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Experiment: Kochdauer von Wasser bei verschiedenen Kannenmaterialien


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Hallo zusammen,

ich hab mich ein wenig in das Hasenloch der Kannenmaterialien und Kochzeiten begeben. Hab ja 2015 eine wunderschöne Tetsubin gekauft, mit der ich leider eine ziemlich bewegte Geschichte durchlebt hab.

Ein Teil des Problems war die Tatsache, dass die Kanne ziemlich lang zu brauchen schien, bis das Wasser kocht, und ich nie wusste, wie viel Hitze sie verträgt. EIn Problem, das mich jetzt noch umtreibt. Insofern hab ich mal ein paar Daten erfasst :) und für mich einige Fragen beantwortet.

Ich hab also gemessen, wie lange das Wasser zum Kochen braucht. Ausgangssituation war immer: 750ml Wasser bei Raumtemperatur, Kochplatte ist auch zimmerwarm, also ohne Restwärme. Das hab ich dann mit meiner leistungsgesteuerten (=hat keine Temperatur-Automatik) elektrischen Heizplatte auf den Stufen 2, 2,5 und 3 probiert. 3 ist volle Leistung, also 1000 Watt.

Der Standard ist die Edelstahl-Kanne von SUS, die nicht nur sträflich unterbewertet ist, sondern auch noch die Kochplatte exakt abdeckt mit jeweils 14,5 cm Durchmesser.

Da von der Leistung der Platte bei nicht vollständiger Abdeckung auch nicht alles ankommt, hab ich auch noch die Bodenfläche der Kannen vermessen, und die Abdeckung in Prozent mit der Kochzeit multipliziert. Das gibt also einen Richtwert, wie die Kochzeit ausfiele, wenn die Kannen die Platte komplett abdecken würden. Hierbei ist angenommen, dass die Platte die Hitze gleich abgibt, was ich mangels Wärmebildkamera nicht testen konnte :) l

Leider hab ich meine taiwanesische Glaswasserkanne mal zerdeppert, wäre interessant gewesen, diese noch dabei zu haben. Induktions- und Infrarotplatten oder gar Holzkohle waren ebenfalls nicht Teil des Experiments.

"Kochen" wurde nur optisch und visuell festgestellt wenn ungefähr das Fischaugen-Stadium erreicht war. Es war gar nicht so einfach, den Kochzeitpunkt festzustellen, da ich ja den Deckel geschlossen lassen wollte und die Kannen sehr unterschiedlich klingen und sich verhalten. 

Die Tonkanne von Lin's ist viel leiser, somit ist da das Kochen deutlich weniger zu hören. Und der Übergang von "Fischaugen" zu brodelndem Kochen ist sehr subtil, das Wasser gerät bei Weitem nicht so in Wallung. Ich vermute, dass die poröse Oberfläche das Wasser bremst.

Hier die Daten:

Zahlen.thumb.jpg.1d93f80b5ecc9a4aaa76bd7e58a45e43.jpg

 

Erkenntnisse:

- Das Material macht hinsichtlich Wärmetransfer erstaunlich wenig aus. Wenn man mit Sandwich-Edelstahlpfannen kocht, ist es ein sehr deutlicher Vorteil gegenüber Gusseisen, deswegen hatte ich da mehr erwartet. Aber es geht da wohl vor allem ums kurzfristige Erwärmen und weniger um längerfristige Effekte über mehrere Minuten hinweg.

- Das Material macht halt indirekt etwas aus, weil man eben so eine Sandwich-Heizplatte mit Temperaturschocks und konzentrierten Hitzequellen malträtieren kann, ohne dass die mit der Wimper zucken. Drum gehen da auch brachiale Induktionsleistungen gut - das elastische Material gleicht das locker aus.

- Oberfläche ist somit Trumpf - vor allem bei Materialien, die eben eine gewisse Empfindlichkeit haben und die man somit nicht punktuell sehr stark erhitzen will. Die längere Kochzeit der anderen Kannen entspricht relativ genau der geringeren Abdeckung der Heizplatte.

- Interessante Ausnahme: die große Tetsubin. Diese braucht bei niedrigeren Stufen viel länger als es laut Leistung zu erwarten wäre. Vermutung: Es liegt daran, dass sich so viel Eisen erwärmt und dass das dann die Wärme wieder abzustrahlen beginnt.

- Mit Thermometern, Wärmebildkameras, Glaskannen, anderen Hitzequellen könnte man das Ganze nochmal deutlich ausweiten :D

Bearbeitet von miig
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