Dongpian -- Winterstücke

  • Wenn das Thema gerade aufkommt, vielleicht ein paar Gedanken zum Dongpian.


    Mit dem chinesischen Namen kann man eine recht lustige Wortspielerei machen. Denn Dongpian heisst wörtlich übersetzt 'Winterstücke'. Mit anderen Zeichen geschrieben, aber genau dieselbe Aussprache, kann es auch heissen, 'Vom Winter betrogen', oder 'im Winter betrogen'.....Und die Teebüsche wurden tatsächlich ein bisschen vom Wetter an der Nase herumgeführt...


    Dennoch sollte man gerade auf Taiwan genau unterscheiden zwischen Wintertee und Winterstücken. Denn im Gegensatz zu TGY, wo man von einer Herbsternte redet, wird auf Taiwan in der Regel von Winterernte geredet. Herbsternte in Anxi und Winterernte in Taiwan meinen also dasselbe.


    Die Ernte der Winterstücke kommt also in Taiwan nach der Winterernte, wenn die Teebüsche eigentlich schon in Winterschlaf gefallen sind. Wenn aber das Wetter mitspielt und es eine anhaltende warme Brise gibt, dann denken die Teebüsche es wäre Frühling und beginnen auszutreiben. Aufgrund der relativ kurzen Sonnenbestrahlung und des klimatisch bedingten langsamen Wachstums entwickeln die Tees vielmehr Süße und Aroma, haben aber auch oft einen schwächeren 'Körper' (Geschmacksvolumen). Ich muss da irgendwie immer an ein zartes adliges Burgfräulein denken, dass sehr zerbrechlich, aber eine Schönheit zum anschauen ist. Tee sollte man natürlich nicht nur anschauen...


    Entgegen vieler Meinungen hat der besondere Geschmack der Winterstücke aber nichts mit Frost zu tun. Denn dieser würde bei den recht zarten Blättern zu Frostschäden führen, ähnlich wie wenn man Salat oder Spinat im Kühlschrank zu weit nach hinten gelegt hat, wo es oft sehr frostig sein kann. Dann geht die Zellstruktur kaputt und der Tee kann nicht mehr verarbeitet werden. Frost würde an den Blättern jedenfalls bestimmt rote Flecken oder Pünktchen hinterlassen und die Tasse rötlich färben lassen. Solche Winterstücke wären dann von minderer Qualität --- oder würden eigentlich von vornherein gar nicht verarbeitet werden.

    Auch Tee kann einen ganz trunken machen --- wozu da noch Alkohol! (chin. Sprichwort)

    Yiquan Allgäu

  • Du Wu, wie ist eigentlich der genaue Zeitablauf der taiwanesischen
    Winterernten? (da gibts ja mehrere)
    [size=14]Stimmt das, was ich hier und da aufgeschnappt und zusammengefügt habe?[/size]

    Da ist zum einen Ende November die "normale" Winterernte in den
    höheren Regionen (wie eben der Cuifei Dongpian so um 1800 MüM),
    und die Spätwinterernte Ende Dezember in den etwas tieferen Lagen (<-?)
    (wie der Si Ji Chun Dongpian vom Link unten).
    Kann man das so zusammenfassen?
    Oder ķönnte in den tieferen Regionen je nach Belieben früher oder später geerntet werden,
    oder ist die frühere oder spätere Winterernte ausschliesslich[size=14] von [/size]
    [size=14]jährlich unterschiedlichen [/size]klimatischen Bedingungen bestimmt?

    Nachfolgend noch ein weiteres Thema zur taiwanesischen Winterernte mit ergänzenden Links mit Fotos:

    https://www.teetalk.de/topic/2921-si-…rnte-in-taiwan/

  • Winterernte gibt es eigentlich nur eine, die wie du schon sagtest in der Regel je nach Sorte auf Ende Oktober bis Mitte November fällt.


    Was du wahrscheinlich mit mehreren Winterernten meinst ist die Winterernte an sich, die sich natürlich von tiefen Lagen in höhere Lagen über einen Zeitraum von etwa einem Monat strecken kann. Dazu kommt auch noch, dass es frühreife, mittlere und spätreife Sorten gibt. Auch kommt noch dazu, dass der Wintertee in hohen Lagen eigentlich auf die "Herbstzeit" fällt (Mitte September Anfang Oktober ca.) und die Winterstücke oft gleich im Anschluss daran schon Mitte November gemacht werden. Ansonsten ist die Zeit für Winterstücke in der Regel so Mitte Ende Dezember, manchmal bis in den Januar hinein. Da gibt es einige Überschneidungen die etwas verwirrend sein können.


    Aber ganz egal auf was für Monate die Ernte fällt, umgangssprachlich wird beim Wulong eigentlich nur von einer Frühlings- Winter- und Winterstückernte geredet.


    Auch ganz egal wann der Tee gemacht ist, ob es ein Winterstück oder etwas anderes ist wird eigentlich dann hauptsächlich vom Charakter des Tees her beurteilt.


    Denn in den tiefen Lagen auf Taiwan kann man bei Sijichun bis zu 6 Ernten im Jahr einfahren (was natürlich nicht immer gemacht wird). Ob man dann hier von Winterstücken reden würde oder nicht ist immer von Jahr zu Jahr unterschiedlich. Denn während hohe Lagen für gute Winterstücke einen warmen Winter brauchen, ist es in tiefen Lagen eher ein kalter Winter der erst die klimatischen Bedingungen für gute Winterstücke schafft.

    Auch Tee kann einen ganz trunken machen --- wozu da noch Alkohol! (chin. Sprichwort)

    Yiquan Allgäu

  • Hier noch ein paar Bilder, was passiert, wenn die frischen Blätter Frost abbekommen. Es wurde ja schonmal irgendwo über die Winterstücke gesagt, dass der besondere Geschmack erst mit einem leichten Frost zustande kommt. Wie ich ja schon kurz oben beschrieben hatte, ist das nicht der Fall. Frost wirkt sich auf junge Blätter in jedem Fall negativ aus.

    Bei den folgenden Bildern handelt es sich sogar noch nicht einmal um Winterstücke, sondern um die diesjährige Frühlingsernte. Das meiste ist durch den Frost kaputt gegangen und kann nicht mehr zu Tee verarbeitet werden.....man sieht auch relativ klar die braunen Flecken in der Plantage. Das sind die erfrorenen Blätter.

  • Ich teste mich gerade durch ein paar taiwanesische Dongpians. TKK schreibt nun dazu beispielsweise:

    Quote

    Zitat Der Tee gehört zu den, typisch für Wintertees, nur leicht oxidierten und weniger kräftig gerösteten Oolong Spezialitäten.

    Wieso ist das typisch für Wintertees? Ist das traditionell begründet oder haben die Tees Eigenschaften, aufgrund derer diese nicht stärker oxidiert und geröstet werden können?

  • ich habe mir das nun so zusammengereimt, dass sich Dong Pians aufgrund der Witterungsverhältnisse (tagsüber wärmere Temperaturen, nachts kalt) trotz niedrigerer Anbaugebiete in etwa wie ein Hochland-Oolong darstellen, aber aufgrund...

    Quote

    Am 10.3.2015 um 13:48 schrieb Formosa Wulong: des klimatisch bedingten langsamen Wachstums entwickeln die Tees vielmehr Süße und Aroma, haben aber auch oft einen schwächeren 'Körper' (Geschmacksvolumen)

    und man das mit höheren Oxidierungen/Röstungen nicht kaputt machen will.

  • Quote

    Am 24.5.2020 um 16:44 schrieb goza: Zitat Der Tee gehört zu den, typisch für Wintertees, nur leicht oxidierten und weniger kräftig gerösteten Oolong Spezialitäten.

    Dass Wintertees generell nur leicht oxidiert werden kann ich so nicht bestätigen, es kommt zum einen drauf an wer es macht, wenn der natürlich immer nur leicht oxidiert wie es trendy ist, ist klar, dass der es auch so im Winter macht, oder auch wenn es sich um einen Hochland Wulong handelt, dieser wird tendenziell von allen kaum bis eher leicht oxidiert, egal ob Frühling oder Winter, aber genau von Atong habe ich auch mehrere Tiefland Winterstücke, die jetzt nicht sooo grün sind, hingegen kann ich aber bestätigen, dass sie alle tendenziell etwas leichter geröstet zu sein scheinen, d.h. ich erinnere mich keinen stark gerösteten Winter Wulong je getrunken zu haben. Atong wartet während dem Rösten auf einen ganz spezifischen Geruch in der Luft - wenn der kommt weiss er, jetzt ist gut. Möglicherweise wartet er je nach Höhenlage und Kultivar auf einen unterschiedlichen Geruch, denn er weiss ja, was er durch die Röstung aus dem Tee herauskitzeln möchte, und das ist je nach Höhenlage und Kultivar, und möglicherweise eben auch je nach Jahreszeit etwas unterschiedliches.

    Quote

    Am 27.5.2020 um 09:11 schrieb goza: Am 10.3.2015 um 13:48 schrieb Formosa Wulong: des klimatisch bedingten langsamen Wachstums entwickeln die Tees vielmehr Süße und Aroma, haben aber auch oft einen schwächeren 'Körper' (Geschmacksvolumen)

    und man das mit höheren Oxidierungen/Röstungen nicht kaputt machen will.

    Kaputt machen würde ich so nicht sagen. Vergleichen wir es mit einer traditionellen, ultrastarken Yancha Röstung (Seide-Karamell). Hier wird aus dem Tee etwas anderes gemacht als er ist. Der ursprüngliche Tee ist hierbei eigentlich gar nicht so wichtig. Man könnte es auch so machen. Atong versucht aber durch die Röstung die vorhandenen Geschmäcker zu betonen, auszumalen, quasi Schnörkel rundherum zu ziehen. Ich würde deshalb sagen, einem Wintertee mit fragilen, zarten Aromen und leichterem Körper entspricht einfach eine leichte Untermalung (Röstung), eine anständige Oxidation hingegen kann aber durchaus auch mal passen bei tieferen Lagen.

  • Hallo, alle zusammen😃! Dong Pian ist einer meiner Lieblingstee aus Taiwan, er ist für mich unkompliziert zu genießen und ergibt einfach netten und ohnehin lieblichen Geschmack. Man sprach in Taiwan von "Dong Pian (冬片)", also "Spät-Winter-Blättchen" ("Pian" - 片,eine dünne Substanz). Es ist viel kleiner bzw. dünner als "Stück Vollblatt" oder ne "Menge", eben nur ein "Blättchen".). Das sind die letzte "Recycled" Teeblätter von Bauern, und nicht mehr volle Pulle von Koffein oder Düften enthalen bzw. ausschütten. Daher ist im wahrsten Sinnen "leichter zu genießen". Nicht mehr bitter, nicht mehr zu viel Koffein, dafür auch noch preiswerter. Das passt wohl sehr gut für die Teetrinker, die ja nicht immer viel Koffein vertragen, aber noch den zarten Geschmack mit Freude genießen mögen. 😊

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