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gozas Anfänger-Fragen-Sammelsurium zu Gaiwan, Gong-fu-cha und allem Möglichen


Gast

Frage

Hallo Tee-Liebhaber,

 

wie in meinem Vorstellungsthread angekündigt bin ich ja blutiger Anfänger, dessen Fragenbombardement nun Eurer heimeliges Forum heimsucht :winken-traurig:. Für den Einstieg bietet das Forum natürlich bereits einen enormen Fundus an Informationen, was man braucht und worauf grundsätzlich zu achten ist (vielen Dank an all die aktiven Mitglieder :thumbup:), aber nach den ersten eigenen Schritten öffnet sich ja erst einmal das Tor der großen Unwissenheit, die ich hoffe, zumindest einen Teil bereinigen zu können.

Ich habe mich entschieden, für meine Fragen nur einen Thread zu eröffnen. Vielleicht wird das ja auch eine Art Tee-Tagebuch? Andere Leser stolpern zudem vielleicht auf ähnliche Fragen. Zumindest war häufig mein Problem, dass man bei der anfänglichen Recherche auf etwas gestoßen ist, das auf den ersten Blick uninteressant, da schon zu tief in der Materie schien, ein paar Tage später aber genau diese Frage selbst aufkam und die Info dann in den Tiefen des Internets nicht mehr auffindbar war :tee_zeitung:

Bevor Diskussionen hier dann zu umfangreich werden, können wir diese ja auslagern?

 

Ich fang mal jetzt einfach mal an:

Ich habe nach dem vielen Lobgesang gleich zu Beginn einen kleinen Gaiwan besorgt und bereite den Tee nicht nach westlicher Methode zu. Als bequemes Mittelding hat sich auch die Opa-Methode herausgestellt und ich habe einen Tee aus dem lokalen Handel (einen Pai Mu Tan (~6,50 €/100 g) [ich schreib mal immer die Preise dazu, da diese ja zumindest eine grobe Richtung angeben, von welcher Qualität der Tee ist]), der sich damit sehr lecker trinken lässt - besser als westlich aufge"kocht" oder nach gong-fu-cha. Mir ist bewusst, dass sich Tees je nach Zubereitung unterscheiden und ihre Stärken und Schwächen offenbaren und gong-fu-cha - wie auch an dem (günstigeren?) Pai Mu Tan zu sehen - nicht das Optimum sein muss.

Der Gaiwan ist der kleine, innen glasierte (oder Porzellan?) Ton-Gaiwan, der mit 120 ml Füllmenge angepreisen wird. Die Füllmenge, habe ich schnell herausgefunden, bezieht sich auf bis obenhin gefüllt. Tatsächlich füllt man ja auf etwa die Höhe der Deckelkante. Das sind dann in dem Gaiwan etwa 80 ml, und darauf möchte ich meine Mengenangaben beziehen. Ich habe noch einen zweiten Gaiwan (auch so ein Allerwelts-Standard-Ding), der etwas mehr als doppelt so viel fasst, da rechne ich dann hoch.

Bislang bereite ich v.a. einen Pi Lo Chun (10 €/100 g) im Gaiwan zu und einen Pouchong (11 €/100 g). Ich gebe dafür bspw. 3g in den vorgewärmten Gaiwan und lasse diese im ersten Aufguss bei 80°C (Wassertemperatur VOR dem aufgießen, also kühler beim Ziehen) ca. 20 s ziehen. Die Zeit rechne von 1. Wasserkontakt bis zur vollständigen Leerung des Gaiwan (bis es nur noch tröpfelt).

Das Wasser koche ich nicht auf und lasse es abkühlen, sondern erhitze mittels Temperatureinstellung am Wasserkocher nur bis zur Zieltemperatur. Dies am Rande, da es da ja schiere Glaubenskriege zu geben scheint. Das Wasser ist Brita-gefiltert.

Der erste Aufguss ist ein wahr gewordener Traum: so wollte ich Tee schmecken :trink_tee:. Jedoch ist der zweite Aufguss immer ein etwas abruptes Aufwachen aus dem Traum: die Tees sind deutlich herber (adstringent? den Unterschied muss ich noch erlernen), die süße Fruchtigkeit des Pi Lo Chun ist wie weggeblasen, das Blumige des Pouchong wird krautig/grasig. Dabei soll doch eben jener 2. Aufguss der Tee des guten Geschmacks sein? Auch die Halbierung der Ziehzeit des ersten Aufgusses für den zweiten bewirkt nur, dass der Tee nicht ganz so herb ist, filigrane Aromen scheinen aber schon ausgewaschen zu sein :weinen:

Ich habe auch schon mit anderen Temperaturen experimentiert (z.B. 90°C, was dann tatsächlich 80°C im Gaiwan entspricht (=empfohlene Temperatur der Shops für die Tees) [mir ist klar, dass höhere Temperatur mehr Bitterkeit bedeutet, wollte aber auf die empfohlene Temperatur eingehen]) und höheren als auch niedrigeren Teemengen und veränderte Ziehzeiten. Als Faustregel rechne ich die prozentuale Erhöhung der Teemenge um auf die Verringerung der Ziehzeit (also z.B. bei 4g statt 3g nur 15 s statt 20 s)., bin aber aus Testgründen auch deutliche Extreme (extrem kurz oder extrem lang ziehen lassen) eingegangen.

Bei manchen Videos (v.a. asiatischer Herkunft) auf Youtube habe ich gesehen, dass bei den helleren Teesorten (weiß, grün) der Deckel beim Ziehen nicht ganz geschlossen wird, und zwischen den Aufgüssen auch heruntergenommen wird (damit der Tee nicht auskocht). Auch das habe ich probiert: ohne Deckel zwischen den Aufgüssen kommt mir dabei tatsächlich angenehmer vor (nur angenehmer, das grundsätzliche "Problem" bleibt bestehen). Kühlt dann aber der Tee/Gaiwan nicht zu sehr aus? Ich brauche ja so 5-15 min bis zum nächsten Aufguss und ein warmes Gaiwan ist doch besser für den nächsten Aufguss? Oder eben genau nicht, da der ausgekühlte Tee nicht so sehr nachzieht?

Ist die empfohlene Aufgusstemperatur des Herstellers/Shops auch für Gong-fu-cha anwendbar, obwohl sie für die westliche Methode angegeben ist? Ich kenne auch das Brewing Chart von Mei Leaf, die Werte weichen aber teils erheblich von den Empfehlungen ab - sind ja aber auch nur Richtwerte.

Selbstverständlich geht Probieren über Studieren, insbesondere in der Genußwelt - wer weiß außer mir schon, was und wie mir etwa schmeckt oder gefällt. Bevor ich mich aber "verrenne" und falsche Schlüsse folgere, würde ich mich freuen, ein bisschen Hifestellung zu bekommen. Sind die Tees vielleicht einfach nix, wobei ich mir das in der Preisklasse nicht vorstellen mag. Habe ich doch bewusst schon nicht das billigste Kraut genommen.

So, jetzt wurde der Text schon länger als gedacht, mehr dann im weiteren Verlauf  :frieden:

Vielen Dank

Bearbeitet von Gast
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17 Antworten auf diese Frage

Empfohlene Beiträge

  • 1

Guten Morgen, 

puh, ganz schöner Text! :D

Wie Du ja häufig betonst, hast Du mit dieser Auswahl an Tees schon ziemlich experimentiert.

Es ist durchaus möglich, dass die Tees keinen allzu großen Spielraum haben, was deren Raffinesse angeht.

Es kann natürlich auch sein, dass Deine Erwartungen bzgl. der geschmacklichen Vielschichtigkeit etwas zu hoch angesetzt sind.

Es handelt sich ja durchaus eher um filigrane Tees, welche grundsätzlich nicht übermäßig viele geschmackvolle Aufgüsse ermöglichen.

Schreib mich mal per PN an, dann schicke ich dir eine Grünteeprobe zu.

Deine Meinung zu diesem Tee im Vergleich würde mich interessieren, und Du lernst einen Grünen einer anderen Klasse kennen. :)

Deine Herangehensweise ist grundsätzlich durchdacht und gut. Am Anfang sind festgelegte Ziehzeiten eine gute Hilfestellung, aber ich würde mich nicht zu sehr darauf versteifen.

Als morgendlichen Grüntee trinke ich zur Zeit einen Mao Feng. Der kostet auch um die 10€/100gr.

Den würde ich persönlich nicht mit der Gong-Fu-Methode zubereiten, weil er dafür einfach nicht die erforderliche Qualität hat. 

Einfach gebrüht, im Dauerfilter in der großen Tasse zum Frühstück, weiss ich ihn dennoch sehr zu schätzen.

OT: goza... Das erinnert mich an Ghostbusters. Goza, der Gozarianer. :D

Ist dein Nick daran angelehnt? ;)

Bearbeitet von Anima_Templi
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Ich halte die unterschiedlich lange Ziehzeiten bei Gong-Fu-Cha für wichtig.

Je nach Teesorte sollte man einen "Waschgang" für einige Sekunden machen. Nicht bei japanischen Grüntees, einige chinesische Grüntees (der Gunpowder braucht aber einen), Schwarzstees, offene (nicht gerollte) Oolongs. (Bitte korrigiert mich wenn ihr andere Erfahrungen habt). Der Waschgang hat nicht unbedingt den Effekt, dass "Verunreinigungen" entfernt werden, sonder das sich die Teeblätter etwas öffnen.

Dann der 1. Aufguss, eigentlich ist es ja schon der 2., er braucht länger weil die Blätter noch geschlossen sind und nicht zu viel Aroma, Geschmack abgeben. Jetzt sind die Teeblätter offen und der 2. Aufguss braucht daher nur einer sehr kurze Ziehzeit. Der 3. kommt schon wider in der Ziehzeit an den 1. Hier muss man selber testen, so nach dem Motto, hat er zu wenig Geschmack länger ziehen lassen. Ab dem 4. werden die Zeiten länger da ja die Teeblätter schon viel Inhalt abgeben haben.

Das hier spiegelt nur meine persönliche Erfahrung wieder.

 

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  • 1

Hallo,

zunächst mal auch von mir ein 'Willkommen'.

Zu @KlausO und @Cel: es geht ja hier um Anfängerfragen und da ist eine Neuauflage der Kontroverse 'Waschgang - ja oder nein und wenn ja, wo, wie lange und wie oft' wenig hilfreich bzw. etwas offtopic. Auf dem Einsteigerlevel (womit auch die Qualitätsstufe der Tees gemeint ist, mit denen man da sinnvollerweise arbeitet) ist die Technik sicher verzichtbar, weil der Effekt (so es denn einen geben sollte) sehr subtil ist. Um mit abgewogenem Urteil entscheiden zu können, ob und bei welchen Tees man damit arbeitet (oder ob das nur überflüssige Umstandskrämerei ist) braucht man erst einmal einen geschulten Geschmack. Sorry, wenn das jetzt arrogant oder schulmeisterlich 'rüberkommt, aber so ist es nicht gemeint. First things first.

Den genannten Preisen nach urteilen kann man mit diesen Tees zwar Gongfu-Technik üben, aber entsprechende Geschmacksergebnisse sollte man nicht erwarten. Zwei Aufgüsse sind da mE eine realistische Erwartung - und da ist dann auch die 'westliche' Methode sinnvoller. D.h. Teemenge reduzieren, erster Aufguss 2 Minuten, zweiter 3 Minuten. Das sind jetzt erst einmal grobe Ausgangswerte, wo man dann nachregulieren kann. Dabei wird der 2. Aufguss qualitativ gegen den ersten schon deutlich abfallen. Bitter sollte er allerdings nicht sein (allenfalls angenehm herb). Falls doch, ist die Teemenge noch zu groß - oder der Tee taugt nichts. Auch für 'Grandpa-Style' sind solche Tees idR gut geeignet, wobei das nun auch mehr mit Durstlöschen zu tun hat als mit Teegenuss. Positiv ist doch schon einmal, dass du mit diesen Tees bei relativ großer Menge und kurzer Ziehzeit wenigstens einen guten Aufguss hinbekommst und damit eine Vorstellung hast, in welche Richtung die Reise auf dem Teeweg geht.

Ansonsten: 80° sind für Bi Luo Chun idR (da gibt es recht unterschiedliche Herkunftgebiete) passend, wenn der Gaiwan gut vorgeheizt ist. Beim Pouchong dürften es mE durchaus 10° mehr sein. Was das Warmhalten des Aufgussgefäßes angeht, so ist das bei Grüntee nicht ganz so wichtig - wobei man auch da die Pausen zwischen den Aufgüssen nicht so sehr ausdehnen sollte, dass das Aufgussgefäß zu sehr abkühlt. Bei Oolongs arbeite ich grundsätzlich mit Wasserbad (sog. 'Teeboot') - wobei ich das Wasser für das Boot vor jedem Aufguss neu aufkoche und das Aufgussgefäß damit von außen auf Temperatur bringe. Dafür muss das Aufgussgefäß natürlich im Wasser stehen und nicht - wie bei modernen Teebooten häufig - auf einem kleinen Podest über dem Wasser. Wer so etwas produziert, hat die Funktion des Teeboots schlicht nicht verstanden.

Grundsätzlich sind Wasserkessel mit Temperaturvorwahl nützlich, aber notorisch unpräzise. Besonders für Grüntee ist es mE empfehlenswert, mit einem Abkühlgefäß (jap. Yuzamashi) zu arbeiten. Dabei muss man natürlich herausfinden, wie effektiv das verwendete Abkühlgefäß arbeitet - jedes ist da anders. Dabei ist ein Teethermometer eine große Hilfe. Wenn man 'sein' Gerät kennengelernt hat, kann man darauf verzichten - und mit Thermometer geht das schneller als mit trial-and-error-Methode.

Es ist vor allem bei Grüntee sinnvoll, mit der Aufgusstemperatur ein wenig zu experimentieren - ich mache das bei jedem neuen Tee in meinem Sortiment, um die für mich optimale Temperatur herauszufinden. Mit etwas Erfahrung braucht es da nicht mehr als 2 oder drei Versuche. Die optimale Aufgusstemperatur ist durch den Tee selbst (Kultivar und die Art, wie er aufbereitet wurde) bedingt - nicht durch die Teemenge oder die Ziehzeit (die wiederum in einer Wechselbeziehung stehen). Insofern ist die für einen speziellen Tee empfohlene Aufgusstemperatur für alle Aufgussmethoden gleich geeignet. Wobei man diese Temperatur eben auch nur als Empfehlung sehen sollte, von der man ruhig abweichen kann - entscheidend ist da der persönliche Geschmack.

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Bearbeitet von Joaquin
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vor 14 Minuten schrieb KlausO:

Der Waschgang hat nicht unbedingt den Effekt, dass "Verunreinigungen" entfernt werden, sonder das sich die Teeblätter etwas öffnen.

Mach ich nicht mehr, es sei denn es ist ein "alter Tee", der etwas entstaubt werden kann. Ich zeihe den Aufguss gleich länger durch, da sich mir der Sinn nicht eröffnet, den Tee zu "wecken" wenn der Aufguss bei mir gleich mal eine Minute sein kann.

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Hallo und vielen Dank für Eure Ausführungen!

ich habe nun schon während der vergangenen Tage - und einigen Litern Tee intus - neue Erkenntnisse gesammelt. Das Ritual, den Tee zuzubereiten, hat schon einen festen Platz im Tagesablauf erhalten. Und durch die Übung bin ich die nächsten Schritte auf der Lernkurve weitergekommen. Das hellste Licht, das mir aufgegangen ist: man muss sich von den vielen Faustregeln und "Empfehlungen" lösen, die überall kursieren.  Regel Nr. 1: do not talk about fight cl..äh nein sorry, das war was anderes, also Regel Nr. 1 ist, es gibt keine Regeln.

Zum Einstieg in einen neuen Tee habe ich mir vorgenommen, mich nur an Temperaturempfehlungen (die kommen ja nicht von ungefähr), 1g/30 ml (hat sich scheinbar allgemein etabliert) und der Ziehzeit des ersten Aufgusses zu orientieren. Die Ziehzeit für den zweiten Aufguss reduziere ich bereits dramatisch. Bei den grünen Tees ähnelt das einem Waschgang: Gaiwan aufgießen, Deckel drauf, und schon wieder abgießen. Da wird dann bei den angesprochenen Tees nichts mehr bitter, auch wenn die filigransten Aromen nicht mehr wiederkommen. Ich denke, das ist dann wirklich den Tees selbst geschuldet. Nichtsdestotrotz bleiben es bessere Tees als alles, was ich davor als "Tee" getrunken habe.

 

Am 5.4.2019 um 06:28 schrieb Anima_Templi:

Guten Morgen, 

puh, ganz schöner Text! :D

naja, ich dachte es macht Sinn, erstmal meinen aktuellen Stand kundzutun :)

 

Zitat

Es ist durchaus möglich, dass die Tees keinen allzu großen Spielraum haben, was deren Raffinesse angeht.

Es kann natürlich auch sein, dass Deine Erwartungen bzgl. der geschmacklichen Vielschichtigkeit etwas zu hoch angesetzt sind.

das möchte ich gar nicht abstreiten! nicht nur, was die konkreten Tees angeht, die ich hier habe, sondern auch mit den Aromen, die ich von Tee generell zu erwarten habe. Wie ich schon sagte, tu ich mir schon schwer mit "bitter" vs. "adstrigent". "Bitter" als Geschmack ist ja etwas anderes als "Adstrigenz" als Gefühl (chemische "austrocknende" Reaktion). Mir fehlt da ganz klar die Übung. Bei meinem anderen Hobby, Whisky, dauerte es auch erstmal eine ganze Weile und Tastings, bis man hinter manche Aromen stieg. Aber irgendwo muss ich ja anfangen und sehen wohin der Weg führt. Auf jeden Fall "scmecken" mir die Tees an sich schon sehr gut (abseits der obigen Problematik, wobei ich die nun schon besser in den Griff bekommen habe) und ich freue mich, da noch mehr kennenzulernen und zu entdecken.

Ich würde gerne auch an Tee-Seminaren o.ä. teilnehmen, jedoch werden diese hier in der Region nicht angeboten.

 

Zitat

Es handelt sich ja durchaus eher um filigrane Tees, welche grundsätzlich nicht übermäßig viele geschmackvolle Aufgüsse ermöglichen.

das verstehe ich. jedoch dachte ich, dass zumindest ein zweiter Aufguss mehr oder weniger problemlos möglich sein, wenn die ersten Aufgüsse unter einer Minute lagen. Damit bin ich weit unter der Ziehzeit für die westliche Methode, so dass noch genug Aromen im Teeblatt übrig geblieben sein sollten.

Dass diese Tees nicht für so viele Aufgüsse geeignet sind und ein Aromenspektrum bieten, wie Tees mit kg-Preisen jenseits von 2-300 €, ist mir klar.

 

Zitat

Schreib mich mal per PN an, dann schicke ich dir eine Grünteeprobe zu.

Deine Meinung zu diesem Tee im Vergleich würde mich interessieren, und Du lernst einen Grünen einer anderen Klasse kennen. :)

vielen Dank, ich hätte nicht gedacht, solch ein Angebot schon nach meinem zweiten Beitrag zu erhalten. Ich melde mich sofort bei Dir, und sag mir bitte, wie ich mal revangieren kann! :winken:

 

Zitat

Deine Herangehensweise ist grundsätzlich durchdacht und gut. Am Anfang sind festgelegte Ziehzeiten eine gute Hilfestellung, aber ich würde mich nicht zu sehr darauf versteifen.

siehe Regel Nr. 1 :D

 

Zitat

OT: goza... Das erinnert mich an Ghostbusters. Goza, der Gozarianer. :D

Ist dein Nick daran angelehnt? ;)

ich habe vor einer Weile angefangen, Spanisch zu lernen. Wenn ich dann einem meiner Hobbies nachgegangen bin und mich meine Frau längere Zeit nicht in der Wohnung herumspazieren sah und fragte, was ich gerade mache, habe ich irgendwann nur noch mit "él goza" geantwortet, zu deutsch "er genießt"; meine Frau interessiert sich nicht so wahnsinnig für meine Hobbies [außer Tee, da trinkt sie gern mit], da sparen wir uns, dass ich genauer ins Detail gehen, was ich tatsächlich gerade mache ;). Da man Präpositionen auch einfach weglassen kann, ist es halt zu "goza" verkürzt worden. Man möge bitte entschuldigen, dass ich also dauernd in der dritten Person von mir spreche ;)

Mit deinem Nick dagegen habe ich sofort Animus und Templer assoziert. Auch nur ein Zufall? ;)

 

Am 5.4.2019 um 07:54 schrieb KlausO:

Ich halte die unterschiedlich lange Ziehzeiten bei Gong-Fu-Cha für wichtig.

Je nach Teesorte sollte man einen "Waschgang" für einige Sekunden machen. Nicht bei japanischen Grüntees, einige chinesische Grüntees (der Gunpowder braucht aber einen), Schwarzstees, offene (nicht gerollte) Oolongs. (Bitte korrigiert mich wenn ihr andere Erfahrungen habt). Der Waschgang hat nicht unbedingt den Effekt, dass "Verunreinigungen" entfernt werden, sonder das sich die Teeblätter etwas öffnen.

@SoGen geht ja auch darauf ein, die Waschgänge sind mir grundsätzlich bekannt, auch dass es gar nicht mehr ums Waschen und Desinfizieren geht. Soweit bin ich aber noch nicht. Ich hänge ja noch bei den grundsätzlichen Basics. Hoffentlich ändert sich das bald ;)

 

Zitat

Dann der 1. Aufguss, eigentlich ist es ja schon der 2., er braucht länger weil die Blätter noch geschlossen sind und nicht zu viel Aroma, Geschmack abgeben. Jetzt sind die Teeblätter offen und der 2. Aufguss braucht daher nur einer sehr kurze Ziehzeit. Der 3. kommt schon wider in der Ziehzeit an den 1. Hier muss man selber testen, so nach dem Motto, hat er zu wenig Geschmack länger ziehen lassen. Ab dem 4. werden die Zeiten länger da ja die Teeblätter schon viel Inhalt abgeben haben.

Das hier spiegelt nur meine persönliche Erfahrung wieder.

 

Der dritte ist nun bei mir immer noch deutlich kürzer als der erste.  Und nur wenig länger als der zweite, also z.B. 20 s -> 5 s -> 8 s

Die Tees sind auch so nicht langweilig, bei längeren Zeiten dagegen zu herb.

 

Am 5.4.2019 um 11:25 schrieb SoGen:

Hallo,

zunächst mal auch von mir ein 'Willkommen'.

vielen Dank!

 

Zitat

Zu @KlausO und @Cel: es geht ja hier um Anfängerfragen und da ist eine Neuauflage der Kontroverse 'Waschgang - ja oder nein und wenn ja, wo, wie lange und wie oft' wenig hilfreich bzw. etwas offtopic. Auf dem Einsteigerlevel (womit auch die Qualitätsstufe der Tees gemeint ist, mit denen man da sinnvollerweise arbeitet) ist die Technik sicher verzichtbar, weil der Effekt (so es denn einen geben sollte) sehr subtil ist. Um mit abgewogenem Urteil entscheiden zu können, ob und bei welchen Tees man damit arbeitet (oder ob das nur überflüssige Umstandskrämerei ist) braucht man erst einmal einen geschulten Geschmack. Sorry, wenn das jetzt arrogant oder schulmeisterlich 'rüberkommt, aber so ist es nicht gemeint. First things first.

ich jedenfalls nehme das ganz sicher nicht arrogant auf. Stattdessen unterstützt es ja meine Herangehensweise, zunächst die Basics zu beherrschen zu wollen und deuten zu können.

 

Zitat

Den genannten Preisen nach urteilen kann man mit diesen Tees zwar Gongfu-Technik üben, aber entsprechende Geschmacksergebnisse sollte man nicht erwarten. Zwei Aufgüsse sind da mE eine realistische Erwartung - und da ist dann auch die 'westliche' Methode sinnvoller.

Vielleicht hier noch zum Hintergrund; zwei Motivationen treiben mich. Einerseits natürlich, guten Tee zu trinken, andererseits sagt mir auch dieses Ritual mit kleinen Gefäßen, mehrmaligen Aufgüssen usw. zu. Nicht nur Tee zuzubereiten, sondern die Art und Weise, wie der Tee zubereitet wird und nicht nur das Endprodukt zu erhalten. Für die genannten Tees hatte ich mich entschieden, da sie preislich deutlich über dem lagen, was ich bisher so in mich reingekippt habe, andererseits wusste ich natürlich, dass noch teurere Tees Perlen vor die Säue sind, wenn ich die Basics noch nicht beherrsche.

Wie oben jedoch schon geschrieben, hoffte ich, dass jedenfalls ein paar Aufgüsse möglich seien. Sind es ja so gesehen ja auch, nur dass die einzelnen Aufgüsse von der Aromatik nichts außergewöhnliches mehr hergeben. Ich interpretiere es mal so rum: die westliche Methode wird also nichts verschleiern, wenn eh schon nicht mehr im Tee ist.

Wenn man es überhaupt auf eine Preisklasse reduzieren kann: ab welchem Preis sprechen wir denn von Tees, die sich für Gong-fu (besonders) eignen?

 

Zitat

Ansonsten: 80° sind für Bi Luo Chun idR (da gibt es recht unterschiedliche Herkunftgebiete) passend, wenn der Gaiwan gut vorgeheizt ist. Beim Pouchong dürften es mE durchaus 10° mehr sein. Was das Warmhalten des Aufgussgefäßes angeht, so ist das bei Grüntee nicht ganz so wichtig - wobei man auch da die Pausen zwischen den Aufgüssen nicht so sehr ausdehnen sollte, dass das Aufgussgefäß zu sehr abkühlt.

genau das passiert halt in dem sehr dünnwandigen Gaiwan. Der kühlt in der Viertelstunde ganz aus.

 

Zitat

Bei Oolongs arbeite ich grundsätzlich mit Wasserbad (sog. 'Teeboot') - wobei ich das Wasser für das Boot vor jedem Aufguss neu aufkoche und das Aufgussgefäß damit von außen auf Temperatur bringe. Dafür muss das Aufgussgefäß natürlich im Wasser stehen und nicht - wie bei modernen Teebooten häufig - auf einem kleinen Podest über dem Wasser. Wer so etwas produziert, hat die Funktion des Teeboots schlicht nicht verstanden.

Analog zum Waschgang: ich freue mich darauf, wenn ich sowas mal brauchen werde!

 

Zitat

Grundsätzlich sind Wasserkessel mit Temperaturvorwahl nützlich, aber notorisch unpräzise. Besonders für Grüntee ist es mE empfehlenswert, mit einem Abkühlgefäß (jap. Yuzamashi) zu arbeiten. Dabei muss man natürlich herausfinden, wie effektiv das verwendete Abkühlgefäß arbeitet - jedes ist da anders. Dabei ist ein Teethermometer eine große Hilfe. Wenn man 'sein' Gerät kennengelernt hat, kann man darauf verzichten - und mit Thermometer geht das schneller als mit trial-and-error-Methode.

Berufsbedingt beschäftige ich mich mit kalibrierten Mess- und Prüfmitteln. Unsicherheiten und Ungenauigkeiten sind mir (manchmal leider ;) ) mehr als geläufig. Und mir ist klar, dass weder Wasserkocheranziege noch Thermometer präszise und genaue Werte liefern. Mindestens aber so genau, wie auf die "Augengröße" der Blubberbläschen beim Wasseraufkochen zu achten; sofern meine anfängliche Naivität diese Schlussfolgerung zulässt? Auf das letzte Grad Genauigkeit wirds es hoffentlich nicht ankommen?

 

Zitat

Es ist vor allem bei Grüntee sinnvoll, mit der Aufgusstemperatur ein wenig zu experimentieren - ich mache das bei jedem neuen Tee in meinem Sortiment, um die für mich optimale Temperatur herauszufinden. Mit etwas Erfahrung braucht es da nicht mehr als 2 oder drei Versuche. Die optimale Aufgusstemperatur ist durch den Tee selbst (Kultivar und die Art, wie er aufbereitet wurde) bedingt - nicht durch die Teemenge oder die Ziehzeit (die wiederum in einer Wechselbeziehung stehen). Insofern ist die für einen speziellen Tee empfohlene Aufgusstemperatur für alle Aufgussmethoden gleich geeignet. Wobei man diese Temperatur eben auch nur als Empfehlung sehen sollte, von der man ruhig abweichen kann - entscheidend ist da der persönliche Geschmack.

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Regel Nr. 1 ;)

 

Dank und LG

Bearbeitet von Gast
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Auch von mir ein leicht verspätetes "Herzlich Willkommen!"

Deine Regel 1 halte ich unbedingt für unterstützenswert: Ausprobieren, sich selbst Zeit lassen, um eigene Erfahrungen zu sammeln und keinen Kopf machen. Bezüglich Tee und Whisky bist Du hier im Forum auch nicht der einzige, der bei beidem Parallelen erkennt ;)
Und weil weil ich gerade dran denken musste, als ich einerseits von Deinen Motivationen und andererseits von Deinem Beruf gelesen habe: Technische Präzision durch Werkzeuge braucht´s meiner Meinung nach beim Teegenuss nicht. Teetrinken mit Waage, Thermometer und Timer ist wie Fahrradfahren mit Stützrädern. Sie mögen am Anfang durchaus hilfreiche Werkzeuge sein und geben Halt und Orientierung. Ich persönlich (!) bin sehr froh, sie irgendwann weggelassen zu haben. Manchmal legt man sich ohne sie auf die Nase, aber als Belohnung erhält man mehr Freiheit und eine direktere Beziehung zum Tee :)

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vor einer Stunde schrieb nemo:

Auch von mir ein leicht verspätetes "Herzlich Willkommen!"

Danke :winken:

vor einer Stunde schrieb nemo:

Deine Regel 1 halte ich unbedingt für unterstützenswert: Ausprobieren, sich selbst Zeit lassen, um eigene Erfahrungen zu sammeln und keinen Kopf machen. Bezüglich Tee und Whisky bist Du hier im Forum auch nicht der einzige, der bei beidem Parallelen erkennt ;)
Und weil weil ich gerade dran denken musste, als ich einerseits von Deinen Motivationen und andererseits von Deinem Beruf gelesen habe: Technische Präzision durch Werkzeuge braucht´s meiner Meinung nach beim Teegenuss nicht. Teetrinken mit Waage, Thermometer und Timer ist wie Fahrradfahren mit Stützrädern. Sie mögen am Anfang durchaus hilfreiche Werkzeuge sein und geben Halt und Orientierung. Ich persönlich (!) bin sehr froh, sie irgendwann weggelassen zu haben. Manchmal legt man sich ohne sie auf die Nase, aber als Belohnung erhält man mehr Freiheit und eine direktere Beziehung zum Tee :)

Ich bin bemüht, bereits jetzt keine Wissenschaft daraus zu machen, auch wenn mir das als Ingenieur ein Stück weit in die Wiege gelegt wurde ;)

Zum jetzigen Zeitpunkt suche ich noch die Stellschrauben und ihre Wirkung. Je nach Relevanz werde ich diese sicherlich (hoffentlich) mit der Zeit "im Gefühl haben", oder einen Weg gefunden zu haben, sie nicht beachten zu müssen.

Auch nochmal als Parallele zum Whisky: pipettierst du noch, oder trinkst du schon? Ich denke, der Spruch ist dann auch dem ein oder anderen geläufig ;)

 

 

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zum Glück hab ich Urlaub. so kann ich den ganzen Tag mit der Teezubereitung experimentieren. Ich wollte wohl sofort auf die Überholspur, stattdessen hab ich nun doch nochmal zwei Gänge runtergeschalten und hab mich rechts eingeordnet. Man wird ja regelrecht mit Gong-fu erschlagen, wenn man sich in Teezubereitungen einliest: Gong-fu top, westlich flop, ist da häufig das Credo. nein, gar nicht!

ich hab nun die Tees von oben alle mit verschiedenen Methoden und Tee-zu-Wasser-Mengen ausprobiert. Von westlich, über "semi-gong-fu" (mehr Tee/Wasser als westlich, aber nicht so viel wie für gong-fu) zu gong-fu. Ihr hattet recht: die westliche Zubereitung hat den Tees für mein Geschmacksempfinden (!) nichts abgetan. Und war wesentlich bequemer ;) Das schöne ist, man kann auch den Tee während dem Ziehen immer mal wieder probieren, ob er schon weit genug ist, was bei 20 s Ziehzeit bei gong-fu nicht möglich ist; bis die Probe auf dem Aufguss kalt genug zum Trinken ist, sind ja schon wieder 100% der Zeit vergangen.

Ein zweiter Aufguss ist zwar nur noch halb so stark/aromatisch, aber dafür hab ich mehr vom ersten (mengenmäßig). Die im ersten Aufguss gelösten Aromen werden nicht durch eine längere Ziehzeit überdeckt, dafür ist für Gong-fu bei den anderen Aufgüssen nix mehr da.

Ich freue mich jetzt umsomehr auf die von @Anima_Templi so freundlicherweise bereitgestellten Proben, um mich da auf Entdeckungstour zu begeben.

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vor 2 Stunden schrieb Paul:

Du scheinst Dir eine Menge Stress zu machen, mit dem Tee @goza ; weniger ist mehr!

Und was lernt man daraus - die Begeisterung des einen kann nach Stress für einen anderen aussehen.

Hi @goza, ahoi auf der MS Camellia!
Paul ist übrigens der Schiffskoch, mit dem sollte man sich gut stellen, sonst spuckt er dir in die Suppe.
Suppe ist übrigens ein traditioneller Begriff für einen Teeaufguss, falls du das noch nicht wusstest.
So, dann wäre zumindest das schonmal geklärt.

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mittlerweile konnte ich mich durch fast alle von @Anima_Templi geschickten Proben trinken und habe da schon arge Unterschiede in Geschmack und Qualität zu den ursprüngllichen Tees gefunden. Die Tees sind natürlich deutlich höherwertiger, auch vom Preisgefüge her, aber das sorgt auch für einen ganz anderen Genuss :trink_tee: Bitterkeit oder anderen Unannehmlichkeiten? Fehlanzeige.:yahoo: Fein fein fein und danke nochmal :)

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Am 5.4.2019 um 11:25 schrieb SoGen:

Bei Oolongs arbeite ich grundsätzlich mit Wasserbad (sog. 'Teeboot') - wobei ich das Wasser für das Boot vor jedem Aufguss neu aufkoche und das Aufgussgefäß damit von außen auf Temperatur bringe. Dafür muss das Aufgussgefäß natürlich im Wasser stehen und nicht - wie bei modernen Teebooten häufig - auf einem kleinen Podest über dem Wasser.

100%-ige Zustimmung und Unterstützung meinerseits! :thumbup:

 

 

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