In meinem persönlichem Fall hat sich viel seit den ersten Gehversuchen vor gut 2 Jahren mit Sencha & Co getan. Nicht nur das sich mein Tee-Spektrum auf so ziemlich alles was Qualität hat, ausgedehnt hat, sind auch meine Methoden in der Zubereitung immer mehr in ein Zen-Stadium wie ich es nenne oder sagen wird Bauchgefühl übergegangen.
Am Anfang durfte bei mir nichts heißer als 70° sein, meist bewegte sich mein Hitze-Level zwischen 50-max.75°. Beim Gewicht des Blattes hingegen hat sich recht wenig seither verändert. Sencha bewegen sich nun meist immer im 70iger Bereich, während alle anderen Teesorten mit kochendem Wasser aufgesetzt werden, außer ein paar wenige Weiße oder Grün Chinesische Ausnahmen mit 80°.
Doch viel wichtiger als die Menge und die Grade, ist die Zeit und ein Uhr-loses Gefühl bei mir geworden. Früher hielt ich mich immer nach Plan, was soviel bedeutet wie, wenn dort stand 1 Minute, dann legte ich mein Verhalten in diesem Rahmen an, meist eher etwas darunter, sagen wir 45-50 Sekunden. Waren es zwei Minuten, dann legte ich das Ausgießen bei 90 Sekunden an. Denn ich hatte die Erfahrung gemacht, dass diese "westlichen Ziehzeiten" meist zu Hoch berechnet sind. Zum Beispiel würde ich einen Baozhong niemals bei 3-5 Minuten ziehen lassen, das viele mir im Traum nicht ein. 2 Minuten ohne Waschen wäre das Maximum. Doch auf diese Dinge kommt man erst durch die Erfahrung.
Und nun sind wir schon beim richtigen nächsten Schritt und Punkt angelangt "WASCHGANG" und somit Gongfu-Style. Ich muss gestehen das ich seit dem ich immer tiefer in die Chinatee-Thematik eingetaucht bin ein wahrer Verfechter jener Technik geworden bin un dies nun schon seit gut über einem halben Jahr. Außer einige wenige sehr grüne Taiwan Oolongs, grüne Chinesen und natürlich grüne Japaner bereite ich alles im Gongfu style zu.
Doch auch hier hat sich viel getan und da ist mir auch mit der Zeit etwas besonderes aufgefallen. Denn seit gut 2 Monaten nutze ich in diesem Zusammenhang keine Stoppuhr mehr. Früher setzte ich mir immer die Countdown nach dem ersten Rinse (Waschgang) auf 20,30, 40, 50 Sekunden und so weiter. Doch irgendwann merkte ich dass mir etwas beim Tee fehlte, vielleicht war es Einbildung, aber ist stellte fest dass die Freude und die Harmonie fehlte. Zwar schmeckte mir der Tee XY, aber in meiner Erinnerung hatte ich ein anderes Bild von ihm und ich kam zuerst nicht darauf warum sich dieses geschmackliche Bild verändert hat. Doch dann lies ich eines Tages die Uhr beiseite und ging nach meinem Gefühl, denn Erfahrung hatte ich im Laufe der Zeit schon reichlich gesammelt, also warum nicht.
Hier entwickelte ich eine eigene Technik die ich mit euch teilen möchte. Eine kleine Zeremonie an sich. Zuerst nehme ich nur noch Lauretana Wasser und nichts anderes mehr, da ich nun wirklich gemerkt habe, dass Wiener Wasser nicht das Gelbe vom Ei ist.
Dieses koche ich dann auch. Sprudelt der offene Kessel, nehme ich meine Yixing Kanne zur Hand, nehme den Deckel ab und tauche die gesamte Kanne in den kochenden Topf ein, sodass sich diese Kanne mit dem Wasser fühlt. Nun setze ich den Deckel wieder auf die Kanne und diese stelle ich in ihrem Dampfe neben die Teeschalen. Diese befühle ich dann mit dem Wasser aus der Kanne (wärme diese auf). Einzig und alleine eine Waage ist bei mir immer noch in Benutzung, auf diese will ich dann doch nicht verzichten. Meist liegt mein Maß bei allen Dingen auf 5-7g per 150-200ml (größere Kannen nutze ich kaum noch). Nun fühle ich diese Menge in die vorgewärmte Kanne ein, nehme eine der zwei Schalen zur Hand die mit dem Wasser aus Kanne befüllt sind und leere dies in die Kanne und somit über die Blätter darin. Nun entleere ich den Inhalt der zweiten Tasse wieder in den Wasserkessel zurück. Das Wasser darin dürfte nun eine Temperatur bei ca. 90° haben. Für 10 Sekunden etwa schwenke ich die Kanne mit dem Wasser aus einer Schale hin und her, in kreisförmigen Bewegungen, meist im Uhrzeigersinn, je nach Gefühl und leere nach dieser Zeit den Inhalt in die Schalen ein, dies wieder in Spiral / Kreisförmigen Bewegungen.
Nun entleere ich den Inhalt der Tassen in den Abfluss. Das 90° heiße Wasser leere ich nun in kreisförmigen Bewegungen in die Kanne ein bis es nahe dem Deckelrand kommt. Dies tue ich deshalb damit alle Blätter aufgewirbelt werden. Nun kommt der entscheidende Teil. Früher nahm ich hier eine Stoppuhr zur Hand und lies die Kanne still wartend 20 Sekunden verharren, bis ich sie in abwechselnden Bewegungen auf beide Tassen aufteilte. Doch nun nehme ich die Kanne in die Hand, halte sie am Henkel und schwenke sich hin und her, dann in kreisförmigen Bewegungen und auch ab und zu nach oben und unten, ebenfalls in einer leicht ovalen Bewegung, dass tue ich deshalb, damit so empfinde ich das, dass Blattwerk angeregt wird und durchgewirbelt wird, damit sich nicht ein Teil unten ansetzt, während andere Nuancen am Spiegel oben sich ansetzen. Somit wird alles durchgewirbelt, auf sanfte Art und Weise, mit viel Gefühl, Ruhe und der inneren Uhr. Ich kann es nur schätzen, aber dieser gesamte Vorgang wird nicht länger dauern, vom Eingießen bis zum Abgießen, als max. 15-25 Sekunden. Aber Zeit ist hier nicht wichtig, es geht viel mehr um das innere Bauch-Tee-Gefühl /emoticons/wink@2x.png 2x" width="20" height="20" data-src="/emoticons/default_wink.png">
Ich konnte seit dem feststellen, dass mir jeder Tee um ein vielfaches besser mundete, selbst Sorten die zuvor eher nicht so massiv in Erscheinung getreten waren, entfalteten sich nun in einem weit klareren und dichteren Bild der Nuancen.
So hat sich zu mindestens mein Tee-Verhalten verändert und wie sieht es bei euch aus /emoticons/biggrin@2x.png 2x" width="20" height="20" data-src="/emoticons/default_biggrin.png">?