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An einem schönen Herbsttag wanderte ich durch die Berge. Allen, die das schon einmal gemacht haben ist klar, dass das Wetter urplötzlich umschlagen kann, as auch mir passierte. Ich sah ein Gewitter schon in der Ferne heranziehen und suchte nach einem Unterschlupf.

Am Horizont entdeckte ich eine kleine Hütte zu der ich mich begab. Der erste Regenguss erischte mich, doch konnte ich dem ärgsten noch entfliehen. Ich klopfte mehrere Male, bevor ein älterer Herr die Tür öffnete und ich um Einlass und Obdach bat.

Der Mann lud mich ein und wir setzten uns an einen kleinen alten Holztisch. Mein Gastgeber holte ein kleines Tonkännchen und brachte irgendeinen gepressten Ziegel von dem er ein Stück abbrach und in das Kännchen warf. Ich machte mich noch über das Kännchen lustig und scherzte es stamme aus der Puppenstube.

Wir unterhielten uns über dies und das und mir wurde etwas von dem Getränk angeboten. Der erste Schluck war ziemlich bitter und mir war der Geschmack total unbekannt. Es schmeckte nach Erde, Baumrinde, Pilzen. Eine Mischung die ich vorher nie erfuhr. Angesprochen auf die Bitterkeit des Getränks wurde mir nur erwiedert, das auch das Leben manchmal bitter sei.

Wir vertieften uns in Gespräche und erzählten uns Episoden aus unserer beider Leben. Mein Gastgeber goß die Kräuter immer weiter auf. Es verwandelte sich, der Geschmack wandelte sich. Es wurde süß. Auch dieses sprach ich an, worauf mir erwidert wurde, wenn man das bittere im Leben überstanden hat, verwandelt sich vieles in Süßes.

Wir saßen Stunden und unterhielten uns, lachten und scherzten miteinander. Als das Gewitter vorbei war, ging ich meines Weges, nicht ohne zu danken und mir die Ardesse zu notieren.

 

Viele Jahre ist dies nun her, ich habe von ihm niemals mehr etwas gehört, doch schrieb ich ihm jedes Jahr zu der Zeit als er mich aufnahm einen Brief und dankte ihm nochmals dafür. Heute bekam ich ein Päckchen, in diesem befand sich ein Rest des Kräuterziegels und das Kännchen. Auf einem beigelegten Breif stand, dass der Mann schwer erkrankt sei und nicht mehr lange lebe, weshalb er mir dieses Kleinod übersandte. Voll Trauer entschied ich mich heißes Wasser zu kochen und alles mit in den Park zu nehmen. Dort suchte ich mir ein Plätzchen und stellte alles bereit. Ein älterer Asiate beobachtete mich und kam auf mich zu. Er bat mich Platz nehmen zu dürfen und die Zeit mit ihm zu teilen.

Ein wenig Gesellschaft konnte mir nur gut tun und ich freute mich. Der Herr beobachtete mich, wie ich die Kräuter aufgoss und es meinem früheren Gastgeber gleich tat. Er stellte mir die Frage, weshalb ich jedesmal etwas vom Aufguss über das Tonkännchen gab. Ich erzählte ihm die Geschichte meiner Wanderung und das ich es so tat wie ich es gesehen habe.

Auf die Bitte, ob er sich das Kännchen näher betrachten dürfte, sagte ich ihm ja. Er drehte es in seiner Hand und fühlte die Oberfläche. Dann erzählte er mir eine Geschichte. Er erzählte von Bergen die vor Menschengedenken standen. Die von Göttern geküsst in tausende Stücke zerbrachen. Wie die Witterung die Brocken immer kleiner machten bis nur noch Staub vorhanden war. Von einem Dorf, in dem ein Wanderer vorbei kam und ein Dorfbewohner dem Wanderer folgte, bis dieser plötzlich verschwunden war. Doch entdeckte er den Staub und packte etwas davon ein. Formte aus dem Material zu Hause etwas, was es vorher nie gab. Ein kleiner Kännchen. Tausende von Jahren soll das bis heute her sein. Er nannte die Stadt Yixing, die Kräuter die ich aufgoss Pu Ehr.

Er holte eine Tuch aus der Tasche und rieb über das Kännchen. Es erstrahte in einem Glanz, als ob es mit der Sonne konkurrieren wolle. Er erzählte, dass mein Kännchen schon sehr alt.

In diesem Moment lehrte mich mein Gastgeber von damals ein letztes Mal. Damals lehrte er mich das Leben zu genießen, heute lehrte er mich wahre Freundschaft.

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vor 23 Stunden schrieb Madfrog:

Pu'erh ist einer der Tees, die ich leider noch nie gekostet habe.

Komischerweise war der oben zitierte Satz der Grund für die kleine Geschichte. Dazu kam eine recht schlaflose Nacht wegen eines kleinen Infektes. Dann im Halbschlaf ein paar Mythen gesponnen und dadurch ist es entstanden. Nachdem die Geschichte heute Morgen noch so lebhaft in mir war habe ich sie dann geteilt.

Doch das ausgesprochene Lob ist zu viel. Es ist nur eine kleine Spinnerei gewesen.

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vor 2 Minuten schrieb GoldenTurtle:

Und ich dachte beim ersten Überfliegen, du erzählst eine wahre Begebenheit aus deinem Leben und war schon fast etwas neidisch als in der Erzählung eine uralte Yixing auftauchte! :lol:

Diesmal kein meckern wegen Schreibfehlern? Sind mir erst beim zweiten Lesen aufgefallen.

Ach, wenn die Geschichte nur wahr wäre, ich könnre mein Leben davon zehren.

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Weil es so Spaß gemacht hat und weil das Thema so tagesaktuell bei uns ist, ein kleiner Spaß,  wie immer nicht allzu ernst nehmen.

 

Ich möchte Euch eine Geschichte erzählen, die schon lange her ist, so lange, dass sie schon in Vergessenheit geraten ist.

Eines Morgens, die Sonne stand schon am Himmel, die Vögel sangen ihre Lieder, stand sie auf. Ihre Augenlieder  waren noch schwer vom Schlaf. Langsam öffnete sie die Augen und stemmte sich auf die kräftigen Beine. Sie ging immer zur selben Stelle an der Stäucher standen, denen man magische Kräfte nachsagte. Die frische Morgenluft begleitete sie auf ihrem Weg.
Sie fraß die Blätter und fühlte sich kräftiger, energetisiert, für den Tag gekräftet. Ich Panzer schillerte in der Sonne als ob er aus purem Gold wäre. Sie nannte sich selber die tausendjährige Schildkröte. Wie alt sie wirklich war konnte niemand sagen, kein anderes Lebewesen war annähernd so alt wie sie. Sie selbst hat irgendwann beim zählen aufgegeben. Bei den Sträuchern war im Laufe der Zeit ein Jadestein ausgegraben und mit der Zeit immer etwas abgetragen worden, dass eine kleine Wanne entstanden ist.
Wenn es regnete, wie es in der Nacht vorher der Fall war, sammelte sich darin das Wasser. Doch diese Nacht ist ein Zweig von den Sträuchern abgebrochen und in das Wasser gefallen. Wie jeden Morgen trank die Schildkröte das Wasser. Doch dieses Mal schmeckte es frischer und angenehmer. Es dauerte einige Zeit bis sie den Zweig entdeckte. Viele Jahre warf sie jedesmal einen Zweig in die Jadewanne und genoss das Getränk.

Auch heute war dies wieder einmal der Fall. In diesem Moment kam ein Mensch daher, der die Schildkröte freundlich grüßte, sie tat es ihm gleich. Er setzte sich zur Schildkröte, machte ein Feuer und warf nur ausgewählte Teile der Pflanze in das Wasser. Nachdem die Schildkröte nachfragte, weshalb er es so mache erwiderte er, das die Menschen das schon immer so machen. Die Schildkröte erzählte ihm ihre Art. Er lachte sie dafür aus und schalt sie, dass es so nicht sein darf. Die Schildkröte auf ihrer Erfahrung vertrauend fing das Diskutieren an.

Und sie diskutierten jedesmal wenn die beiden aufeinander trafen. Ihre Streitgespräche wurden heftiger, aggressiver. Bis in unsere Zeit sollen sich die beiden streiten wer denn Recht habe, die Schildkröte auf ihre Erfahrungen vertrauend, der Mensch auf Tradition. Wer weiß schon, wann der Streit zu einem Ende kommt...

 

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@Cel Das war wirklich eine spassige und doch lehrreiche Geschichte zur kürzlichen Stengel-Problematik. :D:thumbup:

Danke.

PS: TeeTalk-News? Gerne! Wenn du mitschreiben möchtest, bist du herzlich eingeladen. Ich fände es wirklich eine vielfältige Bereicherung. 1.: Andere Perspektive, 2.: Anderer Stil (dein amüsanter und lehrreicher Märchen Sagenerzählerstil ist cool!), 3.: Das "Projekt" (:D) liegt derzeit leider aus Zeitgründen etwas brach - kurz: es würde mich freuen. Genug zu schreiben liefert das Forum in letzter Zeit ja auch! :D

Mir träumte es auch mal von Tee-Spassreviews à la Elefanten Shou Review. :ph34r:
Vielleicht wird daraus auch mal etwas. Da könnte man noch so viel hineinbringen!

Hier der angesprochene Beitrag von meinem Erzfeind, dem grossen Shu:

PS @Anima_Templi.

Ein Glück hat sich der grosse Shu dieses Jahr nicht mehr auf dem Forum blicken lassen.

Bearbeitet von GoldenTurtle
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Jetzt mal Budder bei die Fische,

ich liebe Geschichten, habe schon früh ab und an mal eine Kurzgeschichte verfasst. Erzähle mir selbst gerne Geschichten, spreche beim Nachdenken selbst oft als Geschichte, indem ich mit einem fiktiven Gesprächspartner diskutiere, nur um bildlich denken zu können. Bilder sind für mich wichtig. Aber erstens empfinde ich selbst mein geschriebenes nicht als besonders gut und zweitens lässt sich ein solcher Stil sehr schwer auf verschiedene Themen anwenden.  Die Stängeldiskussion war ein Glücksfall, vor allem da Du den Namen GoldenTurtle trägst. Du hast das Bildnis ja selbst geliefert. Dann ein wenig mit Deiner Jadekanne gespielt und fertig war es. Aber es ist nicht oft möglich oder einfach recht komplex was zu erschreiben.

Wenn ich schreiben könnte gerne, aber ich kann es in Wahrheit gar nicht. Auch möchte ich immer etwas sagen oder zeigen, das birgt nur dann einen Erfolg, wenn es die angesprochenen nicht gleich sehen. So einfach es dargestellt war, so viel Wahrheit war versteckt.

Ich fühle mich geehrt, doch wie gesagt, ich bin eigentlich immer gescheitert wenn ich etwas verfassen wollte. Meist an meiner Unzufriedenheit mit dem geschriebenen. Die zwei Geschichten waren jetzt auch nicht sonderlich herausragend. Nur meine eigene Meinung.

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KlausO, Du wolltest es ja nicht anders...

 

Er riss vor Schreck die Augen auf. Jedes kleine Geräusch reißt ihn jedesmal aus dem Schlaf. Es war zwar wieder einmal nichts gewesen, ein knacken, vielleicht ein knarren, ein Ast der gegen sein Fenster schlug. Es war auch vollkommen egal, er war wach. Manchmal reicht eine fallende Stecknadel um ihn aus den Armen von Morpheus zu .
Ein Blick aus dem Fenster machte ihm gewiss, dass es noch eine lange Nacht für ihn wird. Die Schatten der Dunkelheit verflossen, malten Bilder vor seine Augen, zeigten ihm seine tiefsten Ängste, seine größten Freuden. Er hatte sich seit Jahren daran gewöhnt, kein Bild konnte ihn mehr überraschen. Farben flossen vor seinen Augen ineinander, tiefste Sehnsucht machte sich in ihm breit. Seine Seele zerriss durch Schmerz.
Nicht weit von ihm schlief seine Frau die von alledem nicht mitbekam. Sie bekam den Schlaf den er jeden wünschte, allen voran sich selbst. Früher konnte sie ihn aus sich selbst befreien, das Gefängnis zerbrechen, das sein tiefstes selbst gefangen hielt.
Er malte so gerne Bilder, wie er diese Kunst genoss, diese vollendeten Werke diese er erzeugte, er schaffte die endlose Schönheit zu fangen, den Moment zu bannen. Wenn dies nicht nur in ihm selbst passieren würde. Wenn es ihm doch nur möglich wäre diese Bilder auch anderen zu zeigen. Er wollte ihn Tränen zerfließen,  die Tränen wollten aber nicht rinnen. Er erinnerte sich an etwas was er am Abend vorher las, etwas was ihn nicht loslies. Ein Satz, so unbedeutend wie ein Blatt das vom Wind davon getragen wird. Doch wie das Blatt seine Seele tragen kann und mit diesem durch den Wind tanzt, frei, gelenkt durch die Natur, lebendig im Tod, wurde er von diesem Satz verfolgt.
Er wollte ein Bild zeichnen. größer als er selber war, mächtiger als er vermag. Doch er wagte es, er fing an zu zeichnen, in sich selbst, nicht mit Farben, mit Worten. Er beschrieb die Bilder die er sah, nur für sich alleine, niemand sollte je davon erfahren. Wie so viele Bilder sollte auch dieses in ihm zu seinem Ende kommen und nichts werden als ein Wachtraum.
Nach einiger Zeit begab er sich ins Bett, seine Frau schlief noch immer, seine Tochter neben ihm. Zwei der Katzen, bei denen die mit im Hause lebten kuschelten sich an ihn als wollten sie seine Last mit ihm teilen. Ihm war kalt. Sein Körper fühlte sich ausgebrannt an, sein Kopf schwer. Er schlief ein.
Er erwachte , wieder als erster und begab sich ins Wohnzimmer, nahm seinen Computer, ging in die Küche und nahm Platz. Die Katzen bedrängten ihn, er gab allen Futter.
Dann schrieb er nieder was in ihm war, versuchte die Bilder zu zeichnen, wollte es bannen. Wollte es weiterreichen. Es sollte nicht umsonst sein, dass ihn der Satz bewegte. Er wollte etwas zurück geben.
Er war fertig, das Werk vollbracht. Nicht im geringsten konnte er das Bild bannen, nicht annähernd das zeigen was er wollte. Es hatte kein Gefühl, war seelenlos. Auch andre hatten ihre Werke geteilt, ob zufrieden oder nicht konnte er nicht wissen. Er gab es Preis, nannte es Spielerei, wollte es herunterspielen.  
Es gefiel, er war verwundert. Er bekam Lob, er verstand es nicht. Seine Dämonen lachten ihn dafür aus, am liebsten hätte er alles gelöscht. Es ging nicht mehr.
Da war eine zweite Begebenheit, schon etwas her aber noch immer aktuell. Das Bild wurde von anderen gezeichnet, er beschrieb es nur, unfähig auch nur den geringsten Teil einzufangen,  das Bild war leer, er dachte nicht nach und stellte es ein.
Da war es schon wieder, er wurde gelobt und es gefiel. Es machte ihn traurig. Wo waren die Farben die er teilen wollte, wo der gebannte Moment, wo war sas Leben, die Charaktere seelenlos.
Der nächste Morgen war schön, die Sonne stand schon früh am Himmel, es war Feiertag. Seine Tochter und Frau schliefen noch. Leise ging er aus dem Haus und in den Garten, Stille, nur die Natur spielte ihr sanftes Lied. Er liebt diese Momente, es ist als ob er in eine andere Welt kommt, durch das Tor gehen kann, das er schon sein Leben sucht. Feen tanzen um die Blumen, Drachen fliegen durch die Lüfte. Für nur einen kurzen Augenblick ist er frei.

Nur einen Moment spannt seine Seele die Flügel, kurz davor zu fliegen, er will loslassen. Doch da ist er wieder, der Moment wo er am Boden zerbricht, alles vorbei. Gefangen in sich selbst, das Gewicht des gesamten Universum drückt in ihn sich, ihm wird wieder bewusst, dass er nicht so frei sein kann wie er es sich wünscht. Wenn er nur das Gefängnis seines Körpers verlassen könnte, es ist nicht möglich. Melancholie macht sich breit.
Er will sich verteidigen, seine Geschichten zu dem machen was sie sind verblasste Bilder, nicht mehr als ein Tropfen im Meer. Nichts was so wundervoll wäre wie ein Tautropfen auf einem Blatt, tanzend im Mondlicht, sich selbst verzehrend, bis der Moment kommt dass er fallen darf. Loslassen kann. Doch auch der Tropfen schlägt auf, den Boden berührend, doch für ihn ist es vorbei, er muss sich nicht an das Glück des kurzen Augenblick fesseln, damit er davon zehren kann, jeden leeren Moment seines Lebens.
Ah er wird gelobt für eine Nichtigkeit, als hervorragend wird sein Spiel beschrieben. Er denkt an den Gesang von Homer, die Reime von Goethe, die Worte, die Hesse bannen konnte. Sie konnten das was er immer wollte, den Moment fesseln. Wäre er ein Stern am Himmel, man würde ihn nicht mal leuchten sehen.
Ach welch Glück hat er, das es ein paar gibt, die die Macht besitzen seine wertlosen Worte in etwas mächtiges zu verwandeln, ihnen Leben zu schenken, sie zu dem zu machen was er nicht konnte. Wenn er nur diese Kunst besäße, er wäre Glücklich.

Warum bereitet ihr ihm diesen Schmerz, ihm ist bewusst, ein Werk für die Ewigkeit kann er nicht vollbringen, nicht mal für einen Moment reichen seine Worte. Vielleicht ist er blind und kann nicht das sehen, was ihr könnt. Mehr als ein Scherz sind seine Werke nicht, der Beachtung nicht mal wert...

Bearbeitet von KlausO
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Ich bin gerade beim Last Thoughts 2015 von W2T. Ich mag Sheng, er unterstützt beim denken, beim träumen.

 

Der Teetrinker

Die Sonne ist schon lange hinter dem Horizont verschwunden,  als ich noch durch die Straßen wanderte. Ich musste mich noch beruhigen,  einfach von der Arbeit runter kommen, wer kennt das nicht.
Ich betrachtete die Häuser, die mir seit meiner Kindheit bekannt waren, als Kind habe ich hier gespielt, als Jugendlicher geflirtet, jetzt suche ich hier Entspannung. An manchen Ecken werden die Bilder meiner Vergangenheit wieder wach, Bilder voll Freude der ersten Liebe, voll Schmerz, die erste Trennung. Heute lache ich wie nah Freude und Leid beieinander liegen, amüsiere mich über mich selbst.
Mein Weg führt mich durch die steinernen Tore meiner Stadt, lebendige Geschichte die ich früher nicht beachtete. Heute kenne ich jeden Stein, hab mir die Zeit genommen, mir die Geschichten erzählen lassen die die Torw sprechen. Durch Menschenansammlungen, kleine Gruppen, an einzelnen Personen vorbei führt mich mein Weg. Sehe die schönen Mädchen, wie mich ihr Anblick erfreut, sehe die jungen Männer, wie ich sie beneide um das was sie noch erleben dürfen. Auf manche wartet sogar noch die erste Liebe, an jener ich damals fast zerbrach, dieser Schmerz der mich stärker machte.
Mit einem Knarren öffne ich die schwere Türe zu meiner alten Stammkneipe, das selbe Knarren wie vor zwanzig Jahren. Immer wenn ich die Türe früher öffnete stieß mir der Rauch der Zigaretten entgegen, auch meiner eigenen, heute herrscht hier klare Luft, auch ich bin das Laster los. Wo früher schwere Holzmöbel standen, abgenutzt von Generationen herscht heute eine moderne Atmosphäre,  alles ist heller. Meinen Stammplatz gibt es schon lange nicht mehr, der Besitzer hat auch schon seit Jahren gewechselt. Wo ich früher Freund war bin ich heute nur noch ein Gast unter vielen.
Manchen Rausch habe ich aus dem Lokal getragen, schwanken, lachend. Heute bestelle ich mir ein Wasser. Ich sitze allein ind beobachte die Anderen. Das Paar das sich an sich kuschelt, voller frischer Liebe. Der alte Mann, der seine Einsamkeit im Alkohol ertränkt. Die Jungen Herren, die sich gegenseitig die eigene Stärke beweisen müssen und beim Spiel eines nach dem anderen trinken. Ein Bild wie früher.
Ein lautes Knarren zeigte mir, dass ein neuer Gast den Raum betrat, scheinbar ein Stammgast da er mit Namen angesprochen wurde. "Das selbe wie immer." Konnte ich von ihm vernehmen und kümmerte mich nicht weiter um ihn.
Einige Zeit später brachte die Bedienung eine Kanne Wasser, was mich sehr wunderte und ich ihn doch als meine Ablenkung auserkor. Er holte zwei Schälchen hervor, eine mit Deckel, die andere ohne, dazu ein Döschen. Er öffnete das Döschen und warf Blätter in die Deckelschale.
Ein kurzes Lächeln erhellte sein Gesicht als er Wasser aufgoss. Er goss ab, es schien als konnte er es genießen,  als war es ein altbekanntes Ritual. Er lüftete den Deckel und atmete tief ein, schloss die Augen, als wäre er hier alleine im Raum. Es schien als könne kein Geräusch ihn erreichen. Während er sein Getränk zu sich nahm spielte er mit den Fingern in den Blättern, nahm einzelne heraus, betrachtete sie, legte sie zurück. Immer und immer wieder wiederholte sich dieses Bildm man sah ihn an wie er immer entspannter wurde, sein Lächeln immer klarer.
Ich musste heim, schlafen, Morgen war ein neuer Tag, wieder arbeiten. Ich zahlte, verlies den Raum. Als ich an den Schalen vorbei ging fing mich ein Geruch. Feucht, bittersüß. Waldboden an einem feuchten Sommermorgen vermischt mit Kiefernharz. Vieles kam mir bekannt vor, vieles konnte ich nicht erkennen. Auf dem Weg nach Hause ärgerte ich mich. Ich hätte fragen sollen, hätte meine Scham überwinden sollen. Ihn fragen sollen was er da trinkt.
Ich tat es nicht, ich blieb für mich alleine.

Hätte ich nur gefragt.

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Nach soviel Prosa Texten mal wieder ein Reim.

Schublade auf, Schublade zu.

Schublade auf, was trink ich denn nu?

Einen Oolong? Wenn ja, welchen denn?

Am besten nen Tee, den ich nicht kenn...

Da hong pao, aged oder nicht?

Und dann die Frage, welches Gewicht?

In einer Kanne oder Gaiwan?

All diese Fragen bringen mich zum Wahn.

Ich nehm die Kanne, ne große, ne kleine?

Lieber die Kleine, ich bin ja alleine...

All diese Fragen sind nun passe, 

Ich setz mich hin und schlürfe den Tee.

Bearbeitet von Madfrog
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Eigentlich hatte ich versucht etwas über Yixing zu schreiben, doch kam ich nicht wirklich weit. Dann floss wieder eine kleine Geschichte wie von selber. Wenn Euch die Geschichten langsam Nerven gebt Bescheid

 

Eigentlich wollte ich schon nach Hause, Feierabend. Etwas frustriert musste ich dann wohl oder übel eine Doppelschicht schieben, da sich kein anderer gefunden hat. Scheiß Krankheitswelle, immer diese Grippezeit.
Ich arbeite jetzt schon etliche Jahre als Pfleger in Seniorenheimen, aber so eine Welle von Ausfällen habe selbst ich noch nicht erlebt.
So wie sich das Personal über die Jahre hinweg verändert hat, haben sich auch die Bewohner verändert. Wo früher nur alteingesessene Deutsche waren, überreste der zwei Weltkriege, mischen sich heute auch andere darunter. Ungarn, Tschechen, Russen. Auch Amis waren schon dabei, wir sind halt Multikulturell...
Vor kurzem ist auch einer aus irgendeinem Asiatischen Land eingezogen, sind doch eh alle gleich, dachte ich zumindest. Ich glaube er hat es ebenso gesehen. Also frustriert an die Arbeit gegangen.
Die Bewohner füttern, waschen, zu Bett bringen, eigentlich hat schon jeder gehört was da so gemacht wird. Zum Glück war es die Spätschicht die ich zusätzlich schieben musste, die ist wenigstens etwas ruhiger. Ein paar von den Alten schleicht noch durch die Gänge, andere sehen fern, manche lesen. Wenigstens schlafen sie schnell ein, dass man auch seine Ruhe hat. Ein paar Rundgänge um zu sehen ob was passiert, auf ein klingeln warten, ansonsten eigentlich eine ruhige Kugel schieben.

Der Asiate, Mister Chen, Chan oder wie auch immer war noch wach, ich schiebe die Schicht normalerweise nicht, kine Ahnung ob es bei ihm normal war. Er kam lächelnd auf mich zu, ich war angepisst. Er sprach mich freundlich an, ich war ruppig. Er fragte ob wir was zusammen trinken wollen, Alkohol ist zwar nicht erlaubt doch dachte ich mir merkt schon keiner. Mit einer barschen Antwort gab ich ihm zu verstehen, dass alles besser sei als hier unsinnig herum zu sitzen.

Er ging in sein Zimmer und kam mit einer Holzschachtel zurück. Ich hoffte auf einen guten Tropfen wenn er schon so gut verpackt ist, und er packte Tee aus. Teeeeeee, könnt ihr Euch das auch nur vorstellen, er kam mit beschissenen Tee. Noch schlechter gelaunt drehte ich erst einmal meine Runde und lies ihn stehen.
Als ich wieder kam war er noch immer da. Noch immer lächelnd, alles bereit gestellt, mich einladend. Was soll man in solchen Momenten machen? Ich setzte mich hinzu. Warum nicht, schlafen konnte ich ja eh nicht. Er gab mir Tee, den er mit seinen stillen Lächeln zubereitete und mir anbot.
Irgendwie schaffte er es durch seine Art dass ich nicht mehr so schlecht gelaunt war. Was er mir vorsetzte machte mich neugierig. Er nannte es versteinerter Tee oder so ähnlich. Ta kong Pau oder so was in der Art. Es schmeckte schokoladig, angenehm. Es schreckte nicht beim ersten Schluck ab, wenn auch nicht so gut wie ein starker Kaffee. Aber die Menge war schon lächerlich, ein kleiner Schluck und nicht mehr.

Er fing an zu erzählen, von seiner Jugend, als ob mich das interessiert hätte, aber ich hörte trotzdem zu. Er machte immer und immer wieder Tee, goß immer die gleichen Blätter auf. Ich hätte nicht damit gerechnet das so etwas funktioniert.  
Von seinen Eltern, seinem Elternhaus und Freunden sprach er und wurde etwas wehmütig, doch noch immer dieses unerklärliche Lächeln auf dem Lippen. Ich fand parallelen und wurde auch immer redseliger. Erzählte auch meinerseits. Wir lernten uns nähe kennen und sprachen Stunden ohne Störung. Komischerweise war heute Nacht scheinbar sehr ruhig. Er erzählte wie es ihn nach Deutschland trieb, wie schwer es ihm fiel mit den Sitten, Gebräuchen und Ansichten klar zu kommen. Wie er beleidigt wurde, angepöbelt, verachtet das er Ausländer war. Sprach davon wie er seine Frau verlor, wie er seine Kinder seit Jahren nicht mehr gesehen hat. Wie seine Eltern starben und er nicht einmal zur Beerdigung kommen konnte, da er nicht genügend Geld hatte. Aber immer dieses Lächeln auf den Lippen.

Als er endete war er müde, meine Schicht schon länger vorbei. Erst brachte ihn noch ins Bett, bedankte mich für den Abend, verabschiedete mich, mit einem Lächeln. Der alte Mann hatte es geschafft mein Herz zu erwärmen, mir meinen Frust zu nehmen. Ich machte mich fertig, stieg in mein Auto und nach Hause. Um  diese Uhrzeit sind die Straßen so leer, verlassen. Todmüde fiel ich ins Bett.
Mein Wecker riss mich aus dem Schlaf, verdammt, in einer Stunde musste ich schon wieder auf der Arbeit sein.
Also waschen, essen, anziehen. Kurz einen Kaffee zum aufwachen in mich geschüttet und wieder ins Auto gesprungen.
Dann mit dm Kollegen die Dienstübergabe gemacht und nach meinen neuen Freund gefragt.

Die Tränen brachen aus meinen Augen und ich weinte bitterlich als ich erfuhr das er heute Morgen nicht mehr aufgewacht ist. Er muss noch immer so friedlich gelächelt haben. Er war einer unter vielen, doch werde ich ihn nie vergessen.

Bearbeitet von KlausO
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  • 5 Wochen später...

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