Heute eine Vergleichsverkostung. Ich habe mich schon länger gefragt, wie Maocha im Vergleich zu gepresstem Tee lagert. Da es kürzlich den Zipin bei Wistaria gab, konnte ich nicht widerstehen. Das Maocha vom Wistaria Zipin 2003 habe ich schon eine ganze Weile im Schrank.

Die Blätter sind erwartungsgemäß etwas unterschiedlich. Das Maocha besteht aus schönen intakten Blättern, der Tee vom Bing ist etwas kleinteiliger. Auch im trockenen Duft gibt es feststellbare Unterschiede. Der Tee vom Kuchen duftet cremiger, leicht säuerlich würzig. Die losen Blätter duften intensiver, fruchtiger, schon ähnlich in den Grundzügen aber zusätzlich gibt es etwas andere Noten, ein bisschen wie Sauerkraut aber süß, klingt schlimmer als es ist. Und auch etwas abgelagert, heuartig.

Die Feuchten Blätter nach den Aufgüssen riechen beim Maocha ebenfalls abgrenzbar anders. Etwas ledriger, nach feuchtem Laub, wieder etwas abgelagert. Das Bingblattgut duftet dahingegen wieder etwas cremig, süßer und in sich geschlossener, dichter, wie eine Leckerei.

Der erste Aufguss vom Bingabbruch war sehr weich im Mundgefühl, sowohl beim Trinken als auch danach, relativ mild im Geschmack ,süß, fruchtig, zart blumig, im Nachgang direkt eine leichte Aktivität an den Schleimhäuten.
Der Maochaaufguss wirkt etwas weniger weich, klarer und frischer, insgesamt intensiver. Es gab direkt überraschende Abweichungen in der Aromatik, der Tee war fruchtiger, etwas offener und direkter, wildwürzig, etwas gelagert heuartig, dazu Waldnoten.
Beim zweiten Aufguss der Bingabbruch weiter sehr weich, fast ölig, zunächst verhaltener im Geschmack, dann wirklich tolles komplett bedeckendes, glattes Mundgefühl, fein süß, sehr würziges Stallaroma, dann nachsüßend,dann wieder Stall.und Weihrauch...intensiver Puerhcharakter wirklich elegant.
Das Maocha etwas stumpfer vom direkten Geschmack, Heu, weniger Elegant, das Mundgefühl ist weniger geschmeidig dafür im Nachgeschmack etwas Vielseitiger, mehr direkte Noten, vom Charakter gefühlt was anderes, fruchtiger, Waldaromatik. Erstaunlich.
3. Aufguss
Der Abbruch , wieder weich und klar, dezenter, aber sehr rund im Geschmack, im Nachgeschmack fein und sehr charaktervoll.
Das Maocha zeigt sich nun etwas herber,der Nachgeschmack voller , ein interessanter Mix aus exotisch fruchtig und Stall.
Wenn man beim Trinken schluckweise hin und her switcht zeigt der Bingtee einen überzeugenderen sehr typischen Puerhcharakter., wirkt sehr klassisch auf mich.
Derweil, eine sich ausbreitende Wirkung auf den Kopf, Stirn und Augen auch das Gemüt ist beruhigt
In den folgenden 2 bis 3 Aufgüssen zeigt sich der Maochaaufguss geschmacklich im Vergleich immer etwas stumpfer und weniger geschlossen. Es zeigt sich eine spitze leichte Herbe, Der Nachgeschmack zeigt eine gute süße, in den Wangen etwas sandig, Stall und entfernt zitrische Frucht, etwas wilder Waldcharacter. Die Schleimhäute schön bedeckt.
Der Tee vom Bing ist geschmacklich voller und geschlossener,, sehr sehr schöne für Puerh charakteristische Mischung aus Süße und Stall plus Weihrauch geht vom Geschmack in den Nachgeschmack über. Dort dann präsenter, Schicht für Schicht legen sich verschiedene Noten frei mit sich ausbreitendem tollen Mundgefühl.
Zwischenzeitliches Pushen gleicht die Tees dann immer mehr an. Beide Tees nun kerniger. Der Tee vom Bing verliert etwas seine extrem gelungene, sehr prägnante Puerhnote aus Stall, Süße und Weihrauch,zeigt auch etwas Adstringenz bleibt aber charmant, nun auch etwas Holz und etwas Kühlung.
Der Aufguss vom Maocha jetzt deutlich herb, spitz, irgendwo zwischen pflanzlich und medizinisch, wieder etwas schmeckbare offene Lagerung, die für mein Empfinden in einer heuartigen etwas stumpfen Note Aussruck findet, dazu ebenfalls Adstringenz , der Aufgussbleibt sich treu, er ist fruchtiger, als der Bingaufguss und herber , fast etwas Pomeloartig, fast spritzig.

Mittlerweile bemerke ich ich bin gut angedüdelt vom Koffein und der entspannenden etwas fokussierenden Wirkung des Tees.
Der Mundraum ist voll von langanhaltenden Nachgeschmack der eine spannende Tiefe erreicht. Die Schleimhäute vor allen am Gaumen, etwas angeätzt. Hunger kommt auf..
Ab dem 8. Aufguss trinke ich nur noch und denke weniger über das nach, was ich schmeckte. Beide Tees sind recht stabil und liefern noch einige schöne Aufgüsse. Mit gleichmäßigen Aufgüssen erreicht man sicherlich problemlos über 15 schöne Aufgüsse.

Fazit:
Ich bin erstaunt wie unterschiedlich die Tees dann doch sind. Man schmeckt schon den gemeinsamen Ursprung aber der Bing liegt für mich deutlich vorne, dafür gibt es zwei Gründe: Die Textur und das Mundgefühl sind m.E. besser, aber vor allem ist die Aromatik, die der Tee hergibt, ein Hochgenuss!
Beide Tees sind wirklich schön und man hat das Gefühl man trinkt was Gutes, aber das Maocha hinterlässt trotz der vielleicht größeren Vielfalt im Nachgeschmack nicht einen so charaktervollen Eindruck, wie der Tee vom Bing mit seiner geschlossenen, umwerfenden Aromatik.