[size=14]Möglicherweise [/size]ist das eine blöde Frage, aber ich konnte zu keiner eindeutigen Antwort kommen und gebe sie daher an euch weiter...
Im Thread über die Pu'er Lagerung bin ich durch den Post von Cha-Shifu auf den zweiteiligen Artikel von Aaron Fisher: 'Puerh Storage - Aging and aged tea' gestoßen
Part 1 http://the-leaf.org/issue4/wp-cont…rage-part-1.pdf
Part 2 http://the-leaf.org/issue4/wp-cont…rage-part-2.pdf
Dabei ist mir folgender Teil aufgestoßen:
"Given the choice, though, I would take a tea that was too wet over a tea that was too dry any day of the week.
[...]One thing that I think many people with little experience drinking vintage tea sometimes don't understand is
that 99% of the people you meet who drink old tea do so for its Qi. Zhou Yu has said to me dozens of times
that >>'you'd have to be a fool to spend thousands of dollars on a flavor. You could buy a plane ticket to Switzer-
land and eat some of the best, fresh and warm chocolate on earth for that price.<< I would have to agree. If you
are just after a flavorful tea, there are other, more rewarding and cheaper genres, like oolong for example. And
this is what I was hinting at earlier when I mentioned that I would take a tea that was too wet over one that was
too dry: Teas that are stored in places that are too dry in a sense die, losing all their Qi. On the other hand, I
have had plenty of wet stored teas that don't taste great but have awesome Qi - leaving the whole body envelo-
ped in warm, comfortable vibrations of bliss.[...] no flavor is worth spending such amounts. And when Qi becomes
the predominant criteria for evaluating a tea - which it is for almost every single drinker of vintage Puerh I have
ever met - then we often forgive a bit of mustiness, or other problems with the flavor."
Es geht in dem Abschnitt um dry vs wet storage. Aaron Fisher sagt, dass wet stored Pu'er oft Einbußen im Geschmack hinnehmen muss und die dry storage Lagerung daher sehr beliebt ist. Er sagt, dass er einen wet stored Pu jederzeit einem dry stored vorziehen würde. Denn es geht ihm (und 99% aller Pu'er Trinker) nicht um den Geschmack, sondern ausschließlich um das Qi des Tees. Als Argument bringt er das sehr interessante Gleichnis ein, dass man, wenn man nur auf ein möglichst befriedigendes Geschmackserlebnis abziele, sein Geld lieber in Schokolade investieren solle. Dort bekäme man für sein Geld wesentlich besseren Geschmack als bei gelagertem Pu'er.
In die gleiche Richtung geht auch die "Debatte" über die Entwicklung des Pu'er Markts. Heutzutage gibt es einen Markt für jungen Sheng. Früher (vor ~15 Jahren) war das undenkbar: Junger Sheng war kein Tee zum Trinken sondern Rohmaterial zur Lagerung. Das eigentliche Endprodukt war der gealterte Sheng. Man konnte als Verbraucher gar nicht ohne weiteres an jungen Sheng kommen auch wenn man es wolle; die Händler haben ihn überhaupt nicht angeboten. Er wurde als "kalt" angesehen (nach der chin. Medizinlehre) und ungeeignet für den Verzehr.
Wenn es bei Pu'er also nur um das Qi geht, dann habe ich folgende Einwände:
[size=18]1. W[/size]ie erklärt sich die "Strömung" hin zum Genuss von nicht-gealtertem, jungen Sheng?
[size=18]2. W[/size]elche Berechtigung hat dann Shu Pu?
Aaron Fisher sagt selbst in Part 1, Ende Seite 2 bis Anfang Seite 3 aus, dass Shu Pu'er kein richtiges Qi hat, da er nicht anständig (natürlich) gelagert ist. Welche Daseinsberechtigung hat Shu Pu dann?
[size=18]3. W[/size]enn es nur um das möglichst effiziente Erreichen eines Qi- bzw. Rauschzustandes geht (leaving the whole body enveloped in warm, comfortable vibrations of bliss) warum dann nicht einfach mit billigem Fusel betrinken oder Pot rauchen? Scheint mir einfacher und billiger, wenn man die Preise von altem Tee mit viel Qi/Cha Zui betrachtet.
Nach der Argumentation mit der Schokolade könnte man das gleiche auch für so viele andere Sachen verwenden. Warum nicht gleich nur aromatisierten Tee trinken oder Fruchtsaft, da ist viel mehr reiner, fruchtigerer und "befriedigenderer" Geschmack drin als in Tee oder Whisky oder Wein oder was auch immer...
Vielleicht hat man den Tee früher deshalb getrunken, weil es nichts anderes gab (im alten China meine ich damit) oder jedenfalls keine schweizer Schokolade zum genüsslichen Vollstopfen. Pu'er hat man soweit ich weiß ja nicht absichtlich gemacht und dieses Geschmacksergebnis zu erhalten; vielmehr hatte es praktische Gründe gehabt wie Haltbarkeit und Transport.
Heute sind letztere Gründe nicht mehr relevant. Pu'er ist ein Überbleibsel aus alten Tagen. Vielleicht spielt das auch mit rein: Eine Verbindung zur Vergangenheit, Tradition, Nostalgie ... Meditation.
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