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Pu-erh verkostet: Mengku 2002


geroha

Empfohlene Beiträge

Heute hatte ich das erste Mal in dieser Woche (wir hatten Besuch) Zeit für eine ausgiebige Tee-Session.

Weil ich mich nicht entscheiden konnte, mit welchem unserer Tee aus der Bing-Verteilung ich anfangen sollte, habe ich mich älterer Informationsschulden erinnert:

war (fast) klar  ;) - lass uns wissen was du über fast schon "vintage" pu-erh denkst!

2002er Mengku, Probe von Bannacha.com, laut Insiderinfos  ;) bald im Shop.

aufgegossen sehr hoch dosiert im 100ml Gaiwan

[move]Kurzfassung:[/move]

Für mich eine Offenbarung - so muss alter Sheng sein!

Erdig aber vielschichtig. Süß und belebend.

[move]Langfassung:[/move]

Trockenes Blatt:

Dunkles Braun, im Bing klar erkennbare Einzelblätter, leichter Glanz bei einigen Blättern. Farblich wie Golden Yunnan (570, nicht 571). Paar Stängel, paar Golden Tips. Teilstück des Bings lässt auch nach 10 Jahren noch ehemals feste Pressung erkennen. Im Inneren auch einige kleinere Blattfragmente

Duft von Herbstlaub und … Wassermelone! Kein Muff oder Moder zu riechen, obwohl Farbe mich etwas feuchte Lagerung vermuten lässt.Im vorgewärmten Gaiwan Leder, Tabak, Rübensirup – leicht erdig.

Infusion (nach Spülung):

Duft von Keller, Kartoffeln, Leder, Rüben und antiken Möbeln.

Blätter enthalten viel Bruch.

Ich mache lieber noch eine zweite Spülung – vielleicht doch feucht gelagert.

Die zweite Spülung roch auch etwas nach Möhren – eben ein leichter Hauch von Fruchtigkeit zum dominanten Eindruck erdiger Wurzelgemüse.

1. Aufguss: holy moly! Völlig überdosiert! Wunderbar klares und leuchtendes Mittelbraun, fast wie 1Minuten-Assam. Im Geschmack Keller, Erde, Champignons, Lakritze, leicht fruchtiges Prickeln und Kawummmm! Da wird mal die Nase frei – der Tee hat Power. Ganz leichtes Kribbeln wie nach Szechuan-Pfeffer.

Am Gaiwan-Deckel ein Duft der etwas Tigelbalsam (Kampfer und Menthol) erahnen lässt.

Oder Mottenkugel?

2. Aufguss: Immer noch super, sogar etwas süßer bei weniger Keller-Aroma. Gerade eine Bettel-Mail an William geschrieben, dass er diesen Tee in seinen Shop aufnimmt.

Nachtrag: eben in einer der letzten Mails von William (Bannacha) gelesen, dass er den Tee schon angekündigt hat. Hat er wohl in Guangzhou gefunden, was für eine traditionelle, feucht-warme Lagerung spricht.

3. Aufguss: ich weiß, es klingt nicht lecker, obwohl es mich begeistert: die Mottenkugel ist im Geschmack angekommen! D.h. Die kühle Frische von Kampfer, Zeder und Menthol ist jetzt richtig deutlich.

4. Aufguss: diese Süße! Fast schon aggressiv, aber nicht übertrieben. Obenauf die Süße, darunter der Kampfer und alles getragen von einer stabilen Erdigkeit – dazwischen noch ganz viele flüchtige Zwischentöne (Lakritz, Petersilie, Pflaume), ein unheimlich vielschichtiger Tee. Mensch KlausO, wie konntest Du so einen Schatz nur hergeben?!?

11. Aufguss: jetzt fängt er an zu schwächeln, zumindest im Geschmack. Das Mundgefühl nach dem Schlucken ist aber immer noch enorm.

12. Aufguss: even a bitter brew can be a better brew! Jetzt kräftiger im Geschmack. Dabei recht herb (sehr dunkle Lakritze), aber gut.

Schlussbetrachtung der Infusion: sehr gemischt große Blätter mit zerkleinerten Blattstücken, einige Stängel. Blätter sind durch die Aufgüsse erstaunlich grün geworden. Obwohl die Blätter eindeutig sheng statt shu sind, gehen sie recht leicht kaputt. Sehr zartes Ausgangsmaterial oder Folge der langen, feuchten Lagerung?

Fazit: JA – so sollte älterer Sheng sein! Ok, das Aroma von Keller und Erde wird sicherlich nicht jedermanns Sache sein (zu meinem Glück definitiv nicht die von Klaus!), aber die Vielschichtigkeit, Ausdauer und das Mundgefühl sind einfach super. Da merkt man, was für ein schwacher Abklatsch dieses Ideals die Kompost-Noten eines Shu sind.

Jetzt noch eine Bilderstrecke:

Trockenes Blatt

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1. Aufguss

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2. Aufguss

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3. Aufguss (hier sieht man die hohe Dosierung - die Blätter füllen den ganzen Gaiwan aus)

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6. Aufguss (er wird blasser)

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9. Aufguss

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12. Aufguss

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15. Aufguss - Finale (noch schnell fotografiert, bevor der letzte Schluck ausgetrunken wurde)

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Infusion:

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zugegebenermaßen favorisiere ich auch sheng, aber es muss auch gute shu geben! sonst wäre er ja wirklich nur ein minderwertiger ersatz, um die spitzen in der nachfrage abzufangen! 

aber applaus! ich mag deine verkostungsberichte, krabbe ist da eher der spartanische typ (bitte nicht hauen  ;) ) aber im ernst - ich wünscht ich könnte das auch so schreiben, musst irgendwann mal deinen eigenen shop aufmachen! (oh, ich glaube heute mache ich mir echt keine freunde, erst krabbe, und nun deine arbeitskollegen  ;D ).

also an alle mitleser, habt nachsicht mit mir!  :D

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Ach Chris,

Du hast ja recht: es gibt sicher auch gute Shu - Maik wird da einen ganz anderen Standpunkt vertreten als ich. Man sollte Shu nehmen als das was sie sind - eine eigene Teesorte, nicht als Imitation alter Shengs (wie sie in der Literatur manchal dargestellt werden).

Meine Verkostungsnotizen sind ja immer hochgradig subjektiv - daher auch die sehr bildhafte Sprache mit sehr persönlichen Assoziationen. Meiner Meinung nach kann man keine rein objektiven Beschreibungen abgeben, das sollte ich aber vielleicht bei solchen Punkten wie meiner Shu-Kritik nochmal explizit dazuschreiben.

Eben überlegte ich wieder daran rum, ob ich nicht doch mal einen Blog schreiben soll ... einer meiner Hauptgründe, das nicht zu tun, war der Name: viele gute Namen sind schon vergeben. Aber jetzt schwirrt mir durch den Kopf: "only subjectiviTEA". Ein Blog wäre jedenfalls eher noch mein Ding als ein eigener Shop.

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Ich habe dich ja auch schon mal ermutigt einen eigenen Blog zu schreiben. Die Verkostungsnotizen sind sehr gut geschrieben und du machst dir auch noch die Mühe alles mit Fotos zu dokumentieren. Ich merke an mir, dass ich gerade jetzt in der Schlussphase meines Studiums keine Geduld und Muße für eine solch detaillierte Dokumentation habe. Und wer weiß, ob das mit der Arbeit später dann besser wird.

Bei dir ist das offensichtlich anders. Du hast nicht nur das Talent, sondern auch noch die Lust die Fotos dazu zu machen und dir die nötige Zeit zu nehmen. Das sind beste Voraussetzungen :)

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aber applaus! ich mag deine verkostungsberichte, krabbe ist da eher der spartanische typ (bitte nicht hauen  ;) ) aber im ernst - ich wünscht ich könnte das auch so schreiben, musst irgendwann mal deinen eigenen shop aufmachen! (oh, ich glaube heute mache ich mir echt keine freunde, erst krabbe, und nun deine arbeitskollegen  ;D ).

Vielen Dank für das Kompliment von Chris  :)  Natürlich freue auch ich mich über die bildlichen Beschreibungen. Aber ganz eindeutig habe ich bemerkt, dass das nicht meine Richtung ist. Manchmal erkenne ich auch Gerüche, Bilder ... Aber oft beobachte ich auch nur das Gesamterlebnis ohne es beurteilen zu wollen. Ich bemerke nur ob es angenehm ist oder nicht. Vieleicht wird sich das auch wieder ändern, wenn ich die Erfahrungen der ersten 10 000 Puer - Aufgüsse hinter mir habe.

Gruß Krabbenhueter

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Hat bitte jemand von Euch einen guten Tipp für die nächsten Lottozahlen?

???

Eben habe ich bei Bannacha.com entdeckt, dass dort dieser Tee (bzw. die ein Jahr jüngere Version) jetzt bestellbar ist. Davon würde ich mir am liebsten gleich einen Hamstervorrat anlegen ... aber unser Hund hat beim Tierarzt dafür gesorgt, dass absolut null (oder noch weniger) Tee-Budget da ist.  :'(

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  • 3 Monate später...

Ich krame diesen Thread nochmal heraus, weil ich den Tee gerade wieder trinke.

In meinem Blog hatte ich hier mal eine weitere Verkostung des Tees beschrieben - da hatte ich ihn im Yixing-Kännchen gemacht. War für mich weniger befriedigend als die Gaiwan-Version, also hat heute mein Kännchen Pause.

Ist etwas dekadent, heute diesen Tee zu machen: eine Erkältung zieht auf und ich trinke den Tee nur nebenher beim Stöbern in den Pu-Blogs.

Aber dieser Tee hat einfach was! Immerwieder bleibe ich mit dem Gesicht über der Tasse hängen, schmecke weiter in den Nachgeschmack rein und bin völlig abgelenkt von meiner Lektüre. So lobe ich mir den Sonntag!

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