Posts by Shibo

Teezui am Freitag den 13.06.2025 und Samstag den 14.06.2025


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    Ein Bericht über zwei lohnenswerte Hongchas.

    Vom Guyu Tianmuhu Hongcha (via Chenshi-Chinatee) mochte ich die `18er Frühlingsernte sehr gerne. Kürzlich habe ich ihn im Zuge eines Vergleichs mit einem Jin Jun Mei als "aus puren Blattknospen bestehend" erinnert. Nun, die `22er Frühlingsernte, besteht jedenfalls nicht nur aus Blattknospen und ich vermute mal, dass ich das einfach falsch in Erinnerung hatte. Auf den undeutlichen Fotos von damals sieht es ebenfalls eher nach einem Mix aus Knospen und jungen Blättern aus. Dies nur als kurzes Corrigendum. Die neuere Ernte ist jedenfalls wieder lecker, wenn auch ein bisschen anders, nämlich fruchtiger und etwas weniger kakaoig als ich den '18er in Erinnerung habe. Sehr aromatischer Tee, der vielleicht eher etwas für unterwegs ist. Für meine Gong Fu Sessions bevorzuge ich etwas mehr Wumms am Gaumen und mehr Ausdauer. Wenn man ihn dennoch im Gong Fu Stil zubereitet, könnte er sich folgendermaßen präsentieren:

    Im trockenen Blatt eine ähnliche Kakao Note wie in der '18er Ernte. Fruchtig (Kakaofrucht, um genau zu sein) und malzig. In der warmen Shiboridashi geschüttelt, steigen Aromen von Bananenbrot, Dattel und Schokolade auf... herrlich! Im nassen Blatt macht sich die Malznote breiter, aber hier ist immer noch viel Bananenbrot, Dattel und Schokolade. Und genauso geht es in aromatischer Hinsicht auch mit dem Aufguss weiter. Am Gaumen hat der Tee eine weiche Textur aber einen dünnen Körper. Er zeigt milde Noten von Malz, Dattel und Schokolade sowie etwas Moschus. Bitterkeit ist kaum vorhanden. Der Abgang ist kurz und clean mit Dattel, Schokolade und Malz. Jetzt melden sich die Tannine zu Wort und geben dem Tee mehr Punch, der ihm gut zu Gesichte steht.

    Zumindest in Sachen Intensität sollte der Spring 2023 Fen Shui Ling Oolong Black via Farmer Leaf in einer anderen Liga spielen. Der Teebauer, von welchem William den Tee gesourced hat, produziert lediglich einige Dutzend Kilo dieses Qing Xin Tees pro Hektar Anbaufläche. Mal schauen, ob sich das, wie verhießen, in einer konzentrierten Tasse niederschlägt.

    Zunächst jedoch der Duft des trockenen Blattes, welches sich (leider) an der Grenze zum Pafümartigen bewegt. Das ist nicht so mein Stil, hier aber erträglich mit expressiven Zitrusnoten, Nelken, Zimt und Muskat. Irgendwo schon ein toller Duft, er regt nur nicht so sehr meinen Appetit auf Tee. Im warmen Kännchen wird das Aroma leider ein bisschen seifiger, aber auch ein Unterton von schwarzen Johannisbeeren ist dabei. Im nassen Blatt wird es angenehmer. Die Zitrus-Note und Muskat treten in den Vordergrund, das Ganze wirkt jetzt frischer. Im Aufguss findet sich eine schwere Süße, die an einen dunklen Oolong à la Hong Shui denken lässt. Lediglich die Röstaromen fehlen... diese würden dem Tee vermutlich gut tun, da so der leicht parfümartige Charakter entschärft würde. Am Gaumen gibt der Tee sich wieder eindeutig als Hongcha zu erkennen. Ein für diese Art Tee guter Körper (jedoch nicht auf einem Yancha-Level) und präsente Tannine tragen die intensive Aromatik, in der Zitrus und Muskat die Hauptrolle spielen, aber auch Zimt eindeutig wieder mitmischt. Zitrusnoten, Muskat und Hongcha-Tannine sorgen für einen trockenen Abgang, der in einem überraschend starken, mentholigen Huigan endet. Im Laufe der Session wird der Tee noch intensiver und körperreicher. Das ist wirklich ein Hongcha mit viel Power! Die Wirkung ist dezent entspannend. In Sachen parfümartige Aromatik ist der Tee für mich gerade noch so okay und entpuppt sich damit nicht als Fehlkauf. Er ist interessant und lecker genug, dass für ihn Platz in der Rotation sein wird. Grundsätzlich tue ich mich einfach schwer mit duftigen, stark oxidierten Tees, deren Aroma nicht durch eine Röstung abgerundet wird. Manchmal erscheint mir selbst das paradox, da ich eigentlich eine Schwäche für besonders aromatische Tees habe, aber diese spezifische Unterkategorie ist eben eher nicht so meins. Mal sehen, ob sich daran im Laufe der 100g Packung etwas ändert. Potenzial wäre zumindest da, denn bei diesem Tee ist wirklich viel los. Trotzdem hatte ich mir etwas anderes erhofft. Ich warte derweil weiter geduldig auf eine leicht oxidierte Version des Ailao Oriental Beauty von Farmer Leaf, ähnlich der tollen '20er Ernte.

    Der Aufguss hat eine tolle, tiefrote Farbe, die ich mit mit meiner Kamera leider nicht angemessen einfangen konnte.

    Weil Hongchas mittlerweile einen stabilen und beträchtlichen Anteil meines Teekonsums ausmachen, wollte ich nun doch mal eine langjährige Wissenslücke innerhalb dieser Kategorie füllen: Jin Jun Mei scheint viele begeisterte Fans zu haben. Ich war lange skeptisch ob des Hypes und habe ihm daher keine große Beachtung geschenkt. Beim Stöbern im Wuyi Origin Shop hat es mich dann aber endlich gepackt. Wer solche Lapsang Souchong Qualitäten produziert, der wird wohl auch aus den Blattknospen einen guten Hongcha zustande bringen. So zumindest meine Überlegung. Zwei Varianten habe ich bestellt, sowie einen Grüntee zwecks Frühlingsgefühle-Reservoir für die kommenden Monate. Als Sample lag ein Lapsang Souchong bei. Jackpot!

    Jin Jun Mei (Floral Style) Herkunft: Aotou Village, Jianyang City, Fujian Province Ernte: 13.04.2023 Kultivar: Huang Guan yin

    Der Duft des trockenen Blattes ist wirklich sehr blumig. Erinnert an gewisse Taiwan-Schwarztees und ist nicht so mein Ding. Etwas Pfirsich schwingt auch mit, das lässt noch hoffen. Nach dem Schütteln der Blätter im warmen Kännchen geht es blumig weiter. Das ist mir zu parfümartig und lässt schon fast an Raumspray denken. Da ist aber auch ein vegetaler Duft von weißen Bohnen, der das Ganze ein bisschen erträglicher macht. Im nassen Blatt ist langsam die herbe Note eines voll oxidierten Hongchas und ein Süßkartoffel-Aroma zu erkennen, es dominiert jedoch nach wie vor die Raumspray-Assoziation. Der Aufguss selbst riecht angenehmer. Hier findet sich eine dunkler getönte Aromatik mit Süßkartoffel- und Honig-Noten. Am Gaumen ist der Tee sehr samtig mit einem für einen Hongcha ziemlich guten Körper. Schwarztee-typische Tannine sind durchaus präsent aber gut eingebunden. Auf der aromatischen Ebene ist mir das weiterhin zu viel Raumspray aber immerhin sind auch die vegetalen Noten von Süßkartoffel und weißen Bohnen erkennbar. Der Abgang ist ziemlich kurz und leicht. Lediglich ein bisschen Blumigkeit bleibt zurück. Im Ausklang wird der Tee schön trocken. Üblicherweise würde ich an dieser Stelle schreiben, dass mir das gut gefällt, da man so noch mehr Lust auf den nächsten Schluck bekommt. Stattdessen bekomme ich hier einfach Lust auf einen anderen Tee. Zum Beispiel den schön schokoladigen Tianmuhu Hongcha von Chenshi, der ebenfalls aus puren Blattknospen besteht und mir um ein vielfaches mehr zusagt. Um ein vielfaches günstiger ist er obendrein. Seufz. Der war wirklich nicht nach meinem Geschmack. Wer hätte denn auch ahnen können, dass "Floral Style" auf einen blumigen Charakter hinweist?!

    Jin Jun Mei (Honey Style) Herkunft: Fen Shui Guang, Fujian Ernte: 06.04.2023 Kultivar: Fuyun No#6

    Schon im Doypack gefällt der mir deutlich besser! Definitiv ein tiefer Honigduft. Das Raumspray-Aroma tritt komplett in den Hintergrund (ja, eine Verwandtschaft ist zu erkennen). Auch eine Note von getoastetem Brot ist vorhanden. Im vorgewärmten Kännchen wird die Toastbrot Assoziation stärker. Außerdem finde ich Süßkartoffel, Zimt und weiterhin Honig. Das Raumspray ist jetzt höchstens ein Nebenraum-Spray. Im nassen Blatt gesellen sich zur Süßkartoffel noch weitere herzhafte Noten, auch hier muss ich wieder an weiße Bohnen denken. Viel Honig. Der Aufguss riecht sehr süß. Honig auf Toastbrot und [Triggerwarnung für Tasting-Notes-Allergiker] frittierte Bananenstücke, in Honig getränkt. Am Gaumen genauso samtig wie der "Floral Style" bei vielleicht minimal leichterem Körper. Sehr süß aber auch mit relativ ausgeprägten Tanninen. In aromatischer Hinsicht simpel aber lecker mit Honigtoast-Note, welche nach und nach durch eine undefinierte Bitterkeit überdeckt wird. Im Abgang ist die Bitterkeit weniger intensiv als am Gaumen, es gibt jedoch auch nicht viel anderes, das ihren Platz einnehmen könnte. Wenig Aroma. Trocken werdend. Tolle Nase aber enttäuschend im Abgang (und zu einem gewissen Grad auch schon am Gaumen). Hier merkt man tatsächlich einen Qualitätsunterschied zum teureren "Floral Style". Das ändert nichts an meiner Präferenz. Dieser hier trifft meinen Geschmack viel eher.

    Wild Lapsang Souchong Ernte: April 2023 Herkunft: Tong Mu Guan, Fujian verschiedene Kultivare

    Das trockene Blatt duftet intensiv nach Zitrone und Bergamotte. Darunter finden sich wärmere, holzige Noten. Nach dem Schütteln im warmen Kännchen kommt ein süßes Pfirsich-Aroma hinzu. Im nassen Blatt sind dann die zitrischen und holzigen Noten wieder stärker betont. Jetzt ist da auch ein Kakaofrucht-Aroma, wie ich es sonst eher von Yancha kenne. Herrlich frisch das Ganze! Der Aufguss vereint alle Aromen in dezenterer Form. Gleichzeitig süß und erfrischend. Auch am Gaumen findet der Tee eine tolle Balance. Die Pfirsich-Note scheint immer wieder durch aber Holz und Zitrusfrüchte dominieren, sodass er insgesamt eher herberen Charakters ist. Besonders schön auch der volle und gleichzeitig leichte Körper, der dem Tee in Kombination mit den knackigen aber nicht zu heftigen Tanninen eine sehr erfrischende Wirkung verleiht. Der Abgang ist clean mit trockenem Ausklang. Außerdem ein schönes, frisches Huigan, wie man es selten bei Hongchas findet. Wenn auch auf aromatischer Ebene nichts Spektakuläres passiert, bleibt doch eine wohlschmeckende Spur von den Zitrusfrüchten und der Pfirsich-Note zurück. Toller Tee, gefällt mir viel besser als die beiden Jin Jun Mei. Notiz @Shibo: Bleib in Zukunft bei Lapsang Souchong wenn es ein Hongcha aus dem Wuyishan sein soll.

    Cloud Mist Green Herkunft: Nan keng village (~1200m ü. NN), Zheng he county, Fujian Ernte: 04.04.2023 Kultivar : Xiao Cai Cha (aka "tu cha")

    Endlich nochmal ein Grüntee! Im trockenen Blatt der Duft von Popcorn und gebrannten Mandeln. Süß und entfernt fruchtig mit einer Apfelnote. Insgesamt jedoch ein getreidiger Charakter, sodass ich zunächst an Genmaicha denken muss, wobei es hier doch um einiges subtiler zugeht. In der warmen Kyusu kommen Aromen von grünen Bohnen und Esskastanien hinzu. Weiterhin ist eine starke Assoziation von gebrannten Mandeln da, dabei war ich dieses Jahr noch nicht auf dem Weihnachtsmarkt und sehne mich auch nicht unbedingt danach. Muss also tatsächlich etwas mit dem Tee zu tun haben... Das nasse Blatt riecht jetzt doch ein bisschen nach gepufftem Reis, mit Genmaicha lag ich gar nicht so verkehrt. Weiterhin grüne Bohnen (im Vordergrund), Esskastanien (im Hintergrund) und jetzt auch Spinat. Der Aufguss riecht süß und konzentriert sich voll auf die beiden Hauptcharaktere im Aromen-Ensemble: grüne Bohnen und Esskastanien. Am Gaumen zeigt sich ein erstaunlich voller Körper mit einer interessanten Mischung aus deftiger Salzigkeit (wie ich sie bisher selten bei Tee erlebt habe), Süße und einer knackig-herben Bitterkeit. Auf aromatischer Ebene finde ich vor allem Heu und Algen, sodass meine Assoziation auch hier wieder in Richtung Japan geht (Karigane Kukicha schmeckt ähnlich). Die latent vorhandene Esskastanien-Note verrät aber die chinesische Art der Grüntee-Aufbereitung. Der Abgang findet eine gute Balance aus süß und Zahnfleisch-kitzelnd herb. Hier melden sich in sehr zurückhaltender Form neben den grünen Bohnen wieder die mutmaßlich aus der Maillard-Reaktion entstandenen Noten zurück, vor allem Esskastanien und gepuffter Reis. Interessanter, vollmundiger Grüntee. Keine Liebe auf den ersten Blick aber es gibt auch nichts zu meckern, vor allem nicht bei 10$/50g. Zu diesem Tee werde ich im Laufe des Winters immer wieder gerne greifen.

    Grüße in die Runde, auch an alle neuen Mitglieder, die hier so schöne Beiträge schreiben

    Ich habe nach wie vor was meine Teepraxis anbetrifft nicht viel Aufregendes zu berichten. Es ist schön, sich mit seiner kleinen Sammlung zu beschäftigen und es sich mit altbekannten Tees gemütlich zu machen und immer mal wieder dem einen oder anderen Sample die letzte Ehre zu erweisen.

    Selten kommen dann doch mal ein paar neue Tees hinzu und wenn dies der Fall ist, wird hier auch davon berichtet. So haben in den letzten Monaten ein junger Sheng via Farmer Leaf und zwei vorvorgestrige Heichas via Chenshi Chinatee ihren Weg zu mir gefunden.

    Die Sessions mit dem Fa Zhan He aus der diesjährigen Frühjahrsernte liegen schon ein Weilchen zurück. Der Tee war genau zum richtigen Zeitpunkt angekommen, um die warmen Spätsommertage im September und Oktober noch mit ihm begießen zu können.

    Der Fladen riecht intensiv blumig-grün und zeigt zudem Noten von Johannisbeere und Brombeere. Der Geruch der Blätter im angewärmten Kännchen ist fast schon zu süß und ziemlich parfümartig. Die Assoziation ist ein Lutschbonbon mit Wassermelonen-Geschmack. Es ist aber auch eine gewisse erdige Basis zu erahnen. Das setzt sich nach dem Waschgang fort. Der Duft ist immer noch süß und blumig, aber etwas wärmer getönt. Mandeln mit Zuckerguss kommen mir in den Sinn. Der Aufguss selbst ist fast geruchlos und leicht süßlich, was für jungen Sheng am grünen Ende des Spektrums nicht unüblich ist. Stärker oxidierte Shengs haben in jungen Jahren oft eine spannendere Aromatik. Der Tee hat zwar einen leichten Körper, jedoch eine wunderbar seidige Textur. Am Gaumen dominieren weiter blumige Aromen, die durch Noten von grüner Banane und Waldboden ergänzt werden. Ich entdecke keinerlei Adstringenz und nur wenig Bitterkeit. Nach ein paar Aufgüssen entfaltet sich ein spritziger Zitrus-Kick, der dem Tee gut zu Gesichte steht. Der Abgang ist kurz aber lecker. Die Mandeln mit Zuckerguss tauchen wieder auf und bilden einen schönen Ausklang.

    Ein netter Daily Drinker zu mehr als fairem Preis (<10€/100g). Sehr simpler junger Sheng mit allzu parfümartigem Aroma. Die Textur am Gaumen ist jedoch toll und macht Hoffnung auf ein gutes Lagerungspotenzial, wobei ich mir diesbezüglich nach hinten raus noch etwas mehr Punch und Bitterkeit erhofft hätte. Auch jetzt schon nett zu trinken, allerdings wird aus "jetzt" sowieso ein "erst wieder ab Mai" denn einerseits passt das Geschmacksprofil besser in den Frühling und andererseits trinke ich Shengs, die jünger als zehn Jahre sind, mittlerweile fast nur noch außerhalb der Heizperiode. Ich habe aus pragmatischen Gründen keinen Pumidor und auch wenn die Lagerung im Doypack eigentlich sehr gut funktioniert, merke ich doch, dass die Tees zeitweise ein bisschen trocken werden und gewissermaßen in einen Winterschlaf fallen können. Den Fa Zhan He habe ich sowieso eher für die lange Bank gekauft. Seit diesem Sommer ist der '20er Xiao Hu Sai (Herbsternte, von William gesourced) gut in Fahrt gekommen und befriedigt meinen Durst nach jungem Sheng.


    Liu An Zhen Yuan 2004

    Wir wissen, dass wir uns in Heicha-Territorium befinden, wenn aus dem Doypack ein Kompost-Geruch aufsteigt. Dieser ist hier allerdings nicht beißend, sondern sehr mild und wird ergänzt durch nussige und milchschokoladige Noten. Im vorgewärmten Kännchen dominiert das Schokoladige und etwas Kokeliges kommt hinzu. Nach dem Waschgang riecht das Blatt nussiger und süßer, der Duft erinnert an eine Nussecke aus Vollkornteig. Auch eine säuerlich-fruchtige Apfelnote schwingt mit. Der Aufguss kommt mit einem Duft von süßem Gebäck und vanillig-milden Holzaromen. Am Gaumen wird der süße Charakter ergänzt durch einen erdig-trockenen Antritt. Die Textur ist weich aber der Körper ist eher schwach auf der Brust. Ein nennenswertes Maß an Bitterkeit ist, abgesehen von einer leicht metallischen Note auf der Zunge, nicht zu erkennen. Über die gesamte Session hinweg ist eine süße, ungewöhnliche Bambus-Note präsent. In den ersten Aufgüssen übernimmt nach einigen Sekunden ein eher unangenehmer Funk, der mit seinen blumig-säuerlichen Aromen auf eine etwas zügellose Fermentation schließen lässt. Mit zwei Waschgängen ist man hier gut beraten. Im Abgang dominiert der Funk mit seinen blumigen Noten, was den Gesamteindruck etwas unsauber wirken lässt, den Tee gleichzeitig aber interessant macht. Zumal dankenswerterweise die Apfel-Note ab und zu wieder auftaucht und sich neben den blumigen Aromen etwas Platz verschafft. Im Ausklang wird es dann auch richtig schön trocken, sodass man Lust auf den nächsten Schluck bekommt. Ein interessanter Heicha, der nicht einfach wie so mancher Shou vorhersehbar und undifferenziert erdig schmeckt, sondern die volle Breitseite an Fermentations-Aromatik bereithält. Schade nur, dass die hier erzielten Aromen nicht so meinen Geschmack treffen. Ein Heicha mit einem ähnlich draufgängerischem Charakter, der statt der blumigen die fruchtige Richtung einschlägt, würde mich deutlich mehr abholen. So hätte auch dieser Tee bei mir mehr punkten können, wenn die Apfel-Note eine größere Rolle gespielt hätte.

    Anhua Zaoqi Lao Bailiang 1990

    Hier riecht das trockene Blatt eher geradeheraus erdig à la Shou Pu-Erh. Pappe und Walnuss dürfen da als Noten natürlich auch nicht fehlen. Im warmen Kännchen weiterhin erdig und Walnuss, ein paar mineralische Anklänge kommen hinzu. Spannender wird es nach dem Waschgang, denn jetzt zeigt sich eine süße Vollkornteig-Note und tatsächlich ein ziemlich distinktes Heidelbeer-Aroma. Noch besser ist der Duft des Aufgusses. Dieser ist warm und clean mit einer süßen, an getrocknete Feige erinnernden Röstnote wie von einem Yancha. Das hätte ich anhand von Aussehen und Geruch des trockenen Blattes niemals erwartet. Am Gaumen ist der Tee sehr körperreich, weich und sehr süß. Auf aromatischer Ebene spielt weiterhin das Ensemble aus Vollkornteig, Walnuss, erdigen Noten und Heidelbeeren. Der Abgang ist ebenfalls süß und lang mit deutlicher Heidelbeer-Note. Dem Tee könnte ein etwas trockenerer Ausklang gut stehen, welcher den süßen Charakter ein Stück weit ausbalancieren würde. Sehr clean und einfach lecker. Eher simpel aber ob der tollen Aromatik keinesfalls langweilig. Einer meiner liebsten Heicha bis dato. Wohlgemerkt auch mein erster Bailiang. Diese Subkategorie werde ich mir merken. Außerdem: Ein 33 Jahre alter Tee für 27€/100g, erhältlich in 30g Packungen von einem deutschen Händler. Der Shop von Chris ist einfach ein Segen.

    Heute im frühen Morgenlicht eine Session mit dem Organic Hong Shui von Taiwan Tea Crafts. Ein alter Favorit, der früher einmal Red Spring Hong Shui hieß, und von dem ich kürzlich eine größere Menge zu guten Konditionen gehamstert habe. Bei dieser Charge handelt es sich um Lot 1040, welches im Frühjahr 2021 geerntet und ein halbes Jahr später gebacken wurde.

    Im trockenen Blatt finden sich milde Röstaromen und fruchtige Noten von Trauben und exotischeren Früchten. Wenn man den Tee im angewärmten Nixing-Kännchen schüttelt, intensiviert sich das Trauben-Aroma und ein üppig-süßer Duft nach Ovomaltine weckt die Vorfreude auf das Frühstück. Nach dem Waschgang treten die exotischen Noten (besonders Kakaofrucht) wieder stärker hervor. Ergänzt werden sie durch Backaromen und Crème Brûlée. Im Aufguss zeigt sich, ganz wie gewohnt und erhofft, mein Lieblingsaroma in Sachen geröstete Oolongs: ein Feigenbaum in der Sonne und frisch gebackene Krapfen. Erwähnte ich bereits, dass ich noch nicht gefrühstückt habe? Am Gaumen kommt nach dem Aromenfeuerwerk in der Nase kommt überraschend viel hongcha-artiger Moschus durch. Das ist wohl auf das hohe Maß an Oxidation zurückzuführen und lässt ihn hier etwas dumpf und weniger komplex erscheinen, auch wenn sich weiterhin Aromen von Kakaofrucht und Traube bemerkbar machen. Der Körper ist, wie schon damals, ziemlich dünn. Im Abgang meine ich, eine schöne, würzige Note von Bockshornklee zu erkennen, aber was viel wichtiger ist: die Textur des Tees hält mehr als sie am Gaumen versprach. Es wird angenehm trocken und der Abgang endet in einem richtig schönen, frischen Huigan.

    Ein Oolong aus sicherlich eher einfachem Si Ji Chun Material, der jedoch absolut einwandfrei verarbeitet ist und genau meinen Geschmack trifft. Für ~10€/100g bekommt man einen Tee, der in Sachen Qualität meiner Meinung nach in der 30-50€/100g Gewichtsklasse boxt. Der eher dünne Körper macht ihn nicht zu ersten Wahl für ausgedehnte Gong Fu Sessions, aber für die Session nebenbei im Home Office oder als Reisetee (sehr geringes Packmaß!) gibt es für mich kaum etwas besseres.

    Anfang März war Free Willy von Farmer Leaf auf "Europa-Tournee". Als echter Fan habe ich dem Treffen in Köln natürlich beigewohnt und erfreut festgestellt, dass der Kerl wirklich genauso authentisch und sympathisch ist, wie sein Auftreten im Internet es vermuten lässt. Außerdem hat er natürlich alle Anwesenden souverän mit seinen mitgebrachten Tees abgefüllt, sodass ich mir, als ich dann später am Abend selig nach Hause torkelte, sagte, dass es vielleicht doch nochmal an der Zeit sei, die derzeitige Zollsituation mit einem klitzelkeinen Päckchen aus China auf die Probe zu stellen. Immerhin benötigte ich ja einen Nachschub an preiswertem Tee für das beiläufige Aufgießen auf Reisen und im Elternhaus. Den selbst auferlegten Kaufstopp derartig clever ausgehebelt, landeten also 200gr der '21er Herbsternte vom Yingpan Shan Hongcha und - selbstverständlich nur um Versandkosten zu sparen - zwei Sheng-Samples im Warenkorb. Das Päckchen lag nach vier Wochen ohne zusätzliche Kosten oder Erfordernisse in meinem Briefkasten. Es gibt also mal wieder etwas zu berichten.

    ...vom oben genannten Schwarztee naturgemäß nicht allzu viel, außer dass er wirklich hervorragend für den aufgerufenen Preis von 7$/100g ist. Duftige Aromatik mit Noten von Süßkartoffel, Kirschen und einer unterschwelligen Floralität, ein samtig-süßes Mundgefühl mit einem mehr als ordentlichen Körper und einem trockenen Abgang, der Lust auf den nächsten Schluck macht. Was will man eigentlich mehr?

    ...manchmal einen Naka. Weil die einfach immer wieder so verdammt gut sind. Der Autumn 2021 Naka Big Trees duftet mild, pflanzlich, blumig, wie ein frischer Sommerwald aus dem Doypack. Im vorgewärmten Kännchen kommen leicht rauchige Noten und Zedernholz hinzu. Das nasse Blatt liefert hochtönige Noten von Sägespänen, ätherisch-aromatischem Zedernholz und wärmere waldige Noten. Der Geruch des Aufgusses vermittelt eine gewisse schwere Süße, die die frisch-ätherischen Aspekte herrlich ergänzt. Am Gaumen ist der Tee waldig-frisch mit knackiger Bitterkeit und vollem Körper bei trotzdem leichtem Charakter. Im Abgang schleicht sich das Sheng Jin zunächst zögerlich an, ist dann aber sehr intensiv. Das Huigan verbreitet eine angenehme Wärme. Super Tee! Die Aromen sind einfach aber intensiv, und am Gaumen ist die Balance aus Leichtigkeit und Komplexität eine wahre Freude. Die Wirkung auf Körper und Geist ist gleichzeitig beruhigend und klärend.

    Weniger überzeugt hat mich der Autumn 2021 Jingmai Shengtai. Im trockenen Zustand ist der Geruch zurückhaltend und mild mit blumigen Noten und Hopfen. Angewärmt wird es ein bisschen deftiger mit Lederpolitur, Heu und ein wenig Frucht in Richtung Aprikose. Im nassen Blatt taucht ganz kurz eine synthetische, Plastik-artige Note auf, die aber eher interessant als unangenehm ist, jedoch sowieso schnell verfliegt. Dann wird's wieder blumig mit Heu und ein bisschen Aprikose, dabei weiterhin eher zurückhaltend. Der Aufguss riecht süßlich und sehr dezent mit einem Hauch von Blumigkeit. Am Gaumen gibt's zwar eine weiche Textur aber einen eher dünnen Körper. Ein subtiles Aroma von Hopfen und Blumen lässt sich identifizieren. Der Tee hat keinerlei nennenswerten Punch (lediglich etwas Bitterkeit) und wirkt ziemlich wässrig, was sich auch im Abgang fortsetzt, dort jedoch mit etwas mehr Präsenz am Zahnfleisch und einem merklich herb-bitteren Ausklang. Bis auf die flüchtigen Aprikosen- und Hopfen-Noten ein ziemlich nichtssagender Tee. Vielleicht der schwächste, den ich bisher von Farmer Leaf probiert habe. Möglicherweise ist er gerade in keiner guten Phase, er scheint mir ziemlich trocken zu sein (siehe Geruchlosigkeit im trockenen Blatt), was ihm möglicherweise die einzige potenzielle Stärke - sein Aroma - wegnimmt.

    Außerdem war als Dreingabe noch folgendes in dem Päckchen:

    Das ist ein ~8,3g Täfelchen vom Spring 2022 Miyun. Dankbarerweise sehr leicht gepresst und damit problemlos teilbar. Nur ist die Menge nicht so praktisch. 8,3g sind deutlich zu viel für meine Kännchen. Also halbiert und somit leicht unterdosiert. Trotzdem eine gute Session, denn der Tee hat ziemlich viel Power für einen Basis-Blend (der Miyun ist die jährlich erscheinende Eigenproduktion mit Shengtai Material aus verschiedenen Gärten in Jingmai). Das trockene Blatt duftet FL-typisch blumig-grasig-süß mit einem Anklang von nassen Kieseln. Dem warmen Kännchen entströmt ein süßer Geruch mit einem Hauch von gerösteten Maronen à la Longjing. Das nasse Blatt kommt etwas deftiger und mit mehr Mineralität, sowie einer deutlichen Popcorn-Note. Der Aufguss riecht süßlich-mild mit einem herben Unterton und mehr von dieser sehr angenehmen Popcorn-Note. Am Gaumen verleiht eine latente Bitterkeit dem Tee das notwendig Herbe, um das hohe Grundmaß an Süße auszubalancieren. Das funktioniert ziemlich gut. Schon in dieser geringen Dosierung hat der Tee ordentlich Punch und einen recht guten Körper. Im Abgang wird das Zahnfleisch merklich stimuliert. Das mentholige, fast schon scharfe Huigan verstärkt diesen Eindruck nochmal.

    @Anima_Templi Hilfe /emoticons/biggrin@2x.png 2x" title=":D" width="20" /> Ich will doch einfach nur Tee trinken! Aber im Ernst: Vielen Dank für deine netten Worte, das freut mich aufrichtig!

    Der Shui Xian ist ein weiterer Hinweis darauf, dass es in Deutschland nicht so leicht ist, an guten Yancha zu kommen. Das Cha Dao hat ja einen guten Ruf, aber selbst solche Händler kommen scheinbar nicht so ohne weiteres an gute Qualitäten zu vernünftigen Preisen. In Sachen intensiv und kompetent geröstete Oolongs sind die taiwanesischen Oolongs von Atong für mich die beste Alternative auf dem inländischen Markt. Mittlerweile bekomme ich die sogar lokal beim Teehaus Cöln. Natürlich ist das nicht dasselbe wie ein Yancha, aber für mich decken diese Tees viele Merkmale ab, die ich an Yancha schätze.

    Mein Sample-Vorrat ist aufgebraucht. Dass ich das noch erleben darf! Über einen Zeitraum von gut drei Jahren hatte ich ausnahmslos immer einen Vorrat an noch nicht probierten Tees zuhause. Immer - bis auf einige wenige Fälle, in denen ein Tee die digitale Tinte nicht wert war - habe ich hier etwas zu meinen Eindrücken geschrieben, wenn ich einen Tee neu verkostet habe. Mit diesem Beitrag werde ich also gewissermaßen den ersten großen Abschnitt meiner Tee-Reise beschließen, in welchem ich hunderte Tees in Quer- Vertikal- und Diagonalvergleichen probiert habe. Mein Antrieb war dabei das Kennenlernen von Tee in all seinen Facetten, den großen Kategorien und den obskursten Nischen. Mein Fokus lag auf dem sensorischen Erleben und Beschreiben, auf dem Assoziieren und dem Herstellen von Verbindungen.

    Diese Routine des Verkostens und Beschreibens hat mir viel Vergnügen bereitet . Sie hat erheblich zu meiner Wertschätzung von Tee beigetragen und noch viel mehr zu meiner Wertschätzung des Privilegs, Zeit (und Geld, aber vor allem Zeit) für die ausgiebige Beschäftigung mit diesem wunderbaren Getränk zu haben. Sie hat mir einen kostbaren Zugang eröffnet zu Ebenen der Konzentration, Geduld und Introspektion, die mir im Alltag sonst versperrt blieben. Nun ist jedoch der Moment gekommen, in dem ich beginnen möchte, Tee wieder ein Stück mehr als legeres Genussmittel zu behandeln. In letzter Zeit krame ich gerne einfach in meinem Vorrat (streng genommen ist mein Sample-Vorrat nicht leer, nur sind eben keine "neuen" Samples mehr dabei; außerdem habe ich natürlich auch ein paar Bings, die sich trotz widriger Lagerungsbedingungen nicht allzu schlecht entwickeln) und ziehe etwas Bekanntes hervor, das ich dann gerne auch mal nebenbei im Home Office aufgieße.

    Für den teetalk bedeutet das, dass ich hier zunächst einmal weniger posten werde. Denn ein Nebeneffekt dieses nebenher-Genießens ist, dass ich weniger zu dem jeweiligen Tee zu sagen habe, und weniger das Gefühl habe, überhaupt etwas sagen zu müssen. Das fühlt sich gerade irgendwie ganz schön an. Vielleicht juckt es mich doch in den Fingern, und ich lege mir dieses Jahr einen Sampler an frischen chinesischen Grüntees zu, oder im Herbst etwas Gyokuro, oder vielleicht auch mal den ein oder anderen Matcha. Vielleicht kaufe ich dieses Jahr aber auch gar nichts neues, Vorräte dafür hätte ich genug.


    Nun aber @topic mit einer Überdosis Shui Xian Yancha. Fünf sind's an der Zahl. Der Beitrag ist jetzt schon lang. Aber noch längst nicht zu Ende /emoticons/cool@2x.png 2x" title="B)" width="20" />

    Wuyi Origin Shui Xian 2020 Das trockene Blatt riecht floral mit einer guten Portion Kloreiniger, oder besser gesagt Klo und Reiniger, das heißt stechend und ein bisschen nach Urin. Bei der zweiten Session - nachdem das Doypack einige Wochen offen war - ist das Ganze zwar schon deutlich erträglicher, aber hier ist eindeutig etwas bei der Röstung schiefgelaufen. Im warmen Kännchen ist der Geruch dankbarerweise weniger stechend, trotzdem stellt sich die Frage, warum ich diesen Stinker eigentlich in das Nixing Kännchen für milde Oolongs befördert habe und nicht in das Jianshui Kännchen für... nun ja... Stinker. Nach dem Auslüften wird der Geruch aber auch hier milder und fruchtig-süßer. Im nassen Blatt kommen die floralen Noten wieder stärker durch, die mich jedoch auch nicht unbedingt glücklich machen. Mit den späteren Aufgüssen wird der Geruch etwas entspannter und in der zweiten Session geht es sogar deutlich mehr in Richtung exotischer Fruchtnoten (v.a. Kakaofrucht)... vielleicht ist ja doch noch nicht alle Hoffnung verloren. Das Aroma des Aufgusses ist schon in der ersten Session deutlich besser. Die Röstung bringt jetzt Noten von Datteln, Feigenbaum, Schokolade und Krapfen hervor. Am Gaumen hat der Tee zunächst einen scheinbar eher dünnen Körper für einen Yancha, dafür ist er schön weich im Mundraum. Er ist etwas säuerlich, was in Verbindung mit den dezenten Fruchtaromen entfernt an den Geschmack von Apfelsaft erinnert. Die säuerliche Note wird ergänzt durch eine merkliche Mineralität, was besonders den vorderen Mundraum und das Zahnfleisch etwas zu stark beschäftigt. Die Röstung war wohl einfach zu heftig. Nach dem Auslüften wird aber auch dieser Aspekt zumindest ein bisschen besser und die Mineralität wirkt besser integriert. Außerdem wirkt der Tee tatsächlich körperreicher als in der ersten Session Im Abgang ist das Zahnfleisch nach wie vor überfordert mit Säure und Mineralität und auch im Rachen wird es jetzt etwas kratzig, aber die Aromatik ist ganz gut: florale und schokoladige Noten ebben auf und ab, ohne dass jeweils eine Note die klare Überhand behält. Ich hätte mir mehr Dominanz der Schokolade gewünscht, aber naja, ich hätte mir generell einen anderen Tee gewünscht. Da habe ich Wuyi Origin in meinem vorherigen Beitrag noch so hochgelobt und dann solch ein Ausrutscher... Wenn man mal die Kirche im Dorf lässt, ist der wohl durchaus okay. Vermutlich wird er von einem weiteren Auslüften profitieren. Trotzdem: im Vergleich zu dem hohen Niveau, welches WO und Lazy Cat sonst an den Tag legen, ist das durchaus ein Ausreißer.

    Wuyi Origin Gao Cong Shui Xian 2020

    Im trockenen Zustand ist der Geruch dem des anderen WO Shui Xians recht ähnlich, also ebenfalls etwas unangenehm. Schon im vorgewärmten Kännchen wird es jedoch entspannter. Der Funk geht jetzt in eine erdigere Richtung, Schokoladennoten kommen auf. Im nassen Blatt konkretisieren sich die erdigen und schokoladigen Noten nebst eindeutig kräutrigen Aromen... so langsam wird's echt interessant! Der Aufguss hat eine sehr dunkle Farbe und Aromen von Krapfen, Malz und Vegetation in der mediterranen Sonne. Am Gaumen überzeugt der Tee mit einem sehr vollen Körper und butterweicher Textur. Aromatisch dominieren Malz, Moschus und Erde, sowie nach hinten raus eine klare Note von Nori-Blättern. Eine latente Bitterkeit begleitet den Geschmack und lässt den Tee im Zusammenspiel mit den genannten Noten ziemlich ernst wirken. Erst im Abgang setzt die Mineralität so richtig ein, deren Trockenheit an dieser Stelle aber super passt und eine Menge Spaß und Lust auf den nächsten Schluck macht. Durch sie ist der Abgang laaang. Das Huigan ist überraschend fruchtig und süß.

    Wow, das ist mal etwas anderes! Ein wirklich herausfordernder Tee, der mich aber schnell in seinen Bann gezogen hat und ein ganz besonderes Aromenspektrum bietet. Wenn man über die paar "Fehlnoten" und Startschwierigkeiten hinweg sehen kann, wird man am Gaumen mit einem Tee von großer Qualität belohnt.

    Lazy Cat Tea Gao Cong Shui Xian 2020 Im trockenen Blatt fruchtige Aromen (Maracuja, Apfel), sowie Magnolie und Kakao. Im warmen Kännchen weiterhin duftig mit Magnolie, Apfel und Maracuja, sowie einem klitzekleinem bisschen Funk durch die Röstung. Im nassen Blatt werden die blumigen Noten stärker betont. Der Aufguss riecht zwar nicht besonders expressiv, aber süß mit Krapfen und floralen Noten. Am Gaumen ist der Tee dann jedoch außerordentlich aromatisch mit Magnolie und milder Frucht (v.a. Apfel), sowie einer deutlich zu vernehmenden, angenehmen Gerstengras-Note. Körper und Textur sind gut und werden von einer leichten Bitterkeit und Mineralität begleitet. Der Tee ist ein ganz kleines bisschen kratzig am Rachen, ich habe dahingehend allerdings auch eine ziemlich niedrige Wahrnehmungsschwelle und möchte es daher nicht überinterpretieren. Der Abgang liefert ein Butter-Aroma, fruchtige Noten (Maracuja), Krapfen und Magnolie. Das yan yun ist zwar definitiv vorhanden, aber kommt irgendwie etwas klebrig rüber, anstatt einfach trocken und sauber... zu diesem Eindruck trägt der insgesamt sehr süße Charakter mit Sicherheit bei. Das Huigan ist dafür erfreulich frisch Nett, aber kein Highlight. Irgendwie nicht tiefgründig genug für einen richtig guten Yancha.

    Lazy Cat Tea Lion Mount Shui Xian 2020 Bananenbrot vom feinsten, Himbeeren und Schokolade im trockenen Blatt. Mjam! Nach dem Schütteln der Blätter im vorgewärmten Kännchen werden die fruchtigen Noten (Himbeeren und Traube) betont. Im nassen Blatt geht es noch stärker in Richtung Traube und generell in Richtung der helleren Fruchtnoten. Mango ist auch dabei, ein paar Fermentationsnoten ebenfalls. Später kommen Aromen von Tropenholz und eine warme Nussigkeit zum Vorschein. Im Aufguss zeigen sich Dattel, Holz und Pflaumenkompott... der scheint recht stark oxidiert zu sein. Am Gaumen ist der Tee mega weich und vollmundig, sowie latent bitter. In aromatischer Hinsicht dominieren die holzigen Noten, aber auch das Bananenbrot und die Schokolade kommen nochmal durch. Der Abgang ist dezent bitter und liefert eine Mineralität, deren Intensität Sekunde für Sekunde nach dem Schlucken steigt. Man fängt regelrecht an zu sabbern. Gleichzeitig stellen milde Gebäck-Noten eine erstaunliche Balance her, es schweben sogar ein paar süß-blumige Noten vorbei. Der Ausklang wird dann aber so richtig trocken und verleitet unweigerlich zum nächsten Schluck. Das ist, ich wage zu behaupten, yan yun par excellence. Wow, das ist ein herausragender Tee! Allerdings nicht sooo ausdauernd, der scheint wirklich mehr über die Oxidation zu kommen.

    Cha Dao Lao Cong Shui Xian 2020 (Sample von @Anima_Templi) Das trockene Blatt riecht zurückhaltend nach Datteln und entfernt blumig. Im warmen Kännchen wird der Duft plötzlich außerordentlich erdig für einen yancha. Auch im nassen Blatt ist der Duft weiterhin sehr erdig und erinnert fast schon an einen Shou. Der Tee wirkt jetzt aber auch wieder etwas süßer. Ist der möglicherweise ungewollt fermentiert? Der Aufguss riecht dezent vanillig... ehm, ist das wirklich kein Shou? Am Gaumen ist der Tee schön weich und rund. Er hat keinen außerordentlich schweren Körper, ist aber auch nicht dünn. Auf der aromatischen Ebene zeigen sich Vanille und etwas Aprikose. Der Abgang ist sauber und kurz, trocken, vielleicht sogar mineralisch (was sich dann mit dem Begriff "yan yun" beschreiben ließe). Es dominiert das holzige Vanille-Aroma. Der war nicht schlecht, aber irgendwie so gar nicht das, womit ich gerechnet hatte. Wenn Anima da nicht "Lao Cong Shui Xian" drauf geschrieben hätte... ich würde ihn wohl für einen Shou halten. @Anima_Templi hast du noch etwas von dem Tee da, oder ihn in letzter Zeit nochmal probiert? Mich würde interessieren, wie du ihn findest. Ich bin in meinen Yancha-Verkostungen ja momentan stark durch das Sortiment von Wuyi Origin und Lazy Cat geprimed. Vielleicht weicht der Tee daher subjektiv stärker von einem "üblichen" Yancha ab, als es objektiv der Fall ist.

    @doumer Was für ein Fundstück! Scheint mir ein heutzutage wirklich fairer Preis bei den genannten Eckdaten und deine Beschreibung der Session klingt verlockend.

    Meine letzte Bestellung aus China habe ich im Frühjahr 2021 bei Lazy Cat Tea aufgegeben. Darunter befanden sich (@topic) zwei Huangguanyin aus der 2020er Ernte, die auf unterschiedliche Art und Weise verarbeitet wurden.

    Der erste, einfach als Huangguanyin 2020 betitelt, ist ein wahres Gedicht. Ein hocharomatischer, expressiver Yancha, der nicht einen Moment lang die warme, breite Basis einer charaktervollen Röstung und eines vollen Körpers vermissen lässt. Das beste aus beiden Welten, wenn vielleicht auch ein wenig mehr zur neuen Schule des Röstens neigend. Typisch für solche new school Yanchas, ist die Ausdauer nicht unerschöpflich aber ganz ehrlich? ...das ist mir sowas von egal, wenn sich aus 5g/120ml sechs bis sieben großartige Aufgüsse zaubern lassen.

    Es folgt ein Transkript meiner Verkostungsnotizen: Aroma im trockenen Blatt: tropische Früchte (v.a. Kakaofrucht), Macadamia, Holz und Schokolade Aroma im aufgewärmten Nixing Kännchen: weiterhin fruchtig, aber auf einmal kommen definitiv mentholige Noten zum Vorschein Nach dem Waschgang: vordergründig helle tropische Früchte, dazu Schokolade, Menthol und eine sehr entfernte Schwefelnote (die keineswegs stört sondern, im Gegenteil, zur Komplexität beiträgt) Aroma des Aufgusses: ein Feigenbaum in der Sonne, blumige Noten, Krapfen und warme Milch; schon optisch zeigt sich eine tolle, ölige Textur! Am Gaumen: ölig-weich und vollmundig mit fruchtigen und holzigen Noten; die Mineralität belegt den ganzen Mundraum, keine Adstringenz; eine knackig-leichte Bitterkeit (nur sehr dezent) Abgang: (hier weiche ich vom Transkript ab /emoticons/ph34r@2x.png 2x" title=":ph34r:" width="20" />) Ich wette mein abgenudeltes Teetablett, dass sich zwischen Köln und Yokohama, das heißt auch sonst nirgendwo, kein Tee mit einem aromatischeren Abgang finden lässt. Einfach nur üppig mit reifen Früchten, Milch und süßem Gebäck, sowie einem mentholigen Ausklang, der Lust auf den nächsten Schluck macht. Ich sage ja, ein Gedicht!


    Der andere Kandidat schimpft sich Fragrance Huangguanyin und ist leider lange nicht so gut wie der erste. Er ist für einen Yancha sehr zu grün verarbeitet, was ihm eine nochmal geringere Ausdauer einhandelt und paradoxerweise auch nicht für eine intensivere Aromatik sorgt. "Grüne" Aromen sind ja nicht automatisch intensive Aromen. Der Namenszusatz "Fragrance" lässt sich lediglich für ein paar kurze Momente am Gaumen nachvollziehen.

    Trockenes Blatt: hellere Aromen als der andere; floral mit einem Bisschen Kakaofrucht und einer Prise Zimt Im warmen Kännchen: süß und weiterhin sehr floral; Guave und ein etwas künstlich wirkendes Kirscharoma Aroma der nassen Blätter: blumig und Noten von Kirschen Duft des Aufgusses: nur ganz entfernt die üblichen Basisaromen eines Yancha Am Gaumen: guter Körper (aber nicht so gut wie der des anderen Huangguanyin) mit knackig-frischer Mineralität; helle Aromatik mit Blütenhonig und Papaya Abgang: weiterhin mineralisch-trocken, aber ohne allzu kräftige Tannine (die würden so gar nicht zu den nach wie vor dominierenden blumigen Noten passen); minzig-frisch beim Ausatmen

    Ich habe vor meinem Yancha Deep-Dive länger recherchiert, wo ich denn bevorzugterweise das "nötige Material" beschaffen sollte. Meine Wahl war dann auf Lazy Cat und Wuyi Origin gefallen. Nachdem ich nun bereits einige viele Tees aus den Sortimenten beider Shops probiert habe, erlaube ich mir mal ein kleines (Zwischen-)Fazit und einen Vergleich, der sich wohlgemerkt nur auf die 2020er Ernte bezieht und von welchem daher natürlich nur in begrenztem Maße extrapoliert werden kann: Beide liefern Yancha auf einem Qualitätsniveau, welches in europäischen Shops nicht in vergleichbarer Breite erhältlich ist, und tun dies zu mMn fairen Preisen. Insofern bekommen beide Shops eine Empfehlung von mir. Wuyi Origin hat allerdings in Sachen Beständigkeit und Durchschnittsqualität noch einmal die Nase vorn und ist dabei sogar tendenziell noch etwas günstiger. Es würde mich wundern, wenn man irgendwo mehr Yancha für sein Geld bekommt als bei Wuyi Origin. Wenn ihr da einen Shop kennen solltet, möglicherweise sogar in Europa, dann behaltet dieses Wissen um Himmels Willen bitte nicht für euch.

    @doumer Danke! Guter Hinweis bezüglich der Glasur. Ich habe definitiv genug glasierte Teeschälchen, aber schon häufiger mit dem Gedanken gespielt, auch das ein oder andere unglasierte Stück in die Sammlung aufzunehmen. Ich behalte seinen Namen mal im Hinterkopf. /emoticons/smile@2x.png 2x" title=":)" width="20" />

    Dafür, dass die Herren von Morning Crane Tea mit ihrem Shop ausdrücklich einem edukativen Auftrag nachkommen wollen, gibt es auf der Seite zu den jeweiligen Tees aber ganz schön spärliche Infos und ganz schön viel leeres Gesülze /emoticons/huh@2x.png 2x" title="o.O" width="20" /> Trotzdem würde ich bei einer gemeinsamen Aktion wohl einen Nokcha Sampler und ein bis zwei weitere Tees mitbestellen. Danke für das Vorstellen des Shops, @Matsch! Es gibt ja wirklich nicht allzu viele Gelegenheiten, hochwertigen Tee aus Korea zu probieren. Wenn ich das richtig verstehe, wird der Verkauf dort allerdings auch dieses Jahr über Vorbestellungen abgewickelt. Diese kann man ab dem 22. Januar bis zum Gogu Day (irgendwann im April) aufgeben.

    @doumer Tolle Fotos, wie immer /emoticons/smile@2x.png 2x" title=":)" width="20" /> Was ist das für eine Schale, die du für den Yibang Mibu verwendet hast?

    @topic: Ich habe vergangenes Jahr nur einen einzigen Tee-Einkauf gemacht. Dabei handelte es sich um eine kleine Bestellung bei trusty ol' @chenshi-chinatee. Genauer gesagt: Ein Sheng aus Banpen und drei Tees von seiner Jiangsu Connection, deren Hongcha mir in bester Erinnerung geblieben ist. Mittlerweile habe ich alle vier Tees probiert und kann daher ein paar Zeilen zu ihnen schreiben.

    2020 Banpen loose-leaf Sheng Der kommt einem mit einer schönen Sauerkirsch-Note förmlich aus dem Doypack entgegen. Dazu riecht er leicht würzig und gleichzeitig süß mit Aromen, die an Marshmallows erinnern.

    Wenn man die sehr ansehnlichen, großen Blätter im vorgewärmten Kännchen schüttelt, kommen kräftigere Noten von Geräuchertem und Lederpolitur zum Vorschein, aber schon nach dem ersten Waschgang dominieren wieder die fruchtigen Aromen. Jetzt kann ich auch Aprikose identifizieren. Einige mineralische Anklänge bleiben ebenfalls nicht aus. Sehr schöner, vielschichtiger Duft. Der Aufguss selbst riecht eher zurückhaltend, lässt aber eine angenehme Fruchtsüße erahnen, die sich am Gaumen bestätigt. Dort findet sich keinerlei Adstringenz und eine nur ganz leichte, helle Bitterkeit, was im Zusammenspiel mit dem vollen, öligen Körper den Eindruck von einer durchaus schon fortgeschrittenen Reifung vermittelt. Trotzdem wirkt der Tee nicht schwer, sondern leicht und freundlich, wozu auch die frische Aprikosennote beiträgt. Im Abgang wird es insgesamt trockener, lediglich auf der Zunge bleibt noch eine ganze Weile der süße Charakter des Tees erhalten und entsendet Marshmallow-Aromen in Richtung Nasenhöhlen. Jetzt zeigt der Tee auch ein kleines bisschen Adstringenz, welche am Rachen kitzelt aber nicht weiter stört. Ein besonders intensives Huigan kommt nicht zustande, wird aber auch nicht vermisst, denn das passt zum süffigen Gesamteindruck dieses wirklich leckeren Shengs.

    2022 Qingming Tianmuhu Maofeng Das Blatt duftet süß mit Himbeeren, Mais und Hafer, sowie Dominosteinen (d.h. Lebkuchen und Gelee, es war Adventszeit /emoticons/ph34r@2x.png 2x" title=":ph34r:" width="20" />). Im warmen Kännchen kommen grasige Noten zum Vorschein und das Mais-Aroma wird betont. Das nasse Blatt riecht nochmal grasiger, sodass in Verbindung mit dem Lehmgeruch des warmen Kobiwako Tons der Eindruck einer Wiese nach einem Sommerregen entsteht. Dazu gesellen sich ein paar Röstaromen. Der Aufguss selbst hat wenig Aroma, liefert aber einen Hauch von Sommerwiese und frischen Maiskolben. Am Gaumen ist der Tee knackig frisch mit einer ausgeprägten Mineralität bei weiterhin vorhandener Süße. Der Körper ist im Vergleich zu den dekadenten Yancha, die ich in letzter Zeit häufig getrunken habe, natürlich dünner, aber für meine Begriffe noch ziemlich voll für einen Grüntee. Im vorderen Mundbereich ist der Tee weich, aber am Rachen stört eine gewisse Kratzigkeit. Die Maisnote dominiert das Aroma. Im Abgang zeigt sich für kurze Zeit eine intensive Süße, dann ein angenehmes Sheng Jin und dann sehr schnell gar nichts mehr. Das Kratzen am Rachen bleibt.

    Lange ist's her, dass ich einen grünen Tee im Kännchen hatte. Die Aromen machen daher hier nochmal besonders Spaß und die Wirkung ist sehr erfrischend und belebend. Schöner, leichter Tee, der seine herben Aspekte durch eine gute Portion Süße ausbalanciert und dadurch gehaltvoller wirkt. Nur das Kratzen stört etwas.

    2022 Qingming Tianmuhu Grüntee Im trockenen Blatt finden sich Aromen von Heu, zarte Beerennoten (nicht so deutlich wie beim Maofeng) und Steinweichselmehl. Vielleicht lag es ein wenig an der Jahreszeit, aber in meinen Notizen finden sich auch Gewürznelken wieder. In der warmen Kyusu wird der Duft grasiger. Er erinnert nun an nasses Heu und entfernt an Algen. Nach dem ersten Aufguss wird diese Grasigkeit dann ergänzt und balanciert durch eine üppig süße Note von gerösteten Maronen und Bananenpüree. Später kommt dann auch wieder die unverwechselbare Note von Steinweichselmehl zum Vorschein. Das Aroma des Aufgusses ist sehr verschlossen, leicht süßlich aber im Prinzip fast geruchlos. Am Gaumen ist der Tee leichter als der Maofeng, mit einer sehr klaren Frische aber weniger herb und mineralisch. Er wirkt weich und trotz der Leichtigkeit nicht zu dünn am Gaumen. Es dominieren grasig-frische Noten, die ausdrücklich nicht in eine unangenehm blumige Richtung tendieren. Sehr simpel und irgendwie gut. Der Abgang ist etwas herber, stimuliert das Zahnfleisch und wirkt beim Ausatmen leicht kühlend, bleibt aber nach wie vor in Sachen Intensität hinter dem Maofeng zurück. In aromatischer Hinsicht passiert nichts erwähnenswertes. Nachdem ich vergangenes Jahr größtenteils älteren Sheng und Yancha getrunken habe, komme ich nicht umhin diesen Tee erstmal sehr einfach zu finden. Aber er gefällt mir. Er wirkt belebend und tut gut. Sehr zufriedenstellend im wahrsten Sinne des Wortes. Und seicht wirkt er auch nicht. Irgendwie ist in dieser Einfachheit auch Tiefgang.

    2022 Guyu Tianmuhu Huangjincha Ein gelber Tee, der mir auf den ersten Eindruck nicht (wie so oft) zu grün verarbeitet scheint und daher süß und nussig riecht, nach Apfelkuchen und Walnüssen. Mit dem Aufgießen der Blätter kommen nach und nach grüne, grasigere Noten hinzu und die Nussigkeit geht immer mehr in Richtung gerösteter Maronen. Der Aufguss duftet süß, dezent grasig, ein kleines bisschen nach trockener Erde und erinnert somit an eine Wiese im Sommer. Am Gaumen ist der Tee süß, sehr weich und mild, mit einem Körper, der im Vergleich zu den Grüntees des gleichen Produzenten voller und runder ist. Auch zeigt sich keine nennenswerte Herbe oder Mineralität. In aromatischer Hinsicht dominieren Maronen und eine Grasigkeit, welche wiederum durchaus Ähnlichkeit mit einem Grüntee hat. Der Abgang wird etwas, trockener, was Lust auf den nächsten Schluck macht. Er ist ziemlich kurz und fackelt in Sachen Aromatik kein Feuerwerk ab.

    Sehr angenehmer Tee, der vor allem durch seine schönen, nussigen Aromen und den tollen, weichen Körper punktet.

    Hey @Entchen19ich muss leider doch einen Rückzieher machen. Habe mein Budget gestern doch anderweitig verbraten. Brauchte ein paar neue Klamotten für anstehende Bewerbungsgespräche und hab dann mal ganz konsumtreu den Black Friday ausgenutzt. Sorry für das hin- und her. Sonst bin ich bei TTC immer gerne dabei gewesen.

    Eine COVID-Infektion vor einigen Wochen hatte meinen Geruchssinn zu 99% ausgeschaltet. Seit der vergangenen Woche nähert sich dieser aber Tag für Tag ein Stückchen mehr seiner alten Form an. Als erstes hat der morgendliche Kaffee wieder Spaß gemacht. Dann konnte ich einem Glas Wein wieder etwas abgewinnen, und mittlerweile sind selbst Gong Fu Sessions keine Perlen vor die Sau mehr. Manchmal braucht es einfach seine Zeit. Tee ist subtil. Tee erfordert ein feines Näschen. Tee ist Genuss in ganz eigenen Sphären. Tee ist mein liebstes Genussmittel. Ihr könnt euch also vorstellen, wie sehr mir dieser verdammte Geruchsverlust zugesetzt hat, und wie groß der mir vom Herzen fallende Stein war, als der Geruchssinn sich wieder langsam regte.

    Nicht viel weniger freue ich mich darüber, in unserer neuen Wohnung endlich einen guten Platz für meine Sessions eingerichtet zu haben. Mehr noch: Das Wohnzimmer bietet sogar Raum für einen schicken Vitrinenschrank, in dem meine Teeutensilien sichtbar und griffbereit untergebracht sind. Die allermeisten Kännchen und Schalen fristeten seit dem Umzug im März ein erbärmliches Dasein in Kartons und Luftpolsterfolie. Jetzt kann ich meinen Finger über die Reihen streichen lassen, bevor ich mich für ein Stück entscheide. Oh, the joy!

    Nun zum Thema: Einen vertrauenswürdigen Verkostungsbericht würde ich mir zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht zutrauen /emoticons/wink@2x.png 2x" title=";)" width="20" /> Aber ich habe noch ein Paar Notizen aus der Zeit vor der Infektion im Backlog, deren Niederschrift im Teetalk ich bis dato vor mir her geschoben hatte (Kein Geruchssin = keine Lust, über Gerüche zu schreiben)

    White Nights Rougui 2020 von Lazy Cat Tea

    Das trockenes Blatt verströmt einen weich-fruchtigen Duft nach Pfirsich. Im vorgewärmten Nixing-Kännchen wird die Fruchtigkeit intensiver mit exotischen Aromen. Dazu kommt eine schöne Kakao-Note. Im nassen Blatt wird deutlich, dass der Tee für Yancha Verhältnisse recht grün und frisch in seiner Fruchtcharakteristik ist. Grüne Bananen kommen zum Vorschein, sowie bereits erste mineralische Anklänge Der Duft des Aufgusses ist klassisch Yancha nebst einer Extraportion Banane: Süß und mild. Am Gaumen ist er zähflüssig und voll mit warmen Röst- und Kakaonoten sowie Pfirsich, bei gleichzeitig ausgeprägter Mineralität. Jetzt ist auch eine milde Zimtnote da, aber dieser Rougui fällt eher in Sachen Fruchtigkeit auf. So ist auch der Abgang fruchtig, mit viel Banane. Ein intensiv mineralisches Sheng Jin leitet über zu einem kurzen Ausklang, welcher von einem überraschenden Butteraroma dominiert wird.

    Feiner Yancha der milderen Sorte. Eine etwas höhere Dosierung hätte ihm retrospektiv wohl gut getan und insbesondere dem Abgang ein bisschen mehr Punch und Präsenz verliehen.


    Der "Standard" Rougui 2020 vom selben Shop ist ebenfalls ein sehr gelungener, wenn auch nicht atemberaubender Tee. Interessant ist hier vor allem eine gewisse Cremigkeit, die sich konsistent durch die Verkostung zieht:

    Das trockene Blatt duftet nach Früchtebrot und Maracuja. Im warmen Kännchen wird's ... nunja... wärmer mit Backpflaumen und Zimt. Nach dem ersten Aufguss werden die Blätter noch aromatischer mit Kakaofrucht, Zimt und einer cremigen Note, die an ein Milchshake mit exotischen Früchten denken lässt. Der Aufguss riecht süß und cremig (wieder das Milchshake), sowie nach den Yancha-typischen Krapfen mit Zucker und Zimt... dieser hier ist ein zimtiger Rougui. Auch das Gefühl am Gaumen ist cremig, weich und angenehm süß bei gleichzeitig sofort präsenter Mineralität. Im vorderen Mundbereich ist der Tee zähflüssig und körperreich, am Gaumen aber leicht und fast schon flüchtig. Sehr spannend! Auf aromatischer Ebene dominieren Papaya und Zimt. Im Abgang wird es ein kleines bisschen trockener, aber insgesamt handelt es sich immer noch um eine süße Angelegenheit. Weiterhin weich und cremig mit einem intensiven Sheng Jin und einem zimtigen, leicht holzigen, erfrischenden Huigan.

    Quote

    vor 5 Stunden schrieb Getsome: Nach dem Pisco-Aroma musst ich erst suchen. Mit was würdest du es vergleichen? Mit Trauben?

    Eher wie ein Derivat von Trauben: schwerer, süßer und etwas sprittig. Allerdings durchaus ein saftiges Aroma und daher näher an der frischen Traube dran als bspw. ein Tresterbrand à lá Grappa.