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Welchen Tee trinkt ihr heute?


Empfohlene Beiträge

 

Yibang DaHei Senlin 2022  -  puerh sk

Die Verkostung des Senlin beeindruckte mich schon beim Teetreffen im Juni sehr und glücklicherweise konnte ich noch ein paar Gramm beschaffen. Heute war es endlich soweit!

Das relativ kleine Blatt duftet im Kännchen tief zuckrig süß, 'einfach', im guten Sinn. Das nasse Blatt duftet tropisch, leicht cremig und vor allem kraftvoll… tief innen flüchtig eine exotische Blume, versteckt, aber geheimnisvoll gegenwärtig… Später herrlich tropisch, dicht-fruchtig, immer mit einer Weichheit.

Diese Weichheit zeigt sich auch im Body: Seidig, aber mit einer gewissen Festigkeit. Eine tolle Textur! Sofort bitzelt der Mundraum, eine wunderbare Adstringenz, die nach 'Kraft' schmeckt und das Gefühl von Energie verstärkt. Im Geschmack zuckrig, leicht, aber da ist diese dunkle Seite… ein vornehm dunkler Geschmack. Klarheit; zur seidigen Textur gesellt sich eine ebenso seidige Süße, die später auch mal zu Honigsüße wird. Der Abgang mal dunkler, mal tropischer, mal kosmetischer, später pure Aprikose.

Ein duft von grtrocknetem Urin macht sich breit -  haha ja, das mag abstoßend klingen… aber auch in der Welt des Single Malt tauchen bei besonders edlen Drams solche Noten durchaus auf.

Für mich spielt sich die Energie, etwas anders als @doumer es beschrieben hat, nicht nur im Kopf ab: Da ist auf jeden Fall was, aber eigentlich sofort fließt die Energie frei durch den ganzen Körper, in etlichen Schüben die Wirbelsäule hinab, an den Seiten, in den Beinen, bis hin zur Gänsehaut... ein Gefühl von Entspannung - oder vielleicht besser: 'Befreiung von Spannung', wahrlich beeindruckend!

Aber all diese Worte werden dem Tee freilich nicht gerecht. Der Senlin scheint für mich einer dieser Tees zu sein, wo ganz klar die Worte versagen und es einfach am Besten ist, nur mit dem Tee zu sitzen und sich hinzugeben. Poetisch, elegant, einfach ver- und bezaubernd.

Volle Punktzahl!

Liebe Grüße!

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2022 Wangong Xiaoshu von Tea Encounter

I'm back in black, haha! Nachdem ich ein paar Tage unterwegs war gab es heute einen einfacheren Tee, um wieder "rein zu kommen": einen Xiaoshu (小树) aus Wangong (弯弓), was ziemlich zentral in Yiwu (易武) liegt. Bei Wangong bzw (Wangongzhai) handelt es sich um eine Dorfgemeinschaft (wie z.B. bei Guafengzhai) - das genaue Dorf bzw. Garten ist im Shop nicht angegeben, dem Preis nach dürfte es aber auch unter Berücksichtigung, dass es sich um Xiaoshu-Material handelt nicht um Bohetang handeln sondern entweder um einen Blend oder ein weniger gehyptes Dorf.
Das Blatt ist wie man es von Tiagos Produktionen gewohnt ist schön und ordentlich, eher etwas auf der grünen Seite produziert aber nicht übertrieben grün, mit einem angenehmen süßlichen Aroma das durchaus an die Gushu-Version von 2020 erinnert. Auch auf der Geschmacksebene dominiert eben diese Süße, die sich durch ihre ganz dezenten Zuckerwatte/Karamell-Noten doch etwas von anderen Yiwu-Regionen abhebt. Kein außergewöhnlicher Tee, aber einer der sich gut trinken lässt und wie bei dem Chawangshu Xiaoshu einen Einblick in die sonst sehr teure Region zumindest auf der Geschmacksebene ermöglicht.

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2022 Rareness 5 Gaogan von prSK

Bei dem Rareness 5 wird es dieses Jahr etwas kompliziert, da Peter gleich 3 (!) Versionen ins Programm aufgenommen hat: die reguläre 2022er Version aus Gushu-Material, die 2022er Gaogan Material und die 2020er Gushu-Version, die es damals auf Grund der Versand-Problematik leider nie offiziell in den Verkauf geschafft hat - im Shop ist soweit ich sehen kann aber nur noch die "normale" 2022er Version vorhanden.

Bei dem Tee heute handelt es sich um die Gaogan-Version, die wie der Name schon nahe legt aus Gaogan-Material besteht und somit der direkte Nachfolger zur 2021er Version ist, die ebenfalls und im Gegensatz zur 2019er Version aus Gaogan-Material besteht. Und im direkten Vergleich mit der Gushu-Version wird dann auch klar, welch immensen Einfluss die Wahl des Baumes (die Region/Garten ist ja die selbe) auf den Tee hat: zwar ist die 2022er Version nicht so extrem wie die 2021er Version, die man als (Tee-)Essenz der Leere bezeichnen kann, aber doch sehr viel näher an dieser, als an der 2019er Version. Aroma und Geschmack sind ziemlich verhalten - auf der Geschmacksebene zeigt sich in den ersten Aufgüssen primär eine wilde Bitterkeit, die sich aber durch etwas kühleres Wasser (85° sind für junge Shengs vollkommen ausreichend, dafür kann man dann die Ziehzeit etwas erhöhen) zu Gunsten von mehr Fülle/Gewicht reduzieren lässt, aber dennoch die Führung behält, da der Rest so dezent ist. Insgesamt aber doch deutlich mehr als bei der 2021er Version, jedoch nach wie vor nicht das, worum es bei dem Tee geht: Tiefe und Qi sind auch dieses Jahr wieder die herausragenden Stärken des Tees. Diese haben auch wieder den selben, meditativ-ruhigen Charakter: im Gegensatz zum hammermäßigen Dahei Senlin haut einen das Qi nicht aus den Socken sondern man sinkt langsam immer Tiefer hinein - das in Kombination mit einer Tiefe, wie es nur eine Handvoll Tees haben, ist eine traumhafte Kombination für eine wirklich meditative Session (sogar so sehr, dass ich zwischen durch vergessen habe ein Foto zu machen). Und diese Zeit muss man sich auch nehmen, um den Tee nicht zu "überhören" und damit er seine volle Wirkung entfalten kann - denn es ist durchaus ein fordernder Tee: nicht dass er "zickig" wäre wie manch andere aber seine ätherische Natur macht ihn nur schwer greifbar - die meisten werden mit der regulären Gushu-Version sicher mehr Freude haben (dazu später mehr). Erwähnenswert ist auch die Ausdauer des Tees: nach 2h habe ich das Gefühl, dass der Tee maximal die Hälfte hinter sich hat - also geht es am Abend weiter, mal schauen bis wann in die Nacht der Tee noch durch hält! Aber auch dieses Jahr tue ich mich mit der Bewertung der Charakter-Metrik schwer: ist die Leere der 2021er Version nun eine 1 oder eine 5? Und wenn die 2022er Version geschmacklich mehr bietet, was die Leere reduziert, wird dann der Wert höher oder niedriger? Am besten die Metrik einfach ignorieren, haha!

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Dieses Wochenende habe ich das Teeregal neu sortiert und die Bovedapacks zu prüfen. Zwei mussten ausgetauscht werden, jetzt "laden" sie sich an einer Tasse Wasser wieder auf.

Davor und danach wurden Tees getrunken. Dieses Wochenende alle von Farmer Leaf, da mich vor kurzem eine Bestellung, mit mehr als ordentlicher Beigabe von Samples, erreichte. Das betone ich, weil eine Bestellung von der französischen Seite letztes Jahr, sehr knapp abgewogen war. Dann soll man die positiven Änderung nicht unerwähnt lassen.

Beide Tees vereinen einen angenehm frischen Duft und das angenehme Trinkgefühl auf sich. Sie sind auch nicht sonderlich komplex, aber trotzdem gut.
Los ging es mit einem der Sample. Xiao He Bian (seopan) 2022 (Spring). Ein paar der Buchstaben sind schwer zu entziffern, die Schreibweise kann somit falsch sein. Dieser Tee ist zur Zeit nicht auf der Farmer Leaf Homepage zu finden. 

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Die Teeblätter ließen sich leicht aus dem locker gepressten Kuchenabbruch lösen.

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Die ersten beiden Aufgüsse sind nichtssagend, danach zeigt sich zuerst eine leichte Kräuter- und ein paar Aufgüsse später eine Gewürznote. 

Als zweiten Tee gab es ein Gaiwan voll des Jingmai Miyun 2022. Davon habe ich einen Fladen bestellt. Im Vergleich zu den Vorjahren hat sich das verwendete Material geändert. Jedenfalls verstehe ich so den Beschreibungstext des Tees. 

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Definitiv vermisse ich die ölige Note des 19er Miyuns. Die Bitterkeit des Tees lässt sich mit etwas Feingefühl bei der Ziehzeit gut beeinflussen. Davon abgesehen kann ich dem Tee nicht weiter auf den Grund gehen. Womöglich spielt die starke Hitze eine Rolle. Jedenfalls ist der Tee sehr offen auf der Zunge ohne viel von sich zu erzählen. An ein paar Abenden hatte ich den Tee schon und er trank sich immer schön.

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2010 Yiwu Brick von Yu

Nach dem Gewitter gestern Nacht (und da es meine Tagesplanung zuließ) musste ich den kühlen Morgen für einen etwas älteren Tee nutzen, den ich letzte Woche gleich zwei mal hatte: hierbei handelt es sich um einen Fangcha (方茶), also einem quadratischen Brick, von Jinsong Yu(游錦松) als er noch mit seiner Ex unter der damals gemeinsamen Marke "All for Tea" tätig war. Die quadratische Form ist gleich in doppelter Hinsicht interessant: einerseits ist es für mich tatsächlich der einzige fullsize Fangcha, den ich besitze - alle anderen sind/waren nur die Mini-Versionen wie z.B. die fancy Proben der highend 2022er FL Shengs und andererseits ist das eine für Yu sehr ungewöhnliche Form (zumindest für mich der einzige Yu-Brick, den ich kenne), da bei Bricks meist qualitativ schlechteres Material verwendet wird, als es bei Bings der Fall ist.
Für 200g wirkt der Brick jedenfalls sehr klein - was ein einer sehr festen Pressung liegt: nicht das absolute maximum aber schon oberes Ende der Skala, so dass es unmöglich ist einzelne Blätter zu lösen und ich mich auf das Zerteilen in kleinere Brocken begnügen muss. Und ebenso ungewöhnlich wie die Wahl des Formfaktors ist auch der Charakter des Tees für einen Yu-Tee: im ersten Aufguss startet er auf Grund der festen Pressung noch sehr verhalten, ab dem zweiten aber schnell zu und zeigt etwas, was ich nur als häufig zitiertes aber selten erreichtes, hier perfekt gelungenes "classic profile" beschreiben kann - so sollten in einem pu-fokussierten Paralleluniversum hochwertige Factory-Produktionen sein! Denn genau diese Assoziation ruft der Tee in mir hervor: dank der festen Pressung hat der Tee noch einiges an Adstringenz auf Lager (aber nicht so, dass es unangenehm ist) und mischt gekonnt Yiwu-Süße mit herben, dezent an Weihrauch erinnernden Noten (obwohl der Tee an sich gar nicht rauchig ist) - das ganz ohne die gefürchtete Factory-Säure (miese/normale Factory-Produktionen sind meist unsäglich sauer) dafür aber mit der spürbaren sonnigen Weichheit von Yus Eigenproduktionen. Diese wird unterstrichen von einer wunderbar weichen, schweren und vollen Textur, die ich zugegebenermaßen bei einem so kleinteiligen Blattgut gar nicht vermutet hätte - diese ist für mich klar die herausragende Stärke des Tees! Jedoch dicht gefolgt vom Qi: für frühe Yu-Produktionen typisch ist es eher leise uns sanft aber doch ordentlich entspannend in der Wirkung - sehr schön. Definitiv ein Yu-Tee wie kein anderer 🙂

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Über all for tea habe ich mich auch schon versucht zu informieren, aber die Webseite ist nicht mehr erreichbar und im Webarchive für mich unbenutzbar.

Für mich schien es auch so, als wurde die Marke 2013 herum aufgelöst. Aber dass Yu darin involviert war, war mir auch neu. Gut zu wissen.

Bearbeitet von DavidL
Typo korrigiert
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@DavidL so weit ich weiß hat er das Label mit begründet und ist dann wie @doumer sagt dann zu seinem eigenen gewechselt. Ich hatte die Info auch nur zufällig im Buch "der Tee aus den Wäldern" gelesen. Gewundert habe ich mich, da bei dem Brick der jetzt vorgestellt wurde TKK Yu angibt aber bei dem Bing der etwas später kam Yu keine Erwähnung findet. Ich war mir dann nicht sicher ob Yu dort seine Finger mit im Spiel hatte oder nicht. Bzw ob das Lable mit ihm auch sein ende gefunden hat.

Brick mit Yu 2010

Ohne Yu Bing 2013

Bearbeitet von Siebenschläfer
Links eingefügt
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2005 Tongqing Hao 269       puerh sk

 

Zur Feier eines besonderen Geburtstags gab es heute zum ersten Mal eine Session mit diesem TQH aus meinem kleinen Sample, das ich einst bei Peter erstand.

Der Duft ist im trockenen Zustand stallig mit einer rauchigen, dichten Süße, die wie ein Schwaden über den Blättern hängt. Schokolade und Holz, etwas würzig-rauchig auch, etwas Leder, alte Akten… Ich musste an meine Sammlung von alten Magic-Karten denken…

Die Komplexität setzt sich auch im nassen Blatt weiter fort: Plötzlich sehr lebhaft harzig, alte Holzplanken, eine geheimnisvolle Marzipan-Rumtrüffel Note, später eleganter Zitronenkuchen…

Der Geschmack zunächst glasklar reines stalliges Holz mit dezenter Herbheit, unmittelbar füllig, ohne sehr schwer zu sein. Der Nachklang beginnt etwas bitter-holzrauchig und entwickelt sich dann hin zu einer mineralischen Frische aus tropischen Früchten in Cognac mit wieder etwas Marzipan, sehr belebend.

Es wird sofort klar, dass hier äußerst hochwertiges Material verwendet wurde, da ist eine gewisse Zartheit und Reinheit in der stalligen Ehrlichkeit; die Süße nimmt im nächsten Aufguss schon drastisch zu.

Immer wieder ein Hauch von Bitterkeit und der leiseste Anflug von appetitanregender Trockenheit, das passt hervorragend zum Charakter dieses Tees und zu dem Gefühl, einen tiefgründigen und kraftvollen Tee vor sich zu haben.

Endloser Abgang mit viel Süße im Hals... etwas Kräuter mit Honig.

So ganz nebenbei sind weitere aufkommende Eindrücke sind Haarwasser und Lakritz.

Im 'Mittelteil' dieses Epos: Etwas mehr Säure, etwas leichter insgesamt, mit einer an Sellerie erinnernden Note. Das geht so für ein paar Aufgüsse, bis dann die späten und ziemlich lang gezogenen Aufgüsse kommen: Hier scheint in feinster Klarheit der Yiwu Charakter! Zart und elegant spaziert er quicklebendig aus den Ställen heraus… und schenkt reinste Süße, sogar mit einem Anklang von Weihrauch.

Dass sich eine tiefe Wärme vom Bauch her ausbreitet, geschieht fast unmerklich…

 

Ein Ausnahme-Tee und ich bin sehr glücklich, dass ich ihn zusammen mit dem Geburtstagskind P the G zusammen genießen durfte! Volle Punktzahl!

 

Beste Grüße und ein schönes Wochenende!

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2022 Mansong von prSK

Auch dieses Jahr ist der Mansong wieder mit von der Partie und Peter gibt etwas mehr Details zu den Bäumen Preis: diese sollen wie auch schon bei den letzten beiden Jahrgängen beschrieben nicht all zu alt sein (ca. 40-50 Jahre) und sich auch wieder um Xiao Gaogan Bäume handeln, also welche die hoch wachsen und nicht zurückgeschnitten wurden. Interessant ist vor allem auch die Umwelt in der diese Bäume wachsen: es handelt sich dabei um einen Staatswald, der eine 40 minütige Motorrad-Fahrt vom nächsten Dorf entfernt ist und daher nicht regulär bewirtschaftet wird, sprich es handelt sich um eine ökologisch Umgebung, was für den Tee mindestens genau so wichtig ist, wie die Teepflanze selbst. Diese "Naturverbundenheit" hat man bereits bei den letzten beiden Jahrgängen gemerkt und ist auch dieses mal wieder spürbar - das ist nichts, was man durch eine fancy Produktion für viel Geld nachahmen könnte!

Das Blatt ist auch dieses Jahr wieder genau so dunkel wie die letzten beiden - evtl. einen Tick fester gepresst, anhand des Samples kann man das immer nicht so gut beurteilen - aber bereits nach dem Waschgang erfüllt es den Raum mit einem tollen, tief-fruchtigem Aroma. Eigentlich sollte es ab da nicht mehr überraschend sein, aber gerade in Anbetracht dessen, wie herb die 2021er Version war (Stichwort "Schlehen") überrascht die intensive Pflaumen-Note hier doch etwas - der Tee wirkt dadurch wieder deutlich yibang-typischer als letztes Jahr, wen auch trotzdem noch auf der "dark side of Yibang", was mir gut gefällt. Auf jeden Fall ist das ein Tee, bei dem es sich auch sehr lohnt etwas kühleres Wasser als landläufig üblich zu nehmen und dafür ein bisschen länger ziehen lassen: dadurch kann man die Fruchtigkeit zusammen mit einer schwer-weichen Textur fördern - falls man es mal eher herb und etwas bitter mag, bringt heißeres Wasser das direkt zur Geltung - durchaus ein komplexer Tee, der entsprechend gehandhabt werden möchte. Man kann also je nach dem wie man Aufgießt den Reifegrad der Pflaumen beeinflussen, haha! Neben dem tollen, dunklen Geschmacks- und Aroma-Profil kann der Tee aber auch mit Qi und Tiefe punkten - natürlich nicht auf dem Level eines Dahei Senlins oder eines Mangsheqings aber mehr als es viele (angebliche) Gushu-Produktionen auf dem Markt können. Definitiv ein schöner Mansong, der Liebhaber typischer und atypischer Yibang gleichermaßen begeistern dürfte und bei dem es sich lohnt, mit den Parametern zu experimentieren, um die vielen verschiedenen Facetten (Pflaume ist nur eine von vielen!) zu erleben.

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2021 Yibang Xiaoshu von Yu

Nach dem Mansong gestern ist der Tee heute ein sehr spannender Vergleich: dieser Yibang stammt ebenfalls von Xiaoshu Bäumen ähnlichen Alters allerdings von etwas anderer Natur: bei diesen Bäumen handelt es sich um Huangshan Bäumen, also Pflanzen die vor der Kulturrevolution gepflanzt und der Garten dann aus bekannten Gründen aufgegeben wurde, nun aber wieder bewirtschaftet wird - im Gegensatz zu den wirklich wild wachsenden Bäumen, die beim Mansong Verwendung finden. Klar, die Produktionsmethode von Yu ist anders als bei den Tees von Peter und der genaue Standort ist nicht bekannt (lediglich Yibang als übergeordnete Region), aber dennoch ein interessanter Vergleich!

Dem Sample nach scheint auch hier die Pressung etwas fester zu sein und das Blatt ist von einer ähnlichen Farbgebung, auch wenn es einen Tick grüner zu sein scheint (es ist nach wie vor lustig, Yus Tees als "grün" zu bezeichnen - schon krass, wie sehr sich bei Peter die Produktionsmethode ab 2020 geändert hat). Das nasse Blatt hat ein volles, vielversprechendes Aroma auch wenn es keine so besondere Note aufweist wie der Mansong. Geschmacklich geht der Tee aber in eine ganz andere Richtung: während der Mansong sehr dunkel ist, ist der Yibang von Yu heller, grüner und frischer - eindeutig Yibang-typischer. Aber auch hier ein gewisses Maß an Komplexität: wenn man ihn kräftig brüht dominieren herbe, leicht bittere Facetten, dezenter/kühler gebrüht ist er freundlicher und fruchtiger und liefert einen schönen Yibang-Charakter. Abgesehen von den geschmacklichen Feinheiten besteht der größte Unterschied aber klar in den Punkten Qi und Tiefe: während diese bei dem Mansong für einen Xiaoshu überraschend ausgeprägt sind, sind sie hier wie eigentlich bei einem Xiaoshu erwartet kaum vorhanden. Woran liegt das? Ich hatte mich erst vor ein paar Tagen mit einem Teefreund mal wieder über das Thema Qi unterhalten und das Alter der Pflanzen war auch hier wieder zentraler Bestandteil des Erklärungsversuches - aber wie schon gestern angemerkt kann es nicht nur das sein: die Umwelt in der die Teepflanze wächst muss einen mindestens genau so großen Einfluss darauf haben, ebenso wie sie wächst (kultiviert vs wild), das zeigt der Vergleich dieser beiden Tees deutlich. Klar, preislich spielen die beiden auch in einer anderen Liga (der Yibang von Yu liegt bei 0,60€/g, der Mansong von Peter bei 1,28€/g, das ist das Doppelte) aber dass beide Tees im Grunde Xiaoshu Tees sind ist schon erstaunlich. Für Einsteiger, die Yibang als Region kennen lernen wollen (und sich ohnehin evtl. erst noch an das Thema Qi und Tiefe herantasten müssen) ist der Yibang Xiaoshu von Yu aber ein toller Einstieg!

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Bearbeitet von doumer
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Für heute war die intensivere Beschäftigung mit Farmer Leafs Huey Wa 2022 angedacht. Dieser ist jedoch so anders als der 2021er Vorgänger, dass er noch etwas Eingewöhnungszeit bekommt.

Daher Wechsel auf einen Tee der für morgen geplant war. Tea Encounters Chawangshu Xiaoshu 2022. Eine Probe die mir freundlicherweise von @doumerüberlasse wurde.
Der Duft erinnert zunächst an Wald und entfernte Früchte. Also, nicht Früchte die vor einem lagen und dann von einer Person entfernt wurden, sondern Früchte die die ganze Zeit in einiger Entfernung liegen und deren Duft leicht zu einem herüber weht. :) Nach ein paar Aufgüssen gesellen sich Blumen dazu.

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Aufguss eins ist nichtssagend, die beiden folgenden waren nur etwas voller, also wurde die Ziehzeit drastisch erhöht. Die nun folgenden Aufgüsse lassen sich am besten als Marmelade beschreiben. Fruchtig, süß, etwas bitter und dickflüssig. Letzteres passt nicht hundertprozentig zum Marmeladenvergleich, aber ihr wisst sicher, wie es zu verstehen ist. Eine ungewohnte Komposition. Das Energielevel ist wie der Akkustand eines Smartphones nach drei Tagen: niedrig.
Ob und wie nahe dieser Tee Gushu Chawangshu kommt, kann ich nicht beurteilen. 
Man sollte den Tee auf jeden Fall ein paar Momente im Mund behalten, dann kommt die Konsistenz und die Frucht besser zur Geltung.

Ergänzung zu den späteren Aufgüssen: Die Süße wird schwächer, wird von etwas Blumigkeit begleitet und die Frucht ist weiterhin vorhanden. (Das Foto stammt von einem der späten Aufgüsse)

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Um den direkten Vergleich zu haben, schließe ich den Chawangshu 2022 late nectar direkt an. Eine mutmaßliche Sommerernte vom selben Farmer wie der Xiaoshu. Ebenfalls von Tea Encounter vertrieben und ebenfalls ein Geschenk von @doumer.

Nach den Erfahrungen mit den Ziehzeiten beim Xiaoshu, geht es hier gleich mit 30 Sekunden für Aufguss eins los. 
Der Duft ist recht ähnlich, jedoch "trockener". Also kein Wald sondern Heu, aber dennoch vertraut. Ein Hauch Rauch steig vom trockenen Blatt auf.
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Ins Schälchen kommt erneut eine kräftige Flüssigkeit. Das Gefühl von Marmelade stellt sich allerdings nicht ein. Weniger Bitterkeit und weniger Süße sind der eine Grund dafür. Der andere Grund ist der leichte Rauch. Deshalb erinnert mich der Tee eher an geschwefeltes Trockenobst.
Korrektur: Bitterkeit kommt :)

Beide Tees bereiten durchaus Freude. Sucht man nur nach Geschmack, halte ich beide für eine gute Wahl. Die Frühlingsernte gefällt mir ein Stück besser. 

Danke @doumerfür die Gelegenheit beide Tees probieren zu dürfen.

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Bearbeitet von Getsome
Edit: Am Ende des Post schmuggelt sich immer wieder ein Bild rein, trotz mehrmaligem Löschen.
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Rareness 5 2020 - Jinghong stored       puerh sk

Ich bin sehr froh, ein paar Gramm dieses Tees mit Pierre getauscht zu haben, so war wenigstens eine Session möglich. Danke dafür Pierre! (getauscht wurde für den Senlin) Und auch wenn diese kleine Momentaufnahme diesem Tee keinesfalls gerecht werden kann, so möchte ich dennoch meine Eindrücke mit euch teilen.

Der Duft des trockenen Blattes ist waldig süß mit viel Tiefe, nach dem ersten Aufguss ein Duft von lebhaftem tropischen Geäst, herzhafter Eindruck, anfangs ganz konzentriert. Und immer ist da eine ganz bestimmte Würze... Ein Aroma, das sich auch im Geschmack fortsetzen wird und das für mich ganz schwer zu beschreiben ist. Es ist eher eine Mischung aus verschiedenen Dingen, Anklänge von Gebäck, gekochtem Kraut und gefüllten Paprika mit Tomatensoße. Die Tomatensoße taucht ab und zu auch als eigenständiges Aroma auf.

Der Body ist weich und sanft, ölig werdend. Sofort fällt eine Karamellnote auf, die sich später auch immer wieder mal zeigen wird. Es gibt einen Eindruck von einer ätherischen, aber doch schwerer süßen reifen Pflaume, wieder Gebäck. Das mit dem Gebäck, oder allgemein ein Eindruck von 'Nachtisch' taucht offenbar bei mir mit zumindest fast all den Tees von Peter auf, die einige Zeit in Jinghong gelagert wurden; und auch heute ist es wieder so. Es zeigt sich ein körniger Yiwu-Charakter, Anklänge von Mais sind auch dabei.

Der Tee entwickelt sich außergewöhnlich im Geschmack mit der deutlichen Würze- und Getreide-Note, gepaart mit einem Hauch von Säuerlichkeit und einer leisen Trockenheit von Ästchen sowie einer Öligkeit, die mich ab und zu an Leinöl denken lässt.

Im Abgang, der sich über einige Zeit entwickelt, kommt für mich der Rareness-Charakter klarer zum Vorschein und in den späten Aufgüssen eine wunderschöne leise Birnennote.

Ein wahrer Genuss ist auch das 'Energie-crescendo': In den ersten drei bis vier Aufgüssen passiert nicht wirklich viel, aber dann in einer wunderbaren Welle, von der Brust ausgehend, entwickelt sich der kraftvolle Tee mit üppigen Schüben. Ein reinigendes Gefühl im Hals.

Das mit der Energie bei diesem Tee... ja, das ist schon was.

Aber vielleicht zeigt mir die heutige Session mit dem Rareness wieder einmal, das einfach das Gesamtding zählt. Es ist egal für mich, ob die Energie oder sonst was Separates toll ist, wenn es aber an anderen mangelt oder das Gesamtgefühl nicht passt (das ist natürlich auch von Tag zu Tag anders). Einzelne Aspekte sind an sich nicht sonderlich wichtig, vielleicht schön, darüber zu sprechen oder hier zu schreiben, aber letztendlich geht es um das 'Sitzen mit dem Tee'. Damit will ich keinesfalls sagen, dass dieser Tee nicht gut ist! Und auch nicht, dass mir die Session nicht gefallen hätte, denn das hat sie zweifelsohne. Der Rareness ist ein wunderbarer Tee. Allerdings für mich (heute! ... und somit wohl leider auch das erste und letzte Mal) ohne besonderen Zauber.

 

Beste Grüße!

ps: Ich frage mich, ob und wenn ja welchen Einfluss die Lagerung hier hatte.

 

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Bearbeitet von real_G
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1996 Jiang Cheng Tea Brick

Heute ist einer der spannendsten Tees im Kännchen, den ich seit langem hatte: ein Brick von einem unbekannten Produzenten über den außer das durchaus beachtliche Alter von 27 Jahren nicht viel bekannt ist - nur dass er aus Jiang Cheng kommt. Das ist eine Region direkt nördlich von Yiwu (und südlich vom Wuliang Shan) von der ich um ehrlich zu sein zuvor noch nie etwas gehört habe und soweit ich weiß auch noch nie einen Tee hatte - eben auf Grund dieser Nähe ist es aber auch wahrscheinlich, dass das Material meist als Yiwu verkauft wird, so wie es z.B. auch mit Bakanan ist (bis auf den von Peter hab ich noch nie einen Tee von dort gesehen, da das Material direkt als Lao Ban Zhang verkauft wird). Jiang Cheng wird hauptsächlich von den Yi und Hani bewohnt und hat wohl einige sehr alte Teebäume zu bieten - produziert wurde der Tee im "classic style" der pre-2000er Produktionen. Gesourct wurde der Tee von Oliver Schneider - laut ihm wurde der Tee unter "natural dry Taiwan Storage" gelagert, wenn man sich das Blatt anschaut wird aber klar, dass er davor eine sehr feuchte Phase erlebt haben muss, da das Blatt leichten "white frost" aufweist (evtl. gibt es verschiedene Batches aber bei diesem ist es definitiv der Fall). Den Tee hatten Olli, Geli und ich vor zwei Wochen an meinem letzten Abend in Kiel und wir waren zunächst recht skeptisch, da die Feuchtigkeit durchaus noch sehr präsent ist: der Tee riecht zunächst nach Keller und schmeckt nach Arsch - der initiale Eindruck entspricht einem durchschnittlichen, sehr feucht gelagertem Sheng die in 90% der Fälle total uninteressant sind, wenn man nicht gerade auf den speziellen HK-Storage Charakter steht, den diese alle unweigerlich haben. Dazu kommt noch, dass der Tee nicht mal sonderlich schwer ist - weich ja aber zu Beginn fühlt er sich enttäuschend dünn an. Da Oliver den Tee aber sehr lobt haben wir tapfer durchgehalten und es hat sich gelohnt: wie auch in der Session heute öffnet sich der Tee nach ein paar Aufgüssen und der Kellermuff geht etwas zurück - auf der Geschmacksebene kommt (neben der unausweichlichen Erdigkeit bei feuchten Tees) altes Holz (vor allem Kampfer) sowie eine leichte Mineralität und später eine dezente, zimtige Süße zum Vorschein - nichts für das man seine Schwiegermutter verkaufen würde aber doch mehr als bei einem tot-kompostierten HK-Sheng vermuten würde. Auch die Textur wird etwas interessanter: vollmundig und ölig - zwar noch immer recht leicht aber sehr angenehm. Die große Überraschung bei dem Tee ist aber das Qi: auf Grund der Feuchtigkeit habe ich hier quasi nichts erwartet, ab dem zweiten/dritten Aufguss merkt man aber doch, dass er etwas Energie zu bieten hat und diese baut sich unmerklich immer mehr auf, so dass man sich irgendwann regelrecht teadrunk wiederfindet, ohne darauf vorbereitet zu sein. Da der Tee auch ewig durchhält wurde daraus einer der schönsten Pu-Abende des Besuchs in Kiel - damit hätte keiner von uns gerechnet! Dennoch ist das ein Tee für eine sehr spezielle Nische: man muss den Geschmack ignorieren und Geduld mit dem Tee haben - dann kann er wirklich toll sein. Da er aber ziemlich teuer im Einkauf ist - ein typisches Problem von guten (!!) aged Shengs wird er es vermutlich eher nicht in den Verkauf schaffen, da man schon Tee-Nerd durch und durch sein muss, um für etwas das nicht schmeckt viel Geld auszugeben, haha.

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Am Freitag hieß es: Verspätete Mittagspause im Homeoffice = Teezeit. Ein recht seltenes Ereignis, weil die Homeofficetage in diesem Jahr stark zurück gingen.

Schon vor längerer Zeit wollte ich Chao Daos Jin Jun Mei zum ersten mal aufgießen. @Manfredhatte mir, ebenfalls vor einiger Zeit, einen Versuch mit Laurentana empfohlen. 

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Der Tee riecht wirklich intensiv. Schokoladig, blumig und ein ganz klein wenig holzig. Nach dem Waschen riecht man auch Brotkruste. 

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Im Vordergrund ähnelt dieser Tee einem Oolong. Namentlich der Blumigkeit eines Oriental Beautys ohne die Süße und Frucht. Im Hintergrund sind altbekannte Schwarzteenoten zu vernehmen. Leichter Rohrzucker rück den Tee nach ein paar Aufgüssen in Richtung Gebäck oder trockene Kuchen.

Heute dann noch einmal den Jin Jun Mei, aber mit meinen Standardwasser. 

Es ist jetzt verstärk der Schwarzteeanteil zu schmecken. Die filigraneren Anteile des Tees machen sich in den ersten 5 Aufgüssen rar, kommen dann kurz zum Vorschein und verabschieden sich für immer. Danach wird der Gebäck- oder trockene Kuchen- Eindruck stärker.

Welche der beiden Versionen mir besser gefällt, ist tagesformabhängig. In jedem Fall bin ich neugierig auf Jin Jun Mei geworden. Gedanklich ist der Tee für mich ein Oolong und kein Schwarztee. Bedeutet: Von der Wandlungsfähigkeit, der Art des Aufgießens und der Ausdauer verhält sich der Tee ähnlicher zu Oolongs, welche ich mag, als zu Schwarztees, die ich mag.

Um dazu einen Kontrast zu geben: Vor kurzem habe ich mehrere Tess zum Probieren bei @chenshi-chinatee bestellt. 
Einer davon war der Guyu Tianmuhu Black. Der hat mir auch gefallen, ist aber weniger wandlungsfähig und ausdauernd. Dafür bekam ich mehr gleichartige Aufgüsse heraus. Der Tee erinnerte mich etwas an den Zealong Black. Also ein etwas untypischer Schwarztee.

Da ich gerade dabei bin, noch drei Tees aus der Bestellung in Kurzform.

Jade Chilai Shan Spring 2022: Ein Taiwanoolong, der für meine Erfahrungswelt für Taiwan untypisch in die würzige Richtung ging. Mir jedoch vor allem verdeutlichte, wie wenig Taiwanoolongs in den letzten Jahren aus der Tüte in den Gaiwan gewandert sind. Entsprechend eingerostet ist das Vokabular.

Tianmihu Maofeng Quingming: Ein Tee mit dem ich kaum zurecht kam. Das interessante daran ist hauptsächlich, dass mir nicht mal klar ist, was der Tee sein möchte. In der Regel wird einem schon deutlich, in welche Richtung ein Tee geht, es ist nur keine Richtung in die man gehen möchte.  Wie werden Maofengs den üblicher Weise charakterisiert?

Zuletzt eine Kleine Überraschung. Den Tianmuhu Grenn Qingming 2022. Den hatte ich sehr frisch 2022 und kam nur sehr begrenzt damit zurecht. Die letzte Sitzung allerdings, hielt eine Fruchtnote bereit. Deshalb wollte ich den Tee nochmal erkunden und siehe da, fast durchgehend war etwas Frucht dabei.(Die Bilder sind von unterschiedlichen Tagen)

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@real_G: Hattest du Gelegenheit den rareness 5 aus 2019 zu kosten? 

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vor 21 Stunden schrieb Getsome:

Hattest du Gelegenheit den rareness 5 aus 2019 zu kosten? 

@Getsome Das Privileg, diesen legendären 'Groß-Tee' zu verkosten, blieb mir leider bislang verwehrt... Fragst Du aus einem bestimmten Grund? Siehst Du Parallelen zwischen diesem 2020er und dem 2019er? Ich hatte bislang den Rare6 2020, Rare5 2021 und Rare5 2022 (Gaogan), sowie eine Session mit dem 2022 Rare5 (Gushu).

 

Liming Tea King 2004    puerh sk

Nach einem ereignisreichen Arbeitstag auf der Bundesgartenschau in Mannheim kam ich völlig ausgetrocknet nach Hause und freute mich eigentlich schon den ganzen Tag auf Tee, wusste aber nicht, was es werden wird. Normalerweise vergeht kein Morgen ohne eine ausgiebige Tee-Sitzung, aber heute früh war das nicht drin. Also kam ich heim, warf sofort den Tetsubin-Herd an und eilte zum Pumidor. In einer fast fremdgesteuerten Bewegung griff ich zu dem Päckchen, in dem noch ca. 5,5 Gramm des Liming Tea King schlummerten. Ja, und der wurde es auch. Und insgesamt war es die vollkommenste Session, die ich mit diesem hervorragenden Tee haben durfte.

Ohne allzu sehr ins Detail zu gehen: Ein verführerisch waldiger Duft vom trockenen Blatt, mit klarer Fermentations-Note, fast kompostiert... viel stalliges Leder, verdreckte Rosinen... Das nasse Blatt harziger und sehr tief, frischer Waldduft mit einem Hauch von Speck, würzige Holzigkeit, ein Weltladen... später kommt Schokolade mit Heu. Traumhaft!

Im Geschmack eine pure Reinheit, klare und transparente Holzsüße von Anfang an (die sich entwickelnde Süße wird im Verlauf mehr und mehr...), Scheune, Leder, speckige Rosinen. Schon beim bloßen Anblick beim Eingießen in das Schälchen erkennt man die Konzentration des Tees, vollendet in Fülle und Textur, mit einer feinen Bitterkeit und Herbheit. Es kommen dann harzig-frische, fast zitrusartige Noten dazu, die an den Seiten tanzen und die Komplexität erhöhen. Karamell tief innen, irgendwo die Schokolade, ätherisch-minzige Frische im Atem... unendlich süß (ohne zu viel zu sein) und unendlich ergiebig. 

Die Energie, belebend, erstrahlt im Gesicht und insgesamt hat sie etwas sehr 'Reinigendes'.

Ich bin sehr froh, dass diese letzte Session so besonders gut kam... und das Kännchen scheint für Tees mit einem gewissen Alter sehr gut geeignet zu sein; das muss ich weiter beobachten.

 

Allerbeste Grüße!

 

ps: @doumer der 1996er liest sich wirklich interessant, sehr speziell... und auch eine interessante Kännchen-Wahl hast Du getroffen, wenn ich mich nicht täusche, war das das unglaublich dünne, reichlich patinierte Zhuni. 

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Bearbeitet von real_G
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Song Zhen 松针

Einen Tee, den wir von einer Bekannten aus China mitgebracht bekommen haben.

Ein schönes Grün und toll gerollte Blätter!

Zum Aufgießen hab ich Wasser mit 7 TDS genommen und wurde auch nicht enttäuscht.

Wie gewöhnlich werden meine Newcomer im Porzellan probiert.

Der Tee ließ sich ohne Probleme aufgießen und die Übergänge der einzelnen Aufgüsse waren minimal und fließend. Nicht immer gelingt mir das bei neuen Tees.

Schon früh war das gesammelte Aroma im Deckel voll von grasigen Aromen.

Der Geschmack war leicht nussig, butterweich und eine tiefe Süße kam im Retronasalraum heraus. Das kennt man sonst eher häufiger von japanischen Tees. Der grasige Geschmack verfeinerte sich immer weiter und erinnert and trockene Wiesen und spätsommerliche Felder.

Was mich an diesem Tee so fasziniert hat ist der unglaubliche Nachgeschmack und die allumfassende Fülle an Aromen nach dem die Tasse getrunken wurde. Sie erinnert dann herrlich an entfernte Blumenwiesen und gibt einen tollen Abgang zu den sonst so nussigen und grasigen Noten. Solche Tees mit Tiefe haben Charakter, wie ich finde.

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Bearbeitet von Ygdrasil
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vor 18 Stunden schrieb real_G:

@doumer der 1996er liest sich wirklich interessant, sehr speziell... und auch eine interessante Kännchen-Wahl hast Du getroffen, wenn ich mich nicht täusche, war das das unglaublich dünne, reichlich patinierte Zhuni. 

Genau, ist das Kännchen von Chen Tu Gen: https://puerh.blog/teaware/huang-long-shan-zhuni-yixing-and-buncheong-gaiwan

Und ja, definitiv ein spezieller Tee 😁

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Jingmai Gulan 2022     farmer leaf

Netterweise waren zwei Jingmai Gulan Pröbchen bei meiner bislang einzigen Bestellung bei farmer leaf dabei. Und zwar zwei Mal in Form von kleinen Täfelchen. Über die erste Verkostung hatte ich bereis berichtet und hier noch ergänzende Eindrücke von der zweiten Sitzung, die am heutigen verregneten Morgen stattfand. Und da ich mittlerweile weiß, dass der Gulan ein absoluter Standard von @Anima_Templi ist, war ich gespannt, ob mir der Tee heute wieder so zusagt wie beim ersten Mal.

Und ja, das war auch so, obwohl mir einiges doch anders vorkam. Da ist ein oxidierter Charakter dabei, was sich auch in der ziemlich dunklen Aufgussfarbe widerspiegelt; trotzdem ist der Gulan eindeutig als junger Tee zu erkennen. Es kommt etwas Energie auf, ziemlich angenehm und anspruchslos, irgendwie genau das Richtige am ersten Ferientag. 

Drachenfrucht, Guave, Grapefruit, auch eine nicht näher bestimmte Gemüse-Note ist dabei, mit einem in die Richtung Honig gehenden Nachklang.

Das besonderste Merkmal für mich heute war die florale Bitterkeit, die teilweise doch recht deutlich zum Tragen kam. Ich habe das Täfelchen nicht gewogen, aber um die 6-7 Gramm werden es schon gewesen sein - und das bei effelktiv ca. 80-85ml getrunkenem Tee pro Aufguss - also keine allzu hohe Dosierung. Diese Art der Bitterkeit habe ich sehr selten, im Augenblick kann ich mich sogar an überhaupt keinen Tee erinnern, der die floralen Aspekte auf dieser Ebene präsentiert. Das ist recht außergewöhnlich und hat mir auch gut gefallen. Die Bitterkeit hinterlässt ab und zu, vor allem bei längeren Ziehzeiten, ein Gefühl von Nelke im Mund.

Interessant ist auch, und das ist schon seit bald zwei Wochen so, dass ich scheinbar mit immer kühlerem Wasser aufgieße. Das war schon beim Teetreffen im Juni und in den folgenden Tagen ein Thema, aber es ist zur Zeit insofern anders als dass mir selbst die kühleren Temperaturen von ungefähr 85 Grad schon sehr heiß vorkommen... Merkwürdig!

Auf den Bildern ist das nicht wirklich craquelée-freudige Craquelée-Kännchen von Jiri zu sehen. Eine gefühlte Ewigkeit war ich auf der Suche nach einem Stingray skin Kännchen von Jiri und als es dann kam und ich es sogleich oft im Einsatz hatte, da wollte es einfach nicht recht krakelieren... haha, ich finde das Klasse!

Herzliche Grüße!

 

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