Hallo liebes Forum,
eigentlich habe ich mich hier angemeldet, um mir von euch Hilfestellung mit dem rostigen Innenleben eines alten Kyusu (ist das Wort eigentlich f. oder m, oder gar n.?) einzuholen.
Da ich aber die Suchfunktion zu gebrauchen wusste, habe ich mich mal so vorgetastet und bin am Ende zu einem frisch aufgebrühten Tee mit Wasser aus diesem Kyusu gekommen. Ich hatte ohnehin Fotos gemacht, eben um euch zu fragen, will ich dennoch die meine Geschichte der Kanne kurz vorstellen.
Ausgangslage:
Ich habe einen (überraschend) kleinen Kyusu auf gut Glück in der großen Bucht von Privat (Dachboden?) gekauft. Er/Sie fasst bei ¾-Füllung 450 ml, also vielleicht in Summe >500ml und ist somit für einen Aufguss <300 ml ideal Er wurde mit "stark verrostet" angepriesen, aber gerade das interessierte mich. Als er kam, war ich glücklich: gerade den Rost finde ich toll:
Im Inneren sah es dann schon anders aus. Das Problem war nicht der Rost, damit hätte ich kein Problem gehabt. Aber das Ding stank: Es roch so muffig, dass ich mich fragte, ob die Kanne nicht als Blumenvase gedient hatte.
Auf den Bildern gehts noch. Aber in situ: nach 8 fachem Wasseraufkochen und 1 h Kochen mit Ingwer kam aus der Kanne noch immer nur braune Gülle, die furchtbar stank. Muffig und irgendwie Ihhhh. Dazu permanent Roststücken. Fuhr ich mit einem Finger über den Boden, war der sofort schwarz/braun.
Entgegen der allgemeinen Pflegehinweise, ging ich also ein paar Mal mit einem Topfschwamm (rau) durch die Kanne. Sofort kamen große Brocken des Rostkeimes herausgefallen. Schade, dachte ich, aber mit schöner Patina hatte das (zumindest dem Geruch nach) nichts zu tun. Nach einer Weile fand ich in der Kanne erste, leicht glänzende Stellen. Es war also tatsächlich was geschehen...
Ich kochte wieder mehrfach aus, aber nach 5 weiteren Kochdurchgängen war das Wasser weiterhin nikotingelb (immerhin nicht mehr gänzlich trüb) und es wurden Rostteilchen mit herausgespült. Da ich ohnehin das Sakrileg der mechanischen Reinigung angestoßen hatte, ging ich diesen Weg weiter. Viel zu verlieren hatte ich ja nicht mehr. Nach einer laaangen Zeit (2h) und dem vorsichtigen Einsatz meiner (stumpfen) Fingernägel konnte ich meinen Augen kaum trauen: Die Kanne sah fantastisch aus! Als läge dort rostmatte Keramik vor mir... Der Boden fässt sich äußerst glatt an und istvon rostiger Struktur, die sich aber nicht erfühlen lässt. Toll.
Herrlich. Beim ersten Auskochen hatte das Wasser noch eine leichte Trübung. Also kochte noch einmal nach und setzte dann mit 3 Teelöffeln Sencha nach, ließ fast eine Stunde das Teegebräu köcheln und ließ es über Nacht (wegen des langen Schrubbens nur ca 4 h) stehen. Heute morgen folgte ein weiteres Aufkochen und Ausspülen. Beim zweiten Aufkochen kam das Wasser klar und ohne irgendwelche erkennbare Trübung raus. Ich kochte mir die entsprechende Menge und brühte auf.
Obs an der Kanne lag, ich weiß es nicht, vielleicht hatte ich auch nur Temperatur und Ziehzeit gut getroffen, oder es waren die Mühen des langen Reinigungsvorgangs: Der Ippodo Sencha Unro ("nomaler" Sencha von guter Quali, direkt in Japan gekauft) schmeckte mir jedenfalls hervorragend...
Der zweite Aufguss heute Mittag war ebenfalls lecker, am Boden des Yuzamashi fand ich ein paar Krümelchen Rost, könnten aber auch Rester eines alten Aufgusses sein. Ich kippte etwas vorsichtiger aus und so blieben sie dort, wo sie waren: Am Boden des Gefäßes.
So. Nun nun könnt ihr mir vielleicht helfen. Ich glaube nicht, dass es sich bei dem Kyusu um ein seltenes oder wertvolles Stück handelt. Aber vielleicht kann der eine oder andere Kenner mir vielleicht doch was dazu sagen oder kennt vielleicht sogar den Stempel? Oder weiß, wer das wissen könnte? Anhand der Hirangara über den Kanjii glaube ich ja, es zumindest mit einem japanischem Stück zu tuen zu haben...
Der Henkel sieht vom Lack her seltsam aus. entweder wurde er "angesetzt" oder neu lackiert. Im Päckchen war er auch lose und ich konnte ihn ohne große Anstrengungen anklemmen.
Vielen Dank für eure Antworten - im Voraus!
André