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Ist der Waschaufguss „nur Schau für die Gäste“?


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Liebes Forum,

eine solche Fülle an Informationen zu Tee habe ich lange gesucht! Ich bin neu hier, seit 7 Jahren Teetrinker und meine große Leidenschaft sind nepalesische 2nd Flushs. Langsam taste ich mich an Pu-Erh heran – was für eine Welt sich da öffnet! Angefangen habe ich mit einem losen Pu-Ehr-Blend, der mich mit seinem samtseidenen Mundgefühlt und den Aromen von Kompost, kalter Asche, Jauchegrube und Kuhstall förmlich umgehauen hat (allerdings noch ganz banal gebrüht: 6g/500ml/~95°C/3').

Jetzt taste ich mich an die mit mehreren Aufgüssen gebrühten Plantagen- und Jahrgangs-Pus heran und entsprechend wartet ein Yiwu Huangshan Mao Cha 2013 auf die Verkostung (Tipps und Hinweise zu Dosierungen und Ziehzeiten werden gerne angenommen!) .

Doch jetzt zum eigentlichen Anliegen meines Postings. Den genannten Tee habe ich in einem auch hier einschlägig bekannten Teefachgeschäft erworben. Auf meine Nachfrage, ob dieser Tee einen Waschaufguss benötige, sagte mit die verkaufende Person wortwörtlich, der Waschaufguss sei in China nicht üblich, überdies auch gar nicht nötig und letzten Ende „nur Schau für die Gäste“.

Stimmt das? Kann ich auf den Waschaufguss beim genannten Tee im Besonderen und bei Pu-Erhs im Allgemeinen verzichten? Wie steht man hier zu der Auskunft, ein Waschaufguss sein nur „nur Schau für die Gäste“?

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Ich mache den "Waschaufguss", jedoch aus anderen Gründen. Der Tee soll sich öffnen und erblühen. Zumindest bei jüngeren Tees. Ältere sollten einen richtigen "Waschaufguss" erhalten, damit der Staub und Dreck der Jahrzehnte weichen kann.

Du musst den Aufguss auch nicht weg schütten, es gibt einige, die diesen auch trinken. Wie gesagt, es kommt etwas auf das Alter der Tees an. Auch der Muff kann durch waschen etwas verschwinden. 

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Hi Risheehat

Jemand sagte mir mal, in China waschen sie
jeden Tee, ausser vielleicht Grüntee.

Irgendeine Bloggerin sagte mal dazu:

Zitat

Could have pesticides but I rinse it first.

Allerdings vielleicht auch nur halb im Ernst.
Dass dies die Lösung für dieses Problem ist
halte ich auch eher für einen amerikanischen Ansatz.

Hier noch ein hiesiges Thema dazu:

 

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du kannst "kalt" waschen (bis max. 60 °C) wenn du nur staub und so loswerden willst bzw. den tee aufwecken möchtest, z.B. sehr alter und hart gepresster pu

oder heiss (80-95°C) wenn du auch neben staub und aufwecken, die garstigkeit bei manchen abmildern möchtest, dann ist der tee aber nicht so dolle, oder du magst den tee weicher, und nebenbei machst du natürlich den tee mehr sauberer, also nicht nur "maschinelles" säubern, sondern auch "von baktieren etc" - pestizide werden denke ich da auch besser abgewaschen. Nachteil zu kalt ist, das wenn du es übertreibst, viel aroma grade bei grüntees weggekippt wird.

daneben ist noch meditativ einfach nach dem waschen ein oder zwei minuten zu warten

 

hier habe ich noch mehr dazu geschrieben, wenn auch für oolong, aber ist recht allgemeingültig

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vor 2 Stunden, Cel sagte:

Ich mache den "Waschaufguss", jedoch aus anderen Gründen. Der Tee soll sich öffnen und erblühen. Zumindest bei jüngeren Tees.

Genau, daher ist "Waschaufguss" eigentlich nicht ganz korrekt und könnte vielleicht besser "Aufweckaufguss" heißen. 
Auch bei kugeligen Oolongs schmeckt der allererste Aufguss idR kaum. Durch das "Aufwecken" kommen die Aromen besser zur Geltung und, wie Cel so passend geschrieben hat, "erblühen" richtig. Den Begriff finde ich schön. 

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Hier, denke ich, sollte man bei der Anfrage von Risheehat berücksichtigen, dass er von losem Tee spricht, der zumindest hierzulande vor dem Verpacken nochmals in einem Luftstrom von feinen Staubresten befreit wird. 

Da kann man schon mal auf das Waschen verzichten. Jedoch sollte man den Tee vor dem 1. Aufguss wecken/erblühen lassen. Auch wenn man diesen Aufguss mit trinkt, was aber nicht bei jedem Pu empfehlenswert ist, zumal nicht bei den gepressten. :)

@Cel :$ - Ich hab den auch nur übernommen/geklaut. :frieden: In der feineren Gesellschaft Asiens drücken sie sich Geschlechter spezifisch unterschiedlich aus. So "wecken" die Männer den Tee, Frauen hingegen lassen den Tee erblühen. 

Frauen bedienten sich unter Anderem einer blumigeren Ausdrucksweise um auf Männer zu wirken.
Ob die junge Generation in Asien dies Heutzutage auch noch so macht, weiß ich nicht, glaube aber ehr nicht.  

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Wenn man es ganz genau nimmt, dann ist der Waschgang eben grade dadurch gekennzeichnet, dass er kein Aufguss ist *g*

Zur Vermeidung von Mißverständnissen: Wenn man einen Tee wäscht, dann gießt man einen Schluck Wasser rein, grad so dass die Blätter bedeckt sind, und gießt sofort wieder ab. Das nimmt dem Tee dann nicht viel, ausser Dreck *g* Würd ich immer mit älteren Tees machen, und Shus. Bei Oolongs, die meistens ihr Aroma über längere Zeit hinweg abgeben, find ich es auch sehr hilfreich. Grüntees oder Schwarztees hingegen würd ich eigentlich keinem Waschgang unterziehen.

Bin jetzt kein China-Experte, aber dass das nur Show sein soll glaub ich nicht! Mein Stiefvater beispielsweise wurde in China ausgelacht als er einen älteren Pu-Erh nicht gewaschen hat und auf Nachfrage hin zugegeben hat dass er etwas heftig war.. ihm wurde sinngemäß gesagt: "Den ersten Aufguß eines alten Tees? Da trinkst du ja quasi den ganzen Dreck."

Sehr schön übrigens hier erklärt (in Englisch):

 

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vor 3 Minuten, Charyu sagte:

Hier, denke ich, sollte man bei der Anfrage von Risheehat berücksichtigen, dass er von losem Tee spricht, der zumindest hierzulande vor dem Verpacken nochmals in einem Luftstrom von feinen Staubresten befreit wird. 

Ahh ja Du hast Recht. Das war dann wohl doch etwas ot.
Loser Blatttee (nicht gekugelt oder gepresst) muss nicht geweckt, erblüht oder gewaschen werden. 

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vor einer Stunde, Risheehat sagte:

für oder gegen den Waschaufguss entscheiden.

Genau das finde ich die richtige Einstellung! 

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Wenn man mit den unterschiedlichsten Zubereitungsmethoden vertraut ist, sie womöglich schon mal alle durchgespielt hat, die Stärken und Schwächen der Zubereitungsmethoden kennt, stellt man sich der aktuellen Situation (im Hier und Jetzt) betrachtet den Tee der aktuellen Einwaage und entscheidet dann, welche Zubereitungsmethode wohl die geeignete ist. Wobei auch die aktuelle Stimmungslage mit einfließt.

Klar kann man die Aufgüsse auch von Anfang an probieren und sich dann entscheiden, ob man den besser als Waschgang, Wecken der Blätter oder 1. trinkbaren Aufguss einstuft, wegschüttet oder trinkt. 

Bei der Teezubereitung nach Gong Fu Cha sollte man sich Tai Chi zu Eigen machen. Fließendes Wasser, Wind, am Himmel dahinziehende Wolken. Keine Starre Haltung (festhalten an nur einer Zubereitungsmethode). Aus einer Grundhaltung, die mit Allem Rechnet und demzufolge auf alles entsprechend reagieren kann, also ein freier Geist, der Situationsbezogen handelt.

@Marc Marc Ich denke, bei dem oben gesagten ist Dein berechtigter Einwand mit berücksichtigt. Wobei man die Herkunft seines Einkaufes schon kennen sollte (China, privater Direktimport oder Europa über einen Händler des Vertrauens, der an die Lebensmittelgesetze gebunden ist und den Tee entsprechend der Gegebenheiten notfalls untersuchen lässt um diese einhalten zu können. (Wobei gepresster Pu Erh hier sicherlich nochmals gesondert zu betrachten ist und nicht mit losem Tee über einen Kamm geschert werden sollte.)

 

 

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  • 2 Jahre später...

Nachdem @VanFersen heute anderenorts das Thema "Rinsing"/"Waschen"/"Aufwecken" angesprochen hat, bemühte ich mal die Suchfunktion um zu schauen, was es hier so an Wortmeldungen dazu bisher schon gab. Dieser Faden hier scheint mir der passendste zu sein, um eine kleine Ergänzung vorzunehmen.
Gefühlt war ich bislang immer der gleichen Meinung, wie sie @teekontorkiel oben geäußert hatte, dass es statt Waschaufguss besser Aufweckaufguss heißen müsste. Hintergrund: Tees aufzuwecken oder zum Erblühen zu bringen (auch eine schöne Umschreibung), steht bezüglich der Sinnhaftigkeit für mich aufgrund gesammelter Erfahrungen außer Frage. Was aber ist mit dem Aspekt der Reinigung, des Säuberns der Blätter? Hier habe ich so meine Zweifel, dass ein kurzer Aufguss wirklich viel bringt.

Zum einen stellt sich natürlich die Frage, was ab- oder herausgewaschen werden soll. Manchmal werden hier Pestizide usw. genannt oder Verunreinigungen durch Lagerbedingungen. Bei Pestiziden oder Pflanzenschutzmitteln kann ich als Nicht-Chemiker oder -Botaniker nur glauben und weiß gar nichts. Aber die Aussagen der Forumsteilnehmenden hier oder des polarisierende Herr Mei in seinem Video, das in einem anderen Faden verlinkt wurde, dass solche Mittel gar nicht abzuwaschen wären, klingen für mich glaubhaft. Selbst überprüfen könnte ich es natürlich nicht.

Bleiben noch Staub und ähnliche "Beimischungen", die sich beim Pressen oder im Laufe der Lagerung auf die Blätter gesetzt haben und die nicht in die Teeschale kommen sollen. Hier bin ich doch skeptisch, dass ein kurzer Aufguss den Dreck von den Blättern löst, dieser dann den Weg an den anderen Blättern vorbei und ohne dort hängen zu bleiben zum Kannenausguss findet und dann gänzlich auch durch das Kannensieb schlüpft. Je enger das Sieb und je größer die Menge Blätter in Bezug auf das Wasser, desto schwieriger sollte dem Dreck dieser Weg nach Draußen fallen.
Da ich heute krankheitsbedingt zu Hause sitze, dachte ich mir, was liegt da näher als ein lustiges kleines Experiment dazu zu starten? Und bevor die großen Wissenschaftler jetzt unken: Aufgrund meiner sozialempirischen Ausbildung weiß, dass das alles andere als wissenschaftlich ist, aber das ist mir egal, es geht nur um eine weitere Erfahrung meinerseits, die ich augenzwinkernd mit Euch teilen möchte 9_9

Also: Willkommen zu nemos Experimentierstunde ;)

Als erstes habe ich die Wohnung nach ein wenig Staub durchsucht und diesen zusammengekratzt. Staubklumpen oder kleine Wollmäuse galt es zu vermeiden, da er sich ja noch mit den einzelnen Teeblättern vermischen sollte. Anschließend, da ich Bedenken hatte, ob ich ihn nach Wasserkontakt noch erkennen kann, wurde er noch mit ca. 1 mm langen Abschnitten von rotem und schwarzem Garn gestreckt (erstes Bild). Dann einen alten Probenrest eines Puer, der mir so gar nicht gefallen wollte, damit vermischt und fertig war der ordentlich verdreckte Tee, der dann im glasierten Gaiwan landete. Meine unglasierten Kännchen zu verwenden, war mir dann doch irgendwie nicht geheuer ;) Außerdem: Wenn der Dreck beim Gaiwantest mit dessen größerem Ausgussdurchfluss nicht herauskommen sollte, so meine Vermutung, würde er es bei einem Kannensieb noch weniger.

Um den ausgespülten Dreck aufzufangen, nahm ich ein lange nicht mehr verwendetes Teesieb (gelöcherter Edelstahl) und legte eine zugeschnittene und einzeln abgelöste Lage eines Taschentuchs als zusätzlicher Filter rein, um ja keinen Fussel durch die Löcher zu verlieren (Bild 2).

Dann wurde aufgegossen, wie sonst auch. Wasch-/Aufweckaufguss und anschließend fünf weitere regulären Aufgüsse mit jeweils einer neuen Taschentuchfilterlage. Und nein: Getrunken hab ich nichts davon ;)

Das Ergebnis meines 15minütigen Experiments:
Es kam beim "Waschaufguss" tatsächlich einiges an Staub, der im Filter dann zusammenklumpte, und einige Farnfussel heraus. Allerdings unterschied sich die Menge herausgewaschenen Staubes vom "Waschaufguss" und dem darauffolgenden, der normal der erste reguläre geworden wäre, kaum. Beim dritten wurde es dann weniger. Außerdem fanden sich bis hin zum fünften Aufguss noch die kleinen Garnstückchen im Filter (Bild 3, in Ermangelung einer guten Kamera leider alles schlecht zu erkennen). Wie lange sich an die Blätter anhaftender Dreck gehalten und wann er sich von den Blättern gelöst hätte, kann mein Versuchsaufbau natürlich nicht zeigen. Aber wenn loser so lange noch im Filter landete...
Da mir die Menge an rotem Garn (schwarzes unterschied sich kaum von den Teekrümeln und war daher schwer zu identifizieren) in den Filtern allerdings auch verdächtig gering vorkam, inspizierte ich nach insgesamt sechs Aufgüssen noch den Inhalt des Gaiwans. Und siehe da: Der größte Teil der Fäden befand sich am Boden des Gaiwans, mit kleinteiligen Teeblättern und Krümeln vermischt. Ob aller Staub rausgewaschen wurde, kann ich nicht sagen.

Mein persönliches Fazit?
1.: Manchmal machen auch nicht ganz ersntgemeinte Experimente einfach Spaß.
2.: Ich bleibe dabei: Ein "Waschgang" bringt mehr als keiner, aber trotzdem keinen "sauberen" Tee. Wechsel ich jetzt auf zwei oder mehr? Nein. Ein Aufguss zum Aufwecken, der einen Teil der Verschmutzung mitnimmt, hat mir immer und wird mir auch weiterhin reichen.

So, und jetzt wird gespült und dann kommt ein guter Tee zum Trinken an die Reihe :D

 

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Lustiges Experiment @nemo ;)

Bei besonders hochpreisigen jungen Shengs von Gushubäumen trinken wir auch den ersten Aufguss sofort mit. Alte Bäume sind sowieso komplett unbehandelt und bei so potentem Tee schmeckt auch schon der allererste Aufguss geiler jeder preiswerte Sheng der von der Aufgussanzahl in voller Fahrt ist. Den "Aufweck-/ oder Waschgang" hier wegzuschütten wäre nicht nur dekadent und schändlich, sondern es entgeht einem einfach auch Genuss und Geschmack der den Tee auch schon teilweise beurteilen kann.

Dito bei feinem Luxus-Oolong. 

Wenn man Tee x mal waschen muss, dann will ich den nicht trinken.

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