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Das Ton-Thema: Alles rund um (unglasierte) Tongefäße und ihr Zusammenspiel mit Tee - Erfahrungen, Überzeugungen, Ideen, Tipps, etc.


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Es ist ein viel diskutiertes Thema. Allein hier im Teetalk lassen sich unzählige Aussagen über verschiedene Tonarten in Kombination mit jeder nur erdenklichen Teesorte finden. Dabei scheinen sich auf den ersten Blick viele Aussagen zu widersprechen, was angesichts der Unübersichtlichkeit der Thematik nicht verwunderlich ist.
Ich bin der Meinung, dass diese Diskussion rund um den Ton nochmal eine Bündelung vertragen kann. Insbesondere könnte man hier mit einer breiteren Perspektive starten, als in diesem ergiebigen, aber mittlerweile doch schon älteren Thread über Yixing-Kannen. In der Zwischenzeit sind bestimmt viele Erfahrungswerte der Teetalk-Mitglieder hinzugekommen und auch die Informationsgrundlage im Netz ist heute eine andere: Es gibt mehr Fragen und weniger definitive Antworten. Ein sicheres Zeichen für Fortschritt in der Auseinandersetzung mit einem komplexen Thema :).

Ich starte einmal damit, ein paar Aussagen des amerikanischen Töpfers Mark Mohler stichpunktartig, wiederzugeben. Sie stammen aus einem sehr empfehlenswerten Interview, das teilweise ziemlich tief in die Materie einsteigt und mir in Erinnerung gerufen hat, dass ich diesen Thread schon länger erstellen wollte.

  • Kenne man lediglich die Tonart, ließen sich kaum generelle Aussagen über ein aus ihr hergestelltes Tongefäß treffen: "Selbst aus dem Grundstoff für Porzellan kann man ein poröses Gefäß herstellen."
  • Resultierend aus Punkt 1: Die Art der Verarbeitung habe einen größeren Einfluss auf das Gefäß, als der Ton selbst.
  • Der Ton gebe allerdings vieles vor: Die Temperatur, bei der ein Ton verglast, sei ausschlaggebender, als die tatsächliche Temperatur, mit der gebrannt wurde.
  • Mangels Wissen über die konkreten chemischen Vorgänge auf Molekularebene, geht Mohler für sich von einem anderen, besonders wichtigen Faktor für das Zusammenspiel von Ton und Tee aus: Wärmerückhaltevermögen [er spricht in diesem Zuge aber auch Wärmeleitfähigkeit an]. Dies sei wiederum von drei zentralen Eigenschaften des gebrannten Tons abhängig:
  1. Oberfläche: z.B. sehr viel größere Oberfläche bei Tonsorten mit mikroskopisch feiner, kristalliner Oberflächenstruktur, als bei glatteren Tonsorten.
  2. Wandstärke
  3. Dichte bzw. Porösität. Gerade anfänglich habe ein poröserer Ton ein höheres Wärmerückhaltevermögen, da die im Ton eingeschlossene Luft isolierend wirkt. Als zusätzlicher Faktor komme die Absorption von Tee durch porösere Stücke hinzu, die sich über die Temperaturfrage hinaus auswirkt.

Diese Aussagen stellen keine erschöpfende Heuristik o.Ä. dar, ich habe sie lediglich als ersten Anreiz für einen Austausch hier gesammelt. Für mehr Kontext empfehle ich das Interview.


Was mich besonders interessiert: Worauf basiert ihr eure Entscheidungen, welches Gefäß ihr für welchen Tee benutzt? Wie verläuft der gedankliche Prozess hinter einer solchen Entscheidung? Inwiefern lasst ihr euch von rationalen Überlegungen oder vielleicht auch von rein intuitiven oder ästhetischen Aspekten leiten? Eigentlich wollte ich selbst noch etwas dazu schreiben, aber damit der erste Beitrag nicht noch länger wird, gebe ich den Stift erst einmal ab.

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vor 13 Stunden schrieb Shibo:

Worauf basiert ihr eure Entscheidungen, welches Gefäß ihr für welchen Tee benutzt?

Bei mir letztlich das konkrete Testen, welcher Tee mit welcher Kanne harmoniert.

Klar gibt es Anhaltspunkte, anhand derer man im Vornhinein mal eher von dieser als von jener passenden Teesorte ausgeht, dass z.B. eine glatte Zhuni eher für jungen Sheng geeignet sein wird und eine sandige, rauhe Duani eher für rustikaleren Heicha oder sehr stark gebackenen Yancha ... jedoch gibt es auch Überraschungen: Ein Teefreund, mit dem ich seit ner Weile schon das nächste Treffen plane (sorry für die Verzögerung meinerseits wenn du das liest ✌️😘), also der hat eine geradezu bedenkliche Yixing Sammlung, bei dem beim konkreten Testen, wenn ich es richtig in Erinnerung habe, z.B. eine Zini sich geradezu blendend für Oolong herausstellte, hingegen eine himmelblaue Duani bei jungem Sheng brillierte - auf jeden Fall nicht wie man es von den üblichen Standardansichten her gedacht hätte, insofern ist bspw. Zini nicht gleich Zini, es kommt so sehr auf die individuelle Herkunft des Tones als auch auf die Verarbeitung an, dass Verallgemeinerungen hinsichtlich der Eignung einfach nicht zuverlässig sind. Jedoch muss ich sagen, dass mir noch keine doppelt gebackene Yixing untergekommen ist, die ich nicht für Oolong generell als geeignet emfinden würde.

Bearbeitet von GoldenTurtle
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Vorab: Vielen Dank für den neuen Anstoß!

vor 21 Stunden schrieb Shibo:

Worauf basiert ihr eure Entscheidungen, welches Gefäß ihr für welchen Tee benutzt? Wie verläuft der gedankliche Prozess hinter einer solchen Entscheidung? Inwiefern lasst ihr euch von rationalen Überlegungen oder vielleicht auch von rein intuitiven oder ästhetischen Aspekten leiten?

Kurz gesagt: Versuch macht klug.

Etwas ausführlicher: Die Entscheidung, welches Gefäß bei welcher Teeart/-unterart zur Anwendung kommt, basiert darauf, wo das Gefäß nach einer gewissen Phase des Testens und Ausprobierens für mich gut passt. Da spielen Ästhetik und Haptik mit Sicherheit unterbewusst eine Rolle. So hat sich im Laufe der Zeit eine Kyusu aus Tokoname als Standard-Gefäß für meine Oolongs etabliert. Das hängt sicherlich auch damit zusammen, dass mir persönlich die Handhabung einer Kyusu (meint: Kanne mit seitlichem Griff) angenehmer ist, als einer Kanne mit "herkömlicher" Gestalt (Tülle und Griff gegenüberliegend).

Natürlich spielen auch rationale Überlegungen eine Rolle. Ich würde meine Zuordnung von unglasierten Gefäßen zu Teearten/-unterarten aber nicht als einen vorwiegend logisch-rationalen Prozess sehen. Dafür spielt das einfache "Das passt zusammen"-Gefühl beim Ausprobieren eine zu große Rolle.

 

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Vorab: Mein Beitrag ist etwas länger geworden und bietet keine wirklich befriedigende Antwort auf die Frage. Es sind nur ein paar persönliche Gedanken ohne Anspruch auf Allgemeingültigkeit oder darauf irgendetwas besser zu wissen oder zu können als andere Forumsmitglieder. Ich muss auch gestehen, dass ich bisher weder dazu gekommen bin mich mit der alten Diskussion zum Thema hier im Forum zu beschäftigen noch dazu mir das Interview mit Mark Mohler anzuschauen – beides habe ich mir für die nächsten Tage vorgenommen.

Ich habe vor dem Kauf meiner ersten Tonkannen versucht mich in das Thema einzulesen und mich über die Eigenschaften der Tonsorten und die verschiedenen Herstellungsarten zu informieren. Zuvor habe ich jahrelang ausschließlich Aufgussgefäße aus Glas oder Porzellan benutzt. Angeregt vom Teekeramik-Blog von @luke (https://blog.teekeramik.com/starte-hier/) habe ich mir vor längerer Zeit als erstes zwei japanische Kyusu aus Tokoname bestellt, die beide ziemlich genau gleich groß und (soweit ich das beurteilen kann) aus sehr ähnlichem Ton gemacht sind – eine davon wurde mit Reduktionsbrand, eine mit Oxidationsbrand hergestellt. Ich habe dann mit diesen beiden Kannen so lange experimentiert, bis ich mich überhaupt erst einmal an die Teezubereitung mit den Tonkännchen gewöhnt hatte. Dabei habe ich anfangs nur grünen Tee aus den Kannen getrunken. Zum Oolong-Trinken habe ich damals ausschließlich Glaskannen verwendet, Pu-Erh habe ich zu der Zeit noch nicht getrunken. Als ich dann etwas mehr in die Welt des Oolong und schließlich auch in die des Pu-Erh eingestiegen bin, wurden dann für diese Tees zwei chinesische Kännchen angeschafft, und zwar eine kleine dunkle Shui Ping und eine etwas größere Xishi aus Duanni-Ton. Mittlerweile sind zwei weitere Kännchen aus Japan und Taiwan hinzugekommen.

Mit sechs Exemplaren ist meine Auswahl an unglasierten Kannen also durchaus noch überschaubar. Da die Shui Ping ausschließlich für Sheng-Pu-Erh reserviert ist, kommen für eine spontane Wahl zur Zubereitung unterschiedlicher Tees fünf Kännchen in Frage. Aber auch für diese fünf Kannen habe ich jeweils bestimmte Tees, die ich bevorzugt darin aufgieße. So nehme ich die Xishi vor allem für dunkleren Oolong, in die Reduktionsbrand-Kyusu kommen hauptsächlich japanische Grüntees (mit Ausnahme von Fukamushi), die andere Kyusu ist mehr oder weniger chinesischen Grüntees vorbehalten. Für ganz besonders zarte oder edle Grüntees aus China sowie grünere Oolongs greife ich immer wieder einmal zu dem Kännchen aus Taiwan, das mit einem Volumen von 100ml relativ klein ist.

So viel zum Thema „Welche Kanne für welchen Tee“. Da @Shibo ja vor allem danach gefragt hat, warum die Entscheidung jeweils für verschiedene Tees auf unterschiedliche Gefäße fällt, will ich auch dazu etwas sagen und muss direkt gestehen, dass ich darauf gar keine ganz klare Antwort habe. Vor dem Kauf der Kannen habe ich natürlich Empfehlungen von Leuten gelesen, die sich mit dem Thema auseinandergesetzt hatten und die Kännchen auch schon im Hinblick darauf angeschafft, für welche Teesorten sie besonders gut passen könnten. Nur ganz am Anfang habe ich einige Male Tee parallel in mehreren Kännchen zubereitet, um ganz bewusst Unterschiede zu erschmecken. Relativ schnell kam es dann mehr und mehr dazu, dass ich mich ganz automatisch und ohne größer darüber nachzudenken für die eine oder andere Kanne entschieden habe. Heute treffe ich diese Entscheidung fast immer intuitiv – abhängig von meiner Stimmung in dem Moment – aber auch danach, wieviel Tee ich trinken möchte und wie viele Aufgüsse ich machen will.

Zuletzt habe ich den Eindruck, dass die geschmacklichen Auswirkungen der Kannenwahl ohnehin weitaus weniger stark sind als die der meisten anderen Zubereitungsparameter. Mit anderen Worten: Ich kann zwar geschmackliche Unterschiede benennen, dabei handelt es sich aber oft nur um Nuancen. Einen viel größeren Einfluss auf den Teegeschmack haben nach meinem Empfinden zum Beispiel folgende Fragen:

In welchem Gefäß wurde das Wasser erhitzt? Welches Wasser wurde verwendet? Aus welchem Becher oder welcher Schale trinke ich? Wie fühle ich mich an dem Tag? Habe ich vorher etwas gegessen oder etwas Anderes getrunken? Und natürlich die grundlegenden Parameter Dosierung, Ziehzeit, Wassertemperatur.

 

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Ton kann, wenn es der richtige ist, der bestens verarbeitet und genau sowie korrekt abgestimmt gebrannt wurde, einen „Beitrag“ zu einem guten Aufguss leisten.

HARDWARE: Von der „Hardware“-Seite betrachtet bin ich persönlich inzwischen zu der Überzeugung gelangt, dass folgende Dinge wichtig sind: Tee/55%, Wasser/25% und Kanne (unglasiert)/20%, wobei letzteres extrem abhängig vom Ton und dessen Verarbeitung ist (also von nahezu 0% bis im Idealfall 20%; und es gibt natürlich auch negative Einflüsse (modrig, verfälscht den Geschmack, etc. - das wären dann Minus-%; salopp geschrieben. Eine „modrig schmeckende“ Kanne kann beispielsweise den Aufguss sogar gänzlich unbrauchbar machen)!

Ein ergänzender OT Einschub: M.E. haben Glas, Porzellan und glasierte Kyusus wenig Einfluss auf das Ergebnis; Glas beeinflusst am wenigsten (und ist daher für mich ideal, um einen neuen Tee zu beurteilen) Porzellan liegt dazwischen und bei glasierten Kyusus hängt der (minimale) Einfluss von der Zusammensetzung und Aufbringung der Glasur ab. Zu Beginn dachte ich: Glasur = mehr oder weniger Glas, doch das war (ist) zu einfach gedacht, befürchte ich.

SOFTWARE: Die „Software“-Seite wären dann: Teemenge, Zubereitungszeit und Wassertemperatur.

Weshalb also so viel Zeit damit verbringen sich über die Teekannen und deren Tonzusammensetzung, Verarbeitung sowie den Brand (Oxidation/Reduktion) den Kopf zu zerbrechen? Ich denke, wenn man „nur“ gute Tees trinkt und eine Verbesserung wünscht, steckt man am besten sein Geld in exzellente Tees und gutes, nicht allzu kalkhaltiges (je nach Tee) Wasser bzw. eine Wasseraufbereitung. Wenn man dann noch immer Optimierungsbedarf verspürt, steckt man (versenkt man ;-) weiteres Geld, um hervorragende Teekannen, Abkühlkannen, Abgiesskannen, Teeschalen oder Becher zu erstehen. Bei der Wahl des Tons und Brandart bin ich nach Empfehlungen hier im Forum, Japan und in den USA vorgegangen (DANKE!); allerdings durfte ich zuvor Reinfälle verbuchen. Lehrgeld sozusagen. Wichtig ist mir persönlich nach den Reinfällen Ton ohne Zusatz von Eisenpulver gewesen; also Ton mit einem natürlich hohen Eisengehalt (maximal 2-3 Sorten gemischt) und einer Zusammensetzung und Verarbeitung, die den Tee positiv beeinflusst. Also die Teesorten die ich trinke sollten in der Kanne oder Kyusu meiner Wahl besser schmecken. Inzwischen ist das der Fall.

Leider habe ich keine Ahnung mit welcher Temperatur und wie lange die Top-Kyusu meiner Wahl nun gebrannt wurde: über der Sintergrenze von ca. 1250°C und dadurch dicht und technisch betrachtet Steinzeug oder darunter und dafür für einen extrem langen Zeitraum? Zweiteres ähnlich wie Impruneta Terrakotta der etwa (je nach gewünschter Frostbeständigkeit) bei bis zu 1060°C und bis zu 60 Stunden lang gebrannt wird. Es treten dann sinterartige Effekte ein, und das Gefäß wird ebenfalls dicht. Eine raue Oberfläche geht eine inständigere Verbindung mit den verwendeten Teesorten ein als eine glattere („nona“ ;-). Es beeinflusst jedoch auch eine glattere Oberfläche positiv das Ergebnis. Interessant! Es dürfte damit zu tun haben, dass die Kanne (der Ton) eigentlich (wenn ich A.H. glauben darf) mehr das Wasser als den Tee selbst beeinflusst.

@Shibo: so denke und grüble ich also vor dem Kauf. Derzeit überlege ich mir eine Banko zuzulegen. Für Oolong muss ich auch noch überlegen: Taiwan, China (werde mich jedoch nicht auf Yixing festlegen - muss noch mehr Infos sammeln) oder doch Japan. Es gilt also nicht nur für die Sterne, sondern auch für den Weg zum idealen Aufguss: Per aspera ad astra (bedeutet ungefähr soviel wie: „Beschwerlich ist der Weg zu den Sternen“ - und exzellentem Tee könnte man ergänzen, wenn die Römer bereits unseren Tee gekannt hätten).

Und danke für das tolle Video!

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Sehr schön, so habe ich mir das vorgestellt. Vielen Dank für eure Beiträge, die das weite Spektrum der Thematik gut abbilden. Eine Sammlung von persönlichen Erfahrungen, gekoppelt mit der Reflexion dieser Erfahrungen und der eigenen Überlegungen, halte ich für sehr viel hilfreicher als leere Aussagen nach dem Schema "Ton A ist am besten für Tee B", auf die man zuhauf im Internet trifft. Daher finde ich es nur positiv, wenn hier vor allem die Subjektivität und die Notwendigkeit des Ausprobierens kommuniziert werden. Gleichzeitig wird offensichtlich, dass man sich mit dem Thema gewissenhaft beschäftigen sollte, wenn man in ästhetischer und gustatorischer Hinsicht hohe Ansprüche an seine Tongefäße stellt. Diesbezüglich schlummert hier im Forum ein großer Wissensschatz, sodass in diesem Thread ohne weiteres subjektive Erfahrungen und Faktenwissen nebeneinander stehen können.

Meine ersten Schritte in die Welt der unglasierten Kännchen liegen noch nicht weit zurück, anderthalb Jahre um genau zu sein. Yixing war mir damals (wie heute) ein zu unübersichtliches Dickicht. Die Sorge, ein minderwertiges Produkt zu erhalten, hat mich zu anderen Tonsorten greifen lassen. Mangels Möglichkeiten, die Kännchen vorher auszuprobieren, habe ich mich so gut es ging durch die verfügbaren Informationen gewühlt und meine Kaufentscheidungen darauf basiert. Immer hatte ich dabei schon spezifische Teesorten im Blick, von denen ich mir eine gute Passung mit dem Kännchen erhoffte. Mittlerweile bin ich so bei einer Auswahl von vier Kannen angekommen, mit denen ich eigentlich die gesamte Bandbreite der von mir getrunkenen Teesorten abdecken kann. Außerdem habe ich noch eine glasierte Shibo und einen Porzellangaiwan. Mit dieser Auswahl bin ich auf absehbare Zukunft erst einmal sehr zufrieden, auch aus Platz- und Budgetgründen.

  • Eine 130ml Xi Shi aus Nixing Ton. Sie ist recht dicht gebrannt bei mittlerer Wandstärke und gießt etwas gemächlich aus. Bei mir kommt sie vor allem mit Hongcha, sowie mittel bis stärker oxidierten Oolongs bei leichter bis mittlerer Röstung zum Einsatz.
  • Eine 100ml Kyusu aus rauem, luftigen Kobiwako Ton (siehe aktuelles Profilbild). Mittlere Wandstärke. Sie ist mein go-to Kännchen für grünen Oolong. Seltener bereite ich darin japanische Grüntees und noch seltener chinesische Grüntees zu.
  • Ein kugelrundes 95ml Kännchen aus Jiri Duchek's luftigem und porösem Rye-Ton. Etwas dickere Wandstärke. Sie harmoniert prächtig mit jungem Sheng und kommt auch fast nur dafür zum Einsatz. Ab und zu auch mal mit einem gereiften Weißtee.
  • Eine 120ml Shi Piao aus Jianshui Ton. Glatt und dicht gebrannt bei dickerer Wandstärke (also ein typisches Jianshui Kännchen). Die glatte Oberfläche macht ein buntes Wechseln der Teesorten unproblematisch. Mein go-to Kännchen für Tees mit funky Noten, die viel Hitze vertragen können:  manche stark gerösteten Oolongs, Shou, Heicha, älterer Sheng.

Diese Einsatzfelder decken sich zu einem großen Teil mit den Überlegungen, die ich im Vorfeld des Kaufes angestellt habe. Spielt hier die selbsterfüllende Prophezeiung eine Rolle? Mit Sicherheit. Durch Ausprobieren haben sich allerdings auch einige Dinge ergeben, die zu einer Umwidmung geführt haben:
Das Jianshui Kännchen habe ich anfangs häufig für jungen Sheng benutzt. Das Duchek Kännchen passt da aber einfach viel besser, weil es adstringente Anklänge so gut dämpft.
Im Kobiwako Kännchen gelingen manche Sencha hervorragend, manche werden darin zu bitter. Nach dem ich das Interview mit Mark Mohler gesehen habe, beschleicht mich nun die Ahnung, dass der luftige Ton die Wärme besser hält, als es so manchem Sencha gut tut. Dieser Aspekt der stärkeren Isolation durch im Ton eingeschlossene Luft war mir nie bewusst. Das wäre also ein Beispiel für einen wertvollen Fakt neben den Erfahrungen.
Im Nixing Kännchen habe ich mich schon über endlose Dancong-Gewässer schippern sehen. Die Ästhethik passte da einfach für mich. Ich habe aber festgestellt, dass ich Dancong aus meiner glasierten Shibo meist lieber mag.
Undsoweiterundsofort...

Wichtige Kriterien, warum eine Kanne zu einem Tee passt, sind für mich neben den geschmacklichen:

  • Der Geruch des Tons: Das Nixing Kännchen riecht zum Beispiel nach dem Vorwärmen herrlich süßlich nach... warmem Ton. Das klingt offensichtlich, ist aber anders als beim Jianshui Kännchen, das eher einen mineralischen, irgendwie kühleren Geruch verströmt. Beides sind Eigenschaften, die sich mit dem Charakter der von mir jeweils ausgewählten Tees gut ergänzen.
  • Praktische Parameter wie Größe und Abgießgeschwindigkeit
  • sehr wichtig: ästhetische Gesichtspunkte, die von einem subjektiv-intuitiven Gefühl bestimmt werden, welche Kombinationen irgendwie "passen". Zum Beispiel sieht ein grüner Oolong oder ein Sencha in der sandfarbenen Kobiwako Kyusu einfach zum anbeißen aus. Gerade dieser Punkt kann auch tagesabhängig zu unterschiedlichen Entscheidungen führen.

Das Wasser koche ich in einem elektrischen Wasserkocher aus Edelstahl. In Sachen Schälchen und Pitcher benutze ich bis dato nur glasierte Stücke. Hier spielen vor allem Aspekte der Form (z.B. welche Eigenschaften des Tees werden durch die Form des Schalenrandes betont), des Trinkgefühls, der Ästhetik und der Handhabung eine Rolle. Je nach Lust und Laune kombiniere ich da alle Schälchen mit allen Kännchen.

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vor 22 Minuten schrieb Shibo:

Im Kobiwako Kännchen gelingen manche Sencha hervorragend, manche werden darin zu bitter. Nach dem ich das Interview mit Mark Mohler gesehen habe, beschleicht mich nun die Ahnung, dass der luftige Ton die Wärme besser hält, als es so manchem Sencha gut tut.

das müsstest du bestätigen/widerlegen können, indem du den Tee einfach mal kälter aufgießt. mich dünkt: der Tee behält seine bitteren Noten trotzdem. so zumindest meine Erfahrung

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  • 2 Wochen später...
Zitat

Ich oute mich mal als jemand, der den Einfluss diverser 'Zauberkannen' zwar nicht für vernachlässigbar, aber doch für nahezu subliminal hält - insbesondere im Vergleich zum Einfluss der psychophysischen Tagesform des Trinkers. Ich habe, glaube ich, hier schon einmal den Vergleich mit der Grundierung einer Leinwand in der Malerei gezogen. U.a. gibt diese Grundierung einen Grundfarbton für die aufgetragenen Farben vor und bewirkt so eine verbesserte Farbbrillianz. Nun geben unterschiedliche poröse keramische Materialien - vorausgesetzt, sie sind mit passendem Aufgussmaterial 'eingefahren' - dem Tee eine unterschiedliche Grundierung. Wie stark sie jeweils sein sollte, ist eine Sache subjektiven Geschmacks und das Motto 'viel hilft viel' ist mE hier nicht hilfreich. Das Aufgefäß ist ein Werkzeug, das den Charakter des Aufgussmaterials optimal zum Ausdruck bringen soll - es soll ihn nicht 'schönen' und natürlich schon gar nicht verfälschen.

Im Übrigen lässt sich der Einfluss des Aufgussgefäßes ein Stück weit objektiv einschätzen, wenn man einfach einen Aufguss ohne Material macht, also nur mit heißem Wasser und das Ergebnis verschiedener Gefäße bei ansonsten gleichen Bedingungen sensorisch vergleicht. Dann hat man dann die unterschiedlichen 'Grundtönungen' isoliert.

 

_()_

@SoGen Ich habe deinen Beitrag einmal hier zitiert, weil er mir dem Thema zuträglich erschien.

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  • 3 Monate später...

Eine zufällige Feststellung kürzlich:

Die verhältnismässig porösen Dai Gaiwane aus Yunnan eignen sich meiner Meinung nach hervorragend für Ye Sheng - unterdessen mehrfach getestet!

Am 17.12.2020 um 14:40 schrieb GoldenTurtle:

20201217_143534.thumb.jpg.9be8f38521902bded3e7c01ea0466bf0.jpg

(auf dem Bild aus dem Archiv - richtig, das war kein Ye Sheng, sondern ein kultivierter Sheng von Jeep)

Details: Ich hatte zuvor vermutet, dass die Dai Gaiwan Ye Shengs genau am falschen Ort abrunden würde, an den säuerlich-süssen Fruchtnotenspitzen, was bspw. weniger glatte/harte/heissgebrannte und somit porösere Exemplare von Yixings gerne bei Fenghuang Oolongs anstellen - aber falsch vermutet! Es ist ein prächtiges Zusammenspiel das wunderbar zueinander passt. Die Dai Gaiwan verwischt die bitteren Spitzen mit der Süsse, lässt die Frucht aber stehen - sie lässt den Tee etwas lieblicher erscheinen, wodurch er gar edler wirkt. Sollte sie dennoch die säuerlichen Fruchnotenspitzen abrunden, dann auf eine äussert passende Weise, die zumindest mir nicht im Geringsten einer aromatischen Beschneidung gleichkommt.

Bearbeitet von GoldenTurtle
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