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Grüner Tee = Algengeschmack?


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Hallo liebe Teefreunde,

 

ich habe mir heute bei meinem "Dealer" etwas Grünen Tee zum probieren geholt (siehe Foto).

Jetzt habe ich alle drei Sorten probiert und habe festgestellt das alle nach Algen/Seetangblätter vom Sushi schmecken.

Der Sancha am stärksten, dann der Kabuse und am wenigsten der Gyokuro. Da ich oft von "Gras" Geschmack gelesen habe gehe ich davon aus das dass für mich der Algengeschmack ist.

Schmecken alle, resp. die meisten grünen Tee`s so penetrant nach Algen oder habe ich da etwas "spezielles" erwischt? Bei der Auswahl habe ich zu der Verkäuferin gemeint das ich doch gerne etwas hochwertigen Grünen Tee möchte. Sie hat mir daraufhin die drei empfohlen (Sancha Euro 11.-/50gr., Kabuse Euro 12.5/50gr., Gyokuro 10gr. geschenkt).

Zubereitung: Wasserhärte 7°dh, Temperatur und Ziehzeit gemäss Angabe, zweiter Aufguss gemäss Empfehlung Broschüre vom Teehändler.

 

Jetzt frage ich mich ob Grüner Tee überhaupt etwas für mich ist.

Hat jemand von euch schon mal diese Teesorten probiert?

 

Lg

Schorsch

Grün_Tee_Kyushu.jpg

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 John Blofeld (vielleicht ist der Name dem einen oder anderen hier bekannt) schrieb in seinem Büchlein 'The Chinese Art of Tea' (in deutscher Übersetzung unter dem mE etwas unglücklich gewählten Titel 'Das Tao des Teetrinkens' erschienen) Folgendes über japanischen (Grün-)Tee:

Zitat

Er schmeckt freilich anders, weil er nach und nach dem Geschmack eines Volkes von Fischessern angepasst wurde.

Das trifft, wie ich finde, den Nagel auf den Kopf. Man trifft da häufig auf 'maritime' Aromen (fischig, algig ...). Das kann man durchaus mögen (und auch viel Geld dafür ausgeben), muss man aber nicht. Jedenfalls haben die meisten japanischen Grüntees einen speziellen (eben japanischen) Charakter, der sie deutlich von chinesischen Grüntees oder auch beispielsweise grünen Darjeelings unterscheidet. Das hat etwas mit den verwendeten Kultivaren der Teepflanze zu tun und natürlich auch mit der Aufbereitung des frisch gepflückten Tees.

Bevor Du also Grüntee generell abschreibst, würde ich Dir empfehlen, es einmal mit chinesischem zu versuchen. Ich persönlich trinke nur selten mal einen Japaner - zur Abwechslung und dann auch durchaus mit Genuss. Grundsätzlich ziehe ich jedoch chinesische Tees vor.

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Liebe Tee-Talk-Forumsteilnehmer,

ich habe mich neu hier angemeldet und werde mich gleich noch vorstellen. Weil ich jedoch nicht selten mit Leuten zu tun habe, die grünen Tee probiert haben und vom Geschmack zunächst einmal abgeschreckt waren, möchte ich gleich einmal zu Teeschorschs Erfahrung etwas schreiben.

Das charakteristische Aroma japanischer Tees wird in Europa oft als fischig, algig oder grasig beschrieben. Die Japaner sprechen dagegen eher vom Umami der Tees - als kräftiges Geschmackserlebnis durchaus gewollt. Durch die Beschattung der Teepflanzen soll beim Kabusecha und Gyokuro der Umami-Geschmack noch verstärkt werden. Japanische Tees werden in der Regel gedämpft, während chinesische Tees meist geröstet werden. Das ist ein weiterer Grund dafür, dass sich die Tees aus China und Japan ganz grundsätzlich geschmacklich unterscheiden. Außerdem gibt es natürlich verschiedene Kultivare und unterschiedliche Methoden der Verarbeitung der Teeblätter...

Was ich damit sagen will: Wenn Du drei Tees probiert hast, die nicht so ganz Dein Fall waren, gibt es noch Hunderte andere Grüntees, die Dir vielleicht ganz hervorragend schmecken werden. Bei den von Dir gekauften Sorten sollte es eigentlich nicht an der Qualität der Tees liegen. Auch die Zubereitung hat beim Grüntee einen großen Einfluss auf den Geschmack. Da sind die Empfehlungen auf den Teetüten oder die Ratschläge der Teeverkäufer nur als erster Anhaltspunkt zu nehmen. Wenn Dir bestimmte Geschmacksnuancen zu ausgeprägt sind, kannst Du immer versuchen, diese Nuancen durch die Zubereitung in gewissen Grenzen zu beeinflussen, also vor allem durch die Wahl der Aufgusstemperatur und der Ziehzeit sowie durch die Dosierung - in geringerem Maße auch durch das Teewasser und das Teegeschirr (zum Beispiel das Material des Aufguskännchens). Hier muss jeder für sich durch ein bisschen Ausprobieren den für sich richtigen Weg finden.

Wie SoGen gesagt hat: Viele chinesische Tees sind milder und vor allem für Einsteiger möglicherweise gefälliger. Probiere es vielleicht beim nächsten Mal mit einem Long Jing oder etwas Ähnlichem!

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Ich danke euch Herzlich für die Nachvollziehbaren Erklärungen :)

 

Ich habe mir bei Teezen ein paar andere Grüntees bestellt... mal schauen wie die so sind.

Ich werde aber weiterhin ein bisschen die Japaner trinken zum schauen ob ich eventuell doch noch Gefallen an dem Ozeanischen habe. ;)

 

Naja, habe mir vorhin einen Singell Darjeeling aufgebrüht. Einfach Herrlich :love:

 

 

Wie war das den bei euch so mit den Japanern, habt ich euch daran gewöhnen müssen oder war es Liebe auf den ersten Schluck?

 

Lg

Schorsch

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Ich glaube mein Teefanati hab ich durch zwei meiner ersten Tees damals entdeckt. Das waren glaube ich ebenfalls Sencha und der gute alte Chun Mee bzw. ebenfalls Gun Powder. Allerdings weiß ich noch, dass der relativ untermittelmäßige Sencha - was die Qualität betrifft - mehr dazu beigetragen hat den Tee zu schätzen. Es ist nicht neu, das japanische Tees für viele der grasige Geschmack abschreckt. Deshalb würde ich es mal mit chinesischen einfachen Tees probieren, damit du ein Vergleich hast. zb. Chun Mee oder Gunpowder. Ich trinke grundsätzlich beide Richtungen chinesisch, sowie japanisch. Ich finde beide Seiten haben was für sich. Kabuse und Gyokuro haben sich ebenfalls zu meinen Lieblingstees etabliert. Wobei es hier Recht deutlich war, das ich nur ein Schluck nehmen (vor allem bei Kabuse) musste, um zu Wissen das der Tee von nun an zu meinen Top"Ten" gehört.

Bearbeitet von MrHilarious
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vor 3 Stunden schrieb MrHilarious:

Deshalb würde ich es mal mit chinesischen einfachen Tees probieren, damit du ein Vergleich hast. zb. Chun Mee oder Gunpowder.

Mit Verlaub - wenn man da einen Vergleich ziehen soll, dann sollte der Tee auch in etwa dasselbe Qualitätsniveau haben. Und damit auch ein vergleichbares Preisniveau. Für das, was @Teeschorsch für die oben abgebildeten 300g Tee vermutlich ausgegeben hat, kannst Du Dir mit Chun Mee oder Gunpowder den ganzen Verwandten- und Freundeskreis zum Feind machen. Die sind das chinesische Äquivalent von Raddegiggl.

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Ich wage mal zu behaupten, dass die meisten eher mit den günstigen Tees anfangen, profan, nicht sonderlich umwerfend aber halt für den Anfang ganz gut und nicht zu eigen. Ich finde schon, dass es sehr viele Tees gibt, welche beim ersten Trinken eher abschreckend wirken. Speziell wenn man eben etwas kauft was der europäischen Zunge noch nicht zu Munde gekommen ist.

Bearbeitet von Joaquin
Vollzitat entfernt.
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Der Duft (jap. 覆い香=ōika), der durch das Beschatten der Blätter z.b. bei der Gyokuro-Produktion entsteht, erinnert schon sehr an ao-nori oder konbu. Was in beiden Fällen wohl durch das Umami (L-Theanin) hervorgerufen wird. Das bei (einigen) Sushi Anwendung findende yaki-nori hingegen riecht anders. Was den Geschmack angeht sehe bzw. schmecke ich da schon große Unterschiede, kann aber nachvollziehen, dass es da je nach geschmacklicher Konditionierung unterschiedliche Eindrücke entstehen.

Was mich hingegen etwas stutzig mach, ist:

Am 17.11.2019 um 01:35 schrieb Teeschorsch:

Der Sancha am stärksten, dann der Kabuse und am wenigsten der Gyokuro. Da ich oft von "Gras" Geschmack gelesen habe gehe ich davon aus das dass für mich der Algengeschmack ist.

Eigentlich sollte es, wie oben erläutert, genau anders herum sein. Ein Sencha hat im Normalfall überhaupt keinen "Beschattungsduft", den man mit Seetang oder Algen assoziieren könnte. Bei einem guten Gyokuro ist er jedoch relativ markant. Kann es also sein, dass du etwas anderes meinst? Vielleicht die Bitterkeit? 

Am 17.11.2019 um 03:03 schrieb Teeschorsch:

Wie war das den bei euch so mit den Japanern, habt ich euch daran gewöhnen müssen oder war es Liebe auf den ersten Schluck?

Mit den Japanern ist es auch nach knapp 15 Jahren noch eine höchst ambivalente Angelegenheit. An den Tee konnte ich mich schneller gewöhnen. ;)

Bearbeitet von seika
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Nach einigen Tassen muss ich sagen das, wenn man sich darauf einlässt, hat dieser Japanische Grüntee schon was hat :ph34r:

Ich vermute das ich diesen maritimen Geschmack als "umami" einordnen sollte. Bitte korrigiert mich wenn ich da falsch liege.

 

Jetzt trinke ich gerade zwei Aufgüsse von dem Kabuse.... ist schon iwi lecker :$

Bitter ist keiner von denen, ich finde die haben "Volumen" und schmecken frisch.

 

Gerne sende ich, wenn jemand will, auch proben raus B)

Bearbeitet von Teeschorsch
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vor 6 Minuten schrieb Teeschorsch:

Ich vermute das ich diesen maritimen Geschmack als "umami" einordnen sollte. Bitte korrigiert mich wenn ich da falsch liege.

Das könnten auch Lagerschäden sein. Wie ich sehe haben die Teeverpackungen Sichtfenster und Tee verträgt sich nicht so gut mit Licht über einen Längeren Zeitraum.

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vor 10 Stunden schrieb Teeschorsch:

Ich vermute das ich diesen maritimen Geschmack als "umami" einordnen sollte. Bitte korrigiert mich wenn ich da falsch liege.

Was du schmeckst ist objektiv für Dritte nur sehr schwer nachvollziehbar. ;) Vermutlich ist es Umami, wobei Umami per se keinen maritimen Geschmack hat. Kommt unter anderem in Tomaten vor, in Pilzen oder auch in Maggi Brühwürfeln vor. 

Was mich jedoch immer noch wundert ist, dass du diesen Geschmack beim Sencha stärker wahrnimmst als beim Gyokuro. Theoretisch sollte ein Gyokuro und auch ein Kabuse-cha mehr Umami haben als ein Sencha. 9_9

@SoGen Ich hätte es vermutlich anders formuliert als John Blofeld, aber im Kern trifft es sein Zitat. Nämlich, dass das Geschmacksempfinden kulturell geprägt ist. 

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Wie @seikarichtig schreibt, ist es schwer über Geschmack zu sprechen. Ich empfinde Umami als etwas anderes als den "maritimen" Geschmack. Umami erinnert mich stark an Rindssuppe. Ich finde den Umami Geschmack eher bei Gyokuro und bei teureren Sencha-Sorten. Bei Bancha (den ich bisher getrunken habe) merkte ich kaum etwas davon. Beim ersten Aufguß finde ich den Umami Geschmack am stärksten. Den "maritimen" Geschmack, der mich an Algen erinnert,  tritt für mich bei späteren Aufgüssen deutlicher zutage. Und beim Bancha merke ich ihn auch.

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@seika Mit der Beschreibung Umami und Tomaten hat es bei mir klick gemacht. Es ist das gleiche wie bei Sojasosse.

Vielen Dank dafür :winken:

Meine Einstufung des Algengeschmacks (im ersten Post) lässt sich darin erklären das ich die Tee`s der Reihe nach hintereinander probiert habe und somit sich meine Geschmacksnerven etwas verzehrt haben.

@SoGen Ich verstehe deinen Vergleich nicht. Sind meine erworbenen Tee`s nicht gut?

 

Lg Schorsch

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vor 53 Minuten schrieb Teeschorsch:

Ich verstehe deinen Vergleich nicht. Sind meine erworbenen Tee`s nicht gut?

Darauf wollte ich nicht hinaus. Ich kenne diese speziellen drei Tees nicht, aber die Etiketten sind durchaus vielversprechend und ich habe eine grobe Vorstellung, was sie gekostet haben. Und ich habe keinen Anlass zu der Vermutung, dass Deine Teehändlerin Dich hereinlegen wollte - der Tee dürfte seinen Preis schon wert sein.

Worauf ich aufmerksam machen wollte: Du kannst Dir ja mal ausrechnen, wieviel Chun Mee Du für das, was Du da für die 300g hingelegt hast, etwa bei ALDI bekommen hättest - 250g für schlappe 2,49 € (der Gunpowder bei Rossmann gleicher Preis). Oder bei DM 200g für 1,95 €. Natürlich gibt's auch Leute, die den teurer verkaufen. Der Gunpowder von Kusmi Tea kostet zwar unverfrorene 13,00 € für 125g - schnitt aber bei Stiftung Warentest tatsächlich noch schlechter ab als der von Rossmann. Schlechter nur noch der CAP Special Gunpowder - allerdings auch nur 1,09 € für 125g. Das vorteilhafteste, was die Stiftung Warentest zu diesen Tees sagen konnte, war, dass sie nicht radioaktiv sind. (Stand - auch Preise - 2015, da wurden die von Stiftung Warentest untersucht) ...

Übrigens kostet (aktuell) der Gunpowder 'Temple of Heaven', der als beste Gunpowder-Qualität gilt, derzeit bei Tee Gschwendner ebenfalls 13,00 € - allerdings für 250g und in Bio-Qualität. Etwas billiger (11,65 € / 250g, ebenfalls Bio-Qualität) ist dort der Chun Mee. Mehr als das sollte man für diese Sorten auch nicht ausgegeben - besser wird da nur noch die Verdienstspanne des Händlers.

Also: der Vorschlag, mal zu probieren, ob Dir chinesischer Grüntee eher zusagt als japanischer, ist ja durchaus angebracht. Für einen sinvollen (faieren) Vergleich solltest Du dann aber auch bereit sein, in etwa dasselbe dafür auszugeben. Gunpowder und Chun Mee würde ich eher als Badewasserzusatz empfehlen ...

Übrigens: größter Absatzmarkt für Gunpowder ist Nordafrika, was nicht zuletzt etwas mit der dortigen Kaufkraft zu tun hat. Und dort überdeckt man die ziemlich ordinäre, grobe Bitterkeit dieses Tees mit Zusatz von Pfefferminze und reichlich Zucker, so gut es geht ...

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Das ist einer der Gründe, warum ich eigentlich gar keinen japanischen Grüntee mehr trinke und auch von Darjeeling und Assamica die Finger lasse.

Die haben alle ihren eigenen sofort identifizierbaren Geschmack, egal ob das jetzt beim Darjeeling z.B. ein Schwarzer oder auch ein Grüner wäre.

Bei den chinesischesn Grüntees gibt es soooooo viele Unterschiede im Geschmack, das ist einfach total meine Welt, auch noch die aus Taiwan teilweise :-)

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  • 3 Wochen später...

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