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Begriffsklärung Shincha


seika

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Da die Saison bald beginnen wird und der Begriff "Shincha" immer wieder falsch oder unpräzise verwendet wird, bietet sich hier die Gelegenheit für eine eingehende Begriffsklärung. Nachfolgend schon die ersten Beiträge hierzu aus einem anderen Thema.  ;) (theroots)

Ist Sincha nochmal eine "ganz andere Liga" als Sencha oder unterscheidet er sich lediglich in einigen Nuancen?


Shincha ist ja kein Typ, sondern bedeutet jediglich neuer Tee, und das kann alles mögliche sein. Tamaryoku-cha, Fukamushi Sencha, Matcha usw. Der Unterschied bei gleichem Ausgangsmaterial, die meisten guten japanischen Tees sind ebenfalls aus der ersten Ernte (ichiban-cha), und gleicher Herstellung ist oft nicht so groß. Meist ist die hi-ire verhaltener um den frischen Charakter zu betonen. Nachteilig, wenn man das so sagen kann, ist dadurch bedingt mehr Restfeuchte, was nach Öffnung der Packung zu einem schnelleren "Verfall" führt.

Dazu kommt noch, dass gewisse Aromen sich erst nach einer gewissen Zeit bilden, weshalb gute Gyokuros und Senchas ca. 3 - 6 Monate gelagert werden.

Manche Teeläden machen auch einfach nach der Shincha-Zeit den Shincha Aufkleber ab, und verkaufen den Tee dann ganz normal als ichiban Sencha. ;)

Bearbeitet von theroots
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Shincha ist ja kein Typ, sondern bedeutet jediglich neuer Tee, und das kann alles mögliche sein. Tamaryoku-cha, Fukamushi Sencha, Matcha usw. Der Unterschied bei gleichem Ausgangsmaterial, die meisten guten japanischen Tees sind ebenfalls aus der ersten Ernte (ichiban-cha), und gleicher Herstellung ist oft nicht so groß. Meist ist die hi-ire verhaltener um den frischen Charakter zu betonen. Nachteilig, wenn man das so sagen kann, ist dadurch bedingt mehr Restfeuchte, was nach Öffnung der Packung zu einem schnelleren "Verfall" führt.

Dazu kommt noch, dass gewisse Aromen sich erst nach einer gewissen Zeit bilden, weshalb gute Gyokuros und Senchas ca. 3 - 6 Monate gelagert werden.

Manche Teeläden machen auch einfach nach der Shincha-Zeit den Shincha Aufkleber ab, und verkaufen den Tee dann ganz normal als ichiban Sencha. ;)

seika, wenn ich das jetzt richtig abgespeichert habe, bist Du einer von denen hier im Forum, die den Vorteil haben, quasi direkt neben den Teesträuchern zu wohnen, sprich: Du lebst im Lande der aufgehenden Sonne? 

 

?: Shincha = neuer Tee. Ich hab mal gelesen, dass man aus Sicht des Anbaus einen Shicha auch als Ernte vor der regulären 1. Ernte betrachtet. Was ist da dran?

 

?: In wie weit weicht die Verarbeitung, des zarten Ausgangsmaterials geschuldet, von der Verarbeitung anderer Ernten (1., 2. ...) ab. Es scheint, Deiner Aussage nach, nicht so stark nachgetrocknet zu werden.

 

?: Und kennzeichnet einen Shincha nicht auch das kühle Klima und geringere Sonneneinstrahlung und demzufolge einen geringeren Gerbstoffanteil. Daher auch eine ausgeprägtere Milde als Tees späterer Ernten.

 

?: Ist die ganze Aufregung um den Shincha nicht ähnlich der, wie um den ersten LongJing und den Darjeeling Flugtee.

 

Das mit der Lagerzeit des Tees, viel wohl auch längeren Transportwegen (Teeklipper, Tee-Karawanen) geschuldet, hab ich mal mit einem Ceylon erlebt, den ich mal frisch geerntet auf einer Teeplantage in Nuwara Eliya  gekauft hatte. Der fing auch erst an zu schmecken, als ich bereits ein halbes Jahr aus dem Urlaub zurück war. 

 

?: Stimmt es, dass Tencha (für Matcha) 6-9 Monate vor dem Mahlen in Tonkrügen in der Erde gelagert wird?

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Wichtig scheint mir:

  • Shincha ist - wie Seika schon sagt - keine Sorte, sondern bezieht sich insbesondere auf den Erntezeitpunkt, es handelt sich um "neuen Tee" (aber eben nicht nur, daher vgl. unten).
    --> Insofern gibt es Sencha Shincha (regelmässig, falls nichts weiter ausgeführt wird), Gyokuro Shincha, Matcha Shincha usw.
     
  • Die erste Ernte (i.S.v. "first flush") des Jahres wird als Ichiban-cha bezeichnet.
    --> Insofern ist jeder Shincha auch I
    chiban-cha.
     
  • Shincha werden jene Produkte bezeichnet, die zeitnahe nach der Ernte in den Verkauf kommen. Meines Wissens nach durchläuft Shincha die gesamte Produktion (obwohl dort ggf. auch Unterschiede bestehen; weiss jemand mehr dazu?), während Ichiban-cha, welcher nicht als Shincha in den Verkauf kommt, nicht vollständig verarbeitet, kühl (als Aracha?) eingelagert wird.
    --> Somit: Jeder Shincha ist Ichiban-cha, nicht jeder Ichiban-cha ist aber Shincha

Insbesondere zum letzten Abschnitt sind Korrekturen willkommen. Durchläuft auch heute nicht sämtlicher Ichiban-cha die gesamte Produktion und wird erst in einem Zwischenschritt kühl eingelagert? Bestehen darüber hinaus neben der allfälligen zeitlichen Verschiebung der Verarbeitung auch effektive Unterschiede in den einzelnen Produktionsschritten?

Bearbeitet von theroots
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[...]

 

?: Ist die ganze Aufregung um den Shincha nicht ähnlich der, wie um den ersten LongJing und den Darjeeling Flugtee.

[...]

 

?: Stimmt es, dass Tencha (für Matcha) 6-9 Monate vor dem Mahlen in Tonkrügen in der Erde gelagert wird?

Zur ersten Frage:  JAU! Da steckt ganz viel Marketing drin. 

Ähnlich wie beim Darjeeling FF Flugtee auch i.d.R. die allerersten Invoices Verwendung finden, ist es auch in Japan so, dass die allerersten Tagesproduktionen der ersten Ernteperiode (Ichiban-cha) als "Shincha" etikettiert in den Handel kommen. Shincha sind also eine Teilmenge des Ichiban-cha.

Ein Großhändler in Japan hat mir mal erklärt, dass Shincha sich in erster Linie über den Duft verkauft. Eine größere Geschmackstiefe bringt gelagerter Tee (Kuradashi-cha). Daher mischt der Großhändler für seine Sencha typischerweise aktuellen Shincha und Ichiban-cha des Vorjahres zusammen, um im Blend Duft und Körper zusammenzubringen. Wenn ich also einen Sencha kaufe, der "Ichiban-cha" heißt (was rund für 3/4 des in Japan gehandelten Japantees gilt ... oder hattet Ihr schonmal einen Sencha, der tatsächlich die zweite Ernteperiode Niban-cha angibt?), kann da durchaus Tee vom Vorjahr drin sein. Der Tee vom Vorjahr wird nach meiner Kenntnis als Aracha im Kühlhaus gelagert (womit auch eine Frage von theroots beantwortet wäre).

Zur zweiten Frage: ich habe es so gelernt, dass zu Sen no Rikyus Zeiten der Tencha des aktuellen Jahres erst im November in die Matcha-Mühlen kam. Augehend von der Ernte im Mai macht das eine Lagerungszeit von 6 Monaten.

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Zur zweiten Frage: ich habe es so gelernt, dass zu Sen no Rikyus Zeiten der Tencha des aktuellen Jahres erst im November in die Matcha-Mühlen kam. Augehend von der Ernte im Mai macht das eine Lagerungszeit von 6 Monaten.

Wäre interessant zu wissen, ob dem heute noch so ist. Bei Gyokuro ist dies ja der Fall, da dort eine Lagerung von 6-9 Monaten die Regel ist. 

Eine Lagerung in Tonkrügen in der Erde halte ich hingegen für ausgeschlossen, zumindest bei der heutigen Produktion. ;)

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Wenn ich also einen Sencha kaufe, der "Ichiban-cha" heißt (was rund für 3/4 des in Japan gehandelten Japantees gilt ... oder hattet Ihr schonmal einen Sencha, der tatsächlich die zweite Ernteperiode Niban-cha angibt?), kann da durchaus Tee vom Vorjahr drin sein.

Ich persönlich nicht, jedenfalls nicht soweit ich mich erinnere, aber mir fällt dazu dieser Tee ein: http://www.purvital.de/Tee-Gruener-Tee-Allos-japanischer-Goettertee-De-Ichi-Tee-2-Pflueckung bei dem explizit im Namen angeben ist, dass er aus der 2. Pflückperiode stammt. Es handelt sich aber um einen Kabuse-cha und es gab (gibt?) wohl auch mal den Tee der 3. Pflückperiode dazu.

Man muss dazu aber auch sagen, dass der Tee eben ein anderes Klientel ansprechen soll und anders vertrieben wird als "klassischer Sencha", von daher nicht ganz vergleichbar.

Bearbeitet von seti17
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Da die Saison bald beginnen wird und der Begriff "Shincha" immer wieder falsch oder unpräzise verwendet wird, bietet sich hier die Gelegenheit für eine eingehende Begriffsklärung. Nachfolgend schon die ersten Beiträge hierzu aus einem anderen Thema.  ;) (theroots)

:thumbup:

 

Zur ersten Frage:  JAU! Da steckt ganz viel Marketing drin. 

Zur zweiten Frage: ich habe es so gelernt, dass zu Sen no Rikyus Zeiten der Tencha des aktuellen Jahres erst im November in die Matcha-Mühlen kam. Augehend von der Ernte im Mai macht das eine Lagerungszeit von 6 Monaten.

:sauer: Ja Himmel, Arsch und Zwirn, der Axt lang's Bärtchen!  :sauer:

 

(Omas Lieblingsfluch)

 

Was sich hier auf die gestreuten Mythen und Legenden des Marketings bezieht!

Vielleicht sollte man hier erstmal damit aufräumen und den kleinen Rest, der dann übrig bleibt, gerade rücken!

Wäre vielleicht auch viel effektiver und würde die Sache schneller auf den Punkt bringen. (Japankenner und Händler von jap. Tee sind hier gefragt)

?: Und kann es sein, dass eine Lagerung in Tonkrügen und sonstigen Behältnissen ehr eine kühle Lagerung von Lebensmitteln als eine gesonderte Behandlung zwecks Ausbildung eines besonderen Geschmacks ist?

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  • Shincha ist - wie Seika schon sagt - keine Sorte, sondern bezieht sich insbesondere auf den Erntezeitpunkt, es handelt sich um "neuen Tee" (aber eben nicht nur, daher vgl. unten).

    --> Insofern gibt es Sencha Shincha (regelmässig, falls nichts weiter ausgeführt wird), Gyokuro Shincha, Matcha Shincha usw.

Bei Sencha macht Shincha Sinn, ja, da es bei den Roten'en-Plantagen mehrere Ernten gibt.

Was mir aber nie ganz klar war, ob es wirklich Gyokuro und Matcha Shincha gibt, da es soweit ich weiß pro Jahr nur eine Ernte auf Oishitaen-Plantagen gibt. Dann wäre Shincha in dem Fall wirklich reines Marketing. Und wenn es nur eine Ernte pro Jahr gibt, was wird dann noch im Februar oder März verkauft? Blends? Oder Shincha vom letzten Jahr? Letztes Jahr würde ich merkwürdig finden, da es auch in Japan bei Tee ein MHD gibt und das sind meistens nur maximal sechs Monate. Weiß da jemand was genaueres?

http://www.japan-kyoto.de/japanischer-tee/teesorten/#Die-japanischen-Teesorten-und--typen

Zu den Tonkrügen: es gibt in Uji eine Zeremonie namens Chatsuboguchikiri dazu, über die ich auch noch einen Artikel schreiben möchte. Könnte aber noch etwas dauern. http://www.asahi.com/articles/ASGB54SK1GB5PLZB00L.html

Bearbeitet von ckaden
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Bei Sencha macht Shincha Sinn, ja, da es bei den Roten'en-Plantagen mehrere Ernten gibt.

Was mir aber nie ganz klar war, ob es wirklich Gyokuro und Matcha Shincha gibt, da es soweit ich weiß pro Jahr nur eine Ernte auf Oishitaen-Plantagen gibt.

Es würde dann Sinn machen, wenn sich auch die Verarbeitung irgendwo unterscheiden würde (ansonsten wäre Shincha = Ichiban-cha). Ob dem so ist, weiss ich leider nicht. 

Aber da man bspw. Gyokuro nicht ohne Grund einige Monate altern lässt, stellt sich ohnehin die Frage, ob Shincha hier sinnvoll ist.

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Hier fehlt mir einfach eine verlässliche Definition von "Shincha"!



Deswegen möchte ich hier mal meine bisherige Definition von "Shincha", die ich mir aus unterschiedlichen Dokus (YouTube) über Teeanbau und Teebauern in Japan zusammen gesammelt habe:


Shincha ist gleich die Tagesernte (nur einen Tag lang) vor/zu Beginn der Erntesaison. Hierbei werden die noch weichen und hellgrünen (wenig Chlorophyll) "Two Leaves and a But" per Hand geerntet. Die Verarbeitung erfolgt noch am selben Tag. Der Verkauf ab Hof bereits am darauf folgenden Tag.


Erntemenge und Erntezeitpunkt hängen dabei ganz stark vom Wetter ab und sind nicht vorhersehbar.


Die erste Ernte setzt erst danach ein, wenn der Reifegrad des Tees den für die erste Ernte gewünschten erreicht hat.



Sicher bin ich mir da allerdings nicht so ganz!



So, und nun stelle ich das mal hier zur Diskussion!


Bearbeitet von Charyu
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Die Definition von Shincha ist hier verlässlich genug. Mehr ist einfach nur Diskussion um der Diskussion's Willen.



"Shincha ist Tee aus der ersten Ernte des aktuellen Jahres." (evtl. Zusatz: "...und bleibt Shincha bis zur ersten Ernte des folgenden Jahres")


Simpel und präzise genug, da bedarf es keiner weiteren Diskussion mehr, wenn es nur um die Definition geht. Das Shincha vom vorherigen Jahr eben kein Shincha mehr ist steckt da auch drin. Marketingtechnisch kommt Shincha nach der ersten Ernte zeitnah auf den Markt, um den Teeverkauf nach den dürren Wintermonaten ordentlich anzuheizen. Das darf natürlich dann kein Produkt sein, dass es im ganzen Jahr gibt. Ist ähnlich wie der Valentinstag: Blumen sind zwar auch das ganze Jahr im Handel, aber wehe, man macht das nicht am berüchtigten 14. Februar - Anreize schaffen halt.



Wenn man tatsächlich nur einen Erntetag berücksichtigt, sollte man das lieber Shincha-Shincha nennen :P Ansonsten macht das nur wenig Sinn, da bei der Ernte die Blätter von oben nach unten bis zu einer gewissen Höhe runter geerntet werden, bei jeder Pflanze nacheinander! Ob sich die Teeblätter von einem anderen Busch drei Tage später sonderlich vom ersten Tag unterscheiden, zweifel ich stark an.


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Shincha ist gleich die Tagesernte (nur einen Tag lang) vor/zu Beginn der Erntesaison. Hierbei werden die noch weichen und hellgrünen (wenig Chlorophyll) "Two Leaves and a But" per Hand geerntet. 

Wäre mir auch neu. Ich bezweifle, dass es sich dabei um eine Art "Vorernte" handelt. Ebenso ist ja Shincha nicht per se von Hand geerntet, sondern regelmässig maschinell. Auch wird man keinen Unterschied machen, ob nun an einem Tag geerntet oder etwa über zwei Tage.

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  • 2 Wochen später...

Ich persönlich nicht, jedenfalls nicht soweit ich mich erinnere, aber mir fällt dazu dieser Tee ein: http://www.purvital.de/Tee-Gruener-Tee-Allos-japanischer-Goettertee-De-Ichi-Tee-2-Pflueckung bei dem explizit im Namen angeben ist, dass er aus der 2. Pflückperiode stammt. Es handelt sich aber um einen Kabuse-cha und es gab (gibt?) wohl auch mal den Tee der 3. Pflückperiode dazu.

Den  hatte  ich  bereits  und  im  Vergleich  zur  ersten  Pflückung  (Tenka-Ichi)  hat  dieser  deutlich  weniger  Süße  bzw.  ist  auch  weniger  grasig. Also  ich  greife  da  immer  zur  ersten  Pflückung.

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Was mir aber nie ganz klar war, ob es wirklich Gyokuro und Matcha Shincha gibt, da es soweit ich weiß pro Jahr nur eine Ernte auf Oishitaen-Plantagen gibt. Dann wäre Shincha in dem Fall wirklich reines Marketing. Und wenn es nur eine Ernte pro Jahr gibt, was wird dann noch im Februar oder März verkauft? Blends? Oder Shincha vom letzten Jahr? Letztes Jahr würde ich merkwürdig finden, da es auch in Japan bei Tee ein MHD gibt und das sind meistens nur maximal sechs Monate. Weiß da jemand was genaueres?

Plantagen für hochwertigen Tencha oder Gyokuro werden in der Regel nur einmal pro Jahr geerntet. Aber auch bei Roten Plantagen geht die Tendenz dahin, da es sich für viele Teebauern nicht rechnet mehrmals pro Jahr zu ernten. Vor allem für die kleineren. Ausgenommen sind die großen industriell bewirtschafteten Plantagen, wie es sie z.B. in Kagoshima gibt. Insgesamt ist die Situation am Grüntee-Markt eher so, dass mehr Tee produziert wird als abgesetzt werden kann.

Aracha hält sich tiefgefroren bei -30 Grad mehrere Jahre ohne große Qualitätseinbussen. ;)

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Die Definition von Shincha ist hier verlässlich genug. Mehr ist einfach nur Diskussion um der Diskussion's Willen.

 Marketingtechnisch kommt Shincha nach der ersten Ernte zeitnah auf den Markt, um den Teeverkauf nach den dürren Wintermonaten ordentlich anzuheizen. Das darf natürlich dann kein Produkt sein, dass es im ganzen Jahr gibt. Ist ähnlich wie der Valentinstag: Blumen sind zwar auch das ganze Jahr im Handel, aber wehe, man macht das nicht am berüchtigten 14. Februar - Anreize schaffen halt.

Insgesamt ist die Situation am Grüntee-Markt eher so, dass mehr Tee produziert wird als abgesetzt werden kann.

Um hier Missverständnisse aus dem Weg zu gehen, fasse ich mal zusammen, wie ich es verstanden habe.

  • Shincha und 1. Ernte sind das Selbe
  • Shincha ist, wie auch der Valentinstag, eine Erfindung der Werbeabteilung eines Verbandes der Teebauern (Floristen).
  • Der Shincha Hype bei uns ist die Folge der Absatzschwierigkeit auf dem Grünteemarkt (in Japan).

Da verstehe ich den Hype um Shincha hier im Forum nicht!

Und ja, auch ich trinke Shincha gern, wobei ich die Bezeichnung als Orientierungshilfe beim Einkauf nutze.

Auf welche Bezeichnung muss ich denn dann achten, wenn ich den Preisaufschlag für die Bezeichnung "Shincha" umgehen möchte, um an einen gleichwertigen Tee zu kommen? "Ichiban-cha"? "Kabusecha"?  :unsure:

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Die Schnittmenge von Shincha und Ichiban-cha sind, wie schon geschrieben, nicht unbedingt deckungsgleich. Ein Shincha ist immer ein Ichiban-cha, aber ein Ichban-cha kann anders verarbeitet sein, als ein Shincha. Muss er aber nicht, aber kann auch gleich sein.

Shincha ist einfach gesagt, der Tee, der in der Shincha Zeit von Ende April, üblicherweise ab 1.Mai, bis Juni verkauft wird. In Japan haben solche saisonalen Ereignisse, sei es Tee, Reis oder ein Fisch, der gerade Saison hat, einen hohen Stellenwert. Das Leben ist immer noch stark mit den Jahreszeiten verbunden, etwas, was zumindest in Deutschland nachgelassen hat.

Mit Marketing oder Absatzschwierigkeiten hat Shincha m.M.n. im Einzelnen nichts zu tun, das ist ein strukturelles Problem der gesamten Branche und hängt mit der demographischen Entwicklung und den Veränderungen des Lebensstils zusammen. Immer weniger Leute trinken Grüntee, ergo wird auch weniger nachgefragt und die Preise fallen, was qualitativ minderwertigen Tee für den Produzenten nicht mehr attraktiv macht.

Ich trinke gerne Shincha, auf die Zeit freue ich mich jedes Jahr. Mittlerweile meine ich aber, das für einen tieferen Geschmack der Tee etwas liegen sollte. Nichtsdestotrotz haben Shincha ihren Reiz.

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Danke für deine Ausführungen, darauf war ich schon gespannt. Diesfalls lag ich ja gänzlich falsch. ;)


Auf welche Bezeichnung muss ich denn dann achten, wenn ich den Preisaufschlag für die Bezeichnung "Shincha" umgehen möchte, um an einen gleichwertigen Tee zu kommen? "Ichiban-cha"? "Kabusecha"?  :unsure:

Meines Erachtens sind die Preise - wenn überhaupt - nur unwesentlich höher. Aber ein wirklicher Vergleich erscheint mir ohnehin schwer. 

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Ich trinke gerne Shincha, auf die Zeit freue ich mich jedes Jahr. Mittlerweile meine ich aber, das für einen tieferen Geschmack der Tee etwas liegen sollte. Nichtsdestotrotz haben Shincha ihren Reiz.

Bitte führe das noch etwas detaillierter aus Seika ... bin gespannt auf deine Sicht dieser Dinge.

Und kann es nebenbei kaum glauben - fühle mich endlich nicht mehr ganz auf so verlorenem Posten mit meiner Meinung

betr. etwas gelagertem Grüntee (selbiges bei DJ FF, ist ja auch fast Grüntee).

Ich finde auch, dass beiden Stadien (ganz frisch und etwas gelagert) ihren eigenen Reiz haben.

Aber ich finde diesbezüglich die gerösteten Grüntees nach chinesischer Art doch im Vorteil

gegenüber den gedämpften Grüntees nach japanischer Art.

Früher hat ja China alle Grüntees gedämpft, es wurde erst irgendwann in der Zeit fast restlos auf Rösten umgestellt.

Meine persönliche Schätzung ist ja noch immer, dass diese Trendwende ursprünglich zu einem grossen Teil mit der etwas besseren Lagerentwicklung zu tun hatte.

Wenn man sich traditionell den gedämpften Grüntee gewohnt ist, stellt man sicher nicht ohne praktischen Grund auf Rösten um.

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Ich versuchs mal kurz und knapp, beim Shincha liegt die Betonung auf dem frischen Duft, wenn man das so verallgemeinern kann. Lässt ma den Tee liegen finden chemische Prozesse statt, was da genau passiert weiß ich aus dem Stehgreif nicht, müsste ich nachschauen. Das Ergebniss ist, dass der Tee dadurch milder und voller wird, d.h. mehr Umami und Amami zunehmen. Wobei der Zeitraum, der dafür nötig ist vergleichsweise kurz ist, nämlich um die 3 Monate.

Ist allerdings auch ein wenig Geschmacksfrage, was einem mehr zusagt. ;)

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Also ich hatte noch nen Rest im Kühlschrank mit Absicht liegen gelassen...

Heute hab ich probiert und fand, dass etwas von diesem typischen Geschmack noch da war.

Natürlich hat er mächtig nachgelassen. Ist eben einach ausgezogen.

Haltbarkeitsdatum 12/2015 bedeutet auch, dass die Tüte noch original verschlossen ist.

Aber es bedeutet für mich, dass ich etwas Appetit habe...

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  • 6 Monate später...

Ich wollte mich mal kilurz informieren, hab jetzt bisschen hier alles uberflogebüberflogen, falls man mal auf meine Frage mal beantwortet hat dann tut es mir leid, bin gerade bei der Arbeit. Also wollte mir ein shincha kaufen und man redet immer das es frisch sein sollte, es sind ja jetzt ein paar Monate vergangen, sind die shinchas noch gut oder ratet ihr mir eher ab jetzt noch was zu kaufen?

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Die Besonderheit von Shincha liegt in erster Linie darin, dass zwischen (erster) Pflückung und Verkauf eine sehr kurze Zeitspanne liegt. Der Tee kommt somit unmittelbar nach der Verarbeitung in den Handel, weshalb Shincha im eigentlichen Sinne auch nur eine sehr kurze Periode von wenigen Wochen angeboten wird. Will man den Tee in diesem Zustand geniessen, sollte man ihn genau so schnell verbrauchen. Das heisst aber nicht, dass er danach schlechter ist, er wird lediglich anders schmecken. Man ein Teetrinker zieht es sogar vor, den Tee einige Monate ruhen zu lassen.

Hier im Westen gibt es einige Händler, welche den Tee noch immer als Shincha anpreisen. Es lässt sich darüber streiten, wie sinnvoll dies ist. 


Manche Teeläden machen auch einfach nach der Shincha-Zeit den Shincha Aufkleber ab, und verkaufen den Tee dann ganz normal als ichiban Sencha. ;)

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Hier im Westen gibt es einige Händler, welche den Tee noch immer als Shincha anpreisen. Es lässt sich darüber streiten, wie sinnvoll dies ist. 

seika sagte am 05 Apr 2015 - 09:53 AM: Manche Teeläden machen auch einfach nach der Shincha-Zeit den Shincha Aufkleber ab, und verkaufen den Tee dann ganz normal als ichiban Sencha. ... 

Ich glaube hier im Westen sind es möglicherweise sogar alle nicht nur einige Händler. Zumindest kenne ich in D keinen der den Aufkleber am Tee abpuhlt um ihn wieder neu zu etikettieren. 

Wir hatten auch Experimente mit Blindverkostung eines superfrischen Shinchas mit dem aus dem Vorjahr und es ist in der Tat wenn man ehrlich ist kaum ein Unterschied schmeckbar. Dazu werden manche als Rohtee gekühlt gelagert und erst ab Bestellung final verarbeitet, auch hier konnten wir kaum Unterschiede schmecken. Manchmal bieten wir extra zu diesem Zweck auch Pakete an, damit Kunden zuhause eine Vergleichsverkostung durchführen können. Viele kaufen daher, soweit noch vorhanden, sehr gerne die preislich atrraktiveren Vorjahresernten auf.  ;)

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