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Ku Zhu Shan, Babacha, Jinggu 2005


seti17

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Ku Zhu Shan, Ba Ba Cha (2005):



Dieser Sheng aus dem Jahr 2005 stammt aus einem Dorf am Ku Zhu Shan. Der Preis betrug €10/50g (von Chashifu, Versand war €8 für ein kleines Päckchen, siehe in diesem Zusammenhang auch: http://www.teetalk.de/topic/3002-ku-zhu-shan-ohrring-tee-von-2012/ ). Wiederum meine erste Begegnung mit diesem optisch auffälligen und auch sonst ungewöhnlichen Tee. Er wurde komplett per Hand und mit "einfachen" Mitteln verarbeitet und wurde z.B. über einem offenen Feuer getrocknet.



Das trockene Blattgut sieht auf den ersten, flüchtigen Blick eher wenig optisch besonders ansprechend aus, beim genaueren Hinsehen zeigt sich aber doch eine recht vielfältige, wenn auch matte Farbgebung. Die Farben reichen von gelblich-braun über grünlich bis dunkelbraun, hier und da auch etwas violett. Dieser typische silbrig bis goldene Glanz der feinen Härchen ist nur schwach ausgeprägt (deswegen wirkt die Farbe der Blätter ja auch eher stumpf), man erkennt aber den Flaum. Der Tee wird wie eine Art Mini-Reisigbündel mithilfe eines Bands zusammengeschnürt. Das große Bündel im Bild unten wiegt 40g. Daneben waren Teile ohne Schnur, die aber noch zusammenhingen. Sie lassen sich ganz leicht voneinander lösen, ohne dabei zu zerbröseln. Teils haften die Knospen aneinander, teils sind sie ineinander verkantet und halten so zusammen.



Der Geruch des trockenen Blattgutes ist dezent, es duftet nach gut gelagertem Holz und Wald und noch ein klein wenig rauchig. In der warmen Gaiwan intensiviert sich der Duft, es riecht nach Wald und etwas würzig, aber auch mehr nach Rauch.



Wegen der doch beeindruckenden Länge der einzelnen "Zweige" überlegte ich zunächst, ob ich eine größere - und damit auch etwas höhere -  Gaiwan nehmen sollte, habe mich aber dann wieder für die Glasgaiwan entschieden. Ich gehe davon aus, dass die Blätter - ähnlich bei beim Spaghetti-Kochen - bald durch das heiße Wasser geschmeidig werden und sich entsprechend biegen.



Da es schon noch nach Rauch riecht, entscheide ich beim Waschen 1x kurz recht kaltes und 1x heißes Wasser zu nehmen. Die Stängel halte ich dabei leicht mit dem Deckel fest und gieße das Waschwasser weg indem es über die oben herausschauenden Enden abläuft, so bekommen alle Blattanteile eine Dusche ;)



Einwaage 3.75g auf gut ~100ml. Wasser ca. 90°C bis 94°C. Normalerweise würde ich zu einer höheren Dosierung tendieren, möchte aber bei diesem Tee nicht die größeren Bündel heute zerlegen. Daher muss das reichen. Der Tee hat den Versand gut überstanden und in der Verpackung ist kaum Bruch, aber gerade beim ersten Mal Probieren will ich den nicht mit verwenden.



1. Aufguss: Sofort abgegossen, was aufgrund der etwas kniffligen Handhabung lange Blätter + Glasgaiwan auf  ca. 12-15sec herausläuft. Der Aufguss ist hellgelb und noch leicht trüb. Wie erwartet wurden die langen Blätter schnell geschmeidig, der Deckel passt also wieder auf die Gaiwan :)


2. Aufguss: 15sec. - Der Aufguss ist nun klar und hellgelb, der Duft der Blätter würzig und nach Wald. Keine Adstringenz und höchstens einen Hauch von Herbe im tiefen Rachen. Der Geschmack ist wenig aufdringlich und sehr weich, scheint sich auch eher im hinteren Mund-/Rachenbereich zu entfalten. Dafür imponiert die Wirkung...! :thumbup:


3. Aufguss: 20sec. - Das Blattgut riecht fruchtig und ein wenig nach kaltem Weihrauch, die Farbe des Aufgusses erinnert an Weihrauch, Copal, Myrrhe, Dammar. Geschmacklich unaufdringlich, fast zurückhaltend.


4. Aufguss: 25sec. - Die nassen Blätter haben nun auch eine gewisse fruchtige Note, nach reifen Äpfeln und Aprikosen. Auch der Geschmack ist leicht säuerlich-fruchtig - beerig.


5. Aufguss: 33sec. - Eine gewisse Süße scheint sich quasi klammheimlich hereingeschlichen zu haben und im Rachen zu verharren. Nice!


6. Aufguss: 40sec. - Auch das mouth-feeling wird voller, dichter. Seit 1 oder 2 Aufgüssen auch wieder etwas schweißtreibend.


7. Aufguss: 50sec. - Der Geruch ist nach wie vor würzig-fruchtig, geschmacklich mild, die Süße im Rachen nach wie vor da.



Schaut man sich die nassen Blätter an, erkennt man immer wieder mal schwarze Stückchen, die an den Blättern kleben. Auch im Sieb hat sich schon einiges angesammelt: Ruß (vgl. Foto unten). Auch wenn der Tee wesentlich weniger nach Rauch reicht als die Ku Zhu Shan Ohrringe, so konnte sich Ruß gut festsetzen zwischen dem Tee, vielleicht auch wegen der Form.



8. Aufguss: 1'10'' - Duft und Geschmack waldig-fruchtig und etwas nach Hefegebäck. Dazu die leichte Süße hinten.


9. Aufguss: 1'30'' - Und er läuft... und läuft... und läuft...


10. Aufguss: 2min. - Süße im Rachen und es ist noch lange nicht Schluss, so wie es aussieht.



Der 11. Aufguss wird wohl auf 3min herauslaufen und ich ergänze dann :D




Der Geschmack entwickelt sich über die Aufgüsse hinweg graduell und ohne große Sprunghaftigkeit und Fluktuation im Geschmacksspektrum. Dieser hier ist eher stetig und entwickelt sich relativ langsam. Geschmack und Mundgefühl sind auch nicht sehr "dicht" oder schwer, sondern überraschend leicht und weich. Beeindruckt hat mich die ausgeprägte und dazu noch sehr früh einsetzende "Pu-Wirkung". Die war hier ja praktisch von Anfang an deutlich. Es ist häufiger so, dass die vom Aroma her "leisen" Tees (das heißt nicht, dass er nicht schmeckt!) umso mehr Wirkung entfalten, finde ich interessant.



Nachtrag: Hier http://www.pinterest.com/chashifu/kuzhushan-baba-gushu-cha-jinggu-2005-%E8%8B%A6%E7%AB%B9%E5%B1%B1-%E6%8A%8A%E6%8A%8A-%E5%8F%A4%E6%A0%91%E8%8C%B6-%E6%99%AF%E8%B0%B7/  findet man Chashifus Fotos usw. zum Tee (es ist hoffentlich i.O., wenn ich das hier so verlinke?). Ich vermeide es jedoch, vor der Verkostung die Notizen anderer zu lesen, da ich so gut es geht unbeeinflusst Tee probieren möchte und meine eigenen Erfahrungen machen will. Daher kann ich zu Anfang nicht so viele Informationen geben; seine Bilder sind immer toll. Ich finde andere Reviews interessant und greife auch durchaus ab und an beim "tweaking" auf die Erfahrung anderer zurück, aber man hat ansonsten leicht beim Verkosten eine gewisse Erwartungshaltung und übersieht dabei ggf. etwas, wenn man "beim x-ten Aufguss Geschmack y" erwartet.



Fotos: Ich denke, es würde zu weit führen, jeden Aufguss - und ich habe wirklich jeden Aufguss fotografiert :rolleyes: - zu zeigen, es steht aber in der Bildunterschrift, was da zu sehen ist.





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Schön, dass du nun öfters mal einen Bericht schreibst seti. :thumbup:


Woher hast du denn dieses Kürbis-Sieb? Kenne die nur zu gut.


Kann damit selbst zwar nichts anfangen, sehe sie aber häufig.


Muss ich mir auch etwas zum Vorbild nehmen, einfach wieder über einen einzelnen Tee eine Review machen,


fühle mich von der Oolympiade fast etwas erdrückt in dieser Hinsicht, schon einige Stunden daran gearbeitet.

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Vielen Dank, Golden Turtle, naja, so ab und an mal... ^_^ Das Kürbis-Sieb habe ich - glaube ich - irgendwann mal bei DKdT mitbestellt, nachdem der Vorgänger hinüber war ;) Die bekommt man aber - wie du schon sagst - häufiger, beim Hamburger Teespeicher z.B. habe ich sie auch schon gesehen.



Es wurden übrigens 12 Aufgüsse insgesamt.


Bearbeitet von seti17
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Kroet wenn du wuesstest, wieviel "Gesicht" hinter so einem unscheinbaren Kuerbissieb stehen kann! Diese Siebe "erzaehlen" dem Gegenueber die Erfahrung und Praxis des Benutzers.

Mein erstes war nach ein paar Wochen gebrochen, Montagsprodukt, aber mein aktuelles habe ich seit knapp 6 Jahren fast taegl. im Einsatz und daher hat es sich dunkel gefaerbt... Es gibt nicht wenige, gerade Shopbesitzer die es nicht abwarten koennen bis sich ihres so verfaerbt :-)

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Ah, gerade gestern noch habe ich über so ein Kürbissieb nachgedacht. Habe zwar diese simplen Metallsiebe, finde die aber nicht so passend zum Teegeschirr - lieber etwas organisch anmutendes. Aber meine Befürchtung: der Kürbis ist "zu" organisch, also schimmelgefährdet.


@Chashifu: hast Du schon negative Erlebnisse (außer mit dem Montagssieb) gemacht? Schimmel - Aromaverfälschung - anderes?


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Also, der Vorgänger meines Kürbissiebes wurde aussortiert, weil das Sieb irgendwann ein Loch hatte, die Naht löste sich und das Meshgewebe bekam einen Riss - hat aber viele Jahre gehalten. Ich hatte nie Probleme mit Schimmel oder so und die einfacheren Metallsiebe können IMO eher den Geschmack beeinflussen als das Kürbissieb. Das sieht nur auf dem Foto so schleimig aus, durch die Nahaufnahme, es ist nur nass. Die Entwicklung der Patina sehe ich eher positiv, aber ist wohl Geschmackssache. Die Kürbissiebe verfärben sich aber immer, das kann man sowieso nicht verhindern oder wegschrubben.


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jep Seti, da kann ich mich nur anschliessen und die Verfaerbung ist positiv besetzt, zumindest hier in China.

Ich habe aber nur ein Kuerbissieb und daher nutze ich bei meinen parallel Verkostungen Metallsiebe, z.B hatte ich gestern zwei recht aehnliche Jinggu Shengs von unweit des Kuzhu Berges, die sich nur im Alter des verwendeten Blattguts unterscheiden Qiaomu vs Gushu, beide Baeume stehen im selben Garten.

Bei solchen Verkostungen die ich in identischen Porzellangaiwans zubereite verwende ich Metallsiebe, weil schnell mal ein Blatt mit durchrutscht und das den Geschmack des anderen Tees beeinflussen wuerde, wenn nur ein (Kuerbis-)sieb verwenden wuerde.

Geschmacksunerheblich, aber trotzdem unterschwellig beeinflussend finde ich die natuerliche Waerme die ein Kuerbissieb ausstrahlt, gegenueber einem "kalten" Metallsieb.

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  • 4 Monate später...

Irgendwo gab/gibt es eine Diskussion über die Merkmale von alten Bäumen, u.a. anderen wurde die Dicke der Stiele diskutiert...



Ich weiß noch, dass mir genau das z.B. bei der Erstverkostung von o.g. Tee aufgefallen ist, die und dieser Thread entstanden jedoch vor der Diskussion. Diese Tage hatte den Tee wieder in der Tasse und habe vor dem Entsorgen der Blätter daher noch mal versucht, die nach den Aufgüssen stark aufgequollenen, fleischigen Stiele beispielhaft einzufangen. Der Vollständigkeit halber füge ich sie diesem Thread bei.



Bilder sind nicht so wirklich gut, da Makros via Handy nicht gut gehen, aber vielleicht kann man es erahnen :)


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