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    • 2016-2019 Thai Gushu Maocha von prSK Heute hab ich mir mal den Vormittag Zeit genommen und die vier etwas älteren Thai Maochas die Peter kürzlich in Programm aufgenommen hat in einer Session zu vergleichen - zwar nicht parallel (so viel identische Aufgussgefäße hab ich nicht - und bei mehr als zwei Tees parallel wird es eh etwas stressig) sondern in sukzessiv, aber da es dennoch eine Session ist, ist die Vergleichbarkeit besser wie in vier getrennten. Hintergrundinfos: bei dem Material handelt es sich um das selbe Gushu-Material, das auch für die jüngeren Thai-Shengs verwendet wird - also wenn man die 2023er Maochas anschaut die Entsprechung zum Pang San Zhou, nicht dem mindSwitch das von noch älteren Bäumen stammt (Bilder von den uralten Bäumen siehe im Beitrag zum 2021er mind_switch Bing) oder gar dem 970 Years Old Single Tree. Interessant ist auch die Info, dass das 2016er Maocha für den 2016er Bing, das 2017er für den Many Faces Bing und sowohl 2016 als auch 2019 für den 2022er grand RESERVA - mehr Details auch in den Shop-Seiten von Peter. Jedenfalls habe ich für die Session heute das 50ml Zini von Chen Ju Fang (陳菊芳) gewählt und je Tee 6 Aufgüsse gemacht, um ein einheitliches Raster für den Vergleich zu haben. Zunächst mal zur Optik im trockenen Zustand: von links nach rechts 2019, 2018, 2017 und 2016. Alle 4 Tees sehen gut aus, schöne große und kräftige Blätter - da jeweils nur ein Jahr dazwischen liegt halten sich die Unterschiede in Grenzen. Lediglich der 2016er ganz rechts ist deutlich dunkler und etwas rötlicher als die anderen drei - beim 2018er sind etwas weniger Knospen als bei 2017 und 2019 zu sehen aber das kann auch am Sample liegen. 2016 Mal ganz davon abgesehen, dass der Vergleich zu dem bereits erwähnten Bing spannend ist, gefällt mir die 2016er Version sehr: auch wenn das von den vier Jahrgängen die gröbste Version ist, ist hier die spezielle Thailand-Alterungsnote am ausgeprägtesten - die anderen haben diese auch, aber desto jünger desto weniger Holz und dafür mehr Frucht kann man in Kombination mit der Fermentation wahrnehmen. Besonders spannend ist, wenn man auch den 1980er Thai Maocha kennt, da man dann sieht, wo die Reise mit dieser sehr charakteristischen Thailand-Note hingeht (oder hingehen kann) - aber auch so ist der Vergleich der vier Jahre in Reihe sehr lehrreich! Hat definitiv einen angenehmen "oldschool" Charakter, ohne dabei jedoch auf Qualität und Reinheit zu verzichten. 2017 Der 2017er wirkt deutlich heller als der 2016er - wenn man sich das nasse Blatt anschaut, ist dieses auch deutlich grüner. Wie schon ab und zu angesprochen merkt man gerade bei den Thai Shengs von Peter sehr, wie an den Produktionsmethoden gearbeitet wird und dieser große Unterschied ist sicher ein Beispiel dafür. Peter schreibt, dass er findet, dass die Many Faces Bings mehr Reifung zeigen und führt das auf den Dampf zurück, der beim Pressen des Maochas in Bings genutzt wird - das kann durchaus sein, dass das nochmals ein Katalysator ist, was zu einem unterscheid führt. Spannend finde ich das aber trotzdem, da hier die Thailand-Note deutlich mehr ins Fruchtige als ins Holzige geht - blind hätte ich den Unterschied deutlich größer als ein Jahr geschätzt! 2018 Der 2018er ist vor allem im Vergleich zum 2017er spannend, da er obwohl ein Jahr jünger dennoch älter wirkt. Meine Vermutung: die in 2017 gemachten Änderungen an der Produktion waren wohl doch zu "grün" am Ende, so hat man es wieder angepasst - ob das wirklich so ist weiß ich natürlich nicht. Wie dem auch sei: der 2018er ist eine schön ausgewogene Mischung aus den beiden die im Vergleich zur 2016er Version dennoch etwas mehr "refined" wirkt. 2019 Von den vier Maochas ist der 2019er mit abstand der grünste - nicht nur weil er der jüngste ist, sondern weil er offensichtlich auch am grünsten produziert wurde. Das wirft jedoch im Bezug auf die beim 2018er aufgestellte Vermutung Fragen auf: war der 2018er doch eher ein "Ausrutcher" und man geht eigentlich schon den modernen, zum grünen neigenden Weg, wie es auch bei den jüngeren 2023er und 2022er Maochas der Fall ist? Auf jeden Fall ist das nun obwohl die Aufgussfarbe nicht ganz so unterschiedlich ist schon ein großer Unterschied zum 2016er: zum modernen grün kann man stehen wie man möchte, der Tee ist auf jeden Fall trotzdem wunderbar trinkbar und schlägt nicht auf den Magen - wenn das Material gut ist, kann es auch grün verarbeitet werden, ohne dass das der Fall ist (es ist eher eine Frage des gewünschten Charakters des Tees und der langfristigen Entwicklung). Fazit Wer die Chance und die Zeit hat auch mal alle vier Maochas zusammen (bzw. direkt nacheinander) zu trinken, sollte das tun: ich fand das super spannend und lehrreich! So fallen einerseits die Unterschiede mehr auf, wie wenn man jeden Tee für sich alleine trinkt und andererseits lassen sich aber auch Gemeinsamkeiten wie die Thailand-Note und deren Evolution klarer erkennen. Und das wichtigste: alle vier Tees sind wirklich schöne Gushu-Tees, deren grundlegender Charakter eine ehrliche Reinheit ist, die bei so manchem fancy Boutique-Sheng auch mal verloren gehen kann, ich aber sehr schätze und für mich ein elementarer Bestandteil der Tiefen-Metrik ist. Wenn man mehrere Tees direkt hintereinander trinkt ist es immer etwas schwierig das Qi zu beurteilen (abgesehen von dem ersten Tee), aber da es sich hier ja um den selben Tee aus unterschiedlichen Jahren handelt und das Qi vom ersten bis zum letzten Tee spürbar war, ist es etwas leichter, wie wenn man völlig unterschiedliche Tees trinken würde - und was ich spüre ist auch hier sehr hübsch. Schöne Tees und wenn man auch die jüngeren Maochas mit betrachtet ist es schön zu sehen, wie man stetig an den Produktionsmethoden feilt - bleibt nur zu hoffen, dass man auch die übermäßig feste Pressung wieder in den Griff bekommt, sonst bleibe ich künftig beim Maocha, das macht mir dann doch mehr Spaß ;-)
    • Super! 😅 der Bogen von deinem Ende zu Ihrem ist großartig. Diese Art Beteiligung hat bestimmt schon jeder Zweite hier erfahren. Und es steckt doch soviel darin.
    • "Er ist eine fast taoistische Erfahrung des Nichts Ich weis nicht, was ich groß sagen soll, das ist halt Tee" Sehr hübsch! Hut ab.
    • Bai Gu Four Seasons von Pu-Erh.sk Den Tee hatte ich schon letztes Wochenende, ich bin aber bisher nicht zum Posten gekommen. Zum Glück hatte ich meine Eindrücke mitgekritzelt. Die beiden Tees von Peter, die ich jetzt probiert habe, haben im Charakter, trotz komplett unterschiedlichem Geschmacksprofil, deutliche Parallelen. Beiden fehlt jede Form von Pflanzlichkeit, die übliche Mineralität ist ebenfalls fast nicht zu spüren. Dafür haben beide Tees eine bemerkenswert starke Wirkung. Der Geschmack ist auf ein holistisches, insgesamt stimmiges Gesamtbild ausgelegt, nicht auf besonders starke Einzelnoten. Die Tees wandeln sich über die Aufgüsse recht stark, beiden ist ein noch recht "enger" erster Aufguss gemein, mit einer langsamen Entfaltung der Aromen über die Zeit. Den Four Seasons finde ich sehr schwer zu beschreiben und noch schwieriger zu bewerten. Er ist eine fast taoistische Erfahrung des Nichts, reduziert auf die absolute Essenz von exotischer Süße, weichem Mundgefühl und Qi. Aber der Reihe nach. das Blatt ist recht grün, sehr rustikal verarbeitet mit langen Stängeln. Der Duft des trockenen Blattes ist frisch, mit leicht grasiger Süße von der Röstung. Im warmen Gaiwan kommt eine spitze Fruchtsäure dazu. Stängel! Nach dem Waschgang sind erstaunlich wenig Röstaromen vorhanden, das Blatt riecht sortentypisch frisch, der Aufguss sehr neutral. Dieser ist fast "durchscheinend" leicht und weich mit reifen gelben Früchten. Der erste langgezogene Aufguss ist im Aroma überraschend süß und voll, mit getoastetem Bambus, Brioche, Popcorn und einer minimal herben Frucht im Hintergrund. Im Mund zeigt sich ein frischer Antritt mit einem interessanten Süße-Säure Spiel über den Gaumen und einer leicht herben exotischen Süße. Die weitere geschmackliche Entwicklung ist im Grunde ein "Wandern" dieser Süße. Der erste Aufguss ist fast "geschmacklos" und ohne nennenswerten Nachhall. Die Aromen finden sich hier nur im Antritt, des weiteren zeigt sich eine weiche, samtige und mundfüllende Leere. Über die weiteren Aufgüsse geht der Antritt zugunsten einer exotischen, öligen Fruchtigkeit im Geschmack zurück. Einzelne Aromen sind im  eng verwobenen Geschmacksbild nicht zu identifizieren. (evtl. Pfirsich?) Der Geschmack wird zum Ende hin frischer und herber, eine weitere Differenzierung findet aber nicht statt. In den späten Aufgüssen ebbt der Geschmack ab und hinterlässt nur Weiche und einen süßen, bitter-frischen Nachgeschmack. Das Qi beginnt ab dem zweiten Aufguss in den Schläfen zu wirken, baut sich nach und nach auf und wirkt schließlich auf den ganzen Körper. Ist die Leichtigkeit des Tees nun ein Nachteil? Oder in Verbindung mit der sehr starken Wirkung zu sehen und nur eine Verschiebung weg von den üblichen Bewertungskriterien? Die Subtilität gar eine Stärke? Ist die undifferenzierte Süße langweilig, oder eine Repräsentation der reinen Gestalt von Fruchtigkeit, sozusagen das Frucht Über-Ich? Kann man introspektive und expressive Tees überhaupt vergleichen? Sollte ein Tee zur philosophischen Auseinandersetzung mit seinem Wesen animieren, oder sollte er einfach nur ein wohlschmeckendes Getränk sein? Als Fazit kann vielleicht die Aussage meiner Frau dienen, nachdem ich Sie nach Ihren Eindrücken zum Bai Gu gefragt habe: "Ich weis nicht, was ich groß sagen soll, das ist halt Tee." Zur freien Interpretation, ob das ein positives oder negatives Urteil ist.
    • Darf ich euch mal fragen, wie groß eure Kyusus für eine Person sind und ob ihr separate Kyusus habt, falls mal Gäste kommen und Teetrinken wollen?!
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