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Tee in der Literatur/Poesie


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Hallo,

ich würde gerne ein neues Thema anfangen: Tee in der Literatur/Poesie. Es sollte nicht um Bücher über Tee gehen, das gibt es schon an einigen Stellen sondern wir wollen mal schauen, wo Tee so überall vorkommt. Vielleicht zwei Beispiele:

1.: Heinrich Heine, Am Teetisch

Sie saßen und tranken am Teetisch,

Und sprachen von Liebe viel.

Die Herren waren ästhetisch,

Die Damen von zartem Gefühl.
Die Liebe muß sein platonisch,

Der dürre Hofrat sprach.

Die Hofrätin lächelt ironisch,

Und dennoch seufzet sie: Ach!
 
Der Domherr öffnet den Mund weit:

Die Liebe sei nicht zu roh,

Sie schadet sonst der Gesundheit.

Das Fräulein lispelt: Wie so?
 
Die Gräfin spricht wehmütig:

Die Liebe ist eine Passion!

Und präsentieret gütig

Die Tasse dem Herrn Baron.
 
Am Tische war noch ein Plätzchen;

Mein Liebchen, da hast du gefehlt.

Du hättest so hübsch, mein Schätzchen,

Von deiner Liebe erzählt.

Es hätte Heine, den großen Spötter der deutschen Literatur sicherlich sehr gefallen das Thema in einem Computerforum über Tee zu eröffnen.

2.: Bei Alice im Wunderland gibt es im Kapitel sieben: Aberwitz und Fünf-Uhr-Tee eine herrliche Beschreibung einjes sehr speziellen Teetrinkens; nicht verwunderlich war doch der Autor Lewis Carroll ebenfalls sehr speziell.

Nur mal zwei Beispiele um zu sehen, ob es den einen oder  anderen interessiert.

Paul

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aus theodor storm, "zwei kuchenesser der alten zeit" (auch unter "der hausfreund" zu finden):




Eine ganz andere Figur war der Herr Ratsverwandte Quanzfelder. – Noch sehe ich ihn, wie er unserm Hause gegenüber aus seiner Tür zu treten pflegte; im mausgrauen Kleidrock, den rotbaumwollenen Regenschirm unter dem Arm. Trotz seiner knochigen Gestalt machte er mir immer den Eindruck einer alten Mamsell. Denn seine Bewegungen waren klein und seine Stimme dünn und gläsern gleich der eines Verschnittenen; dabei hingen ihm in dem runzligen zusammengedrückten Gesichte die Augenlider wie Säckchen über den kleinen Augen. Wenn er vor einer Dame den Hut zog, so krächzte er sein: »Gud'n Dag, gud'n Dag, Madam!« wie ein heiserer Vogel; und seltsam war es anzusehen, wie er dann mit gespreizten Fingern und taktmäßig hin und her bewegten Armen seinen Weg fortsetzte.


Von dem intimeren Gebaren des Mannes weiß ich aus eigener Erfahrung nichts zu berichten; aber unsere Tante Laura, in deren elterlichem Hause er aus und ein ging, hat mir gründlichen Bescheid gegeben, da ich mich neulich nach diesem weiland »Hausfreunde« bei ihr erkundigte.


»Hm, Vetter!« begann sie – und sah mich dabei mit äußerstem Behagen an, wie immer, wenn wir auf unsere alte Stadt zu reden kommen. – »Er kam allerdings mitunter zu uns; aber unser Hausfreund ist er nicht gewesen. – Mein Vater hatte, wie Sie wissen, einen Kram mit Galanterie- und Eisenwaren, aus dem auch Herr Quanzfelder seinen kleinen Bedarf, und zwar auf Rechnung, zu entnehmen beliebte; sobald aber sein Konto nur zu ein paar Mark aufgelaufen war«, – und Tante Laura nahm die verbindlichste Miene an und fiel für einen Augenblick in ihr geliebtes Platt – »so wurr en Grötniß bestellt, Herr Ratsverwandter keem van Namiddag Klock dree, um de Räken to betalen.' – Nebenan bei meinem Onkel, aus dessen Laden er seine Ellenwaren kaufte, bedeutete das eine Anmeldung zum Kaffee, bei uns auf Tee und Pfeffernüsse.


Der Mann übte einen seltsamen Bann auf mich aus, so daß ich ihn immerfort betrachten mußte, und doch bekam ich allzeit einen Schreck, wenn ich seine Krähstimme von draußen vor dem Laden hörte, besonders aber, wenn er nun in der Stube mit altjüngferlicher Zierlichkeit seine knochigen Hände ausstreckte, um sich die wildledernen Handschuhe abzuziehen, und darauf Hut und Schirm so seltsam hastig in die Ecke stellte.


Es war mir damals ganz unzweifelhaft, daß es der Geruch der Pfeffernüsse sei, wodurch er in diese Unruhe versetzt wurde. Kaum, daß noch die rote Perücke mit beiden Händen plattgedrückt war, so saß er in seinem mausgrauen Rock auch schon unter dem Fenster am Teetische.-Ich höre ihn noch sein ,Danke, danke, Madam!' krähen, wenn meine Mutter ihm das Backwerk präsentierte. Er nahm dann mit der einen Hand eine Pfeffernuß, zugleich aber mit der anderen auch den ganzen Teller und schob ihn neben sich unter das Blumenbrett auf die Fensterbank.


Gesprochen wurde nicht viel; man hörte meistens nur das Klirren der Teelöffel und das Scharren des Kuchentellers, der unter dem Blumenbrett aus- und eingeschoben wurde und unter der pflichtschuldigen Nötigung meiner Mutter sich allmählich leerte. Zuweilen geschah das Abbeißen auch nur scheinbar, und die Pfeffernuß verschwand in dem weiten Rockärmel, worauf dann plötzlich der Herr Ratsverwandte das Bedürfnis empfand, sich die Nase zu schneuzen. Das buntseidene Taschentuch wurde hinten aus der Rocktasche gezogen, und das Backwerk glitt bei dieser Gelegenheit hinein. Wir Kinder sahen dem allen aufmerksam zu; sehnsüchtig nach der süßen Speise, von der heute für uns nichts abfiel. – Schließlich, nach der dritten oder vierten Tasse, stand Herr Ratsverwandter auf: ,Dörf ick nu bidden um en bat Papier darum!' Und mein Vater, der inmittelst rauchend im Zimmer auf und ab gegangen war, machte ihm eine Tüte; Herr Quanzfelder schüttete den Rest der Pfeffernüsse hinein und steckte sie zu ihren Brüdern in die Schoßtasche; dann nahm er Hut und Schirm, krächzte noch ein paarmal: ,Adje, adje, Madam!' und empfahl sich.


http://gutenberg.spiegel.de/buch/3490/22



geht noch weiter, die geschichte... ;)


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Hallo Key,


gutes Beispiel vom oft schändlich unterschätzten Storm; " einen Kram mit Galanterie- und Eisenwaren " hätte ich auch gerne.


Falls Du Kuchentafel magst solltes Du dir die "Jütländische Kaffeetafel " von Siegfried Lenz mal anschauen, es wird zwar Kaffee gereicht, untypisch für die Gegend aber ein großartiges Stück Unterhaltung.



Jetzt mal noch ein Beispiel für Tee in der Literatur:


Katherine Mansfield: A Cup of Tea


http://www.studyguide.org/mansfield_cup_of_tea.htm


Vorsicht!!! Zehn Seiten die es verdammt in sich haben


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Für das Kind im Mann/Frau hier mal die Vorstellung eines Bilder/Lesebuches: Sven Nordqvist Mats Wahl: Die lange Reise Geschichte eines Ostindienfahrers.

Nordqvist und Wahl brauchen keine Vorstellung:  Heroen des Nordischen Kinderbuchs :)

Die lange Reise spielt im 18. Jhdh. und beschäftigt sich mit dem Untergang der Götheborg am 12. Sept. 1745;   900 Meter vor der Festung Nya Älvesborg. Das Buch erzählt die Geschichte eines kleinen Jungen, der als Schiffsjunge mit nach China fährt und dort sieht wie Porzellan und Tee eingekauft werden usw. usw.

Bei einer Tasse Tee allein zu lesen oder Kindern vorzulesen!

Viel Vergnügen bei der langen Reise zum Tee/Porzellan



Schwarzer Tee und Milch

Zu diesem Thema gibt es in der Literatur natürlich auch die eine oder andere Stelle:

James Joyce: Ulysses 1. Kapitel

Stephen, Haines und Buck Mulligan beim Frühstück im  Turm, alles da nur keine Milch, die Milchfrau verspätet: 

"- Wir können ihn ja schwarz trinken, sagte Stephen. Im Schrank ist ja noch eine Zitrone.

- Verdammtnochmal, du und deine Pariser Marotten, sagte Buck Mulligan. Ich will Sandycove-Milch!

Keine Angst liebe Tee-talker die Milchfrau kommt und es geht alles seinen Gang. Das Buch ist eine Welt für sich, aber mit einer Kanne Tee und Sandycove-Milch ein unbeschreibliches Vergnügen

P.S. Wer vor Mansfield s.o. gekniffen hat sollte mit dem Ulysses erst garnicht anfangen, das ist nur was für geübte trainierte  Langstrecken-Leser; gibt es aber auch als hochprämiertes Hörbuch.

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Tee bei LUCKY LUKE!


Wo ? Das Greenhorn S. 40, in der einzig richtigen Deltaausgabe 4,- DM (!), da sagt der schon recht fertige Sheriff: "Dieser Sioux hat die ganze Nacht die Totentrommel geschlagen. Und was die Zelle angeht, so ist sie inzwischen die Filiale eines Londoner Clubs geworden! Und dieser Teegeruch..."


Wer die Geschichte von Waldo Badmington erfahren will, sollte Das Greenhorn lesen - es wird ihn weiterbringen auf dem Weg des Tees.


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P.S. Wer vor Mansfield s.o. gekniffen hat sollte mit dem Ulysses erst garnicht anfangen, das ist nur was für geübte trainierte  Langstrecken-Leser; gibt es aber auch als hochprämiertes Hörbuch.

Ah richtig, das Buch steht schon seit Ewigkeiten auf meiner Liste, aber bisher überwog die Furcht. Jetzt würde ich es mir zutrauen, "Krieg und Frieden" oder "Auf der Suche nach der verlorenen Zeit" gingen ja immerhin auch ganz gut. (Da fällt mir ein, dass es im letztgenannten Werk sicher auch die ein oder andere Teegeschichte gibt). Die deutsche Übersetzung von Ulysses braucht man wahrscheinlich gar nicht erst in die Hand nehmen, oder?

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Hallo Michdal,



wenn Du dich durch den Langweiler Tolstoi gekämpft hast, das Muttersöhnchen Proust ausgehalten hast, wird der Ulysses für Dich ein erholender Spaziergang werden. Die deutsche Übersetzung ist von Wollschläger, und gut! Suhrkamp hat 2004 eine Ausgabe mit Anmerkungen, Karten etc.  herausgebracht die super ist.


Ulysses mit irischem Tee und Milch, bei diesem Wetter - besser kann man nicht durch Dublin wandern; aber Guinness paßt selbstverständlich auch!


Viel Spaß


Paul


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Tee bei Douglas Adams dem heutigen Geburtstagskind:

The premise to the Hitchhiker's Guide to the Galaxy is that the answer to the BIG question of what is the meaning of life, the universe and everything is...42.

What can this mean? Well I think I have the answer:-
42     = Forty Two
          = For Tea Two
          = Tea for Two !

http://www.h-tea-o.net/newsletter/G001DouglasAdams/teatalk/

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Hallo Michdal,

wenn Du dich durch den Langweiler Tolstoi gekämpft hast, das Muttersöhnchen Proust ausgehalten hast, wird der Ulysses für Dich ein erholender Spaziergang werden. Die deutsche Übersetzung ist von Wollschläger, und gut! Suhrkamp hat 2004 eine Ausgabe mit Anmerkungen, Karten etc.  herausgebracht die super ist.

Ulysses mit irischem Tee und Milch, bei diesem Wetter - besser kann man nicht durch Dublin wandern; aber Guinness paßt selbstverständlich auch!

Viel Spaß

Paul

Danke, ich versuch's trotzdem erst mal mit der Originalausgabe, mal sehen, wie lang ich durchhalte. Das mit Proust und Tolstoi will ich überhört haben! ;)

Ich mache mich auch mal auf die Suche nach Teezitaten. Auf die Schnelle konnte ich nur folgendes, eher bescheidenes Beispiel finden:

Theodor Fontane "Effi Briest"

"Ach, Geert, ich ängstige mich wirklich." Und sie richtete sich im Bett in die Höh und sah ihn starr an.

"Soll ich noch nach Johanna klingeln, daß sie uns Tee bringt? Du hast es so gern vor dem Schlafen-

gehen."

Er küßte ihr die Hand. "Nein, Effi. Nach Mitternacht kann auch der Kaiser keine Tasse Tee mehr ver-

langen, und du weißt, ich mag die Leute nicht mehr in Anspruch nehmen als nötig.

Edit: Bei Johanna wird im Buch übrigens noch mehrmals Tee bestellt.

Bearbeitet von michdal
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Paul, ich danke Dir!!!



Und Douglas Adams ... der übrigens auch "The long dark Tea Time of the Soul" geschrieben hat!


 Danke für den Link - endlich habe ich 42 verstanden! :D


Seit ca. 25 Jahren habe ich versucht, die Frage dazu zu finden. Als ich vor etwas über 11 Monaten in das Alter der Antwort auf die Frage nach dem Leben, dem Universum und dem ganzen Rest kam, hoffte ich ja auch Erleuchtung. Nur noch ein paar Wochen bis ich 43 werde ... und ich war schon kurz davor aufzugeben. Aber nun weiß ich Bescheid, und kann wieder überzeugt einen Don't Panic Button tragen.



Wer sich jetzt fragt, was ich hier schwafel, kennt vermutlich nicht das Hauptwerk von Douglas Adams. Da hilft nur: Tee kochen, ein Handtuch schnappen und die Trilogie "Per Anhalter durch die Galaxis" lesen.

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Theodor Fontane "Effi Briest" "Nein, Effi. Nach Mitternacht kann auch der Kaiser keine Tasse Tee mehr ver-

langen, und du weißt, ich mag die Leute nicht mehr in Anspruch nehmen als nötig.

Fontane ist große Klasse und Innstetten eine Pfeife (mit allem Respekt !) :)

Hallo geroha,

danke für die Blumen, aber sie gehören den Damen/Jungs von h-tea-o.net. Ich war selbst froh dieses große Welträtsel gelöst zu finden. Die Leute, die den Anhalter noch nicht kennen sind zu beneiden, steht ihnen doch noch verdammt viel Spaß bevor , wenn sie es lesen!

Aber keine Angst auch nach 43 geht es weiter mit den Mirakeln.

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Zwar dürfte es nicht um konventionellen Tee gehen, aber das war ja auch nicht die Vorgabe: :D



Hunter S. Thompson "Naked Lunch"



"He was a ritual tea smoker and very puritanical about junk the way some teaheads are.


He claimed tea put him in touch with supra blue gravitational fields. He had ideas on every


subject: what kind of underwear was healthy, when to drink water, and how to wipe your ass.


He had a shiny red face and great spreading smooth nose, little red eyes that lit up when he


looked at a chick and went out when he looked at anything else. His shoulders were very broad


and suggested deformity. He acted as if other men did not exist, conveying his restaurant and


store orders to male personnel through a female intermediary. And no Man ever invaded his


blighted, secret place.



So he is putting down junk and coming on with tea. I take three drags, Jane looked at him and


her flesh crystallized. I leaped up screaming "I got the fear" and ran out of the house. Drank a


beer in a little restaurant -- mosaic bar and soccer scores and bullfight posters -- and waited


for the bus to town.


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Über das Kochen von Tee wird ja schon in einem anderen Teil des Forums gesprochen darum an dieser Stelle der bis dato schmerzlich vermisste Hinweis auf den literarischen Ursprung dieses Brauchs.


Es gibt ja viele Menschen die dem Irrtum anhängen, daß die Chinesen den Tee erfunden -  und die Engländer ihn in Europa eingeführt hätten. Weit gefehlt!


Lies Mensch!


Die großen Klassiker der Literatur als Wegweiser des Lebens. Lies: Asterix bei den Briten, dann klären sich die Rätsel des Tees!


"Was sind denn das für Kräuter, Miraculix? Die kommen von sehr weit her. Ich weiß noch nicht wozu sie gut sind. Kannst welche mitnehmen, wenn du Lust hast."


Ich will dem verehrten Leser nicht die Spannung rauben, nur soviel: Es geht gut aus!


Asterix ist der Erfinder des Tees! Ein Franzose, wie nicht anders zu erwarten war!


Es wäre sicherlich möglich ausführlich darüber zu streiten, ob die Zubereitungsart die Asterix bei den Briten zum ersten Mal anwendet am Ende ein Brühen oder Kochen ist, aber das ist sekundär. Wichtig ist, daß Licht ins Dunkel der Vorgeschichte des Tees gebracht wurde.

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Ein weiteres Heine-Beispiel: Im Zwiegespräch mit der Hamburger Hammonia. Und natürlich geht es dabei auch um Tee.



Heinrich Heine "Deutschland, ein Wintermärchen"



Oh, meine Göttin, du hast mich heut


In weicher Stimmung gefunden;


Bin etwas krank, doch pfleg ich mich,


Und ich werde bald gesunden.



Ja, ich bin krank, und du könntest mir


Die Seele sehr erfrischen


Durch eine gute Tasse Tee;


Du mußt ihn mit Rum vermischen



Die Göttin hat mir Tee gekocht


Und Rum hineingegossen;


Sie selber aber hat den Rum


Ganz ohne Tee genossen.


Bearbeitet von michdal
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Gibt es vorlesende Eltern, Liebhaber, Liebhaberinnen in diesem Forum?

The Wind in the Willows Ein Muß für jeden Vorleser! Die Geschichte des Maulwurfs, der Ratte und des Dachs - natürlich auch des größenwahnsinnige Kröterichs - sind der Inhalt des Buches. Aber es geht auch um Bootsfahrten auf dem Fluß, verlorene Kinder, größenwahnsinnige Großgrundbesitzer, Automobilrennen, verkleidete Wäscherinnen, waschfaule Schleppkahnbesitzerinnen, die Sehnsucht nach der Ferne und die heimeligkeit des Heims, um hinterhältige Hermeline und widerliche Wiesel, um Schloßbesetzung und Größenwahn, um Freundschaft und Treue, um Verrat und Hinterlist, gestohlene Pferde und ihren Preis, um Bier und Schinken vorm Kaminfeuer und um Tee:

“When the girl returned, some hours later, she carried a tray, with a cup of fragrant tea steaming on it; and a plate piled up with very hot buttered toast, cut thick, very brown on both sides, with the butter running through the holes in great golden drops, like honey from the honeycomb. The smell of that buttered toast simply talked to Toad, and with no uncertain voice; talked of warm kitchens, of breakfasts on bright frosty mornings, of cosy parlour firesides on winter evenings, when one's ramble was over and slippered feet were propped on the fender, of the purring of contented cats, and the twitter of sleepy canaries.”
Kenneth Grahame, The Wind in the Willows

Dringende Empfehlung: unbedingt laut jemandem vorlesen - es geht gut aus, lieber Leser

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Tee bei Jean Paul? Am 250. Geburtstags dieses Dichters, er wurde übrigens in Wunsiedel der Perle des Fichtelgebirges geboren, muß man natürlich über Jean Paul und sein Verhältniss zum Tee schreiben.


Ob er eins hatte werde ich erst ganz zum Schluß sagen, oder überhaupt nicht oder zwischendrinn. So viel sei jedenfalls zu dem Dichterfürsten, der zu seiner Zeit mehr gelesen wurde als Goethe, was diesem natürlich nicht gefiel, gesagt: Wenn man zufällig nach Bayreuth kommt, einem Ort, der wahrlich wenig zu bieten hat und auch recht unbekannt ist, muß man ins dortige Jean Paul Museum gehen! Ein Brüller! Man wird selbst tausende Kilometer Anreise nicht bedauern. Gleich daneben steht ein kleines schäbiges Haus von einem längst verstorbenen Mann namens Wagner, da muß man nicht hin, den kennt keine Sau.



Ach ja wir waren beim Tee: "Der Schriftsteller August Lewald (der lange in Stuttgart als Regisseur am Hoftheater gearbeitet hat) erzählt vom Besuch einer Abendgesellschaft in Bayreuth im Jahre 1815, bei der auch Jean Paul geladen ist. Der dicke Dichter setzt sich an den Flügel und “macht den tiefsten Eindruck”.


Aber dann: “Nach beendigtem Spiel wollte er Tee; aber der Tee war längst fortgetragen, und die Bedienten brachten ihm andere Erfrischungen. Er bestand aber auf Tee und begehrte ihn so laut im Vorzimmer, daß die Dame des Hauses ängstlich aufsprang, um nach der Ursache des Lärms sich zu erkundigen, und, wie natürlich, sogleich Tee zu bringen befahl. Leider ist es nur zu wahr, daß er im Eifer des Gesprächs dann diesen Tee so stark mit Rum zu versetzen pflegte, daß er am Ende reinen Rum trank und so für die Gesellschaft fast untauglich wurde. Dies war die Ursache, daß er von vielen Baireuther Gesellschaften, welche die Gegenwart des herrlichen Mannes mit dieser Unannehmlichkeit nicht erkaufen wollten, ausgeschlossen blieb.”  " http://blogs.stuttgarter-zeitung.de/propellerinsel/?p=5607


Man sieht daran, daß die Baireuther Gesellschaft schon damals ziehmlich dämlich war. Hitler war gerne gesehen, in dem schäbigen Haus s. o. aber Jean Paul nicht! Gab es da nicht auch eine Geschichte in letzter Zeit von einem gern gesehenen Verteidigungsminister und seiner "zitierten "Doktorarbeit?


Bier war das Getränk von Jean Paul; Bier, Bier, Bier - in dieser Reihenfolge und viel davon. Er konnte ohne Bier nicht schreiben und nicht leben ohne zu schreiben.


Tee findet man aber in seinen Werken auch: Dr. Katzenbergers Badereise eine außerordentlich witzige Geschichte eines "Wissenschaftlers" der ins Bad fährt um einen unbotmäßigen Rezensenten zu prügeln. Eins der zehn witzigsten Bücher die ich kenne!


"Bloß seine einzige Tochter Theoda, in der er ihres Feuers wegen als Vater und Witwer die vernachlässigte Mutter nachliebte, regte er häufig an, daß sie – um etwas Angenehmeres zu sehen als Professoren und Prosektoren – Teegesellschaften, und zwar die größten, einlud. Er drang ihr aber nicht eher diese Freude auf, als bis er durch Wetterglas, Wetterfisch und Fußreisen sich völlig gewiß gemacht, daß es gegen Abend stürme und gieße, so daß nachher nur die wenigen warmen Seelen kamen, die fahren konnten. Daher war Katzenbergers Einwilligen und Eingehen in einen Tee eine so untrügliche Prophezeiung des elenden Wetters als das Hinuntergehen des Laubfrosches ins Wasser. Auf diese Weise aber füllte er das liebende Herz der Tochter aus; denn diese mußte nun, nach dem närrischen Kontrapunkt und Marschreglement der weiblichen Visitenwelt, von jeder einzelnen, die nicht gekommen war, zum Gutmachen wieder eingeladen werden; und so konnte sie oft ganz umsonst um sieben verschiedne Teetische herum sitzen, mit dem Strumpf in der Hand. Indes erriet die Tochter den Vater bald und machte daher ihr Herz lieber bloß mit ihrer innersten einzigen Freundin Bona satt"  Dr. Katzenbergers Badereise 1. Kapitel


Zu Ehren von Jean Paul sollten wir heute Abend die Teeschale mit Bayrischem Bier füllen aund auf das Wohl des Geburtstagskindes leeren!


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Calamity Jane und ihre Teestube, aus der Rubrik. "Die hundert Plätze wo man gerne gewesen wäre."



Nach Jean Paul zu einem anderen Schwergewicht der Literatur: Lucky Luke! In Band 22 "Calamity Jane" treffen wir Martha Jane Cannary Burke  (http://de.wikipedia.org/wiki/Calamity_Jane) eine der großen Frauenfiguren des Westens. In dem Heft  hat sie  eine Teestube und  wird in die Kunst des Teetrinkens eingeführt. Falls einer eurer Teegäste beim Teetrinken Prost sagt, glaubt nicht daß er irre ist, er zitiert nur Calamity Jane!


Pete Dexter hat ihr in Deadwood ein liebevolles Denkmal errichtet;  der Roman ist ein Muß für alle Western-Fans und wurde mir von einem lieben Freund aus Bielefeld geschenkt. Sage niemand mehr was gegen die Metropole Ostwestfalens, ein bärenmäßiges Teegeschäft gibt es dort auch, aber das gehört in eine andere Abteilung.


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