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Wasserbereitung in Tetsubin & Auswirkung auf das Geschmacksprofil des Tees


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Ich habe mal eine Frage an die Tetsubin-Nutzer hier.



Wie wahrscheinlich viele von euch auch habe ich immer wieder auch mal Parallel- (oder Seriell- ;) ) Verkostungen gemacht, z.B. Rou Gui verschiedener Quellen, frische und gealterte Tees, light/middle/heavy-baked DHP usw. Man will ja lernen, erforschen, probieren...



Vor einiger Zeit habe ich mal bei so einer Session habe ich überlegt ob es wohl Erfahrungen gibt zum Einfluss einer Tetsubin bzw. des darin zubereiteten Wassers. V.a.: gibt es sozusagen Inkompatibilitäten? Ich glaube, ich bin mal über 1, 2 Tees gestolpert, bei denen durch das Tetsubin-Wasser das Geschmacksprofil ungünstig verschoben wurde; bestimmte Nuancen wurden zu stark hervorgehoben.



Bei solchen Dingen spielen viele Faktoren hinein und oftmals ist es schwierig in letzter Instanz festzustellen, wie groß der Effekt der einzelnen Faktoren ist - vom Placebo-Effekt und dem rein subjektiven, oft auch der Stimmung unterliegenden Empfinden gar nicht zu reden.



Dennoch würden mich einige Meinungen und Beobachtungen interessieren :)


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  • 7 Monate später...

Soo... als glücklicher Tetsu-Neubesitzer hab ich ja in den letzten Tagen die Eisenkanne glühen lassen. Eigentlich hab ich garkeine Zeit für so Späße, hab mich jetzt aber doch in Rage geschrieben  :blink:
Naja nicht ganz, aber ein paar Eindrücke will ich mal kundtun :)

- Das Wasser schmeckt pur sehr lecker. Anders als aus der Tonkanne, vollmundiger und weniger 'zart'. Aber dennoch süßlich, und interessanterweise verändern sich die Tees nicht unbedingt in diese Richtung.

- Der ziemlich liebliche Tamaryokucha (gerösteter Japan-Grüntee) von Tee Kontor Kiel war schockierend anders: Lieblich und nett mit dem Tonkessel, sehr ungewöhnlich und fast avantgardistisch-sperrig mit dem Tetsu-Wasser. Kann mir irgendwie schwer vorstellen, wie Asamushi von dem Tetsu-Wasser profitieren wollen. Hab ich mangels Vorräten an Asamushi nicht ausprobiert.

- Bei Fuka kann ich mir das sehr gut vorstellen.

- Der junge Taiwan-Hongcha war eine zwiespältige Sache. Einerseits waren die Aromen irgendwie intensiver, er war interessanter und tiefgängiger. Andererseits ging von seinen fragilen Charakteristika einiges verloren. Der Nachgeschmack hielt mit dem Tetsu-Wasser sehr lang an, das ist schon toll.

- Kräutertee war ziemlich lecker, würziger, voller, runder.

- Paul, jetzt am besten nicht weiterlesen, denn:

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Den echten Nachbrenner-Effekt hat der Kessel mit derberen Tees. Diese werden wesentlich tiefer, voller und komplexer. Faszinierend ist, dass bei diesen Tees der Gesamtcharakter runder und harmonischer wird, der gegenteilige Effekt wie er bei an sich lieblichen Tees auftritt! Vor allem aber wird der Nachgeschmack deutlich länger während sich eine neue, nicht dagewesene Tiefe erschließt.

- Der 1990s Hongkong-Sheng von w2t ist ein Tee den ich recht gut kenne. Er verliert seine Off-Noten und wird auf den ersten Schluck weniger interessant, der Antritt ist schon fast gefällig. Aber dann beeindruckt er mit überaus vollem Körper und einem Spektrum, wie ich es bisher nicht von ihm erlebt hab. Man könnte meinen, ein um zwei Niveaus besserer Tee wird hier serviert. Hatte ihn ohne große Erwartungen an Veränderungen zubereitet, und war auf Anhieb verblüfft wie toll er sich präsentiert hat.

- Der Härtetest: Der fiese Changtai Hao wird fast noch drastischer aufgewertet. Mit anderem Wasser tu' ich mir manchmal schwer mit dieser wirklich starken Feucht-Note, auch wenn der Tee sehr interessant ist. Jetzt hat er einen eleganten, kraftvollen Körper wie ein guter, reifer Rotwein. Hab den Chang bisher immer ziemlich leicht dosiert. So schmeckt er mir auch intensiver.

- Ein guter Shu wirkt ebenfalls voller und komplexer, hier scheint es mir dass noch mehr Aromen rauskommen, also Komplexität herausgezeichnet wird.


Fazit: Mit fragilen Tees, die von den Primäraromen leben geht Ms. Tetsu zu grob um. Die ersten paar Sekunden sind blasser mit dem Eisenwasser, die feinen Nuancen sind dumpf. Die Tonkannen zeichnen hier ein feineres, komplexeres Bild. Je feingliedriger und je mehr Primäraromen ausgerichtet der Tee, desto größer der Verlust. Da wird auch durch den längeren Nachgeschmack nicht entschädigt, und die Tonkanne gewinnt spielend.

Bei kräftigeren Tees wie edlen Hongcha ist das Bild zwiegespalten. Während die ersten Eindrücke auch dumpfer und weniger elegant sind als vorher, gibt es im Nachhinein einiges mehr zu entdecken. Hier ist es ein Unentschieden, je nachdem was man bevorzugt.

Bei wuchtigeren, feuchten, älteren Tees hingegen ist es überaus beeindruckend was die Tetsubin herausholt. Da diese Tees ohnehin nicht an Primäraromen interessiert sind, geht nichts verloren. Der Körper entwickelt aber eine Fülle und Komplexität, sowie einen Nachklang der die Tees wirklich auf ein anderes Niveau hebt. Für dunkle Fürsten ist so eine Eisenkanne gemäß meines ersten Eindruckes der größte Zugewinn.

Bearbeitet von miig
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post-621-0-72711200-1443407914.gif Danke, miig, für den ausführlichen Bericht!

 

Das Bestätigt meine Vermutung aufgrund eigener Erfahrungen in Bezug darauf, dass ein Tee einer entsprechenden, ihm förderlichen, Zubereitung bedarf, um ihn zum Optimum zu bringe. (hier in Bezug auf das Equipment)

 

Jetzt haben wir nicht nur die Kanne, in der der Tee zubereitet wird, sondern auch noch die Kanne, in der das Wasser gekocht wird.

 

Übrigens habe ich ähnliche Erfahrungen mit meiner Hohin aus Ton von der Insel Sado gemacht. Eigentlich für die Zubereitung von Gyokuro gedacht, hatte ich auch mal mit Sencha und Shincha experimentiert. Danach war klar, dies ist ein Hohin für einen guten Gyokuro nach jap. Zubereitung.  


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Vor diesem Satz keine Warnung?

"Für dunkle Fürsten ist so eine Eisenkanne gemäß meines ersten Eindruckes der größte Zugewinn."

Ich bin voll reingelaufen. 'Ich dachte die Lesewarnung gilt nur für die paar Zeilen mit Punkten :yahoo:

haha, das gemeinste am Schluß, so lernt mans doch in der Schule :)

Die Punkte waren als kleiner Puffer gedacht, damit du schauen kannst ob du wirklich weiterlesen willst *g*

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