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Von der Ergiebigkeit der Oolongs


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Ok, ok, Zeit mal wieder für ein anständiges Thema. :D

Also ... was, eurer Erfahrung nach, sind essentielle Faktoren für die Ergiebigkeit eines Oolongs? Eine starke Dosierung zählt selbstverständlich nicht. ^_^

Ich kann einmal folgende aufführen (bitte auch diese kritisch besprechen):

  • Alter der Teepflanze (prinzipiell je älter desto besser für die Ergiebigkeit)
  • kultivarbedingte Unterschiede (gewisse Kultivare bringen "von Haus aus" eher ein rasches Feuerwerk, das aber auch bald wieder abbrennt und der Tee danach schnell an Interessantheit verliert, während andere eher einer Opernaufführung gleichen, wo immer wieder mal ein anderer verrückter Kauz auftritt - diese Kultivare verlieren durch Wandlung weniger schnell an Interessantheit, sind aber auch weniger fulminant)
  • hohes Alter des Tees selbst (eine lange Zeit flacht z.B. das oben genannte Feuerwerk sehr stark ab und macht daraus etwas wie einen langen Gedichtband)
  • beim Pflückgut wirds etwas knifflig: die erste Frühlingsernte ist geschmacklich sicher ergiebiger als z.B. Sommerernten oder normale Winter- oder Spätwinterernten, aber eine extrem späte Spätwinterernte kann wiederum sehr ergiebig sein
  • stärkerer Röstgrad (ist aber auch ein Cheat-Faktor, wenn übertrieben angewendet)
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Erkläre gerne deine Äusserung etwas tiefgehender ...

Ich weiss vom Hören her leider von gegenteiligen Informationen, zumindest oberflächlich betrachtet.

Ähnlich wie beim bereits einmal besprochenen japanischen Grüntee bringe Düngung (gut, die kann auch biologisch sein) grundsätzlich dem Oolong geschmacklich viel.

Wie nun sich diese beiden scheinbar widersprechenden Informationen einzig zusammenfügen könnten, wäre, wenn die Düngung nur oder hauptsächlich den Feuerwerk-Effekt pushen würde, aber an das mag ich nicht so recht glauben. Aber es wird auch viel unternommen, um die Wurzeln in die Tiefe zu zwingen, was letztlich u.a. Mineralität bringen soll.

Bearbeitet von GoldenTurtle
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Ich werfe hier mal das Minimumgesetz hinein, was viel zur Düngung erklären kann.

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Minimumgesetz

Die Art der Düngung spielt rein theoretisch keine Rolle, jedoch wirkt die nicht mineralische Düngung langwieriger und ausgeglichener. Ein Mix von beiden im guten Maße ist eigentlich das strebenswerte Ziel. Mineralische Düngung greift gleich ein, organische Düngung muss von Organismen zersetzt werden und fördert das Bodenleben. Man ernährt nicht die Pflanze, sondern den Boden der die Pflanze ernährt, was wiederum die Pflanze wiederstandsfähiger macht. 

Mineralische Düngung wiederum fördert das schnelle Wachstum was angeblich "süßer" macht. Weshalb "schießende" Pflanzen eher von Läusen befallen werden, da viele Jungtriebe vorhanden sind. Man erntet zwar mehr, das aber auf Kosten der Pflanze.

Ganz vergessen, Spurenelemente sind in der mineralischen Düngung rar.

Ich hole kurz noch weiter aus. Mineralisch gedüngt (wenn nicht richtig abgestimmt) gibt der Pflanze einen "boost", dieser Effekt grenz sich aber recht schnell durch das Minimungesetzt ein. Meist fehlt ein entscheidender Faktor, der der Pflanze das Wachsen ermöglicht. Man hat eine schnelle reiche Ernte, doch mit jedem Schnitt wird die Lebenszeit der Pflanze reduziert. Dadurch das schnell geerntet wird hat man zwar eine Art Feuerwerk, das bei häufiger Ernte aber schnell verblasst, da das blatt nicht genug Zeit hatte selber Stoffe anzulagern. Geschweige denn genügend Stoffe produzieren konnte um der Pflanze Lebenssaft in die Wurzeln zu spenden.

Organische Düngung fördert eher langsames Wachstum, gute Anreicherung der Blätter und Wurzeln und erhöht die Lebensdauer aufgrund der selteneren Erntemöglichkeiten.

Eine ausgewogene Düngung mit Förderung des Wachstums und des Bodens ist das was man erreichen sollte. Auch ein "Teemeister" der seine Pflanzen nicht übererntet ist wichtig. Es geht nicht nur um Profit, weniger Ernte, dafür bessere bringt den selben Umsatz.

Wenn ich nun auf Süße aus bin wie sie bei vielen japanischen Tees immer mitschwingt, kommt man um eine sehr frühe Ernte mit frischen Trieben nicht herum. Nicht umsonst wird beschattet, das nicht so viel Chlorophyll gebildet werden kann, was die Süße aus den Blättern nimmt obwohl es für den Zuckerhaushalt der Pflanze essenziell ist.

Bearbeitet von Cel
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Dem Post von @Cel ist nicht mehr viel hinzufügen. Ich ziehe hier immer wieder gerne den Vergleich zu holländischen Hors-Sol-Tomaten. Die sind wahre Geschmacksbomben wie wir ja alle wissen. ;)

Betreffend japanischem Grüntee meinte Japan-Kenner @luke, dass biologischer Anbau den Tee in der Tat bitter machen könne da die Teepflanze bei allfälligem Befall Bitterstoffe (Chlorophyll?) zur Verteidigung produzieren. Das Chlorophyll wird jedoch durch den Oxidationsprozess beim Oolong mehr oder weniger (bei grünem TGY vielleicht gar nicht) in Thanine umgewandelt. Von da her denke ich, dass die fehlenden Sekundärstoffe beim mineralischen Dünger schwerer wiegen als das bisschen mehr an Chlorophyll.

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Das die Bitterstoffe vom Chlorophyll kommen denke ich nicht. Da Chlorophyll an sich kein Bitterstoff ist.

Wenn eine Pflanze befallen wird kann es aber vorkommen, dass die Pflanze entsprechend reagiert.Über die Sprache der Pflanzen wissen wir noch recht wenig. Einige interessante Geschichten gibt es.

https://www.zdf.de/wissen/leschs-kosmos/trickreiche-pflanzenwelt-100.html

Vor allem der letzte Punkt ist sehr intereassant und kann so bestimmt auch bei Tee vorkommen. Die Abwehrstrategien sind vielfältig. Bei zarten Grüntees kann das schon auffallen, Oriental Beauty wird dadurch erst zum Leben erweckt. Gerade der kann bei unsachgemäßer Zubereitung sehr bitter werden.

P.S. Ich mag Herrn Lesch seit alpha Centauri, was ich mir in der Nacht in manchem Rausch angesehen habe.

Bearbeitet von Cel
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Noch was am Rande, auch im biologischen Anbau sind gewisse Mittel aus dem Giftschrank erlaubt, es unterliegt nur einer strengeren Regelung und die harten Stoffe sind nicht zugelassen. Aber auch da kann man sich mit althergebrachten Mittelchen Behelfen. Brennesseljauche, Neemöl, einer der ganz großen Nervengifte Nikotin. In wie weit Nikotin zugelassen wäre kann ich aber nicht sagen. Es ist immer eine Frage in wie weit sich diese Stoffe auch in der Pflanze anreichern.

Biologische Landwirtschaft ist jetzt nicht so das sie sich nicht wehren kann, sie sollte nun einmal im Einklang mit der Natur sein und auf der natürlichen Basis fußen. Und das es auch gute biologische Japantees gibt kann @teekontorkiel mit Ihrer Erfahrung und dem Sortiment belegen. Die Gyokuro im höheren Bereich im Sortiment müssen den Vergleich mit ihren artverwandten nicht scheuen.

Bearbeitet von Cel
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  • 1 Monat später...

Um dem Thread wieder etwas Leben einzuhauchen, mal eine evtl provokante These zum eigentlichen Thema:

Obwohl ich persönlich Formosa Oolongs geschmacklich oft bevorzuge, meine ich festgestellt zu haben, dass sie häufig weniger ergiebig sind, als ihre chinesischen "Pendants".

Sie haben oft in den ersten 2-3 Aufgüsse ein tolles facettenreiches Gesamtbild, welches dann,  meiner Meinung nach, schnell verblasst. Bei den Chinesen sagt mir dieses Gesamtbild oft nicht so sehr zu, sie halten jedoch oft wirklich über 6-10 Aufgüsse gut durch.

Ist das ein Phänomen, das nur ich so wahrnehme, oder ist das ein  ungeschriebener Konsens?

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Ich bin ganz aktuell frisch verliebt in drei Oolongs aus Taiwan und allesamt sind gigantische Ergiebigkeitsswunder mit minimum 10+, bzw. mehr als ich an so einer langen, abendlichen Session zählen kann. Gestern sind wir während der Ziehzeiten vor Müdigkeit ständig eingenickt, wollten aber keinesfalls den traumhaften Geschmack der letzten Aufgüsse verpassen. ^_^ @GoldenTurtle Atong just arrived inda house :love:

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vor 9 Minuten schrieb GoldenTurtle:

Bei geschmacklich ergiebigen Tees kann ich dir insbesondere einen Übernachtzieher anzuhängen sehr empfehlen, wenn der Tee langsam "durch" wirkt ... besser sogar noch 48h ... Atong selbst lässt manchmal 7 Tage ziehen. :D

Hey das ist ein toller Tipp, vielen Dank. Geniale Idee. Werde ich heute abend gleich machen. :thumbup:

vor 10 Minuten schrieb GoldenTurtle:

Für welche drei hast du dich nun entschieden?

Rou Gui Old Style 2016 (einer mit deutlichen Zimtnoten), dann noch 2x Huang Jin Gui, einen davon Gui Fei also mit Zikadenfraß. ^_^ I'm in Atong heaven :trink_tee:

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