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Dayi 7542 (704)


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Howdy!



Nachdem wir ja schon einige Rückemeldungen zu Chris' Dayi 7542 von 2007 in diesem Thread zwischen vielen anderen Tees haben, möchte ich diesem Klassiker doch mal seine eigene Diskussion gönnen.



Kurz zum Einstieg etwas Allgemeines über den Tee 7542 von Dayi: dieser Blend wurde 1975 entwickelt in der berühmten Menghai Teefabrik (Kennziffer 2), die inzwischen unter der Marke Dayi firmiert. Verwendet werden überwiegend Blätter der Größensortierung 4 - daher die Ziffern 75-4-2 in der Blendnummer. In der englischsprachigen Puer Literatur (und Blogs!) taucht die 7542 ungemein häufig auf - eine Art Standardtee für viele Shengheads. Aber hier bedeutet Standard nicht unbedingt Langeweile - zum Beispiel werden gut gelagerte Bing (=Kuchen) dieser Sorte für mehrere Hundert Euro gehandelt, wenn sie aus den 80er Jahren stammen.


Die von Chris angebotene Charge ist die 704, also die 4 Charge des Jahres 2007. Beim 7542 ist es üblich, Teeblätter der beiden vorangegangenen Jahre zu mischen - wir können also davon ausgehen, dass auch Tee von 2005 darin enthalten ist. Die erste Charge jedes Produktionsjahres ist bei Spekulanten (die gerne Dayi Tees horten) sehr beliebt - daher fällt die 4. Charge verhältnismäßig günstig aus.



Chris schreibt in seinem Shop über diesen Tee:


"Im Aroma ist er knackig, süß, kräftig, langanhaltend und irgendwie vertraut."


Wie süß und kräftig er nun tatsächlich wahrgenommen wird, wurde schon kräftig diskutiert. Dabei kam die These auf, dass eine gewisse kritische Masse in der Dosierung überschritten werden müsse, um das volle Aromen- und Wirkungsspiel zu erleben. Weil ich bisher zwar insgesamt angetan von dem Tee bin, aber bislang nicht fand, dass er den deutlich jüngeren 8582 von 2011 schlagen könne, habe ich heute mal wirklich deftig dosiert:


7g auf 90ml - kann der 7542 so seinen ungestümen jüngeren Bruder 8582 an Würze, Charakter und Spannung überbieten?



Bewusst habe ich ein sehr fest gepresstes Stück vom "Bauchnabel" des Bing gewählt. Ich wollte, dass es sich langsam über die Session löst und so der Charakter über viele Aufgüsse möglichst konstant bleibt.



Der erste Aufguss war hell und mild, wie ein ganz junger Sheng mit vielen Silberspitzen und nur einem Hauch Kuhstallaroma (ist positiv gemeint - wehe, da lacht jetzt wer!). Aber schon im zweiten Aufguss kam eine kräftige Süße zu dem vollmundigen Körper und ein berauschendes Kribbeln im ganzen Körper  mit leichten Anflügen eines Tee-Schwippses. Nun schmeckte ich auch erste Anzeichen des fortgeschrittenen Alters des Tees --- wenn mein wie verrückt pochendes Herz mich nicht zu sehr ablenkte.


Die nächsten Aufgüsse ging es ähnlich weiter: obwohl ich sofort nach dem Aufbrühen den Tee in die Tasse abegegossen habe (schnell gießender Gaiwan), war da eine enorme Power mit Süße, lebendigem Mundgefühl, leichten Rauschanflügen und einem heftigen Effekt auf mein Herz.




 

Nach dem fünften Aufguss habe ich einen Teil der Blätter aus dem Gaiwan genommen - die "kritische Masse" der Dosierung macht mich doch etwas besorgt, ob es auch gesundheitlich kritisch werden könnte. Ihr seht auf dem 2. Bild, wieviele Blätter ich herausgenommen habe: rund ein Viertel. Trotzdem blieb der Tee eine Wucht!



http://www.teetalk.de/gallery/image/282-/



Der Nachgeschmack ist unheimlich lang anhaltend. Dazu dieses vitalisierende Gefühl und die Süße bei gleichzeitig charaktervollem Körper ... man merkt es wohl: ich bin begeistert!



Während der 8582 mich an Tom Waits erinnert, wirkt dieser Tee in seiner Süße femininer auf mich. Aber nicht wie ein zartes, blutarmes Mädchen, sondern wie eine Powerfrau:


>http://www.youtube.com/watch?v=58mT8BSTxsI



Wie bereitet Ihr diesen Tee und was haltet Ihr von ihm?


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Dieses Video zeigt es mir ganz deutlich:



schon mal, wenn man nur am Bildschirm sitzt und nicht dort unten wirkt es nicht 100%ig



Auf den Tee bezogen bedeutet das für mich, dass ich kleine Unstimmigkeiten deutlich sehe, weil ich nicht mitten drin bin.


Vieleicht ist schon entscheidend, von welcher Stelle des Kuchens man probiert und wie genau die Art der Zubereitung ist.


Abweichungen haben für mich verschiedenen Ergebnisse erbracht.


Gestern hatte ich einen Puerh, der war unempfindlich. Manchmal braucht man sowas. Gut, der war nicht so ergiebig und geschmacklich eigenartig.



Und dann kommt bei mir auch dazu, dass ich eigendlich solch starke Dosierungen gar nicht mag. Ich möchte Teegeschmack erleben und brauche keine "anregende" Wirkung.



Gut also, ich werd mal nachher noch eine Probe versuchen.



Gruß Krabbenhueter


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Gleich als Nachtrag:



Gaiwan 100ml


8g (ein Stück)


95 grad weiches Wasser



spülen, kurzes Verweilen



1. nur aufgießen und gleich wieder abgießen. irrgendwie stark aber nicht viel Aroma



2. noch stärker mit etwas Aroma aber noch nicht so erkennbar. relativ trüb im Licht betrachtet



3. jetzt kommts stark und mit diesem typischen Mundgefühl stark anregend und auch etwas süß aber auch mit beginnender Bitterkeit



Nun bin ich nicht son freund von solch starker Anregung



4.-5. es geht weiter aber für diese Stärke finde ich dann nicht genug klare verschiedene Aromen Gaiwan ist dann so gefüllt, dass nur noch 25% Tee rausfließen.



6. Bitterkeit lässt langsam nach aber immer noch kurze Ziehzeiten.



hatte etwas Pause gelassen Wasser wieder erhitzt



7. habe Blätter entnommen ist jetzt angenehmer. könnten noch weitere Aufgüsse folgen  



8. ...



Also würde ich zwar 100ml Gaiwan nehmen aber weniger Gewicht, also 4-5g und dann nicht bis oben auffüllen, damit ich später mehr aufgießen kann und ich jetzt nicht so viel Flüssigkeit habe und dann vieleicht bei kurzen Ziehzeiten die ersten zwei fast nicht bewerten.



Zusammenfassend ist deutlich zu erkennen, dass der Puerh für den, der diese Richtung mag ganz interessant ist. Aber ich mein Augenmerk auf andere lenken sollte. Ist doch schön, wenn es so unterschiedliche Geschmäcker gibt.



Gruß Krabbenhueter


Bearbeitet von Krabbenhueter
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es gibt und wird verschiedene geschmäcker immer geben und das ist auch gut so, weil sonst würde es ja auch nicht eine solche vielfalt an tees oder anderen produkten und deren nichen geben. 



aber wie gero und ich am wochenende zu sagen pflegten (nicht zum lachen, vor allem @paul) sind wir grade mal mit der grundschule fertig, was pu angeht. bis zum pu-abi ist noch ein langer weg (siehe hobbes, bearsbearsbear und marshallN...)


der tenor den ich von diesen "abiturienten" immer wieder lese, ist das z.b. dayi immer quali auf einem guten niveau gewährleistet, was andere z.b. nicht schaffen, egal welcher blend oder so. aber zu den echten perlen, ist leider meines wissen hier in deutschland meines wissens nach auch noch keiner gekommen. ich bin grade wie verrückt meine nächste "wish-list" am erstellen und merke am ende immer wieder: ZU VIEL! ZU TEUER :)



aber wie sagt man so schön: "langsam ernährt sich das eichhörnchen" - es ist auch schön zu wissen, dass da draußen noch so viel mehr ist, das selbst die "abiturienten" nicht kennen  :P


(wenn das mal nicht mal nach auswandern/langzeit aufenthalt schreit)


Bearbeitet von chenshi-chinatee
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  • 2 Wochen später...

Heute war er wieder in meinem Kännchen.



Dosiert habe ich ihn hoch, weil viele ja schon davon sprachen das man eine "kritische Masse" aufbauen müsse, um das volle Potenzial des Pu´s heraus zu kitzeln. Also waren es 7,5 Gramm auf 100ml.



Zubereitet habe ich ihn eher nachlässig, völlig ohne Zeitmessung oder grossartigen Temperaturcheck des Wassers.



Der Tee zeigte sich mir komplett anders als sonst. Von Anfang an eine feine, süße Fruchtigkeit, welche ergänzt wird von minimaler Bitternis und Tabak.



Er hielt sich in diesem Stil und bescherte mir 13 wunderbare, aromatische Aufgüsse. Jetzt kann ich auch verstehen, warum er in Pu-Kreisen hohes Ansehen genießt!  :)


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  • 5 Wochen später...

ich zitiere einfach mal mich selbst (wenn das okay ist):

Bei vielen – aber längst nicht allen – Pu-erh Tee Kuchen gibt es sogenannte Rezeptnummern. Diese Nummer setzt sich aus vier Ziffern zusammen: Die ersten zwei Ziffern geben das Jahr an, in der eben dieses Rezept zum ersten Mal verwendet wurde. Die dritte Ziffer gibt den Blattgrad wieder. Hier gilt: je höher diese ist, desto größer die Teeblätter, was je nach Vorliebe aber nicht pauschal besser ist und auch nichts über die Qualität aussagt. Die letzte Ziffer steht für den Hersteller.

Das ist die Deutung aus Hong Kong. In Taiwan wird behauptet, die dritte Ziffer wäre das x-Rezept dieses speziellen Jahres. Allgemein tendiert man jedoch eher zu der ersten Deutung.

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  • 8 Monate später...

Ich weiß, ich bin ein Spätzünder, aber vielleicht interessiert sich ja trotzdem noch jemand für meinen Blog über diesen Pu



Wer keine Lust auf den ganzen Bericht hat, hier mein Fazit:





Ein wirklich guter Tee, der vom ersten Aufguss an schmeckt. Besonders finde ich an diesem Pu Erh, dass er weder Tabak noch Rauch aufweist. Ein großes Plus für mich! Andererseits verstehe ich auch, dass Pu Erhs aus diesem Hause unseren Hardcore-Freunden nicht abwechslungsreich genug sind. Ja, der Tee war einfach nur lecker, aber andererseits auch wenig herausfordernd bzw. nicht so viele Assoziationen weckend wie man es vielleicht von anderen Vertretern kennt.

Bearbeitet von KlausO
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Vielleicht bei Dir, bei mir ist es ein freundliches Lob!




Schau mal im Deutschen Wörterbuch der Brüder Grimm nach:



http://www.woerterbuchnetz.de/DWB?lemma=nett



Die Brüder Grimm -  "die mit die Märchen" wie der Ungebildete sagt - haben ein Leben lang an einem Wörterbuch gearbeitet, das einer der Maßstäbe ist für jeden, der sich ernsthaft mit der Deutschen Sprache beschäftigt -  und das tuen wir doch?

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Ist doch erstaunlich, wie unterschiedlich die Wahrnehmung ist (oder unsere Art, die Wahrnehmung in Analogien auszudrücken).


Während ich beim 7542 sehr deutlich meine, Tabak wahrzunehmen (süßen Virginia oder Maryland), finde ich keine Mentholnoten darin.


Aber obwohl ich scheinbar ganz andere Etiketten an meine Eindrücke hefte, sind wir uns im Fazit einig. Dahr würde ich tippen, dass Dir der 8582 auch gut schmecken wird - mir ist er noch lieber als der 7542, wenn es um Nummernsheng geht.



Um die unterschiedliche Deutung des Attributs "nett" gegen ein anderes Fettnäpfchen zu tauschen:


Nicht schlecht, der Bericht. Echt nicht schlecht! (=exil-norddeutscher Enthusiasmus)


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@luke


Ne, die Redewendung kenne ich nicht, bin ich wahrscheinlich zu alt dafür, konnte deswegen auch eine Nacht nicht schlafen, weil ich befürchtete Dir auf die Füße getreten zu haben.


Schön, daß sich die Dinge so klären :)


Aber das "Wörterbuch der Grimms" ist trotz- oder gerade deswegen ein Muß; ich hab leider nur Zugriff auf die Digitale Version, es wäre aber in gedruckte Form ein Mitnehmsel für die einsame Insel - Ich muß es mal der Güldenen Schildkröte empfehlen.


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@Gero


Wir haben ja leider schon häufiger feststellen müssen, dass wir Geschmack verschieden assoziieren. Zum Tabak muss ich allerdings anmerken, dass ich längst nicht so viel Erfahrung habe wie Du. Ich bin ja nur Zigarettenraucher gewesen. Da macht man eigentlich keine Unterschiede zwischen Tabaksorten. Den 8582 werde ich mir gerne merken. Wenn ich ihn nicht schon habe :D


Ich bin übrigens nächste Woche Donnerstag und Freitag wieder bei Euch zu Besuch ;)



@Paul


Das tut mir furchtbar leid, das war wirklich nicht meine Absicht! Ich mache es wieder gut, versprochen! Zwar nicht mit einer Originalversion des "Wörterbuchs der Grimms", aber vielleicht fällt mir etwas anderes ein, was Dich begeistern kann.

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Bei dem Tabak, geht's mir wie Gero, den schmeck ich auch am Anfang raus, Menthol ahne ich mehr als ich es schmecke.



off topic: http://dwb.uni-trier.de/de/dokumenta-11/



dokumenta 11 2002, verdammt lang her, verdammt lang her. "Man wird älter und der Arsch wird kälter" wie mein Dozent für frühmittelalterliche Minnedichtung seine Vorlesung zu beginnen -  und die ätherischen jungen Studentinnen zu verschrecken pflegte.


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