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Japanischer Oolong ~和製ウーロン茶~


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Analog zum Thread Japanischer Schwarztee soll es hier um japanische Oolongs gehen.






Den Anfang möchte ich mit dem Hoshino Blue Tea machen, ein leicht oxidierter "grüner" Oolong aus Hoshino, Yame. Gekauft habe ich ihn im März bei Hoshino Seicha in Japan. Laut Vertreiber ist der Tee ein Blend aus den Kultivaren Izumi, ein Kultivar, der hauptsächlich für Kamairi-cha eingesetzt wird, Benifuuki sowie Qingxin und anderen, die aber nicht genannt werden.



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Für die heutige Session habe ich 5g Tee genommen und mit etwa 80ml 85 Grad heißem Wasser angegossen. Nach ca. 45 sek. ging es in die Schale.



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1. Aufguss



Die folgenden Aufgüsse mit ca. 90 Grad habe ich sofort abgegossen, erst ab dem vierten Aufguss habe ich wieder etwas länger ziehen lassen. Dieser brachte dann auch eine schöne Adstringenz, wie ich sie auch von späteren Aufgüssen „grüner“ Taiwan Oolongs kenne, auf die Zungenränder.



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Die Blätter haben sich so ab dem dritten Aufguss komplett geöffnet und zeigen eine schöne Farbenvielfalt.



Nach dem 1. Aufguss


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Nach dem 3. Aufguss


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Als vorläufiges Zwischenfazit vielleicht, mit etwas kühlerem Wasser angegossen gefällt er mir ganz gut, ist mild und leicht blumig. Interessant finde ich, dass man die Verwandschaft sowohl zu den Taiwan Oolongs als auch zu Japan Grüntees rausschmecken kann. Damit müsste er eigentlich auch für Kaltaufgüsse prädestiniert sein.



Was sind eure Erfahrungen mit japanischen Oolongs?


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@Seika: wieviel Wasser hast Du für die 5g Tee ungefähr verwendet? Wunderschönes Geschirr hast Du da im Einsatz. <3

@Marc Marc: es gibt ja auch bei chinesischen Oolongs viele Unterschiede, aber die hellen/grünen die ich aus China kenne sind meistens gerollte Sorten. Z.Bsp Tie Guan Yins schmecken intensiver und blumiger. Der Hoshino Blue ist deutlich zarter, milder und sein blumiger Duft ist kräftiger als später im Aufguss schmeckbar. Das hatte mich überrascht, denn im Aufguss kommt dann eine elegante japanische Herbe zum Vorschein. Der Tee hat einen ganz eigenen Charakter und lässt sich eigenlich nicht mit anderen Oolongs vergleichen. So wie die Oolongs aus Nepal und DJ ihre eigenen Noten mit deutlicher Hochlandastringenz haben, hat dieser hier deutlichen Japancharakter. ;o)

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Danke Seika, wow hast Du hoch dosiert. Musst ich unbedingt auch ausprobieren, jetzt hab ich plötzlich total Lust bekommen. Ich finde das Bouquet vom Aufguss erinnert stark an Maiglöcken. Kaltaufguss ist auch ein tolle Tipp den ich auch testen muss, zumahl ich ja ein großer Kaltaufguss-Fan bin. 

@theroots Senchatees sind eher nadelig, gerade in der Form, dieser hier hat eher eine wellige, schrumpelig-gedrehte Blattform.

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@theroots Senchatees sind eher nadelig, gerade in der Form, dieser hier hat eher eine wellige, schrumpelig-gedrehte Blattform.

War eine etwas unspezifische Aussage: Ich meinte natürlich im aufgegossenen Zustand. Zuvor ist der Unterschied augenscheinlich, aber wenn ich nur das aufgegossene Blattgut sehen würde, ginge ich wohl von einem Sencha aus. ;)

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Ich finde, er sieht z.B. einem Kamairicha sehr ähnlich, die matte, ganz leicht grau überstäubt wirkende Oberfläche und die Form.

Ja, genau die Herstellung in der Fabrik findet sicherlich in einer ähnlichen, vermutlich sogar gleichen Maschine wie bei Kamairichaherstellung statt. Haben wir auch erst vor kurzer Zeit besichtigen dürfen. Es sind rießige Trommeln, häufig mit Bambus ausgekleidet und für Kamairicha werden die Knetarme abmontiert. Für den Oolong sicher auch. ;o)

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Hier mal zwei Bilder von einem anderen japanischen Oolong aus Honyama (Shizuoka), der in einer taiwanesischen Maschine hergestellt wurde. Kultivar ist ein Assamica-Hybrid namens Kojou. Hintergrund ist, dass gegen Ende des 19. Jahrhunderts in Honyama Assamica fuer den Schwarztee-Export angebaut wurden. Irgendwann verwilderten diese Plantagen, nachdem der Schwarztee Anbau zum erliegen kam und kreuzten sich mit den "heimischen" Gruenteekultivaren. Daraus zog Herr Takahashi dann diese Varietaet.

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Geschmacklich fand ich den recht schwierig einzuordnen, Kamairi-cha, Baozhong mit der Adstringenz von Schwarztee vielleicht. Dazu ein wirkich sehr eigenes Aroma, dass an dunkle Beeren und rote Weintrauben erinnert. Schon sehr interessant und auch vielschichtig, so ganz nach meinem Geschmack war er aber nicht.

Und im Vergleich dazu ein Kamairi-cha aus Yabukita, gemacht in einer "japanischen Maschine":

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mein erster japan oolong wird dieser hier werden




Organic Miyazaki Oolong Tea Baisen

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Baisen is a complex-roast kamairi-style Japanese oolong tea grown organically in very limited amounts in Gokase Town, Miyazaki on Kyushu Island, one of the traditional pan-firing tea producing areas of Japan.


Bearbeitet von Marc Marc
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  • 1 Monat später...

... um mal wieder etwas Schwung in den Thread zu bringen ein paar Zeilen und Bilder zu einem Oolong aus Kumamoto namens Suzuran (すずらん), auf Deutsch Maiglöckchen. Herr Kajihara, der diesen Tee hergestellt hat, nennt ihn bihakkocha (微発酵茶) "micro fermented tea". Nun ja... :whistling:



Bevor er in die Kanne wandert ein paar Infos zum Tee, das Material für diesen stammt von der grösseren Plantage von den Büschen vorne rechts im Bild. Kultivar ist zairai-shu.



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Der Tee selber stammt vom letzten Jahr (Juli 2014) und war das letzte 50g Päckchen, das es noch zu ergattern gab. Insgesamt gab es nur knapp 4kg, für dieses Jahr hat Herr Kajihara bei meinem Besuch aber angekündigt mehr herzustellen. Der Tee wird, wie für Oolong üblich in Bambuskörben gewelkt und dann mit den Maschinen, die er auch für die Kamairi-cha Herstellung benutzt, verarbeitet. Und das ganze in Bio nach der Zertifizierung der Präfektur Kumamoto.  ;)



So nun zum Tee. Die trockenen Blätter duften herrlich blumig, fast würde ich ja sagen nach Maiglöckchen. ;) Vom Aussehen her erinnern sich mich mehr an einen Kamairi-cha als an einen Oolong.



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Nun denn, 5g davon wandern in die aufgewärmte Kyusu. Dazu etwa 120ml 90 Grad heisses Wasser, in dem die Blätter 45 sek lang baden dürfen. Abgegossen ergibt das eine klaren gelblichen Infusion, die im Duft leicht blumig und kräutrig ist. In der Kyusu meine ich eine Wiese mit Maiglöckchen zu erschnuppern. Im Mund zeigt sich der Tee noch etwas verhalten, im Hintergrund nehme ich eine Herbe war, insgesamt überwiegt aber ein milder Eindruck mit kräutrigen Anklängen.



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Der zweite Aufguss ebenfalls mit 90 Grad und 120ml wird sofort abgegossen. Aufgussfarbe und Duft haben sich für mich nicht ersichtlich verändert. Eine grössere Veränderung zeigt sich jedoch am Gaumen in Form einer fruchtigen Süsse. Insgesamt hat der Tee an Intensitöt gewonnen, ist aber immer noch eher gradlinig, d.h. wenig komplex und mit wenig Körper. Dafür aber süffig und lecker. ^_^ In meinen Notizen, die ich während der Verköstigung gemacht habe, ist "Sommertee" vermerkt.



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Die folgenden Aufgüsse, insgesamt habe ich 5 gemacht, bringen erst eine leichte Adstringenz und ein sahniges Mundgefühl und später einen vegatilen Geschmack. Vermutlich hätte die Blätter auch noch einen 6. Aufguss hergegeben, aus Zeitgründen musste ich aber aufhören. Besser wäre als die ersten drei wäre er mit Sicherheit eh nicht geworden. ;)



Zum Abschluss noch einen Blick auf die aufgegossenen Blätter. Die Oxidierung ist eher verhalten und zumindest mein Eindruck auch nicht besonders gleichmässig verlaufen. Da kann ich mich aber auch täuschen.


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Als Zwischenfazit nach 3 Runden vielleicht, mir persönlich gefällt der Suzuran etwas besser als der Yame Oolong aus dem obigen Post. Weil er weniger "Grüntee" ist. Besonders die fruchtige Süsse im zweiten Aufguss hat es mir angetan. An taiwanesische Oolongs in der selben Preisklasse reicht er aber meiner Meinung nach nicht ran. Und da sind wir auch schon bei einem kleinen Minuspunkt, dem Preis nämlich. Mit 2000 Yen für 50g ist er recht teuer. (Für die, die sich mit dem Preisgefüge in Japan nicht auskennen, für etwas weniger Geld bekommt man bereits passable Hochland Oolongs aus Taiwan oder Spitzensenchas.) Da ich aber weiss, wie viel Mühe und Arbeit Herr Kajihara in diesen Tee gesteckt hat, und vor allem in die Tees, die nichts geworden sind, bezahle ich den Preis gerne und freue mich jetzt schon auf die neue Ernte, die Anfang Juli fertig sein wird.



à bientôt







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  • 2 Jahre später...

Hier die 2018 Version von Herrn Kajiharas Ōlong: diesmal aus dem Kultivar Kōshun gefertigt.

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Im Vergleich mit früheren Versionen aus Zairai Kultivieren haben die Blätter einen fruchtig süssen Duft. Ich rieche ein wenig Mango. Sehr ansprechend. Der Oxidationsgrad ist, wie zu sehen, sehr gering, fast noch grün.large.bMdzhxHATYq8M2BsTntfGQ.jpg.4660202246c13e91629aff97453e778a.jpg

Für den Aufguss verwendet habe ich meine Hagi-yaki Hōhin sowie eine Schale aus gleicher Manufaktur. Dosierung und Ziehzeit des ersten Aufgusses beliefen sich in etwa auf 5g, 100ml bei 45 Sekunden. 

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Das ergab einen sehr milden im Geschmack noch verhaltenen Aufguss. Der Duft war alles allerdings Klasse, ähnlich wie die trockenen Blätter sehr fruchtig und süss. Der zweite Aufguss brachte etwas mehr Tiefe im Geschmack, leicht fruchtig, ein wenig süss bei ganz wenig Herbe. Der dritte Aufguss war ähnlich, auch wenn im Duft schon erheblich schwächer. Ab dem vierten Aufguss traten dann pflanzliche Noten verstärkt hervor, auch die Adstringenz nahm zu. Für mich war hier Schluss. Mein Fazit nach der ersten Session mit diesem Tee: er macht Lust auf mehr! :D

Zum Abschluss noch ein Blick auf die entkräfteten Blätter. 

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