Posts by JanS

    JanS, vielleicht schaust du dir den mal an.

    Danke, aber das Kapitel Tee auskochen dürfte ich zu einer ähnlichen Zeit ad acta gelegt haben, als dieser Artikel geschrieben worden ist. Ich habe allerdings immer einen Glaskessel verwendet.

    Das passt einfach nicht zu mir. Das kann sich natürlich noch mal ändern, ich behalte mir natürlich immer einen offenen Geist, aber wohl eher nicht in den nächsten fünf bis zehn Jahren.

    Ich habe denke ich fast alles, was man mit Tee machen kann schon probiert, inklusive tibetischem Buttertee.

    Das ist aber nur meine individuell für mich zutreffende Meinung. Ich möchte dich auf gar keinen Fall von deinen Versuchen abhalten, ich kenne Leute die regelmäßig Tee auskochen und das sehr mögen - das kann also durchaus zum allein glückseligmachenden Weg werden.

    Allerdings benutze ich einen Eisenkessel zum Wasserkochen, und zwar jeden Tag und grundsätzlich für alle Tees.

    Ein Japantee wartet schon seit Weihnachten auf die Besprechung, hauptsächlich weil ich mit diesem Tee nicht wirklich warm werde.

    Es handelt sich um einen wilden Tee aus alten, einheimischen Arten, der weit aus dem Norden von Japan kommt, aus Murakami in der Provinz Niigata.

    Der Tee hat wenig mit dem zu tun, was ich von japanischem Tee kenne und schätze, er ist kräuterartig herb, kühl, relativ bitter bei einer vollen, reichen Konsistenz. Typische Charakteristika wie Umami und Meeresgeschmack sind eigentlich fast nicht vorhanden.

    Nach einigem Probieren habe ich Parameter gefunden, die für mich einigermaßen stimmig sind, stark dosiert mit kühlem Wasser und kurzen Ziehzeiten in etwas abrundenden Gefäßen bekomme ich zumindest einen sehr angenehmen ersten Aufguss heraus, die weiteren fallen dann aber wieder ab.

    Aus meiner neuen Shudei Kyusu ist der Tee jetzt sehr vollmundig, die Kräuternote ist angenehm süß, der Tee hat eine erfrischend-kühle Mentholnote. Die durch die Witterungsbedingungen hervorgerufene herbe Bitterkeit ist abgedämpft zu einer allgemeinen Intensität des Geschmacks nach getrockneten Wildblumen, Grünschnitt und Beeren.

    Nicht jede Rarität aus alten Sorten muss auch genussbringend sein, diesen Tee werde ich mir auf jeden Fall nicht mehr nachkaufen. Damit ist das der bisher erste Tee von Kamakuraclub, der mir wirklich überhaupt nicht gefällt.

    Eine Sache die noch zu bedenken wäre:

    hochwertiger Tee ist weniger stark von der Qualität der Blätter abhängig als von der Qualität des Produzenten. Für den Versuch, guten Tee zu produzieren brauchst erfahrene und qualifizierte Leute, die in der Lage sind die Eigenheiten des Anbaugebietes herauszuarbeiten bzw. Schwächen im Material auszugleichen.

    Ansonsten klingt die Beschreibung von den Teefeldern auf den ersten Blick nicht schlecht.

    Ich wünsche dir auf jeden Fall viel Erfolg.

    Zu deinen Fragen im Einzelnen:

    1. Tee aufkochen. Es gibt einige wenige Teesorten, die man im klassischen Sinne kochen, also im Topf/Kessel längere Zeit im kochenden Wasser auf einer Hitzequelle lassen kann. Das sind zum einen Hei Cha, also postfermentierte Tees und manche Yancha.

    Das Kochen (mit Salz und diversen Gewürzen) war die ursprüngliche Art der Teezubereitung, das findet sich etwa im Cha Qing, dem ältesten Buch über Tee aus dem Jahr 760 n.Chr. so beschrieben. Seitdem hat sich die Teeproduktion aber gewandelt, wir haben nicht mehr die kruden Teeziegel aus der Tang-Dynastie.

    Das, was wir heutzutage an grünem, schwarzen und Oolong bzw. Sheng Pu Erh haben, ist relativ hitzeempfindlich, das Auskochen würde die feine Aromatik zerstören und nur Bitterkeit übrig lassen.

    Deshalb sind die Ziehzeiten so kurz, man nimmt ja sogar den Deckel wischen den Aufgüssen ab, da der Wärmestau sonst den Tee überextrahieren würde.

    Das "letzte rausholen" ist auch nicht unbedingt das optimale bei jedem Tee. Das ist allein an der Tatsache ersichtlich, dass gebrochene Blätter bzw. Teestaub deutlich günstiger- sprich minderwertiger- sind als ganze Blätter. Ein Großteil der Inhaltsstoffe in den Blättern bleibt da besser drinnen. Statt aufkochen ist es deshalb besser, einen sehr langen (stundenlangen) letzten Aufguss zu machen, mit durch die natürliche Abkühlung dann kalten Wasser, um das letzte an Geschmack aus den Blättern herauszukitzeln.

    2. Gusseisen. Um beim Lebensmittelvergleich zu bleiben, Tee würde da eher kurzgebratenem Fleisch ähneln. Da ist Gusseisen auch nicht das optimale Material, sondern entweder Schmiedeeisen oder Kupfer.

    3. Tetsubin. Der Hauptgrund, Teewasser in einem Eisenkessel zu kochen, ist die Abgabe von Mineralien an das Wasser und die damit einhergehende Geschmacksveränderung. Emaillierte Kessel sind in dieser Hinsicht also sinnlos und haben keinen Vorteil gegenüber anderen neutralen Materialien.

    Die Emaille in den Eisenkannen ist nur eine dünne Schutzschicht, keine dicke Emailleschicht wie in einer Pfanne. Diese würde sich beim Kochen auf der Platte sehr schnell ablösen, aufgrund der unterschiedlichen Ausdehnung der Materialien beim Erhitzen.

    Tee in einer unbeschichteten Tetsubin zu machen würde prinipiell gehen, allerdings reagieren die Katechine im Tee mit dem Eisen und würden zu einer dauerhaften Färbung des Wassers führen. Und es macht wie gesagt geschmacklich für den Tee wenig Sinn.

    Beim Austesten meiner neuen Spielzeuge habe ich heute noch einmal einen Sencha aus Kyoto aufgegossen.

    Über diesen Tee hatte ich schon mal geschrieben, er kommt aus dem Dorf Dousenbo und ist aus einer alten einheimischen Sorte.

    In der alten Tokoname Kyusu ist die Intensität höher, Volumen und Süße grundsätzlich gesteigert, dafür rückt die Kräuter- und Heunote der Sorte etwas mehr im Hintergrund. Der Tee kommt mir zwar immer noch recht frisch vor, allerdings auch etwas undifferenzierter als im Hohin.

    Das starke Umami des Tees ist unverändert präsent, der Nachgeschmack etwas intensiver als in meiner Erinnerung.

    Ich bin gespannt, ob dies der endgültige Charakter der Kanne ist (der mir in Verbindung mit meinen anderen Kannen gut gefallen würde), oder ob die Kanne mit Benutzung noch neutraler wird. Denn der Ton der Kanne ist doch recht rau, mit sicht- und fühlbaren gröberen Partikeln.

    Ich empfinde Beschreibungen grundsätzlich als Unterhaltung.

    Das ist denke ich das Beste.

    Das Vorgesagte galt auch eher in dem Kontext, eine Geschmacksbeschreibung als Grundlage einer kaufentscheidenden Bewertung zu nehmen. Das würde ich nur bei sehr wenigen Personen machen, deren Geschmack ich genau kenne.

    Deshalb macht es mir z.B. aber auch so viel Spaß, meinen Tee zu teilen, um zu sehen, wie andere den beschreiben.

    Das Problem bei Geschmacksbeschreibungen ist, dass es sich ja nicht um das Erkennen von realen Bestandteilen handelt, sondern um eine rein assoziative und somit individuelle Beschreibung.

    Das ist ein Unterschied, und schwer vergleichbar damit, ob eine Zutat aus einer Suppe- oder einem Curry- herausgeschmeckt werden kann. Damit solche Verkostungsnotizen Sinn machen, muss man entweder die Person, seinen Geschmack und seine Ausdrucksweise kennen, oder das verkostete Produkt. Bei Tee ist das noch mal komplizierter, da durch Kanne, Wasser, Ziehzeit etc. noch weitere Variablen bestehen, die das Ergebnis beeinflussen.

    Aber selbst bei Wegfall solcher externen Faktoren, kann die Beschreibung von Person zu Person sehr stark variieren. Als Beispiel folgende Beschreibungen des gleichen Whiskys (einfacher zu finden als Beschreibungen des gleichen Tees)

    • Aroma: Feine Zitronen- und Honignoten werden von der unverkennbaren Rauchigkeit zusammengehalten
    • Geschmack: Warm und köstlich, mit dem feinen Aroma dunkler Schokolade und torfigen Rauchs
    • Abgang: Lang anhaltend und fein

    "begrüßt uns mit einem leichten Duft, der von weichem Rauch und Süße geprägt ist. Wir denken an Zuckerwatte, hellen Honig und getrocknete Aprikosen. Etwas herbe Grapefruit und Zitronenschale fangen die süße Aromenwolke wieder ein. Ein leichter Schwung maritimer Noten weht herüber. Meersalz, feuchter Sand und etwas Fensterkitt sind zu erkennen.

    Der Charakter ist weich und von feinem Rauch geprägt. Die Süße ist auch hier wieder präsent. Aromen wie Aprikosenmarmelade, Honig, Vanille und Biskuit kommen in den Sinn. Von den maritimen Noten ist das Meersalz erneut mit dabei. Der Abgang ist trocken und wird von Zitronenschale flankiert, die eine feine Bitterkeit bringt. Das Aroma von Holzrauch bleibt auf der Zunge zurück."

    "Nose: The salty brightness of the ..., plus the leathery, walnutty and spicy sides of the .... A little liquorice, rubber boots, more lapsang souchong yet, plus funny, infinitesimal notes of tequila… Mouth: drier, saltier yet, this time with olives and juniper, plus something medicinal and 'Chinese'. I mean, some of those fabulous little spicy sauces they have in the Middle Kingdom. Finish: pretty long this time, and very salty."

    Eigentlich sollte man meinen, dass sich zumindest so prägnante Aromen wie "Salz", "dunkle Schokolade", "Honig" und "Zitrone" in allen Berichten finden, aber nicht mal das ist der Fall. Die Tester sind sich nicht mal einig, ob der Whisky vornehmlich süß, trocken oder salzig-maritim ist. Und das sind Notizen von professionellen Verkostern bzw. einem Hobbyverkoster mit 21.219 verkosteten Whiskys.

    Vor diesem Hintergrund sind Verkostungsnotizen von Fremden ohne Kontext eigentlich vollkommen uninteressant.

    Teil 1 Grüntee Verkostungen

    Den ersten Tee, einen Sencha aus Shizuoka, habe ich nach dem Öffnen direkt mit ins Büro genommen. Sowohl der sehr hohe Bruchanteil als auch die dunkle Farbe haben den Tee als sehr tief gedämpft verraten, den "versiebe" ich im Büro. Mit kochendem Wasser im Teesieb ist der Tee ausgewogen, mit einer fruchtigen Süße und leicht nussig-bitterem Unterton, allerdings ohne nennenswertes Umami. Im Nachgeschmack mit pflanzlicher Note und anhaltender Süße. Für unter 10 Euro auf 100 Gramm ist das sehr ok.

    Tee Nummer 2 stammt aus Sashima. Dies ist ein eher unbekanntes Anbaugebiet nord-östlich von Tokio. Das Anbaugebiet ist nicht zu weit von dem deutlich bekannteren Sayama entfernt und teilt die grundlegende Charakteristik. Durch die gegenüber den sonstigen Anbaugebieten weit nördliche Lage sind sowohl die Durchschnittstemperaturen niedriger, vor allem aber auch die Temperaturunterschiede zwischen Sommer und Winter sowie Tag und Nacht größer. Die Teefelder liegen zudem gegen den Wind ungeschützt in einer flachen Ebene.

    Der Tee ist zwar ebenfalls relativ kleinteilig, die Blattfarbe ist aber relativ hell, der frische Geruch des Blattes spricht auch eher für eine niedrigere Dämpfung. Den Tee habe ich direkt vom Farmer gekauft, genau diesen habe ich vorher nicht probiert, dafür zwei andere.

    Den Tee habe ich mittlerweile in drei unterschiedlichen Utensilien getrunken, um sowohl die Eigenheiten des Tees als auch die meiner neuen Teespielzeuge zu erkunden.

    In der bewährten und bekannten Hagi Houhin und mit kälterem Wasser ist der Tee am ausgewogen, die ortstypischen floralen Aromen und der feine Geschmack kommen gut heraus. Im Geschmack zeigt sich eine gewisse Schärfe, die durch die Süße des Tees gut ausbalanciert wird, im prägnanten Nachgeschmack kommt Süße und Umami gleichermaßen hervor.

    In der alten Tokoname Kanne und mit etwas heißerem Wasser wird der Tee deutlich robuster, die Süße ist hier ein deutliches Kirscharoma. Der Tee ist voller ohne Adstringent zu werden. Der Nachgeschmack ist etwas algiger als in der Houhin. Leider ist der eher grobe Filter der Kanne für diesen Tee weniger geeignet.

    In der reduktionsgebrannten Mogake Kanne ist der Tee wieder etwas leichter und floraler und mit einer deutlicheren pflanzlichen Note im Abgang, der grundsätzlich starke Abgang ist noch einmal prägnanter.

    Nachdem ich in den letzten Monaten viel Platz in meinem Schrank geschaffen habe, ist es nun an der Zeit, meine Sammlung neu auszurichten.

    Schwerpunkt wird in der näheren Zukunft verstärkt Taiwan und Japan sein, dabei vorwiegend Werke von jungen, aufstrebenden Künstlern. Unsere letzte Reise haben wir über Taipei gestaltet, das war nicht nur billiger als der Direktflug nach Japan, es hat mir auch die Möglichkeit eröffnet, am Flughafen mehrere Stücke, die ich im Winter bestellt hatte aufzugabeln.

    Der Künstler, Herr Yang, ist zwar noch sehr jung, hat aber nicht nur bereits sein eigenes Studio sondern arbeitet auch schon als Lehrer für Keramikarbeit. Deshalb liegt ein Schwerpunkt seiner Arbeit auf dem Ausprobieren von Glasuren und Brenntechniken, sowie dem Experimentieren von unterschiedlichen Formen. Das ist ein starker Gegensatz zu dem anderen taiwanischen Künstler, dessen Werke ich sammele. Dort liegt die volle Konzentration auf dem künstlerischen Gesamtausdruck, man kann die Stücke nur genau so kaufen, wie und wann er sie fertigt, oder nicht. Bei Herrn Yang habe ich eine Kanne nach meinen Wünschen- Form, Größe, Glasur-in Auftrag geben können.

    Aus meinen Anregungen ist dann eine Reihe von insgesamt sechs Kannen in unterschiedlichen Variationen entstanden. Da mir diese ebenfalls sehr gefallen haben, habe ich neben der genau meinen Wünschen entsprechenden Kanne noch eine weitere gekauft, diesen Aufwand wollte ich gebührend unterstützen. Je nachdem wie sich die Kannen im Alltag machen benutze ich beide für unterschiedliche Tees, oder ich gebe die zweite Kanne weiter.

    Beide haben knapp über 100 ml Volumen, sind innen aus unglasiertem, sehr dichten Ton und sind hochgebrannt im elektrischen Ofen.

    Dazu habe ich mir zum weiteren Testen noch zwei Tassen mit einer porzellanähnlichen Glasur mitgenommen. Diese ist mattglänzend und fühlt sich beim Anfassen fast weich an.

    Der Rest meiner Neuanschaffungen kommt aus Tokoname. Ich habe mir zwei Spielarten von Mogakeware zugelegt, eine Kanne und eine Ausschankkanne. Die Ausschankkanne ist eines der Utensilien mit der singulärsten Nutzungsmöglichkeit, die ich besitze. Aufgrund der Form eignet Sie sich wirklich nur für bereits abgekühlten Inhalt. Weder als Yuzamashi, noch für heißen Tee, zumindest mehr als höchstens 60-70 ml ist Sie nutzbar. Das Algenmuster ist nur sparsam verwendet, die Schale besticht vornehmlich durch ihre raue Oberfläche. Momentan ist der Zustand noch der eines Rohdiamanten, das Material verfügt über ein hohes Patinapotential. Das Exemplar der Ladenbesitzerin sieht nach vier Jahren Benutzung doch sehr anders aus.

    Der Künstler ist Jin Tanigawa, ein sehr renommierter Tokoname Künstler und Dozent am Tokoname Ceramic Art Institute. Er ist einer der führenden Künstler für Mogake Utensilien.

    Die größenmäßig gut dazu passende Kanne, allerdings in komplett anderem Stil ist von Yutaro Yamada.

    Die Kanne ist aus reduktionsgebranntem Shudei Ton, extrem fein, dünnwandig und leicht gearbeitet. Yutaro Yamada ist nicht nur Keramiker, sondern auch Kannensammler. Daher rührt auch sein Interesse, Kannen in verschiedenen Formen und Stilen herzustellen. Die vertikal orientierte Form meiner Kanne ist eindeutig von chinesischen Kannen inspiriert, bzw. war in dieser Form zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Tokoname weit verbreitet, als im großen Stil Kopien von chinesischen Kannen für den Export produziert wurden. Diese Kannen waren grob an die Julunzu Form angelehnt, allerdings mit echter Tülle sowie Deckel und aufgrund des etwas anderen Tones feinporiger gearbeitet.

    Die Kanne zeigt die erwähnenswerten Qualitäten von Yutaro Yamada, die traditionelle Technik, behutsam modernisierte klassische Formen und ein hohes Maß an Beherrschung des Mogakestils. Eingedenk der Tatsache, dass der Künstler erst 1992 geboren wurde, ist die Technik sehr ausgefeilt, der verwendete echte Shudei Ton kommt aus der eigenen Mine, bzw. von einem Feld nah beim Atelier.

    Obwohl Gleichnamig stammt Yutaro Yamada nicht vom berühmeten Yamada Kiln, hat aber u.a. bei Fugetsu gelernt, der wiederum direkter Schüler von Yamada Jozan III war...

    Und um die Namensverwirrung noch mal zu erweitern, mein letzter Kauf ist eine Kyusu von Tanigawa Seizan. Diese Kanne ist ebenfalls aus Shudei Ton, durch die Positionierung im Ofen erfolgt die partielle Verfärbung.

    Während ich mein Jetlag pflege, möchte ich meine Mitbringsel aus Japan vorstellen.

    Zuerst der Tee:

    Grob lässt sich mein Einkauf in drei Kategorien aufteilen. Zum ersten habe ich verschiedene Tees bei meinem derzeitigen Lieblingsladen, Kamakuraclub in (oh Wunder) Kamakura gekauft. Bis auf zwei Tees habe ich damit das komplette Programm, ausgenommen der Tees, die mich grundsätzlich nicht interessieren, durch. Von den Tees die ich letztes Weihnachten gekauft hatte, fehlen noch die Verkostungsberichte, vielleicht mache ich die dann alle zusammen.

    Zum zweiten bin ich weiterhin auf der Suche nach einem guten Gyokuro im noch bezahlbaren Rahmen. Hier habe ich mir Testpackungen aus zwei Läden in der Nähe von Ueno mitgebracht. In diese Ecke komme ich wahrscheinlich jedes Jahr wieder, könnte also bei Gefallen wieder nachkaufen.

    Zum dritten habe ich mir eine Reihe von Sencha aus unterschiedlichen Regionen; Shizuoka, Kagoshima, Nara, Saitama; mitgebracht. Alle Tees sind aus kleinen Läden, in einem Fall direkt vom Farmer, einfach zum Durchprobieren.

    Zur Kätzchen Kännchenstory: Erstens ist die Nummer nicht innen im Deckel sondern auf dem Kannenboden außen.

    Da sieht man mal, wie weit die emotionale Entfremdung bereits fortgeschritten ist, ich kann mich nicht mal mehr richtig an solche Details erinnern.

    Das Kätzchen Kännchen will eindeutig zu dir. :D

    Nach der Identifikation hast du aber nicht besonders gut gesucht, innen im Deckel steht doch eine Nummer drin... Wohin dich die Suche dann aber führen würde, kann ich auch nicht sagen, wäre wohl aber eine spannende Reise.

    Und alle Tees die ich wirklich mag, sind im Nachgeschmack stärker als im Geschmack ;)

    Bitter ist relativ, denke ich.

    Für Pu Erh ist Gua Feng Zhai jetzt eher wenig bitter, aber im Vergleich zu weißem Tee...

    Vielleicht sollte diese Probe wirklich einfach ein bisschen liegen, zu einem anderen Zeitpunkt gefällt der Tee möglicherweise besser.

    Einen so jungen Sheng würde ich auch eher nicht kochend aufgießen, das hattest du ja aber auch schon probiert

    Zumindest die Insel stimmt, das ist in Japan ja nicht selbstverständlich :D

    Die Stadt heißt Ofuna, das liegt in Kamakura. Kamakura war früher (während des Kamakura Shogunats) eines der großen spirituellen Zentren Japans, hier gibt es etliche von diesen Statuen, die Schönste ist allerdings aus Bronze.

    Und Tempel. Massen an Tempeln.

    Und einen Bahnhof für Anime Fans.

    Und Strand. Und Enoshima, ein Felsen/Insel direkt vor der Küste.

    Und man kann den Fuji sehen.

    Winter 2024 leicht gerösteter traditioneller Dong Ding

    Den Laden hatte ich vom vorbeifahren bereits ein paar Mal gesehen, als ich die Fassade dann in diesem Video:

    你喝的烏龍茶是炭焙還是電焙的? (戴忠仁的國寶檔案 +Arts &Life News)

    wiedererkannt habe, stand der Entschluss fest, einen Termin zum Probieren auszumachen. Bevor es weiter um den Tee geht, die komplette Reihe zu Teekultur in Taiwan - auch über andere Oolong, alten Pu Erh etc. ist extrem sehenswert, auch nur zum Bilder gucken.

    Dank neuestem Trend (danke chatgpt) kann ich sogar die Erinnerungsfotos von dort DSGVO konform und ohne die Privatsphäre der abgebildeten einzuschränken teilen. Das ist dank der künstlerischen Freiheit der KI aber am Ende doch wieder nutzlos, da die Bildbearbeitung die Schriftzeichen nach Gutdünken verändert, auf dem Schild steht statt dem echten Namen also nur noch Blödsinn.

    Zurück zum Tee, dieser wird in mittlerweile dritter Generation unverändert traditionell verarbeitet. Es gibt drei Qualitätsstufen in je drei Oxidations- bzw. Röstleveln (niedrig, mittel, stark). Obwohl ich Ende Dezember, während der Röstung dort war, war der am stärksten geröstete Tee bereits ausverkauft. Aufgrund der geringen Größe des Teegartens ist dieser nur per Vorbestellung erhältlich. Also habe ich nur von den beiden leichteren Produktionen mitnehmen können.

    Heute möchte ich den grüneren der beiden besprechen. Wobei grün relativ zu sehen ist, mit einem Oxidationsgrad von ca. 30% und einer über achtstündigen Niedertemperatur-Holzkohleröstung hat der Tee mit gewöhnlichen grünen Oolong absolut gar nichts gemein. Ein weiterer Punkt, der diesen Tee von dem breiten Feld der anderen Dong Ding unterscheidet ist der Pflückstandard, er wird in der traditionellen "Two leaves and a bud", ohne größere Blätter verarbeitet.

    Der vordringlichste Eindruck des Tees rührt von seiner Kraft und Intensität. Leider habe ich dieses Mal nur eine Packung mitgenommen, welche schon fast erschöpft ist, ich denke die Lagerfähigkeit des Tees dürfte außergewöhnlich gut sein.Direkt nach der Röstung war der Tee erstaunlicherweise komplett ohne "Feuer", dafür mit einer überwältigenden Süße und Fruchtigkeit. Diese hat sich in den letzten Monaten etwas gelegt und steht mittlerweile Teekannenabhängig an erster Stelle oder mehr im Hintergrund. In Ton ist der Tee weiterhin vorwiegend von exotischer Frucht geprägt, in Porzellan -wie heute- kommt der intensive Lokalcharakter deutlicher hervor.

    Im Aroma teilt sich die Süße von Fruchtkompott den Mittelpunkt gleichberechtigt mit exotischen Blumen, Gardenien, Orchideen, Grünholz, Moos, Flechten, verschiedene Wachse und Politurmittel, Blütenpollen und gekochtes Wurzelgemüse bilden die begleitenden Sekundäraromen.

    Im Mund dominiert zunächst das Zusammenspiel des vollen, weichen und runden Körpers mit der pflanzlichen Intensität, deren starke Bitterkeit nur durch die ebenso starke Süße des Tees ausbalanciert wird. Nach und nach entwickeln sich florale Noten, Rosenwasser, eine dezente Nussigkeit, frische Frucht wie Aprikosen, wieder Anklänge von grünem Holz und Wurzeln und eine immer stärker werdende Mineralität.

    Diese dominiert den Nachgeschmack, der kräuterig, trocken, herb, mit Hui Gan und sogar leichtem Umami ist. Der Tee hinterlässt ein prickelndes Gefühl auf der Zunge, regt den Speichelfluss an und trocknet gleichzeitig den Mund und ist so nah an dem Yanyun von echtem Yancha, wie noch kein anderer Tee von außerhalb von Wuyi den ich kenne.

    Mit der geschmacklichen Intensität geht auch eine ebenso starke Wirkung einher, die sowohl auf den Kopf, vor allem aber auf den Körper wirkt.

    Feucht gelagerte, bzw. nicht nachgeröstete Oolong werden gerne mal sauer. Die Adstringenz könnte also vielleicht auch daher kommen? Von den Superalten (bezahlbaren) Oolong sollte man auch dann nicht zu viel erwarten, wenn sie echt sind, die sind oft eher seicht.