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Ab wann ist Tee teuer?


luke

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So, jetzt hab ich doch noch mal reingeguckt. Als Tabakexperte kannst du uns sicher etwas zu den Humidoren erzählen, die es für Zigarren gibt (vielleicht an anderer Stelle). Meistens sind die ja aus Zedernholz, zumindest innen. Hat das Holz einen starken Eigengeruch und gibt es dazu geruchsneutrale Alternativen?

Kannst gerne hier antworten.

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Hallo,

ich hab mir darüber auch neulich schon Gedanken gemacht.

Knapp gesagt: Wann ist Tee teuer? Ich geh jetzt mal von einem Tee für 7€/100g aus. Dafür bekommte ich 100g ordentlichen Tee (oder eine Flasche ordentlichen Wein). Teuer ist ein Tee für mich dann, wenn der Mehrpreis nicht mit entsprechendem Mehr-Genuss korreliert.

Ich rechne bei Vergleichen allerdings weniger in Litern, als vielmehr in den Kosten für eine Tee-Sitzung. Wenn ich beispielsweise mit einem guten Freund zusammensitze und unsere gemeinsam verbrachte Zeit mit einem hochwertigen Genussartikel adeln will, könnte ich eine Flasche Wein aufmachen. Die reicht für zwei Leute ein bis zwei Stunden und kostet mindestens 5€, eher 10€. 

Wenn mein Gast aber Tee zu schätzen weiß könnte ich auch da was hochwertiges zubereiten. Mit der Gong-Fu-Methode kann man mit zwei Sorten Tee schon gut zwei Stunden verbringen... angenommen, ich nehme einen  Tie Guan Yin und einen Da Hong Pao... ich verbrauche jeweils 6 Gramm davon, also 12g. Wenn ich Tee der Luxusklasse verbrate, also für 40€ / 100g, dann bin ich bei dieser Rechnung bei knappen 5€ Teekosten. Dafür kann ich zwei Tees der wirklich oberen, wenn auch natürlich nicht obersten Klasse etliche Male aufgießen und unzählige Nuancen entdecken.

Kleine Abschweifung: Soll es doch Alkohol sein, so kommt man mit Whisk(e)y billiger weg als mit Wein. Eine gute Flasche kostet 50€, und in genießerischen Mengen getrunken, hält die wirklich, wirklich lange und ist dann auch nicht teurer als der Tee. Wein ist da viel kostspieliger, auch weil die Flaschen dann eben offen sind. Whisky hat da ein bisschen das gleiche Imageproblem wie Tee: Die meisten Leute kennen eben die Billigausführungen (Beuteltee bzw. Jack Daniels Black etc.) und können sich somit eher nicht vorstellen, dass es da richtig gute, mit höchster Handwerkskunst hergestellte Dinge zu entdecken gibt. In Konflikt gerate ich hier sehr selten, denn die wenigsten Menschen lieben die filigranen Freuden guten Tees und gleichzeitig den intensiven Charakter hochprozentiger Whiskeys.  ;D

Oft jedoch ist ein Tee für 40€ gar nicht vonnöten. Es ist wirklich selten dass ich jemanden zu Gast habe der das so zu schätzen weiß, und dann auch noch konzentriert degustieren will. Soll der Tee nur als Begleiter dienen, während man sich unterhält, ist ein Tee für 10-20€ / 100g schon mehr als ausreichend, und dafür bekommt man ja schon so viele tolle Sachen. Meine Standards hier sind der Darjeeling Risheehat von TG, deren Lung Ching Bio oder der Dong Ding traditionell von Kwok Yin.

Trinkt man allein, so reduziert sich der Preis natürlich noch weiter. Und für die echt hohen Qualitäten brauche zumindest ich auch wirklich viel Zeit, weil ich auch alle Alltagshektik hinter mir lassen muss, um eine Achtsamkeit und Entspanntheit zu erreichen, die mir einen Aufmerksamkeitsgrad ermöglicht, der nötig ist um wirklich zu erfassen was solch ein Tee mir bieten kann.

Ein letzter Gedanke zum Thema „teuer“: Ich sehe ein wenig skeptisch auch die Tendenz, immer und immer bessere Qualitäten haben zu müssen. Habe das neulich bei einem Bekannten gesehen, der schon aus Prinzip keinen Wein mehr unter 30€ / Flasche kauft, was man ja analog auf 100g Tee übertragen könnte. Natürlich bekommt man für das Geld einen tollen Tee, und es ist leicht, einen 10€ - Tee dagegen langweilig zu finden. Andererseits ist das doch auch irgendwo wenig erfüllend, Genuss nur noch durch stetiges Übertreffen des Bekannten erlangen zu können, und EIGENTLICH BRÄUCHTE MAN gar keinen Tee über 10€, da man für das Geld schon so schöne Sachen bekommt. Nicht dass ich sagen will dass alles drüber sein Geld nicht wert sei, aber manchmal ist es doch auch schön, sich an was Gutem zu erfreuen und das Herausragende für besondere Momente zu reservieren. Auch beim Tee, wo die herausragenden Qualitäten relativ gut bezahlbar sind.

So, das ist jetzt etwas lang geworden. Ich bin gespannt wer das liest  ;)

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Hallo miig,

ja - ich habe tatsächlich alles gelesen ... und mag Dir in jedem einzelnen Punkt recht geben!

In letzter Zeit ertappe ich mich öfter mal dabei, dass ich wieder zu den 'bodenständigeren' Qualitäten greife, z.B. unsere Grünteekampagne aus Yunnan eher trinke als Kabusecha. Ist manchmal für mich richtig gut, dass ich nicht zu sehr abdrifte.

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Danke gero... freut mich sehr, von jemand so kundigem Zustimmung zu erhalten  :)

Ein bisschen geerdet zu bleiben ist wohl schon gut.. die Frage ist ja, gehts einem um den Tee an sich oder nur drum, etwas besonders erlesenes zu haben, sprich, zu konsumieren?

Wie sehr man sich dich in die letztere Richtung entwickelt, ist mir gestern klar geworden, als ich im Teeladen in Ulm war: Ich wusste noch dass der Phuguri wirklich toll war, aber exorbitant teuer.

Da sah ich verblüfft, dass der ja 'nur' 25€ / 100g kostet... vor ein paar Jahren war das Wahnsinn für mich, heutzutage ist es nur noch gehobene Preisklasse ...

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Sehr gelungener Beitrag, dem ich gerne beipflichte. Obwohl ich einige Feinheiten anders sehe. Einen guten Whisky kriegt man meiner Meinung nach bereits um die 30 Euro und Tees, die mich täglich zum Frühstück entzücken kosten in der Regel nicht mehr als 10 Euro.

Du sprichst einen sehr wichtigen Punkt an:

Und für die echt hohen Qualitäten brauche zumindest ich auch wirklich viel Zeit, weil ich auch alle Alltagshektik hinter mir lassen muss, um eine Achtsamkeit und Entspanntheit zu erreichen, die mir einen Aufmerksamkeitsgrad ermöglicht, der nötig ist um wirklich zu erfassen was solch ein Tee mir bieten kann.

So sehe ich das auch. Ich habe hier viele erlesene Tees, für die mir zur Zeit die Muße fehlt. Und da ich von diesen Tees keine großen Mengen habe, möchte ich sie auch nicht verschwenden. Deswegen spare ich mir diese Tees für eine stressfreiere Zeit auf.

Teuer ist ein Tee für mich dann, wenn der Mehrpreis nicht mit entsprechendem Mehr-Genuss korreliert.

Auch dieser Gedanke gefällt mir sehr. Jetzt wird es fast philosophisch, weil diese Grenze so subjektiv ist. Schließlich gibt es ja schon Leute, denen die angesprochenen 20 Euro/100g zu teuer erscheinen bzw. meinen, dass es den Geschmack nicht wert ist. Dagegen kann man natürlich noch mit einer simplen Rechnung argumentieren, wenn man damit zeigen kann, dass ein scheinbar teurer Tee in Wirklichkeit nicht teurer ist als andere Getränke, die man täglich konsumiert. Ab einem gewissen Preis geht die Rechnung dann aber nicht mehr auf.

Weichen wir zu diesem Beispiel auf Wein aus. Du schreibst, dass Du einen Kollegen hast, der nur noch in der Lage ist einen Wein in der Kategorie von 30 Euro zu genießen. Wenn man 10 Leute fragt, werden sicher 9 Leute diesen Preis als teuer empfinden. Mein Stief-Schwiegervater in spe ist Wein-Liebhaber, kauft aber mit Auge Schnäppchen die meist um die 10 Euro kosten. Er hat auch Weine, die über diese Preise hinausgehen, aber die hebt er für besondere Augenblicke auf. Die meisten seiner Weine schmecken mir ausgezeichnet. Wenn ich Wein kaufe, dann gebe ich nicht mehr 7 Euro aus. Der Wein deines Kollegen kostet also ca. viermal so viel wie meiner. Aber schmeckt er auch viermal besser?

Und das habe ich mit Tee auch schon erlebt. Der Unterschied zwischen einem 5 Euro und einem 20 Euro Tee ist sicherlich höher als zwischen einem 20 Euro und 40 Euro Tee. Zumindest ist das meine Erfahrung. Daher begnüge ich mich häufig mit den "günstigeren" Alternativen bis 30 Euro. Andererseits gebe ich den teureren Tees gerne eine Chance. Aber dann muss ich auch in der Lage sein kleine Mengen davon zu kaufen. Daher bin ich froh, dass Stéphane (25g) und der Hamburger Teespeicher (10g-30g) auch kleine Mengen von Top-Tees anbieten. Trotzdem trinke ich solche Tees mit Bedacht. Mein täglich Tee kostet wie oben beschrieben bis zu 10 Euro/100g, aber eher um die 7.

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Hallo Anima_Templi.



mir ist vor kurzem noch zu dem Thema Tabak eingefallen.


Ich habe hier einer Kubanischen Zigarrenrollerin beim herstellen einer Zigarre vom Anfang bis Ende zuschauen dürfen, die Firma hat ihren Sitz in Köln. Die ganze Zigarre besteht ja aus unterschiedlichen Blättern.


Beim auspacken meines neuesten Pu-Erh Bings von William ist mir wieder diese Erinnerung gekommen. Beides sind auf ihre Art kleine Handwerkliche Kunstwerke bei denen Versucht wird durch die Mischung von unterschiedlichen Blättern (Sorten?) einen guten Geschmack zu erreichen.


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Hallo Klaus,



Du sprichst da einen ganz entscheidenden Punkt an! Man kann unglaublich viele parallelen vom Tabak zum Tee ziehen! Auch wenn es sich vielleicht komisch anhört, weil Tabak ja nicht wirklich für seine gesundheitsförderlichen Eigenschaften bekannt ist! ^^



Die Mischungsvielfalt, bspw. bei Zigarren ist enorm! Und je variantenreicher ein Blend ist, umso vielschichtiger wird dann auch das Aroma!



Beides, Tee und Tabak sind wirklich tolle Genussprodukte! :)


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Ist eine Freundin von mir auch…allerdings mit 60 1/2. Es ist jetzt fast 6 Jahre her…und dennoch kommt es mir gerade vor, als wäre es erst kürzlich gewesen. Das Verrückte daran war: Sie war Nichtraucherin. Und auch sonst sehr gesundheitsbewußt. Gertenschlank, sportlich, ernährte sich überwiegend pflanzlich´. Selbstgebackenes Dinkelbrot, überhaupt sehr viel nach Hildegard von Bingen. Als wir den Haushalt aufgelöst haben, fanden wir Sachen wie Heilerde, Birkenwasser und noch so manches. Passivrauchen kam irgendwie auch nicht in Frage. Der Mann, von dem ich nicht weiß, ob er Raucher war, war schon in den frühen 90ern gestorben. Von Beruf war sie Krankengymnastin, da kommt man auch nicht viel mit Rauch in Verbindung. Da sie nicht den Bus benutzen mußte, wurde sie an Haltestellen nicht vollgequarzt. (Etwas, das mich persönlich sehr nervt.)


Manchmal ist Lungenkrebs ziemlich unerklärlich.


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