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Umweltverschmutzung in China: Was bedeutet das für den Tee?


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Gestern habe ich einen beunruhigenden Artikel über die Luft- und Umweltverschmutzung in China gelesen. Die aktuelle Smog-Krise betrifft nicht nur Peking, sondern auch ländliche Gebiete. Ein Kontrollsystem gegen Verschmutzung gibt es in weiten Teilen des Landes praktisch nicht. Besonders Gewässer sind betroffen, man rechnet mit einem zukünftigen Mangel an sauberem Trinkwasser. In der Landwirtschaft werden weiter Pestizide eingesetzt - auch im Teeanbau.



Gibt es Untersuchungen, wie sich das auf die Belastung von Agrarprodukten wie Tee auswirkt?



Reader:


Ein (nicht mehr brandaktuelles) Dossier zu "Chinas Umwelt" (Robin Wood, 3/2007)


"Pesticide pollution: Chinese tea may not be safe to drink" (Greenpeace East Asia, 2012)



**weitere Lektüretipps von euch nehme ich hier gern auf**


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Sauberes Wasser ist allgemein in China nicht grade häufig und Trinkwasser (in Gewässern) gibt es sogut wie gar nicht in Ostchina (wo 90% der Bevölkerung leben). Die Luftverschmutzung würde als das kleinste Übel bezeichnen. Pestizide, denke ich, ist wohl das schlimmste. Bei Grüntee und Jasmin hat man da relativ schlechte Karten, weil die kommen auch aus bevölerungsreichen Provinzen.

Fujian und Yunnan sind zu bergig und abgeschieden - denke das aus umweltverschmutzerrischer Sicht da dann noch das Beste her kommt. Pestizide kann man überall einsetzen. Bin im März drüben, kann euch dann ein paar Fotos schicken :)

Allgemein finde ich aber: Die trinken den Kram alles selbst und werden auch 80, also so schlimm kann selbst der billigste Tee nicht sein. Da würde ich Rauchen und ungesunde Ernährung als kritischer einstufen. Aber das ist natürlich nur meine subjektive Meinung, die nicht wissenschaftlich begründet ist.

Relativ gute und fundierte Infos über Belastung von Tees kannst von Gero erfahren wie das bei TG abläuft.



Nachtrag:

Klar sind wir hier in einem Teeforum, aber ich sehe das auch noch von der anderen Seite:

Die allgemeine Verschmutzung ist nicht grade der Gesundheit der Menschen vor Ort zuträglich, und Kultur geht auch kaputt. Die Verbotene Stadt wird z.B. permanent restauriert und das schon seit Jahrzehnten u.a. halt weil der Marmor etc sich verfärbt bzw. der saure Regen das Holz zerfrisst...

China hat viele Probleme und es gibt Schätzungen, dass jährlich ca. 2% des chinesischen Wirtschaftswachstums flöten gehen wegen eben Verschmutzung, aber das wird in Kauf genommen, weil es sich so noch scheller wächst. Und das Wachstum ist die einzig verbliebene Legitimationsgrundlage der KPCh. Ohne 7%+ Wachstum gibt's Bürgerkrieg.

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Interessant, Chris, danke. Ja, schick mal Fotos, z.B. von den Pestizidkanistern neben den Teefeldern. ;)



Wie sich diese Einflüsse auf den Tee beim Menschen gesundheitlich auswirken, ist nicht erwiesen. Aber gerade weil man so wenig weiß und von hier aus überhaupt nicht abschätzen kann, welcher Tee nun in Ordnung ist und welcher nicht, erzeugt das ein etwas mulmiges Gefühl.  Aber du hast vermutlich Recht, angesichts der sonstigen Umweltsünden in China,  ist der Tee noch das kleinste Problem für die Menschen dort.



Hier übrigens noch der vollständige Greenpeace-Bericht, inkl. Laborergebnisse.



Es wurden 18 "medium-grade"-Proben von neun großen chinesischen Teeproduzenten eingeschickt: China Tea Company Limited, Tenfu’s Tea, Beijing Wuyutai Tea Company Limited, Zhang Yiyuan Tea Company Limited, Richun Joint-stock Company, China Tea King, Sichuan Zhu Ye Qing TeaCompany, Hainan State Farm, Eight Horses.



Belastet waren alle mit wenigstens drei, sechs Tees sogar mit mehr als zehn Arten Pestiziden. Zwölf der Tees beinhalteten selbst in China verbotene Pestizide. Und schließlich: "14 samples contained pesticides that may impair fertility, cause harm to an unborn child or cause heritable genetic damage." Na toll... :mellow:


Bearbeitet von michdal
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Es ist auch kein Problem Grüntee zu trinken, wenn man sich auf die Kontrollen verlassen kann.


Vor dem Hintergrund, dass die Belastungen bei chinesischen (Grün)Tees leider immer öfter so problematisch sind, gibt es inzwischen ja in der EU die Zollverordnung, dass alle Tees aus China schon bei Einfuhr auf etliche Pflanzenschutzmittel-Rückstände geprüft sein müssen. Diese Verordnung kann uns Teetalker schonmal ärgern, wenn man direkt aus China seinen Puer bestellt ... aber vor dem Hintergrund der tatsächlichen Funde kann man nachvollziehen, dass da besonders strenge Anforderungen gestellt werden.


Stell Dir mal vor, ein renommiertes Unternehmen im deutschen Teehandel (wie z.B. mein Arbeitgeber TeeGschwendner) würde nicht ganz pingelig kontrollieren. Dann würde eine Pressemeldung über belasteten Lung Ching in einem deutschen Teeladen reichen, um die Kunden zu verunsichern ... und solcher Imageschaden wäre auch wirtschaftlich ein Desaster. Daher prüfen wir (und ich nehme an, dass unsere Kollegen von anderen Marken das ähnlich machen) alle Tees ganz genau und mehrfach - auch wenn aus China schon Analyseberichte vorliegen.



Wir hatten z.B. in der Vergangenheit mal alles vorbereitet für ein Set aus chinesischen Tees, die so zusammengebunden sind, dass sie sich im heißen Wasser wie eine Blüte öffnen. Die speziellen Schachteln waren gedruckt, Pressetexte formuliert ... und dann stellte sich beim Wareneingang raus, dass die tatsächlich aus China gelieferte Ware deutliche Rückstände von Pflanzenschutzmitteln aufwiesen, obwohl die Vorab-Muster alle tadellos waren. Kurz vor der Adventszeit mussten wir dieses vielverpsrechende Produkt absagen und die Schachteln einlagern, bis im nächsten Jahr wieder saubere Ware verfügbar war. Der entgangene Umsatz war schade - aber kein Vergleich zu dem Skandal, der beim Verkauf solcher Ware hätte entstehen können.


Langer Rede kurzer Sinn: es macht für seriöse Teehändler keinen Sinn, sorglos mit der Thematik umzugehen.


Bei Urlaubseinkäufen von Lung Ching (Long Jing) in Hangzhou wäre ich skeptisch - im deutschen Fachhandel nicht.


Bearbeitet von geroha
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Diese Prüfverordnung ist schön und gut, aber wer überprüft, ob die Angaben stimmen? Letztlich kann der Anbieter draufschreiben, was er will und hoffen, dass der Zoll nicht dahinterkommt. Nachprüfen wird man es erst können, wenn der Tee beim Endhändler angekommen ist. Bei den unglaublichen Massen an Tee (2011: rd. 54 000 Tonnen), die nach Deutschland eingeführt werden, kann es auch gar keine Garantie für unbelasteten Tee geben. Die Öko-Test/Stiftung-Warentest-Prüfungen von Discounter-Tees haben ja gezeigt, dass da noch vieles im Argen liegt.



Deshalb finde ich es auch gut, dass große Händler und auch kleinere Shops selbst Tests durchführen. TG würde ich in dieser Hinsicht auf jeden Fall vertrauen, auch wenn man das Ganze natürlich noch transparenter gestalten könnte. Die Teekampagne oder Teekenner etwa veröffentlichen ihre Laborergebnisse bzw. drucken sie z.T. direkt auf die Packung. Das ist vorbildlich.


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Für welche Tees hättest Du denn gerne die Analyse-Ergebnisse? Frag einfach in einem unserer Läden nach und es wird ein Bericht aus unserem Labor für Dich angefordert. Selbst die Kurzfassung der Berichte füllt immernoch 1-2 Blatt DIN A4 - dafür hätten wir keinen Paltz auf der Tüte. Außerdem muss man dann ja bei jeder neuen Charge, die in den Handel kommt, neue Werte auf die Tüten oder Etiketten drucken - also auch jede Menge Restbestände wegwerfen, wenn ein Chargenwechsel schneller kommt als erwartet. Dann ginge die Transparenz zu Lasten der Umwelt - das will ja auch keiner.



Wo Du Ökotest ansprichst: 2008 ging ein Aufschrei durch die Teebranche, weil als Kriterium für einen guten Tee angesetzt wurde, dass maximal 10% der gestzlich erlaubten Rückstandshöchstmengen im Tee sein sollen. Weil diese von Ökotest gewählten Werte so extrem niedrig ausfielen, dass die Messtechnik bei einigen Tests an ihre Grenzen stieß. Da waren die Messungenauigkeiten größer als der geforderte Wert. (Das kritisiere ich immernoch, obwohl wir Testsieger waren).



Noch etwas zu Ökotest & Co: man sollte nicht vergessen, dass sich mit Aussagen wie "alle Befunde im Rahmen der gesetzlichen Grenzen" keine Schlagzeilen machen lassen. Daher sollte man als Teehändler strengere Anforderungen an seine Tees stellen, als geltendes Recht es vorgibt... denn getestet wird von der Presse immer schärfer.



Das ist auch gut so. Schließlich wissen wir, dass die Vermeidung von Pflanzenschuztmitteln auch für nachhaltigen Teeanbau wichtig ist. Das Ideal sollte also nicht nur für Teetrinker, sondern auch Händler und Bauern lauten, auf Chemie zu verzichten (soweit es geht). Leider ist in einigen Teilen der Welt die Not so groß, dass für den Bauern etwas mehr Ernteertrag wichtig für seine akute Situation ist - auch wenn er damit den Boden und die notwendige Fauna zerstört und somit den Ast absägt, auf dem seine Kinder und Enkel sitzen.


Ich hoffe, dass auch in China die Erkenntnis ankommt, dass das gegenwärtige Wachstum nicht zu Lasten der Zukunft geht. Ein Problem, das in Yunnan auch seinen Ausdruck darin findet, dass Puer Tee z.T von alten Bäumen in solcher Masse geerntet wird, dass zu wenige neue Blätter am Baum verbleiben und ihn schwächen.


Einen guten Artikel über Nachhaltigkeit / Bio-Anbau hat William hier in seinem Blog geschrieben: click.


Bearbeitet von geroha
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Gibt es Untersuchungen, wieviel der Pestizide von den Teeblättern in den Tee übergehen? Ein Teil der Pestizide dürfte sicherlich in den Teeblättern verbleiben, wodurch sich die Pestizidbelastung durch Teetrinken relativiert.



Die Aufnahme von Pestiziden sollte beim Teetrinken natürlich möglichst vermieden werden. Aber da auch bei Obst und Gemüse häufig Pestizidrückstände zu finden sind, stelle ich mir natürlich die Frage, ob Tee einen hohen Anteil an der Gesamtpestizidaufnahme hat oder ob dieser Anteil relativ gering ist.



Andreas


Bearbeitet von ChinaGreenTea
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Da sprichst Du einen guten Punkt an! Meines Wissens gelten die erlaubten Rückstandshöchstmengen pro 1kg Lebensmittel: es dürfen als von irgendeinem Pflanzenschutzmittel x mg auf einem Kilo Äpfeln sein - oder auf einem Kilo Tee.


Tatsächlich konsumiert man ja den Tee als Aufguss - die meisten Menschen verstehen unter einem Konsum von 1000g Tee wohl eher, dass 1 Liter des fertigen Getränks verbraucht werden. Wenn man 12g Teeblätter / Liter verwendet, hat man also in 1000g Teegetränk maximal die Pestizidrückstände von 12g, also x mg/1000*12=0,012*x mg


Tee wird in niederschlagsreichen Gegenden angebaut. Bei wasserlöslichen Pflanzenschutzmitteln (PSM) würde der Regen in Null komma Nix alles fortspülen - also werden wenig wasserlösliche PSM verwendet. Eine ungefähre Größe ist, dass 10% der PSM Rückstände wasserlöslich sind, also nur ein Zehntel. => 0,012*x mg / 10 = 0,0012*x mg



Wenn ich einen Liter Tee getrunken habe, habe ich also nur ca. ein Tausendstel der PSM Rückstände aufgenommen, die ich beim Verzehr eines Kilo Äpfel zu mir genommen hätte.



Edit: Mist, da war Dinostein schneller und mit Quellenbelegen. ;)


Bearbeitet von geroha
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Zur Luftverschmutzung speziell in Peking. Ein Freund, der viele Jahre dort gelebt hat, hat mir mal erzaehlt, dass wenn er morgens auf dem Balkon weisse Waesche aufhaengt, sie abends grau ist. :wacko:  Mitunter ein Grund, warum er Peking den Ruecken gekehrt hat.



Gestern war ein Satelitenfoto der Luftverschmutzung Chinas in der Zeitung. Die Auslaeufer ziehen derzeit ueber Kyushu bis hinauf nach Nagoya. Ob das fuer den Teeanbau in Japan irgendwelche Auswirkungen hat, weiss ich nicht. Denke die Partikel gehen nicht so ohne weiteres in die Pflanzen ueber. Fuer den Menschen (Lunge) sieht es da schon anders aus.   


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Pestizidrückstände sind nätürlich das eine. Was mich noch interessieren würde ist die Belastung des Tees (vermutlich mit Schwermetallen) durch verschmutzte Luft, Böden und Wasser. Vielleicht kann ja Gero was dazu sagen.



Kommen bei euch Proben an, die zwar von den gefundenen Pestiziden her ok wären, aber trotzdem nicht verkauft werden können?



@seika: Peking ist wirklich wirklich schlimm. Ich war vor zwei Jahren dort und jedermann hat uns versichert, dass das Smonglevel im Moment sehr niedrig ist. Trotzdem hatte ich Atemprobleme, Halskratzen und die Spitzen von Hochhäusern (ich rede noch nicht mal von Wolkenkratzern) waren nicht zu sehen...


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Schau mal hier, ist recht interessant: http://www.tee-import.de/info/teekrit.htm#anker1

Unter "Zur Kontrolle der Tees in Deutschland" findest am Ende auch 'n Angaben Beispiel zum Pestizid Übergang von Blatt zu Aufguss ;)

Na ja, die Aussagen sind z.T. etwas naiv. Der aktuelle Greenpeace-Bericht zeigt ja, dass gerade in China noch jede Menge verbotener Substanzen beim Teeanbau eingesetzt werden. Sich allein auf die Behörden dort zu verlassen, reicht einfach nicht.

Welche Rückstände in welcher Menge tatsächlich im aufgebrühten Tee ankommen, ist aber tatsächlich eine spannende Frage. Wobei allein der Umstand, dass wir diese stellen müssen, schon darauf verweist, dass die Teeproduktion ein so sauberes Geschäft nicht sein kann. Ich denke, es fehlt da viel an Aufklärung, finanziellen Mitteln und alternativen Projekten zum nachhaltigen bzw. biologischen Anbau. Da sind auch wir als Teetrinker in der Verantwortung.

Gestern war ein Satelitenfoto der Luftverschmutzung Chinas in der Zeitung. Die Auslaeufer ziehen derzeit ueber Kyushu bis hinauf nach Nagoya. Ob das fuer den Teeanbau in Japan irgendwelche Auswirkungen hat, weiss ich nicht. Denke die Partikel gehen nicht so ohne weiteres in die Pflanzen ueber. Fuer den Menschen (Lunge) sieht es da schon anders aus.   

Indirekt hat die Luftverschmutzung - mit ihrer Wirkung auf Böden und Gewässer - sicherlich auch Einfluss auf den Tee und seine Qualität.

Bearbeitet von michdal
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ganz unabhängig vom thema tee und verschmutzung & belastung:



ich habe fast 2 jahre in peking mit pausen zwischen 2006-2010 verbracht und ich muss schon sagen wer sein wäsche draussen aufhängt ist selbst schuld :)



die ersten wochen sind schon krass im sommer, im herbst & frühling bläst meist der wind den dreck raus. aber selbst an werte die bei uns als jenseits von gut und böse gelten... man gewöhnt sich dran. ich hatte aber zugegebenermaßen öfters hautprobleme. nichtraucher bekommen ihre dosis an rauch ob sie wollen oder nicht in rauhen mengen. und mit meiner kleinen würde ich in peking wohnen wollen.



aber wie gesagt als junger und einigermaßen gesunder mensch ist es zum aushalten - gewöhnungssache eben. wenns mich aber in zukunft für längere zeit nach china verschlägt, dann am liebsten eine mittlere küstenstadt: z.b. qingdao - shanghai ist wieder zu westlich und rießig. merkt man manchmal nicht dass man in china ist... 


Bearbeitet von chenshi-chinatee
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Aus eigener Erfahrung muss ich auch sagen, dass das Leben in den großen chinesischen Städten wegen der Luft teilweise sehr unangenehm ist. An manchen Tagen sind die Hochhäuser des übernächsten Blocks nicht mehr zu sehen gewesen. Einziger Vorteil: es gab selten Sonnenbrand...

Um auf den Tee zu kommen: ich frage mich, ob aus berühmten Anbaugebieten wie dem Xihu (Westsee) in Hangzhou auch in Zukunft die besten Tees kommen werden. Der Westsee liegt inmitten der Stadt und damit in einem riesigen Industriegebiet - wenn sich die Luftverschmutzung auf den Tee auswirkt, dann muss der dortige Longjing eigentlich belastet sein. Die Teegärten am Fuß der Hänge, neben den Autobahnen finde ich unheimlich.

Auf dem Land ist die Luft viel besser, der Himmel ist blau und ein Sonnenbrand ist einfach möglich. Bei Teegärten, die sich oberhalb der Dörfer befinden, habe ich hier keine Bedenken, dass der Tee durch die Umwelt belastet wird. Da ist es nur die Frage ob die Teebauern Pestizide verwenden oder nicht. Und dies lässt sich doch deutlich leichter herausfinden und beeinflussen, wenn die Beziehung zu den Bauern gut ist.

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Pestizidrückstände sind nätürlich das eine. Was mich noch interessieren würde ist die Belastung des Tees (vermutlich mit Schwermetallen) durch verschmutzte Luft, Böden und Wasser.

Durch Schwermetalle belastete Böden sind in China tatsächlich ein nicht zu unterschätzendes Problem. Hier stellt sich aber auch die Frage, in welchem Umfang Teepflanzen die im Boden enthaltenen Schwermetalle aufnehmen und wieviel davon dann in den Tee übergehen.

Andreas

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Pestizidrückstände sind nätürlich das eine. Was mich noch interessieren würde ist die Belastung des Tees (vermutlich mit Schwermetallen) durch verschmutzte Luft, Böden und Wasser. Vielleicht kann ja Gero was dazu sagen.

Kommen bei euch Proben an, die zwar von den gefundenen Pestiziden her ok wären, aber trotzdem nicht verkauft werden können?

Das kommt mitunter schonmal vor, dass andere Gründe als Pflanzenschutzmittel (PSM) das Veto unseres Labors auslösen.

Z.B. waren wir nach Fukuoka  natürlich sehr skeptisch, ob Auswirkungen der Nuklearen Katastrophe den Tee belasten würde - zum Glück haben wir aber keine einzige Probe gehabt mit erhöhten Werten.

Ok, das Beispiel hat natürlich keinen Bezug zu China. Ob auch mal Schwermetalle dafür gesorgt haben, dass wir einen Tee ablehnen mussten, weiß ich leider nicht. Das allertypischste K.O.-Kriterium sind wirklich PSM.

Danach kommt als Belastung Schimmel. Wenn der Tee nicht absolut trocken in die Container geladen wurde und dann im schön verschlossenen Container etliche Wochen durch tropische Meere gefahren wurde - prost Mahlzeit! Das merkt man mitunter schon am muffigen Geruch, wenn beim Wareneingang die Muster für Tea Taster und Labor gezogen werden.

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  • 9 Monate später...

Um auf den Tee zu kommen: ich frage mich, ob aus berühmten Anbaugebieten wie dem Xihu (Westsee) in Hangzhou auch in Zukunft die besten Tees kommen werden. Der Westsee liegt inmitten der Stadt und damit in einem riesigen Industriegebiet - wenn sich die Luftverschmutzung auf den Tee auswirkt, dann muss der dortige Longjing eigentlich belastet sein. Die Teegärten am Fuß der Hänge, neben den Autobahnen finde ich unheimlich.

Hab gerade gestern mit einer Freundin von mir, die in Shanghai einen sehr guten Teeladen betreibt (http://www.wanlingteahouse.com/) über das Thema Xi Hu Long Jing gesprochen und ihr Fazit gekommen. Die Zukunft des dort angebauten Long Jings ist mehr als ungewiss!!! Man merkt es heute in China schon. Viele Händler kehren Long Jing den Rücken, weil der Anbau in Hangzhou weder sicher noch sonderlich erträglich ist. Die Qualität des Tees allein (ganz abgesehen von der Belastung) hat in den letzten Jahren wohl extrem abgenommen. Wohl wegen der geringeren Sonnenstrahlung durch die Verschmutzung, durch die Verschmutzung der Böden und das generelle Verkommen der Teegärten, die wie oben ganz richtig gesagt, oftmals direkt an der Straße liegen.

Es gibt Zahlen (z.B. hier: http://online.wsj.com/news/articles/SB10001424127887323829104578624010648228142), dass bis zu 20% der landwirtschaftlichen Anbaufläche in China mit Schwermetallen belastet sind. Inwiefern Tee-Anbaufläche betroffen ist, ist fraglich. Aber in den Gebieten der zentraleren Provinzen kann man wohl davon ausgehen, dass auch Tee nicht ungeschoren davon kommt. 

Ein weiteres Problem ist die Nutzung von Stickstoffdünger in China Landwirtschaft. Zum einen sind die Böden vielerorts so ausgelaugt, dass sie immer mehr Dünger benötigen, um überhaupt noch etwas anpflanzen zu können. Zum anderen ist der Bildungsgrad vieler Bauern so gering, dass sie schlicht nicht wissen, wie schädlich Dünger und Pestizide sein können und teilweise die Nutzungsinstruktionen auf Verpackungen usw. schlicht ignorieren und frei nach Schnauze den Dünger reinkippen (https://www.chinadialogue.net/article/show/single/en/5153-The-damaging-truth-about-Chinese-fertiliser-and-pesticide-use).

Alles in allem sind Pestizide und Verschmutzung ein wichtiges Thema für Teeliebhaber in China. Das Thema wird auch hier extrem offen und kritisch diskutiert. Daher kaufe ich persönlich nur von Bauern, die ich kenne, deren Teegärten ich gesehen habe und denen ich vertrauen kann. Aber von den kleinen Händlern, die ich hier in China kenne, kann ich sagen, dass die sich ähnliche Gedanken machen und auch auf persönliche Beziehungen setzen, um das Problem in den Griff zu bekommen. Außerdem trinken die ihren Tee alle selbst, sodass sie noch einen weiteren Grund haben, auf die Qualität zu achten. Überrascht mich nicht, dass bei vielen großen Marken Belastungen gefunden werden, wie oben berichtet wurde.

Wie schwer es ist, wirklich ökologischen Tee zu vertreiben, zeigt das Beispiel einer mir bekannten Teeherstellerin aus Taiwan. Ihre Plantage ist 100% Pestizid-frei. Der Preis, den sie dafür zahlt, ist die Ungewissheit, nicht sagen zu können, wie viel Tee sie pro Saison ernten kann. Die Gesamtkapazität beträgt 150 taiwanesische Pfund (1 Pfund = 600g). Diese Saison (Wintertee 2013) konnte sie gerade mal 21 Pfund ernten. Der Rest ist von Insekten vernichtet worden...

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Danke Michdal - interessante Links, verwunderlich, dass kein DDT gefunden wurde - achso darauf testet man ja nicht mehr, da DDT ja so old-school ist, denken wir im Westen zumindest - Der Teebauer im Yunnan denkt sich: "So ein neuartiger Stoff von Bayer CropScience zu 12 RMB die Packung oder doch lieber das Zeug das mein Vater schon in den 80igern erfolgreich verwendet hat zu 2 RMB das Pack! Wieder ein Grund mehr ausschliesslich Tee's mit dem EU-Bio Symbol zukaufen!



http://www.flickr.com/photos/104931049@N08/10974914564/

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Ich hatte damals bei dem Japan Tee Seminar ausführlich mit Herrn Tanimoto gesprochen, der Botschafter der "Japan Tea-Exporters Association" ist, einer der ältesten Tee Export Firmen. Und was ich eigentlich schon fast eine Schweinerei finde, ist, dass viele deutschsprachige Online-Teehäuser damit werben, dass ihre Sorten frei von "Pflanzenschutzmitteln" sind. Und dies ist schier unmöglich. Ich hatte ein langes Gespräch mit Herrn Tanimoto darüber und er wahr äußerst ehrlich. Er hatte mir gesagt, dass es einfach unmöglich ist, so große Mengen an Tee zu produzieren, ohne jegliche Pestizide. Diese sind notwendig, damit die Pflanzen schneller / besser wachsen und vor allem damit kein Ungeziefer-Befall eintritt. Außer man produziert wirklich in so kleinem Rahmen, der überschaubar ist und man sich unentwegt um diese Stelle an Sträuchern kümmern kann, um Insekten und Co davon fernzuhalten. Aber solch ein Anbau ist nicht ertragreich, darum macht es auch so gut wie keiner, außerdem würde niemand diesen persönlichen Zeitaufwand bezahlen.



In Japan kostet es einiges seinen Sencha & Co, mit einem JAS Siegel versehen zu lassen. Hier in Europa wird damit geworben, dass dieses Siegel aussagt, dass der zB Sencha ohne Pestizide/Pflanzenschutzmittel angebaut wurde. Und das ist einfach nicht wahr, so wurde mir das wahrlich ehrlich versichert. Tanimoto-san ist ein wandelndes Lexikon und weiß was in Japan abrennt und kennt die Händler und Bauern. Am Ende ist es so, dass eine BIO / JAS Siegel nur aussagt, dass Pestizide / Pflanzenschutzmittel benutzt wurden, die erlaubt und unbedenklich sind. 



Zurück zu China und seiner pro-Natur Einstellung (Sarkasmus). Auf Arte lief vor ewigen Zeiten einmal eine Doku die nicht nur erschreckend, sondern auch ungemein informativ war. Dabei wurde ein bekannter Autor und Umweltaktivist aus China begleitet, wo er dem deutschen Kamera-Team Dinge zeigte die Mann normal nicht zu Gesicht bekommt. 



Da gab es zB eine Stadt, durch die ein Fluss fließt, doch dieser ist wegen der hiesigen Fabriken so vollgepumpt mit giftigen Abfällen, dass es ein strickte Warnung gibt, zur Mittagszeit den Fluss per Brücken zu überqueren, da bei der Hitze die Dämpfe so giftig aufsteigen, dass die Leuten Verätzungen der Augen erlitten haben. Eine erschreckende Prozentzahl der ganzen Bevölkerung dieser Gegend hat mindestens schon Krebs im Anfangsstadium. Darauf hin, hat dieser Umweltaktivist all diese Unterlagen gesammelt und der Regierung in Peking eingereicht, mit dem Erfolg, dass sie ihn festgenommen, eingesperrt und gefoltert haben, damit er seine Schnauze hält. Gegenden die noch vor 5 Jahren grün waren und in vollster Natur erstrahlten, sind jetzt eine Wüste. Durch die Verschmutzung haben sich viele Dörfer in Geisterstädte verwandelt, da sich der Sand alles genommen hat. Somit zieht es die Menschen immer weiter an den Rand, in die Großstädte, wo selbst dort schon der Sand seine spuren hinterlässt.



Eine damalige Ex-Freundin, ist Japanerin und arbeitet als Produzentin / Director für den großen japanischen Sender NHK. Einmal hatten sie in Zusammenarbeit mit der Tokyo University (ich denke diese Uni war es) eine Studie über einen längeren Zeitraum angesetzt. Hierbei wurden Lebensmittel in China eingesackt, aus allen möglichen Regionen und in Japan in Labors getestet, analysiert und ausgewertet. Das Ergebnis war erschreckend. Besonders aus den ärmeren Gegenden, war vieles nicht das wonach es schien. 



Milch = war nichts mehr, was auf eine Kuh hindeuten könnte. Ein großer Milchkonzern, brachte Milch auf den Markt der im Grunde nur chemischer Abfall war. Darin waren so viele Giftstoffe, weshalb es nicht verwunderlich war, dass in jenen Region wo diese Milch stark verkauft wurde, vermehrt Krankheiten auftraten. 



Sojasoße = Ein wichtiger Bestandteil in Sojasoße, um diese zu gewinnen, findet sich auch in menschlichem Haar. Da diese natürliche Stoffe (kann mich nicht mehr erinnern wie dieser hieß), auf wie gesagt, natürliche Weise zu Kostenintensiv wären, wurden in vielen Sojasoßen nachgewiesen, dass menschliche Haare benutzt wurden, um diesen Stoff herzustellen. Wenn das schon nicht schlimm genug ist, stellte man im Zuge dazu später noch fest, dass diese Haare oftmals von Leichen entnommen wurden.



Teigtaschen mit Fleischfüllung = Oft werden diese Taschen in Ständen an den Straßen verkauft alla Wan Tan bzw Gyoza. Doch wurden in vielen Proben nachgewiesen, dass das Fleisch nicht einmal Fleisch war. Am Ende war es oftmals aufgeweichter Karton welcher in irgendwelchen Soßen eingelegt war. 



Das klingt alles sehr unglaublich und heftig, aber ich kann nur sagen, was ich wirklich aus erster Instanz erfahren habe und dies waren keine 08/15 Quellen. Aber wer weiß was wirklich stimmt. Am Ende ist sogar alles noch schlimmer, als das schon genannte :D



Trotzdem hält es mich nicht ab Tees aus China oder Taiwan zu trinken. Man muss einfach nur seine Bezugsquellen vorher gut prüfen und dann entscheiden, ob man denk diesen vertrauen zu können. ;)


Bearbeitet von VanFersen
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In Japan kostet es einiges seinen Sencha & Co, mit einem JAS Siegel versehen zu lassen. Hier in Europa wird damit geworben, dass dieses Siegel aussagt, dass der zB Sencha ohne Pestizide/Pflanzenschutzmittel angebaut wurde. Und das ist einfach nicht wahr, so wurde mir das wahrlich ehrlich versichert. Tanimoto-san ist ein wandelndes Lexikon und weiß was in Japan abrennt und kennt die Händler und Bauern. Am Ende ist es so, dass eine BIO / JAS Siegel nur aussagt, dass Pestizide / Pflanzenschutzmittel benutzt wurden, die erlaubt und unbedenklich sind.

auch bei JAS darf natürlich im notfall mit pflanzenschutzmitteln gearbeitet werden, aber halt nur mit sehr wenigen, genau ausgesuchten, und die stammen nicht von bayer und co. 

Major agricultural chemicals from Attached Table 2

- Those of plant origin

pyrethrins, canola oil, lecithin, lentinus edodes mycelium extract liquid

- Those of mineral origin

sulfur, Bordeaux mixture 

- Biological control and biopesticide formulation natural enemy

- Other 

sex pheromone agent, metaldehyde, carbon dioxide

 http://www.maff.go.jp/e/jas/specific/pdf/org01.pdf

evtl. ist das auf ein sprachliches missverständnis zurückzuführen, so wie du es beschreibst.

biologisch arbeitende landwirte (bei den teebauern wird es nicht anders sein) sind grösstenteils keine verpeilten spinner. die wollen ihre ernte genau so auf den markt bringen und verkaufen. allerdings ist das noch nicht bei jedem angekommen, und nicht wenige setzen diese art von landwirtschaft mit einer politischen einstellung gleich.

dass es recht problemlos geht, biologisch zu produzieren, seh ich immer, wenn ich bei aldi meine biologischen möhren kaufe, die nicht sehr viel teurer sind, als die daneben liegenden, konventionell angebauten.

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Ich hatte damals bei dem Japan Tee Seminar ausführlich mit Herrn Tanimoto gesprochen, der Botschafter der "Japan Tea-Exporters Association" ist, einer der ältesten Tee Export Firmen. Und was ich eigentlich schon fast eine Schweinerei finde, ist, dass viele deutschsprachige Online-Teehäuser damit werben, dass ihre Sorten frei von "Pflanzenschutzmitteln" sind. Und dies ist schier unmöglich. Ich hatte ein langes Gespräch mit Herrn Tanimoto darüber und er wahr äußerst ehrlich. Er hatte mir gesagt, dass es einfach unmöglich ist, so große Mengen an Tee zu produzieren, ohne jegliche Pestizide. Diese sind notwendig, damit die Pflanzen schneller / besser wachsen und vor allem damit kein Ungeziefer-Befall eintritt. Außer man produziert wirklich in so kleinem Rahmen, der überschaubar ist und man sich unentwegt um diese Stelle an Sträuchern kümmern kann, um Insekten und Co davon fernzuhalten. Aber solch ein Anbau ist nicht ertragreich, darum macht es auch so gut wie keiner, außerdem würde niemand diesen persönlichen Zeitaufwand bezahlen.

Laut der Japanese Association of Tea Production lag der Anteil an der Gesamtproduktion von biologisch produziertem Gruentee 2011 bei knapp 1,6%. Der Markt dafuer ist sicherlich klein, aber er waechst, auch dank der Zugkraft von biologisch angebauten Gemuese usw.

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  • 4 Monate später...

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