Tetsubin - mit Zitronen gehandelt?

  • Seit einer Woche bin ich stolzer Besitzer eines Tetsubins von Iwachu. Finanziell hat es leider nur zu einem Kessel aus der industriellen Fertigung der Firma gereicht (modernes Gussverfahren). Optisch gefällt er mir sehr gut:

    Ich dachte eigentlich, mich ausführlich erkundigt zu haben aber nach noch mehr Lesen bin ich inzwischen eher etwas verunsichert. Daher habe ich zwei Fragen an die Tetsubin-Benutzer unter Euch.

    Bei der Inbetriebnahme und Benutzung hielt und halte ich mich streng an die beiliegende Anleitung, die im Grunde dem Bekannten entspricht: nach Ankunft mehrmals mit Wasser befüllt, einige Zeit gekocht, Wasser gewechselt, wohl vier, fünf Male. Auch danach habe ich die Erste Füllung weggegossen, neu aufgekocht, dann erst den Tee aufgegossen (wird für die ersten zwei Wochen geraten). Zum Schluss Restwasser aufgekocht, Kessel durchgewärmt, Wasser gründlich abgiessen, Deckel ab: trocknen lassen. Ich habe sehr darauf geachtet, dass auch in der Tülle, etc. kein Wasser stehen bleibt. Innen sieht er nach einer Woche täglich mehrmaliger Benutzung zurzeit so aus:

    Ist das so normal oder doch ein bisschen viel Rost? Wenn ich mir den - offenbar ja auch gebrauchten - Tetsubin anschaue, den Akira Hojo in seinem Video zeigt, wird mir doch etwas mulmig...

    Das führt mich direkt zur zweiten Frage: er schreibt unter Punkt F. Non handmade cast-iron kettles , dass die industriell gegossenen nicht durch eine Art zweiten Brand über Holzkohle "aktiviert" werden, wie die handwerklich hergestellten Tetsubin und daher auch keine Veränderung (Verbesserung) des darin gekochten Wassers zu erwarten ist (The non hand-made kettle is not activated in charcoal fire and therefore it does not change the taste of water).

    Bedeutet das, dass ich geschmackstechnisch dann auch bei meinem Edelstahwasserkocher hätte bleiben können? Dann hätte ich in der Tat mit Zitronen gehandelt...

  • Hallo Manfred,

    meinst Du damit den Übergang zur Tülle? Das wirkt wahrscheinlich aufgrund der perspektivischen Verzerrung so gruselig: im oberen Bereich (quasi das Loch im Loch) schaust Du auf die Wand des vorderen, im Durchmesser schmaleren Teils der Tülle.

    Der Rost ist bisher oberflächlich - aber eben auch recht flächendeckend vorhanden.

    Umtausch dürfte schwierig werden, denke ich...

  • @Teetim das mit dem Rost ist völlig in Ordnung so - vor 5 Jahren sah einer meiner Tetsubins ähnlich aus: https://puerh.blog/teaware/arare-tetsubin-san-iwaodo Und ich kann dir sagen: hübscher ist er innen nicht geworden, funktioniert aber hervorragend 😅 BTW: mit den "Vorbereitungsmaßnahmen muss man es nicht übertreiben - ein paar mal auskochen reicht mMn. Und vielleicht noch zwei Tipps am Rande: 1. mach den Tetsubin nicht zu voll - maximal bis zur Tülle, so dass Dampf durch diese entweichen kann. Abgesehen von eine leichteren Handhabung entsteht so in der oberen Hälfte/Drittel weniger Rost 2. nach Benutzung einmal kurz in die Tülle gepustet, um Restwasser herauszublasen (falls vorhanden - je nach Tetsubin kann diese gewisse Biegungen oder Unebenheiten haben, welche einen kleinen Wasserrest relativ lange hält) und den leeren Tetsubin nochmals für ein paar Minuten auf die (ausgeschaltete) Kochplatte stellen, um die Restwärme zum trocknen nutzen (nur nicht darauf vergessen!). Dadurch kannst du die Rostentstehung gegenüber einer etwas längeren Trocknungsphase (insbesondere in der Tülle) etwas reduzieren

    Zu deiner zweiten Frage kann ich nicht wirklich etwas sagen, da ich keinen Tetsubin aus Massenproduktion nutze - aber wenn ich mir den zweiten Bulletpoint in Absatz F durchlese, vermute ich fast, dass Akira hier eher auf die Gusseisen-Teekannen abzielt - denn dann gibt es in der Tat keinen Effekt, aber eine so beschichtete Kanne ist in meinen Augen kein Tetsubin. Du kannst es ja ganz einfach testen: koche Wasser in deinem Tetsubin und probier es - vergleich das dann mit einem in einem Wasserkocher gekochten Wasser und du wirst Unterschiede feststellen können 😊

  • Hallo @doumer ,

    vielen Dank für die aufmunternden Worte!

    Was die Aussage zu industriemäßig hergestellten Tetsubin angeht, habe ich Akira Hojo anders verstanden: die Unterscheidung zwischen Tetsubin und Gussteekannen (mit Emaillierung) handelt er anderswo ab und den bei ersteren fehlenden Prozessschritt bei der Fertigung hochwertiger Tetsubin beschreibt er weiter oben auch ausführlicher. Inwieweit seine Schlußfolgerung zutrifft, scheint aber offen. Ich werde den von Dir vorgeschlagenen Test mit reinem Wasser mal durchführen: der könnte sogar blind funktionieren, wenn ich wen anderes bitte, zu helfen. Dann weiß ich vielleicht mehr.

    Davon abgesehen bestätigt mich Deine Zuversicht in der Entscheidung, erstmal abzuwarten und die weitere Entwicklung zu beobachten. Dabei werde ich Deine zusätzlichen Tips gern beherzigen (soweit möglich: ich habe einen Gasherd). Sollte der Rost überhand nehmen, bliebe ja noch, den Kessel mit Grüntee auszukochen.

    Vielleicht gönne ich mir den Spaß, den weiteren Verlauf hier mit Fotos zu dokumentieren. Ich bin aber unsicher, ob das außer mich jemanden interessiert 🤔.

  • Ich überlege auch mir über kurz oder lang einen Tetsubin anzuschaffen und habe dazu eine Zwischenfrage: Ab wo fangen denn hochwertige Tetsubin's an?

    Preislich hab ich mich mal umgeschaut und ab rund 500 gibt es schon handgefertigte, was immer das jetzt in der Preislage zu bedeuten hat.


    @Teetim würde mich sehr freuen wenn du hier weiter mit Fotos berichtest.

  • Quote

    vor 3 Stunden schrieb Teetim: OK, @Siebenschläfer, dann werde ich mal ungefähr wochenweise Fotos hier einstellen.

    Bei dem deutschen Händler, bei dem ich gekauft habe, gab es, wenn ich das richtig sehe, handwerklich hergestellte Tetsubin ab 630,- €.

    Und wie ist die Qualität im, ich sag mal, "unterem" Preissegment zu bewerten ist? Oder lohnt es sich lieber etwas mehr zu investieren?

    @doumer hast du da Erfahrung?

  • @Siebenschläfer was definierst du denn als unteres Preissegment? Wie gesagt mit ganz günstigen Teilen hab ich keine Erfahrung aber von 400 - 1000€ (NICHT DE Preise) kann ich sagen dass alles gut funktioniert. Wenn du dich im Bereich von 500-600€ bewegst bekommst du (bei einem vernünftigen Händler) ein super Tetsubin - teurer wird es i.d.R durch drei Faktoren:

    1. Berühmter Künstler/Workshop

    2. Spezielle Eigenschaften wie sehr leicht, besondere Oberfläche/Design

    3. Alter

    Alle drei bringen dir nicht wirklich etwas hinsichtlich Geschmack (lediglich leichtere Tetsubins haben einen Vorteil in punkto Handling) - daher halte ich es hier wir bei Yixing-Kännchen: es zählt primär die Ton-Qualität, alles andere ist optional. Im Bezug auf den Tetsubin bedeutet das natürlich dass das Eisen innen und die Urushi-Pfropfen (falls vorhanden, das ist aber nochmals ein ganz anderes Thema) von guter Qualität sind - und bei der Preisrange sollte das bei einem ordentlichen Händler der Fall sein.

    Wichtig ist noch, dass es hier Unterschiede beim Innenleben gibt: manche sind völlig schwarz und umgeschichtet, manche haben eine leichte Urushi-Beschichtung (welche die Rost-Bildung reduziert aber nicht verhindert - keine Ahnung was die neuen preiswerten bei prSK sind) - und jeder Tetsubin schmeckt anders 😊

  • Quote

    vor 3 Stunden schrieb Paul: @Teetim gib mal bei Suche: Tesubin ein

    Informationen ohne Ende. So muß man nicht alles wieder durchkauen /emoticons/wink@2x.png 2x" title=";)" width="20" />

    Das habe ich getan. Leider erst nach meinem Kauf. Was daran lag, dass ich das Forum da leider noch nicht kannte. Und das Lesen hier ist der Grund für diesen Faden, bei dem es ursprünglich nicht um Tetsubin allgemein oder eine Kaufberatung, sondern um den Zustand eben meines Industrieware-Tetsubin geht 😉.

    Oder meintest Du Siebenschläfer 🤔?

    Quote

    vor 4 Stunden schrieb Siebenschläfer: Und wie ist die Qualität im, ich sag mal, "unterem" Preissegment zu bewerten ist? Oder lohnt es sich lieber etwas mehr zu investieren?

    @doumer hast du da Erfahrung?

    Wenn ich mich, wie von @Paul ja im Grunde richtigerweise eingefordert, vor dem Kauf hier eingelesen hätte, hätte ich den Kauf aufgeschoben und noch eine Weile gespart.

    Wenn mehr als die ca. 350,- €, die ich nun auch schon auf den Tisch legen musste, absolut nicht drin sind, würde ich auch einen industriell produzierten Kessel eines namhaften japanischen Herstellers kaufen: selbst wenn der Einfluss auf den Geschmack vielleicht noch geringer ist, als bei einem handwerklich hergestellten Stück, ist es immer noch ein wirklich schöner und funktionaler Wasserkessel (wenn man sowas mag), der ganz leise vor sich hin klingelt, wenn das Wasser darin simmert: ich finde das bei der Teebereitung auch mit meinem Massenwarekessel wesentlich schöner, als mit einem modernen Wasserkocher.

    Bleibt die Frage nach der Entwicklung über eine längere Zeit: das wird sich weisen.

  • Also meine Erfahrung mit dem Forum und Themen ist leider mehr schneidig. Wenn ich etwas recherchiere komme ich doch öfter mal an den Punkt, wo plötzlich alle Fahnen in eine andere Richtung wehen, wo sie zuvor noch eine Tendenz hatten und umgekehrt. Es ist meiner Meinung nach nie verkehrt nach einem aktuellen Meinungsbild zu fragen.

  • Quote

    Am 16.8.2022 um 21:13 schrieb Teetim: Finanziell hat es leider nur zu einem Kessel aus der industriellen Fertigung der Firma gereicht (modernes Gussverfahren).

    Man kann Menschen, welche eine Passion verfolgen, nur raten, für ebendiese gutes Handwerkszeug anzuschaffen.

    Du hast 350€ für einen industriell gefertigten Tetsubin bezahlt und "relativierst" den Nutzen von diesem bereits in deinem ersten Post.

    Da es, wie schon erwähnt, handgefertigte gute! bereits im Bereich 500-600€ gibt, verstehe ich nicht, warum Du nicht noch ein Weilchen länger gespart hast und Dir einen solchen gegönnt hast. Dieses Kaufverhalten sieht man übrigens überall, nicht nur im Forum. Klar, 150€ sind viel Geld, aber doch kein so großer Unterschied, dass sich ein handgefertigter in unerschwinglichen Höhen befinden würde.

    Ich hoffe, Du kannst Dich dauerhaft über Deine Tetsubin freuen. Und gib nicht so viel auf Hojo, der will auch nur seine Satetsu,Tetsus verkaufen... 🙄

    And in the end, the love you take is equal to the love you make.

  • Quote

    vor 1 Stunde schrieb Anima_Templi: Da es, wie schon erwähnt, handgefertigte gute! bereits im Bereich 500-600€ gibt, verstehe ich nicht, warum Du nicht noch ein Weilchen länger gespart hast und Dir einen solchen gegönnt hast.

    Weil ich es (s.o.) zu dem Zeitpunkt noch nicht besser wusste und der Preisunterschied zu dem handwerklich gefertigten, der mir gefallen hätte, in dem einzigen Shop, der mir seriös erschien, noch deutlich größer war. Von der Möglichkeit eines Kaufs zB in Tschechien hätte ich nicht zu träumen gewagt.

    Die gute Nachricht ist: das darin zubereitete Wasser schmeckt tatsächlich anders, als das im Wasserkocher zubereitete. Letzteres hat ein etwas stumpferes Mundgefühl das aus dem Tetsubin fühlt sich - zu meiner Überraschung - spürbar weicher an und ist auch etwas süßer. Ob das am Material liegt oder schlicht daran, dass das Wasser im Tetsubin etwas länger gekocht hat (Zeiten konnte ich nicht ganz angleichen, ohne den Wasserkocher zu mißbrauchen), wage ich nicht zu beurteilen.

  • Hallo @Teetim, willkommen im Forum.

    Du hast einen schönen Tetsubin, der dir lange Freude bereiten wird. Ich würd sagen, mach dir nicht zu viele Gedanken. Das ist auch so ein Effekt, dass man immer aufs bessere schielt /emoticons/smile@2x.png 2x" title=":)" width="20" />

    Wie schon gesagt wurde, dieser oberflächliche Rost ist nicht so schlimm, solange der Kessel nicht lange feucht rumsteht, passiert nicht viel. Es gibt auch die Methode, mit Grüntee auszukochen, was den Rost deaktivert. Du musst das nicht machen, aber es ist eine Option, die womöglich die Nerven beruhigt /emoticons/smile@2x.png 2x" title=":)" width="20" /> Der Rost wird dann eine dunklere Farbe annehmen.

    https://oitomi.com/blogs/articles…ast-iron-kettle

    Ich mach das ab und zu, auch wenn ich deutlich weniger Tee verwende.

  • Quote

    vor 4 Stunden schrieb Anima_Templi: Du hast 350€ für einen industriell gefertigten Tetsubin bezahlt und "relativierst" den Nutzen von diesem bereits in deinem ersten Post.

    Da es, wie schon erwähnt, handgefertigte gute! bereits im Bereich 500-600€ gibt, verstehe ich nicht, warum Du nicht noch ein Weilchen länger gespart hast und Dir einen solchen gegönnt hast. Dieses Kaufverhalten sieht man übrigens überall, nicht nur im Forum. Klar, 150€ sind viel Geld, aber doch kein so großer Unterschied, dass sich ein handgefertigter in unerschwinglichen Höhen befinden würde.

    Aber: geschmacklich in Bezug auf die Auswirkung auf das Wasser / den Tee ist der Unterschied, ob handgefertigt oder nicht, irrelevant.

    Wie doumer sagte:

    Quote

    vor 19 Stunden schrieb doumer: bringen dir nicht wirklich etwas hinsichtlich Geschmack (lediglich leichtere Tetsubins haben einen Vorteil in punkto Handling)

    PS: Bei Yixing ist das hingegen eine andere Angelegenheit! Dort kann man bei Künstlerkannen auch von der Auswirkung auf den Tee her spürbar besseren Ton kriegen.

  • Quote

    vor 1 Minute schrieb GoldenTurtle: Aber: geschmacklich in Bezug auf die Auswirkung auf das Wasser / den Tee ist der Unterschied, ob handgefertigt oder nicht, irrelevant.

    Laut Hojo ja eben nicht!

    Und, wie doumer ebenso sagte, jede Tetsubin schmeckt anders und Recht hat er!

    And in the end, the love you take is equal to the love you make.

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