Zum Inhalt springen

Unterschiedliches Lagerverhalten von unterschiedlich verarbeiteten Grüntees


Empfohlene Beiträge

Hallo liebe Kollegen

Das erste Mal hat mich ein chinesischer Händler auf die Thematik hingewiesen, dass sein 12er Zhu Ye Qing jetzt (das war ca. Ende 2014) besser sei denn je zuvor.

Man sagt ja generell, dass Grüntee am besten frisch konsumiert und spätestens nach einem Jahr aufgebraucht sein sollte. Und gedämpfte Grüntees wie Sencha sogar nach 6 Monaten und Gyokuro gar nach 3 Monaten. China hat früher ja auch seine Grüntees gedämpft, aber irgendwann in der Vergangenheit mehrheitlichst auf Braten, Rösten u.ä. umgestellt.

Nun ist es ja so, dass intensives Rösten oder Backen Oolong fast unbeschränkt lagerbar macht.

Ich habe nun einen Fall von einem gebratenen Grüntee, der bei mir seit Jahren lagert, der mich stutzig macht, denn bei mir gibt es heute den letzten Rest dieses 13er Long Jing in der Tokoname Kyusu:

Am 17.7.2013 um 16:12 schrieb GoldenTurtle:

Lung Ching West Lake First Flush 2013

03.jpg

Der Tee ist die ganze Zeit über nur gut verschlossen aber ungekühlt gelagert worden. Er schmeckt mir noch immer ausgezeichnet! Das Braten in der Pfanne macht also auch Grüntee lagerfähiger, ich hatte auch andere 13er Grüntees in den vergangenen Monaten verkostet, und es scheint sich folgendes Fazit zu ergeben: Je stärker ein Grüntee gebraten oder geröstet wurde, desto lagerfreudiger und positiv entwicklungsfähiger ist er.

Klar, er ist etwas weniger ergiebig geworden, aber who cares! Im Gegensatz z.B. zu alten gedämpften Grüntees ist er noch immer richtig interessant! Nach meinem Geschmack auf jeden Fall.

Nach etwa 1000 Tagen Lagerung hat dieser Long Jing eine starke Kakao-Note herausgearbeitet ... sehr interessant und lecker! Eine würzig-trockene Note, fast wie ein guter deutscher Riesling ist ebenfalls zu vermerken, und die Bitterkeit scheint etwas abgenommen zu haben.

Das Thema betreffend kann ich z.B. auch noch berichten, dass sich jahrelang gelagerter Maocha wunderbar entwickelt (Maocha ist ja auch gebratener aber "unversiegelter" Grüntee), ich habe z.B. einen 07ner, der sehr wirkungsintensiv und lecker ist. Die Frage ist, ob dieser auf natürliche Weise den Sheng-Weg einschlägt, oder vielleicht noch etwas anderes, aber das ist wieder ein anderes Thema.

Gruss, Kröti

Link zu diesem Kommentar

Wie so oft, so scheinen mir auch hier das Ausgangsmaterial eine große Rolle zu spielen. Während ich mir nicht ganz so sicher bin dass es zwangsläufig das Rösten sein muss, so denk ich dass die Intensität des Materials und ein möglichst ganz erhaltenes Blatt viel ausmachen.

Hab beispielsweise von Jadequell noch einige Knospen-Tees, die auch schon drei, vier Jahre alt sind und überaus genießbar - klar haben sie Frische eingebüßt, aber weil die Knospen so unerhört viel Wucht und Kraft haben, isb mehr als genug Potential übrig, damit sie durch den Zahn der Zeit subtiler und milder werden.

Ähnlich wie ich es bei Schwarztee schon geschrieben habe, würde ich einen Japan-Grüntee einfacherer Quailtät, der von Haus aus nur ein, zwei Aufgüsse hergibt und klein geschnippelt ist, dann wohl nicht lagern wollen. Das gilt aber für allem für bereits geöffnete Tees - original versiegelte und stickstoffgeflutete Japan-Grüntees mag ich sogar lieber wenn sie ca. ein Jahr abgelagert sind, weil mir dieses allzu Grüne gar nicht so bekommt. Aber, wenn die Packung mal auf ist dann trink ich sowas schon möglichst zügig (2-4 Wochen) weg.

Hinsichtlich Grüntee kann man ja noch sagen dass TCM-Experten davon ausgehen dass "knallgrüner" Tee einen laut chinesischer Medizin sehr kalten Charakter hat und empfindlichen Gemütern garnicht gut bekommt. Europäer scheinen da tendenziell weniger empfindlich zu sein als Chinesen.

Oder, wie Hobbes das mal so schön formuliert hat:

Zitat

the colour is brutally yellow, almost heading towards being properly green.  I can hear the sounds of a thousand Asian people's stomachs crying out in agony at the rawness of this tea.  With my frighteningly over-heated northern-European constitution, its absolutely perfect in temperament.  

http://half-dipper.blogspot.de/2013_01_01_archive.html

Link zu diesem Kommentar

Nachtrag: Was ich zum Rösten gesagt hab, war so gemeint dass ich mir auch andere Faktoren vorstellen kann. Dass eine Röstung Tees stabilisiert und lagerbar macht, steht wohl außer Frage. Könnte mir nur vorstellen dass es auch andere Möglichkeiten gibt.

Nachtrag 2: Hab da noch ein kleines Experiment am Laufen. Hab einige japanische Grüntees, die ich vor ca. 5-6 Jahren gekauft hab. Die sind immernoch in den stickstoffgefüllten Packungen.. bin gespannt wie die sich verändert haben, und hab auch ein bisschen Angst *g*

Link zu diesem Kommentar

Nachtrag meinerseits :D ... was mir betreffend der Aufgussparameter gelagerter Grüntees besonders aufgefallen ist:

Sie sprechen wenn, dann fast ausschliesslich auf heissere Temperaturen und kurze Ziehzeiten an. Niedrige Temperaturen und mittlere bis längere Ziehzeiten, die bei frischen Grüntees ja zugegeben sehr gut kommen, brachten bei mir bei älteren Grüntees durchs Band keine guten Resultate mehr. Durch die Lagerung ändert sich also grundsätzlich der Zugangs-Charakter der sagen wir mal lagerfähigen, etwas stärker gebratenen oder gerösteten Grüntees.

vor 9 Minuten schrieb miig:

Hab da noch ein kleines Experiment am Laufen. Hab einige japanische Grüntees, die ich vor ca. 5-6 Jahren gekauft hab. Die sind immernoch in den stickstoffgefüllten Packungen.. bin gespannt wie die sich verändert haben, und hab auch ein bisschen Angst *g*

Normal im Schrank, gekühlt oder tiefgefrohren?
Aber wie auch immer - höchste Zeit für die Verkostung! :)

Bearbeitet von GoldenTurtle
Link zu diesem Kommentar

Also ich kann mit zu lange gelagertem Grüntee nichts anfangen. Habe erst diese Woche wieder Log Jing und Bi Luo Chun vernichtet weil mir die Aufgussqualität nicht mehr zusagte. Die Koreaner (gedämpft) halten sich aber erstaunlich gut. Vorgestern hatte ich dann noch 2013 Premium und Heritage Gyokuro von Kurihara in der Tasse. Muss leider auch hier sagen, dass es nicht so mein Fall war. Habe noch 2 verschlossene Proben falls @GoldenTurtle für eine 2. Meinung zu haben wäre...

Link zu diesem Kommentar
vor einer Stunde schrieb seika:

Gyokuro wird imho doch erst ab 3 Monaten interessant... 9_9

Wirklich? Findest du?

@Diz Gerne! Hab auch noch eine interessante Probe um mit dir gemeinsam zu süffeln - der ca. 25 J. a. Kräuterschrank-Sheng! Vielleicht morgen im Garten? Wetter sollte toll werden! @theroots @nannuoshan @Formosa Wulong Ihr seid natürlich auch eingeladen, vielleicht ist es etwas kurzfristig. :D

Bearbeitet von GoldenTurtle
Link zu diesem Kommentar
  • 1 Jahr später...

@miig Wir hatten es ja schon mehrfach von unseren "gelagerten" Grüntees. :D

Heute ein sehr positives Beispiel in meiner Tasse:

20170402_123229.jpg

2014er Bai Mao Hou aus Pinglin (Taiwan), als Grüntee ausgebaut.

Der Tee schmeckt (noch) super!

Er hat aber einen ordentlichen Knospen-Anteil - den habe ich bei Grün-, Weiss-, Gelb- und Rottee seit Jahren in Verdacht, besser zu lagern als der Blatt-Anteil.

Offtopic Anmerkung: Der Kultivar Bai Mao Hou wird sonst meist für Oriental Beauty Oolong verwendet, obwohl Oriental Beauty eigentlich überhaupt kein typischer Oolong ist, von keinem einzigen Aspekt her. Sollte man eigentlich als Rottee klassifizieren: für Oolongs absolut untypisches Pflückgut, und auch noch vom Pflückdatum her (Sommerernte), keine Röstung, stärkere Oxidation als übliche Taiwan Oolongs, u.a. durch starkes Welken, das ähnlich, wenn auch stärker wie gewisse Flug-Rottees aus Darjeeling ist, diese sind deswegen i.d.R. also wesentlich grüner, also, sie könnten eigentlich die Bezeichnungen tauschen. :)

PPPS: Der Tee hat mal einen wunderschönen Gaiwan von @theroots erschüttert ... war das auch die 2014 Version oder bereits 2015?

Link zu diesem Kommentar
  • 2 Jahre später...

melde mich auch mal wieder nach längerer Forenabstinzenz - Weihnachten, dann Urlaub, ihr wisst ja wie das ist. Und so kam ich zu folgender Erkenntnis: Im Herbst hatte ich eine Packung Bio Asanomi Kabusecha Kirishima Miumori geöffnet, eine Hälfte in einen Doypack (mit Ziplock) einfach in den Teeschrank gelegt (ich muss die Tees im Blick haben, sonst vergesse ich was ich so habe ;) ), die andere Hälfte im Originalbeutel (auch mit Ziplock) im Kühlschrank, so viel Luft wie möglich rausgedrückt. 

Am Wochenende hatte ich dann den letzten Rest des Doypacks verarbeitet (mehr als 4-5 Mal wurde der nicht geöffnet), mit etwas Pause zu den letzten Malen: hm, irgendwie fad, heuig, kaum umami? Täuscht mich mein Geschmack und die Erinnerung an den Tee?

Heute dann den Tee aus dem Kühlschrank, der seitdem nicht wieder geöffnet wurde: volles Aroma, saftige Blätter, wie frisch geöffnet.

Dass die Japantees so schnell ausdampfen können, ist schon krass O.o.

Link zu diesem Kommentar

Dein Kommentar

Du kannst jetzt schreiben und Dich später registrieren. Wenn Du ein Konto hast, melde Dich jetzt an, um unter Deinem Benutzernamen zu schreiben.
Hinweis: Dein Beitrag muss vom Moderator freigeschaltet werden, bevor er sichtbar wird.

Gast
Auf dieses Thema antworten...

×   Du hast formatierten Text eingefügt.   Formatierung jetzt entfernen

  Nur 75 Emojis sind erlaubt.

×   Dein Link wurde automatisch eingebettet.   Einbetten rückgängig machen und als Link darstellen

×   Dein vorheriger Inhalt wurde wiederhergestellt.   Editor leeren

×   Du kannst Bilder nicht direkt einfügen. Lade Bilder hoch oder lade sie von einer URL.

×
×
  • Neu erstellen...