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Günstiger Grüner Tee => viel Pestizide?


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Oh ha - das ist ja mal wirklich eine richtig interessante Diskussion! Einige der Bauchgefühle (z.B. Bio = gut) werden kritisch hinterfragt und Fachaussagen (z.B. von Lemitech) kommen hier direkt zu interessierten Verbrauchern.

Ein paar Aspekte kann ich dazu noch beitragen:

A) Bitte bedenkt, dass Test-Zeitschriften auch von wirtschaftlichen Interessen motiviert sind. Wenn die Tests ergeben: "90% der Tees entsprechen den rechtlichen Normen", bringt das natürlich nicht die gleiche Auflage wie "Rot für Grün - viele Grüntees mit Pestizid-Rückständen". Das wirkt vielleicht etwas undankbar, weil die von Euch zitierte Zeitschrift in den letzten beiden Teetests unsere Produkte zu den Siegern gekürt hat. Aber die Messlatte völlig unabhängig von gesicherten wissenschaftlichen Erkenntnissen oder der Rückstandshöchstmengenverordnung anzusetzen, lässt bei mir persönlich die Überlegung aufkommen, was die Motivation dafür ist. Also bitte: nicht nur bei den Teehändlern überlegen, was die ökonomische Motivation dafür ist, was jemand über die Qualität von Tees publiziert.

B) Wie z.B. Chris schon geschrieben hat, muss nicht jeder Verbraucher auf den Bio-Trend aufspringen. Die Vorstellung, dass Bio-Tee gesünder sei, ist oft ein Irrglaube. Ein Teegarten, der sich für den US-Amerikanischen Markt, für Japans und oder Australiens Bio-Anforderungen hat zertifizieren lassen, überlegt sich sicher, ob er nochmal darein investiert, um auch nach EU-Kriterien die Bio-Zertifizierung zu erhalten. Denn es kann einfach an der Form der Prozessdokumentationen liegen, ob ein Teegarten das EU-Biosiegel verwenden darf. Selbst ein wunderbar biologisch produzierter Tee kann nicht immer als Bio-Tee in Deutschland verkauft werden. Ein fehlendes Bio-Siegel muss also nicht unbedingt bedeuten, dass der Tee mit mehr Pestiziden belastet ist als ein gesiegelter Bio-Tee. Andersrum kann auch ein Bio-Tee, der wunderbar sauber angebaut und verarbeitet wurde, in unserem Labor aussortiertt werden: Verpackungsmaterial, aus dem Weichmacher auf den Tee übergegangen sind ... oder Biotee, der in ehemaligen Orangenkisten zwischengelagert wurde, wo das Schalenspritzmittel der Orangen auf den Tee übergegangen ist.

Unsere Entscheidung, lieber Bio-Tees einzukaufen, liegt eher an der Nachhaltigkeit: ein Bio-Teegarten ist nicht auf die schnelle Rupie ausgerichtet, sondern ist typischerweise ein über viele Jahre verlässlicher Lieferant guter Tees.

Zurück zur Ursprungsfrage, ob billige Grüntees viele Pestizide enthalten.

Unsere Kunden scheinen bewusst die hochwertigen Tees zu suchen. Wir hatten diese Woche eine Tagung mit u.a. Analysen der Entwicklungen. Darin wurde auch gezeigt, wie sich die Verkäufe japanischer Tees entwickelt haben im Vergleich vor/nach Fukushima, da diese Katastrophe viele Kunden zu einer bewussten Auseinandersetzung mit Japantee gebracht hat. Unsere Zahlen haben gezeigt, dass der Verkauf besonders für die ganz hochwertigen Sorten kräftig nach vorne gegangen ist. Dass Vertrauen in die Teequalität scheint proportional zum Preis zu steigen. Das ist wieder mal nur ein Bauchgefühl - denn in unserem Labor gelten die selben Anforderungen an Reinheit für den Alltags-Sencha wie für Gyokuro.

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Da gibt es nichts zu danken, solange die Diskussionen bei so etwas so sachlich sind ist das sehr schön. Das was geroha da mit den Orangenkisten beschreibt kenne ich in der Form mit Dioxin in Bioeiern. Bio ist halt eine Philosophie, ich kaufe auch lieber beim Bauern um die Ecke ein, egal ob Biosiegel oder nicht, solange er nachhaltig wirtschaftet ist mir das viel wichtiger.

Und wenn ein kleiner japanischer Bauer kein Geld für eine Biozertifizierung hat (und diese sind teilweise sehr teuer meines Wissens nach) aber einen super Tee macht und dabei mit Tradition und nachhaltig Wirtschaftet, ist mir das viel wichtiger also so ein blödes Biosiegel. Ich kaufe mittlerweile auch bewusst keine Biosachen ein.

@geroh, dass was ihr da mit den Hochpreissorten feststellt ist gerade so ein allgemeiner Trend im LM-sektor habe ich das Gefühl. Es gibt mittlerweile so zwei Gruppen von Konsumenten und ich beobachte das auch immer wieder unter den Studenten, da wird lieber etwas weniger gekauft, dafür aber was besonderes. So mache ich das selber auch. 

Übrigens zu den Höchstgrenzen vielleicht noch eine interessante Anekdote. Diese Grenzen ergeben sich meist auf zwei mögliche Wege. Methode a) ist ein experimenteller Ansatz mit Tierversuchen (Mausmodell) und dann werden da ein paar Faktoren verrechnet, so dass der Sicherheitswert zwischen Höchstgrenze und dem Wert der wirklich bedenklich ist ca. dem Faktor 1000 - 10 000 entspricht (zumindest nach Modellversuch). Methode B) der Höchstwert ist schlichtweg die Nachweisgrenze, was oft bei Toxinen gemacht wird, welche nur sehr schwer oder schlecht nachweisbar sind.

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bezüglich china kann ich nur allgemein was sagen:

wir alle kennen die horrorgeschichten und teilweise ist auch was dran, aber zumindest in der theorie haben sie die gleichen vorschriften wir wir, nur die durchsetzung und einhaltung ist eine andere. aber man wird da auch immer sensibeler, grade wegen solchen skandalen wie mit dem gepanschten babymilchpulver.

speziell zu dem tee von mir kann ich auch nur leider wischiwaschi sagen - zumindest ist noch niemand aus den latschen gekippt oder hat irgendwelche negativen erfahrungen gemacht, die er mir mitgeteilt hätte oder den teetrinkenden verwandten meiner frau aus china passiert wäre. ich bin sowieso immer wieder verwundert, dass dort nicht mehr menschen sterben an solchen zivilisationskrankheiten wie im westen, weil man ja immer wieder von bleivergiftungen hört oder feinstaubwerte jeseits von gut und böse, smog das man nur an windigen tagen die sonne sehen kann... die sind alle ziemlich fit ;)

sobald ich mehr zu meinem tee weiss, kann ich das euch auch gerne mitteilen. da ich das bisher aber noch als hobby mache sind die paar hundert euro zum testen nicht grade ein pappenstiel für mich :)

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@luke: Das ist eine gute Frage, die ich dir leider nicht beantworten kann. Hierzu müsste man mal doppelt Blindversuche machen und das Zeug in Labors schicken. Ich meine mich aber zu entsinnen, das Petizidanalytiken nicht gerade billig sind (mir spukt eine Zahl von 400€ pro Probe im Kopf rum), je nach Pestizid. Analytik ist ein sehr sehr heikles Thema und man kann viel nachweise aber ob es das richtige ist, ist immer so eine frage

@maik: Wer weis wer weis was da so alles ausgebrütet wird ;-) ,allerdings sind bei Teepflanzen mir bisher noch keine Ansätze dazu bekannt

@chenshi-chinatee: Warum die dort so lange leben hat eine Vielzahl von Gründen und viel lässt sich mit der Ernährung erklären. In Asien wir viel fermentiertest gegessen sowie antioxidantienreiche LM. Weiterhin ist die LM-Hygiene dort nicht so pervers hoch wie hier, was auch (achtung festhalten) sich positiv auswirkt. Ich kann dir aus der aktuellen Forschung soviel sagen, dass momentan fieberhaft asiatische Lebensmittel, vor allem die fermentierten untersucht werden. Bei uns an der Uni ist z.B. Kefir in allen Arten und Formen ein rießen Thema, da man z.B. im Milchkefir (aber net den fertigen von Müller und Co.) erst vor kurzem Bifidum Bakterien gefunden hat. Weiterhin werden bei diesen Fermentationsprocessen allerlei Peptide freigesetzt welche bioaktiv sind, wo auch noch keiner so genau weiß was wie und wo. Weiterhin wird fieberhaft daran gearbeitet Lebensmittel mit besagten Antioxidantien anzureichern. Gerade im (grünen) Tee gibt es davon ein paar hundert wahrscheinlich, an schwarzen traut sich noch keine so richtig ran. Ganz beliebt sind hier so Themen wie Carotinoide, Anthocyane (beispiel das oft besungene Chlorophy im Grüntee) und Beetalaine, dazu gesellen sich dann mehr und minder wilde Pflanzenextrakte (ich hab neulich bei uns in der Kühlkammer ein Extrakt aus Asien gefunden, wo ich nichtmal nach intensiven googlen rausbekommen habe was das für eine Pflanze war und es lag nicht an den Schriftzeichen  8) ). Problem ist atm noch deren Empfindlichkeit, da geht gerade viel Forschung rein (bin ich selber tätig).

Kleine anekdode am Rande, auch Coffeein zählt zu den besagten Antioxidantien bzw. in diesem Fall alkaloiden und ist nicht so schlecht wie immer besagt.

Von daher Teetrinken und abwarten, ist ja gesund  ;D

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Ich ernähre mich vermutlich nicht so gesund und muss deswegen ein bisschen aufpassen, wie viel Ungesundes ich zu mir nehme. Ein Freund von mir, Sinologe, hat auch eine chinesische Frau und war mit seinem Vater in China in der Nähe einer Teeplantage. Sein Vater kennt sich sehr gut mit Pestiziden aus (ist auf dem Land groß geworden) und hat am Geruch sofort festgestellt, dass ein unerlaubtes Pestizid im Einsatz war.

Ich will gar nicht sagen, dass es repräsentativ für alle Plantagen ist, aber im Hinterkopf spukt mir das schon. Und ich weiß leider auch nicht wie gefährlich der Konsum dann ist. Aber es wird schon einen Grund haben, weswegen solche Mittel bei uns verboten sind, oder?

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klar, die thematik beschäftigt einen schon, ab wann wieviel und was genau giftig ist.

ich kann bei meinen tees leider momentan weder bestätigen, noch belegen, das diese zumindest theoretisch (auch ohne zertifizierung) die EU normen erfüllen, da solche tests, wie vorher gesagt, nicht grade billig sind.

ich arbeite aber hauptberuflich in der diagnostik, vielleicht kann ich da mal ein paar rapid tests abstauben oder organisieren, damit ich wenigstens ein quantitatives und/oder qualitatives ergebnis zur pestizid-problematik habe (was dann aber keinen offiziellen status hat).

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das würds für mich einfacher machen, wollte erst die lieferanten anschreiben, dass sie mir ein paar mitschicken bei der nächsten lieferung, aber selbst dann müsst ich mich noch reinlesen wie ich die anwende und was das ganze dann heißt hinsichtlich EU-normen. hab eben mal ein 10 seitiges dokument überflogen nur mit bla bla  ;D

guck bitte mal deine PMs lemitech

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@Amalie:

Danke sehr für Deine Antwort.

Wir können es auch gerne Isolierkanne nennen, und da gibt es doppelwandige Edelstahlkannen mit Metallverschluß. Die sind aber nicht luftdicht, auch nicht wasserdicht – und teedicht auch nicht. Sie halten die Temperatur aber durchaus ein oder zwei Stunden.

Tee möchte ich aber gar nicht warmhalten; mir geht es um warmes Wasser, das man dann immer wieder in seinen Gaiwan gibt. Es sollte deshalb nicht möglichst lang warmgehalten werden, sondern lediglich eine oder zwei Stunden möglichst konstant bei einer Temperatur bleiben.

Doppelwandige Edelstahlkannen habe ich, leider ist bei allen gerade der Deckel nicht doppelwandig und auch sonst nicht isoliert.

@luke:

Leider kann ich Dir keine Quelle nennen. Seit Jahren hörte oder las ich das immer wieder, in irgendeinem Ökotest, bei einem Interview im Fernsehen, möglicherweise in einem Informationsblättchen von Teegschwendner.

Die Verwendung von Pestiziden bei Spitzentees ist nicht abwegig. Wenn man guten, teuren Tee herstellt, dann möchte man erstens, daß er wirklich gut ist; dann möchte man zweitens Ernteverluste vermeiden, die bei den kleineren Erntemengen umso schmerzhafter wären.

Ich weiß nicht, wie es mit Bio in Japan aussieht, deutsche Teetrinker dürften aber vermehrt darauf achten. In Darjeeling beispielsweise stellen etliche Teegärten auf die Bioproduktion um, denn auch damit sticht man auf dem Markt hervor. Zumindest ich kaufe lieber Biotee als konventionellen Tee, allerdings schränke ich mich nicht darauf ein.

@maik:

Da hast Du recht, solche Tests machen oftmals keinen neutralen Eindruck und scheinen im Ergebnis unsachlich. Dennoch haben die Tester Möglichkeiten, die man als einfacher Teetrinker nicht hat: Untersuchungen im Labor.

Leider verraten solche Tests eigentlich nie, welche Pestizide enthalten sind, man kann daher lediglich annehmen, daß die belasteten Tees etwa gleichschädlich für die Gesundheit sind.

Die Zubereitung spielt ebenfalls eine Rolle. Bei schwarzem Tee, der drei Minuten zieht, lösen sich vielleicht nur einige Pestizide. Mache ich mir hingegen Pu-Erh, dann hat er zehnmal die Möglichkeit, Pestizide abzugeben, und währenddessen kann sich in den feuchten Blättern alles lösen, was auch nur ein bißchen lösbar ist. Und bei Matcha braucht sich gar nichts lösen.

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Tee möchte ich aber gar nicht warmhalten; mir geht es um warmes Wasser, das man dann immer wieder in seinen Gaiwan gibt. Es sollte deshalb nicht möglichst lang warmgehalten werden, sondern lediglich eine oder zwei Stunden möglichst konstant bei einer Temperatur bleiben.

...

In der Hinsicht könnte der Zojirushi Tuff Mug interessant für dich. Ich habe ihn selbst noch nicht testen können, aber die Firma Zojirushi hat einen sehr guten Ruf auf diesem Gebiet.

Die Verwendung von Pestiziden bei Spitzentees ist nicht abwegig. Wenn man guten, teuren Tee herstellt, dann möchte man erstens, daß er wirklich gut ist; dann möchte man zweitens Ernteverluste vermeiden, die bei den kleineren Erntemengen umso schmerzhafter wären.

Ich weiß nicht, wie es mit Bio in Japan aussieht, deutsche Teetrinker dürften aber vermehrt darauf achten. In Darjeeling beispielsweise stellen etliche Teegärten auf die Bioproduktion um, denn auch damit sticht man auf dem Markt hervor. Zumindest ich kaufe lieber Biotee als konventionellen Tee, allerdings schränke ich mich nicht darauf ein.

Das sehe ich ähnlich, ganz auf Pestizide und synthetische Dünger verzichten die wenigsten Hersteller von japanischen Spitzentees. Daher ist die Auswahl an gutem und sehr gutem Biotee nicht allzu groß und die Preise meist etwa doppelt so hoch wie bei koventionellem. Richtig gute Bio/JAS Senchas erster Pflückung habe ich fast ausschliesslich ab 20,- aufwärts erlebt. Als sehr lecker in Erinnerung habe ich nur den Yame Sencha von Yuuki Cha, der auch mit Versand knapp unterhalb der 20,- liegen dürfte.

Aus diesem Grund trinken wir zu Hause etwa 50/50 Bio und nicht Biotees weils sonst einfach zu teuer würde.

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@lemitech

du hast gesagt: In Asien wir viel fermentiertest gegessen sowie antioxidantienreiche LM.

Da muss es doch regionale Werte, die extrem auseinanderklaffen, geben? Allein in China gibt 4 große Richtungen, die sich teilweise fundamental unterscheiden (je nach zählweise; 4 sind die wenigsten). Wird das in der Forschung berücksichtigt oder einfach alles mit antioxidanzien und viel fermentiertes genommen? Ich würd interessieren welche der der vier großen Richtungen da wie abschneidet, bei uns zu hause gibts fast nur die Shandong & Huaiyang Küche, und wenig Sichuan und Kanton.

Außerdem noch viel Koranisch (Kimchi ist hier glaub erwähnenswert), aber kaum japanische oder vietnamesisch Küche.

Vielleicht ist das auch zuviel gefragt :) Wenn du mit den Namen nicht viel anfangen kannst klicke mal hier

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