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(unglasierte) Novak-Kannen - für welchen Tee?


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Ausgehend von diesem Thread möchte ich die geneigte Forenöffentlichkeit mal zu Kannen von Petr Novak befragen. Die Fragestellung darf auch gern auf andere Kannen westlicher Töpfer, die regelmäßig Gong-Fu-Teegeschirr herstellen, ausgeweitet werden (ich habe jedoch (bisher) nur Novaks). Speziell gemeint sind innen unglasierte Kannen, da ich glasierte als mehr oder weniger universell einsetzbar ansehe.  

Der gute @VanFersen, dem ich eine ganze Menge Expertise auf dem Gebiet von Tee & Pott zutraue, sieht Novak-Kannen als für viele Teearten geeignet an. Für mich war eigentlich ab dem Moment, an dem ich meine beiden Schönheiten auspackte, klar, dass es Pu-Erh-Kannen sind, und ich habe sie auch nie für etwas anderes verwendet. Ich denke schon, dass einerseits der europäische Ton, der für die Kannen verwendet wird, einen anderen Spielraum bietet als die Sorten, die in chinesischen Töpferwaren genutzt werden und dass man da flexibler ist als viele meinen, mit chinesischen Tonkannen sein zu können - man hat vielleicht die Gelegenheit, die potentielle Verwendung frei und unabhängig von angelesenen Traditionen, mögen sie nun authentisch sein oder erfunden, neu zu denken. Ich sehe in meinen beiden (Bilder noch mal unten) einfach keine leichten, eleganten Oolongs (z. B. Dancongs), am ehesten könnte ich mir noch die schweren, stark gerösteten vorstellen, oder auch einen Schwarztee aber auch da gebe ich Pu-Erhs den Vorzug. Ganz und gar undenkbar sind für mich Grün- oder Weißtees in diesen Kannen, wobei letztere ohnehin nicht zu den Sorten gehören, die ich viel oder überhaupt trinke. 

Wie verfahrt ihr in dieser Hinsicht? 

 

 

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Ah, sehr schönes und interessantes Thema!

Zunächst einmal muss man sehen, dass Herr Novak unterschiedliche Tonarten verwendet (manchmal sogar Porzellan, auch wenn ich da nur eine Teeschale habe) und man in Folge dessen wie bei vielem nicht eine generelle Aussage treffen kann! Hier mal ein Vergleich meiner beiden unglasierten Kännchen:

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Ich habe das Bild etwas aufgehellt, damit man mehr im Inneren sieht, aber ich denke man erkennt sehr gut den Unterschied. Das Linke Kännchen nimmt sehr stark Einfluss auf den Tee, das recht etwas weniger (im Vergleich zu einer durchschnittlichen Yixing aber natürlich trotzdem noch ziemlich stark). Sowohl bei meinen als auch bei anderen, die ich bislang testen konnte geht es aber immer in die selbe Richtung: Der Tee wird milder, runder und die Spitzen der Primäraromen werden beschnitten. Allerdings ist das Ergebnis je nach Tee nicht immer Vorauszusehen – während manche dadurch eher langweiliger werden, kommen bei anderen dadurch bestimmte Geschmacksnoten erst richtig zur Geltung, was dem Tee gut tut

Auch variiert er sehr stark in dem Volumen der Kannen (hab schon alles zwischen 80 und 800 ml gesehen), was für mich ebenfalls stark den Einsatz der Kanne mitbestimmt (Western-Style mache ich nicht und daher wäre GongFu-like Sheng in einer 800ml-Kanne ja fast schon Selbstmord, wenn man alleine trinkt).

Hinzu kommt, dass ich Pu und vor allem Sheng viel lieber trinke als jede andere Teesorte, daher ist für mich der Einsatz ebenfalls ganz klar für Shengs! Aber man kann durchaus auch andere Tees mit unglasierten Kannen nutzen – man muss einfach ein bisschen auf den Ton achten und ausprobieren. Z.B. nutze ich für chinesische Grüntees sehr gerne eine unglasierte Tamba-Kyusu, was für meinen Geschmack sehr gute Ergebnisse liefert (die Grünen werden dadurch etwas Sheng-artiger :ph34r:), deren Ton fast in die Richtung der rechten Kanne hinsichtlich Porosität geht. 

Insgesamt bereitet mir aber das Experimentieren mit Tees in unterschiedlichen (hauptsächlich) unglasierten Kannen sehr viel Freude und so kann man je nach Lust und Laune entweder ein Schlag ins Gesicht (positiv gemeint!) oder etwas unkompliziertes, weiches Rundes bekommen.

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vor 3 Minuten schrieb doumer:

Ah, sehr schönes und interessantes Thema!

Zunächst einmal muss man sehen, dass Herr Novak unterschiedliche Tonarten verwendet (manchmal sogar Porzellan, auch wenn ich da nur eine Teeschale habe) und man in Folge dessen wie bei vielem nicht eine generelle Aussage treffen kann!

(...)

 Sowohl bei meinen als auch bei anderen, die ich bislang testen konnte geht es aber immer in die selbe Richtung: Der Tee wird milder, runder und die Spitzen der Primäraromen werden beschnitten. Allerdings ist das Ergebnis je nach Tee nicht immer Vorauszusehen – während manche dadurch eher langweiliger werden, kommen bei anderen dadurch bestimmte Geschmacksnoten erst richtig zur Geltung, was dem Tee gut tut

Auch variiert er sehr stark in dem Volumen der Kannen (hab schon alles zwischen 80 und 800 ml gesehen), was für mich ebenfalls stark den Einsatz der Kanne mitbestimmt (Western-Style mache ich nicht und daher wäre GongFu-like Sheng in einer 800ml-Kanne ja fast schon Selbstmord, wenn man alleine trinkt).

Hinzu kommt, dass ich Pu und vor allem Sheng viel lieber trinke als jede andere Teesorte, daher ist für mich der Einsatz ebenfalls ganz klar für Shengs! Aber man kann durchaus auch andere Tees mit unglasierten Kannen nutzen – man muss einfach ein bisschen auf den Ton achten und ausprobieren. Z.B. nutze ich für chinesische Grüntees sehr gerne eine unglasierte Tamba-Kyusu, was für meinen Geschmack sehr gute Ergebnisse liefert (die Grünen werden dadurch etwas Sheng-artiger :ph34r:), deren Ton fast in die Richtung der rechten Kanne hinsichtlich Porosität geht. 

Insgesamt bereitet mir aber das Experimentieren mit Tees in unterschiedlichen (hauptsächlich) unglasierten Kannen sehr viel Freude und so kann man je nach Lust und Laune entweder ein Schlag ins Gesicht (positiv gemeint!) oder etwas unkompliziertes, weiches Rundes bekommen.

Dass Herr Novak unterschiedliche Tonsorten verwendet, ist klar (sieht man ja auch, wenn man mehrere Kannen in der Hand hat. Ich kann halt nur von meinen Kannen ausgehen, und das geht allen anderen Besitzern sicherlich genauso. Der Ausgangspunkt für meine Überlegungen war jedoch eine Aussage, die besagte, dass bei Novaks so ziemlich alles geht - ich gehe jetzt mal davon aus, dass unglasierte Tonware gemeint war, denn für glasierte Kannen gilt das ja unabhängig von der Herkunft. 

Die großen Kannen sind - so weit ich das gesehen habe - überwiegend für das Erwärmen von Wasser, dazu gibt es ja auch diese traditionellen Kohleöfen. Ich bereite zwar meinen Alltags-Schwarztee oder auch mal Friesentee auf englische Weise zu, aber dafür würde ich auch keine Novak-Kanne verwenden. ;)

Deine Kannen sehen toll aus und sind sicherlich auch sehr spannend. Nach Ansicht würde ich sie auch in die Pu-Erh-Richtung verorten bzw. vielleicht auch für kräftigere Schwarztees versuchen. Aber einen duftigen Oolong sehe ich da auch nicht. 

 

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vor 4 Minuten schrieb Jinx:

Dass Herr Novak unterschiedliche Tonsorten verwendet, ist klar (sieht man ja auch, wenn man mehrere Kannen in der Hand hat. Ich kann halt nur von meinen Kannen ausgehen, und das geht allen anderen Besitzern sicherlich genauso. Der Ausgangspunkt für meine Überlegungen war jedoch eine Aussage, die besagte, dass bei Novaks so ziemlich alles geht - ich gehe jetzt mal davon aus, dass unglasierte Tonware gemeint war, denn für glasierte Kannen gilt das ja unabhängig von der Herkunft. 

Ja, und dafür ist ja entscheidend, aus was für Ton das Kännchen gemacht ist. Im rechten Kännchen gehen Oolongs tatsächlich auch ganz gut, ist aber dafür etwas zu klein. Im linken nicht, dazu wird einfach zu viel abgesoftet.
Kurz: Ja, ich würde die Aussage "bei Novak ist alles möglich" unterstützen, wobei das halt immer sehr auf den jeweiligen Geschmack ankommt. Unglasiert nimmt immer Einfluss – das ist weder gut noch schlecht und prinzipiell für alle Tees OK, es kommt ganz auf die eigenen Vorlieben an.

vor 9 Minuten schrieb Jinx:

Die großen Kannen sind - so weit ich das gesehen habe - überwiegend für das Erwärmen von Wasser, dazu gibt es ja auch diese traditionellen Kohleöfen.

Nein, es gab auch schon Kyusus mit dem Volumen! Es gibt natürlich extra Kettles, aber die sind dann noch größer – glaub 1,2 -1,5 L

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