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Verkostung Japan Gyokuro Nozomi von Gschwender


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Hallo,



der erste Akt des heutigen Tages, war die Verkostung einer Probe vom Japan Gyokuro Nozomi von Gschwendner, klick


Der Tee ist in der momentan Edmon´s Edition eingegliedert und ist eine First Flush Ernte von der Insel Kyushu.



Für mich persönlich war es das erste mal, dass ich einen so hochpreisigen Tee im Gschwendner Angebot gesehen habe. Im Zuge dessen, wollte ich gerne wissen was dahinter steckt, ob er den Preis Wert ist.



Die Probe umfasste 6Gramm und ich war am schwanken wie ich nun zubereiten sollte. Ich habe mich dann für die Japanische Zubereitungsmethode entschieden. Die 6 Gramm Tee auf 50ml Wasser, welches ich auf 50°C temperiert hatte. 


Das Blattgut ist tiefgrün mit wunderschönen, langen Nadeln. Perfekte Optik!



Erster Aufguss, Ziehzeit 90sek.



Wow....  :o



Umami pur! Trotz der Tatsache, dass zur klassischen Dosierung 4 Gramm gefehlt haben. Pures, intensives Umami! Nach einer kleinen Weile verflüchtig sich der "Umami-Film" im Mundraum etwas und die Aromen beginnen zu spielen!  :) Sanfte Frucht-Noten kommen auf, die sich exzellent mit dem bestehenden Umami paaren. Je weiter sich Umami verflüchtigt, erscheint eine wunderbare, frische grasige Note. Diese hat mich besonders fasziniert. Auch bei diversen Top-Senchas die ich bis jetzt probiert habe, hatte ich noch nie so eine feine und natürliche grasige Note. Fernab jeglicher Bitternis, bringt sie nur Frische und Leichtigkeit! So eine geschmackliche Entwicklung hatte ich noch nie bei einem Gyokuro. Der Verlauf der Aromen ist, m.E., perfekt! Von intensiv belegend, bis hin zu flüchtiger Frische ist alles drin! 



Zweiter Aufguss, Ziehzeit 30sek.



Die Intensität ist nahezu die selbe wie beim ersten Aufguss. Die Umami-Note ist etwas weniger komplex und intensiv wie beim ersten Aufguss, aber dafür kommt die Frucht und das Grasige umso mehr zum tragen! Einfach toll!  :)



Dritter Aufguss, Ziehzeit 90sek. Temperatur 60°C



Jetzt spürbar milder. Umami ist noch flüchtig vorhanden. Alle Aromen stehen jetzt deutlich homogener beisammen. Eine leichte Mischung der vorher beschriebenen Aromen. Immer noch alles andere als langweilig und purer Genuss!



Das Fazit kommt kurz und bündig! Es ist der beste Gyokuro den ich bisher versucht habe!


Nie zuvor hatte ich einen der so komplexe, wechselnde Aromenstrukturen mit sich gebracht hat. Dabei ergänzen sich alle so wunderbar! Beeindruckend!


Umami fand ich im Vergleich zu anderen Gyos zwar etwas zurückhaltender, hat mich aber keineswegs gestört. Ich vermute, das bei einer Dosierung von 10 Gramm auf 60ml Wasser die Umami Konzentration im Geschmack deutlich intensiver rauskommt.



Er ist schweineteuer.... Aber jeder einzelne Cent den man mehr bezahlt, schmeckt man im Geschmack! 



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  • 1 Jahr später...

Ich hatte diesen Gyokuro auch die Tage in meiner Teeschale und habe auch meine Eindrücke notiert. Ich erlaube mir mal, diesen Thread von Anima_Templi fortzuführen :)



Gyokuro Nozomi:



Dieser Gyokuro stammt von Tee Gschwender, aus der Edmon's Edition. Er ist aus biologischem Anbau und stammt von Kyushu. Preislich liegt er zwischen €48,25/50g und €137,50/150g, was einem Kilopreis zwischen €965.00 und €916.67 entspricht (Stand: Dezember 2014) (Hmm, was er wohl kostet, wenn man 100g will? Findet eine Extrapolation des Preises statt oder sind dann 100g eben 2x50g?). Der Name Nozomi bedeutet "große Sehnsucht".



Vorbereitungen: Das Übliche, Auswahl des Zubehörs, abwiegen und natürlich ein besonders sorgfältiges Vorwärmen des Teegeschirrs.



Blattgut: Wunderschön glänzende, in der Mehrzahl tief smaragdgrüne Nadeln mit intensiven Duft. In der vorgewärmten Shibo verstärkt sich dieser noch. Ein bisschen wie Kiefern im Frühling nach einem Gewitter, auch süßlich etwas nach Mango, dazu die würzige und algenbetonte Meeresnote. Erinnert dementsprechend auch an ein Gradierwerk ;) Sehr viel versprechend.



Dosierung: 8g auf ~100ml Shiboridashi


Wasser: Lauretana, 1. Aufguss 52°C, 2. Aufguss 54°C, 3. Aufguss 60°C, 4. Aufguss 60°C, 5. Aufguss 64°C


Ziehzeiten:  100sec, 28sec, 90sec, 180sec, 300sec



Die Ziehzeit v.a. des 1. Aufgusses richtete sich nach der Optik, ich beobachtete wie sich die "Nadeln" entfalten. Dadurch, dass sie nicht homogen sind und einige sich anfangs hartnäckig an der Oberfläche halten, ist das nicht ganz einfach festzustellen, aber wenn sie sich etwas entrollt haben - ungefähr bis max. 1/3 - dann werde ich abgießen.



1. Aufguss (52°C; 1'40''): Wow! Pures Umami! Eine dicke "Suppe", keinerlei Bitterkeit, Umami bis hin zur "Beinahe-Salzigkeit". Es ist, als würde man frische, klare Meeresluft in trinkbarer Form haben. Der Geschmack verteilt sich großartig, die Lippen kribbeln, werden fast ein wenig taub unter dem Ansturm solch geballter Geschmackseindrücke. Langer Nachgeschmack, der sich fast schon ölig über Zunge und Mundraum legt. Algennoten, besonders Richtung Nori. Während das Umami langsam in den Hintergrund rückt (das dauert ;) ), treten dann frische grasige und auch etwas gemüsige Noten hervor, gepaart mit einer winzigen Spur Süße. Sehr komplex.


2. Aufguss (54°C; 28sec): Wieder viel Umami, immer noch anfangs fast schon salzig. Die einzelnen Aromen wetteifern miteinander, dementsprechend ein großes, geschmackliches Spektrum. Man muss nicht mehr ganz so lange warten, bis sich das Haupt-Umami zurückzieht.


3. Aufguss (60°C; 90sec): Intensiv gelber Aufguss mit einem Stich ins Grüne. Vom Geschmack her grasig-frisch, mit einer ganz leichten, angenehmen und sehr flüchtigen Bitterkeit an der Zungenspitze. Süffig.


4. Aufguss (60°C, 3min): Weiterhin sehr lecker, schwankt zwischen frischem Gemüse und einer dezenten Süße, ganz leicht nach Obst schmeckend. Die ölige Schwere ist nun verschwunden.


5. Aufguss (64°C, 5min): Vielleicht kann man schon an den Fotos erkennen, wie ausdauernd der Tee ist. Er ist jetzt ruhig, gleichmäßig und nicht mehr so komplex, aber keineswegs am Ende.



Das nasse Blattgut ist von schöner homogener Farbe und hat sich gut entfaltet, füllt zum Schluss die gesamte Shibo aus, ein weiches, moosähnliches Polster aus Blättern.



Es versteht sich fast von selbst, dass ein solcher Tee vollständig ausgenutzt werden sollte und dementsprechend werden zumindest ein Teil der Blätter gegessen. Frisch, jung mit diesem quietschenden Gefühl zwischen den Zähnen, wie man es gerade bei höherwertigem japanischen Tee erlebt. Dazu passt z.B. sehr gut Ponzu, ich habe diesmal eine eigene Mischung mit Yuzu verwendet. Schmeckt auch pur, nicht den Hauch von Bitterkeit.



Als Beigabe gab es außerdem dann noch ein Manju; der Teig bestand aus Nagaimo (einer Yamsart), speziellem Zucker und einer Reismehlart, gefüllt mit feiner Paste aus Azukibohnen.



Fazit: Ein herrlicher, komplexer und intensiver Tee und ich bin glücklich, dass ich ihn erleben konnte. Ich habe ihn diesmal recht vorsichtig dosiert und blieb wohl etwas unter der klassischen Dosierung von 10g auf 100ml. Ich denke aber, dass der Nozomi zu den Gyokuros gehört, die sogar noch eine intensivere Dosierung vertragen. Den Namen trägt der Nozomi zu Recht - er weckt durchaus "große Sehnsucht" ;)



Bilder: Einwaage, Aufguss 1 bis 5, nasses Blattgut. Ich bitte die bescheidene Qualität der Bilder zu entschuldigen, das Kunstlicht in Konkurrenz mit Tages-/Sonnenlicht im Winter vereinfacht die Sache nichte gerade.










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Hatte von dem Mal ein Muster, ihn aber damals nur westlich aufgegossen,


weiss noch, der war ultraharmonisch und mild.



Hatte er bei dir bei dieser Dosierung keinen "Nebel" im Glas hervorgerufen?



Ich frage mich weshalb die einen Gyokuro bei solch (und bereits auch bei wesentlich niedrigerer) Dosierung


einen richtig dichten Neben im Tässchen hervorrufen, und andere wiederum nicht.


Also ich würde jetzt nicht sagen, dass ich den Nebel derzeit als Qualitätkriterium betrachte,


aber interessant ist es schon.



Hier z.B. ein paar Nebelfotos. :D


Bearbeitet von GoldenTurtle
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Das Bild von dem milchigen Aufguss ist ja eigenartig :o Das habe ich so noch nie gesehen. Und nicht die Spur von Gelb oder Grün!



Ich würde sagen, er war nicht so "durchsichtig" wie andere (japanische) Grüntees, aber ich habe das nicht im Zusammenhang mit dem Gyokuro an sich gesehen. Durch den Ausguss einer Shibo kommen ja auch mehr feinste Partikel durch als z.B. durch ein feines Edelstahlnetz.



Die weiße Schale ist aus Jade, durch die Struktur des Steins wirkt es sicher anders als in einer glatten Porzellanschale, mag sein, dass es deswegen anders wirkt? Die Glasur der Bero-Schale ist farblich auch nicht homogen und dazu ja grau.



Interessant, das Ganze...


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Zweifelsohne ist deine verwendete Schale nicht ganz optimal, um das festzustellen,


aber glaube mir, als ich später mal richtig traditionell Starkaufguss mit einem


der beiden gemacht habe, war das fast wie eine grünliche Milch.  :D 



Der Sache müsste man echt mal nachgehen.


Weiss vielleicht einer unserer Japan-Profis Bescheid?



Ich habe dieses Phänomen aber nur bei diesen High-End-Gyos erlebt (kosten aber ohne


nachzuschauen zwischen etwa dem Doppelten bis Vierfachen des Nozomi - nur um


hier nichts zu verzerren).


Ich bin ja sehr gespannt, ob der Superhoschi auch Milch gibt.  :D


Bearbeitet von GoldenTurtle
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Weiss vielleicht einer unserer Japan-Profis Bescheid?

Ja, das wäre mal wirklich interessant. Ich bin mir recht sicher, dass ich bislang noch nirgends etwas darüber gelesen oder gehört habe. Wenn ich Zeit habe, da vorbeigehe und daran denke ^_^ sollte ich mal eine Händlerin nach diesem Phänomen (be-)fragen, die sich gerade bei Gyokuro gut auskennt. Vor Weihnachten wird das aber eh nix.

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Die Ursache dafür kenne ich zwar auch nicht, sehe sie aber weniger bei der Qualität, da mir dieses "Phänomen" auch schon bei günstigen Produkten aufgefallen ist. Ebenso ist dies doch immer wieder auch bei Senchas zu beobachten. Der augenscheinliche Unterschied kommt aber wohl durch die Farbe. Da Gyokuro i.d.R. einen viel helleren Aufguss hat, fällt dieser Effekt viel eher auf, als bei eher mittel- bis dunkelgrünen Senchas. Aktuell habe das gleiche Bild bei meinem Tamaryoku-cha, nur eben etwas grünlicher. ;)


Bearbeitet von theroots
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Ich habe bei einer weiteren Session in ein Glas umgeschüttet. Wenn man genau hinsieht, erkennt man feinste Teepartikel, aber das fotografisch einzufangen ist schwierig. Ich hatte den Tee vor dem Umfüllen ins Glas durch ein feines Teesieb gegossen.



Turtle's Foto hat mich gleich an den Tyndall-Effekt erinnert, ansatzweise erkenne ich das auch hier bei meinem Gyokuroaufguss im Glas. Ob man das auf diesem Foto sehen kann weiß ich nicht. Ich denke, das ist die Erklärung. Sein Foto sieht nur so merkwürdig aus, weil es durch die weiße Farbe kaum an Tee erinnert und eben ziemlich ausgeprägt ist, daher "Nebel".



Ansonsten, falls euch eine Verstärkung dieses Effekts bei einer bestimmten Dosierung, Temperatur oder sonst etwas aufgefallen ist, bitte ich um einen Hinweis auf die Parameter, evtl. probiere ich die dann auch aus - mal sehen, was optisch passiert.


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Bearbeitet von seti17
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