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Welchen Tee trinkt ihr heute?


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Unverhofft hatte ich heute Abend Zeit für eine lange und ungestörte Auseinandersetzung mit einem Tee. Die Wahl fiel ganz und gar nicht zufällig auf den Pan San Zhou 2022 Maocha von pu-erh.sk. Bis heute war ich bei dem Tee noch unentschieden. Der 2020er Jahrgang war ein Grund sich Shengs von außerhalb Chinas genauer anzusehen. Nach etwas hin und her, einiges an ausprobieren und vielen Lerngelegenheiten haben mich ein paar nicht chinesische Shengs überzeugt. Einer davon war war der Pan San Zhou 2020. Davon gab es 2021 einen indirekten Nachfolger, nämlich VeiAn'S Tea. Dessen Rezept hatte deutliche Überscheidungen mit dem Pan San Zhou, tiefer habe ich nicht geforscht, da damals noch versorgt war.
Aus der 2022er Jahrgang liegt für den Pan San Zhou ausschließlich der Mao Cha vor, deshalb ist der Vergleich mit den zwei Bing Cha Vorgängern etwas unsauber.

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Die ersten drei Aufgüsse duften exakt so wie sie schmecken: Erde, Heu und spitze Fruchtnoten. Erde und Heu waren in allen Sitzungen mit dem Tee vorhanden, die Fruchtnoten sind sozusagen der variable Anteil des Tees. In einer Sitzung waren sie sehr dominant als tropische Früchte zu erkennen. Ein anderes Mal als sehr dezente tropische Früchte und heute sind es dezente Zitrusnoten. Die Teemenge nimmt keinen spürbaren Einfluss auf diesen Umstand. Darauf muss man sich einfach einstellen. Die Bitterkeit hingegen wird klar von der Teemenge mitbestimmt. Bei einer kräftigen Dosierung, stört die stärkere Bitterkeit aus meiner Perspektive das Gesamtbild, bei einer Standardfüllmenge passt sie sehr gut zu den erdigen Noten.

 

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Aus der Erinnerung heraus waren sowohl 2020 als auch 2021 mildere Jahrgänge. Was sie zu den besseren Einstiegstees in die thailändischen Anbauregionen macht, 2022 macht mehr Spaß, wenn man die Region schon kennt. Ein Abstrich ist dennoch dabei: Die Senfnoten, die ich 2020 spannend fand, sind zu erdigen Noten geworden. Hingegen sind die Pilze noch vorhanden, irgendwo zwischen Aufguss vier und sieben.

Die bis jetzt größte Überraschung ist eine andere. Als der mindSwitch noch Danzhu hieß, war die Nähe beider Tees zueinander auch ohne Vorwissen herauszufinden, um vom Pan San Zhou zum Danzhu zu gelangen war es jedoch ein guter Sprung. In diesem Jahrgang sind beide Tees in Duft und Geschmack enger zusammengerückt, der Unterschied auf der Gefühlsebene bleibt.

Da das Urteil beim 2022er mindSwitch noch nicht feststeht würde ich es so ausdrücken: Frucht sucht man beim mindSwitch vergebens, dafür ist er sehr beruhigend. 

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Lao Mansa 2021 - puerh sk

Ein reiner, urtümlicher Tee, bei dem es nicht viel zu sagen gibt, außer dass er sich einfach toll anfühlt.

Nur ein kleiner Eindruck: Anfangs kamen konzentrierte salzige Noten auf, wie bei einem guten Single Malt: Man liegt mit dem Gesicht auf den morschen, salzwasserdurchtränkten Planken eines alten Kutters. Es gab aber auch Aufgüsse, die vom Geschmack her nicht viel erzählten, dafür aber auf der etwas bitteren Seite waren.

Und immer ist da diese Süße... gerade genug, um das ganze am Laufen zu halten. Das erinnert mich an Ellington als Pianist, der einer meiner Liebsten ist: Er spielt das, was nötig ist, um die Musik am Laufen zu halten; und keinen Ton mehr. Das wird Monk auch nachgesagt, aber einen Vergleich zu Monk kann ich nicht ziehen: Monk ging es nicht in erster Linie um die Musik, sondern es war die Gesamtperformance, das Auftreten als Künstler, was bei ihm im Vordergrund stand. Bei Ellington ging es stets ausschließlich um die Musik. Und bei diesem Lao Mansa gibt es nichts, was außerhalb der reinen Tee-Erfahrung steht, keine Künstlichkeit, keine Darstellung. Man sitzt einfach da mit diesem Tee, darf sich an seiner Energie erfreuen und berauschen; und unzählige Aufgüsse erleben, bis einfach kein Wasser mehr da ist.

Fantastisch!

Heute leider nur ein schäbiges Handyfoto.

Grüße euch!

 

 

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Bearbeitet von real_G
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Assam Halmari

Die feucht-kühle Witterung hat mich Grüntee-Liebhaber wieder mal zu einem kräftigen Schwarztee greifen lassen.

Dabei habe ich erkannt, dass für dessen Zubereitung nicht weniger Sorgfalt, Aufmerksamkeit und Erfahrung nötig ist als für aufwendiger produzierte Tees. Denn während ich einem grünen Japaner inzwischen ohne Probleme vielfältige Aromen unterhalb der Bitterkeitsgrenze entlocken kann, braucht es bei diesem Assam Fingerspitzengefühl - vor allem bei der Wassertemperatur. Ist sie zu heiß, überdeckt die Bitterkeit alle anderen Geschmäcker. Ist sie zu niedrig, schmeckt der Tee ein wenig fad. Nach meiner Erfahrung ergibt ein nicht mehr voll kochendes Wasser bei aufgeheizter Kanne das beste Ergebnis: malzig, Schokolade, Kirsche und ein edelbitterer Abgang.

Wichtig zu erwähnen, dass ich auch Assams in der Regel ohne Milch und Zucker trinke. Daher die Akribie...

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Bearbeitet von Golden Hill
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Auf @Manfred's Vorsachlag hin, wollte ich den Dian Hong des Chao Daos mit Black Forest aufgießen. Der einzige Laden in der Umgebung der Black Forest an Lager hat, kann es nicht verkaufen, weil die IT-Abteilung das Produkt nicht ins Kassensystem eingebucht hat. 
Um dennoch etwas experimentieren zu können, nahm ich zwei Flaschen Lauretana mit. In der ersten Runde war der Tee kräftig dosiert, mit dem Ergebnis, dass kräftige Schokoladennoten die Aufgüsse durchgehend dominierten. Malz ließ sich ebenfalls herausschmecken, von Frucht, Süße oder irgendeiner filigranen Note herrschte Fehlanzeige. Das tut dem Tee meines Erachtens nach Unrecht. 
Daher wurde in der zweiten Runde deutlich niedriger dosiert.

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Jetzt ließ sich tatsächlich etwas Frucht und Süße herausschmecken. Ich hatte den Eindruck Blumigkeit wahrzunehmen. Schokolade und Malz sind runtergedimmt. 

Vorgestern hatte ich es mit dem Tee mal eiskaltgebrüht versucht: Eine Spitze Süße, wie ich sie von Oriental Beautys kenne. Das fühlt sich aber wie Verschwendung an, der Tee kann mehr.

Bei Gelegenheit nehme ich Lauretana mal für einen Tee den ich besser und länger kenne. Aktuell bin ich sehr unentschlossen was von dem Ergebnis zu halten ist.

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2007 Fulu Round Tea via The Jade Leaf

Emilio von The Jade Leaf war so nett mir ein paar interessante Pu'erh Samples zukommen zu lassen - herzlichen Dank dafür! Daher wird es in nächster Zeit ein paar Reviews zu Bi Yun Hao (碧云号) und Xi Zi Hao (囍字号) Tees geben, womit ich bislang nur wenig Berührungspunkte hatte - heute starte ich aber mit einem Tee, der mir so gar nichts sagt(e): dem 2007er Fulu Round Tea (Fú Lù Yuán Chá, 福禄圆茶) von Deng Shi Hai (鄧時海). Laut Beschreibung im Shop ist Deng Shi Hai ein respektierter Experte in dem Bereich von antiken Pu'erhs und wenn man etwas recherchiert findet man z.B. auch diesen Blogpost von 2015, in dem die 2012er Version des Fulu Yuan Chas als "Masterclass Tea" erwähnt wird. Fulu (福禄) bedeutet "Glück" und scheint vor dem Hintergrund, dass diese Tees Teil seiner Bestrebungen sind, Songpin Hao (宋聘号) ähnliche Tees zu produzieren (dazu hatte ich auch bei dem schönen 2005er Song Ping Hao von Chris etwas über die Hintergründe der Marke geschrieben) wohl eine Anspielung auf die Fulu Gong Chas (福禄贡茶) aus der Zeit vor der Kulturrevolution sein ... oder einfach weil Glück generell nicht schlecht ist, wer weiß.

Das Blatt ist jedenfalls ordentlich dunkel und kräftig, die Pressung (sofern man das anhand des Samples beurteilen kann) ist nicht zu fest und verströmt nach dem Waschgang ein angenehm deftiges Aroma, was den Produktionsansatz von Deng Shi Hai definitiv unterstreicht. Ebenso verhält sich die Geschmacksebene: weiches Leder, feuchter Waldboden und bei etwas längerer Ziehzeit auch ein ordentliches Maß an Bitterkeit - Adstringenz und Säure halten sich zum Glück sehr in Grenzen, was den Anspruch, dass es sich um ordentliches Material handelt definitiv unterstreicht. Gut gefällt mir hier auch die Wandlungsfähigkeit: wenn die Deftigkeit etwas nachlässt kommt eine schöne leicht süße Pilznote zum tragen, was für eine ordentliche Reifung spricht. Auf den ebenen erfüllt der Tee voll und ganz den traditionellen/old-school Anspruch, den sich Deng Shi Hai auf die Fahne schreibt - schade dass es nicht mehr Tees in diese Richtung gibt, denn meist neigen möchtegern-old-school Tees dazu zwar deftig aber meist auch einfach mies zu sein. Aber: in Punkto Qi und Tiefe kann der Tee nicht mit (dann auch meist deutlich teureren) High-End Tees mithalten - dass es sich um einen regionsübergreifenden Blend handelt ist hier (im Gegensatz zu Geschmack und Aroma) sicher ein Nachteil - und für mich persönlich ist die Textur etwas zu dünn ... aber für 1,15€/g kann man hier absolut nichts sagen!

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Der MindSwitch macht mich fertig!

Aber der Reihe nach. Der Charakter des 22er Pan San Zhou ließ sich recht präzise fassen. So wollte ich heute den 22er mindSwitch ebenfalls zu Papier bringen. Vor ein paar Wochen wollte ich schon einmal über den mindSwitch schreiben, die passenden Worte wollten und wollten sich nicht einstellen. Auf die Erinnerungen an den Danzuh 2020 zurückzugreifen erschien mir falsch, da waren die Erfahrungen mit Thailandtees noch zu frisch. Die erste Version des mindSwitch aus 2021 ist auch keine Hilfe, denn bei dem Tee habe ich mich ernsthaft gefragt, was andere an dem so toll finden. Als zweite Chance bestellte ich nur etwas des Mao Chas. Peter hat freundlicher oder teuflischer Weise, je nach persönlicher Lebenseinstellung, eine großzügige Probe des Bing Chas ins Paket gelegt. 
Anders als in den Vorjahren, war ich vom Start weg glücklich mit dem Tee, nur wie passend darüber sprechen? Heute Mittag ging es schließlich mit dem Mao Cha los. Ganz unabhängig vom Tee, ist Mao Chao mehr fürs Auge und im Falle dieses Tees auch mehr für die Nase. Erde und Heu kann ich noch klar benennen. Wald könnte sein und in Ausnahmefällen etwas tropische Frucht. 

Für die ersten drei Aufgüsse liegen Notizen vor. Seit langer Zeit steht darin mal wieder das Wort "mineralisch". Am Mittwoch schrieb ich noch, dass man Frucht beim Pan San Zhou und nicht beim mindSwitch findet. Darüber muss sich der mindSwitch offenkundig geärgert und den Beweis des Gegenteils angetreten haben, denn erstmals nehme ich Zitrusnoten kombiniert mit einer subtilen Süße wahr. 
Dann waren mir die Notizen komplett egal. Zurücklehnen, die Sonne genießen und den brütenden Vögeln zusehen. Man fühlt sich fokussiert und ruhig zugleich.

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Über den Abend hinweg ziehe ich den Vergleich mit dem Bing Cha. Dieser ist überraschend anders. In meinem Sample sind fest gepresste Stückchen, von ganzen einzelnen Blättern keine Spur. Damit der Vergleich halbwegs fair ist, habe ich kleinen Bruch und Teestaub bei Seite gelegt. Damit bekommt der Tee eine zumeist angenehme Bitterkeit, welche einen zum nächsten Schälchen greifen lässt, gleichzeitig zu zügigem Ausgießen animiert. Während einem der Mao Cha noch Geschmacksassoziationen anbietet, kommt der Bing Cha als konzentrierte, kräftige und mundfüllende Flüssigkeit daher. Ebenso wie der Mao Cha lässt einen der Bing Cha die Welt rund herum ausblenden.

Was war den mit mir oder dem Tee 2021 los, dass ich ihn so unterschiedlich wahrgenommen habe? Beide 22er sind toll, obwohl es mich bei anderen Tees stört, wenn sie sich mir entziehen. 
Mansa-Tees, sowohl die von Peter als auch die von Teamania, haben einen Geschmack, den ich nur als "typisch Mansa" kenne und nicht näher beschreiben kann. Vermutlich ist es hier genauso, die Tees haben eine Charakteristik, welche typisch für die Anbauregion ist.

Mit den schwächer werden Aufgüssen lasse ich den Abend gemütlich ausklingen und lese eure Eindrücke zu dem Tee. 

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1999 Yiwu Loose Leaf (thetea.pl)

Zur Einweihung des frisch eingetroffenen (bereits gebrauchten) Shibos (geschaffen von Jiri) wollte ich unbedingt einen losen Tee aussuchen und stand dann vor der Wahl, ob es der Mind Switch oder dieser wird. Und da es ein trüber Morgen war und ist und ich den 1999 sowieso mal wieder probieren wollte, fiel die Entscheidung heute recht schnell.

 

Das Positive zuerst:

- 1999 !!!

- Die trockene Schranknote, die ich bei einigen gereiften Tees von ttpl erlebt hatte, ist fast vollständig verschwunden. Zuletzt hatte ich diesen Tee vielleicht vor einem Jahr und da war sie noch etwas mehr spürbar.

- Es hat ein paar nette Fotos gegeben.

 

Nun das Negative:

- Der Tee ist äußerst dürftig. Sicherlich ein unterdurchschnittliches Blattgut kam hier zum Einsatz.

- Ich erinnere mich nicht mehr an die Beschreibung, aber bestimmt war eine Zeit lang HK als Lagerungsstätte im Spiel. Wenn jetzt jemand diesen Tee probiert und dann feststellt, dass man lieber die Finger von HK Tees lässt, so kann ich das völlig verstehen. Die Holzigkeit wirkt leblos, die 'Feuchtigkeit', die einem guten HK Tee innewohnt, fehlt vollständig.

- An der hinteren Hälfte des Gaumens und zu Beginn des Abgangs eine Schaumwein-Adstringenz bis hin zur Zuschnürung im Rachen, das ist wirklich unangenehm.

- Aromen und auch Geschmack von einem lang durchgekauten Wrigley's Spearmint Kaugummi.

- Anklänge von Fruchtigkeit, herber Baumrinde und ein dezenter Anflug von Süße können hier leider nichts richten.

- keinerlei Energie. Auch hier finde ich, dass das ein falsches Bild auf HK Tees wirft. Obwohl ich bei guten HK Tees jetzt nicht zB die bombastischen Explosionen eines jungen Gushu erlebe, umgibt diese Tees eine tiefe Atmosphäre, etwas Unergründliches, für mich als Liebhaber traditioneller Lagerung ist das was Magisches. Fehlt hier völlig.

 

Immerhin kann ich sagen, dass ich vom Shibo sehr angetan bin, optimale Größe; und wenn man nichts gegen ein bisschen Sauerei hat, kann man ihn auch 'Käppi rückwärts' als Gaiwan verwenden! = - )

Vielleicht brauche ich nachher noch einen Tee ...

 

Alles Liebe,

Thomas

 

 

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2010 Bi Yun Hao Chawangshu via The Jade Leaf

Als zweites Sample aus dem Paket von Emilio habe ich mir heute den 2010er Chawangshu (茶王树) von Bi Yun Hao (碧云号) ausgesucht: nachdem die Erinnerungen an die beiden Chawangshu von Chenyuan Hao (陈远号) noch halbwegs frisch sind, macht das natürlich am meisten Sinn ... dass ich auf den Tee sehr gespannt war, tut hier natürlich nichts zur Sache 😉

Das Blatt ist wunderschön: groß und dunkel mit einzelnen goldgelben Knospen - alleine schon durch die Optik wird klar, das BYH einen anderen Weg geht, als CYH. Das Ziel scheint hier eher eine moderne Boutique-Produktion wie bei Xi Zi Hao (囍字号) zu sein, auf den traditionellen Ansatz von CYH (im Sinne einer gewissen Rustikalität) verzichtet man ... zumindest auf diesem Level, denn CWS ist nicht unbedingt das Einsteigerlevel, mal schauen wie es sich bei den kommenden Samples verhält. Aber zurück zu dem aktuellen Tee: sehr interessant ist, dass das Blatt im nassen Zustand noch überraschend viel Grün zeigt - bei einem Sheng von mittlerweile 13 Jahren hätte ich das weniger ausgeprägt erwartet. Der 2016er CWS von CYH ist z.B. trotz des deutlich geringeren Alters weniger grün - das hat sicherlich auch was mit der eben erwähnten Produktionsmethode zu tun, kann aber durchaus auch ein Indiz dafür sein, dass der Tee wirklich sehr trocken gelagert wurde, was wie in letzter Zeit häufiger angesprochen für High-End Material definitiv zu empfehlen ist (bei der Lagerung handelt es sich übrigens nicht um die hauseigene Lagerung von BYH sondern von Mr. Chen, einem BYH-Sammler, über den Emilio diesen Tee bezieht). Das bestätigt sich auch auf der Geschmacksebene: die Fermentationsnoten sind hier recht dezent, es dominiert zu Beginn eine unglaublich weiche Ledernote - ich hatte bereits gestern bei dem 2007er Fulu Round Tea geschrieben dass sie weich ist, aber das ist nochmals ein ganz anderes Level! Diese sorgt in Verbindung mit der tiefen, dunklen Süße auch für einen gewissen Lakritz-Charakter, was durch die volle, schwere Textur verstärkt wird - je nach dem wie kräftig man den Tee brüht kann man aber durchaus auch eine schöne bittere Komponente herauskitzeln, auf der Geschmacksebene hat der Tee auf jeden Fall einiges zu bieten. Qi-technisch ist der Tee etwas dezenter als die beiden CYH-Kollegen aber spannend ist wie ähnlich der Charakter des Qis der CWS Sheng ist: wie bei den CYH ist es auch hier allgemeingesprochen kopflastig, lässt sich aber vor allem auf das Gesicht lokalisieren - quasi eine Sanfte Version des Effekts vom 2021er CWS von TE - es fügt sich trotz der Unterscheide doch irgendwie alles zusammen. Und wenn man den Preis des Tees mit in Betracht zieht (1,33€/g vs 2,18€/g für die CYH CWS) hat der Tee in allen Bereichen genug zu bieten, um sich eine top Bewertung zu verdienen - toller Tee, ich bin gespannt auf die anderen BYH Samples 🙂

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Bearbeitet von doumer
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2023 Gu Zhu Ye Zi Sun

Dieser Tee wurde Mitte März aus einem alten Teegarten in Huzhou, Provinz Zhejiang, mit wildem naturbelassenem Bestand geerntet.

Auf einem schönen Grundgerüst aus nussigen Cashew-Noten entfalten sich, je nach Art des Brühens, leicht florale Noten mit leckeren fruchtigen Spitzen.

Ein Tee, der erstaunlich viele interessante Aufgüsse liefert und einen großen Facettenreichtum zeigt, insbesondere dann, wenn man die Temperatur leicht steigert. Diese Sorte hatte ich bereits von mehreren Händlern und ihr Charakter hat mir stets sehr gut gefallen.

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Während Kollegen schon eifrig mit den 2023er Grüntees beschäftigt sind, bin ich noch nicht mal mit allen 2022ern durch 😅 : 2022 Huang Shan Mao Feng Ye Sheng von Čajový Dom

Ein Yesheng Lu Cha, oha! Nun, offensichtlich wird hier Yesheng mal wieder anders verwendet als bei einem Pu'erh - wobei es da so uneinheitlich ist, dass es je nach Interpretation doch wieder passt: das Material stammt von wild wachesenden Teepflanzen. Schon sehr lange her (7 Jahre), dass ich das letzte mal einen Maofeng hatte daher keine große Vergleichsmöglichkeit - interessant ist aber die Diskrepanz zwischen Aroma und Geschmack: das Aroma ist sehr gemüsig mit einer leicht kühlen Kräuter-Note wohingegen der Geschmack zwar schon auch Gemüse-Facetten hat aber eine angenehme Süße deutlich die Oberhand hat. Gibt keinen Grund zur Beschwerde, fesselt mich aber nicht wie ein Longjing ... daher hab ich auch vergessen, den dritten Aufguss abzulichten. 🙈

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Bei mir gab es heute den Sencha Okumidori vom Teekontor Kiel, den hatte ich möglicherweise bekannt, schon einmal öfter getrunken. Ich kann mich aber nicht daran erinnern, je so eine doch recht feine Charge gehabt zu haben, sonst hatte ich dem Tee auch geschmacklich ein bißchen kräftiger/robuster, etwas schlichter in Erinnerung, diesmal hat er ein paar kleine Nuancen, die schon an leicht höherwertige Sencha anmuten. Süßlich, leicht vegetabil, jetzt beim 4. Aufgießen hab ich einen nussigen Nachgeschmack auf der Zunge, und die feine herbe Süße.

Die Bilddateien sind zu groß aahrg.

 

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@Katori: Versuch mal die Dateien einzeln nacheinander hoch zu laden. Alternativ kannst du sie mit dem Windows beiliegenden Bearbeitungstool etwas an den Rändern beschneiden, das hilft oft schon.

Nach dem DoppelterMindSwitchDekadenzSamstag, sollte es gestern der 970 Years Old Single Tree werden. Solange die Erinnerungen noch frisch sind, wäre das Schreiben leichter. So der Gedanke. Ich hab der Sache doch noch einen Tag gegeben, damit die Gedanken zur Ruhe kommen. 

Peter schreibt, der Baum sei in VeiAns Teegarten vor kurzem wiederentdeckt worden, sei ca. 970 Jahre alt und Peter habe sich entschieden, das gesamte Pflückgut, bestehend aus 400g fertigem Tee, zu vertreiben. Wie man sich die Wiederentdeckung eines alten Teebaumes vorstellen muss, kann ich nur erahnen, möchte zur Geschichte kein urteil abgeben.

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Das Wichtigste ist schnell erzählt: Ja, aus Bildungsperspektive ist der Tee ein Erlebnis. Ja, der Tee würde sich gut in den der mindSwitch-Bäume einreihen. Nein, der Tee ist nicht x-fach besser, weil der Baum x mal älter ist. Nein, den Tee muss man nicht getrunken haben, um dazu zu gehören (Etwas zu trinken, um irgendwo dazu zu gehören, ist allgemein keine sinnige Vorgehensweise).

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Im Vergleich zum mindSwitch ist die Waldnote im Duft abgängig. Heu und tropische Früchte bewegen sich im Pang San Zhou - mindSwitch Spektrum. Neu ist eine leichte "Schärfe" im Hintergrund, die sich im Duft schnell verflüchtigt, im Geschmack jedoch ein Revival erlebt. Konkret macht sich das in einer Kombination aus tropischer Frucht und Schärfe bemerkbar, die ich als Zitronenpfeffer bezeichnen möchte. Frische Erde mischt sich noch hinein, eine Assoziation, welche die beiden anderen Thailandtees in dieser Form nicht wecken konnten.
In der Kategorie Ausdauer ist kein bedeutender Unterschied feststellbar. Überraschend anders verhält es sich beim Charakter des Tees. Hier fühlt man sich abwechselnd ruhig und angeregt. 

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Zunächst würde ich gerne auf @doumer's passende Restaurantanekdote in der Besprechung des mindSwitch22 zurückkommen. Nur sehe ich weniger hierarchische Level sondern mehr ein nebeneinander. Versuchen wir es mal mit einem Musikvergleich, zwischen Nightwish Ghost Love Score und Bathory Twilight of the Gods. Beides epische Werke. Klar, geht man nach dem Können der Musiker oder der Komplexität der Komposition, dann kann man sicher eine Hierarchisierung nach objektiven Kriterien vornehmen. Die Vision der Künstler ist eine andere, das Hauptthema der Songs ist ein anderes, auch wenn man beiden einen Rückgriff auf die Mythen- und Sagenwelt attestieren kann. Welcher Song nun oben oder unten steht, ist nun mehr davon abhängig, wie man sich fühlt oder was man zur Zeit begehrt.

Noch ein letzter Gedanke zum 970 years Single Tree und Blends: Der zeigt super auf, was ein einzelner Baum kann, dass ist schon beeindruckend. Das muss nicht zwangsläufig das beste für das Getränk Tee sein. Zum mehrmaligen Trinken ist ein Blend aus mehreren ausgewählten Bäumen, wie beim mindSwitch, der rundere Tee. Um nochmal zur Musik zurückzukommen. Das Gitarrensolo eines herausragend Künstlers kann das Highlight eines Songs sein, ohne die anderen Instrumente wird kein Song daraus oder hören sich Leute wirklich wieder und wieder ausschließlich die Gitarre an? (Abgesehen von Leuten die Gitarre lernen oder Musik analysieren)

 

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vor 11 Stunden schrieb Getsome:

Versuch mal die Dateien einzeln nacheinander hoch zu laden. Alternativ kannst du sie mit dem Windows beiliegenden Bearbeitungstool etwas an den Rändern beschneiden, das hilft oft schon.

Danke für den Hinweis, zur Zeit bin allerdings bloß mit dem Smartphone online.

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2022er 970 Years Old Single Tree von prSK

Bei seinem letzten Besuch hat Peter freundlicherweise etwas von diesem spannenden Maocha dagelassen: das Material stammt von einem Baum, der in den Ländereien von VeiAn "wiederentdeckt" wurde und angeblich 970 Jahre alt sei - insgesamt wurden von diesem Baum lediglich 400g Maocha in dem Jahr produziert. Zum Vergleich: bei den schon sehr beeindruckenden Bäumen des mind_switch (siehe die Notiz zur 2021er Version) wird das Alter auf 400 - 700 Jahre angegeben. Klar, Angaben zum Alter sind immer mit Vorsicht zu genießen denn letztlich kann man das Alter nur dann zweifelsfrei bestimmen, wenn man den Baum umsägt und die Jahresringe zählt oder sonst eine intrusive, wissenschaftliche Methode anwendet (denn ich bin mir gar nicht sicher, ob es in Thailand auf Grund des ganz anderen Klimas überhaupt so ausgeprägte Jahresringe wie bei uns in Europa geben kann, was ja auch den Unterschied zwischen Sommer und Winter zurückzuführen ist - ich möchte jedenfalls nicht der sein, der die zählen muss, haha), aber klar ist, dass es alte Bäume sind. Und eine Wiederentdeckung kann bei entsprechend großen Ländereien, von denen aktuell nur ein Teil kultiviert wird natürlich durchaus sein - insbesondere vor dem Hintergrund, dass vor einigen Jahrzehnten in der Region chinesische Teeproduzenten tätig waren, dann aber aus bekannten Gründen die privaten Unternehmungen aufgegeben haben. Ich hab mit mit dem Review dazu etwas Zeit gelassen und wollte den Tee zunächst einmal aus unterschiedlichen Perspektiven (unterschiedliche Keramik/Volumen/Wasser-Kombinationen) kennenlernen - zugegeben die heutige Session ist mit Abstand die schwächste davon, da ich seit langem mal wieder gefiltertes Wasser genutzt habe: das werde ich in Zukunft definitiv nicht mehr machen, der Unterschied zum ungefilterten Quellwasser ist im negativen Sinne so eklatant dass ich mir ernsthaft überlege, nicht völlig auf einen Wasserfilter in meinem Haushalt zu verzichten, denn für die paar mal wo ich einen Nicht-Pu trinke lohnt sich das kaum. Der einzige Nachteil ist, dass man eine etwas spezielle Art des Eingießens von Tetsubin ins Kännchen praktizieren muss, um nicht die ganze "white sauce" (den gelösten Kalk im ersten Schwung Wasser) im Aufguss zu haben - denn DAS ist das Problem bei hartem Wasser, nicht die eigentliche Härte im klaren Wasser. Andererseits: einen zimperlichen Grüntee mit 18° dH aufzubrühen wird er mir sicher krumm nehmen, haha!

Aber zurück zum Tee: der Fairness halber ist die Bewertung daher eine Mischung von dieser und den vorherigen Sessions, wobei sich die Unterschiede primär auf den Geschmack und die Textur beziehen. Unbestritten ist, dass es sich um wunderschönes, kräftiges, RIESIGES Blattgut handelt, das selbst bei einem meiner größeren Kannen (120ml) nicht mehr rein passt. Der Rest des Materials darf in einem hübschen Tongefäß von Martin Hanus (heute ist übrigens alle Keramik von Martin Hanus - nur der Teller/Teeboot ist von Jiri Duchek) die nächste Zeit verbringen - sofern ich mich ausreichend zurückhalten kann wird es spannend zu sehen, wie sich das Material im Vergleich zum mind_switch Maocha des selben Jahrgangs entwickelt (von dem ich ebenfalls etwas in einem anderen Keramikgefäß lagere). Denn dieser passt als Vergleichsmöglichkeit natürlich am ehesten: der selbe Jahrgang, selbe Produzent, selber Garten - und doch völlig anders! Der für mich wichtigste Unterschied betrifft das Qi: zwar definitiv vorhanden ist es im Vergleich zum mind_switch deutlich dezenter - ein Schweizer Teefreund meinte mal, dass je älter der Baum ist, desto sanfter sei die Wirkung des Qis - allgemein kann man das denke ich nicht sagen (da belegbare Daten unmöglich, da Qi nicht messbar) aber hier passt es auf jeden Fall ins Muster. Und noch offensichtlicher ist der Unterschied bei Geschmack und Textur: das Fruchtige des mind_switch fehlt hier größtenteils und je nach Wasser/Keramik-Kombination tendiert der Tee in eine bitter-nussige Richtung (Mandeln! bei ungefiltertem Wasser) oder gemüsig-bittere Richtung (bei gefiltertem Wasser) wovon mir die erste auf Grund von mehr Gewicht und Textur deutlich besser gefällt - mit gefiltertem Wasser wirkt der ohnehin schon nicht sonderlich schwere Tee zu dünn. Positiv ist aber, dass er in allen Varianten viel Tiefe und Komplexität zeigt und trotz der ausgeprägten Bitterkeit kein bisschen aggressiv ist - hier macht sich klar das Alter des Baums bemerkbar! Beides tolle Tees, wobei es sicher auf die persönlichen Vorlieben ankommt ob einer von beiden einem besser gefällt oder beide auf Grund des völlig unterschiedlichen Charakters schlicht gleichwertig sind - @Getsome schrieb kürzlich völlig richtig, dass ein Single Tree Tee zwar sehr spannend ist, aber ein Single Origin Blend meist harmonischer ist, da durch das Zusammenwirken der unterschiedlichen Charaktere der Bäume eines Gartens ein runderes Gesamtbild entsteht, das weniger extrem ist, als die Detailaufnahme von einem einzelnen Baum. Was aber auch sehr spannend ist, ist der Vergleich mit den gepressten mind_switch Bings: beide Jahrgänge finde ich deutlich spannender als das lose Maocha - und das obwohl sie so extrem unterschiedlich sind! Das Dämpfen und Pressen des Maochas zu einem Bing setzt nochmals eine weitere Entwicklung in Gang, die dem losen Maocha zu fehlen scheint - und unabhängig vom dadurch direkt erzielten Ergebnis (wie z.B. das Plus an Derbheit beim 2022er durch die feste Pressung) macht das definitiv auch mittel- und langfristig einen Unterschied in der Reifung des Tees aus. Gepresst ist alles besser 😉

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vor 8 Minuten schrieb doumer:

je älter der Baum ist, desto sanfter sei die Wirkung des Qis

Die Erfahrung habe ich auch schon gemacht. Auch, wenn ich noch nicht so viele Tees von sehr alten Bäumen hatte. Beim Ku Zhu Shan Dan Zhu ist mir das jedoch sehr stark aufgefallen im Vergleich zu allen Dashu Shengs, die ich bisher hatte.

@doumer Das Blattgut sieht ja super lecker aus! :)

Mein Tee heute:

Tibetan Tee KANG Hong  von "DAN's Tee" aus Hannover (um die Ecke)

Bei anderen Shops habe ich Tibet-Tee immer nur als "Kang Zhuan" gefunden. Vielleicht kann mich ja jemand mit mehr Kenntnissen aufklären, was der Unterschied zu "Kang Hong" ist. Das wäre lieb. :)

Zum Tee:

Es ist einer der wenigen durchfermentierten Tees, die ich gerne trinke. Dieser Tee ist super vielseitig und wandlungsfähig und kann meiner Erfahrung nach nicht bitter werden, daher mag ich ihn. (Ich habe ihn mal über eine Stunde ziehen lassen. Der Tee war nicht bitter.)

Das Trockene Blatt verströmt am Anfang einen sehr fruchtig süßen Geruch. Wie Fruchtbonbons. Dazu gesellen sich etwas verbranntes Holz und Erde.
Interessant wird es aber, nachdem man den Tee gewaschen hat. Der Geruch wird nun irgendwie cremiger und hat mich etwas an rohen Teig (ohne Hefe) erinnert. Dazu gesellen sich nasses, angekokeltes Holz. Wie ein ausgebranntes Lagerfeuer im Regen. Die Fruchtnoten vermischen sich mit dem erdigen und hölzernem Geruch. Später, so nach 4 Aufgüssen, kommen auch Gewürze hinzu. Etwas, das mich an Nelken und Salbei erinnert. Noch später dominiert dann der moosige Geruch.

Der Geschmack ist ebenso wandlungsfähig. Zuerst dominiert eine Mineralität, Erdigkeit und das verbrannte Holz. Der fruchtige Geschmack blitzt aber hindurch und ist auch deutlich wahrnehmbar. Je nach Ziehzeit ist der Tee deutlich fruchtiger (kürzere Ziehzeiten) oder stark erdig / hölzern (längere Ziehzeiten). Mit ca. 30 Sekunden habe ich ein gutes Mittelmaß von beiden Welten. Je länger man den Tee ziehen lässt, desto mehr Körper bekommt er. Daher sind zu kurze Ziehzeiten auch nicht so ideal.
Der etwas raue Geschmack am Anfang wird mit der Anzahl der Aufgüssen immer harmonischer und alle Nuancen vermischen sich und ergeben einen angenehmen, runden Geschmack mit zunehmender Süße.
Zur Anzahl der Aufgüsse: Ich habe meist nach einem Liter aufgehört zu trinken, hatte aber das Gefühl, dass der Tee noch nicht am Ende war. Mein Plan ist es die 4,5g heute den Tag lang durch zu trinken. Bitter wird er ja nicht.

Das Qi ist nicht zu stark, aber spürbar. Trotzdem lässt er mich etwas schwitzen, was ich bei anderen Tees noch nicht so deutlich wahrgenommen habe.

 

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Am 15.5.2023 um 13:20 schrieb Katori:

Die Bilddateien sind zu groß aahrg.

Es gibt online Bildkompressoren z.B. https://compressor.io die man benutzen kann um die Bilder kleiner zu bekommen, ohne zu großen Qualitätsverlust. Das sollte auch vom Smartphone aus gehen.

Mein 5,6 MB großes Bild oben wurde dadurch zu 1,6 MB komprimiert. Die anderen Bilder sind danach im KB-Bereich.

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Mei Ren Lu von Čajový Dom

Von diesem Tee hab ich zuvor noch nie gehört: Mei Ren Lu (美人绿) - zu Deutsch "grüne Schönheit" - stammt aus Longkou und als Kultivar dient Qing Xin Da Mao, der eigentlich für eine lokale Variante des taiwanesischen Oolongs Dong Fang Mei Ren genutzt wird. Auch optisch ist er sehr ungewöhnlich: das dunkle Smaragdgrün des trockenen Blatts unterscheidet sich deutlich von den typischen chinesischen Grüntees wie einem Longjing oder Maofeng. Wirklich verblüffend ist aber das Aroma des nassen Blatts: es riecht 1:1 wie ein Multivitaminsaft - verrückt! Der Geschmack steht da mit einer süßen Note von gegrilltem Gemüse und zerlassener Butter (was vor allem auch an der schön weichen Textur im ersten Aufguss liegt) etwas im Kontrast dazu - was aber nicht schlimm ist, denn auch dieser gefällt mir ganz gut. Insgesamt ist der Charakter deutlich ätherischer als ein Longjing, passt aber gut zu einem frühlingshaften Tag wie heute. Schöner Tee (für einen Nicht-Pu) - und für den Multivitaminsaft gibt es einen Extra-Bonus 😉

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Bearbeitet von doumer
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2023 Anji Bai Cha

Ein echter Klassiker ist heute dran und ebenso eine Bio-Qualität, was mich sehr freut.

Der Körper ist bei dieser Sorte eher zurückhaltend. Ich schätze den Tee, wenn er frisch ist, vor allem für ebendiese Frische im Mund. Der Mundraum wird sanft mit fruchtig-grünen Noten bedeckt, es fühlt sich nie zu schwer an.

Ein toller Tee um den Tag zu beginnen, wenn die Geschmacksknospen und die Seele noch aufnahmefähig sind.

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Manzhuan 2022 - Yunnan Sourcing

Im Zuge der Verkostung einiger 2022 Shengs von Yunnan Sourcing (unter eigenem Label veröffentlicht) war heute der Manzhuan dran. Den Luo Shui Dong mochte ich bislang am meisten, sogar so sehr, dass jetzt ein kleiner Bing auf dem Weg ist.

Der Duft des Manzhuan hatte was von schokolierten Kirschen, sehr einladend. Im nassen Zustand veränderte es sich zunehmend zu einer sommerlichen 'Reis-Note'.

Besonders gefallen hat mir die Textur, ein schöner voller Body mit einer recht tiefen Süße; ein praliniger Eindruck entstand. Am Ende der Session fühlte ich mich schön 'gereinigt', aber die Energie war keinesfalls überbordend, um es mal auf eine freundliche Art zu sagen - trotzdem, es war schon was da; und es liegt ja auch immer an der Tagesform.

Bei etwas längeren Ziehzeiten kam eine Bitterkeit auf, die sich teilweise bis in den Magen hinein erstreckt hat; davon bin ich kein allzu großer Freund und behielt die Ziehzeiten deshalb weitestgehend kurz.

Auf der geschmacklichen Aroma-Ebene war im Verlauf der Sitzung nicht so viel los, einige Aufgüsse schmeckten nach erstaunlich wenig, bis dann im späten Nachhall Aromen von tropischen Früchten aufkamen. Trotzdem blieb über die meiste Zeit, vor allem zu Beginn, dieser Schokoladenpralinige Eindruck.

Nochmal zum Body und Geschmack: Besonders im kleinen crackling cup von Jiri kam das besonders zur Geltung heute: Es ist mir ja beinahe unangenehm, das zu schreiben, aber auf eine gewisse Art war da etwas Schleimiges... =D   ... und ich meine es in keinem Fall negativ. Ich hatte diesen Tee heute das erste mal und habe ihn in Jiris Crackling-Kännchen zubereitet; dieses Kännchen hat bislang viel gereiften Tee und auch gepressten Yunnan-Schwarztee gesehen und nur ein- oder zweimal jungen Sheng. Es könnte also auch mit dem Kännchen zusammenhängen, dass auf der Geschmacksebene oft nur wenig kam. Das Kännchen ist interessant: Ich habe über ein Jahr lang sehnsüchtig darauf gewartet, endlich ein Stingray-skin Kännchen von Jiri in die gierigen Hände zu bekommen, weil ich ein absoluter fan dieser crackling-Effekte bin. Als ich dann endlich eins bekommen habe, stellte ich fest, dass es mehr als zögerlich ist beim craquelieren... so langsam kommt was durch, aber da habe ich schon ordentlich dunklen Tee darübergießen müssen. Interessant ist auch, dass die Glasur dieses Kännchens im Vergleich zB zum Shibo wesentlich dünner aufgetragen ist; auch innen sind manche Bereiche kaum berührt worden.

Trotzdem habe ich den Tee rundum genossen und finde, dass der Preis von +-0,5€/g ok ist.     4,3/6 (Anm. 4 bedeutet 'guter Tee')

Viele Grüße!

 

 

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Bearbeitet von real_G
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