ja noch unzählig weitere arten und unterarten :D


addendum: hier habe ich auch nichts gefunden mit 鍛。 guck auch mal hier

Bearbeitet von chenshi-chinatee
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@Chris: Sehr interessant. Ich hatte mich mit dem Thema Schreibweise noch gar nicht so richtig auseinandergesetzt. Ich habe jetzt auch mal ein bisschen geschaut und diesen Artikel gefunden: http://gcontent.oeeee.com/7/bd/7bd28f15a49d5e58/Blog/c1e/be8ceb.html Hier wird gesagt, dass 锻, 段 und 团 als SChreibweisen akzeptiert werden. Ich könnte mir vorstellen, dass die Grenzen über die Jahre etwas verschwommen sind. 



Bei Google finde ich tatsächlich mit allen SChreibweisen ähnliche Einträge. Dann sagte wiederum ein BBS in China, dass 团 die ursprüngliche SChreibweise sei...



Mal sehen, was meine Kontakte in Shanghai dazu sagen. Ich persönlich gebe mich geschlagen. Ich habe keinen Plan :) Das "geschmiedet" vergesst bitte. War ein jämmerlicher Versuch der Übersetzung. ICh habe oft Probleme, chinesische Termini ins Deutsche zu übersetzen. Ich glaube, ich lasse das ab jetzt. 



Aber ich glaube es herrscht Einigkeit darüber, was Duan Ni ist. WIe oben schon gesagt, ist es eine aus verschiedenen Tonarten zusammengesetzte Tonart. 



Vielen Dank, dass ihr mich darauf aufmerksam gemacht habt. Man lernt nie aus...



Ciao!


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Grüß euch!
 

@Chris: Hab mich mal umgehört. Was mir erzählt wurde ist, dass 段 wohl die am häufigsten verwendete SChreibweise ist. Du hattest also recht. 团 kommt wohl daher, dass im Lokaldialekt, der in YInxing gesprochen wird 段 und 团 identisch ausgesprochen werden. Mal sehen, wie viele Versionen wir noch finden zu der ganzen Geschichte :)

Ich muss euch leider enttäuschen. Ich war heute im Teehaus meiner Lehrerin, aber sie war nicht da, sodass ich kein Video machen konnte! Aber wenigstens habe ich ein Foto gemacht, das zeigt, wie ein normales Tee Arrangement bei ihr aussieht. Ich denke, man kann gut sehen, dass dabei wenig Platz für Wassergeplansche ist. 

post-582-0-84921900-1387025151_thumb.jpg

Ein Video wird aber noch geliefert. Versprochen.

Ciao,

Moritz

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  • 6 Monate später...

Schönes Video! Und toll für Herrn Thamm dass sein Engagement mal gewürdigt wird, indem er im Fernsehen zu bewundern ist :)
Und schön dass unser als nerdig angesehenes Hobby dann mal ein bisschen Renomée bekommt - ach einfach supi!

Aber ach *g* - die Bambusflötenmusik musste wohl einfach sein <_<

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Gongfu Cha für Anfänger bei Herrn Thamm: Klick!

Die alten Damen sind auch nicht mehr das, was sie einmal waren.

Ein stilles, zurückgezogenes Leben im Alter? Denkste!

Überall sind sie nun anzutreffen! Neulich sogar eine auf einem Quad in der Stadt erblickt, war in einem Mords-Tempo unterwegs!

Diese Generation um 1940 rum ist von einem ganz anderen Schlag als jene um 1920 rum vor etwa 20 Jahren.

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