2015 Rareness 3 von prSK
Nach dem hervorragenden 2015er Rareness 2 gestern musste heute selbstverständlich der Rareness 3 ins Kännchen: auch wenn es durchaus einige Ähnlichkeiten zwischen den beiden Tees gibt unterscheiden sie sich doch in zwei Punkten grundlegend, was den Charakter des Tees fundamental ändert.
Der erste und offensichtlichste Punkt ist die Süße: bei dem Yiwu dominiert im Gegensatz zum Yibang eine sehr ausgeprägte Süße wie von einer erstklassigen Marmelade (nicht die Zucker-Pampe, die man im Supermarkt kaufen kann sondern selbstgemachte) die Geschmacksebene - wer den 2019er Lao Mansa Autumn von Peter kennt, weiß wovon ich rede nur ist sie hier deutlich smoother und intensiver. Dadurch wird die Fermentations-Note, die beim Yibang im Mittelpunkt steht etwas in den Hintergrund gerückt und ein Teil der Marmelade - nicht schlimm, da dennoch vorhanden und erkennbar, wenn man darauf achtet aber zum Beobachten der Reifung ist der Yibang daher interessanter. Ich vergleiche Tees wie den Yibang immer gern mit einem trockenen Wein: das muss man schön mögen - der Yiwu ist mit der Süße da deutlich zugänglicher und macht einfach Spaß zu trinken, definitiv einer der geschmacklich schönsten und stimmigsten Tees, die ich bislang hatte! Das liegt vor allem daran, dass die Süße nicht platt und eindimensional ist sondern wie die beim Rareness 2 beschriebene Fermentations-Note ganz viele Facetten hat (wie eben die Fermentation oder das mineralische des geheimen felsigen Herkunftsgebietes in Yiwu), was zusammen mit der Tiefe des Tees das schon häufiger angesprochene Shanyeyun (山野云) ausmacht. Dazu passt auch gut, dass der Yiwu weicher und geschmeidiger ist als der Yibang - der hat (auch wenn man mit einer niedrigen Temperatur die Bitterkeit zähmen kann) etwas schärferes (wobei scharf hier im Sinne von scharf sehen und nicht scharf schmecken gemeint ist).
Der zweite Punkt ist das Qi: statt der unscheinbaren Leichtigkeit, die einen beim Rareness 2 überkommt, hat der Rareness 3 eine schöne, direkt spürbare schwere Wirkung - nicht ungewöhnlich für einen high-end Yiwu und auch bei so manchem Rareness 5 anzutreffen. Dadurch wirkt der Tee "gewohnter" für mich - der andere ist ungewohnter und daher etwas schwerer zu greifen: der Rareness 2 macht seinem Namen vom "empty mountain" alle Ehre, der Rareness 3 ist dagegen eher ein "full mountain" 😂
Aber beides sind tolle Tees, die sich zu 100% lohnen und für mich in der absoluten Top-Liga spielen, die jenseits von rein technischer Qualität (also z.B. high-end Material aus gefragten Regionen wie Bohetang, Fenghuangwo oder Laobanzhang mit perfekter Verarbeitung) ist - hier gelangt ein Tee nur rein, wenn er eine "Seele" hat (also einen einzigartigen Charakter wie z.B. die schon häufiger angesprochene Naturverbundenheit wie ich sie bei meinem absoluten Lieblings-Tee dem 2025er 970 years old tea tree beschreibe).