Moin zusammen!
Wenn in diesem Beitrag ein paar "m" fehlen mögen, liegt das entweder an einer neuen Macke meiner Tastatur, oder daran dass ich vor lauter schwärmerischen "mmmh" den Buchstaben schon aufgebraucht habe.
Es geht bei diesem Tee um meinen ersten Sheng, der in Melonenform gepresst ist und meine erste Bestellung von Chawangshop.
Kurzfassung:
Guter und typischer Vertreter alter Sheng, die weder zu feucht noch zu trocken gelagert wurden. Reichlich Kampfer/Minz-Frische aber schon nach 10 Aufgüssen erschöpft. Trotzdem super Preis/Leistungs-Verhältnis.
Langfassung:
(noch viel länger ist die englische Fassung auf no ObjectiviTEA, wenn Ihr mir die Eigenwerbung nachsehen mögt)
Die dunkelbraunen Blätter mit ein paar kupfergoldenen Knospen sind sehr fest gepresst - dazwischen auch ein paar wenige zarte Stängel, worauf ich bei der Tribut-Tee-Qualität (Gong Cha) gar nicht zu hoffen wagte. Der Duft der trockenen Blätter ist genau das, was ich von altem Sheng erwarte: antiker Apothekerschrank, wo der alte chinesische Kräuterhändler seine Kampfer-Vorräte drin aufbewahrt hat.
In der Tasse zeigt sich der Tee seine Alter entsprechend bräunlich - aber eigentlich würde man eine dunklere Farbe als auf dem Foto erwarten. Das liegt daran, dass ich den Tee inzwischen recht dünn dosiere. Beim ersten Versuch hatte ich ca. 5g auf 100ml - da hat der Tee mir fast die Schuhe ausgezogen. Nicht nur der Geschmack war intensiv, sondern auch das Kribbeln im Körper und das Gefühl, dass ich besser nicht Auto fahren sollte mit diesem dämlichen Dauergrinsen, welches mir der Teerausch verpasste.
Okay, inzwischen dosiere ich den Tee mit ca. 3g auf 100ml - will ich ja nicht zudröhnen. Auch in der milderen Dosierung kommen die Geschmackseindrücke deutlich raus - aber ganz unterschiedlich, ob ich mein Tonkännchen oder einen Porzellan-Gaiwan verwende.
Im Tonkännchen schmecke ich altes Leder und Spearmint / im Gaiwan sind es antikes Holz und Kampfer.
Was überhaupt nicht hervorkommt, sind Keller-Eindrücke. Die Jahre der feuchten Lagerung in Simao liegen lange genug zurück, dass keine Moder-Assoziationen aufkommen. Weder zu trocken (säuerlich-metallisch) noch zu feucht (Zombiekeller) gelagert - so mag ich alten Sheng!
Nach dem Schlucken sind Leder oder Holz gleich verschwunden und der Mund wird völlig dominiert von der minzigen Kühle und Frische. Dieses Gefühl wandert langsam den Hals runter bis in meine entzündeten Bronchien ... und während ich dem Gefühl so nachgehe, macht sich langsam eine späte Süße in meinem Mund breit.
Der Tee ist lecker, hat richtig Power und ist unglaublich günstig (rund 57€ für 500g plus Versandkosten), hat aber auch einen Nachteil: wenn man nur 3g pro 100ml nimmt und die Blätter durch die unheimlich feste Pressung so beschädigt sind, halten die Blätter nicht so vielen Aufgüssen stand. Ungefähr 10 gute Aufgüsse bekomme ich den Blättern entlockt - das ist weniger als bei einer üblichen Sheng Session für mich. Aber hey - bei dem Preis kann man echt nicht meckern!
Noch ein Kuriosum: Wenn man sich die gebrauchten Blätter ansieht, erkennt man zwei ganz unterschiedliche Arten von Rohtee (maocha), die in der Mischung gelandet sind. Da sind einerseits die typischen Blätter, welche in der Maochaherstellung zu länglichen Nadeln gedreht wurden ... aber zum Anderen sind da auch kugelig gedrehte Blätter, die deutlich dunkler sind und sich nicht ganz entfalten. Hoffentlich kann man das auf dem Foto richtig erkennen.
Gestern habe ich dann mit diesen Blättern auch mal ausprobiert, den letzten Rest auszukochen: click: