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Angeregt durch die überdurchschnittlich vielen Yanchas, die ich im letzen halben Jahr getrunken habe, habe ich mir ein recht umfangreiches Probierset von der Zheng Shan Tang Factory, genauer der Fujian Wuyi Mountain National Nature Reserve Zhengshan Tea Industry Co., Ltd, (kurze Namen gibt es bei chinesischen Firmen nicht) bestellt. 

Diese Teefactory steht in Tongmu in Fujien und ist eigentlich auf schwarzen Tee spezialisiert, seit mehreren Generationen wird hier Lapsang Souchong produziert, angeblich hat diese Factory sogar das Rezept für Jin Junmei erfunden. Sei es drum, ich bin ebenso wenig an Rottee interessiert wie an Marketingseiten von Unternehmen. Zu der Firmengeschichte werde ich dann zurückkommen und mehr lesen, wenn mich der Tee überzeugt.

Mien Probierset teilt sich in 2 Teile, zum einen habe ich mir eine Auswahl der gängigsten Sorten (Da Hong Pao, Rou Gui und Shui Xian) im Preisbereich von 1€/Gramm bestellt. Diese Sorten habe ich sowohl in günstiger, als auch in deutlich teurer hier, ich bin recht gespannt wie sich die Tees hier im Vergleich schlagen.

Außerdem habe ich mir ein Set mit weniger bekannten Kultivaren bestellt. Dieses Set liegt eine Preisstufe darunter, hier war ich einfach interessiert, diese Sorten von einem renommierten Hersteller zu probieren, um einen Abgleich bzw. eine Referenz für später zu haben. Diese Sorten kenne ich bisher noch nicht alle.

Planmäßig wollte ich die verschiedenen Proben in den nächsten Tagen hintereinander verkosten, um direkt vergleichen zu können, hoffentlich kommt mir die Arbeit nicht dazwischen.

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die erste Probe, die ich verkostet habe ist ein:

Shi Ru

wörtlich übersetzt "Steinmilch", ist dieser Kultivar sehr alt, der Name wird bereits in Vermerken über Tribute aus der Song-Dynastie erwähnt.

Dieses Kultivar soll angeblich einen fruchtigen und an Weihrauch erinnernden Charakter haben und sehr süß und weich schmecken. Dies ist eine der Sorten, die ich bisher noch nicht kannte.

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Vom optischen Eindruck sind die Blätter grüner als ich das normalerweise bei Yancha mag. Der Geruch der trockenen Blätter ist überraschend süß, fast wie Karamellbonbons.

Die ersten beiden Aufgüsse sind fast überwältigend süß. Dabei fällt es mir schwer, eine einzelne Frucht herauszuschmecken, die Süße ist fast künstlich. Erst über die weiteren Aufgüsse differenziert sich das Geschmacksbild. Da die einzelnen Komponenten erhalten bleiben und sich lediglich "entfalten" gehe ich davon aus, dass die Süße eine Eigenschaft des Kultivars und kein künstliches Aroma ist. 

Der Tee hat eine höchst charakteristische Note im Aroma. Es ist mindestens 5 Jahre her, dass ich bewusst Weihrauch gerochen habe, deshalb wäre mir dies wohl nicht von alleine eingefallen. Darüber hinaus entwickeln sich mit der Zeit sehr Noten reifer Früchte und eine schöne Mineralität, die im Vergleich zu anderen Yanchas weicher ist. Das Mundgefühl ist wie das von Milch, sehr weich und fett, hier ist der Name sehr passend.

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Der Nachgeschmack ist vorwiegend süß mit einer Karamellnote, die Mineralität spielt nur eine untergeordnete Rolle. Im Anbetracht des Preises dieses Tees bin ich mit der Intensität und Dauer des Nachhalls mehr als zufrieden, ebenso wie mit der Wirkung. Diese entfaltet sich langsam, bei den ersten Aufgüssen war noch nichts spürbar und entwickelt sich aus der Brust heraus vor allem auf den Körper, ohne zu unangenehm in den Kopf zu steigen. Nach 8 Aufgüssen stellt sich lediglich ein leichtes Trunkenheitsgefühl ein.

Zum Einstieg eine sehr interessante Probe, die deutlich aufzeigt, wie weit die Bandbreite innerhalb der Felsentees ist. Ich kann nicht behaupten, schockverliebt in diesen Tee zu sein, da ich andere Charakteristika bevorzuge. Ich denke aber, dass ich dem Potential des Tees in den 2 Mal, die meine Probe hergibt, nicht gerecht werden kann. Mit ein bisschen besserer Balance zwischen Süße, Mineralität und Weihrauch (?), wie sie sich in den späten Aufgüssen gezeigt hat, hat mir der Tee durchaus gefallen. Nicht für jeden Tag, aber hin und wieder als Alternative. Shi Ru bleibt also definitiv auf meiner Liste zum weiteren Ausprobieren.

Nach der Verkostung ist auch einsichtig, warum für dieses Kultivar eine vergleichsweise leichte Oxidation und Röstung gewählt wurde, um die Eigenschaften besser herauszustellen. (auch wenn für mich persönlich gerade bei diesem Tee eine traditionelle Verarbeitung besser gewesen wäre)

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vor 5 Stunden schrieb JanS:

Außerdem habe ich mir ein Set mit weniger bekannten Kultivaren bestellt. Dieses Set liegt eine Preisstufe darunter, [...].

Hast du einen Überblick, ob diese Kultivare preislich unter den bekannteren liegen, also der Name nicht so teuer ist oder, ob bezieht sich die Preisstruktur nur auf das Angebot dieses Händlers?

Deine Beschreibung des Shi Ru, insbesondere die Intensität der Süße, lassen mich an einen Tee für nicht Teetrinker denken. Da mir bisher kein Shi Ru untergekommen ist: Wie schätzt du seine Einsteigerfreundlichkeit ein?

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vor 5 Stunden schrieb Getsome:

Hast du einen Überblick, ob diese Kultivare preislich unter den bekannteren liegen, also der Name nicht so teuer ist oder, ob bezieht sich die Preisstruktur nur auf das Angebot dieses Händlers?

Deine Beschreibung des Shi Ru, insbesondere die Intensität der Süße, lassen mich an einen Tee für nicht Teetrinker denken. Da mir bisher kein Shi Ru untergekommen ist: Wie schätzt du seine Einsteigerfreundlichkeit ein?

Der Preis liegt immer noch bei 50 Cent pro Gramm, wirklich günstig ist dieser Tee also auch nicht. Ich denke der Unterschied kommt von der Preisstruktur, die teureren Tees haben eine berühmte Herkunftsbezeichnung, der Shi Ru nicht.

Die Süße dieses Tees, vor allem aber der Weihrauchgeschmack ist ungewöhnlich. Das könnte ansprechend sein. Aber sollte man Einsteigern nicht besser typische Vertreter der Gattung empfehlen, damit Sie herausfinden, ob Yancha Ihnen schmeckt?

Grundsätzlich denke ich nicht, dass Yancha ein besonders geeigneter Einsteigertee ist, da viele der besonderen Qualitäten wohl unerkannnt an Beginnern vorbeigehen. Das ist beim Shi Ru auch so. Da würde ich mit anderen Oolong Tees beginnen.

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Ma Tou Yan Rou Gui

zu Rou Gui muss ich glaube ich nichts mehr schreiben, Ma Tou Yan, der "Pferdekopf Felsen" ist eines der bekanntesten Anbaugebiete für Rou Gui.

Nach den ersten beiden Proben zeichnen sich 2 Trends ab:

- Die Tees von Zhen Shan Tang sind etwas grüner produziert, als ich das normalerweise präferiere.

- Ich mag die Tees erst ab dem 3. Aufguss... Waren die ersten Aufgüsse gestern zu intensiv, benötigt der Rou Gui heute etwas Anlaufzeit, um sich zu entfalten. Eine  weitere ungewöhnliche Eigenschaft ist, dass die Blätter intensiver riechen als der Aufguss.

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Der Tee hat 2 herausragende Charakteristika, welche mir beide zusagen. Zum einen ist dies der mineralischste Rou Gui den ich bisher hatte. Sowohl im Aroma als auch im Geschmack zeigen sich Steinnoten bereits ab dem Waschgang deutlich, wie ich das sonst erst nach 5 oder 6 Aufgüssen kenne. Zum Anderen ist die Fruchtnote deutlich leichter als bei den Rou Gui, die ich bisher getrunken habe. Hier finden sich eher Stachelbeeren und Litschi, dies führt zu einem höchst interessanten Süße-Säure Spiel. Die Sortentypische schwere Süße ist vorhanden, aber eher hintergründig.

Die hellere Fruchtnote ist meines Erachtens zu einem nicht unerheblichen Teil der leichteren Produktionsweise zu verdanken. Diese erkauft sich der Tee mit leichten Abstrichen im Nachgeschmack, glücklicherweise bleibt das Mundgefühl dennoch angenehm voll. Der Fleischbrühencharakter, welchen ich bei Rou Gui suche, ist trotz der grüneren Produktion vorhanden.

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Der Nachhall ist sehr trocken, mit ausgeprägtem Yan Yun, hier vermisse ich allerdings ein bisschen eine ausbalancierende Süße. Für den Preisbereich, in dem sich der Tee bewegt soll das aber ok. Die Wirkung ist eher belebend und anregend, auf den Ganzen Körper wirkend und setzt langsam ein. Auch dies ist ähnlich der Probe von gestern, genau so wie die hervorzuhebende Ausdauer der Tees.

In der Bewertung des Tees tue ich mich schwer. Aufgrund der grüneren Produktion ist er schwer mit den anderen Rou Gui in meinem Besitz zu vergleichen, das würde dem Tee nicht gerecht. Im vergleichbaren Oxidations- und Röstgrad habe ich lediglich einen Shui Xian. Hier müsste ich sagen, dass mir der Ma Tou Yan Rou Gui bei etwa einem Drittel des Preises besser gefällt. Die viszerale Dickflüssigkeit und Vollmundigkeit von Rou Gui ist mir einfach lieber als die fruchtige Blumigkeit von Shui Xian. Insofern ist dieser Vergleich auch nicht fair. Deshalb möchte ich den Tee ohne vergleichende Einordnung stehen lassen und freue mich einfach darüber, eine qualitativ hochwertige Alternative am unteren Oxidationsrand gefunden zu haben.

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Am 11.5.2023 um 07:21 schrieb JanS:

Grundsätzlich denke ich nicht, dass Yancha ein besonders geeigneter Einsteigertee ist, da viele der besonderen Qualitäten wohl unerkannnt an Beginnern vorbeigehen. Das ist beim Shi Ru auch so. Da würde ich mit anderen Oolong Tees beginnen.

Da stimme ich dir zu, der Gedanke kam aus einer anderen Richtung. Die meisten Leute denen ich Tee angeboten habe, sind stark gezuckerte Softdrinks oder Engerydrinks gewohnt. Die Nuancen er Tees entgehen ihnen mit hoher Wahrscheinlichkeit, evtl. überzeugt sie eine starke Süße, weil sie das kennen. Früchtetees sind meisten stark aromatisiert, mit "Frucht" aus der echten Teepflanze lockt man niemanden hinter dem Ofen hervor, jedenfalls nicht ohne eine Gewöhnungsphase. Daher Gedanke, sie mit außergewöhnlich fruchtigen oder außergewöhnlich süßen Tees in der Komfortzone zu erreichen.

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vor einer Stunde schrieb Getsome:

... Daher Gedanke, sie mit außergewöhnlich fruchtigen oder außergewöhnlich süßen Tees in der Komfortzone zu erreichen.

Laß sie in ihrer "Komfortzone" bleiben @Getsome :)

Früher habe ich die Leute/Kunden gefragt: "Darf ich Ihnen einen Tee anbieten?"

Die Reaktion war fast immer abweisend: "Nein, danke!"

Heute frag ich nicht mehr, sondern mache einfach Tee. Dann hab ich wenigstens Tee und die Meisten trinken tatsächlich mit.

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vor einer Stunde schrieb Manfred:

Kaffee

:ph34r:

Von dess "Duft" wird mir schon ganz anders, manchmal bekomme ich davon auch schon Kopfschmerzen.

vor einer Stunde schrieb Paul:

Heute frag ich nicht mehr, sondern mache einfach Tee. Dann hab ich wenigstens Tee und die Meisten trinken tatsächlich mit.

Der Sprung ins kalte Wasser :D

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Unser Arbeitsplan erfährt eine Veränderung, wir machen zunächst...mit Shui Xian weiter

San Yang Feng Shui Xian

Eigentlich wollte ich die beiden Rou Gui aus dem Set hintereinander verkosten, da der gestrige Tee aber derart grün war, schiebe ich einen Shui Xian dazwischen. Und damit liege ich falsch, da der Tee deutlich stärker geröstet ist als von diesem Kultivar erwartet. Das führt allerdings im Ergebnis auch dazu, dass ich heute das erste Mal einen Tee in der Tasse habe, der mich vollumfänglich überzeugt.

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Eigentlich liegt mir Shui Xian weniger, der blumige Charakter dieses Kultivars entspricht nicht meinem Geschmack, gerade diese Noten versuchen viele Produzenten jedoch hervorzuheben. Das ist in diesem Fall anders.

Der Tee ist zwar unverwechselbar leicht und mit Anklängen von grünen Früchten und Veilchen, balanciert dies jedoch mit vollen Fruchttönen und einer intensiven, bitteren Mandelnote. Im Geschmack eine Mischung von Aprikosenkernen, harzig-holzigen Noten, reifen Zitrusfrüchten und Shiitakepilze.

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Im Kontrast zum intensiven Geschmacksbild ist das Mundgefühl sehr weich und voll. Der "Felsengeschmack" ist deutlich reduzierter als bei den bisherigen Tees, bei denen die Mineralität eines der Hauptcharakteristika war. Damit fehlt auch die "zusammenziehende" Empfindung im Mund, der Tee lockert den Kiefer und macht den Mund "breit". Die Samtigkeit des Aufgusses ist bemerkenswert, diese hätte ich so eher gestern vom Rou Gui erwartet.

Die Intensität der Blätter hinterlässt ein fast prickelndes, vibrierendes Mundgefühl, in dem nun auch die mineralischen Noten hervorkommen. Der Nachgeschmack zeigt erneut ein bittersüßes Spiel von Aprikosen und Mandeln, ein sehr schönes Hui Gan und Anklänge von Cong Wei.

Die Wirkung ist beschwingt, belebend und etwas kopflastiger als bei den vorherigen Proben.

Unter Berücksichtigung des Preises auf jeden Fall der beste Shui Xian den ich bisher probiert habe. Nicht unbedingt repräsentativ für Yancha, absolut anfängeruntauglich, intensiv und energiereich. Mit den gewöhnlichen, freundlich-fruchtigen Shui Xian hat dieser Tee wenig gemein. Die gelungene Balance zwischen herber Frische im Geschmack mit dem weichen, vollen Mundgefühl hebt den Tee eine Stufe über die bisherigen Proben.

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Heute habe ich Zeit für mehrere Tees, ich mache heute einen Do Hong Pao Tag.

Da Hong Pao ist ein weites Feld, da er kein einzelnes Kultivar, sondern eine Art von Tee beschreibt. Die 4 originale Büsche haben 3 verschiedene genetische Eigenschaften, selbst das Original ist also ein Blend.

Darüber hinaus gibt es die Sorte Que She, die aus Ablegern des Mutterbusch Nr.2 gezogen wurde, Da Hong Pao kann allerdings heutzutage für jeden Blend stehen, entweder als Qualitätsbezeichnung oder rein für das Marketing. Letzteres macht die Da Hong Pao Tees von renommieren Produzenten interessant, da diese hier relativ frei ihre Ideale der Yancha Produktion umsetzten können, ohne an die Charakteristika einzelner Kultivare gebunden zu sein.

Sehr schön präsentiert ist Da Hong Pao in Episode 1 von "The Story of a Leaf", ab Minute 34. Wer diese Dokumentation noch nicht kennt, alle Episoden sind empfehlenswert.

 

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Que She

Meine Eindrücke zu den "Spatzenzungen", aufgrund der vergleichsweise kleinen Größe der Blätter, kann ich in zwei Sätzen zusammenfassen:

1. Dieser Tee hat nichts von dem, was mir an Yancha gefällt

2. Wenn ich das Erlebnis von meinen Erwartungen trenne, gefällt mir der Tee recht gut

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Que She ist bekannt für sein überbordend blumiges Aroma und Süße im Geschmack. Die Version von Zheng Shan Tang arbeitet genau diese Charakteristika bestmöglich heraus, ohne sich an traditionellen Idealen der Yanchaproduktion wie Fülle, Mineralität oder Qi gebunden zu fühlen. Dabei ist der Geruch ganz klar der stärkste Punkt des Tees.

Gardenien, dazu Magnolie, Frangipani und Lotusduft, Orangenzesten, Schlüsselblumen vor einem chlorophyllig vegetativen Hintergrund. Über die Aufgüsse hinweg machen die floralen Noten Platz für Fruchtnoten exotischer Früchte.

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Im Geschmack glücklicherweise deutlich weniger floral, weich, süß, nach reifer (!) Ananas, Passionsfrüchten, Honigmelone und Orange. Der Nachgeschmack wiederholt die Süße und ist deutlich weniger stark als bei den bisherigen Tees. Mineralität ist so gut wie nicht vorhanden, ebenso wie eine Wirkung, die über den Einfluss des Koffeins hinaus geht.

Definitiv keine Alternative zu Yancha, aber im Vergleich zu anderen schwach oxidierten Oolong Tees interessant, da die Blumen strickt im Aroma bleiben, wo sie hingehören und nicht wie bei so vielen grünen Oolongs den Geschmack überlagern. Dass ein auf Aroma produzierter Tee bei Mundgefühl und Nachgeschmack nicht punkten kann, liegt in der Natur der Sache.

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Da Hong Pao

Der erste stark oxidierte und geröstete Tee im Probenpaket. Bereits die trockenen Blätter verströmen einen Duft von Trockenfrüchten und frisch gebackenem Brot. Der Röstcharakter hat sich noch nicht vollständig gelegt, ich gehe davon aus dass es sich um die Ernte von 2022 handelt. Die grüner verarbeiteten Tees hatten optisch ein schöneres Blattgut, hier ist doch ein bisschen mehr Blattbruch enthalten.

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In den ersten Aufgüssen zeigt sich sowohl im Aroma als auch im Geschmack eine auffallende Lakritznote. Dazu kommt ein noch wahrnehmbares Feuer, das nach dem zweiten Aufguss verschwindet. Im Geruch (nicht brennende) Räucherstäbchen, reife Früchte und eine sich über die Aufgüsse steigernde Note von heißem Stein.

Im Geschmack zunächst eine eher spitze Fruchtigkeit unreifer und säurebetonter Früchte, dunkles Kakaopulver und harziges Holz. Über die Aufgüsse hinweg werden die Früchte reifer, in den späteren Aufgüssen zeigt sich die gesamte Bandbreite von Steinobst. Abgesehen von der Räuchernote in den ersten Aufgüssen ist der Tee sehr vollmundig und samtig. Die Mineralität ist über alle Aufgüsse hinweg vorhanden, analog dem Gesamteindruck in den ersten Aufgüssen etwas härter, wie bei einem trockenen Moselwein, mit der Zeit verliert der Felsen zwar nicht an Größe, wird aber runder, weicher und weniger schroff. Der Nachgeschmack ist zwar nicht überwältigend lang, der Tee verfügt aber über ein ausgeprägtes Yan Yun. Dies ist der erste Tee aus dem Sortiment von Zheng Shan Tang, der nicht belebend wirkt, sondern mich müde macht. Abgesehen von einem leichten Druck hinter der Stirn ist es allerdings eine angenehme Müdigkeit, ohne Teadrunk zu sein.

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Der Tee ordnet sich in meine bisherigen Erfahrungen mit Da Hong Pao als positives Beispiel für diese Preisklasse ein. Gegenüber meinem günstigeren Alltags (soweit ein Yancha ein Alltagstee sein kann) Da Hong Pao hat der Tee von Zheng Shan Tang Ausdauer, Wirkung und die Stärke des Yan Yun voraus. Dafür hat der günstigere Tee eine stärkere Mineralität einen etwas harmonischeren Geschmack. Dies ist meiner Meinung jedoch hauptsächlich auf die längere Reifung zurückzuführen.

Gegenüber den teureren High End Produktionen fehlt mir die Klarheit und Reinheit der Aromatik. Dies ist weniger ein Resultat des jungen Alters des Tees, als der Sorgfalt in der Produktion. Auch in Bezug auf das Blattgut ist hier noch (teure) Luft nach oben, v.a. in Bezug auf die Kraft und Fülle des Mundgefühls, sowie das Volumen des Nachgeschmacks. Das Yan Yun ist für die Preisklasse sehr gut, das Ende der Fahnenstange ist aber, wie auch beim Qi, nicht erreicht. 

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Shui Lian Dong Rou Gui

in aller Kürze: Der erste herausragende Tee des Probenpaketes, in Aroma, Volumen, Geschmack und Nachhall sowie Wirkung.

Mittelstark oxidiert und geröstet. Die Sortentypische schwere Frucht, Gewürze wie in Weihnachtsgebäck und Mineralität sind im Geruch und Geschmack klar definiert, Yan Yun und Qi ausgesprochen prägnant.

Der Tee entzieht mir die Schreiblust, ich genieße einfach, vielleicht ergänze ich die Notizen später. Vielleicht lasse ich es aber auch einfach so stehen, da das Erlebnis eines wirklich guten Yancha sowieso nicht in Worte gefasst werden kann.

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Fou Shou

"Buddhas Hand" wird dieser Tee einerseits aufgrund der Größe der Blätter genannt, die fast die einer Handfläche erreichen können. Andererseits wegen der besonderen Zitrusfruchtnote dieses Tees, der auf die gleichnamige Zitronensorte anspielt.

Dieses Kultivar mag ich wegen seiner Süße sehr gerne.

Die Version von Zheng Shan Tang ist zwischen leicht und mittel oxidiert und geröstet, die Blätter zeigen noch grüne Schattierungen, der Tee hat allerdings schon eine orangene Aufgussfarbe.

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Vielleicht habe ich das Probenpaket auf der falschen Seite begonnen, auch dieser Tee ist sehr gut. Weder das Aroma noch der Geschmack sind besonders komplex, manchmal reichen aber schon wenige, dafür besonders prägnante Aromen aus um einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen.

In diesem Fall ist es die für das Kultivar typische Birnennote, die dem Tee manchmal auch den Beinamen Xue Li, Schneebirne, einbringt. Der Tee ist sehr süß, vollmundig und weich im Geschmack, die Fruchtigkeit ist zu Beginn wie von Marmelade, über die Zeit trockener werdend. Eine hintergründige Frische von Zitrusaromen und Bergamotte balanciert die Süße aus, später kommt die Felsennote schön zum Vorschein.

Der Nachhall ist relativ leicht und wiederholt die Süße. Yancha, welche die Mineralität stärker herausarbeiten haben hier naturgemäß mehr zu bieten. Der Fou Shou stimmt hier eher leise Töne an, eine flüchtige Erinnerung des Geschmacks verbleibt dann aber lange im Mund. Das Qi ist ebenfalls eher leicht und entspannend.

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Bai Rui Xiang

ein weiteres altes Kultivar aus Wuyi. Ein traditionell grün verarbeiteter Yancha, der hauptsächlich für seinen Geruch berühmt ist. Dementsprechend umenthusiastisch bin ich an die Verkostung dieses Tees gegangen, bisher habe ich noch keinen Bai Rui Xiang wirklich genossen.

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An dem Tee von Zheng Shan Tang gefallen mir vor allem zwei Dinge, nämlich dass der Tee zwar trotz den geringen Röstung zumindest ein vernünftiges Oxidationslevel besitzt und die vom ersten Aufguss an spürbare Mineralität. Dies lässt den Tee nicht zu sehr ins florale abrutschen.

Der Tee ist ausgesprochen fruchtig und süß. Es fehlt leider die frische Würzigkeit, die ich von anderen Bai Rui Xiang kenne, dafür ist der Tee sehr vollmundig. Einzelne Früchte kann ich nicht wirklich herausschmecken, der Tee erinnert eher an einen Obstsalat. Auch in Sachen Wirkung hat dieser Tee wenig zu bieten, im Nachgeschmack bleibt nur eine sirupartige Süße im Mund zurück. 

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Ich kann in grün verarbeiteten Yancha nur selten etwas mich überzeugendes entdecken. Ich trinke Yancha wegen dem Mundgefühl, Nachgeschmack und vor allem dem Yan Yun bzw. der Felsennote sowie dem Qi. diese Qualitäten sind in den leicht produzierten Tees meist nur deutlich reduziert vorhanden. Im mittelstark oxidierten Bereich sind die Taiwanesischen Tees einfach viel ausdrucksstärker und interessanter, ohne den in diesem Fall einfach nicht zu rechtfertigenden Yancha Preisaufschlag.

Einen grünen Vertreter habe ich morgen noch vor mir, zum Abschluss des Probensets gibt es dann noch einen echten "Feiertagstee", den ich mir bis zum Schluss aufgehoben habe.

Statt weiteren langezogenen Aufgüssen vom Bai Rui Xiang, die mir keine große Freude mehr bereiten werden, versuche ich jetzt lieber noch einmal den Ma Tou Yan Rou Gui. Dieser Tee war von den bisherigen Proben derjenige, der mir am fragilsten in der Zubereitung erschienen ist. Hier könnte ich mir gut vorstellen, mit der richtigen Kanne statt Gaiwan und ein bisschen Variation in den Aufgussparametern noch etwas mehr als beim ersten Tasting heraus holen zu können.

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Huang Mei Gui

ein relativ neues Kultivar, "gelbe Rose" wegen dem besonders starken floralen Duft. Ich halte die Beschreibung kurz.

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Wie beim Bai Rui Xiang wurde glücklicherweise der Versuchung einer zu grünen Verarbeitung widerstanden. So hat der Huang Mei Gui zwar ebenfalls wenig von den klassischen Yancha Attributen, wenigstens sind die namensgebenden Rosentöne aber in ein süßes Gesamtkonstrukt eingebunden. Außer der Süße, im Geruch mit Rosenwasser und Vanille, im Geschmack mit Milchschokolade und roten Früchten hat der Tee aber wenig zu bieten. Wem dieses Geschmacksprofil zusagt, der könnte mit diesem Tee durchaus glücklich werden, mir gibt er allerdings wenig.

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Hui Yuan Keng Shui Xian

Der letzte Tee aus dem Probenpaket ist etwas besonderes. Ich wollte neben den Standardsorten eine Probe aus einem höheren Preissegment dabei haben. Am Ende habe ich mich für einen Shui Xian entschieden. Das ist eigentlich keine meiner Lieblingskultivare, gerade deshalb wollte ich Zheng Shan Tang aber eine Chance geben, mich doch zu überzeugen. Leider habe ich vergessen, während der Session Photos zu machen.

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Was der Tee sehr gut macht, wie eigentlich alle Tees des Pakets, ist die Blumigkeit einiger Kultivare abzudämpfen. Auch dieser Shui Xian ist eher süß als floral, mit Aromen von Blutorangen, Sandelholz, feuchtem Moos, heißem Sand und frisch geschnittenen Gartenkräutern.

Im Geschmack Grapefruit und Orangen, rote Beeren mit einem herben vegetabilen Note. Die Mineralität ist ab dem ersten Aufguss spürbar, hält sich aber zugunsten von Waldaromen (Laub, Pilze, Holz, Harz, Moos) zurück, das Cong Wei der alten Büsche ist deutlich.

Das Mundgefühl ist wie von einem Shui Xian zu erwarten, der Tee hat einen mittelstarken Körper, eine schöne Balance zwischen Kraft und der komplexen Tiefe der alten Pflanzen. Das Yan Yun deutlich spürbar, wenn auch nicht überwältigend stark. 

Die Wirkung ist sanft und entspannend, sehr körperbetont statt kopflastig. Auffällig im Vergleich zu den anderen Tees ist, das der Hui Yuan Keng Shui Xian deutlich schneller an Kraft verliert, nach 8 Aufgüssen ist Schluss. Das ist für einen Yancha immer noch sehr gut, allerdings erschienen mir die Tees von Zheng Shan Tang ansonsten als besonders ausdauernd.

Der Tee zeigt sehr schön, dass die Entwicklung von Preis und Qualität bei Yancha nicht linear erfolgt. Der Haupttreiber des Preises des Hui Yuan Keng Shui Xian ist das Alter der Teebüsche. Dies zeigt sich in dem unverwechselbaren Con Wei, dem Geschmack alter Büsche. Auch wenn ich den Preis deshalb gerechtfertigt finde, haben mir andere Tees aus dem Set besser gefallen.

Abschließend möchte ich die Tees von Zheng Shan Tang bewerten

1. Zum Händler

Die Tees haben sich allesamt durch schönes, sauber verarbeitetes Blattgut ausgezeichnet. Produktionsfehler waren keine zu erkennen, die gute Oxidation aller Tees lässt auf eine sorgfältige Produktion schließen. Eine grünere Verarbeitung ist der einfachste Weg, Zeit und Kosten einzusparen, dieser wurde nicht gegangen. Im Zuge des Trends hin zu grün verarbeitetem Yancha war ich mit dem Röstgrad der Tees im allgemeinen einverstanden. Es gab Tees fast ohne Röstung, die den besonderen Charakter des Kultivators herausbringen sollten, aber auch den sehr traditionell verarbeiteten Da Hong Pao. Grundsätzlich kann man festhalten, dass die Tees die individuellen Vorzüge der Teesorten und Anbaugebiete sehr schön präsentiert haben.

Da die Bestellung und der Versand inkl. Zollabwicklung ebenfalls sehr schnell und unkompliziert abgelaufen sind, würde ich Zheng Shan Tang jederzeit uneingeschränkt weiterempfehlen.

2. Zu den Tees

Der beste Tee war für mich der Shui Lian Dong Rou Gui. Für knapp über 1€/Gramm ist er für Yancha Verhältnisse sogar gar nicht mal so teuer.

Platz 2 geht an den San Yang Feng Shui Xian, der es schafft, die Leichtigkeit von Shui Xian mit einer vollmundigen Süße zu verbinden, die ich so von Shui Xian nicht kenne.

Platz 3 für den Da Hong Pao, der ein fair bepreistes Beispiel für einen traditionellen Yancha ist.

Knapp dahinter kommt der Hui Yuan Keng Shui Xian. Der Tee zeigt die ganze Pracht alter Büsche, mir zeigen die vollmundigeren Sorten aber einfach mehr.

Den Ma Tou Yuan Rou Gui kann ich schwer einordnen, die Fruchtigkeit und Mineralität sind besonders, allerdings nicht mein bevorzugtes Geschmacksprofil.

Der Fou Shou konnte mich dank der Süße trotz der leichten Verarbeitung überzeugen, die übrigen Tees brauche ich nicht noch einmal zu erwähnen, die fallen unter die Kategorie probiert und abgehakt.

Bearbeitet von JanS
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