Posts by doumer

    2015 Rareness 3 von prSK

    Nach dem hervorragenden 2015er Rareness 2 gestern musste heute selbstverständlich der Rareness 3 ins Kännchen: auch wenn es durchaus einige Ähnlichkeiten zwischen den beiden Tees gibt unterscheiden sie sich doch in zwei Punkten grundlegend, was den Charakter des Tees fundamental ändert.

    Der erste und offensichtlichste Punkt ist die Süße: bei dem Yiwu dominiert im Gegensatz zum Yibang eine sehr ausgeprägte Süße wie von einer erstklassigen Marmelade (nicht die Zucker-Pampe, die man im Supermarkt kaufen kann sondern selbstgemachte) die Geschmacksebene - wer den 2019er Lao Mansa Autumn von Peter kennt, weiß wovon ich rede nur ist sie hier deutlich smoother und intensiver. Dadurch wird die Fermentations-Note, die beim Yibang im Mittelpunkt steht etwas in den Hintergrund gerückt und ein Teil der Marmelade - nicht schlimm, da dennoch vorhanden und erkennbar, wenn man darauf achtet aber zum Beobachten der Reifung ist der Yibang daher interessanter. Ich vergleiche Tees wie den Yibang immer gern mit einem trockenen Wein: das muss man schön mögen - der Yiwu ist mit der Süße da deutlich zugänglicher und macht einfach Spaß zu trinken, definitiv einer der geschmacklich schönsten und stimmigsten Tees, die ich bislang hatte! Das liegt vor allem daran, dass die Süße nicht platt und eindimensional ist sondern wie die beim Rareness 2 beschriebene Fermentations-Note ganz viele Facetten hat (wie eben die Fermentation oder das mineralische des geheimen felsigen Herkunftsgebietes in Yiwu), was zusammen mit der Tiefe des Tees das schon häufiger angesprochene Shanyeyun (山野云) ausmacht. Dazu passt auch gut, dass der Yiwu weicher und geschmeidiger ist als der Yibang - der hat (auch wenn man mit einer niedrigen Temperatur die Bitterkeit zähmen kann) etwas schärferes (wobei scharf hier im Sinne von scharf sehen und nicht scharf schmecken gemeint ist).

    Der zweite Punkt ist das Qi: statt der unscheinbaren Leichtigkeit, die einen beim Rareness 2 überkommt, hat der Rareness 3 eine schöne, direkt spürbare schwere Wirkung - nicht ungewöhnlich für einen high-end Yiwu und auch bei so manchem Rareness 5 anzutreffen. Dadurch wirkt der Tee "gewohnter" für mich - der andere ist ungewohnter und daher etwas schwerer zu greifen: der Rareness 2 macht seinem Namen vom "empty mountain" alle Ehre, der Rareness 3 ist dagegen eher ein "full mountain" 😂

    Aber beides sind tolle Tees, die sich zu 100% lohnen und für mich in der absoluten Top-Liga spielen, die jenseits von rein technischer Qualität (also z.B. high-end Material aus gefragten Regionen wie Bohetang, Fenghuangwo oder Laobanzhang mit perfekter Verarbeitung) ist - hier gelangt ein Tee nur rein, wenn er eine "Seele" hat (also einen einzigartigen Charakter wie z.B. die schon häufiger angesprochene Naturverbundenheit wie ich sie bei meinem absoluten Lieblings-Tee dem 2025er 970 years old tea tree beschreibe).

    2015 Rareness 2 von prSK

    Als Peter Ende September zu Besuch war (oder besser gesagt die beiden Peters denn er hat noch einen weiteren Tee-Freund mit dem gleichen Namen mitgebracht 😁) hatte er jede Menge toller Tees dabei - vornehmliche verschiedene Rareness 5 Jahrgänge direkt aus Jinghong aber eben auch die 2015er Versionen des Rareness 3 und des Rareness 2, was mich sehr gefreut hat, denn vom Rareness 3 hatte ich mir damals zwar einen Bing gekauft, vom Rareness 2 jedoch nicht - so gibt es immerhin fast ein wiedersehen. Allerdings nur fast denn abgesehen davon, dass der Tee 1 Jahr älter ist, machen sich die 10 Jahre Jinghong-Storage doch deutlich bemerkbar - fairerweise muss man sagen, dass der Eintrag zum 2016er Rareness 2 als einer der sehr frühen Blog-Posts nur mäßig informativ ist (um es gelinde zu sagen), aber man sieht schon an Blatt- und Aufguss-Farbe, dass sich da einiges getan hat.

    Aber zunächst eine kleine Anekdote von dem Tee-Treffen zu den beiden Tees: es war Verwirrung pur 😅 Peter hatte die beiden Samples falsch beschriftet und war daher der Ansicht, dass der Rareness 2 aus Yiwu und der Rareness 3 aus Yibang stammt, was man anhand der Blätter absolut nicht sagen kann, da es sich bei den Yibang um eine großblättrige Variante handelt und nicht die markanten kleinen Blätter wie in Yibang häufig anzutreffen und auch anhand des Geschmacksprofils kann man den Rareness 2 nicht unbedingt als Yibang erkennen, da er keine Yibang-typische "Buntheit" aufweist (dazu gleich noch mehr) UND der das Gebiet in Yiwu aus dem der Rareness 3 stammt dazu noch sehr felsig ist und nahe an Yibang liegt (wenn man sich die Karte anschaut grenzt das obere drittel von Yiwu links an die rechte Hälfte von Yibang (östlich von Mansong) an). Es gibt zwar schon Unterschiede aber nicht so eklatant, dass sich da irgendwer sicher gewesen wäre - und meine beiden Blog-Post aus der Anfangszeit von vor 8 Jahren sind da auch keine Autorität - erst die Nachrichten von Liu (Peters Kom­pa­g­non) haben dann die Sache final klären können 🙈

    Aber nun zu dem Tee: wie schon angesprochen ist das ein eher atypischer Yibang - große Blätter die hervorragend gereift sind und sich nun nach 10 Jahren genau in der "awkward phase" befinden - nur dass die hier weniger awkward und mehr nice ist. Zwar gibt es kaum Frucht oder Süße (dafür eine leichte Bitterkeit) aber irgendwie ist der Tee trotzdem sehr "saftig" - ein Hauch sehr angenehmer Säure die an Kombucha erinnert und auch genau für das steht, was man hier schmeckt: Fermentation. Ich finde das immer etwas schwer zu beschreiben, denn diese Umami-artige Fermentationsnote hat so viele Aspekte (von fleischig über pilzig bis hin zu sauer-saftig) von denen aber keiner einzeln heraussticht sondern die Gesamtheit entscheidend ist. Der Nicht-Tee-Peter (sorry 😂) meinte treffenderweise, dass der Tee etwas von dem 2006er LBZ von Bajiaoting hat, bei dem ebenfalls die Fermentation im Vordergrund steht - vor allem wenn man den Rareness 2 nicht mit 100° mal­t­rä­tie­rt sondern etwas kühleres Wasser nimmt (damit die Bitterkeit sehr niedrig gehalten wird und die Fermentation nicht überlagert). Nimmt man sich die Zeit und hört in Ruhe hin erhält man einen wunderbar ruhigen und dennoch kräftigen und tiefen Tee, der eine kuriose Leichtigkeit in Geist und Körper bringt, ohne dass man vom Qi-Hammer etwas mitbekommt (soll heißen: man merkt gar nicht dass es wirkt bis man merkt wie sehr es wirkt). Ein unscheinbarer Spitzen-Tee - toll, das ist wirklich eine Rarität!

    2025 Chenyuan Hao Guo You Lin

    Und nach dem Guafengzhai aka Chen Chun folgt logischerweise der Guafengzhai Guoyoulin: auch hier die selbe Ausgangslage wie letztes Jahr - high-end GFZ Material zu einem entsprechend hohen Preis von 2,85€/g was deutlich über dem Chen Chun liegt. Da ich von letztem Jahr noch weiß, dass die Guoyoulin-Version deutlich ätherischer war habe ich dafür das antike Zhuni-Kännchen gewählt - in dem Fall zusammen mit einem Salzbrand (苏打烧) Schälchen von Wang Yufeng, Gründer des Nánjiāo (南郊) Studios - um im Gegensatz zu der Keramikauswahl beim Chen Chun mehr Neutralität zu haben. So kommt sehr schön wie bei der 2024er Version eine feine Bitterkeit zur Geltung, welche die GFZ-typische Kernigkeit trotz des viel leichtgewichtigeren Charakters gegenüber dem Chen Chun schön unterstreicht. Heute morgen hab ich mich noch mit zwei Gästen über das Thema Bitterkeit unterhalten, da eine Mit-Trinkerin etwas sensibel auf Bitterkeit reagiert: es gibt eine gute und eine schlechte Bitterkeit - die gute ist eine dem Tee inhärente Bitterkeit wie hier und eine schlechte wäre eine, die durch zu langes Ziehen oder zu hohe Temperatur entstanden ist, das wäre an der Stelle natürlich kontraproduktiv. Aber wie letztes Jahr ist auch das Haupt-Argument, warum ich die Guoyoulin-Version der normalen vorziehen würde das Qi: deutlich intensiver und trotzdem geschmeidig in der Wirkung macht es den Kopf frei und leicht - zusammen mit der zwar leichten aber sehr smoothen Version durchaus auch ein Faktor, der für wirklich alte Bäume spricht. Schöner, wenn auch teurer Tee - definitiv etwas für Tage, wo man sich entsprechend Zeit für nehmen kann, um ihn auch zu würdigen!

    2025 Chenyuan Hao Chen Chun

    Und wir bleiben auch nach letzter Woche erstmal noch in Guafengzhai: nach dem CWS Huangshan und dem normalen CWS erweitern wir aber das Gebiet etwas: statt eines einzelnen Gartens ist nun ein einzelnes Dorf (bzw. Dorfgemeinschaft) dran. Der Chen Chun ist der Nachfolger des 2024er CYH Guafengzhai - um genau zu sein hieß der auch letztes Jahr schon so (warum der und der Chen Yi so heißen hatte ich bei der 2024er Version von letzterem erklärt), da es sich dabei aber um Material aus GFZ handelt, wurde er im Shop entsprechend benannt. Da aber nun auf dem Wrapper gut lesbar in lateinischen Buchstaben "Chen Chun" steht und die Ortsangabe links daneben auf Chinesisch (Gua Feng Lao Zhai) wurde nun zu diesem Namen gewechselt.

    Semantik beiseite fällt auf, dass das Blatt etwas dunkler scheint: natürlich ist das Tageslicht nie genau gleich aber auch wenn man den Aufguss betrachtet, erscheint dieser etwas dunkler als beim 2024er. Das kommt mir aber durchaus gelegen: GFZ ist generell ja keine Region, die durch feine, hohe Noten wie beispielsweise ein bunter Yibang oder ein zarter Yiwu (ja, GZF liegt in Yiwu, gemeint ist hier das "typisch" feminin-floral-süße Yiwu) besticht sondern (insbesondere für ein Yiwu) etwas kerniger ist wie ein Mansa und bei solchen Tees ist eine eher grüne Produktion daher meist wenig sinnvoll - stattdessen kann eine orthodoxe Produktion die dunklen Aspekte der Region verstärken, was deutlich besser zum Charakter passt (zumindest meiner Meinung nach). Und da "kernig" nicht harsch bedeuten muss hab ich heute bewusst das sehr hübsche, schlichte Teekännchen aus wildem, taiwanesischem Ton von Emilio genommen (welches Bitterkeit und Co abrundet), das just von der Reparatur zurückgekommen ist: leider ist beim Transport der Deckel kaputt gegangen aber Frau Moliya hat eine erstklassige Gintsugi-Reparatur durchgeführt (siehe Detailbild!) und jetzt ist das Kännchen noch schöner 🥰
    Jedenfalls wieder ein toller Tee der alles erfüllt, was ich mir unter einem guten GFZ vorstelle! Und übrigens: es handelt sich bei den 2025ern nicht um Shrinkflation - auch wenn die Bings kleiner geworden sind ist der Grammpreis gleich geblieben.

    2025 Chenyuan Hao Cha Wang Shu

    Nach dem Huang Shan Gu Shu ist es naheliegend, dass als nächstes der Cha Wang Shu an der Reihe ist, da es sich hierbei ja um die "normale" Chawangshu-Version handelt. Im Grunde verhält es sich ähnlich wie bei der 2023er und 2024er Version: im Vergleich zur Huangshan-Version ist der Tee direkter und mit mehr Kante. Weniger wild (im Sinne von dem, was Peter (prSK) als "forest taste" bezeichnet) dafür genau das, was man von einem typischen CWS erwartet: da es ein Guafengzhai-Garten ist etwas kerniger als der stereotypische Yiwu-Blend (z.B. der Yiwu Chawang aka Chen Yi wie er ab diesem Jahr im Shop genannt wird) und mit einem kräftigen, im Vergleich zum Huangshan eher kopflastigen Qi. Davon abgesehen sind sich die beiden Tees in den restlichen Metriken recht ähnlich, daher ist es primäre eine Frage des persönlichen Geschmacks, welcher von beiden einem besser gefällt - qualitativ sind beide gleich auf und beides sind sehr gute Tees: CYH ist zurecht DIE große Boutique-Marke Taiwans!

    Übrigens: die 2025er CYH Tees sind ab sofort in beiden Shops verfügbar.

    2025 Chenyuan Hao Huang Shan Gu Shu

    Der nächste aus dem 2025er CYH Lineup ist mein persönlicher Liebling: der Huang Shan Gu Shu, ehemals Chawangshu Huangshan. Aber bevor ich zum Tee komme zunächst etwas zum neuen Branding von CYH, was ich bereits beim Found Leaves angekündigt habe: als ich zum ersten mal die neuen Wrapper der 100g Bings gesehen habe war ich nicht sonderlich beeindruckt. Die wrapper der 100g Bings sind schon sehr minimalistisch (die Wrapper von den größeren Versionen sind da schon spannender) und der entscheidende Part (was ich zu dem Zeitpunkt nicht wusste) fehlte, was mir jemand von BY Associates, der Agentur die das Branding entwickelt hat, verraten hat: ich hatte sie von Paolo nur in den typischen Mylar-Tüten zugesendet bekommen, essentiell für den high-end Anspruch des Designs ist aber das Gesamtpaket, das (neben dem Bing natürlich) aus edlen Boxen und Tüten besteht, wie man auf der Projektseite sehen kann. Diese moderne, schlichte und doch sehr asiatische Ästhetik vermittelt durchaus einen sehr gehobenen Anspruch - vor allem wenn man solche schwere Boxen in den Händen hält, wie es z.B. auch bei den Dehua Stücken vom Buchangqi Studio der Fall ist (dazu sollte ich auch mal noch etwas schreiben 🙈). Kleider machen Leute - Packaging macht Produkte 😉

    Nun aber zum Tee: im Grunde hatte ich schon beim 2024er und vor allem beim 2023er geschrieben, weshalb mir gerade dieser Tee aus dem Lineup von CYH so zusagt - er ist "wilder" als die übrigen. Natürlich nicht so wild wie die Produktionen von prSK aber weniger "glatt" wie die anderen Tees des CYH Lineups - und da es sich um einen Chawangshu handelt ist auch erwähnenswert, dass das Qi weniger "in your face" ist (womit bei CWS ja oft geworben wird) sondern ein schön gediegenes, entspanntes Qi, das im ganzen Körper wirkt und den irgendwie "leicht" macht. Der Tee hat eine gute Balance in allen Metriken - nichts kommt zu kurz, nichts sticht heraus - ein sehr schöner, in sich geschlossener, unaufdringlicher Tee!

    Übrigens sollte ich auch zu der hübschen Tee-Rutsche bei Gelegenheit noch etwas schreiben: sie ist aus Holz aus dem Tōdaiji Tempel in Japan gefertigt, als die große Halle (die ich auch schon besucht habe) in den 1970ern restauriert wurde - das Holz wurde 1702 für den Tempel gefällt, die Klammern sind aus Silber und auf der Unterseite ist auch noch das originale Siegel des Tempels vorhanden - ein wunderschönes Stück 😍

    Nachtrag zu Sonntag (habs auch endlich mal geschafft den Post zu dem Tee fertig zu machen 🙈): 2007 Douji Jingmai Dashu

    Nachdem wir letztes Wochenende auch ein paar Douji-Tees zusammen getrunken haben, hatte ich Lust einen weiteren zu probieren: da hat sich der Jingmai angeboten, da es mit dem 2009er Jingmai hier auch wie bei dem 2007er Youle Dashu vs dem 2009er Youle einen Vergleichswert gibt. Preislich liegt der Tee mit 1,47€/g (Sample-Preis von Adam) nahezu auf dem Level von dem 2007er Nannuo.

    Was mir bei dem Tee auffällt ist eine leichte Rotfärbung mancher Blätter (siehe insbesondere Detailbild von dem Bing-Stück): diese ist nicht nur einseitig oberflächlich (also kein Abfärben vom Neifei) und bei zu vielen, als dass es ein Ausreiser-Blatt wäre, aber andererseits auch nicht bei genügend, dass es eine bewusst rote Produktion zu sein scheint - sehr merkwürdig. Ansonsten hab ich aus meinen Fehlern gelernt und direkt zu einem Zini-Kännchen gegriffen, dass die Adstringenz etwas abmildern soll und auch gleich mit einer niedrigeren Temperatur begonnen: so bekommt man einen durchaus akzeptablen, semi-aged Jingmai - sprich deutlich freundlicher als der Nannuo oder der Youle aber halt auch Jingmai-typisch langweiliger. Qualitativ zwar eindeutig besser als die 2009er Version aber wie schon bei den anderen Tees deutlich zu teuer für das geleistete - was übrigens auch der Konsens beim Tee-Treffen war: man bezahlt einfach zu viel für den Namen mit. Das gibt zwar wie bei einem 7542 Dayi Preis-Stabilität für Investoren aber ich bin kein Investor, ich bin ein Trinker und daher sind kleine Produzenten wie Peter und Co da einfach viel spannender, da man hier nicht für den Namen sondern nur für die Tee-Qualität bezahlt (vorausgesetzt natürlich es ist ein vertrauenswürdiger Produzent wie Peter und kein Amateur, der einem Fake-Stuff verkauft).

    2012 Auspicious Huangshan Yayun

    Nach einem weiteren kleinen aber feinen Tee-Treffen letzte Woche in Hessen (vielen Dank nochmals an alle zwei- sowie vierbeinigen Teilnehmer!) nun wieder "back to normal" was Blog-Posts anbelangt - den Anfang macht ein Tee von Jim, da ein absoluter no-brainer: wenn selbst Peter sagt, Tees von dem Kerl kann man blind kaufen, dann will es was heißen (zu dem Produzenten hatte ich bei dem 2011er Chawangshu etwas mehr geschrieben) 😅

    Der Name des Tees, Huangshan Yayun (荒山雅韻), sagt zunächst mal nicht viel über die Herkunft aus, da es nur ein poetischer Name ist - zu Deutsch bedeutet er so viel wie "Klang des verlassenen Berges" (oder so ähnlich) - allerdings stammt das Material laut Kamil aus Yibang. Dafür wirkt das Blatt relativ groß - wenn auch nicht ganz so groß wie bei einem Yiwu wie z.B. dem ebenfalls von 2012 stammenden Senlin Yun aus Yishanmo - allerdings bedeutet Yibang auch nicht gleich zwingend kleine Blätter, da dort neben der allseits bekannten kleinblättrigen Variante auch andere Varianten wachsen. Vielleicht liegt es daran, vielleicht an den 13 Jahren Reifung in Asien, vielleicht aber auch einfach daran, dass es sich um ein Tee von Jim handelt: er ist zumindest beim ersten Eindruck nicht typisch Yibang. Keine bunten, aufdringlichen Facetten auf der Geschmacksebene sondern es steht die Reifung im Vordergrund, umspielt von etwas bitter-süßer Adstringenz und einem Hauch Quittengelee - insgesamt ein eher gediegener, entspannter Charakter, der mir aber auch wie bei den anderen JXJS-Produktionen sehr gut gefällt! Im Vergleich zu dem Yishanmo hat der Yibang ein etwas dezenteres Qi aber ist auf der Geschmacks- und Aromaebene spannender - hier kommt dann halt doch trotz Handschrift des Produzenten und Reifung der Charakter der Herkunftsregion durch. Schöner Tee, bei dem sich definitiv ein Kännchen lohnt, das wie das ROC Julunzhu auch die feineren Facetten erhält - gerade in Kombination mit einem maximal neutralen Schälchen wie diesem Dehua Schälchen von Huang Yongxing's Buchangqi Studio (不常器), die übrigens ein völlig anderen Charakter haben, als die Dehua Schälchen von Studio Feng.

    Hi zusammen,

    ich biete hier einen sehr hübschen Pitcher mit zwei passenden Teeschalen von Hong Seong Il aus Korea an - der Pitcher hat ein integriertes Sieb und kann daher auch für die Teezubereitung genutzt werden (beispielsweise kalt/eis-Aufgüsse). Die Stücke bestehen aus einer ungewöhnlich leichten Porzellan-Ton Mischung mit einer mattweißen Glasur - bis auf die Rillen an der Tülle des Pitchers sehr dezente Stücke, die vom Zusammenspiel zwischen Glasur und grober Keramik leben. Der Pitcher hat ein Volumen von ca 160ml (sinnvoll nutzbar, 250ml randvoll) und die Schälchen von 100ml (fast randvoll).

    Zusammen für 100€ zzgl Versand abzugeben - bei Interesse melden 😊

    2020 Rareness 5 von prSK

    Letztes Wochenende hatte Peter eine ganze Reihe unterschiedlicher Rareness 5 Versionen sowie 2015er Varianten des 2016er Rareness 3 und 2016er Rareness 2 dabei, die bisher in Jinghong gelagert haben (ein Wochenende mit ausschließlich großartigen Tees 🤩). Abgesehen davon, dass es immer wieder schön ist, mit solch netten Menschen zusammen Tee zu trinken (oder sollte ich sagen verrückten? zwei sind extra aus der Slovakei angereist und auch die deutschen Gäste hatten zum Teils eine ziemlich weite Anfahrt - und das "nur" um Tee zu trinken 😅), ist es natürlich auch super spannend, die Lagerung in Jinghong mit der Lagerung in der EU zu vergleichen (bis auf die beiden 2015er Rareness-Varianten habe ich alle Rareness 5 Versionen da) - daher fange ich mal mit dem ältesten, dem 2020er an (vom 2019er gibt es keine Jinghong-Storage Version). Tatsächlich ist der Unterschied hier aber "nur" 2 Jahre, da in dem Chaos-Jahr 2020 der Rareness 5 nicht direkt beim Release von Peter's China-Shengs dabei war sondern erst in 2023 in die EU kam (und vorher ebenfalls in Jinghong gelagert hat), daher kenne ich diese Rareness 5 Version ausnahmsweise nicht ganz frisch. Daher ist der Unterschied hier auch nicht ganz so groß: sowohl EU- als auch Jinghong-Storage haben einen sehr ähnlichen Stand, die Jinghong-Version hat noch einen etwas mehr ausgeprägten Storage-Charakter, der bei meinem Bing inzwischen schon verflogen ist - beides sind schwere, dunkle Tees die eine ausgeprägte Bitterkeit haben, wenn man sie kräftig brüht (da soll noch jemand sagen, Yiwu sei zahm!). Dazu trägt auch das Zhuni-Kännchen von Chen Tu Gen (陳兎根) und Porzellan Pitcher (von Matteo) und Teeschälchen (einmal ebenfalls von Matteo und einmal von Jan Pavek) bei: hier wird nichts abgerundet sondern im Falle von Matteos Schälchen eher noch verstärkt! Toller Tee, der mich zusammen mit den anderen Rareness 5 Versionen hoffentlich noch lange begleitet.

    2025 Baihuatan von prUK

    Baihuatan habe ich zum ersten mal 2021 gehört als EoT einen Tee von dort gepresst hat, auch wenn dieser nach dem lokalen Dialekt Baihuaqing genannt wurde (dort habe ich auch etwas Hintergrundinfos zu dem Ort geschrieben). Nun auch dieses Jahr mit im Lineup von Paolo und Una, nachdem ein Kunde von ihm um eine hochwertige Produktion von dort gebeten hatte: wie bei den Eigenproduktionen von prUK üblich handelt es sich hier auch wieder um eine Premium-Produktion mit Gaogan-Material von 500 Jahre alten wilden Bäumen - preislich liegt der Tee bei 2,28€/g und ist damit ein ganzes Stück teurer als der von EoT (der liegt bei 1,32€/g).

    Für das kleine Sample hab ich auch ein kleines Kännchen gewählt: das antike 30ml Zhuni ist perfekt für solche teuren Tees. Das Blatt ist größtenteils dunkel, hat aber einige hellgrüne Stellen - ich frage mich, ob sich hier bewusst für eine etwas grünere Produktion im Vergleich zu den anderen bisher getrunkenen 2025er Tees entschieden wurde, da Baihuatan ja gerade für seine ausgeprägte florale Note berühmt ist? Die war bei dem EoT-Tee ja sehr eindrücklich und spezifisch, allerdings gehen davon abgesehen die beiden Tees stark auseinander: die Yiwu-untypische, prägnante Bitterkeit des 2021er Baihuaqing ist hier (leider?) nicht vorhanden und statt einer spezifischen Maiglöckchen Blumigkeit gibt es eine eher frühsommerlich-frische allgemeine Blumigkeit. Beim 2022er Baihuaqing war die Bitterkeit, die den 2021er zwar etwas sperrig gemacht hat, ihm dafür aber auch einen einzigartigen Charakter gab, schon deutlich dezenter aber hier ist sie quasi nicht-existent, was den Tee deutlich Yiwu-typischer macht als die beiden von EoT (schade, dass es da seither keine weiteren Tees mehr von gab). Und was den Anspruch, dass es sich um wirklich alte Bäume handelt ebenfalls unterstreicht ist, dass der Tee nicht nur zahmer sondern auch eleganter ist und dennoch ein intensives Qi hat, das aber deutlich sanfter/subtiler wirkt als bei dem 2021er - zwar immer noch deutlich kräftiger als bei den beiden Laos Tees aber weniger wild. Fazit: Schöner, kraftvoller Premium-Yiwu zu einem Premium-Preis 😉

    2025 Leida Shan / Radar Mountain von EoT

    Nach dem Rocket Mountain kommt der Radar Mountain!

    Im Chinesischen heißt dieser Leida Shan (雷达山), was wohl an einer staatlichen Radaranalage in der Nähe liegt, und soll in der Nähe von Pasha liegen aber so wie ich den Text im Shop verstehe noch zu Bulang gehören - worauf ich um ehrlich zu sein nie gekommen wäre! Im Gegenteil: das Aroma ist dermaßen süß, dass es selbst den Beyond Yiwu in den Schatten stellt! Die Geschmacksebene steht dazu eher im Kontrast, wo sich dann doch die Bulang-Herkunft zeigt: hier gibt es zwar auch etwas Süße (vor allem im Abgang) aber es steht eher eine vegetable Bitterkeit im Vordergrund, die zwar auch nicht schlecht ist, aber nach der Aroma-Ankündigung nicht ganz mithalten kann. Dennoch: ein solider Tee und ich kann auch die Aussage nachvollziehen, dass dieser Tee etwas von Laobanzhang hat - vor allem wenn man vom Pasha-Kultivar ausgeht und nicht vom Laomane-Kultivar (siehe auch den diesjährigen LBZ-Vergleich der prUK-Tees, wo ich zu dem Thema etwas geschrieben habe). Produziert wurde der Tee übrigens von Freunden von Yingxi und David, nicht von ihnen selbst, auch wenn er unter dem eigenen Label läuft - also ähnlich wie der großartige 2012er Cloud Watching oder der 2006er Naka. Die Bilder des Gartens im Shop sehen auf jeden Fall auch gut aus - solide Bäume - auch wenn die Radaranalage nicht zu sehen ist 😉

    2025 Beyond Yiwu Single Big Extra Tall Ancient Tree von prUK

    Nach dem Bohetang Laos hat Paolo dieses Jahr noch einen weiteren Laos Tee im Programm: hierbei handelt es sich ebenfalls um Gaogan Danzhu Material, allerdings etwas weiter von der Yiwu-Grenzen entfernt als der Bohetang, bei dem man quasi nur übern Zaun spucken muss - dafür ist der Baum wohl größer und Älter. Auffällig ist, dass bei dem Blatt mehr hellgrüne Blätter dabei sind, als bei beim BHT-Laos und dass es sich hier um ein Maocha-Sample handelt und nicht um die gepresste Version, daher ist die Vergleichbarkeit etwas eingeschränkt.

    Mit dem Disclaimer vorab vergleiche ich aber natürlich trotzdem, haha: während der BHT-Laos sehr glatt ist, hat dieser hier etwas mehr Kanten, was ich aber positiv finde. Das Aroma von dem nassen Blatt ist wirklich extrem süß wie Zuckerwatte - auf der Geschmacksebene findet sich die Süße zwar auch wieder aber nicht in dem Ausmaß - dafür gibt es noch etwas kernig-bittere Noten, was mich in der Mischung sofort an Guafengzhai denken lässt (nicht 100% aber die Richtung), wofür ich ja bekanntermaßen eine Schwäche habe. Daher muss ich sagen: auch wenn der Tee ein etwas sanfteres Qi hat als der BHT-Laos gefällt mir der genau so gut und ist mit 1,32€/g dazu noch etwas preiswerter. Solider Tee 👍

    Und noch ein off-topic Fun-Fact: das ist Tee-Besprechung Nummer 1111 🙈

    2025 Gedeng Danzhu von prSK

    Als letzter von Peters 2025er China Sheng steht passenderweise der Gedeng auf dem Plan: nachdem die letztjährige Version mein liebster Gedeng bisher ist und auch die Herbst-Version absolut klasse ist, hat dieser Tee wie der 2024er von Yu einen schweren Start. Wir hatten den Tee bereits bei unserem Tea Retreat in Rasa und ich habe ihn da zu Beginn nicht erkannt (wir haben die meisten Tees blind probiert) - daher war ich hier besonders gespannt, wie der Tee zu Hause mit meinem harten Wasser kommt. Und auch wenn der Tee dadurch definitiv mehr Kante bekommt, bleibt es dabei: er ist im Vergleich zu dem 2024er sehr viel zahmer - ich würde sogar sagen zahmer als der 2024er von Yu! Während der 2024er von Peter in den ersten Aufgüssen schon überraschend fruchtig war (bevor dann die Bitterkeit reinhaut, hehe) ist der 2025er dazu noch sehr süß, was eine interessante, pfirsichartige Note ergibt, da er auch gleichzeitig weniger Röstnoten hat. Dadurch ist er deutlich einsteigerfreundlicher als der 2024er - hat für mich zwar auch etwas weniger Power/Qi aber trotzdem noch auf einem guten Level, daher insgesamt ein wirklich ordentlicher, sehr empfehlenswerter Tee. Und wer diesen Aspekt noch verstärken möchte kann auch mit leicht abrundender Keramik wie z.B. dem vintage Celadon-Schälchen arbeiten: dadurch wird die Bitterkeit nochmals ein wenig entschärft und es kommt einer weicheren Textur und der Süße zu Gute, ohne dass dem Tee all zu viel genommen wird.

    2014 Chenyuan Hao 6FTM Manzhuan

    Als letzter der 6FTM Serie von CYH steht der Manzhuan auf dem Programm: tatsächlich war das der erste Tee, den ich von der Serie probiert hatte und ich habe ihn "normal" wie ein Tee der Cang Serie gebrüht, da mir hier noch nicht bewusst war, dass die 6FTM Serie deutlich subtiler ist - daher kam er mir da etwas schwachbrüstig vor. Daher hab ich ihn heute sehr kräftig gebrüht: hohe Dosierung und lange Ziehzeiten, dafür ein wenig geringere Temperatur - das hat ihm definitiv gut getan! Vor allem die niedrigere Temperatur ist dabei entscheidend, denn ansonsten neigt der Tee dazu bitter zu werden - und Manzhuan ist in meinem Verständnis eine Region, die sich konträr dazu durch eine schöne Süße auszeichnet (bzw. auszeichnen sollte). "Richtig" gebrüht gefällt mir der Tee aber gut: ein angenehmes, weiches Qi und etwas Tiefe, eine schöne volle Textur und besonders das Aroma gefällt mir gut, das von einer sehr gut voranschreitenden Reifung zeugt. Ganz anderer Charakter aber auf einem ähnlichen Level wie der etwas ältere 2007er Manzhuan von BYH - an den teureren (0,80€/g vs 1,34€/g) 2003er Manzhuan von CYH kommt er aber nicht ran, ist aber wie schon angesprochen meiner Meinung nach auch nicht der Fokus dieser Serie.

    2024 Gedeng von Yu

    Nachdem ich von dem 2024er Jahrgang nur den Gaoshan probiert hatte - und ab diesem Jahr voraussichtlich gar keinen mehr, denn das Preis-Leistungs-Verhältnis von Yu-Tees in Europa ist schlicht nicht mehr akzeptabel - hatte mir JanS vor einiger Zeit noch ein Sample von dem Gedeng aus dem gleichen Jahr gegeben, den er von seiner letzten Reise nach Taiwan mitgebracht hatte. Das ist natürlich ein spannender Vergleich zu Peters Gedeng von 2024, einer meiner liebsten (wenn nicht gar DER liebste) Gedeng - was aber auch die Messlatte entsprechend hoch legt 😅

    Jedenfalls bin ich (positiv) überrascht, wie bitter der Gedeng von Yu ist - wenn man Gedeng als Region nimmt zwar nicht verwunderlich, da das ja schließlich Gedeng auszeichnet, jedoch im Verhältnis für Yu schon etwas, da die Tees sonst doch eher dezent sind/waren - hat sich zwar in den letzten Jahren auch etwas mehr in die grünere Richtung verschoben aber dennoch. Trotzdem interessant, wie unterschiedlich die beiden Tees sind: während bei Peters Gedeng vor allem zu Beginn eine ausgeprägte Fruchtnote im Vordergrund steht (natürlich gefolgt von einer SEHR prägnanten Bitterkeit), fehlt diese bei Yu und es stehen eher Röstaromen im Vordergrund, die mich etwas an chinesische Grüntees erinnern. Auch nicht schlecht aber Peters Gedeng holt mich da mehr ab - vor allem auch weil er deutlich mehr Power hat und gerade bei kräftigen Tees wie Gedeng, Bulang und Co mag ich es sehr gerne, wenn diese auch entsprechend Power haben. Trotzdem danke für das Sample - ein netter Abschluss für die Yu-Saga.