Heute kam eine Gratisprobe von Onkel Chris in die Tasse: der 2002er Bangwai von 6FTM
Angeregt durch Pauls Verkostungsbeschreibung des Fengqing Lushi von 6FTM habe ich den Tee parallel in 2 Versionen zubereitet:
A: im kleinen 90ml Kännchen (Dehua, glasiert und somit neutral) mit 4g
B: "westlich" in Tasse mit Filtereinsatz - hier waren es 2g auf 150ml
Trockenes Blatt:
Tief braun, wenige goldene Tipps. Kleinblättrig (gongting grade?). Duft mit typischer Lagerungsnote von antikem Apothekerschrank. Kein Kellermuff. Vorgewärmt duften die Blätter nach den Büchern meines zigarrerauchenden Großonkels. Kein überwältigender Rauchgeruch aber eine angenehme Zusatzwürze.
Nach der Spülung erschnuppere ich den für Menghai typischen Tabak (aber Menghai ist fern - da liegt Jingmai zwischen) und nun auch etwas Lagerfeuer. Etwas abgekühlt setzt sich dann wieder der kampfergeladene Apothekerschrank durch.
1. Aufguss (A)
Farbe: helles Braun mit leichtem Orangestich
Duft Tasse: Kampfer und Zuckerrohr
Duft Blätter: Kampfer, lagerfeuer, Keller
Geschmack: leichte Adstringenz. Kampfer, etwas Süße, leicht mineralisch
Mundgefühl: etwas sirupartige Konsistenz (seltsam angesichts der schwachen Süße). Erinnert etwas an Darjeeling FF
Nachgeschmack: erst Kampfer, einiges später Lakritze und Darjeeling FF
Exkurs: 1. Aufguss (
Der Tee hat 2 Minuten gezogen und ist deutlich dunkler als A. Geschmack ähnlich wie A, aber die Anmutung ist deutlich anders: viel weniger Adstringenz, dafür entschieden mehr Körper. Abgekühlt kommt eine kühlende Frische durch ... als ob der Kampfer mentholig wird.
3. Aufguss (A)
Farbe: Mittelbraun mit etwas Orange, fast wie Darjeeling SF
Duft Tasse: lecker antiker Apothekerschrank und etwas Lagerfeuer
Duft Blätter: etwas süßlich, auch Apothekerschrank und etwas Keller
Geschmack: wie der 1. Aufguss von B ?!
7. Aufguss (A)
Die Süße ist deutlicher geworden, dafür Kampfer etwas in den Hintergrund. Nase befreiend ... ist da etwa ein älterer Baum geerntet worden?
11. Aufguss (A)
Geschmacklich eine sehr harmonische Mischung aus Zuckerrohr und Kampfer. Der Geschmack ist dünner als zu Anfang - aber dafür kann man sich besser auf andere Eindrücke konzentrieren. Der Nachhall ist mentholig kühlend (liegt der Daxueshan in der Nähe?). Das Gefühl ist wunderbar ausgeglichen aber kraftvoll ... ein bisschen wie Vater Rhein, wenn er durch Bonn fließt.
12. Aufguss (A)
Ähnlich wie der 11. Aufguss. Hiernach ist Schluss, ich muss endlich mal die Blätter fürs Foto aus der Kanne holen.
4. Aufguss (
Nach 5 Minuten Ziehzeit schön volles Mundgefühl, intensive Farbe und guter Kampfergeschmack. Im Hintergrund etwas vollmundig-herzhaftes, fast als wäre ein Spritzer alter Sojasoße im Tee gelandet.
Mein Fazit: wenn man alten Sheng mit der typischen Kampfernote mag, ist dies genau der richtige Tee. Hier hat mich sogar die von Paul inspirierte, westliche Zubereitung mehr überzeugt. Wenn man sich überlegt, dass 2g für 0,6l (4 Aufgüsse à 0,15l) gereicht haben, ist das sogar ein recht ökonomischer Tee.
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