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Parallelverkostung zweier Balhyocha (2014) - Jeong Jae Yeun (♀) vs. Kim Jong Yeol (♂)


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Parallelverkostung zweier Balhyocha (2014) - Jeong Jae Yeun () vs. Kim Jong Yeol ():

♀ = Jeong Jae Yeun Balhyocha 2014

♂ = Kim Jong Yeol Balhyocha 2014

Um es mal gleich vorweg zu sagen und keine wilden Spekulationen über Diskriminierung o.ä. aufkommen zu lassen (gerade einem Mann wird ja schnell eine versteckte Misogynie unterstellt): die Zuweisung der Symbole weiblich vs. männlich erfolgte allein aufgrund der Tatsache, dass der eine Tee, der Balhyocha von Frau Jeong Jae Yeun, von einer Teemeisterin hergestellt wurde und der andere Balhyocha vom Teemeister Kim Jong Yeol stammt. Das ist alles. Ersteren Tee habe ich hier im Forum schon ausführlich vorgestellt (vgl. hier: http://www.teetalk.de/topic/4884-jeong-jae-yeuns-balhyocha-2014/?p=60098), den anderen jedoch noch nicht. Beide Varianten stammen aus dem Jahr 2014.

Von Aroma und Geschmack her sind beide Balhyocha sehr verschieden, beim einen stehen eher würzige Zitrusnoten im Vordergrund, beim anderen mehr cremig-weiche Schokoladennoten. Beide Tees sind m.E. hervorragend und ich schätze beide sehr! Es ging mir bei dieser parallelen Verkostung auch nicht um eine Bewertung hinsichtlich "besser" oder "schlechter" - dies ist mir auch wegen ihrer Verschiedenheit auch nicht möglich und m.E. zudem sinnlos - sondern um ein zeitnahes Erleben gerade dieser Verschiedenheit und der großen Bandbreite und Wandelbarkeit der Geschmacks- und Aromennuancen, die wirklich imponierend ist. Oft schon ist mir aufgefallen, wie unterschiedlich sich auch das Blattgut anfasst, dies wollte ich auch mal hervorheben.

Die Beschreibung der einzelnen Aufgüsse und Nuancen habe ich diesmal gekürzt und vereinfacht.

Vorbereitungen: Ich finde beide Tees von Aussehen, Haptik und Duft her leicht auseinander zuhalten, aber das mag sich während der Session nivellieren. Außerdem pendelte ich zwischen einer etwas provisorischen Teeecke und einem anderen Zimmer mit Internetanschluß bzw. Laptop hin und her, da könnte schon mal etwas durcheinander kommen. Daher verwendete ich in Anlehnung z.B. an japanische "Paar-Becher" leicht unterschiedliche Gaiwan (außen geringe Farbunterschiede), Pitcher und Untersetzer ("weibliche" (Pflaumen-)Blüten, "männlicher" Bambus). Zusätzlich nutzte ich diesmal einen Wasserkocher mit Temperaturanzeige und Warmhaltefunktion, Ziehzeiten wurden mittels einer Stoppuhr gesteuert.

Blattgut: Vgl. auch weiter unten.

♀ Etwas kleinere Blätter und ggf. von ganz leicht hellerer Farbe, wirkt im Gaiwan deswegen bei gleicher Einwaage optisch weniger.

♂ Ein bisschen dunkler, gröber. Nimmt deswegen mehr Raum ein im Gaiwan.

Aroma - trockenes Blatt:

♀ Außerordentlich komplex, nach Gewürzen, Pomeranzen, Muskatel usw.

♂ V.a. intensive Kakaonoten, Schokoladenkuchen.

Aroma - in der warmen Kanne/Gaiwan:

-/-

Dosierung: jeweils 4.0g auf 90ml Gaiwan

Wasser: türkisches Bergquellwasser

Temperatur: 95°C

Ziehzeiten:  15, 25, 40, 55, 80sek, ...., einige Minuten.

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1. Aufguss (15sek):

♀ Der dunklerer Aufguss der beiden, sehr komplex, Hauptkomponenten sind Zitrus, Kakao, fast schon mit einer pfeffrigen Schärfe im Abgang. Im Glasschälchen sind, soweit man das mit dem bloßen Auge abschätzen kann, auch mehr Härchen - diese sind trotz einem außerordentlich feinen Sieb in beiden Tees vorhanden!

♂ Etwas heller, aber "dunkler" Geschmack, schmeckt so wie er riecht: nach feuchtem, reichhaltigem, intensivem Schokoladenkuchen, sahnig, cremig.

2. Aufguss (25sek):

♀ Feuchtes Blattgut von einem helleren Braun und nimmt aufgrund der feineren Blätter weniger Raum im Gaiwan ein. Geschmack vertieft sich, wird vollmundiger, Zitrusfrüchte, Maracuja, etwas Mango (?) sowie Kakao, untermalt von einer leichten Schärfe.

♂ Ein bisschen wie dunkle Schokolade mit Orange. Wunderbares Mundgefühl, sahnig, tief und weich.

3. Aufguss (40sek): siehe Bilder im Anhang!

♀ Erinnert sehr an Spekulatius und Printen.

♂ Weiterhin cremig und schokoladig mit leichtem Zitrusfruchtaromen im Hintergrund - oder vielleicht vermischen sich auch die Tees trotz zwischenzeitlichem wiederholtem palate-cleansing? ;)

Beide haben einen schönen Nachgeschmack. Die Farbe der jeweiligen Aufgüsse ist von einem schönen, tief-leuchtenden Karamell-und-Honig-Farbton.

4. Aufguss (55sek):

♀ Im Duft florale Noten.

♂ Sahne- und Honig-Noten.

Ich habe von beiden Balhyocha diesmal 7 Aufgüsse zubereitet. Die letzten beiden wurden tw. zusammen in einen Yunomi von hinreichender Größe zusammengegeben, auch lecker!

Nach dem Aufguss/ Nasses Blattgut: Jeong Jae Yeun ist auch als "Großmutter Hwangcha" bekannt wegen ihrer anerkannten Geschicklichkeit bei der Teeproduktion und v.a. auch weil sie im Gegensatz zu ihren Kollegen auch die ganz frühen Ernten zu Hwangcha/Balhyocha verarbeitet. Diese zarten, frühgeernteten Blätter werden sonst in Korea überwiegend zu Grüntee verarbeitet. Gerade auch dem nassen Blattgut merkt man an, dass der eine Tee aus den ganz frühen Ernten besteht, der andere dagegen aus Blättern die später im Jahr gepflückt wurden:

♀ Seidenweiche, zarte und dünne Blättchen, denen man ihre Jugend bei der Ernte ansieht. Sie sind flexibel, nachgiebig und lassen sich leicht ausbreiten, von der Farbe her etwas heller als das Blattgut. Fasst man mit dem Finger in das feuchte Blattgut, so fühlt es

♂ Beim Versuch einige der langen, in sich gefalteten und gedrehten Blätter auszubreiten sind mir mehrere trotz behutsamen Vorgehens gerissen. Fasst man in die feuchten Blätter so fühlt es sich steifer an, weniger nachgiebig, auch etwas rauer, "kratziger". Die Blätter erscheinen dicker und größer und lassen sich nicht leicht ausbreiten, beharren sozusagen störrisch auf ihre Form. Knitterfalten bleiben ;) Die Stängel sind steifer, weniger flexibel und auch kommt es mir so vor als wären mehr Blattstängel enthalten - es kann auch sein, dass sie wegen ihrer Steifigkeit leichter abbrechen und so mehr vereinzelt wahrzunehmen sind.

Ich glaube nicht, dass es auf den Bildern gut herüberkommt, aber die Haptik ist sehr unterschiedlich.

Es sollte betont werden, dass es sehr schwierig ist die Haptik und das generelle Erscheinungsbild zu beschreiben ohne dass das Vokabular perjorativ wirkt. Dies bitte ich zu berücksichtigen, denn auch wenn das Blattgut von unterschiedlichen Erntezeitpunkten stammt und dies sicher zu Geschmack und Aroma beigetragen hat, so kann man bei diesen Tees nicht sagen, dass derjenige mit Blattgut aus späteren Ernten schlechter ist - nur eben anders.

Generell finde ich, dass die späteren Ernten bei koreanischen Tees nicht automatisch schlechter oder minderwertiger sind. Natürlich sind die früheren Ernten, Ujeon und Sejak, toll und ich mag sie sehr, aber die späteren Ernten haben einen ganz eigenen, angenehmen Geschmack. Das, muss ich sagen, empfinde ich z.B. bei japanischen Tees anders.

Blätter nach dem 5. Aufguss:

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Fazit: Ich hatte beide Teesorten schon öfters und beide sind sehr gutmütig und flexibel in Hinblick auf Dosierung und entwickeln dabei keinerlei Bitterkeit oder Adstringenz - und dies meiner bisherigen Erfahrung nach unabhängig von Temperatur und Ziehzeit. Die hier vorgestellten Ziehzeiten können leicht nach Belieben variiert werden; sonst gehe ich nach Gefühl vor, aber der besseren Vergleichbarkeit wegen sind diese Werte benutzt worden.

Da sich die Einwaage wie Ziehzeit auch nach der Größe der einzelnen Blätter richtet ist die anfangs intensivere Färbung des ♀-Balhyochaaufgusses auch mit auf die größere Oberfläche bei gleicher Teemenge zurückzuführen.

Bezugsquelle: http://what-cha.com/brands/Korea.html - beide allerdings schon ausverkauft.

Bilder: Obacht! Auf dem Bild mit dem trockenen Blattgut ist links der ♂ = Kim Jong Yeol Balhyocha 2014, ansonsten findet man diesen stets rechter Hand!!


Nach dem Aufguss/ Nasses Blattgut:

♀ [...] Fasst man mit dem Finger in das feuchte Blattgut, so fühlt es

♂ [...]

Es wurde nicht alles übertragen, sorry. Es sollte heißen: "Fasst man mit dem Finger in das feuchte Blattgut, so fühlt es sich entsprechend "sanfter" an."

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Bearbeitet von seti17
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Weshalb ich schreibe: Hast du nirgends erwähnt, wie diese hergestellt werden?

Gedämpft? Geröstet? Beides? Wiedergekaut?

Doch, natürlich ;)

http://www.teetalk.de/topic/4885-koreanischer-balhyocha-bzw-hwangcha/?p=60099

Erklärung der Kategorienauswahl:

Ich fand es doch etwas viel und habe mich daher entschlossen, dies mehr als allgemeine Einführung ins Thema gesondert ins Forum zu stellen und habe so auch etwas das Dilemma umgangen, in welches Unterforum ich diesen eigenwilligen Tee ich einordnen soll. Ich hoffe, es ist OK, wenn ich mich für zwei verschiedene Kategorien entschieden habe :)...

Weiterlesen auf: http://www.teetalk.de/topic/4885-koreanischer-balhyocha-bzw-hwangch

 
 

Du mit deinem türkischen Bergquellwasser ... bestimmt ist es auch noch vom Ararat. ; )

Nö, Lauretana war aus - oder besser gesagt, nicht genug da für eine große Session; hätte noch ein gutes ungarisches Quellwasser im Angebot, aber 2 große Kanister gleichzeitig offen muss ja auch nicht sein.

Bearbeitet von seti17
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