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Schwarzer Tee --- Rot oder Schwarz?


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Trotzdem der Begriff Schwarztee für die voll oxidierten Tees sich schon seit seeeehr langer Zeit eingebürgert hat, wollte ich doch mal eine Diskussion anstossen, ob man sich vielleicht nicht mal mit der Idee anfreunden sollte oder könnte, ihn beim 'wahren' Namen zu nennen ---- nämlich Roter Tee, bzw Rottee.

 

 

Ich bin jetzt zwar nicht hunderprozent firm was den historischen Background angeht, aber ich meine fast, dass diese Benennung schon rein westlichen Ursprungs ist. Die Einteilung in sechs Kategorien ist vielleicht  zwar noch gar nicht so alt (70 Jahre? mehr?, muss der Sache mal nachgehen), aber zumindest Gegenwärtig haben die Chinesen da schon eine gute Ordnung reingebracht. Als Ursprungsland des Tees und bei gegenwärtig immer weiter voranschreitender Globalisation, warum sollte man da nicht einfach mal Anfangen alt eingesessene Gewohnheiten zu durchbrechen?

 

 

 

 

Das hätte folgende Vorteile:

 

 

 

 

1, Einheitliche Bezeichnung, da doch immer  mehr auch von den sechs Grundkategorien gesprochen wird.  

 

 

 

2, Bessere und klare Abgrenzung zu Pu'er (Gerade jetzt wo immer mehr mit Fladenpresserei experimentiert wird. Rotteefladen machen auch schon immer mehr die Runde)

 

 

3, Man könnte so einheitlich von Schwarzem Tee reden, so dass nicht immer Pu'er als Überbegriff für Schwarzen Tee herhalten muss. Schließlich ist er nicht alleiniger Vertreter der Schwarzen Tees, wohl nicht einmal größter Vertreter.

 

 

4, Einheitliche Kategorisierung der Tees nach Verarbeitungsmerkmalen.

 

 

 

Natürlich würde das erstmal für Verwirrung sorgen, da vor allem Neulinge noch nie von Rottee gehört haben. Aber Verwirrung sorgt für bleibenden Eindruck in den Synapsen und vielleicht würde sich das ganze in ferner Zukunft mal irgendwann selber regulieren. Die Vorstellung und das Wissen, dass es sich bei der Herstellung fast aller Tees um ein Oxidationsphänomen handelt und nicht um eine mikrobakterielle Fermentation, beginnt sich auch schon immer mehr durchzusetzen....

 

 

 

 

 

Was meint ihr?

 

 

 

 

Vielleicht auch eine Anregung an den Administrator des Forums zu überlegen, ob es vernünftig ist solch eine Gewohnheit durch entsprechendes Einrichten der Teekategorien zu fördern? Hat bestimmt weitreichende Folgen, finde es aber trotzdem spannend mal ausgiebig darüber zu diskutieren.

 

 

 

 

 

 

Bearbeitet von miig
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meine persönliche meinung:



es gibt so viele teetrinker, die englisch orientiert sind, und fast nur tees aus indien, "ceylon" und den anderen britisch beeinflussten anbaugebieten trinken, die interessiert es doch überhaupt nicht, dass in china die eher unbeliebte oxidierte variante "roter tee" genannt wird.



die grosse popularität des schwarztees haben wir den briten zu verdanken. sie haben diesen tee zu dem gemacht, was er heute ist. warum sollte ich diese grosse gruppe teetrinker umerziehen? 



sag mal einem ostfriesen, dass er keinen schwarztee trinkt. interessiert den das? ;)



ich nenn die postfermentierten tees "dunkle tees", und wer will, kann doch bei den oxidierten "schwarzer/roter tee" schreiben.




wichtiger ist es aus meiner sicht, oxidiert und fermentiert richtig einzusetzen. zwischen diesen beiden herstellungstechniken gibt es naturwissenschaftliche unterschiede. allerdings schaffen selbst teekenner es kaum durchgehend, diese begriffe richtig zu benutzen...



wenn da jetzt noch roter und schwarzer tee zukommen... hallelujah ;)




wenn du ein bier haben willst, und dir im ruhrgebiet ein dunkles bestellst, bekommst du recht sicher ein malzbier. bestellst du dir in bayern ein dunkles, bekommst du recht sicher ein dunkles export. damit muss ich leben, und damit kann ich problemlos leben. 

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Hallo Key,



Ich denke da hast du auch schon den Nagel auf den Kopf getroffen. Das ist tatsächlich ein Gesichtspunkt den ich als sehr China orientierter Teetrinker (dennoch liebe ich Darjeeling und Ceylon Tees) etwas übersehen hatte. Denn Rot-Schwarztee Trinker gibt es natürlich auch nicht nur in Deutschland ;)


Und Vielfalt finde ich eigentlich auch immer spannender als Globalisierte Einheit



Dennoch würden da ein paar Punkte bleiben, die man etwas mehr klären könnte:



1. Weiß jemand wie es eigentlich dazu kam, den historischen Hintergrund dazu, dass es zu zwei Unterschiedlichen Benennungen kam? 


    - Ist der volloxidierte Tee vielleicht auch in China früher schon als 'Schwarztee' bezeichnet worden? 


    - Weiß jemand was über die historische Entstehung der 6 Kategorien als System (gemeint ist nicht wie die einzelnen Tees historisch entstanden sind, sondern ab wann man einheitlich begann von den 6 Kategorien zu sprechen)? Denn in China sind Schwarzer Tee und Roter Tee soweit ich das bis jetzt verfolgen kann historisch schon feste Begriffe.



2. Wie könnte man sich auf eine befriedigende Lösung einigen, die die chin. Schwarzen Tees umfassend zusammenfasst?


Denn obwohl Pu'er heute in aller Munde ist, ist er wie gesagt bei weitem nicht DER Stellvertreter Schwarzer Tees. Da gibt es noch die Schwarzen Tees aus Hunan, aus Hubei, aus Sichuan und Guangxi, welches erst mal nur grob geographische Benennungen darstellen. Im Detail tut sich da noch einmal eine ganz eigene Welt auf. Das wäre ungefähr so, als ob man Grüntee mit Longjing gleichsetzen würde. Longjing stellt aber nur eine Sorte der Grüntees aus der Provinz Zhejiang dar. Daneben gibt es noch Grüntees aus vielen anderen Provinzen Chinas.



Es wäre vielleicht auch überlegenswert die Kategorie Pu'er entsprechend umzubenennen, dass für den Betrachter von aussen auch schnell klar wird, dass es da Unterschiede gibt. So würde sich auf Dauer auch nicht die Gewohnheit einschleifen, dass mit den Bezeichnungen noch mehr Chaos entsteht. 



Dunkler Tee finde ich da schon Mal einen guten Ansatz, trotzdem zugegebener Maßen das für mich als 'Chinesen' noch gewöhnungsbedürftige klingt. Eigentlich schade, dass Schwarzer-Tee nun doppelt belegt ist und Roter-Tee als freier Begriff ein Randdasein fristen muss...



Würde man also die chin. Schwarzen-Tees als Dunkler Tee bezeichnen, käme schon das nächste Problem der Systematisierung.


Denn hier gibt es postoxidierte und postfermentierte Variationen. Doch das sollte man besser in einem eigenen Thread mal durchdiskutieren. Ich weiss nur noch nicht in welcher Ecke hier im Forum damit mal anzufangen. 



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Das Forum muss sich ja auch irgendwie an Konvention halten, das Problem hatte ich auch als ich den Pu Guide geschrieben habe, das Pu als eine der 6 Sorten wahrgenommen wird, aber nur darin eine Facette eines weiteren Spektrum darstellt. Man kann jetzt natürlich anfangen konsequent das nach dem "richtigen" chinesischen System zu benennen nur das Problem ist, das nur wenige überhaupt dann noch schnallen wo sie dran sind. Es reicht wenn du, ich und eventuell das noch ein paar andere wissen, aber von den 10% der deutschsprachigen Bevölkerung, die Tee nicht aus Beuteln trinken und nicht als Erkältungsgetränk sehen, werden vielleicht nur noch 0,5 an einer Änderung interessiert sein, denn jeden den es interessiert, weiß es eh.



Außerdem wenn du so SEO on-page und off-page arbeitest kann es gut sein, das du dir da ein Grab schaufelst. Am Ende des Tages willst du ja Besucher, und die Page kann die beste der Welt sein, nur doof wenn Sie niemand findet.


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Ich persönlich halte mich auch an das chinesische Farbschema. Mir ist es aber dann einigermaßen egal, wie jemand, der sowieso einen ganz anderen Bezug zum Tee hat, die einzelnen Tees benennt. Ich würde mit ihm sowieso nur oberflächlich zum Thema ins Gespräch kommen.



Einigermaßen absurd finde ich allerdings, dass im deutschen Sprachgebrauch bspw. Fruchtaufgüsse als "Tee" bezeichnet werden. Wie aber Adenauer schon sagte: "Nehmen Sie die Leute wie sie sind, weil andere gibts nicht." ;)


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Gute Frage.

Einerseits beruht der Begriff "Schwarztee" natürlich auf einem Mißverstädnis und es wäre schön, sowas ausmerzen zu können.

Andererseits bezweifliche ich dass dies eine Chance hätte, viel zu sehr ist der Begriff eingebürgert. Und wie Key schon sagte: Der praktische Nutzen wäre wohl auch einfach zu gering.
Dass das System der 6 Tees (von dem ich ohnehin kein zu großer Freund bin) durcheinander gebracht wird, ist ja eher von theoretischem Interesse. Das einzige praktische Problem ist ja dass es zu Verwechslungen mit den Bergriff "Hei Cha" - kommen könnte. Das jedoch ist ein Begriff der sich wohl außerhalb des harten Kerns von Teetrinkern keiner großen Bekanntheit erfreut. Was machen wir Nerds also?

Das ist ja ein bisschen gelöst worden, indem man Hei Cha dann mit "Dunkel-Tee" , "dark tea" o.ä. übersetzt - auch nicht schlecht, finde ich. Pechschwarz sind ja nicht alle postfermentierten Kandidaten.

Und dann wird unter Tee-Nerds ja öfter die Lehnübersetzung komplett verworfen und statt dessen wird gleich von "Hongcha" gesprochen - das find ich recht ästhetisch und klar, und historisch maximal korrekt *g*

Dazu würde ich noch anmerken wollen dass auch diese 6er-Einteilung nicht der Weisheit letzter Schluß ist, sondern ganz praktisch ist aber eine größere Objektivität suggeriert als dies der Fall ist. (Neuer Pu-Erh ist doch fast Grüntee, was ist mit weißem Pu-Erh, oder gelagertem Oolong, oder diesen neuen grasgrünen Oolongs, die schon fast Grüntee sind, oder mit geröstetem Grüntee, oder, oder...)

OT-Warnung:

Zuletzt, es sei mir verziehen, wollte ich noch was anmerken. Das machst nicht nur du Formosa, das geb ich zu. Nichtsdestotroz, wenn wir schon von Sprachrichtigkeit reden: Es ist im Englischen gang und gäbe, In Überschriften Alle Wörter Groß Zu Schreiben - im Deutschen bin zwickts mich da immer ein bisschen... 

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Wie miig schon geschrieben hat: wenn man sich soweit auskennt, dass man die chinesische 6er-Aufteilung verinnerlicht hat, werden sicher die Vokabeln hongcha und heicha nicht mehr ganz fremd sein. Wenn wir die verwenden, wird es einfacher. Zusätzliche Verwirrung: es gibt tatsächlich Europäer, die unter "roter Tee" eigentlich Puer verstehen ... das wird ganz schnell Pandoras Büchse, wenn man an das Vokabular geht.


Weil ich weiß, dass es hier auch einige Gelegenheitsleser gibt, die nicht so tief in der Materie stecken, sollten wir vielleicht auch aus Rücksicht auf jene Gäste nicht die in Deutschland geläufigsten Bezeichnungen kippen.



Zur Geschichte der 6 Kategorien habe ich irgendwo im Netz mal gelesen, dass erst in den frühen jahren des 20. Jahrhunderts ein chinesischer Professor das System komplettiert / wissenschaftlich veröffentlicht haben soll. Ich kann mir immer noch in den Allerwertesten beißen, dass ich mir die Quelle nicht gespeichert habe!


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OT-Warnung:

Zuletzt, es sei mir verziehen, wollte ich noch was anmerken. Das machst nicht nur du Formosa, das geb ich zu. Nichtsdestotroz, wenn wir schon von Sprachrichtigkeit reden: Es ist im Englischen gang und gäbe, In Überschriften Alle Wörter Groß Zu Schreiben - im Deutschen bin zwickts mich da immer ein bisschen... 

Leider passiert es immer wieder beim Tippen am Rechner, dass man es mit der Groß und Kleinschreibung nicht mehr so genau nimmt. Was ich eigentlich persönlich auch etwas bedauere. Wenn ich mir jetzt meine Überschrift noch Mal anschaue, zwickt mich da schon auch a bisserl ;) 

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Also, ich muss eingestehen, dass ich es auch für sehr unrealistisch halte, dass sich diese Konvention irgendwann mal ändert. Und tatsächlich ist man als 'Chinese' da schon etwas Chinazentriert, was wie schon gesagt nicht ganz der Teetrinkerrealität auf der Welt entspricht. Daher wohl tatsächlich ein eher nicht so sinnvolles Unterfangen. ---- Als alter 'Chinese' wie gesagt trotzdem noch sehr gewöhnungsbedürftig. Aber wie schon gesagt sind die Teetrinker, die schon mal von 'Schwarztee' bei Grüntee, Wulong/Oolong oder Pu gelandet sind wohl auch ziemlich schnell mit dem Phänomen vertraut. Vielleicht bleibt man einfach bei Schwarztee und redet bei Schwarzem Tee dann eben von Dunkel Tee oder nennt sei einfach direkt bei ihrem Namen --- Pooh usw  ;)

Was die Einteilung in die sechs (wenn man Aromatisierte Tees hinzunimmt eigentlich 7) Grundkategorien angeht, können mich die Argumente so weit noch nicht ganz überzeugen. Dazu werde ich mir jetzt aber einen anderen Thread suchen... Fortsetzung folgt

 

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Zur Geschichte der 6 Kategorien habe ich irgendwo im Netz mal gelesen, dass erst in den frühen jahren des 20. Jahrhunderts ein chinesischer Professor das System komplettiert / wissenschaftlich veröffentlicht haben soll. Ich kann mir immer noch in den Allerwertesten beißen, dass ich mir die Quelle nicht gespeichert habe!

Ja das wäre interessant gewesen. Schade, hätte mich auch sehr interessiert. Die Quellen die ich verarbeite gründen sich auch alle auf Arbeiten und Publikationen aus chinesischer Fach- und Primärliteratur. Da ist es immer spannend, welche Artikel ihre Wege zu uns finden.

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Bingo!! Der ist auch meine vorrangige Quelle. Ich denke besser und seriöser geht es fast nicht mehr. Ich habe hier seine ganzen Unterlagen. Hatte Sie während meiner "Lehre" im Teeladen in Taiwan auch alle durchgelesen. Da sind einige sehr fundierte und interessante Sachen drin. Da sie aus einer Zeit stammen wo die Teemärkte in China auch noch sehr stabil und 'modern traditionell' waren, denke ich sind das auch Quellen mit der größten Verlässlichkeit.



Über Wulong/Oolong hohle ich mein Fachwissen neben Chen Chuan hauptsächlich von Chen Huantang (Taiwan) und Zhang Tianfu. Letzteres Buch 福建乌龙茶 ist auch ein Klassiker und Standardwerk in China. Leider glaube ich vergriffen. Aber in China sollte das wohl kein Problem sein da irgendwie ranzukommen. ;)


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Meiner Meinung nach hätte eine Unterscheidung zwischen "schwarzem Tee" nach britischer Machart und "roter Tee" nach chinesischer Machart durchaus Sinn.



Trinkt sie doch mal in einer Parallel Verkostung.


Ich empfinde den geschmacklichen Schwerpunkt doch als recht unterschiedlich. 



Auch im Herstellungsprozess und den verwendeten Tee Varietäten gibt es Unterschiede.



Zudem befinden wir uns in Europa. Da gibt es andere Tee Traditionen. Und da geb ich Key recht: hier etwas umzuwerfen bringt dem Verbraucher nichts.


Und ich denke mal, dass wir, zumindest in Deutschland, weitaus mehr von der hanseatischen Teekultur* und von den Teekontoren der Hanse geprägt sind als von der chinesischen.


(*klar ist das britische Teekultur, aber eben doch entschieden in hanseatischer Manier verfeinert.)



Und warum Pu erh zu den schwarzen Tees gezählt wird, geht mir nicht in den Kopf.


Pu erh ist Pu erh und an sich bereits genügend unterteilt.




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Meiner Meinung nach hätte eine Unterscheidung zwischen "schwarzem Tee" nach britischer Machart und "roter Tee" nach chinesischer Machart durchaus Sinn.

Trinkt sie doch mal in einer Parallel Verkostung.

Ich empfinde den geschmacklichen Schwerpunkt doch als recht unterschiedlich. 

Auch im Herstellungsprozess und den verwendeten Tee Varietäten gibt es Unterschiede.

Zudem befinden wir uns in Europa. Da gibt es andere Tee Traditionen. Und da geb ich Key recht: hier etwas umzuwerfen bringt dem Verbraucher nichts.

Und ich denke mal, dass wir, zumindest in Deutschland, weitaus mehr von der hanseatischen Teekultur* und von den Teekontoren der Hanse geprägt sind als von der chinesischen.

(*klar ist das britische Teekultur, aber eben doch entschieden in hanseatischer Manier verfeinert.)

Und warum Pu erh zu den schwarzen Tees gezählt wird, geht mir nicht in den Kopf.

Pu erh ist Pu erh und an sich bereits genügend unterteilt.

 Was Schwarz(Rot-)Tee angeht, muss ich wie gesagt tatsächlich meine Chinazentriertheit eingestehen. Nach den vielen Jahren da drüben bringt man Teekultur eben doch hauptsächlich mit etwas Asiatischem in Verbindung. Aber das war so nicht ganz richtig......

Ich denke der Thread um die Pu'er Diskussion fällt nicht wirklich auf fruchtbaren Boden. Daher möchte ich auch nichts weiter dazu sagen.

Fachthematisch finde ich ist dieses Thema jedoch nicht so einfach wie man sich das vorstellt (und eigentlich doch auch wieder ganz einfach). Aus der Sicht des Teetrinkers und Verbrauchers sind solche Themen natürlich nur bedingt von Bedeutung. Aber ich finde es eben schon spannend den historischen Sitz im Leben des Pu'er zu verstehen. Dann wird ihm zwar einiges von seinem geheimnisvollen Schleier genommen, aber dafür kann man ihn dann auch für das schätzen was er wirklich ist.  

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  • 4 Wochen später...

@Charyu: Wird Pu Erh gemeinsam mit rotem Tee als schwarzer Tee bezeichnet?


Ich habe es bisher so verstanden, dass Pu Erh nur schwarzer Tee genannt wird, wenn man ihn "chinesisch" kategorisiert, dort gibt es dann aber keine Verwechslung mit "unserem" Schwarztee, der ja dann der rote Tee ist. Aus verschiedenen Kategorisierungen die Bezeichnungen zu mischen, führt nur zu Unverständlichkeit, genauso, wie "Art" im Deutschen was anderes heißt als im Englischen.


Sorry, dass ich einen alten Thread auskrame.


Bearbeitet von T-Tester
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Und warum Pu erh zu den schwarzen Tees gezählt wird, geht mir nicht in den Kopf.

Pu erh ist Pu erh und an sich bereits genügend unterteilt.

Eigentlich wollte ich das Thema so stehen lassen, aber ich glaube es herrscht schon eine recht große Verwirrung aufgrund der verschiedenen Bezeichnungen. Ich versuche mal kurz etwas Klarheit reinzubringen. Dabei handelt es sich natürlich nur um die Terminologie und Sichtweise der Chinesen, oder besser gesagt Greater China.

Wie gesagt gibt es in China den Schwarzen Tee (Dunkler Tee; chin. Fachbegriff: Heicha) und den Roten Tee (chin.:Hongcha; bei uns Schwarztee)

Beim chinesischen Heicha-Schwarztee handelt es sich stets um grob verarbeiteten Grüntee, der dann in einem weiteren Verfahren noch weiter verarbeitet wird (Schema und Beschreibung hier). Ganz grob wird das als Postfermentation bezeichnet. Auch das aufhäufen und gären lassen beim Shupu ist eine Postfermentation, da schon fertiger Grüntee genommen wird und eben Post-verarbeitet (fermentiert) wird.

Der chinesische Rote Tee ist im Gegensatz zum chinesischen Schwarztee etwas komplett anderes, da er nicht erhitzt wird zum abtöten der Enzyme, sondern es durch das rollen und quetschen und die Oxidationskammer zu einer vergleichsweise kurzen, aber forcierten Oxidation kommt.

Grundsätzlich ist Pu'er erstmal nur ein Teil der chinesischen Schwarzen Tees und macht von der Produktionsmenge her (zumindest früher) auch noch nicht ein Mal den grössten Teil aus. Da sind wie gesagt noch die chinesischen Schwarztees aus Hunan, Hubei, Sichuan und Guizhou.Nur ist Pu'er eben in aller Munde während die anderen chinesischen Schwarzen Tees nicht so durch die Medien gezogen worden sind.

Pu'er ist also keine für sich allein stehende Kategorie und hat kein Alleinstellungsmerkmal unter den chinesischen Schwarzen Tees.

Was das ganze bei den Pu'ers ein bisschen kompliziert macht ist, dass man zwischen Shengs und Shus unterscheidet.

Während Shus mehr oder weniger zu den klassischen chinesischen Schwarztees zählen mit ihrer postfermentativen Verarbeitungsweise, ist das bei den Shengs (den rohen) nicht so ganz einfach. Hier scheiden sich die Geister, ob es sich um eine natürliche Postfermentation handelt, oder ob lediglich eine natürliche Postoxidation stattfindet. 

Das klassische Merkmal der chinesischen Schwarztees ist die Postfermentation, ist die gewollte Postverarbeitung des grob fertigen Grüntees hin zu einem recht Schwarzen Tee. Meistens kommt da viel Wasser, Temperatur und die Zuimpfung von Bakterien mit ins Spiel (die früher in einem natürlichen Prozess sich bilden mussten). Bei den Shengs wird einfach nur der grob fertige Grüntee gepresst und fertig. Der kurze Dampf zum weich machen bietet meiner Meinung nach keine Brutmöglichkeiten für Bakterien. Und so machen die Shengs meiner Meinung nach ganz einfach einen Postoxidativen Prozess durch, den jeder fertige Tee (ganz egal ob Grün-, Rot-, Schwarz-, Gelb-, Weiß- oder Wulong-Tee) im Laufe der Zeit auch durchmacht. Auch wenn die Shengs in China Zweifelsohne zu den Pu'ers gezählt werden, sollte man sich doch immer wieder auch vor Augen halten, was die Shengs von ihrer Natur her sind.

In China werden die Schwarztees aber auch noch alternativ sehr treffend als gepresste Tees bezeichnet. Gepresst wurden sie ganz einfach aus dem Grund der besseren Transportfähigkeit in die Randgebiete des chinesischen Reiches. Unter den gepressten Tees hat man auch schon immer zwischen den grünen gepressten und den schwarzen gepressten unterschieden. Es war ihnen allen aber die Pressung zu Fladen, Ziegel, Kopf, Pilz o.ä. gemeinsam und bildeten eben so die Kategorie der 'gepressten Tees', oder eben der 'Randgebiet-Tees'. 

@T-Tester: Pu'er gehört zur Kategorie der chinesischen Schwarztees und ist etwas ganz anderes als die chinesischen Rottees.

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@Charyu: Wird Pu Erh gemeinsam mit rotem Tee als schwarzer Tee bezeichnet?

Ich habe es bisher so verstanden, dass Pu Erh nur schwarzer Tee genannt wird, wenn man ihn "chinesisch" kategorisiert, dort gibt es dann aber keine Verwechslung mit "unserem" Schwarztee, der ja dann der rote Tee ist. Aus verschiedenen Kategorisierungen die Bezeichnungen zu mischen, führt nur zu Unverständlichkeit, genauso, wie "Art" im Deutschen was anderes heißt als im Englischen.

Sorry, dass ich einen alten Thread auskrame.

Da haben wir die Bodenwellen wieder, die man am Besten überfliegt indem man sich nicht an die Kategorisierung klammert. In China wird "Pu Erh" als schwarzer Tee bezeichnet und der "rote Tee" ist das, was man hier als "schwarzen Tee" (stark oxidiert) bezeichnet. 

Die, die sich länger mit Tee auseinander gesetzt haben, ist das eigentlich egal, da sie ehr auf das Herkunftsland, die Provinz bzw. den Teegarten konzentrieren. 

 

Zudem kommt sicherlich auch noch eine geschichtliche Komponente hinzu: Mit dem Anbau von Tee in Ländern des indischen Subkontinents machten sich die Engländer von China unabhängig. Ähnlich der Seidenproduktion. Und ob es jetzt ein geschickter Schachzug des damaligen Seehandels war, oder andere Gründe für dieserart Unterscheidung (roter Tee/schwarzer Tee) zugrunde liegen, weiß ich nicht. Warum stand wohl auf den Holzkisten mit Tee aus China für den Überseehandel schon mal in chinesischer Schrift "Doppelt gebrühter Tee für die verdammten Christenhunde" Und hier noch ein Verweis auf die Opium Kriege. Da gibt es schöne Dokus zu.

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Kling ja interessant. Wo hast du das Zitat her?

unsere Beiträge haben sich wohl überschnitten und Du konntest die Kategorisierung besser aufdröseln. 

 

Das Zitat stammt aus einer Teegeschichte. 

Ein Professor der Sinologie kam in Göttingen an einem Teeladen vorbei, dessen Schaufenster dekorativ mit chin. Schriftzeichen bemahlt war. 

Irritiert ging der Professor in den Teeladen und fragte den Inhaber ob er denn wüsste, was er da auf sein Schaufenster geschrieben hat?

Nein, sagte er, da er die Schriftzeichen von einer Teekiste, die er als Lieferung aus China erhalten habe, abgemahlt hätte. Darauf hin übersetzte der Professor: Doppelt gebrühter Tee für  die verdammten Christenhunde. 

Bearbeitet von Charyu
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Herr Charyu, Ihre Christenhunde Geschichte vermag die Erinnerungen der äonischen Eule zu wecken. Es hatte damit schon seine Bewandtnis. Groß im Schwingen von Bibelzitaten, jedoch ausgesprochene Rüpel in ihren Herzen, nur auf den eigenen Vorteil bedacht, trugen sie nicht viel gutes zur Annäherung der Völker bei. Hat sich dies inzwischen geändert?

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Zudem kommt sicherlich auch noch eine geschichtliche Komponente hinzu: Mit dem Anbau von Tee in Ländern des indischen Subkontinents machten sich die Engländer von China unabhängig.

dazu hatte ich gerade erst was interessantes gefunden: die briten hatten lange das monopol im teehandel mit china. um 1830 (genaues jahr weiss ich nicht) wurde dieses monopol von china nicht mehr verlängert, und die briten fingen nun an, nach geeigneten anbaugebieten in indien zu suchen.

Bearbeitet von Key
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dazu hatte ich gerade erst was interessantes gefunden: die briten hatten lange das monopol im teehandel mit china. um 1830 (genaues jahr weiss ich nicht) wurde dieses monopol von china nicht mehr verlängert, und die briten fingen nun an, nach geeigneten anbaugebieten in indien zu suchen.

Und zettelten kurz danach den Opiumkrieg an. Alleine schon dafür bleibe ich bei Heicha und Hongcha! ;)

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Amalie,


Du darfst nicht den Großen Shu mit dem Kleinen Fake Shu verwechseln!


Die Genesis ist recht kompliziert - ich (Paul) habe das ein oder andere Mal Den Großen Shu zitiert, den ich ab und an die Ehre habe zu treffen.


Aus pupertären Gründen gibt sich ein Teilnehmer dieses Forums nun als Der Große Shu aus.


Bei unserem letzten Treffen in München sagte der echte Große Shu vor Zeugen, daß er noch nie in seinem Leben in einem Internetforum war und auch  nicht daran denke, das in seinem restlichen Dasein noch zu ändern.


Du brauchst also keine Drogen zu nehmen um den Unverstand zu verstehen, einfach ignorieren ;)


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