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Traditionelle Tees und die vom Trinker geforderte Geduld


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Geschätzte Teeflüsterer

Traditionell produziert fordern die meisten Teesorten jahrelange Geduld vom Trinker, um das herzugeben was wirklich in ihnen steckt, woraufhin auch produziert wird.

Mir gefällt das. Mir gefällt diese Gemütlichkeit solcher traditioneller Tees.

Suspekt ist mir die Schnelllebigkeit und Flatterhaftigkeit und auch den Mangel an Durchhaltevermögen von Grüntees.
Das ist was für das junge, wilde Partyvolk wie @SoGen.
Diese Eile ... und dann ... die Uhr tickt, der Tee wird jeden Tag schlechter, man kann wie beim Bambus umgekehrt geradezu zusehen wie er von Minute zu Minute schlechter wird und die Frische verfliegt. Schrecklich. Wer tut sich sowas an?

Aber bei den richtigen Teesorten, sei es bei Heicha, Sheng, Shou, Oolongs oder auch Weisstees - richtig traditionell produziert gelangen sie trotzdem ebenfalls frisch in den Verkauf, fordern dann aber vom Käufer 2, 3, gar zu oft 4, 5 Jahre Geduld, bis zumindest mal ein erster Zenit des vorhandenen Potentials erreicht wird.

Ich freue mich darüber, dass ich in den vergangenen 7 Jahren ein paar Tees auf die Seite getan und kaum angefasst habe ... gerade heute hab ich beispielsweise den 14er Ba Ji Guan Yancha von Eugene verkostet, den ich seit etwa 5 Jahren horte und nur etwa jedes Jahr einmal jeweils ein 8g Tütchen verkoste um die Entwicklung zu verfolgen, und erst heute, nach 6 Jahren, war der Tee richtig gut, hat aber den Zenit noch nicht erreicht.

Ich muss dabei betonen, dass Abkürzungen nicht zum Ziel führen. Wer denkt, dass es das Gleiche ist, wenn man jetzt einfach aged Tees von einem Händler kauft, der täuscht sich.
Nicht nur hat man die Entwicklung nicht miterlebt, nicht mitherbeigesehnt, nicht sich seit Jahren darauf gefreut - was dem Genuss einen noch persönlicheren Aspekt, wenn nicht gar eine persönliche Geschichte verleiht, das nicht zu haben wär für die schnelllebigen Leute ja noch verkraftbar - aber gerne sind aged Tees die früheren Ladenhüter von irgendwo. Das richtig gute Zeug ist stets relativ rasch ausverkauft, je nach Sorte und Preis oft schon im gleichen Jahr, insb. die richtig preiswerten guten Sachen. Solche Tees sind dann gereift i.d.R. um einiges besser als gereifte Ladenhüter - aber auch aus denen kann was werden. Wie rappte Dendemann treffend: Kopf hoch, mein Sohn, wenn der Hals auch dreckig is!

Zur multimedialen Untermalung eine Aufnahme von Eugene, von dem obig erwähnter, gemütlicher Tee stammt ... das Foto zeigt den angeblich ältesten, wilden Teebaum, der noch länger dafür gebraucht hat. Für wen es interessiert - stehen soll dieser auf dem grossen schwarzen Berg in Yibang.

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Und ... warum nicht einmal ... eine musikalische Untermalung zum Thema:

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Dank einem lieben und sehr versierten Teefreund, der mit Kritik nicht hinter dem Zaun hielt, hab ich mal noch etwa ein gutes Dutzend Korrekturen obigem Beitrag anzufügen, u.a.:

- Die Teetradition kennt die bewusste Lagerung (abgesehen vom Yancha, bei dem traditionellerweise wegen der Röstung erst nach einem Jahr die Tees getrunken wurden) noch nicht sehr lange.

- Erst mit der Einwanderungswelle nach Hongkong irgendwann ab Mitte des vergangenen Jahrhunderts von vielen armen Leuten kam die bewusste Reifung beim Sheng langsam auf, weil denen der billige, frische Sheng aus Yunnan (denn es ging um billig, die meisten anderen Tees waren ihnen zu teuer) so bitter nicht richtig munden wollte, da kamen sie auf den Geschmack, diesen in ihrem für eine schnelle Reifung dafür bestens geeignetem Klima sich ein paar Jahre entwickeln zu lassen.

- Selbstverständlich verfügt der Grüntee über eine lange Tradition, die Auslassungen darüber waren ein Witz, aber interessanterweise hat die Geduld gerade beim Grünteetrinken selbst die grösste Tradition, insb. in Japan bei der Matchazeremonie - ich möchte mich also bei den Grünteetrinkern entschuldigen, sollten sie sich persönlich angegriffen gefühlt haben, und wünsche ihnen viel frohe Geduld.

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vor 20 Minuten schrieb GoldenTurtle:

bei den Grünteetrinkern entschuldigen

Keine Ursache - den Seitenhieb habe ich mir meinen Sottisen à la 'Gammeltee' oder den kürzlichen Verriss dieses 30+jährigen Heicha redlich verdient B).

Ansonsten - ich geb mir ja Mühe ... Die Tage schreib ich mal was über über gepressten und gereiften Weisstee aus Fuding ;).

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vor 33 Minuten schrieb GoldenTurtle:

- Erst mit der Einwanderungswelle nach Hongkong irgendwann ab Mitte des vergangenen Jahrhunderts von vielen armen Leuten kam die bewusste Reifung beim Sheng langsam auf, weil denen der billige, frische Sheng aus Yunnan (denn es ging um billig, die meisten anderen Tees waren ihnen zu teuer) so bitter nicht richtig munden wollte

Es war etwa Mitte der 70er, als mir das erste Mal so etwas untergekommen ist. Blechbüchse aus Hongkong, lief unter 'Pu Nei'. Und schmeckte auch so - puuh, nee .... In den 90ern tauchten dann hier im Westen vermehrt diese Mini-Tuochas auf, vehement beworben als 'Fettkiller' und innovativer Geheimtip zum Abnehmen. Dass so etwas schmecken soll, hat man gar nicht erst versucht, den Leuten weiszumachen. Aber okay - das war natürlich auch preislich eine ganz andere Liga.

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Noch eine weitere, erwähnenswerte Replik eines anderen, ebenfalls sehr versierten Teefreundes betreffend Japan:

Traditionellerweise wurde die Grüntee Ernte in Tontöpfen (chatsubo) eingelagert bis im Herbst und dann erst angefangen zu konsumieren (chakiri). Shincha als ganz frischer Grüntee direkt ab Ernte galt traditionellerweise als kraftloser Tee. Der Hype um die Frische ist meiner Meinung nach eine Entwicklung der Nachkriegszeit wo auch die große Masse an Konsumenten nur noch wenig Ahnung haben von der traditionellen Handhabung. Natürlich verliert ein unsachgemäß gelagerter Grüntee seiner Qualität. Shincha Matcha habe ich nur einmal gekauft und den Fehler nie wiederholt.

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vor 15 Minuten schrieb GoldenTurtle:

Shincha Matcha habe ich nur einmal gekauft und den Fehler nie wiederholt.

Da gebe ich Dir Recht, hat mir auch nicht zugesagt.

Ich kann in der Tatsache, dass Shincha mittlerweile sehr beliebt ist und Menschen sich jedes Jahr aufs neue darüber freuen (Übrigens auch Japaner), nicht negatives sehen. Nur weil der Sektor der frischen, jüngeren Tees stärker in den Fokus gerückt ist, heisst das doch nicht, dass die Tradition dadurch verloren geht. Weder beim Sencha, noch beim Pu.

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vor 5 Stunden schrieb GoldenTurtle:

Traditionellerweise wurde die Grüntee Ernte in Tontöpfen (chatsubo) eingelagert bis im Herbst und dann erst angefangen zu konsumieren (chakiri).

Notgedrungen, wie ich vermute, ohne elektrische Kühlschränke. Ich wage auch zu bezweifelten, dass die in Tontöpfen gelagerten Tees im Herbst dann noch so dolle geschmeckt haben. Zumal japanische Grüntees der Vorkriegszeit qualitativ nicht das waren, was man heute so kennt. 😉

Übrigens, umChakiri oder Kuradashi wird im Herbst auch viel Tamtam gemacht. Und? 
 

Mir persönlich gefallen Shinchas, sogar der Shincha Matcha. Aber ich denke da erzähle ich dir nichts Neues. Was mir gefällt: die Frische natürlich, der Duft aber auch das Vergängliche. Und mit der von dir geforderten Geduld warte ich dann auf die neue Saison. 😉
 

 

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vor 2 Stunden schrieb seika:

Was mir gefällt: die Frische natürlich, der Duft aber auch das Vergängliche. Und mit der von dir geforderten Geduld warte ich dann auf die neue Saison. 😉

Haha, das ist eine schöne, moderne Neuinterpretation. 👍

Aber das über Japan hab ich von einem versierten Teefreund wortwörtlich zitiert. Ich weiss nicht alles und lag in dem Thema mit mehreren Vermutungen daneben. Am meisten verblüfft hat mich, dass Dong Dings traditionell nicht gelagert, sondern direkt konsumiert wurden. Ich wollte nämlich ein ebensolches Beispiel anführen, um wie viele Welten besser mir traditionell produzierte Dong Dings schmecken, wenn sie 5 Jahre gelagert sind.

Aber ich brauch auch gar nicht das Ansehen als der Allwissende, lieber plappere ich mal eine wilde Vermutung und hab Spass, wobei dann aber doch von verschiedenen Teefreunden Korrekturen und Ergänzungen zusammenkommen, was die Sache dann doch noch ziemlich interessant macht.

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Der Begriff der Tradition ist so eine Sache. Ich mag Traditionen. Jetzt das große Aber: Sie müssen sich in ihrem Fortbestand ständig legitimieren, sonst sind sie stumpfer Konservatismus und können positive Entwicklung behindern.

Die Geschichte mit der Klosterkatze, die man u. a. Anthony de Mello zuschreibt, ist eine schöne Darstellung des Ganzen:

Zitat

Ein alter und weiser Mönch hielt täglich eine Abendmeditation. Dabei lief jeden Abend die Klosterkatze in die Kapelle und störte. Der alte Mönch ordnete also an, die Katze solle während dieser Zeit draußen festgebunden werden. So konnte man von da an ungestört meditieren. Die Jahre vergingen. Schließlich starb der Mönch und bekam einen Nachfolger. Dieser hielt sich streng an die Tradition, dass während der Abendmeditation draußen die Katze angebunden sein müsse. Als schließlich auch die Katze starb, wurde rasch eine neue Katze angeschafft, um sie während der Abendmeditation anbinden zu können. Weil die Leute den Sinn dieser Maßnahme nicht verstanden, traten Theologen auf den Plan und schrieben ein zweibändiges Werk mit vielen Fußnoten über die Heilsnotwendigkeit einer angebundenen Katze während der Abendmeditation. Mit der Zeit jedoch kam die Abendmeditation selbst ganz außer Gebrauch. Niemand interessierte sich mehr dafür. Aber mit größter Treue wurde wenigstens der Ritus des abendlichen Katzenanbindens beibehalten.“ (nach: Anthony de Mello, Warum der Vogel singt. Weisheitsgeschichten).

Quelle

 

Zum Teema:

Ich könnte gar nicht sagen, was genau traditionelle Tees sind. Aber so manche derartig bezeichnete haben mir richtig gut gefallen. Der Rou Gui Old Style, z. B.. Aber ganz frische Grüne haben mich auch in ihren Bann gezogen (falls diese wirklich nicht traditionell sein sollten). Resümee: Traditionen ist auch bei Tee nicht das alleinige Kriterium.

Bearbeitet von nemo
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@nemo Danke, top Beitrag. 👍
Ich lerne daraus, Tradition ist kein Heiligtum.
Wenn wir Dinge nur so machen wie es halt Tradition ist, aber nicht die Gründe hinterfragen, weshalb und wofür, wird es eine leere Routine.
Um zurück zur Lagerung zu kommen ... es gefällt mir, es schmeckt mir viel besser, ich freue mich über die Entwicklungen, ich lagere gerne Tee, man könnte es durchaus als Hobby bezeichnen. 😁

Bearbeitet von GoldenTurtle
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Tradition ist auch für mich ein wichtiges Thema - nicht unbedingt im Zusammenhang mit Tee, aber meine Auseinandersetzung mit dem Thema 'Tradition' allgemein spiegelt sich natürlich auch in meinem Umgang mit dem Tee.

Was die von @nemo zitierte Geschichte angeht, so verstehe ich diese nicht notwendig als eine Kritik der Wahrung von Tradition überhaupt, sondern der eines bestimmten Umganges damit. Ein angemessener Umgang mit Tradition ist es mE, sie nicht blind und sklavisch zu kopieren, sondern sich damit auseinanderzusetzen - was natürlich zunächst voraussetzt, sie zu kennen. Tradition ist im besten Fall ein Erfahrungsschatz, den wir nutzen können und der uns Wurzeln bietet (und zu dem wir vielleicht sogar etwas beitragen können). Im schlechtesten Fall nur Mimikry, mit der man sich und andere täuscht und dabei versäumt, seine eigenen Erfahrungen zu machen, um daraus zu lernen. Und eben um das Lernen geht es; Tradition kann uns dabei unterstützen, uns Um- und Abwege ein Stück weit ersparen.

Ich denke, ein angemessener Umgang mit Tradition ist vor allem ein auswählender und modifizierender. Eben dabei, bei diesem Auswählen und Modifizieren, ist zum einen das Hinterfragen von Nutzen und Sinn des Überlieferten unerlässlich; zum Anderen ein freier Umgang damit, eine Anpassung an die eigenen Bedürfnisse hier und jetzt. Es ist dieses kritische Überprüfen und Modifizieren, das eine Tradition lebendig erhält. Ansonsten hat man nur eine vertrocknete Mumie als kurioses Ausstellungsstück.

Um auch von meiner Seite ein Zitat anzubieten - wie in vielen Dingen hat es der alte Geheimrat mE sehr treffend auf den Punkt gebracht:

Zitat

Du alt Geräte, das ich nicht gebraucht,
Du stehst nur hier, weil dich mein Vater brauchte.
Du alte Rolle, du wirst angeraucht,
Solang an diesem Pult die trübe Lampe schmauchte.
Weit besser hätt ich doch mein Weniges verpraßt,
Als mit dem Wenigen belastet hier zu schwitzen!

Was du ererbt von deinem Vater hast,
Erwirb es, um es zu besitzen.
Was man nicht nützt, ist eine schwere Last,
Nur was der Augenblick erschafft, das kann er nützen.

_()_

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Fragt man nach Funktionen von Tradition, würde ich noch vor den genannten utilitaristischen Aspekten unbedingt deren sinnstiftende sowie kulturprägende und -erklärende Wirkung nennen wollen, die sich aus der Eigenschaft von Tradition ergibt, die Gegenwart mit der Vergangenheit zu verbinden und uns heute mit (mindestens den letzten beiden) vergangenen Generationen. Tradition wäre für mich auch eher nicht ein Erfahrungsschatz, sondern vielmehr die Organisation und Strukturierung desselben, also der Umgang mit dem Wissen der Vergangenheit.

Neben der reinen vergangenheitsorientierten Betrachtung darf man nicht übersehen, dass auch unsere heutigen Handlungen zukünftige Traditionen begründen können. Um hier mit einem Beispiel wieder zum Teema zu kommen: Die heutigen nuklear-grünen Wulong können in ein paar Jahrzehnten durchaus als traditionell zubereitet gelten. Ob sie das wirklich werden, liegt an uns und denen die nach uns kommen.

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vor 12 Stunden schrieb SoGen:

Was mich zu der Überlegung führte, ob 7 Jahre Lagerung eine Art Optimum für Shou Mei ist; Lagerung bringt ja neben positiven Effekten unweigerlich auch einen zunehmenden Verlust leichter flüchtiger Aromen mit sich.

  Gute Frage, ich denke es hängt von den Lagerbedingungen ab, es gibt ja nicht nur die Verflüchtigung der frischen Aromen, sondern durch die Weiterentwicklung werden auch neue Aromen gewonnen, resp. entwickelt ... wahrsch. ist das mit den 7 Jahren einfach aus der "traditionellen" Ansicht (obwohl Tee gemäss einem Teefreund ja noch gar nicht lange gelagert wird), aber so weit ich weiss wird Tee als Schatz angesehen ab einem Alter von 7 Jahren, als Medizin bereits ab 3 Jahren. Möglicherweise hat die Teelagerung ihren Ursprung also bei den chinesischen Kräuterapothekern. 🤣

Momentchen mal ... ich hab jetzt kurz recherchiert ... Verdanttea spricht tatsächlich genau dafür:

Zitat

When we think of aged teas, we generally think of pu'er , pressed into cakes and wrapped for long term cellaring.

However, this is not the full story. People have been aging white teas, black teas and oolongs across China for generations (traditionally for their medicinal value). Some say that without fermentation, aging cannot take place in tea. However, a simple taste test shows major differences between fresh oolong or white tea and the same tea that has been properly and purposefully aged for many years.

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Einführender Nachtrag zur Frage ob die längere Teelagerung einen geschichtlichen Hintergrund hat:

Zitat

明代王象晋在《群芳谱》中,把茶的保鲜和贮藏归纳成三句话:"喜温燥而恶冷湿,喜清凉而恶蒸郁,宜清独而忌香臭".唐代韩琬的《御史台记》写道:"贮于陶器,以防暑湿。"宋代赵希鹄在《调燮类编》中谈到:"藏茶之法,十斤一瓶,每年烧稻草灰入大桶,茶瓶坐桶中,以灰四面填桶瓶上,覆灰筑实。每用,拨灰开瓶,取茶些少,仍覆上灰,再无蒸灰。"明代许次纾在《茶疏》中也有述及:"收藏宜用磁瓮,大容一二十斤,四周厚箬,中则贮茶,须极燥极新,专供此事,久乃愈佳,不必岁易。"说明我国古代对茶叶的保藏就十分讲究。

Quelle: http://www.puertea8.com/chaye/baocun/16256.html
Übersetzung: https://translate.google.com/translate?hl=de&sl=zh-CN&u=http://www.puertea8.com/chaye/baocun/16256.html&prev=search

Dazu noch dies betreffend der Weisstee-Lagerung:
http://www.puertea8.com/chaye/baocun/22608.html

Übersetzung: https://translate.googleusercontent.com/translate_c?depth=1&hl=de&prev=search&rurl=translate.google.com&sl=zh-CN&sp=nmt4&u=http://www.puertea8.com/chaye/baocun/22608.html&usg=ALkJrhg82Vp1ThfJ36qZNbJ3ub82AlOrkw

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  • 11 Monate später...

Aufgrund der heutigen Verkostung des nachfolgend zitierten Tees, bei sehr regnerischem Wetter wohlgemerkt, ist dies geradezu optimal um in diesem Thema wieder ontopic zu gelangen:

Am 25.8.2020 um 12:21 schrieb GoldenTurtle:

@topic hat mich das heute bei der Frage nach dem Shou des Tages an ein Sorgenkind erinnert, nämlich den 17er (tippy) Gong Ting Gushu Shou, den ich 2017 direkt vom Pu'Er Produzenten Jeep importiert habe.

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Lange dachte ich, Jeep habe die Shou Produktion nicht so richtig drauf. Aber dieser Tee war noch frisch, zu frisch für seinen Produktionsstil. Heute erkenne ich bestehende Bitterkeit in Shou klar als Indiz als eine auf Lagerentwicklung ausgerichtet Produktion ... und das bei einem Gong Ting ... was für ein verrückter Kerl. Das ist eher selten. Bezahlt habe ich für den 357g Fladen damals umgerechnet etwa 120 Euro, und das angemerkt direkt beim Produzenten selbst.

Gong Ting Shou sind eineswegs ein eher schwieriges Kapitel, zumindest für mich. Eigentlich eine Art von Königsdisziplin, oder vielleicht passender ausgedrückt, eine Kaiserdisziplin, auch wenn der nie einen Shou hinter die Binde gekippt hat, so ist dies auf das feinste und zarteste und erlesendste Pflückgut zurückzuführen. Und genau hier liegt die Krux - es treffen zwei Welten zusammen. Die Feinheit des Pflückguts und eine eher brachiale Produktionsmethode. Darum sind klassische, vom Pflückgut her weit preiswertere Grade 7 Produktionen einfacher was die Stimmigkeit des Resultats angeht, denn hier trifft eher rustikales Pflückgut auf eine ebensolche Produktionsmethode. Ich habe Gong Ting Shou von etlichen Produzenten verkostet, von den grossen Factories natürlich, aber auch von kleineren wie der Langhe Factory, oder von Produzenten wie Heiland Hao und verschiedenen anderen ... und in den allermeisten Fällen konnten mich deren Gong Ting Shou nicht richtig überzeugen.

... und die Vermutung stellt sich für mich zunehmend als richtig heraus:

Ein paar Jahreszeiten später geht mehr und mehr eine kräuter-beerige Würze auf - dieser Shou ist kein süsser, sondern gleicht diesbezüglich sehr einem sehr trockenen Rotwein ... auf der kräutrigen Seite empfinde ich Noten von Lorbeer, auf der beerigen Seite von Wacholder und sehr trockene Anklänge von Heidelbeer.

2017 war ich richtig enttäuscht, aber 4 Jahre später bin ich über die Entwicklung begeistert.

Erzählt doch mal von euren Sorgenkindern - Tees, die von euch viel Geduld forderten, bis sie sich richtig zu entfalten begannen.

PS: Hier noch ein aktuelles Foto vom Fladen:

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Bearbeitet von GoldenTurtle
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  • 1 Jahr später...

Mal wieder etwas zum allseits beliebten Thema Geduld:

Eine weitere Episode im Vergleich von traditioneller Tee- und traditioneller Wein-Produktion.

Im nachfolgend gelinkten Interview erzählt Mugnier aus dem Burgund, dass die Restaurants die edlen Weine zu früh, zu frisch verkaufen / ausschenken, ohne dass sie genügend Jahre Zeit hatten, bis sie sich richtig entfalten / vollmundig werden konnten. Dann erzählt er zudem noch etwas bemerkenswertes, nämlich dass gewisse Terroirs im Burgund (obwohl die gleiche Traubensorte und unweit voneinander gelegen) doch schneller vollmundig werden als andere. Dies deckt sich sehr mit meinen Tee-Beobachtungen, ganz besonders in gewissen Dörfern in Yiwu - da gibt es Dörfer, die nach einem Jahr schon recht vollmundig sind, während andere dann noch tief im Dornröschenschlaf vor sich hin schlummern.

Leider kommt er letztlich zu dem traurigen Fazit, was auch schon bspw. in Wuyi (betr. Yancha) zu sehen ist, dass die traditionellen Weinproduzenten wegen der Starrköpfigkeit der Restaurants wohl oder übel die Produktion auf zeitnaheren Genuss umstellen müssen, weil derart frisch viele grosse Burgunder nur ein Abklatsch ihres wahren Potentials darstellen, das sich i.d.R. frühestens nach 5, eher nach 10 Jahren zeigt. Die Umstellung des "Zenits" auf einen viel früheren Zeitpunkt hat den hässlichen Nebeneffekt, dass die Weine (genau wie es auch bei solchen schnellzugänglichen Tees ist) schlechter reifen, dass es sogar fraglich ist, ob sie nicht besser früh getrunken werden. Die Traditionalisten werden versuchen Kompromisse zu gehen, aber wir wissen ja, ein Kompromiss zugunsten der Ungeduld ist meist ein schlechter Ratgeber.

(FYI @DaBiZi)

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