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Wie vor einer Weile angekündigt hier nun die Vorstellung meines Experminets (zugegebenermaßen mit einer sehr reißerischen Überschrift): Eine Art Pseudo-Furo, das elektrisch betrieben werden kann (Holzkohl ein einer Mietwohnung mit Rauchmelder ist eher suboptimal) und bei dem der Kessel nicht direkt auf der Hitzequelle steht - man könnte auch sagen ein schweres Verhüterli für eine Kochplatte, aber das klingt nicht so gut. Für die Ungeduldigen hier schon mal ein Bild, für den geneigten Leser erläutere ich im Folgenden die Hintergründe zu diesem - zugegebenermaßen schon recht nerdigen - Experiment.

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Angeregt durch den Hinweis von Petr Novak, den Ton-Kessel nicht direkt auf eine Kochplatte zu stellen  und bereits dieser nur wenige Millimeter erhöhte Flame-Diffuser Abhilfe schafft, hatte ich mir überlegt, dass genau das evtl. auch bei Tetsubins das Problem sein könnte, was die Urushi-Pfropfen zu schnell verschleißen lässt, da diese ja in direkten Kontakt mit der Kochplatte kommen. Das kann man auch bei der Glaskochplatte die ich bisher genutzt habe deutlich erkennen:

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Allerdings war der Flame-Diffuser aus Draht nicht stark genug, um auch das Gewicht eines Tetsubins tragen zu können (selbst das eines so kleinen wie dem von TakashiNori) - daher habe ich mich nach alternativen Möglichkeiten umgesehen. Die dafür gedachten Dinge sehen allerdings alle schrecklich billig aus und erschienen mir auch von eher zweifelhafter Stabilität, weshalb ich zu einer Topfhalterung für einen Gasherd aus Gusseisen gegriffen habe und sie für mein Ziel zweckentfremdet: 

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Der Abstand ist wie man sieht etwas mehr als bei dem Drahtgitter-Diffuser aber auf der Glasplatte hat es tatsächlich nur einen geringen Unterschied in der Dauer zum Erhitzen des Wassers gemacht. Allerdings ist das Gusseisen-Teil auf der Glasplatte eine eher rutschige Angelegenheit, was mich dazu führte, erneut über das Thema Hitze-quelle nachzudenken, denn ALLE Glaskochplatten haben einen Nachteil: sie haben einen Lüfter, der je nach Modell mehr oder weniger stark lärmt - Lärm passt vielleicht zum Biertrinken aber nicht zum Teetrinken. In meinem Fall lässt sich das zwar relativ leicht kompensieren, da ich, wenn ich diese Kopchplatte nutze, nebenbei ohnehin meist Musik (mit ordentlichen Kopfhörern) höre - am Wochenende nutze ich für eine ausgedehnte Session i.d.R. mein Kerzen-betriebenes Stövchen - aber manchmal ergibt sich doch eine Gelegenheit (wie z.B. jetzt im Sommer, wenn es einfach zu warm ist, stundenlang in der prallen Sonne zu sitzen) wo es schade ist, dass man (sofern die Nachbarn nicht lärmen) die Stille nicht genießen kann, denn Stille ist in der heutigen Welt leider ein sehr seltenes und für mich kostbares Gut. Die klassischen Gusseisen-Kochplatten sehen aber allesamt so grausig aus, dass mir alleine beim Gedanken daran, solch ein Ungetüm auf dem Teetisch stehen zu haben, die Lust aufs Teetrinken vergeht :(

Da es offensichtlich keine Lösung für mein "Problem" gab, musste ich die Sache also selbst in die Hand nehmen und hab mir eine ordentliche Kochplatte (Rommelsbacher AK 1599E) gekauft und nach einigem Ausmessen und herumrechnen aus fast 7kg Ton ein Gehäuse für diese gebaut, das zum einen den praktischen Nutzen der Platte bewahrt, zum anderen deren ästhetische Unzulänglichkeit verbirgt und dazu noch eine Möglichkeit bietet, den gusseisernen Abstandshalter optimal einzusetzen:

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Nachdem etwas Zeit ins Land ging, bis das Gehäuse und eine Unterlags-Platte getrocknet, gebrannt und nochmals zwecks Glasur gebrannt wurden, ist das das Ergebnis:

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Die Grund-Glasur habe ich dabei so gewählt, dass Sie in zusammenspiel mit der Farbe des Tons hoffentlich einigermaßen zu den rot-braunen Tönen meines "Tea-Stones" von Mirka Randova passt - die Sprenkel mit den Ausblühungen waren ein Experiment von dem ich keine Ahnung hatte, wie es ausgeht aber ich bin eigentlich gant zufrieden. Lediglich der Grüne Fleck war nicht geplant - da hat eine andere Skulptur, die beim Glasurbrand mit dabei war getropft, find ich aber nicht schlimm.

Leider hat sich dabei herausgestellt, dass der Ton mehr geschrumpft ist als ich berechnet hatte und zum anderen sich die Form (wie man auch bei dem Bild im noch nicht gebrannten Zustand erkennen kann) etwas verzogen hatte - sprich, die Platte passt nicht mehr ins Gehäuse :(

Also verging nochmals etwas Zeit bis ich zusammen mit meinem Vater (und vor allem dank seiner Expertise) das Gehäuse soweit innen abgeschliffen und in Form gebracht habe, dass auch die Platte wieder rein passt - und ich endlich mein Pseudo-Furo einsatzbereit habe :D

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Nach den ersten Tests bin ich bisher auch mit der Funktion mehr als zufrieden - das Wasser braucht zwar länger als bei der Glaskochplatte um auf Temperatur zu kommen - vermutlich weil die Gusseisenplatte weniger zielgerichtet die Hitze abgibt - und ich muss mich etwas umgewöhnen, da die Gusseisenplatte natürlich nicht sofort wieder abkühlt wie die Glasplatte, aber dafür herrscht herrliche Stille (nur ab und an ein leises Klicken von der Automatik-Funktion dre Platte, da sie sich immer wieder ein- und ausschaltet, um die gewählte Temperatur zu halten). Ich hatte vor dem ersten Einsatz etwas bedenken, dass das Gehäuse evtl. springen könnte, wenn es um die Platte herum heiß wird, sonst aber nicht - allerdings kommt mir hier evtl. etwas zu Gute, was ich vorher nicht bedacht hatte: abgesehen davon, dass die Gusseisenplatte die Temperatur weniger zielgerichtet abgibt wird auch die gebürstete Stahloberfläche der Platte ziemlich heiß - was natürlich an das Ton-Gehäuse abgegeben wird, wodurch sich zwar das komplette Gehäuse erhitzt, aber dafür vermutlich gleichmäßiger, wie wenn das nicht der Fall wäre. Genaueres wird allerdings vermutlich erst der Winter zeigen, wenn die Luft kälter ist - ich hoffe aber auf das Beste!

Zurück zu den einleitenden Worten: Mein Pseudo-Furo ist jedoch nur Mittel zum Zweck - das eigentliche Experiment ist, ob die indirekte Erhitzung des Tetsubins, was zumindest meinem Verständnis nach eher dem ursprünglichen Erhitzen über Holzkohle entspricht (da man den Tetsubin ja auch nicht direkt auf die Glut stellt) langfristig tatsächlich einen Unterschied macht oder nicht. In den Jahren, in denen dieser Testsubin inzwischen bei mir im Einsatz ist haben sich die Urushi-Pfropfen auch ganz klar als die Stellen herauskristallisiert, die sich am stärksten verändern - ob die Geschwindigkeit, mit der sie sich verändern nach der Umstellung abnimmt, kann ich jedoch erst in einigen Jahren sagen - und selbst dann ist es nur ein subjektiver Eindruck, da ich keine zwei identischen Tetsubins habe, um eine Kontrollgruppe vorweisen zu können. Aber hey: besser als nichts :)

Bearbeitet von doumer
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@Tobias82 ne, wie gesagt ist das eigentliche Experiment das indirekte Erhitzen des Tetsubins - das Ton-Gehäuse ist teils Mittel zum zweck und Teils Lösung für das Problem, dass ich zwar die geringe Geräuschentwicklung einer Gusseisenplatte schätze, mir sie aber wie beschrieben optisch überhaupt nicht zusagt und einen extremen Bruch zu allem anderen Tee-bezogenen (zumindest bei mir) darstellt. 

Und nein, den Kessel hab ich schon seit einigen Jahren. Wunderschönes Stück, das ich nicht missen möchte und nachdem @miig zumindest einen Kesselflicker erfolgreich vergrault hat ( ;) ) kann ein Experiment zum Schutze echter Tetsubins nicht schaden.

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ach, sorry... hab´ mir tatsächlich nur die Bilder an gesehen... ;)

nochmal zum Verständnis: Du hattest eine normale Kochplatte, dann hast Du Dir diese Ceran-Platte geholt mit dem Gitter dabei. Und das hast Du auf 
Deine Kochplatte anwenden wollen, indem Du dieses Gehäuse aus Ton gebaut hast?

Ich hab´ ja auch lange mit einem Kohlestove experimentiert, auch locker 10kg an Bambuskohle aufgebraucht. Das letzte Paket Kohle hat anscheinend weit
weniger Brandbeschleuniger drin, und ich kriege das mit normalen Grillanzündern nicht mehr an. Im Winter im Zimmerofen war das top, jetzt überlege ich mir,
ob ich mir Esbit zulege, dass ich im Sommer damit den Kram an kriege. Mit einer Gasflamme geht das auch nicht so doll...

 

 

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Fast: 

  1. gestartet hab ich mit einer kleinen Gusseisen-Platte von Rommelsbacher (hier gar nicht erwähnt)
  2. vor vielen Jahren dann die Glasplatte via Herr Thamm zugelegt, bei der aber ständig ein Lüfter läuft - da es aber keine andere Möglichkeit gibt (entweder laut oder hässlich) die letzten Jahre über so akzeptiert
  3. letztes Jahr ein Ton-Wasserkessel von Petr Novak bekommen, dem ein Draht Flame-Difussor beilag
  4. nachgedacht -> indirektes Erhitzen für Tetsubin evtl auch nicht schlecht
  5. Gusseisen-Abstandshalter (aka Gasherd-Topfhalter) gekauft und mit Glasplatte ausprobiert
  6. nachgedacht -> Idee
  7. Pseudo-Furo für eine andere, größere Rommelsbacher-Platte (die kleine wäre auf Grund des Abstands zu schwach) gemacht -> löst Punkt 2 und macht aus Punkt 4 ein interessantes Experiment
Bearbeitet von doumer
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vor 3 Stunden schrieb Tobias82:

Im Winter im Zimmerofen war das top, jetzt überlege ich mir,
ob ich mir Esbit zulege, dass ich im Sommer damit den Kram an kriege.

Bin da selbst auch am überlegen wegen Anschaffung eines Ryoro - Holzkohle ist ja schon recht umständlich, weswegen selbst Chanoyu-Leute zunehmend ihre Furos elektrisch ausrüsten. Wobei ein Kabel am Ryoro ... da kann ich auch gleich beim Elektrowasserkocher bleiben :/. Worauf ich hinauswill: bei alternativen Brennstoffen habe ich Esbit aussortiert, das Zeug riecht ziemlich fischig und ich würde das allenfalls im Freien verwenden. Spiritus ist übrigens ähnlich problematisch wg. Geruch. Hat hier jemand Erfahrung mit Reinbenzin? Die Brenner sind ja nicht gerade billig (Coleman z.B.) so dass ich mir da keinen rein auf Verdacht zulegen will.

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Heute morgen ein Mitbringsel vom Teehaus Weber. Die junge Dame, die ihn mir andrehte, konnte mir nichts genaueres über die Herkunft sagen. Den Namen "Jade Smaragd" hat sich offensichtlich irgendein Marketing-Fuzzi aus den Fingern gesaugt. Ist aber ein ordentlich produzierter Tee mit annehmbarem Preis/Leistungsverhältnis.

Im Anschluss an meine Surfzeit hier arbeite ich mit der Restevernichtung (noch ca. 30g) meines Gougu Nao Cha weiter. Ist noch 2018er und beginnt merklich zu schwächeln.

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"Frisch" - ja. "Hell" - nun ja, so Richtung goldgrün, durchaus kräftige Farbe. Auch den Geschmack kann man (für Grüntee-Verhältnisse) als kräftig bezeichnen. Dafür ist er im Geschmacksprofil nicht sonderlich filigran, recht körperbetont. Aber manchmal passt genau das ...

Ist übrigens auch das (Alters-)Problem mit dem Gougu Nao. Immer noch sehr schöner Körper (Typ Wasserkastanie), wenn auch der vierte Aufguss mittlerweile schon recht dünn schmeckt. Aber das eigentlich interessante und typische an diesem Tee, die fruchtige Kopfnote (Richtung Ananas), lässt sich leider nur noch erahnen ... Ohne das gustatorische Gedächtnis zu Hilfe zu nehmen eigentlich nicht mehr wahrnehmbar.

Selber schuld - ich trinke zu wenig Tee :$, sonst wäre der auch rechtzeitig aufgebraucht gewesen.

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