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Welchen Tee trinkt ihr heute?


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Heiße Himbeeren

Heute Morgen fanden ein paar Gramm von cha daos 2013 Guang Xu Gu Feng in das kleine Kyusu von Jura Lang mit dem Namen Käptn Piros.

Den Tee hatte ich mir im Zuge einer Probenbestellung zugelegt; mittlerweile liegt er seit über einem Jahr im Pumidor und die letzte Verkostung ist mindestens ein halbes Jahr her. Für mich hatten einige der cha dao Shengs eine kleine Lagerungsnote, in die Richtung Schrank gehend. Die ist bei den meisten Tees mittlerweile weitestgehend verflogen, aber dieser Guang Xu Gu Feng hatte für mich von Anfang an keine Lagerungsnote.

Der Tee ist interessant, ein wesentlicher Punkt ist, dass er wie ein Schwarztee daher kommt. Daher auch der Titel der Rezension: Heiße Himbeeren. Die dominieren das Geschehen bereits, wenn die schönen dunklen Blätter ihren Weg ins warme Kännchen gefunden haben. Auch im Laufe der Session blieben sie dunkel, das Aroma und der Geschmack haben nur wenig von einem Sheng. Erinnerungen wurden geweckt an den ein oder anderen Fengqing Yesheng Schwarztee auf Grund der herzhaften 'Autoreifen'-Würze (nicht negativ gemeint), aber dieser hier stammt aus Yiwu. Später kommt mehr durch von einer feinen Holzigkeit, leicht gewürzt mit Vanille (erinnert fast schon wieder an einen Shu...)

Einige Aufgüsse waren schon bei ziemlich kurzen Ziehzeiten recht adstringent, nicht zu viel; aber trotzdem deutlich mehr, als ich es von anderen hochwertigen Yiwu Produktionen kenne.

Besonders gut gefallen hat mir die Energie, die vornehm aber bestimmt den ganzen Körper flutet. 

Und da ich, wie bereits an mehreren Stellen erwähnt, ein Fan von Schwarztee aus Puerh Material bin, hat mir auch dieser Tee bisher jedes Mal gut gefallen. Es gibt ja nicht so viele Infos auf der cha dao Homepage; also könnte der ein oder andere überrascht sein, wenn da plötzlich eigentlich ein Schwarztee im Kännchen ist.

4,5/6

 

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Bearbeitet von real_G
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2010 Bangwei via pu-erh.sk

Heute ist der nächste Tee aus Peters vertikalem Tasting-Set an der Reihe: der 2009er Bangwei ist wie der großartige 2009er Gua Feng Zhai auch eine Produktion von "Jim", allerdings wie der ebenfalls tolle 2009er Mansa ein Herbsttee. Bei Bangwai oder Bangwei (beides mal 邦崴 geschrieben) ist leider nie so wirklich klar, woher der Tee letztlich stammt - da das bekanntere Dorf aber das in Lancang ist, nehme ich das i.d.R. als Standard an, außer es gibt explizite Hinweise auf Jingdong.

Nach den High-End Chenyuan Hao Sheng der letzten male wirkt das Blatt hier regelrecht unbeeindruckend, aber man soll ja ein Buch nicht nach seinem Einband beurteilen (wobei das bei einem Bingcha eher der Wrapper wäre? egal) - das Aroma ist zunächst eher dezent, nach dem Spülgang zeigen sich aber sehr vielversprechende holzige Fermentationsnoten sowie ein etwas aggressiver Unterton. Beim Geschmack wird dann die Bedeutung von diesem Unterton klar: ein bisschen Bitterkeit aber vor allem eine mächtige Portion Adstringenz, die eine Erinnerung von Rauchigkeit mit sich führt - Erinnerung deshalb, weil diese überhaupt nicht im Aroma wahrnehmbar ist, auf der Geschmacksebene aber vorhanden zu sein scheint, wobei das aber auch eine Täuschung sein kann, hervorgerufen durch das Zusammenspiel der zahlreichen Geschmacksfacetten des Tees und dem ordentlichen Maß an Derbheit, die mich an ein idealisierten Factory Sheng denken lässt (idealisiert deshalb, weil diese Qualität allenfalls bei den privaten Produktionen zu finden ist, die niemals beim Massenmarkt ankommen). Ich bin ja kein großer Fan von Adstringenz und hier ist sie bei der ziemlich heftigen Dosierung von 10g im 90ml Kännchen für mich eigentlich fast schon zu viel, aber trotzdem ist es genau diese Adstringenz mit ihrer imaginären Rauchigkeit, die dem Tee einen so speziellen Charakter gibt - was aber ausschließlich deshalb funktionieren kann, weil der Tee von erstklassiger Qualität ist! Wie bei Peters Eigenproduktionen kann man hier die Reinheit des Tees spüren und viele Tiefe im Tee erkennen - das Qi ist angenehm und vor allem in den ersten Aufgüssen durchaus wahrnehmbar und durch das spannende Zusammenspiel von Aroma und Geschmack ergibt sich hier auch viel Komplexität (wenn auch eine deutliche Aggressivität) - aber erst diese deftige Derbheit der rauchigen Adstringenz macht den Charakter des Tees wirklich zu etwas Besonderem. Übrigens ist auch die Adstringenz das einzige, was bei dem Tee ein Hinweis darauf ist, dass es sich um einen Herbsttee handelt: er ist in keinster Weise dumpf, eindimensional oder schwächlich, wie es bei den typischen Herbst-Produktionen von YS und Co meist der Fall ist - er hat mehr Power und Charakter als 99% der Frühjahrstees - aber wirklich gute Herbsttees haben wie z.B. der 2019er Rareness 5 Autumn mehr Adstringenz als die entsprechende Frühjahrsversion. Toller Tee, bei dem man wirklich froh sein kann, dass er in der EU reifen durfte - die trockene Lagerung hat diesen speziellen Charakter sehr gut erhalten/gefördert, was bei einer feuchten Lagerung sicherlich verwässert wäre. Ich muss mir bei Gelegenheit mal wieder den Mansa von Jim vornehmen - zu schade, dass ich als unerfahrener Einsteiger (man muss schon etwas Erfahrung sammeln, bevor man lernt worauf es bei einem Tee ankommt und dass man tiefer blickt als z.B. nur die auf den ersten Blick ersichtliche Aggressivität) damals nur diesen einen Bing von den Tees die Peter von Jim im Angebot hatte gekauft habe...

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bei mir war heute ein "unbekannter" Sheng im Kännchen.

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Es handelt sich um eine Eigenproduktion von einem Teebauern auf Dong Ding, über einen befreundeten Pu Erh Produzenten hat er für sich eine Privatpressung bekommen. Einen Fladen davon habe ich vor ein paar Jahren ergattert. Theoretisch müsste ich mehr über den Tee wissen, leider kann ich mich nicht mal mehr an die Herkunftsregion erinnern. Sei es drum, eine halbblind Verkostung macht auch Spaß.

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Den Tee würde ich nicht unbedingt als elegant bezeichnen, auch wenn die Lagerung ihn mittlerweile runder gemacht hat. Er besticht mehr durch Energie und Ausdrucksstärke. Der Charakter ist eher "tierisch" als fruchtig, mit einem vollen, fast klebrigen Mundgefühl und einer hintergründigen Süße wie von einer lange gekochten Suppe mit Rind und Gemüse.

Der Geschmack bietet zudem die ganze Bandbreite des Gewürzregals wieder, von getrockneten Gartenkräutern über orientalische und weihnachtliche Mischungen bis zu 5 Spice Pulver. Dazu kommen waldige Noten und Aromen, die an einen Kuhstall erinnern.

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Der Tee hat eine prägnante Bitternote, gerade an der Grenze dessen was ich als dem Geschmack zuträglich empfinde. Allerdings ist die Bitterkeit nicht von der pflanzlichen, chlorophyllartigen Sorte oder gar medizinisch, sondern eher holzig-kräuterartig, verbunden mit einer deutlichen Mandelnote, die sich auch im Aroma wiederfindet.

Die Wirkung ist spürbar und angenehm, eher im Körper als im Kopf spürbar. Ein Tee für einen Sonntagnachmittag, der die volle Aufmerksamkeit verdient hat.

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@JanS hört sich gut an - vor allem der Kuhstall!


@topic: 2022 RW 5 very old tea tree von prSK

Ich muss schon sagen: ich hatte schon lange keinen Tee mehr, wo das Blatt so farbenfroh war, wie bei diesem Tee - am besten kann man das anhand eines Brockens erkennen, hier sind rot, braun, gelb und schwarz in einer bunten Mischung vereint. Dadurch wirkt optisch schon mal ganz anders als die 2021er Version und dem "inoffiziellen" 2020er Vorgänger - und worin er sich ebenfalls unterscheidet ist das verwendete Material: es hadnelt sich um eine späte Herbsternte (fast schon Winterernte) des selben Materials, was auch für den mindSwitch verwendet wurde, wie letztes Jahr ebenfalls wieder sonnengetrocknet.

Von der Optik abgesehen macht der Tee seinem Namen alle Ehre: es dominiert tatsächlich eine intensive Rotwein-Note (sofern ich das als Nicht-Weintrinker behaupten kann), die insbesondere bei einer hohen dosierung wie heute im Shiboridashi durchaus aggressiv wirken kann. Das ist auch etwas die Krux bei dem Tee: einerseits ist er offensichtlich wie auch die Sheng des selben Jahrgangs von guter Qualität, was Peter sehr ermutigend mit "I would have no doubt to drink it" attestiert, andererseits fehlt ihm die Sheng-typische Power so dass er bei einer hohen Dosierung leider nicht so gut kommt. Bei einer niedrigeren Dosierung (und somit für meine Verhältnisse) weniger Puerh-typisch aufgegossen ist er angenehmer, als jemandem, dem Schokolade lieber ist als Wein hat die 2021er Version aber etwas besser gefallen, da weniger Rotwein-artig.

Was aber sicher SEHR spannend bei dem Tee ist die Enticklung in den nächsten Jahren: ich kann mir durchaus gut vorstellen, dass sich bei diesem Bing in den nächsten Jahren einiges tun wird - mal schauen, ob ich in 5 Jahren oder so nochmals die Gelegenheit haben werde den Tee zu probieren 😉

@Getsome da du auch schon über den Tee berichtet hast: wie trinkst du ihn? wie ein Puerh oder wie ein Hongcha?

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Lao Lee Hong Tai Chang 2008. Ein Factory-Sheng aus Thailand, der von Oliver Schneider aufgetan und durch @teekontorkielvertrieben wurde. Den Blättern sieht man die 14-15 Jahre Alter kaum an, deshalb ist der Tee vermutlich trocken gelagert worden. Über den Hersteller weiß ich keine weiteren Details zu berichten. 

Der Tee ist der letzte aus einem Thailandtee-Probierpakets, dessen Tees ich alle schon besprochen habe. Zu der Zeit hatte ich Aged Shengs von mehreren Shops verkostet, davon eine Pause nötig und den heutigen Tee erst einmal verstaut. 

Nach der heutigen Sitzung sind die gesamten 50g getrunken und es war gut, mit der Besprechung bis zum Schluss zu warten. In den ersten Sitzungen war der Tee klar für sein Alter und süß. Zwischendurch war bei den Sitzungen weniger Süße und dafür mehr Frucht zu vernehmen. Heute sind die Alterungsnoten kräftiger, die Süße fast ganz und die Frucht komplett verschwunden, dafür sind zum ersten Mal Kräuter in der Tasse. Der Kopf klart leicht auf, die ganz normale Reaktion auf Koffein, sonst tut sich nichts.

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Heute habe ich den Vergleich zwischen Gaiwan und Kännchen gewagt, mit dem Ergebnis, dass man sich da keine Gedanken machen muss. Zu Beginn hat der Gaiwan minimal die Nase vorn, mit steigender Aufgusszahl setzt sich das Kännchen um eine Nasenlänge an die Spitze. Apropos Aufgusszahl: Nach Aufguss 10 lässt der Tee nach und beim auf dem Foto zu sehenden 15ten Aufguss ist definitiv Schluss.

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Für mich ist die Lagerung bei diesem Tee die halbe Miete: Sie ist durchgehend im Tee zu schmecken, jedoch nie aufdringlich. Ansonsten könnte sie den Rest des Tees auch überdecken. Denn egal, ob es sich um Kräuter, Frucht oder Süße handelt, sie sind meist subtil. Setzt man des Tee unter Druck, zeigt er, in Form von Bitterkeit und stärker werdenden Alterungsnoten, seine Zähne Für mich bewegt sich der Tee im Mittelfeld der alten Shengs. Er ist kein wandelbarer Komplexitätsbrocken oder sticht in einer Kategorie heraus. Störende Einflüsse zeigen sich mir aber auch nicht. Diese Eigenschaften teilt er mit dem Shu aus dem Probenpaket, dem Ming Ding Shou Cha.

@doumer: Meinst du eventuell @real_G? Der erste red wine, dessen Probe mich nicht zum Nachkauf animierte, wurde durchgehend als Schwarztee behandelt.
Rückblickend kamen Peters Thailandtees letztes Jahr bei mir durch die Bank nicht so gut weg. Die 2022er Thailandtees hinterlassen bisher einen besseren Eindruck, aber noch ist es zu früh das abschließend zu beurteilen.

Die Farbe der Teeblätter ist in der Tat auffällig. Für einen Hong Cha sind die viel zu grün oder scheint das nur auf dem einen Foto so? Auf den anderen Fotos kommt der Tee dunkler rüber.

Die Besprechungen des RW 2022 klingen viel positiver, als sich der RW 2021 im Gedächtnis verewigt hat.

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Grüner Wulong aus Moc Chau, Vietnam
Dieser (nicht von mir) vor Ort gekaufte grüne Wulong muss heute als schneller Ersatz für den am Sonntag aus Zeitmangel ausgefallenen Teegenuss herhalten. Eigentlich ist grün beim Tee ja nicht so mein Ding, aber kurz gebrüht ist der Tee ganz gefällig. Eher hell, mild floral und nicht sonderlich grasig, mit leichter Säure von Zitrus beginnt der Tee im ersten Aufguss. Danach gesellen sich schnell Noten von leicht bitterer Walnuss hinzu und die Säure wird etwas intensiver, bis der Tee dann irgendwann dünn wird. Eigentlich eher ein Tee für warme Sommerabende.

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Heute geht es um schwarzen Tee. Das verlangt von mir sicheres Auftreten bei völliger Ahnungslosigkeit.

Zuerst zur Ahnungslosigkeit: Herr Thamm hat den Tee als eine Art Hausmarke vorgestellt. Lao Chun Hong Cha ist der Name auf der Packung. Diesem Namen kommt im Shop folgender Tee am nächsten: Lao Chun Hao Hong Cha aus Xishuangbanna. Auf meiner Packung ist Lincang als Herkunftsnachweis vermerkt. Vermutlich lieg nur eine Verwechslung vor, andernfalls wäre das wie Thüringer Bratwürste aus NRW. 


Nun zur Selbstsicherheit: Der Tee drück bei mir genau die richtigen Knöpfchen für den ersten Tee des Tages oder als Begleitung zum Essen. Typischer Chinaschwarztee mit etwas Blumigkeit und kaum Komplexität ist alles was ich dazu sagen kann. Auffällig ist die kaum wahrnehmbare Bitterkeit, weshalb ich den Tee vermutlich gerne zum Essen trinke. Er selbst trägt eben nicht stark auf.


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Heute kommt ein weiterer Chao Dao Schwarztee auf den Tisch. Letztes Jahr nahm ich an einem Teeseminar im Chao Dao teil. Einer der verkosteten Tess war dieser Dian Hong. Vor Ort präsentierte er sich mit einer klaren Flüssigkeit in einem hellen Orange, war sanft im Mund und angenehm süß. Alles in allem überzeugend genug, um etwas davon mit nach Hause zu nehmen. Im darauf folgenden Gespräch empfahl mir Herr Thamm den gestern vorgestellten Lao Chun Hong Cha als Kontrasttee.

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Mit dem heimischen Wasser ist ein anderer Tee im Schälchen. Die Blätter duften nach Malz und Getreide, die Flüssigkeit ist etwas dunkler als vor Ort und direkt nach dem ersten Schluck wird klar, dass der Tee kaum Süße hat, dafür hat die Flüssigkeit eine kräftigere Textur, die ab und an ins sahnige tendiert. Die Malznote passt gut zum vollen Mundgefühl. Zugegeben, es ist schade einen Tee vor Ort zu kosten und zu Hause ein anderes Erlebnis vorzufinden. Mit mehr Schwarzteetrinkerfahrung wäre das vielleicht zu erahnen gewesen. So macht der Tee auch Freude, nur zu anderen Gelegenheiten.

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Während der gestrige Tee vor allem durch die Leichtigkeit des Trinkens gefällt und sich daher gut als Begleitung eignet, nimmt der heutige eine Mittelfeldposition ein. Es ist keine lange Sitzung um den Abend ausklingen zu lassen oder die Gedanken auf Reisen zu schicken, aber gedankenlos wegtrinken wird ihm ebenfalls nicht gerecht. Mit Aufguss sieben beginnt der Tee nachzulassen, ich gebe ihm noch ein paar Mal Wasser, man könnte aber auch beruhigt zum Ende kommen.

Würde ich diesen Text an einem Wochenende schreiben, wäre er nicht so positiv. Vermutlich würde ich Komplexität vermissen und die Sitzung dürfte gerne länger gehen. 

Nachdem ich beide Schwarztees mehrfach verkosten konnte, werde ich mich demnächst an einen Jin Jun Mei des Cha Daos wagen.  

 

@Eddy: Schönes Teegeschirr. Wo ist der Tee den her? Vietnam läuft mir immer noch selten über den Weg.

Bearbeitet von Getsome
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vor 12 Stunden schrieb Getsome:

@Eddy: Schönes Teegeschirr. Wo ist der Tee den her? Vietnam läuft mir immer noch selten über den Weg.

@Getsome: Dankeschön. 🙂 Das Geschirr ist von Michiko Shida.

Der Tee war ein Urlaubsmitbringsel und wurde direkt auf der Teeplantage gekauft.

 

Und zum Wasser: Da ich relativ viel Hongcha getrunken habe, geht meine Erfahrung dahin, dass ich Black Forest eher zu dünn fand. Vittel hat den Tee ganz gut getragen, das gibt es aber nicht mehr. Ich bin dann auf Vio umgestiegen, das liegt geschmacklich irgendwo auf der Mitte und geht mit Pu auch relativ gut. Aber am Ende hilft hier wohl nur ausprobieren, was einem persönlich eher schmeckt.

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Hallo zusammen!

2012 Gushu Yiwu HuangYe

Auszug vom Dezember 2020: 'Die Tiefe und Rundheit vom ersten Schluck an, die herbe Süße und zuckrige Fruchtigkeit sind unglaublich. Profunde Energie. Fantastischer Tee!'

Dies waren meine ersten Eindrücke dieses Tees, den mir Peter freundlicherweise bei meiner allerersten Bestellung bei ihm als Pröbchen dazugelegt hat. Und es war auch so einer der ersten Tees, der diese Klar- und Reinheit hatte, wie sie von alten Bäumen stammen kann.

Heute war er wieder dran, im Zuge des Slowakei-Storage-Sampler-Sets. Das Zhuni Kännchen 'Böppele' war dran; es stammt auch von Peter und es gehört zu den Kännchen, die einen Tee mit am transparentesten und ehrlichsten zeigen können.

Das trockene Blatt verstömte die feinste Aprikosenmarmelade: Weil sie nicht nur einfach marmeladig war, sondern mineralisch klar, sehr frisch, regnerisch und tropisch, vielleicht mit einem Hauch Vanille gewürzt. Fast ein 'durstlöschender Eindruck'.

Nach dem ersten Aufguss duftete das Blatt nach Wald mit viel Tiefe, sehr tropisch in Verbindung mit den mineralischen und fruchtigen Aspekten. Ein Atemzug wollte gar nicht enden, und noch immer entwickelte sich das Aroma, das in die Nase flog, ständig weiter. Bestes Korn und eventuell eine Spur von Rauch? … eher nicht, wenn ich mich festlegen müsste. Das Zimmer duftete nach Regenwald.

Schon der allererste Aufguss legte sich mit ewigem Nachklang aus gepuderzuckerten exotischen Früchten über die Zunge; mit (bei diesem Secret Garden hier angenehm!) leichter Textur, die aber nicht schwerelos ist; nicht der 'fetteste' Tee, aber sehr konzentriert und verwoben. Die Bitterkeit tiefgründig und geheimnisvoll… Viel Korn dabei, es entstand ein sommerlicher, ländlicher Eindruck im Tanz mit den tropischen Elementen. Eine weitere äußerst schöne Verbindung war das elegante Zusammenspiel aus Bitterkeit und reiner Süße. Ab und an könnte man fast umami sagen…

Die Energie strömte langsam und fast sähmig von hinten herein und vollzog Schübe hier und da im ganzen Körper. Das nimmt einen wahrlich mit, am Ende fühlte ich mich 'tiefengereinigt'!

Ja, ganz wunderbarer Tee - und eine schöne Erinnerung noch dazu. Damals war ich beeindruckt von der Qualität, sowas hatte ich vorher noch nie!

Und auch heute hat es sich bestätigt: Erstklassig!

 

Viele Grüße und ein schönes Wochenende! = - ) 

Thomas

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2022 Wen Shan Ding von FL

Da ich festgestellt habe, dass ich noch einige nicht-besprochene Samples von (mittlerweile auch schon wieder) letztem Jahr habe und die diesjährige Ernte ja auch schon bald wieder vor der Tür steht heute mal wieder ein 2022er Sheng - die Wahl viel dabei relativ zufällig auf den Wen Shan Ding von FL - bzw. es handelt sich wie bei dem Ba Da Ye, der ebenfalls aus Jinggu stammt, nicht um eine Eigenproduktion sondern wurde auch wieder von dem selben Produzenten (Luo Kai Yin) zugekauft. Mit 0,36€/g ist er etwas preiswerter als der Ba Da Ye, das Material macht optisch aber einen sehr guten Eindruck: sehr große, kräftige Blätter - bei meinem Sample sind die Bing-Stücke so locker gepresst, dass es schon fast als Maocha durchgehen könnte!

Wirklich interessant ist, wie unterschiedlich diese beiden Tees sind, obwohl sie aus der selben Region (Wenshan) stammen - wobei Wen Shan Ding im Osten und Ba Da Ye im Norden liegt. Während bei dem Ba Da Ye vor allem die Fruchtigkeit im Fokus stand, setzt sich der Wen Shan Ding auf der Geschmacksebene aus genau 3 Komponenten zusammen: Nussigkeit, Bitterkeit und Süße - vor allem die ersten beiden zusammen machen den Tee definitiv interessanter als den durchschnittlichen Jingmai. Aber auch dieses mal ist mein Erlebnis ein vollkommen anderes als die Beschreibung im Shop: wie schon gesagt ist die (angeblich nicht vorhandene) Bitterkeit mit der bestimmende Faktor hinsichtlich Geschmack und die eigentlich angepriesene Stärke des Tees, die Textur, ist trotz "schwerem Wasser" recht schwächlich und in meinen Augen eine der Schwächen des Tees. Dafür hat der Tee für mich deutlich mehr Qi als es bei dem Ba Da Ye der Fall war (was ja eigentlich dessen Stärke sein sollte) - natürlich nicht auf dem Level von prSK, EoT, CYH und Co aber für den Preis durchaus bemerkenswert. Verkehrte Welt! Und auch wenn ich immer wieder betonen muss, wie sehr ich Williams Bemühungen um Transparenz zu schätzen weiß und als absoluter Youtube-Muffel hin und wieder (zumindest auf Empfehlung) einzelne seiner Videos anschaue (zugegebenermaßen hat das Woken der rohen Blätter bei Nacht etwas sehr entspanntes an sich) - den meisten Tees fehlt es schlicht an Kraft, um interessant zu sein (auch wenn es sich hier wie gesagt nicht um eine Eigenproduktion handelt)...

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vor 21 Stunden schrieb Manfred:

phantasievoll, wo lernt man so etwas?

Hallo @Manfred naja, an Phantasie hat es mir noch nie gemangelt ... extrem war es bei den unzähligen Single Malt Verkostungen, da schrieb ich ganze Seiten voll - zum Glück mache ich das nicht mehr!

 

Heute, ihr ganz arg Lieben, gab es chenshi's 'SPH style Yiwu'. Ich fand ihn immer gut und immer wieder sogar außergewöhnlich gut. Aktuell bin ich noch bei einem größeren Sample und habe den Bing noch nicht angerührt.

Da war mal eine HK-Lagerung im Spiel, aber um es kurz zu machen: Diese Lagerung kommt eigentlich gar nicht durch. Insgesamt wurde der Tee meiner Ansicht nach sehr ordentlich gelagert, es mangelt ihm keineswegs an Lebendigkeit; und auch keine penetrante Säure macht sich bemerkbar.

Der Tee ist herzhaft: Er erinnert mich an eine kräftige Pilzsuppe, ja Bouillon mit würzigem Suppengrün. Man stelle sich die dunkelbraunen verkrusteten Ränder vor, die so eine kräftige Brühe im Teller oder am Löffel hinterlassen kann.

Es entwickelt sich eine schöne, runde und recht tiefe Süße, die sich über die Aufgüsse hinweg hält. Das Holz ist natürlich präsent, aber in einem schönen Maß: Süß, nicht trocken und immer wieder mit frischen harzigen Anklängen. Anflüge von geräucherter Sojasoße, aber keine bloße Rauchigkeit an sich.

Auch eine Energie macht sich bemerkbar, sehr angenehm im unteren Bauch.

Heute waren einige kleine Brocken aus der Bing-Mitte dabei, die sich nicht wirklich zerkleinern ließen; trotzdem mangelte es keinem Aufguss an Kraft. Heute kam er wirklich wuderbar, gebrüht in Herr Honig und Jiris Buncheong Schälchen, eines meiner absoluten Lieblingsschälchen, wenn es um gereifte Puerhs geht.

Grüße euch!

 

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Bearbeitet von real_G
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2017 Gold Mark Lao Ban Zhang via Puerh.uk

Wie Stephane gestern schrieb wäre Tee in der Tat langweilig, wenn man immer nur High-End Zeug trinkt, da irgendwann auf Grund der hedonistischen Anpassung das zum Standard wird - daher schätze ich auch einfachere Tees, da diese einem helfen die Schönheit von wirklich guten Tees zu erkennen. Und auch wenn mir dafür etwas deftigere Tees liegen, hat der FL Sheng aus Jinggu gestern seinen Zweck dafür erfüllt und so kann ich heute reinen Gewissens ein Tee der höchsten Weihen probieren: den 2017er Gold Mark Lao Ban Zhang. Dieser wurde wie der tolle 2016/2011er Gold Mark Gua Feng Zhai ebenfalls von Mr. Ho produziert, was bereits im Vorfeld auf einen ordentlichen Tee hoffen lässt - auch wenn ich über Mr. Ho keine detaillierte Hintergrundinfos habe und nur den GFZ kenne spricht dieser doch Bände! Preislich liegt der LBZ natürlich mit 2,69€/g nochmals etwas über dem GFZ was in Anbetracht des Hypes um LBZ wenig verwunderlich ist - und tatsächlich muss man leider sagen, dass Gushu-Material aus LBZ mittlerweile ein vielfaches dessen kostet.

Das Blatt ist wie beim GFZ toll anzusehen: groß und dunkel mit für die Bulang-Region typischen flauschigen Knospen - diese sind hier noch recht hell, was darauf schließen lässt, dass das Material auch "tatsächlich" von 2017 stammt und nicht wie beim GFZ vorab als Maocha gereift ist. Das zeigt sich dann auch beim ersten Aufguss: das nasse Blatt ist deutlich grüner als beim GFZ und der Aufguss heller - dennoch ist direkt ersichtlich, dass der Tee vom selben Produzent stammt, denn auch hier findet sich bei den ersten Aufgüssen eine gewisse Fruchtsaft-Note. Allerdings mit anderem Unterbau: während sie beim GFZ auf einer Pilz-Basis steht (Pilze mit Gsälz?) ist hier die Basis Zitronen-Limonade - im ersten Moment angenehm frisch-bitter was dann aber sofort in eine natürliche Süße übergeht, die zu Beginn von einer dezenten Adstringenz begleitet wird, die aber nicht stört. Worum es sich bei der Fruchtsaft-Note handelt? Storage? Special Sauce? Egal, auch wenn sie nicht typisch für die jeweilige Region ist gefällt sie mir persönlich gut und nach ca. 4 Aufgüssen ist sie nahezu verschwunden und der Regions-Charakter kann glasklar beobachtet werden - je nach Betrachtungsweise kann das sogar zur Komplexität beitragen, da der Spannungsbogen dadurch größer wird. Wenn es soweit ist kommt der Bulang-Charakter jedenfalls etwas deutlicher zum Vorschein, aber es dominiert dennoch klar die Süße und der Tee ist dank Gushu-Material sanft und weich mit einer sehr schön schweren Textur (ohne dabei jedoch extrem zu werden). Dazu passt auch gut das Qi: gerade zu Beginn deutlich ausgeprägt ist wirkt es leicht und belebend aber dabei trotzdem ruhig und ohne "hibbelig" zu machen - auch hier spielt es definitiv eine Rolle, dass es sich um Gushu-Material handelt. Aber: es ist (wie bei Bulang meist der Fall) sehr kopflastig und nicht wie beim GFZ im Körper wirkend - letzteres liegt mir persönlich mehr und hinterlässt bei mir einen stärkeren Eindruck, bei jemandem der eher auf eine anregende Wirkung steht kann das natürlich umgekehrt sein. Spannend ist auch die Phase wenn der Tee langsam ausklingt (wobei er ziemlich lange durchhält): wenn Fruchtsaft und Regions-Charakteristik nachlassen kommt eine sehr schöne Grundblatt-Note zum Tragen (was generell ein Indikator für einen guten Tee ist), die von einer sauberen, guten Fermentation zeugt und deren Aroma den Raum füllt - auch hier ist der Tee noch herrlich und es ist wirklich spannend, wie klar sich diese 3 dedizierten Phasen der Session unterscheiden lassen! Auf jeden Fall zusammen mit dem 2013er LBZ von Yu (der aber natürlich einen ganz anderen Weg geht) klar der beste LBZ den ich bislang probieren durfte!

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vor 31 Minuten schrieb doumer:

wäre Tee in der Tat langweilig, wenn man immer nur High-End Zeug trinkt, da irgendwann auf Grund der hedonistischen Anpassung das zum Standard wird

Ich finde es ziemlich schade, daß der Begriff heutzutage fast ausschließlich negativ konnotiert wird. Hedonismus kann mit jeder Art von Tee gelebt werden und das durchaus positiv!

vor 31 Minuten schrieb doumer:

daher schätze ich auch einfachere Tees, da diese einem helfen die Schönheit von wirklich guten Tees zu erkennen.

Ich weiß genau, was Du damit meinst. :D Aber ich ziehe hier mal einen Vergleich zur täglichen Ernährung: isst Du ab und an bewusst irgendeinen scheiß, um das Gute Essen wieder schätzen zu können? Und nur weil ein Essen einfach, häufig sogar recht günstig ist, heißt das dennoch nicht, dass es scheiße schmeckt und/oder einen bescheidenen Nährwert hat. Hier ziehe ich gerne den Vergleich zur leckeren Verköstigung beim letzten Teetreffen. :)

Ich glaube, das diese Aussage ziemlich missverständlich aufgefasst werden kann. Es ist wie mit allem: "Alles im Leben hat seine Zeit..."  So auch beim Tee... :)

Bearbeitet von Anima_Templi
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vor 26 Minuten schrieb Anima_Templi:

Aber ich ziehe hier mal einen Vergleich zur täglichen Ernährung: isst Du ab und an bewusst irgendeinen scheiß, um das Gute Essen wieder schätzen zu können? Und nur weil ein Essen einfach, häufig sogar recht günstig ist, heißt das dennoch nicht, dass es scheiße schmeckt und/oder einen bescheidenen Nährwert hat. Hier ziehe ich gerne den Vergleich zur leckeren Verköstigung beim letzten Teetreffen.

Nein, das nicht aber bewusst einfach: ein Porridge ohne fancy Zutaten zum Beispiel - damit würde man in einem Sterne-Restaurant nicht weit kommen, reicht mir aber völlig aus um dann beispielsweise eine Forelle am nächsten Tag um so mehr schätzen zu können. Und Porridge ist kein Scheiß. Drum hab ich auch geschrieben "einfach" und nicht "schlecht" - ein 2015er Xiaoshu von prSK z.B. (bei dem ein 250g Bing so viel kostet wie 6g von dem LBZ heute) ist ein einfacher Tee, der trotzdem klasse ist ;)

vor 31 Minuten schrieb Anima_Templi:

Ich finde es ziemlich schade, daß der Begriff heutzutage fast ausschließlich negativ konnotiert wird. Hedonismus kann mit jeder Art von Tee gelebt werden und das durchaus positiv!

Ja mag sein - im Kontext von "nur High-End" ist es aber definitiv und ausschließlich negativ. Der Begriff ist mir dabei eigentlich egal, es war nur bequem ein "Fachbegriff" wie "hedonistische Anpassung" zu nutzen, als den Prozess lang zu umschreiben :D

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2021 reddened Sheng by FL

Ein guter Freund bedachte mich freundlicherweise mit einer Probe dieser außergewöhnlichen Produktion von William und war außerdem so nett mich auf das zugehörige Video von William hinzuweisen, in dem er über den Tee spricht.

Pu-Erh gemacht aus Blattgut, welches 48 Stunden welken durfte, anstatt der sonst üblichen 4-6 Stunden, bei Standard Sheng. Im Video sieht man sehr schön, dass ein gewisser Teil der Blätter bereits stark oxidiert ist, was sich natürlich auf den Geschmack auswirkt. William hat den Tee bei niedrigerer Temperatur geröstet, da die Blätter durch den verhältnismäßig langen Welkprozess bereits viel Wasser verloren haben. Dann nur noch 25 Minuten köcheln lassen, trocknen und fertig. So einfach ist das Ganze... ;)

Geschmacklich lässt sich die typische Handschrift von Farmerleaf erkennen, freundlich und easy-to-drink, aber eben mit interessanten Highlights anderer Teetypen. Blind verkostet hätte er mich ziemlich verwirrt. Sowohl Anklänge von weißem, als auch rotem Tee sind fassbar, allerdings merkt man auch, dass hier verschiedene Welten aufeinander prallen, bei welchen es grundsätzlich schon gut ist, wenn sie separiert produziert werden. Ein bisschen Katz und Maus im Mund: gerade erhascht man einen Hauch von weißem oder rotem Tee, ist er schon wieder fort. Am meisten leiden hier tatsächlich die typischen Pu-Aromen, welche wohl durch die unorthodoxe Produktionsmethodik total in den Hintergrund rücken mussten. Nichtsdestotrotz ein interessanter Tee. William gibt in dem Video sogar zu, den Tee stellenweise etwas zu stark geröstet zu haben, weswegen sich eben solche Röstaromen auch in der Schale finden.

In jedem Fall war es eine interessante und vor allem lustige Exkursion in bisher unbekannte Teegefilde. Williams Produktionen rücken bei mir mit den Jahren mehr und mehr in den Fokus, was mehrere Gründe hat. Der offensichtlichste und wichtigste Grund ist freilich, dass sie immer besser werden. Er macht wirklich positive Sprünge nach vorne. Waren seine pre-2000er Tees oft einfach zu freundlich und - für meinen Geschmack - belanglos, hat er in den letzten Jahren, und insbesondere mit seiner letztjährigen Produktion, m.E. ein Statement gesetzt. Deutlich mehr Körper, Mundgefühl und "Seele". Auch wenn seine Tees kein Hammer-Qi liefern und Jingmai typisch freundlich und zugänglich sind und keine riesige Komplexität zeigen, sind sie im Markt doch ein wunderbarer Puffer zwischen diversen High-End Produktionen - welche mir besonders am Herz liegen - und der riesigen Masse an pestizid belastetem "Plantagen-Müll", den man überall zuhauf erwerben kann. Seine Tees sind sauber, was mir sehr wichtig ist, und mit Leidenschaft und Herzblut produziert. Außerdem glaube ich, dass der Kerl einfach genau das sagt, was er meint. Es wird nichts beschönigt, er hält sich mit übermäßigem Marketingsprech zurück und legt viel mehr Wert darauf die Geschichte des Tee, seinen Ursprung, die Produktion und die Menschen dahinter in den Fokus zu rücken. Das spricht mich viel mehr an als der lieblos, mit viel heißer Luft aufgeblasene Marketing-Ballon von YS, oder die absolut undurchschaubare und nicht gerade vertrauenserweckende Strategie der nicht nachvollziehbaren Blends von w2t. Und für dieses Gefühl hier etwas zu unterstützen, das wirklich Hand und Fuß hat, geleitet von einem sympathischen und gescheiten Kerl (kommt schon, so einen Typen wie William möchte man doch gerne am Teetisch haben!) der zusätzlich mit seiner Arbeit noch dafür sorgt und dem es ein Anliegen ist, dass das Ökosystem der Region nicht noch mehr kaputt gemacht wird... Zudem sind seine Tees angenehm bepreist. 0,50$ aufs Gramm für seinen letztjährigen Gulan; das ist er absolut Wert! Ja, dafür öffne ich gerne meinen Säckel und werde (zumindest seit jüngerer Zeit) nicht enttäuscht. 

Danke @Paul , dass ich diesen Tee probieren durfte. :)

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Bearbeitet von Anima_Templi
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@Anima_Templi danke für das Danken, aber der Dank gehört allein @miig dem alten Fuchs, der den Bing gekauft hat und mir freundlicherweise was überlassen hat.

Als alter Mann  der morgens gerne einen Roten Tee zum Start in den Tag trinkt, hat es mich zuerst geschüttelt, aber beim zweiten Verkosten und nach dem Video fand ich den Tee sehr spaßig und sehr spannend. Und außerdem ist es erkenntnisfördernd wenn einer wie William mal andere Wege geht.

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Heute gibt es gleich zwei Posts in einem!

Morgens: 2011 Mannuo von prSK

Weiter gehts mit dem spannenden Sample-Pack von Peter - der Chronologie folgend ist heute der 2011er Mannuo an der Reihe. Den hatte ich das letzte mal vor bald 6 Jahren im Kännchen - damals stand mein Blog noch recht am Anfang, daher kann man die Notiz von damals dazu eigentlich vergessen, haha!

Mannuo (nicht zu verwechseln mit Nannuo) ist auch nicht ganz eindeutig, sofern keine Hanzi angegeben sind: es gibt einmal die Region Mannuo (曼糯) im Kreis Menghai und einmal das Dorf Mannuo (曼诺) in der Region Bulang - wenn ich das richtig verstanden habe stammen die Mannuo von Peter aus Bulang. Könnte auf jeden Fall passen bei diesem Tee, wobei die letzten beiden Mannuo-Jahrgänge doch sehr unterschiedlich waren: der 2018er war moosig-bitter, der 2019er sommerlich floral (wobei der sich in den letzten Jahren ordentlich entwickelt hat - wird Zeit für ein Update). Bei dem 2011er (den ich leider nicht frisch/jung kenne) steht jedoch vor allem die Fermentation im Vordergrund: der Tee besticht in Geschmack und Aroma mit tollen Noten von eingelegten Früchten, primär Sauerkirsch und (ungesüßter) Pfirsich, die stellenweise schon eine fast alkoholische Schärfe haben (positiv gemeint) - hier merkt man insbesondere zu dem 2017er Gold Mark LBZ von gestern deutlich, dass die europäische Lagerung obwohl auch trocken eine ganz andere ist, als die in Taiwan. Klar, das Ausgangsmaterial ist in diesem Fall natürlich auch etwas anderes, aber das kann man bei einigen Tees beobachten, dass EU-Storage zu sehr differenzierten Fermentationsnoten führt, während diese in Taiwan etwas weicher sind und mit zunehmender Feuchtigkeit (China, Malaysia, Hong-Kong) immer weniger differenziert sind sondern "gesamtheitlich" den Tee betreffen - soll heißen, dass man diese weniger losgelöst von den restlichen Facetten herausschmecken kann. Aber genau das macht bei diesem Tee in der momentanen Phase mit den Reiz aus: diese fruchtige Fermentationsnote gefällt mir persönlich äußerst gut und es ist spannend zu sehen, wie diese z.B. mit der Bitterkeit des Tees wechselwirkt. Einzig das Qi des Tees ist für meinen Geschmack etwas zu dezent - somit bleiben die Stärken doch eher auf die direkt wahrnehmbaren Metriken beschränkt (was ein semiaged Sheng aber auch erstmal schaffen muss).
Es ist also eindeutig, dass ein Sheng auch bei einer (sehr) trockenen Lagerung in der EU hervorragend reifen kann - das ganze hat nur einen Haken: es muss sich um gutes Ausgangsmaterial handeln. Wenn ich mir vorstelle, dass es sich bei dem Tee um einen typischen (also miesen) Factory-Sheng handeln würde, wäre er vermutlich untrinkbar, denn in den 12 Jahren scheint der Tee nicht wesentlich weicher geworden zu sein - er wirkt mit seinem vermeintlichen Alkoholgehalt und einem zünftigen Maß an Bitterkeit und Adstringenz sogar ganz schön derb, was dank gutem Material aber gut funktioniert. Ein weiterer Indiz für meine These: trockene Lagerung für gutes Material zur Erhaltung, feuchte Lagerung für mieses Material zur Verschleierung 😉

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Nachmittags: 2022 Dian Hong Gong Fu Jin Zhen von Čajový Dom

Am Nachmittag gab es zwischen Steuererklärung und Hausarbeit noch einen optisch sehr beeindruckenden Hongcha aus China (nachdem der letzte chinesische Hongcha auch schon wieder knapp 1 Jahr her ist): es handelt sich um einen Dianhong (滇紅) mit dem kompliziert klingenden Beinamen Gong Fu Jin Zhen (工夫金针) was übersetzt so viel wie "kunstvolle goldene Nadeln" bedeuten dürfte - was wenn man sich das trockene Blatt anschaut absolut nachvollziehbar ist! Auch geschmacklich weiß der Tee zu überzeugen: für einen Chinesen erfreulich wenig Malzigkeit, dafür vanillig-schokoladige Süße und nur einen hauch Bitterkeit (gerade billige Dianhong neigen ja gerne mal zu einer unangenehmen Bitterkeit). Schöner Tee, da braucht man keinen Kuchen mehr 😉

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Letzte Woche Freitag hatte ich eine Kleinigkeit zu feiern und verband das mit einem Tee, der endlich angestochen (O'zapft is!) werden musste.

Xiaoshu Yiwu Wangong 2014 vertrieben durch pu-erh.sk. 

Davon hatte ich um 2020/2021 rum zwei Kuchen zum baldigen Verzehr bestellt. Der erste Kuchen hat mir wirklich viel Freude bereitet. Deshalb wollte ich den zweiten Kuchen dann doch nicht wegtrinken, sondern Abbruch für Abbruch, Kännchen für Kännchen und Schälchen für Schälchen genießen. Das ist selbstredend etwas drüber, aber so dachte ich nun mal.
Nach ungefähr 1,5 -2 Jahren Lagerung mit einem Bovedapack, ist es schließlich soweit, der erste Abbruch soll ins Kännchen. Zwischen der Nadel und dem Kuchen spielten sich ein paar unschöne Szenen ab, soll heißen, es gingen mehr Blätter als gewünscht zu Bruch, das quittiert der Tee mit gelegentlich hervortretender Bitterkeit in den Aufgüssen.

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Die Lagerung hat den Tee so bewahrt, wie er in der Erinnerung präsent ist: Auf der würzigen Seite des Geschmacks (Eine Star Wars Anspielung am 4ten Mai? Nein! Doch! Oooh!). Das Dickflüssige des Tees führt zu einer Schwere beim Trinken. Wodurch sich bei mir der Eindruck eines Tagesabschlusses einstellt.

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Auf der Gefühlsebene ist die Sitzung genau so schön wie beim ersten Kuchen. Dennoch gehen zwei weitere Jahre Trinkhistorie nicht spurlos an einem vorüber. Der Tee kommt mir immer noch dickflüssig aber nicht mehr ganz so voll vor. Dank eines rudimentären Eindrucks zu Energie in Tees, kann ich bestätigen: Ja, der Wangong 2014 hat Koffein, darüber hinaus tut sich wenig. Dieser Gedanke führt zu einer weiteren interessanten Beobachtung: Ich habe den Tee recht zügig mit einem Anlass verbunden. Nämlich, dem bereits erwähnten Tagesabschluss. Es tritt eine Wirkung ein, nicht etwa, weil da etwas im Tee ist, sondern weil ich dem Tee anlassbezogen eine Wirkung zuschreibe. Zu Hause ankommen, die Vögel beobachten und zu stricken hätte die selbe Wirkung, wenn man von den unweigerlichen Aggressionsschüben absieht, die das Stricken verursacht.

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