Cake / Ziegel selbst pressen?

  • Hallo zusammen,


    Ich habe hier relativ große Mengen an Mao Cha und Bruch von Sheng und Shu Pu Erh.


    Rein aus Spaß an der Freude (und aus Platzgründen) überlege ich, den Tee selbst zu pressen. Jetzt die Frage: Gibt es außer mir auch andere Verrückte, die das mit Ihrem Tee versucht haben? Hat jemant Tips, welche Anfängerfehler zu umgehen wären?

    Das grobe Prozedere ist mir ungefähr klar. Den Tee dämpfen, in ein Baumwolltuch /Säckchen spannen, pressen und gut trocknen.

    Soll der Tee vom Wasserdampf nur so lange erfasst werden, bis er sich leicht verformen lässt oder soll der Tee schon ziemlich elastisch werden? Wie lange dämpft man in etwa vor Ort? Gibt es eine ungefähre Richtlinie / Faustregel, wie lange der Tee danach trocknen soll? (Den Restfeuchtegehalt der Blätter kann ich ja schlecht nachmessen.

    Werden die Ziegel direkt in der Sonne getrocknet oder lieber überdacht? Ich meine, ich habe beides schon gesehen, habe aber eher Sorgen, dass ich den Tee im direkten Sonnenlicht kille. Wäre theoretisch ein Dörrautomat eine Idee oder wird das dann zu furztrocken?

    Was könnte man im Anschluss zum einpacken nehmen? Irgendwelche Tips für lebensmittelechtes Papier?


    Ja, bisschen viel auf einmal, aber vielleicht sammelt sich ja über die Zeit eine Menge nützliches Schwarmwissen an:)

  • Ja, ich kenne zwei Personen aus der Tee Community die haben das mit dem 2021 Mengku Da Shu von KTM erst kürzlich gemacht haben und das Ergebnis sah richtig gut aus.


    Hier ein paar Punkte zu beachten (laut diesen Personen):

    • Dampfsocke aus alten T-Shirts selbst machen, nähen
    • Dampfsocke 30cm und 15cm um ein möglichst kleines Binghole zu haben
    • 18cm Durchmesser Kuchenring (Form) aus Metall
    • Tee loose im Ring verteilen damit es gleichmäßig bleibt
    • über dem Top gedämpft bis die oberste Schicht der Teeblätter nicht mehr brüchig sind und dann 10 Sekunden mehr
    • Dann mithilfe des Körpergewichtes auf einem Stuhl (mit flachem Stempel) auf den Bing pressen
    • Wurde für 100g Tee angewendet

    Leider kann ich jetzt hier nicht ohne Erlaubnisse Bilder posten, aber für ganz Interessierte gibt es auf dem discord des communitea servers (will jetzt nichts bewerben, deswegen bei Interesse einfach PM an mich für den Link) sehr schöne Bilder und Beschreibungen von den Usern Joa und Ducktor.

    Getrocknet wurde bei Raumluft im Zimmer laut deren Berichte. Die Blätter waren auch nicht allzu feucht. Es war vielleicht eine Minute, die insgesamt gedämpft wurde.

    Bezüglich des Sonnentrocknens, da würde ich davon abraten. Gerade bei Puer kann man das als suan 酸 wiedererkennen. Dann ist der Tee sauer und oft auch einfach nur dünn und texturlos. Oder es schmeckt "sonnig" also irgendwie etwas nach Ozon, das wäre dann tai yang wei 太阳味.

    Als Wrapper wird traditionell Maulbeerbaumpapier benutzt. Hab aber auch Leute gesehen, die einfach Reispapier genommen haben, andere nehmen normale Mylarbags oder eben halt alte Wrapper von anderen Cakes. Die kommen ja heutzutage auch gerne mit 2 Wrappern.

  • Quote

    Am 10.7.2024 um 17:50 schrieb Luigi: Jetzt die Frage: Gibt es außer mir auch andere Verrückte, die das mit Ihrem Tee versucht haben?

    Ich:

    Der Panda empfiehlt Sonne Trocknung. Ich glaube Yu handhabt es auch so. Bei Trocknung in der Wohnung riskiert du Schimmel. Zumindest in Deutschland. Im Yunnan ist es zur Pu-Erh Haupt-Produktionszeit um die 40°C. Da kann man dann auch ohne Sonne gut trocknen.

  • Quote

    vor 2 Stunden schrieb Ygdrasil:

    • Dampfsocke aus alten T-Shirts selbst machen, nähen
    • Dampfsocke 30cm und 15cm um ein möglichst kleines Binghole zu haben
    • 18cm Durchmesser Kuchenring (Form) aus Metall
    • Tee loose im Ring verteilen damit es gleichmäßig bleibt
    • über dem Top gedämpft bis die oberste Schicht der Teeblätter nicht mehr brüchig sind und dann 10 Sekunden mehr
    • Dann mithilfe des Körpergewichtes auf einem Stuhl (mit flachem Stempel) auf den Bing pressen
    • Wurde für 100g Tee angewendet

    Die Maße 30 und 15 cm kann ich nicht richtig einordnen, Aber wenn 100 g Tee auf einen Durchmesser von 18 cm, also 254 cm^2 verteilt werden, dann wird das ein sehr dünner Bing

  • Quote

    2 minutes ago, Manfred said: Die Maße 30 und 15 cm kann ich nicht richtig einordnen, Aber wenn 100 g Tee auf einen Durchmesser von 18 cm, also 254 cm^2 verteilt werden, dann wird das ein sehr dünner Bing

    Das ist eine Dämpfsocke. Ein Beutel aus Stoff, welcher klassisch eingewickelt wird. Die Länge der Socke ergibt dabei die Größe des „Knotens“ und demnach die Größe des Bingholes.

    Also 30cm Länge muss halt mehr eingewickelt werden als mit 15cm Länge.

    Bezüglich der 100g: Danke für deinen Einwand. In der Tat wurden mit 100g lediglich getestet und der eigentliche bing waren mehr. Wurde aber nicht gesagt wie viel. Ich schätze zwischen 200 und 300g. Ich hab das schnell nochmal nachgelesen. Der Bing sieht aber normal dick aus auf den Bildern.

    Hab das bloß auf der Arbeit gerade mal schnell übernommen, da mir das Thema noch im Kopf schwirrte und ich wusste, dass jemand das erst kürzlich gemacht hat.

    Des Weiteren kann man ja die Maße anpassen.

    Vermerkt sei nochmal: ich gebe nur das weiter, was ich gelesen habe. Das sind keine eigenen Erfahrungsberichte. Wollte jedoch das Thema nicht unkommentiert lassen, obwohl es evtl. nützlich sein könnte.

    Die originalen Erfahrungsberichte sind aber schön bebildert. Wie gesagt, jeder der Interesse hat sei nochmal auf den CommuniTea Discord eingeladen. Dort gibt es alles detailliert und internationale Erfahrungsberichte zu allen Themen. Damit bin ich für Interessenten dieses Themas nur zur Vernetzung da.

    Danke.

  • @Ygdrasil @Diz

    Danke für die Tipps:) ich denke, das Einfachste wird es sein, einen Ziegel anstelle von Cakes zu formen. Habe mir dafür diese Tofupresse bestellt.

    Werde die Presse dafür mit einem Baumwolltuch auskleiden, den Tee reinfüllen, einfalten und dann pressen:)

    In nächster Zeit wird es hier nicht besonders Sonnig. Klnnte dann ein Dörrautomat Sinn ergeben?


  • @LuigiKann die Presse dann überhaupt genügend Kraft ausüben? Ich vergleiche es mit dem Bild von @Diz, wo doch sein ganzes Gewicht plus das Gewicht des Steins auf den Bing drücken. Die Tofupresse scheint mir für viel geringere Kräfte ausgelegt zu sein.

  • Quote

    vor 5 Stunden schrieb Luigi: Klnnte dann ein Dörrautomat Sinn ergeben?

    Wenn er kühl genug einstellbar ist, kann man das bestimmt versuchen. Hast ja von Diz einen Richtwert von ca 40°, sollte ein Backofen auch schaffen.

  • Quote

    Am 12.7.2024 um 14:07 schrieb Manfred: Die Tofupresse scheint mir für viel geringere Kräfte ausgelegt zu sein.

    jep, da hattest du recht. Das hat nicht gut funktioniert. Die presse habe ich aber nicht ganz umsonst gekauft, da ich die Form trotzdem gut nutzen konnte. Habe dann in der Form mit einem Glücklicherweise exakt passenden Stein und vielen Hantelscheiben gepresst. Das Ergebnis kann sich für einen Erstversuch sehen lassen. Bilder Folgen heute Abend:)

  • Quote

    Am 12.7.2024 um 19:23 schrieb Cel: Dörrautomat

    Hab einen ganz billigen und der schafft minimal ca. 57°C. Ob die Luftzirkulation durch den Lüfter aber wirklich so zuträglich ist hab ich noch nicht final herausgefunden. Mir ist nur aufgefallen, dass ich im Ofen (Ober/ Unterhitze) höher und länger backen konnte, als in der Heißluftfriteuse/ Dörrautomat (beide Arbeiten mit Hitze von oben und Lüfter) bis der Geschmack nachlässt/ weg ist.

  • Quote

    Am 12.7.2024 um 18:02 schrieb Luigi: Klnnte dann ein Dörrautomat Sinn ergeben?

    Ja, sofern Sonnentrocknung nicht möglich ist wird meines Wissens nach auch in Yunnan zu Heißluft gegriffen. Oder halt pauschal in großindustriellen Produktionen.

    Quote

    Am 12.7.2024 um 13:52 schrieb Ygdrasil: 2021 Mengku Da Shu von KTM erst kürzlich gemacht haben

    Haha, daran habe ich auch gedacht!

    Quote

    Am 12.7.2024 um 13:52 schrieb Ygdrasil: sehr schöne Bilder und Beschreibungen von den Usern Joa und Ducktor

    Kannst du gerne hier posten, sofern ich das verstanden habe, ist zu Referenzzwecken erlaubt.

    Dieser Thread hat mich jetzt auch motiviert, aber werde noch bis zum Ende des Monsuns warten, denn ab dann ist (Sonnen)Trocknung wieder möglich.

    @Diz könntest du bezüglich der Sonnentrocknung aufklären wie viel dabei möglich ist, denn dass das leicht schädlich sein kann -wie @Ygdrasil beschreibt- wundert mich.

  • So, um das Thema abzurunden folgt nun der Zweitversuch mit mehr Details.

    Vorab: Ich habe den Prozess modifiziert und das Ergebnis halte ich für fast perfekt.

    Beim verwendeten Mao Cha handelt es sich um den Edmons Mao Cha von TeeGschwendner der vor ca. 2 Jahren erhältlich war (Erntejahr 2021). Es wurden 200g davon benutzt.


    • Schritt 1: Den Tee Dämpfen.

    Dafür habe ich, wie auf dem Bild zu sehen einen großen Sieb genommen, der fast genau auf den verwendeten Topf passt. Da er nur fast genau gepasst hat, ist auch viel Wasserdampf nach außen gedrungen. Deshalb hat der Dampf das Blat nicht effektiv erreicht. Um das auszugleichen, habe ich für etwa eine Minute den Deckel des Topfes über den Tee gestülpt.

    Nach etwa 3 Minuten Dämpfen (Der Deckel war nicht die Ganzen 3 Minuten über dem Tee) folgt das Pressen


    • Schritt 2: Das Pressen

    Hier habe ich im gegensatz zum Erstversuch etwas modifiziert. im Erstversuch hatte ich die Form (in diesem Fall eine Tofupresse aus Edelstahl) mit einem Baumwolltuch ausgelegt. Das hat jedoch dazu geführt, dass der Ziegel unförmig wurde und an den Rändern bröselig wurde, da sich der Druck nicht gleichmäßig verteilen konnte. Auch hatte ich im Erstversuch zum Pressen ein Holzelement zwischen Stein und Tee gelegt das jedoch noch etwas Spiel zuließ. Dies hat ebenfalls zur fehlenden Förmigkeit beigetragen.

    Hier habe ich ein exakteres Holzelement zusammengesägt, das relativ genau mit der Form abschließt.

    Die Form hat einen Standfuß. Damit dieser nicht unter dem Druck des Gewichtes zusammenbricht, habe ich einen gut abschließenden Stein unter die Form gelegt.

    Als Gewicht habe ich Hantelscheiben benutzt, die insgesamt etwa 30 kg wiegen. zusätzlich habe ich mich zeitweise (vor allem am Anfang) selbst darauf gestellt. Insgesamt lasteten also zeitweise 100 kg auf dem Tee. (Ob das tatsächlich hätte sein müssen, weiß ich nicht, jedoch wollte ich auf Nummer Sicher gehen.

    Insgesamt wurde für 15 Minuten gepresst.


    • Schritt 3: Das Trocknen

    Nachdem das Gewicht heruntergenommen wurde, verbleibt der Tee noch ein paar Minuten in der Form. Dann wird er herausgenommen und getrocknet. Ich habe mich dafür entschieden, den Tee im Freien, jedoch nicht im direkten Sonnenlicht zu trocknen. Jetzt im Sommer erreicht unsere Terasse sehr hohe Temperaturen, da die Wellblechüberdachung die Hitze der Sonne verstärkt.

    Zum Trocknen habe ich den Tee dort unter ein erhöhtes Gitter gestellt, über das ein dünnes Baumwolltuch ausgelegt ist. Das lasse ich bis heute abend so.


    Die Bilder bekomme ich nicht alle in den selben Beitrag, darum poste ich hier die erste Hälfte und im Anschluss die Zweite

    Hier der Nachtrag. Zu sehen ist die Pressung und der fertige Tee

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