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Bei 5-minütiger Ziehzeit soll Tee beruhigend wirken


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oO - da wäre ich aber vorsichtig mit dem alten "5Minuten=beruhigend"-Märchen!


Das stammt von einem alten Missverständnis: man sagt, dass die Gerbstoffe eines lange gezogenen Tees auf die Darmschleimhaut beruhigend wirken sollen (bei mir aber für ziemliche Unruhe im Magen sorgt) - das wurde dann verkürzt aufgegriffen und nur noch als "Lange ziehen lassen sorgt für beruhigenden Tee" immer wieder von angeblichen Eperten abgeschrieben.


Es stimmt wohl, dass die Gerbstoffe die Koffein-Wirkung des Tees verzögern. Je länger man einen Tee ziehen lässt, desto mehr Gerbstoffe gehen ins Getränk über und bremsen das Koffein. Aber das Koffein wird nicht beseitigt, sondern eben nur rausgezögert. D.h. man merkt beim Schlafengehen die anregende Wirkung des Koffeins noch nicht - aber wenn man dann in der Nacht aufstehen muss (um Tee wegzubringen), kann es gut sein, dass man danach nur noch schlecht wieder einschläft. 


Ich würde eher raten, einen ersten Aufguss von 1-2 Minuten zu machen, diesen wegzuschütten, und danach zum Trinken einen 3 Minuten Aufguss. Das Koffein geht ziemlich schnell ins Getränk über - aslo dient der erste Aufguss dazu, den Teeblättern möglichst viel Koffein zu entziehen.



In meiner Tasse ist gerade ein taiwanesischer Oolong: Mixiang Guifei. Lecker und lange nicht genossen.


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Wirkt halt bei jedem etwas anders. Meine Oma trinkt abends keinen schwarzen Tee, da sie sonst nicht einschlafen kann. Wenn ich meine Mutter frage, welchen Tee sie gerne hätte, dann sagt sie am Nachmittag wie zum Abendbrot: Schwarzen! Sonst schlaf ich auf der Stelle ein! Mit dem Einschlafen hat sie dann keine Probleme.


Ich bin auch ziemlich koffeinresistent.


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Es stimmt wohl, dass die Gerbstoffe die Koffein-Wirkung des Tees verzögern. Je länger man einen Tee ziehen lässt, desto mehr Gerbstoffe gehen ins Getränk über und bremsen das Koffein. Aber das Koffein wird nicht beseitigt, sondern eben nur rausgezögert. D.h. man merkt beim Schlafengehen die anregende Wirkung des Koffeins noch nicht - aber wenn man dann in der Nacht aufstehen muss (um Tee wegzubringen), kann es gut sein, dass man danach nur noch schlecht wieder einschläft. 

Mal eine Frage dazu: Mit Gerbstoffen sind doch Catechine (also Polyphenole wie EC, EG, EGCg usw.) gemeint oder? Zumindest in der japanischen Literatur finde ich immer die Behauptung, dass Catechine, manchmal ist auch von Tanninen die Rede, zur Geschmacksbildung von "shibumi" beitragen, waehrend Coffein fuer "nigami" verantwortlich gemacht wird. Kann man das so stehen lassen? Demnach muesste ja ein Gyokuro oder Matcha (zumindest vom Trockenanteil in den Blaettern) maechtig nigami, aber wenig shibumi haben. Vielleicht sehe ich auch den Wald nicht vor lauter Baeumen. Hat jemand eine Erklaerung?    

Bearbeitet von seika
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Eine genauere Erklärung dazu könnte der Leiter unseres Labors liefern - der schon bei dem unpräzisen Ausdruck "Gerbstoffe" die Krise bekommt.


Soweit ich mich an das erinnere, was er uns in einem Seminar beigebracht hat, sind Tannine (quasi eine Überstzung von "Gerbstoffe") eine Stoffgruppe, zu der die Catechine und andere Polyphenole gehören. Catechine sind hydrierte Falvone ... und im Wort "Flavone" steckt ja "flavour" , also der Geschmack - die Verbindung zum Geschmacksprofil des Tees ist also gegeben. Man merkt es auch, wenn man einen Tee lange ziehen lässt und damit mehr Tannine ins Getränk übergehen: der Tee wird adstringierender und Adstringenz ist ja "shibumi".


Dass Koffein für "nigami" zuständig sei, ist mir unbekannt - hast Du da vielleicht eine Quelle für mich? (Am liebsten online).


Bei Gyokuro und Matcha (ebenso bei Kabusecha und Tencha) erwarte ich geschmacklich mehr "amami" (warum schreibt hier nie jemand über diese Süße? - alle fokussieren auf "umami"), weil duch die Beschattung weniger Theanine in Tannine umgewandelt werden.


Was unseren Doc (Laborleiter) wahrscheinlich enorm freut, ist dass Du Dich auf den Trockenanteil in den Blättern beziehst. Denn in unserem Labor wurde mal eine Versuchsreihe über den Polyphenol/-Koffeingehalt in verschiedenen Tees durchgeführt. Fazit der Studie war, dass der Koffeingehalt in der Tasse stärker von der Zubereitung als von der Teesorte abhängt. Das erklärt, warum man mehr nigami-Bitterkeit in einer Tasse heiß aufgegossenem Bancha findet als in einem bei 50°C zubereiteten Gyokuro.


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Koffein wird in einem meiner japanischen Bücher (日本茶インストラクター) auch dafür verantwortlich gemacht, dass Tee bitter (nigami) wird. Wer mal eine Koffein-Tablette geschluckt hat, wird das auch bestätigen können. Die ist furchtbar bitter und man muss aufpassen, dass die beim Einwerfen nicht irgendwo im Mund hängen bleibt.


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Vorweg erstmal, sorry fuers Offtopic. Falls es stoert, koennte man die Disukussion vielleicht in einen eigenen Faden ausgliedern.
 
So langsam kommt Licht ins Dunkel. Ich war in Chemie und Physik in der Schule keine Leuchte, deshalb dauert es manchmal etwas laenger, bis der Groschen faellt. Also, etwas ganz wesentliches habe ich ausser Acht gelassen. Danke Gero fuer den Hinweis. Die fuer den Bittergeschmack "shibumi" und "nigami" verantwortlichen Stoffe, catechine und coffein sind nur schwer loeslich, waehrend Aminosaeuren (Theanin u.a.) und Saccharose leicht loeslich sind. Hatte ich glatt vergessen. Deshalb hat man, wenn man einen gyokuro bei 50 Grad aufgiesst mehr amami/umami und weniger shibumi/nigami. Das waere damit erklaet. Im Trockenanteil der Blaetter von gyokuro muesste aber dementsprechen zumindest das Potenzial fuer eine Bitterbombe vorhanden sein. Kann ich ja mal selber testen und ihn mit 90 Grad heissem Wasser aufgiessen.  
 
Die Behauptung Coffein wuerde fuer nigami zustaendig sein, habe ich unter anderem auch in dem von Luke angesprochenen Buch von nihoncha instructor gelesen. Onlinequellen muesste ich erst suchen. Wobei die Frage waere, worin sich shibumi und nigami unterscheiden. Zu den fuenf von den Geschmacksrezeptoren auf der Zunge wahrnehmbaren Geschmaeckern gehoert ja nur bitter (=nigami). Genau wie Schaerfe, wird Shibumi zum erweiterten Geschmack gezaehlt. Irgendwie drehe ich mich im Kreis.
 
Edit: im angehaengten Dokument ist auf Seite 3 ein detaillierter Aanalysebbersicht ueber die in Sencha vorhandenen geschmacksbildenen chemischen Bestandteile (Japan Food Industry Center, 2005). Eine Uebersetzung der entsprechenden Stelle findet sich im Anhang (Sencha Analyse). 

 
Vielleicht sollte ich aufhoeren, das alles logisch verstehen zu wollen, und einfach eine Tasse Tee trinken... :rolleyes:
 
 
 

0501.pdf

Sencha Analyse.htm

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