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1998 White Tuo von white2tea


Paul

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In der neuen Verkostungsreihe von white2tea Teeproben, die Anima dankenswerterweise besorgt und verteilt hat - kratzfußendes Lob und das Versprechen es Wiedergutzumachen - hier nun der erste Verkostungsbericht:



1998 White Tuo



4 gr. in 80 ml Gaiwan, Quellwasser, 1 x waschen mit 85 Grad, 1. Brühen mit kochendem Wasser Ziehzeit 30 sek. usw. usw.


Die Verkostung wurde mit einem Partner/Freund/Opfer durchgeführt, der noch nie Shu getrunken hatte - er bevorzugt hauptsächlich Grüntees aus Indien und China.



"Waldboden, Blätter, waren seine ersten - ; weich, dick die folgenden Assoziationen. Er trank tapfer seine 10-15 Schälchen durch die 8 Aufgüsse und wurde immer aufgeschlossener und redseliger. Die Süße des dritten Brühens und die Kakaonoten ab dem 5. schmeckte er und benannte sie richtig.



Ein schöner weicher, dicker, süßer Shu, mit dem man auch bei Shuanfängern niemanden verschreckt.


Ein Spürhund der edelsten Art dieser twodog, ein gutes Näschen, ein guter Shu!


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Hatte heute ebenfalls diesen schönen Tee, nachdem die Verkostung des Repave heute früh so ein Erfolg war, heute mit den gleichen Parametern nochmal: 5,5g auf 120ml Porzellankanne.

Zusammenfassend kann ich sagen:

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http://m.flikie.com/33574928/cheshire-in-black-.html?cid=33554432&order=downloadcount


Eigentlich ist damit auch alles gesagt :D

Ums aber etwas auszuführen: Zunächst freut sich der Teetrinker dass der Tuo nicht so wahnsinnig fest gepresst ist, wie dies sonst oft der Fall ist.

Die Trennung desselben gelingt auch ohne Schlagbohrer - top. Die Blätter fühlen sich interessant an: Etwas trockner, raschliger als sonst oft. Aber vermutlich wirkt noch die Haptik des gschmeidigen Repave nach.

Im warmen Kännchen duftet es tatsächlich sehr nach Waldboden, wobei ich mir gleich denke dass da eine feuchte Lagerung im Spiel war.

Der hübsch klare, leicht weinrote Aufguss bereitet mich nicht auf das überaus machtvolle Einsetzen dieses Tees vor.

Wie eine Wagner-Oper donnert er schwer und kraftstrotzend aus der Tasse, bedeckt das komplette Sensorium mit dunklen, noch dunkleren und noch immer dunkleren Noten. Das macht wirklich Spaß! Dunkel und erdigt, mit dem gewissen Waldboden-Flair von Tees, die über längere Zeit hinweg feucht gelagert wurden. Diese Noten ergänzen und bereichern die erdig-torfige Grundcharakteristik, ohne zur Zombiefaust zu werden. Ein echter Män Oldschool-Tee: Der Eindruck ist üppig und direkt, aber er zeigt keinen allzu langen Nachgeschmack oder zu große Komplexität. Dies ist für mich ein Qualitäts-Shu der klassischen Schule: Kein modernes Anbiedern mit eleganten Fruchtnoten oder Anleihen an westlich-dekadente Sherrys. Hier wird noch gekellert.

Was ich interessant finde ist dass der Tee garnicht so weich ist wie ich erwartet hätte: Es ist durchaus eine gewisse Bitterkeit vorhanden. Vermutlich weil die Fermentation nicht zu weit getrieben wurde?

Die Qualität merkt man auch daran dass er die Intensität überraschend lange durchhält – meistens lassen so intensive Tees eher schneller nach. Nach einigen Aufgüssen wird dann das Rot dann doch deutlich heller, der Tee wahrt aber eine deutliche Präsenz und wird nicht langweilig. Im Gegenteil: Wenn der Aufguss heller wird, sind viele Shu am Ende, dieser hier tritt in die zweite Phase ein: Die Ruppigkeit tritt in den Hintergrund und macht einer größeren Komplexität Platz: Altes Holz, mineralische Noten, Herbstlaub beschäftigen mich noch eine ganze Weile.

Fazit: Auch ich bin sehr zufrieden mit diesem Tee, auch er bietet viel fürs Geld, ich vermute dass dieser Tee, mit einem großen Namen versehen, für gutes Geld wegginge. Definitiv vorzumerken und ja, ein weiteres Aushängeschild von white2tea. Ich persönlich hätte ihn aber keinem Anfänger zugemutet, die Derbheit muss man schon mögen. Ich sinne grade drüber nach dass dies einer der Tees  sein dürfte, dessen Kraft in einer Tonkanne ein wenig aufgegliedert...

Ich höre ein seltsames Geräusch, ein regelmäßiges Klacken im Abstand einiger Sekunden, die Fenster wackeln ein bisschen und der Hund wird nervös. Auch die MitbürgerInnen schauen sich irritiert um, ein erregtes Murmeln füllt den Raum. Ist etwas in die Luft geflogen? Hat Frodo den Ring angezogen um Sauron zu provozieren? Eventuell wird einfach eine große Räucherei in Betrieb genommen? Da richten sich die Blicke gen Norden, denn am Horizont steigt eine beeindruckende aber friedfertige dunkle Wolke lächelnd auf, und im Takt des Geräusches wird sie größer. Wir atmen erleichtert auf, denn da ist klar: Der direkte Ansprechpartner des Großen Shu bereitet den Tee auch gerade zu und das Geräusch ist das begeisterte Schnalzen seiner Zunge. Wir können uns nur anschließen und feiern rhytmisch diesen schönen Tee.

Disclaimer 1: Die Handlung der Geschichte ist frei erfunden. Ähnlichkeiten mit real existierenden Personen sind rein zufällig und unbeabsichtigt.

Disclaimer 2: Sowas zu schreiben ist definitiv von den Nachrichten diverser goldener Schildkröten inspiriert. Werde die Reichtümer, die ich mit diesem Post erwerbe, brüderlich mit dir teilen Schildi.

Bearbeitet von miig
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"Ich persönlich hätte ihn aber keinem Anfänger zugemutet, die Derbheit muss man schon mögen."

Ich finde ihn eigentlich nicht derb, miig, sondern recht freundlich und für einen Shu dieser Preisklasse bemerkenswert vielschichtig.

In absehbarer Zeit findet ein kleines konspiratives Treffen von ShuFreunden statt, vielleicht kommt der Große Shu vorbei, ich werde berichten.


 
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Hatte heute ebenfalls diesen schönen Tee, nachdem die Verkostung des Repave heute früh so ein Erfolg war, heute mit den gleichen Parametern nochmal: 5,5g auf 120ml Porzellankanne.

Genauso habe ich heute auch zubereitet :)

Deine Eindrücke spiegeln tatsächlich fast 1:1 meine wieder. Schön zu wissen, das hier der gleiche Tee getrunken wurde :D

Was seine Eignung für Anfänger angeht, stimme ich dir auch zu: der ist zu kräftig und warscheinlich auch nicht süß und weich genug, als dass man ihn beispielsweise einem Dayi Shu vorziehen sollte.

Vielleicht eignet er sich eher für eine Einführung in gealterte Shus, denn, wie schon gesagt, er wartet ohne Zombiefaust auf.

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Mei, das mit den Anfängern ist natürlich immer so eine Sache... wenn jemand schwere Barolos trinkt dann wird ihm der White Tuo vorkommen wie Fanta :D

Beispielsweise hab ich vor ner Weile einen ziemlich deftigen Shu getrunken und meine Omi, die zufällig zu Besuch war, hat gefragt ob sie den Tee mal probieren kann.
Ich war schon auf alles vorbereitet, aber sie fand ihn einfach gut :)

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Ich habe den heute abend in der Tasse und werde sicher nicht mit ihm heute fertig werden. Und eigentlich wurde schon alles gesagt. Er hat Kaliber und ist intensiv, aber ich finde ihn auch zugänglich. Er ist schon vom Duft her sehr feucht, Waldboden, Moor, aber auf eine gute Art. Rund. Dunkel. Süße wie auch bittere Noten dezent ausgeprägt - zumindest bislang, bin ja noch nicht durch ;)



Was meint ihr mit Zombiefaust? Zu viel pilziger Waldboden, eher in Richtung Kompost bzw. modriger Keller? (Hat er m.M.n. nicht).



Ach ja, bei mir: 6g/125ml Porzellangaiwan/Bergquellwasser &c.pp.



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  • 2 Monate später...

So, nun äußere ich mich auch mal. Nachdem der Tee nun aufgebraucht ist, wird´s auch langsam mal Zeit....  :ph34r:



Ich schließe mich Pauls Äußerungen an. Ich finde ihn nicht derb. Dafür bringt er mir zu viel Süsse und viel zu viel Aromatik.



Der weiss durchaus zu schmeicheln, finde ich. Klar, auf eine andere Art und Weise als ein Yin Zhen. Bodenständiger und nicht so "unantastbar", aber schmeicheln tut er doch. Vor allem in den späteren Aufgüssen kommt die Süsse mehr und mehr. Kakao und Vanille kamen mir oft in den Sinn. Außerdem wirkt er im Rachen. Nicht immer aber manchmal. Ätherisch, Camphermäßig.



Für diesen Preis - "it is a steal!". Ein Spitzenshu, finde ich. Deswegen hab ich auch noch mal nachgeordert. 


Bearbeitet von Anima_Templi
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  • 9 Monate später...

...hab´ den Tee auch seit längerem mal wieder im Tässchen und bin gerade sehr angetan. Die letzten 1 1/2 Jahre lag ein Tuo
   offen in einem Ton-Jar. Anfangs fand ich den doch ziemlich schwer und säuerlich. Wo ich den Tee heute Abend gieße schmeckt
   man vordergründig tatsächlich Mandel und Vanille. Der Tee ist fast leicht geworden, aber präsent. Was mir damals schon auffiel:
   die Blätter sind entweder stark gerollt, oder in den einzelnen Lagen etwas fester gepresst. Jedenfalls braucht man schon Druck und
   Hitze im Kännchen, gerade auf lange Sicht, um dem Tee die späteren Aufgüsse abzuringen.

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...bin allerdings erst bei dem dritten! Nach den bisherigen Sessions in kleinen Kännchen, geht die Intensität ab 
   Aufguss 5-6 stark zurück. Ist oft so, dass stärkeres Blatt in kleinen Gefäßen nicht so ganz aufgeht, bzw. die
   Hitze einfach nicht reicht, um genug zu extrahieren. Mit etwa 130ml und JianShui funktioniert das bis jetzt gut! 

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interessante Frage. Ich tendiere grad eher zu den 200ml, allerdings sehe ich das dann nicht mehr als "richtiges" Gong Fu Cha, sondern eher als Grandpa-Style für Angeber *g* Sprich, es braucht deutlich weniger Konzentration als die ganz kleinen Kannen, einfach etwas länger ziehen lassen, zwei- dreimal aufgießen und dann entspannt trinken. Da sind dann 200ml schon ok. Wenn ich aber so richtig Gongfu-mäßig aufgießen will, sprich, die Kanne gut voll machen und viele, nur kurze Aufgüsse, dann ist alles über 100ml viel zu groß.

 

Und überhaupt ist der White Tuo ein Klassiker, der leider jetzt wohl auch bald in die Geschichtsbücher wandern wird....

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