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Teespielzeug - oder, worin bereite ich meinen Tee zu?


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vor einer Stunde schrieb doumer:

Seit langem hat mal wieder ein Nicht-Yixing-Kännchen den Weg zu mir gefunden - denn als ich das gesehen habe, konnte ich nicht wiederstehen: einerseits ist es äußerst "fancy" in der Erscheinung und andererseits "technisch" etwas außergewöhnliches. Es wurde aus wildem Ton aus Jingdezhen gefertigt, für das Drehen wird die selbe Technik wie für Jingdezhen-Porzellan genutzt, die der Künstler Yi Zhi (一之) studiert hat (Jingdezhen Academy of Arts and Crafts, major ceramic art design) und im Holzofen gebrannt - das Ergebnis ist ein kleines (70ml), hauchdünnes Kännchen aus einem sehr offenporigen Ton, der einerseits durch einen ganz leichten Ascheanflug etwas von altem Metall, andererseits durch die rissige Struktur etwas von Rinde hat. Der Duft des jeweiligen Tees durchdringt beim Brühen das Kännchen regelrecht und zumindest jetzt im Anfangsstadium wird der Tee deutlich abgerundet, was bei unkomplizierten Tees die Süße verstärkt - so kann z.B. auch bei einem als "scharf" beschriebenen Tee das Ergebnis plötzlich super weich, schwer und süß sein. Bislang hatte ich noch nicht oft die Gelegenheit es zu testen, allerdings zeigen sich bereits jetzt Veränderungen an der Oberfläche - was auch dafür spricht, dass sich das Innere im Laufe der Zeit verändern wird. Ich bin sehr gespannt, wie verschiedene Tees in dem Kännchen wirken (definitiv mal wieder ein ganz neuer Blickwinkel!) und wie sich das Kännchen mit der Zeit entwickelt 🙂

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Sehr schöner Bericht, genauso würde ich es auch bei meinen beiden Exponaten sehen und kann mich deiner bisherigen Erfahrung nur anschließen.

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vor einer Stunde schrieb doumer:

Seit langem hat mal wieder ein Nicht-Yixing-Kännchen den Weg zu mir gefunden - denn als ich das gesehen habe, konnte ich nicht wiederstehen: einerseits ist es äußerst "fancy" in der Erscheinung und andererseits "technisch" etwas außergewöhnliches. Es wurde aus wildem Ton aus Jingdezhen gefertigt, für das Drehen wird die selbe Technik wie für Jingdezhen-Porzellan genutzt, die der Künstler Yi Zhi (一之) studiert hat (Jingdezhen Academy of Arts and Crafts, major ceramic art design) und im Holzofen gebrannt - das Ergebnis ist ein kleines (70ml), hauchdünnes Kännchen aus einem sehr offenporigen Ton, der einerseits durch einen ganz leichten Ascheanflug etwas von altem Metall, andererseits durch die rissige Struktur etwas von Rinde hat. Der Duft des jeweiligen Tees durchdringt beim Brühen das Kännchen regelrecht und zumindest jetzt im Anfangsstadium wird der Tee deutlich abgerundet, was bei unkomplizierten Tees die Süße verstärkt - so kann z.B. auch bei einem als "scharf" beschriebenen Tee das Ergebnis plötzlich super weich, schwer und süß sein. Bislang hatte ich noch nicht oft die Gelegenheit es zu testen, allerdings zeigen sich bereits jetzt Veränderungen an der Oberfläche - was auch dafür spricht, dass sich das Innere im Laufe der Zeit verändern wird. Ich bin sehr gespannt, wie verschiedene Tees in dem Kännchen wirken (definitiv mal wieder ein ganz neuer Blickwinkel!) und wie sich das Kännchen mit der Zeit entwickelt 🙂

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Wunderschönes Kännchen. Diese hohe Form, vor allem mit dem Knick anstatt des Bauches gehört zu meinen absoluten Lieblingsformen.

Auch der hochgezogene Rand um den Deckel ist sehr elegant ausgeführt. Die Kanne sieht ein bisschen wie eine rustikale Variante der Wasserflaschen aus der Song Teezeremonie aus.

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  • 2 Monate später...

Da ich (wieder) etwas mehr mit verschiedenen Tonarten und deren Auswirkungen auf den Tee experimentieren möchte, habe ich mir bei EoT zwei neue Yixing-Kännchen gegönnt - beide von der Eigenmarke Fang Xia (放下). Mit dieser hat EoT echt etwas tolles hinsichtlich Preis-Leistung auf die Beine gestellt und EoT traue ich auch zu, dass sie ordentlichen Ton für die Kännchen verwenden (in beiden Fällen soll der Ton aus der Huanglongshan Gegend stammen) - bei den Preisen natürlich kein High-End Stuff aber zum experimentieren genau richtig!

Das eine ist ein süßes kleines 60ml Shuiping, das vom selben Künstler wie das Hongni Shuiping gefertigt wurde, allerdings aus Duanni (段泥). Mit Duanni habe ich bislang nur eingeschränkte, eher durchwachsene Erfahrungen gemacht - ich hatte nur mal eines, das aber etwas special war da kommt dieses gerade recht - und 60ml ist eine tolle Größe um allein zu trinken: nicht so extrem wie das antike 30ml Zhuni sondern genau richtig für eine entspannte Session.

Das andere ist ein 90ml Zini (紫泥) Kännchen aus dem Holzbrand: daher hat es eine völlig andere Oberfläche als die Zini-Kännchen die ich habe, was es sehr spannend macht! Obwohl in der Shop-Beschreibung steht, dass es für den dreitägigen Holzbrand in einem "xia bo" (ein kleiner Container, der eine stärkere Asche-Glasur wie sonst im Holzbrand üblich verhindert) platziert wurde, sieht man die Reaktion deutlich - und im Inneren (insbesondere beim Übergang zur Tülle) auch wo weniger Reaktion stattgefunden hat. Die Form wird als "flat Shuiping" bezeichnet - hat definitiv was von Biandeng - was die Handhabung gegenüber einer normalen Shuiping etwas schwieriger macht aber jedes Kännchen hat so seine Eigenheiten, auf die sich ein guter Teebrüher einstellen muss. Ein direkter Vergleich mit den anderen Zini-Kännchen ist natürlich schwierig, da die ein ganz anderes Qualitätslevel an Ton haben aber es geht mir hier auch primär um das Erkunden des Holzbrands bzw. dessen Veränderungen der Oberfläche. Was mir nicht ganz klar ist: die antiken Kännchen wurden ja (zwangsweise) auch im Holzbrand gefeuert, weißen aber nicht diese Reaktion der Oberfläche auf. Vermutlich war der Container beim Brand da anders beschaffen - bzw. wurde bei diesem modernen Kännchen dieser explizit darauf ausgelegt, dass auch eine Reaktion stattfindet (ansonsten hätte der Mehraufwand ja keinen Mehrwert) - ich bin jedenfalls gespannt!

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Und schon wieder ich :ph34r:

Konishi Yohei (小西洋平) - ein Name, zu dem ich vermutlich nicht viel sagen muss: 1941 geboren hat er direkt in Tokoname den Töpfer-Weg eingeschlagen hat er zahlreiche (internationale) Preise gewonnen, ist seit 2008 "Intangible Cultural Asset in Tokoname" und war bis 2021 Chairmain der Tokoname Art Association - mittlerweile werden seine Werke sogar in Museen ausgestellt. Und das absolut zurecht: ich kenne sonst keinen so experimentierfreudigen Töpfer in Japan, der so viele grundlegend verschiedene Dinge macht und auch im hohen Alter von mittlerweile über 80 Jahren noch immer neues ausprobiert. Zwar ist mir vieles davon auch zu abgedreht/psychedelisch aber ich bin schon seit vielen Jahren Fan von seinen Werken und hab nun endlich auch mal ein für mich passendes gefunden, da die meisten Kyusus für mich als Puhead zu groß sind: verhältnismäßig schlicht ist es mit 80ml und einem Henkel im chinesischen Stil wie für mich geschaffen - der verspielte Charakter des Meisters zeigt sich vor allem bei dem knuffigen Popo-Kringel und der metallisch wirkenden Ascheglasur, die je nach Lichtstimmung dem Kännchen einen gewissen Kupfer-Look gibt - dadurch passt das Kännchen optisch z.B. gut zu der Guinomi von Dohei Fujinoki (藤ノ木土平) (welche einen völlig anderen Stil hat, als die schmale, hohe kräftig glasierte Guinomi).

Wie mit den beiden Fang Xia (放下) Yixings von EoT möchte ich auch hier mit dem Ton und dessen Auswirkungen auf Sheng experimentieren, denn wie man hat das Kännchen innen nur einen leichten Ascheanflug und der metallisch wirkende Tokoname-Ton kann gut mit dem Tee interagieren. In den ersten Versuchen hat sich das Kännchen als ein wahrer "Weichmacher" gezeigt: die Tees waren so unglaublich weich in der Textur dass es eine wahre Freude war - zwar zulasten des Gewichts des Tees (überraschenderweise mehr als dass es den Geschmack verändert) aber die Ergebnisse haben mir immer gut gefallen. Ich bin weiterhin gespannt 🙂

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Das wird die Zeit zeigen aber ich würde dazu tendieren, dass das nicht der Fall ist: auch (Yixing)Kännchen die schon seit vielen Jahren im Einsatz sind und innen eine durchgängige Patina haben, haben ihren Effekt nicht verloren - dazu müsste sie schon Zentimeter dick sein, und das werde ich wohl in diesem Leben nicht mehr hinbekommen 😂

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vor 3 Stunden schrieb doumer:

auch (Yixing)Kännchen die schon seit vielen Jahren im Einsatz sind und innen eine durchgängige Patina haben, haben ihren Effekt nicht verloren

Auch wenn das Wasser gar nicht mehr mit dem Ton in Kontakt kommt, weil eine Patina dazwischen ist? In dem Fall müsste doch der Effekt der Patina übernehmen und der Ton hat lediglich den Effekt, dass die Wärme besser gehalten wird.

Vielleicht haben wir auch unterschiedliche Vorstellungen von Patina...

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Die Patina ist ja keine Glasur oder wasserundurchlässige Lackschicht - daher ist das bei einer dünnen Schicht nicht der Fall, dass keine Interaktion mehr stattfindet sondern eher optischer Natur. Sicher hat das schon auch Auswirkungen aber so gut ist mein Gedächtnis nun auch wider nicht, dass ich mich an jede winzige nuance der Auswirkungen eines Männchens von vor 10 Jahren erinnere...

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  • 2 Wochen später...

Ich bin von meiner ersten Reise nach Japan zurück und kann ohne Übertreibung sagen, dass das Land all meine Erwartungen weit übertroffen hat.

Die Reise konzentrierte sich speziell auf die Grundthemen Tee und Keramik, welche beide tief in der japanischen Kultur verwurzelt sind.

Glücklicherweise konnte ich einige wirklich schöne Stücke aus verschiedenen Töpferregionen erwerben.

Heute beginne ich mit dem wohl schönsten Stück, einer Echizen-Chawan der Familie Kondo.

Echizen ist einer der sechs alten Öfen Japans. Teeutensilien werden erst seit jüngerer Zeit hergestellt; Echizen war früher vor allem für seine Keramikfallen für Kraken bekannt.

Traditionell werden sie in Anagama- und Noborigama-Öfen gebrannt, weshalb die Stücke meist mit einer natürlichen Ascheglasur verziert sind. Der regionale Ton der Präfektur Fukui zeichnet sich durch seinen hohen Eisengehalt aus. Das Holzfeuer dieses Ofens wird mit regionalem Eichenholz befeuert, was in der schönen Ascheglasur sichtbar ist.

Besonders verzaubert hat mich der kleine „See“ aus geschmolzener verglaster Asche in der Mitte der Chawan. Er erinnert mich an Obsidian, aber seine Farbe ändert sich je nach Intensität des Umgebungslichtes.

Ein wunderbares Stück, von dem ich kaum genug bekommen kann und an dem ich immer wieder Neues entdecke. :love:

 

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vor 15 Minuten schrieb Paul:

@Anima_Templi Du Glückspilz!

Und das in gleich mehrfacher Hinsicht!

Es wird ganz gewiss eine wunderbare Reise gewesen sein. Echizen hat so etwas uriges und erinnert mich an einen vergessenen Brunnen, rauh und stellenweise vermoost, der viele Geschichten weiß und manchmal raunt es aus den Tiefen ganz leise hervor.

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vor 42 Minuten schrieb Raku:

Und das in gleich mehrfacher Hinsicht!

Es wird ganz gewiss eine wunderbare Reise gewesen sein. Echizen hat so etwas uriges und erinnert mich an einen vergessenen Brunnen, rauh und stellenweise vermoost, der viele Geschichten weiß und manchmal raunt es aus den Tiefen ganz leise hervor.

Trifft Echizen ganz gut!

Chapeau @Raku

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Meinen aufrichtigen Dank, @Paul. Als ebenfalls glücklicher Pilz konnte ich vor einiger Zeit bei @luke  einen verwandten kleinen Brunnen, jedoch keine Chawan, sondern in Form eines "angeschimmelten Pfirsichs" erstehen, der mir hin und wieder etwas zusäuselt und mir das beigebracht hat. (Also die Schale, nicht Luke. ;) )

Für diejenigen, die leider ebenfalls nicht mitreisen konnten, ist dies kein Ersatz, jedoch ein kleiner Trost. Schau mal in seinen Shop, @Siebenschläfer.

Möchtest du uns mit (ganz vielen) Japanfotos verzaubern, @Anima_Templi?

Anima Templi war schneller.

:)

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@Siebenschläfer, ich würde den Shop in nächster Zeit mal genauer anschauen, bzw. den Newsletter abonnieren. Dieser Brand der Kondos war sehr schön, insbesondere was die Ascheglasuren betrifft. Da war noch eine zweite Chawan, die hat mir auch sehr gut gefallen. 

Vielleicht hat Lukas sich diese für seinen Shop gesichert. :)

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