Moin zusammen!
Gestern habe ich ein Testpaket mit verschiedenen Pu-Erh Proben bekommen und gleich die erste Verkostung gemacht.
Falls Ihr Euch auch für Pu-Erh interssiert, mögt Ihr vielleicht meine Verkostungsnotizen lesen. Aber Achtung: meine Notizen sind nicht nur sehr lang, sondern auch sehr subjektiv. Meine Beschreibungen von Düften und Geschmack sind spontane Momentaufnahmen, die per Assoziationen und Analogien versuchen, meine Empfindung auszudrücken. Bei Verkostungen mit Kollegen habe ich erfahren, dass jeder jeden Tee anders erlebt. Wenn Ihr diesen Tee auch kennt, fände ich es spannend zu lesen, wie Ihr ihn erlebt habt.
Genug der Vorrede, hoch die Tassen!
[size=14]Yichang Hao Yiwu Wild Arbor Bing Cha 2000[/size]
Quelle: TeaHouse (click führt direkt zum Produkt)
Probe von 5g, zubereitet in 100ml Yixing-Kännchen
1 Spülung vorab
12 Aufgüsse, anfangs wenige Sekunden mit kochendem Wasser, später längere Aufgüsse mit 90°C heißem Wasser, die letzten 2 Aufgüsse lang und mit kochendem Wasser
Vorab der Hinweis: dies ist mein aller erster Sheng (=roher) Pu-Erh. Ich habe also keinen Vergleichsmaßstab, nur die reine Theorie.
Trockenes Blatt
Wenig Kompression, intakte Blätter, sehr tippy.
Dunkelbraun bis silbrig-olivgrün. Tips von Silber bis Gold.
Duft in der Tüte: Trüffelpralinen mit etwas Steinpilz. Aber auch Trockenpflaume und schwarze Johannisbeeren.
Duft im vorgewärmten Kännchen: der Duft wird natürlich intensiver, verändert sich aber auch leicht – jetzt eher wie Pflaume in Madeira, Kirsche und Champignons.
Infusion (also feuchtes Blatt)
Duft nach der Spülung wie zu heiß gebrühte Bancha-Blätter – erinnerte mich an meine allerersten Grünteeversuche (nostalgisch verklärt). Wenig Fruchtduft, eher Gemüse (eingelegte Wachsbohnen?).
Aussehen nach 12. Aufguss: sehr gemischt, wie ein Gemisch zweier unterschiedlicher Blattsorten. Zum einen mit stark hervortretenden Adern und schwacher Zähnung – zum anderen mit dünnen Äderchen aber stark gezackter Zähnung.
1. Aufguss
Duft fast ohne Frucht- oder Gemüsenoten – dafür archaischer Teeduft.
In der Tasse dunkel rotbraun ohne jegliche Trübung. Erinnert an sehr gute Wuyitees.
Geschmack: KAWUMM!!! /emoticons/ohmy@2x.png 2x" width="20" height="20" data-src="/emoticons/default_ohmy.png"> die volle Dröhnung. Selbst 50:50 mit Wasser verdünnt noch super intensiv. Leichte Ahnung von Frucht und Süße, aber dominierend TEE (damit meine ich den einen Charakter, der alle Tees von Darjeeling über Ceylon bis Bancha eint). Noch nie hatte ich diese sonst im Hintergrund rumdümpelnde Eigenschaft so deutlich als Hauptcharakteristikum. Abgekühlt war der Tee dann etwas süßer.
Duft der leeren Tasse erinnert etwas an Kuhstall.
Wirkung: Flash! Diverse Blogger schreiben von chaqi, einer dem Tee innewohnenden Kraft, die mehr ist als die reine Teein-Wirkung. Das habe ich bisher für esoterischen Hokuspokus gehalten – aber die Wirkung des Pu-Erh war deutlich mehr als nur anregend: euphorisierend, berauschend. In den letzten Aufgüssen war der Tee eher beruhigend und machte mich träumerisch.
4. Aufguss
Etwas heller in der Tasse. Geschmack erinnert jetzt an den Geschmack wie der aromatisierte Grüntee „Japanische Kirsche“ vor Jahrzehnten schmeckte: herber Bancha und ein Hauch von Kirschblütenaroma.
6. Aufguss
Duft von nicht aromatisiertem Pfeifentabak (Burley).
10. Aufguss
Plötzlich nicht nur schwach sondern auch ganz anderer Geschmack: wie stark verwässerter Assam mit etwas Zucker.
12. Aufguss
Mit 5 Minuten Ziehzeit kommt noch etwas Geschmack und die inzwischen entspannende Wirkung. Aber es ist spät und ich muss Schluss machen.
Fazit:
Da kann man noch soviel über gealterte Shengs lesen – die Inhalte zu der Theorie tatsächlich zu erleben war für mich eine sehr angenehme Überraschung. Endlich habe ich MarshalN verstanden, der schreibt, dass für ihn bei Pu-Erh nicht Geschmack sondern Charakter das Entscheidende ist.
Das Licht und meine grottigen Fotografierkünste haben leider keine Bilder von der gestrigen Verkostung zugelassen. Wenn Interesse besteht, möchte ich bei zukünftigen Verkostungsnotizen auch Bilder dazu einstellen.
Leckere Tassenfüllungen wünscht Euch allen
geroha